Fate/Defragment von Erenya ================================================================================ Kapitel 25: Zwei Hünen, Kekse und parfümiertes Briefpapier ---------------------------------------------------------- Dass es Lancer und Archer nicht gefiel, Berserker hier am Tisch sitzen zu haben, konnte ich deutlich erkennen. Ihre Blicke waren misstrauisch und irgendwie boten wir ja schon ein absurdes Bild. Vor jedem von uns stand eine dampfende Tasse Kakao, den ich gemacht hatte. Mit echter Schokolade, Sahne, Schokopulver und Zimt. Absolut lecker und vollkommen Herz erwärmend, wenn man einen verstörten Berserker am Tisch sitzen hatte. Doch heiße Schoki war nicht das, was diesen Anblick absurd wirken ließ. Sondern die Hand, die auf dem Tuch, in der Mitte des Tisches platziert war. „Du hast Nerven einfach so her zu kommen. Was willst du von unserem Master?“, fragte Lancer, wobei der bedrohliche Unterton in seiner Stimme lächerlich bis albern wirkte. Immerhin saß er hier, hielt die Tasse Kakao in der Hand und wirkte dadurch alles andere als bedrohlich. Berserker hob seinen linken Finger und schob die Hand mit den Befehlszaubern näher in unsere Richtung. Ohne ein Wort, ohne mich anzusehen. Immer noch wie ein Häufchen Elend, dass nicht wusste wohin mit sich. Schlimmer war nur, dass er sich nicht traute mir in die Augen zu sehen, egal was ich auch versuchte und ich hatte wirklich viel versucht. Mich zu ihm runter gebeugt, plötzliche Geräusche von mir gegeben... alles erfolglos. Es deprimierte mich. „Immerhin zeigst du Reue für den Verrat an deinen Master“, erklärte Lancer schließlich und kaum dass er das getan hatte, schien Berserker ein wenig mehr in sich zusammen zu fallen. „LANCER!“, warf ich sofort harsch ein und bedachte Lancer mit einem wütenden Blick. Dieser verschränkte aber die Arme und nickte zu der Hand. „Willst du etwa abstreiten, dass er seinem Master die Hand abgeschnitten hat? Das ist ein Verrat der seines gleichen sucht und den kein Servant seinem Master gegenüber begehen sollte.“ Ich sah auf die Hand, doch alles was ich sah, war ein Befehlszauber der fehlte. Ein Befehl den Berserker gegen seinen Willen ausführen musste. Ich sah diese Hand nicht als Zeichen seines Verrates, sondern als einen Hilferuf. „Ich denke Berserker sollte sich Erenya erklären. Ihr allein, ohne uns.“ Cassy erhob sich und schien in keinster Weise beunruhigt zu sein. Lancer hingegen hätte mit seinen Blicken wieder töten können. Cassy, die uns einfach alleine lassen wollte. Archer hingegen schien, wenn auch widerwillig, dem Beispiel seiner Schwester zu folgen und erhob sich. „Du willst sie wirklich alleine mit diesem Berserker lassen? Wer weiß was er tut.“ Cassys Blick wurde ernst. Sie schien es nicht zu mögen, wenn man ihren Worten keine Folge leistete. Sie hob ihre Hand und ich konnte deutlich sehen, wie unter Lancer etwas aufglühte. Das war nicht gut. „Schon gut, schon gut!“, erklärte Lancer und erhob sich. Scheinbar hatte er keine Lust von Cassy gebondaged zu werden. Das konnte ich nachvollziehen. Ich wäre auch nicht scharf darauf gewesen. Ich wartete, bis die drei das Wohnzimmer verlassen hatten und wandte mich schließlich zu Berserker. Er saß da, schweigend, immer noch auf seine Tasse starrend. „Erzählst du mir, was passiert ist?“, fing ich an. Irgendwie war es mir schwer gefallen zu fragen, denn ich wusste nicht, wo der richtige Anfang war. Berserker schwieg aber, was dieses Gespräch doch schwieriger gestaltete als ich wollte. Doch vielleicht musste er auch erst seine Gedanken ordnen. Die Zeit sollte er bekommen. Ich nahm meine Tasse, hob sie an und trank einen Schluck. Doch dabei behielt ich Berserker im Blick, beobachtete jede Regung, jede Änderung, so als hoffte ich, dass ich auf diese Weise mehr erfuhr. „Arminius“, nuschelte er schließlich und ich setzte die Tasse ab. Überrascht. „Wie bitte?“, fragte ich und sah Berserker an. „Mein Name ist Arminius.“ Ich war sprachlos und blinzelte ein paar Mal um zu verstehen, was Berserker mir da gerade offenbart hatte. Und vor allem, wie viel Macht er mir diesem Wissen gab. Wobei, wahrscheinlich hatte er mir diese Macht schon Stunden zuvor zu Füßen gelegt. „Okay. Es freut mich dich kennenzulernen, Arminius.“ Ich lächelte ihn sanft an und neigte meinen Kopf um ihn etwas in die Augen sehen zu können. Ich fragte mich, ob ich noch einmal versuchen sollte herauszufinden, was passiert war. Ich wollte ihn aber auch nicht bedrängen. „Magst du mir erzählen was passiert ist?“, fragte ich schließlich. „Mein Mas-“ er stockte als er von seinem Master sprechen wollte und schien seine Worte erneut zu überdenken. „Sanada hat mich gezwungen mit ihrem ersten Befehlszauber. Sie verlangte von mir alles zu tun was sie wollte, wenn wir gegen Ruler kämpfen. Ich musste Ruler... besiegen“, erklärte er und klang dabei mehr als geknickt. Es war klar, dass ihm das schon nicht bei unserem Date geschmeckt hatte. Deswegen hatte er geschwiegen. Ein Schweigen konnte manchmal mehr als tausend Worte sagen. „Also ist Ruler wirklich-“, setzte ich an und Berserker nickte. Er hob seinen Kopf und sah mich nun an. Ernst, entschlossen und verzweifelt. „Sanada wäre stolz auf diese Tat, aber sie muss gerichtet werden. Deswegen, bringe ich dir meine Befehlszauber. Ruler kann nicht mehr über meine Taten richten, deswegen, meine Dame, tue du dies. Sprich dein Urteil fair und gerecht über mich.“ Ich konnte spüren, dass er es ernst meinte. Und doch fiel es mir schwer zu glauben was ich hörte. Ich hatte wahrscheinlich das wenigste an Autorität um so etwas entscheiden zu dürfen, doch es schien Berserkers Wunsch zu sein, für seine Taten zu sühnen. Eher würde die Qual, die Selbstgeiselung die er sich seelisch antat, wohl nicht von seinen Schultern fallen. Ich sah Berserker an und überlegte, was ich tun konnte. Keinesfalls wollte ich seine Ehre verletzen indem ich auf eine Strafe verzichtete. Doch gleichzeitig fand ich nicht, dass er eine Strafe verdient hatte. Sein Verrat war ein Hilfeschrei gewesen, den er wahrscheinlich niemals äußern würde, wenn Sanada ihn seelisch nicht so gequält hätte. „Ich muss ehrlich sein, Berserker. Ich weiß nicht warum ich dich richten sollte. Klar, du hast deinen Master verraten, aber in Anbetracht dessen, was dein Master dir angetan hat, sehe ich es nicht einmal als Verrat. Noch dazu, bin ich der festen Überzeugung, dass dir Ruler deine Tat nicht nachgetragen hätte. Im Gegenteil. Sie hätte jederzeit die Möglichkeit gehabt, dich mit einem ihrer Befehlszauber zu befehligen. Aber sie hat es nicht getan. Irgendwas war also zwischen Sanada und Ruler. Du bist lediglich dazwischen geraten.“ Ich sah ihn an, sein Blick wurde aber nicht sorgloser, nicht weicher. Die Scham war immer noch da. Doch wie sollte ich ihn richten? Ich dachte nach und und seufzte schließlich. „Ich verpflichte dich dazu, mein Servant zu werden. Du bist nicht mein einziger Servant, wie du sicher weißt. Aber ich erwarte von dir, dass du mit den anderen auskommst und nicht nur auf mein Wort hörst, sondern auch auf das von Caster. Ihre Befehle haben für dich wie meine Befehle zu sein. Außer, es geraten Zivilisten in Gefahr. Außerdem verbiete ich dir deiner Natur als Berserker zu folgen und ohne Sinn und Verstand zu kämpfen.“ Ich wusste nicht in wie weit man das als Strafe sehen konnte, oder ob es für einen Berserker überhaupt möglich war die Kontrolle zu behalten, ohne dass man einen Befehlszauber verwenden musste. „Ist das wirklich... meine Strafe?“, fragte Berserker und schien etwas ungläubig. Ich grinste breit und nickte. „Glaub mir, mein Servant zu sein ist die schlimmste Strafe überhaupt. Frag Lancer. Der würde sagen, dass ich unvorsichtig bin, verrückte Pläne mache und absolut keinen Sinn für Selbsterhaltung habe.“ Er schien unschlüssig zu sein, ob er mir wirklich glauben sollte. Und doch forderte er nicht mehr. Es reichte voll und ganz. „Dann ist das ja entschieden. Ich hol mal Cassy, wir müssen die Befehlszauber irgendwie auf mich übertragen. Ach ja... wenn du dich draußen aufhältst, verrat niemanden, dass ich noch lebe.“ Ich lächelte Berserker an und erhob mich nun meinerseits von meinem Platz. Ich griff vorsichtig nach dem Tuch das unter der Hand lag und schlug dieses zu. Ich wollte unter keinen Umständen dieses kalte Händchen halten. Zumindest nicht direkt.   Ich sah Cassy zweifelnd an, die die Hand von Sanada hielt. Klar und deutlich konnte ich einen türkisfarbenen Strom erkennen, der die Hand und sie miteinander verband. Sie hatte mir das Vorgehen erklärt. Sie würden ihr Mana mit der Hand verbinden und so schließlich dafür sorgen, dass ich die Befehlszauber erhielt. Denn es musste einen Manastrom geben, irgendwie. Schließlich bestanden die Zauber aus kristallisierter Magie. „Und keiner wird es merken? Ich meine spüren, dass hier gerade deine Magie wirkt?“, fragte ich Cassy unsicher, die förmlich gespielt die Unterlippe schmollend vorschob. „Master, vertraust du mir nicht? Es wird niemand merken. Eine Übertragung von Befehlszauber wird in der Regel nie wahrgenommen.“ Ich war nicht überzeugt so gar nicht. Aber nur weil ich fürchtete, dass all das, was wir getan hatten, von einem Moment vollkommen zerstört wurde. Cassy schien das zu spüren und der schmollende Ausdruck in ihrem Gesicht schwand. „Keine Sorge, niemand wird erfahren, dass du noch lebst.“ Sie hielt mit die Hand entgegen zum Zeichen, dass sie nun mit dieser verbunden war und die Befehlszauber übertragen konnte. Ich war unschlüssig, entschied mich aber, Cassy zu vertrauen. Noch etwas zögernd nahm ich die Hand in meine und spürte die Wärme, so als würde sie direkt an einem Menschen hängen. So als lebte sie noch. War dies durch Cassys Mana? Es fühlte sich nicht unangenehm an und doch war es befremdlich. Ich spürte diese Wärme durch meinen Körper fließen, sah die Befehlszauber aufleuchten und langsam verschwinden. Auch wenn sie auf meiner Hand nicht auftauchten, spürte ich klar und deutlich wie sie sich auf meine Brust brannten, da wo auch die anderen Befehlszauber waren. Es schmerzte kurz und doch war dieser Schmerz prägnanter als zu dem Moment, an dem mir Skamandrios seine Befehlszauber übertragen hatte. Fast so, als wussten die Befehlszauber, dass ihr Besitzer sie nicht freiwillig übertrug. Und doch, für Berserker musste ich diesen Schmerz ertragen. Ich konnte einfach nicht zulassen, dass er weiterhin in Sanadas Fängen blieb. Der Schmerz ließ erst nach, als die Zauber vollkommen auf mich übertragen waren. Sie waren vollkommen verschwunden von der Hand, die Cassy fallen ließ wie ein ein schimmeliges Stück Fleisch. Für sie hatte Sanadas Hand wahrscheinlich ausgedient, doch ich konnte nicht anders als mehr in ihr zu sehen. Ich empfand Mitleid mit Sanada und fragte mich kurz, ob sie das wirklich verdient hatte. Was wusste ich schon über sie oder ihren Konflikt mit Ruler? Nicht einmal Berserker hatte mir dazu genauere Auskünfte geben können.   In der restlichen Nacht schlief ich nicht gut. Berserker hatte sich vor meine Tür platziert, fast so als fürchtete er, dass ich ihm just in dieser Nacht entgleiten konnte. Vielleicht hatte aber auch Cassy ihm befohlen Wache zu halten. Irgendwie schätzte ich sie so ein, dass sie Berserker in dieser Rolle sah. Ich tat es ja selbst. Als Leibwächter war er wirklich eine gute Ergänzung. Und nicht nur das. Irgendwie beruhigte es mich, Berserker bei mir zu haben. Vielleicht lag das auch daran, dass ich mir dann weniger Sorgen darum machen musste, was Sanada ihm noch befahl. 'Master, du bist so unruhig. Stimmt etwas nicht?' Ich hörte klar und deutlich Lancers Stimme in meinem Kopf. Er schien besorgt und ich fragte mich, woher er wusste, wie ich mich gerade fühlte. 'Nein, nein... Alles in Ordnung. Ich... bin nur etwas aufgeregt. Ist Recht viel passiert.' 'Ich hatte schon Sorge, dass dir Berserkers Anwesenheit den Schlaf raubt.' Ich hob eine Augenbraue und fragte mich, wie er das meinte und was er wohl von mir dachte. Vielleicht traute er Berserker aber nur nicht. 'Nein, der steht brav vor der Tür. Eifersüchtig?', fragte ich scherzend und konnte mir ein Grinsen nicht verkneifen. Ich mochte es irgendwie Lancer zu necken. Er schien das nicht einmal zu merken, dass ich ihn liebevoll disste. 'Wohl kaum, Master. Ich traue Berserker nur nicht. Wenn er seinen Master verraten konnte, fehlt sicher nicht viel, dass er dich verrät. Vergiss nicht, dass dieser Gralskrieg kaum Regeln kennt.' Als ob seine Worte mir Angst gemacht hätten, zog ich die Decke höher, so dass ich fast in ihr verschwand. 'Lancer... Ich glaube nicht das Berserker so einer ist. Gib ihm einen kleinen Vertrauensvorschuss. Und hör auf mir Gruselgeschichten zu erzählen, wenn ich sowieso schon nicht schlafen kann', murrte ich und hörte ein Seufzen. Lancers Seufzen. Das hätte er nun nicht unbedingt mit übertragen müssen. 'Hat mein Master etwa Angst vor Gruselmärchen? Ich kenne da ein paar.' Dieser Sadist. Dieser dumme, blöde Sadist! Ich wusste das er scherzte und genauso ahnte ich, dass er wohl wirklich die ein oder andere Gruselgeschichte kannte. Wie gut, dass ich Horrorfilme liebte. Gruselgeschichte waren aber wieder ein ganz anderes Thema. Irgendwie war mein Kopfkino immer schlimmer als das Bilderkino. 'Erzähl mir lieber eine Gute. Oder sing mir ein Schlaflied.' Ich hörte ihn lachen. Leise, aber er lachte. 'Glaub mir, Master, mich willst du nicht singen hören.' Das glaubte ich ihm irgendwie aufs Wort und doch musste ich grinsen. Denn ich wollte nun doch wissen, wie seine Gesangsstimme klang. 'Also erzählst du mir eine Gute Nacht Geschichte?' Ich lauschte, doch Lancer schwieg. Fast so als überlegte er oder wollte dieses Gespräch nicht mehr fortführen. Und gerade als ich nicht mehr damit rechnete, fing Lancer an zu erzählen. 'Es war einmal, ein junger Mann. Geboren in eine einfache Familie, hatte er einen Wunsch. Er wollte ein Samurai werden.' Ich schloss die Augen und lauschte Lancers Stimme. Sie war sanft, ruhig und ließ mich die Sorgen vergessen, die ich zuvor noch hatte.   **~~**   Ungefähr zwei Tage waren vergangen und ich kann euch sagen, dass Tod sein echt langweilig ist. Ich verließ das Haus nicht. Nicht weil ich nicht wollte, sondern weil meine Servants mich nicht liesen. Besonders Lancer hielt mir immer wieder meinen letzten Ausflug vor und das war alles andere als schön. Ich war daher froh, dass Waver und Rider zu Besuch kamen. Gemeinsam saßen wir am Tisch, wobei Waver mich fragend ansah. Vermutlich wegen Berserker, der zurückhaltend und wohlerzogen seinen Keks aß, während Rider sie sich förmlich reinschaufelte. Beide saßen nebeneinander und hatten gerade einmal ihre hünenhafte Größe gemeinsam. Rider schien die Kekse einfach in Massen zu genießen, während Berserker jeden Bissen für sich genoss. „Was... macht Berserker hier?“, fragte Waver schließlich und zuckte zusammen, als Berserker ernst aufsah. Ja, so hatte ich bei Sanada wohl auch reagiert. „Öhm... Er ist... sozusagen mein Servant“, äußerte ich stockend, dabei jedes Wort wohl überlegend. Wavers Augen weiteten sich. Erstaunt, erschrocken und überrascht. „War die Botschaft an die Master etwa ernst gemeint? Ich meine, dass du ihnen die Servants stiehlst wenn sie diese nicht gut behandeln?“ Ich nickte und sah zu Berserker. Unsere Blicke trafen sich kurz, bevor er wieder wegsah und schweigend an seinem Keks knabberte. „Berserker musste ich nicht stehlen. Er kam freiwillig zu mir.“ Ich nahm mir nun selbst einen Keks und aß diesen. Sie waren mir wirklich gut gelungen, auch wenn ich vor lauter Langeweile wohl zu viel gemacht hatte. „Bursche, du wolltest ihr die Neuigkeiten erzählen“, erinnerte Rider und hob seine Tasse an um die Kekse endgültig in seinen Magen zu spülen. „Richtig. Es hat sich herum gesprochen, dass Ruler tot ist. Alle wissen wohl, wer es war“, erklärte er und sah dabei zu Berserker. „Der Gral hat bereits einen neuen Ruler beschworen.“ „Ein neuer Ruler?“, fragte Cassy und schien misstrauisch, wenn nicht sogar etwas überrascht. „Ja. Aurelia schien das erwartet zu haben. Sie fragte sogar, in einem belustigten Unterton, wer es wohl dieses Mal sei.“ Ich wandte meinen Blick zu Lancer und er schien genau dasselbe zu denken wie ich. Aurelia war eine gefährliche Frau. Sie wusste schon wieder mehr als sie zugab. Und nur zu gerne hätte ich gewusst was es war. Ich fühlte mich durch diese Unwissenheit im Nachteil und das gefiel mir gar nicht. Genauso wenig schien es Cassy zu gefallen, dass sie nicht wusste, wer Ruler war. „Und wie sieht es mit Erenyas Ableben aus? Glaubt man es?“, fragte schließlich Archer, den ein neuer Ruler nicht zu interessieren schien. Und ja, auch ich musste gestehen, dass mich diese Frage interessierte. „Oh und wie das geklappt hat. Der rote Lancer hat mich aufgesucht und nur dank Aurelia und dessen Master ist er wieder abgezogen. Er schien gar nicht erfreut darüber zu sein, dass Rider dich ohne seine Genehmigung angefasst und dann auch noch getötet hat. Aurelia selbst schien die Lüge auch zu glauben. Noch dazu besuchte mich Assassin und bat mich, ihm das Handy zu geben, welches du mir gegeben hattest.“ Ich wusste nicht Recht ob ich dies nun als einen kleinen Sieg feiern konnte. Denn Waver wirkte ernst, fast so, als hätte er noch nicht alles gesagt. „Saber hingegen...“, setzte Waver an und wurde ernster. „... verhielt sich seltsam. Er machte zwar deutlich, dass es dumm war, mich mit dir anzulegen, nachdem du diese Botschaft gebracht hast, allerdings schien er nicht zu glauben, dass du wirklich ernst machen könntest. Er meinte, dass wohl mehr hinter deiner Botschaft lag, als nur eine Herausforderung beider Fraktionen. Ich weiß nicht wie er es meinte, er wollte auch nicht näher darauf eingehen, aber vielleicht hat er uns durchschaut.“ Ich biss mir leicht auf die Unterlippe und dachte nach. Das wir nicht alle täuschen konnte, hätte mir klar sein müssen, wenn aber ein Servant uns durchschaut hatte und das seinem Master mitteilte... ich wollte es mir gar nicht ausmalen. „Du musst dir aber keine Sorgen um Saber machen. Er schien noch nicht zu ahnen, was deine Nachricht für einen Zweck hatte. Vielleicht hofft er einfach nur, dass deine Taten nicht nur aus Verzweiflung heraus kamen. Die alte Dame sprach davon, dass Angst ein schlechter Berater ist und dein Sieg über Uehara dich vielleicht sogar wahnsinnig machte“, erklärte Rider so als bemerkte er, dass ich mir gerade Sorgen machte. Ich wusste nicht ob ich froh sein sollte oder beleidigt, dass mich Aurelia wirklich so einschätzte. Aber immerhin war ich nun offiziell tot. „Da fällt mir ein. Ich habe, wie Caster es wünschte, den Briefkasten am Anwesen geleert. Abgesehen von einigen Rechnungen war noch das hier dabei.“ Waver legte in die Mitte einen Briefumschlag. Er war verziert, hatte keinen Poststempel und trug meinen Namen. Erenya Tailor. Ohne zögern sah ich zu meinen Servants. Lancers Blick war ernst. Fast schon alarmiert. Archer aber schien neugierig zu sein. Cassy war interessiert, genauso wie ich. Und Berserker nun... sein Ausdruck war der Undeutbarste. Aufmerksam aber nicht misstrauisch. Er schien den Brief mehr zu analyisieren wie wir anderen. Da keiner meiner Servants nach dem Brief griff, tat ich es selbst. Das Briefpapier war Rau und an der untersten, linken Ecke fühlte es sich an, als wäre etwas eingeprägt worden. Leider war es nicht geprägt genug, so dass ich nicht spürte, was für ein Motiv es war. Vielleicht ein Buchstabe... oder eine Blume? Ich wusste es nicht, öffnete aber vorsichtig den Brief. Kaum das ich ihn öffnete, schlug mir ein blumiger Duft entgegen. Parfümiertes Briefpapier. Da hatte sich jemand wirklich Mühe gegeben. Ich zog das Briefpapier hervor. Es war säuberlich gefalten. Wahrscheinlich sehr bedacht und sehr exakt. Der Schreiber war sorgsam mit dem Papier gewesen wahrscheinlich wohl bedacht. Ich entfaltete das Papier und erkannte eine feine, klare Handschrift. Nicht so wie die Schreiben meiner Kunden, die zu gerne kariertes Papier schickten, dass gescannt einfach nur Mist war und die Schrift unleserlich machte. Nein, hier steckte viel Mühe drin, und der Gedanke, dass ich es lesen musste.   Sehr geehrte Erenya, Ihr habt viel Mühen auf euch genommen. Sicher habt ihr ein paar Fragen, die vollkommen selbstverständlich sind, wenn man nicht mehr unter den Lebenden weilt. Ich wäre erfreut euch bei einer Tasse Tee kennenzulernen und mit euch zu sprechen. Selbstverständlich sind eure Servants ebenfalls eingeladen. Das Café das ich im Sinn habe, habe ich bei einer meiner Streifzüge entdeckt. Es liegt abgelegen und ich garantiere euch, dass diese Einladung kein Eingriff in euren Plan für den Krieg darstellt. Ich erwarte euch morgen Nachmittag im Cafè Honor an der Ecke zur Sakamoto-Line. Ruler XX.XX.20XX   Ich schluckte schwer, als ich die Nachricht las. Noch ein wenig unschlüssig, reichte ich den Brief an Cassy, die ihn sofort untersuchte. Ich konnte sehen, dass es in ihrem Kopf arbeitete. „Der neue Ruler hat es aber eilig... wobei mir mehr Sorgen bereitet, woher er weiß, dass Master noch lebt. Ich kann mir vorstellen, dass diese Einladung dazu dient, um Berserker aus dem Weg zu schaffen. Immerhin hat er Hatschepsut ausgeschaltet.“ Böse blitzte ich Cassy an, die so unbedacht diese Worte in Berserkers Gegenwart aussprach, der sofort bedröppelt auf seine Tasse sah. Seine Tat schien ihn immer noch zu quälen und doch, konnte ich nicht anders als Cassy Recht zu geben. Wenn ein Polizist erschossen wurde, schworen meist die anderen auch Rache. Warum sollte dasselbe nicht auch für Ruler gelten? „Das bringt uns in eine schwierige Lage. Dieser Einladung zu folgen könnte Berserkers Todesurteil sein... Nicht zu gehen könnte als feindlicher Akt gegen Ruler gelten. Das würde uns in dieselbe Lage bringen wie Sanada“, erklärte Lancer und verschränkte die Arme. Sein Blick galt scheltend Berserker, so als machte er ihm stumme Vorwürfe dafür, dass wir nun in dieser Situation waren. „Wir sollten das wirklich gut abwägen. Master, was willst du?“, fragte Cassy und reichte mir den Brief. Ich konnte ihre Bedenken verstehen. Und das obwohl ich so vieles nicht verstand. Wie zum Beispiel, woher Ruler wusste, dass ich noch lebte? Oder wo ich genau lebte? Oder dass ich seinen Brief erhalten würde? Pünktlich. Denn das Datum wies auf den heutigen Tag. „Cassy, hast du Ruler kommen spüren?“, fragte ich vorsichtig, doch Cassy schüttelte mit dem Kopf. Ruler war es irgendwie gelungen bei uns einzudringen, ohne das wir es bemerkt hatten. „Wir werden uns mit Ruler treffen. Und wir werden ihm oder ihr klar machen, dass wir Berserker nicht für seine Taten verurteilen und er bereits mit mir gestraft genug ist. Desweiteren will ich mich nicht unbedingt mit einem Ruler anlegen. Am Ende eröffnet er die Jagd auf mich und verspricht anderen Mastern Befehlszauber. Berserker, du und ich, wir werden zu diesem Treffen gehen. Archer und Lancer werden hier auf Abruf bereit stehen. Cassy, ich bitte dich wieder einmal, mit deiner Gabe mich und Berserker im Blick zu behalten.“ Hosted by Animexx e.V. 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