Fate/Defragment von Erenya ================================================================================ Kapitel 24: Eine helfende Hand ------------------------------ Der Kampf hatte lange angedauert. Heldengeister schienen nur wenig Grenzen zu haben, doch schließlich waren die Sieger der jeweiligen Duelle entschieden. Archers Schwert hatte alles Mana, welches ich ihm übertragen hatte verbraucht, so dass es wieder nur ein Bogen war. Doch Archer selbst, war am Ende seiner Kraft. Hektor hingegen schien gut noch die ein oder andere Runde durchstehen zu können, ließ es aber, wissend, dass er seinem Bruder wohl den Gnadenstoss geben würde. Lancer und sein Freund hingegen, schienen sich beide auf ein Unentschieden geeinigt zu haben. Beide hatten sich alles abverlangt, so dass sie schwer atmend voreinander standen, ihre Schwerter immer noch fester umklammert. Einzig Cassy hatte da mehr Erfolg. Vor ihr kniete Rider, sich den Bauch haltend, während sie immer noch in Kampfposition stand. Bereit sich auch weiter zu verteidigen, wenn Rider weiter kämpfen wollte. „Mir scheint, es hat sich entschieden. Prinzessin von Troja, ich ergebe mich... dieses Mal. Ihr habt wie ein echter Mann gekämpft und müsst euch vor denen nicht verbergen. Allerdings würde ich sagen, dass diese Schlacht keinen wahren Sieger hatte. Euer Bruder scheint unterlegen und mein Saber und Lancer scheinen in Kraft und Ausdauer ausgeglichen.“ Kurz nur ließ Cassy ihren Blick zu Archer und Lancer schweifen um zu erkennen, dass Rider recht hatte. „Mir scheint ihr habt Recht, König der Eroberer. Habt ihr erfahren was ihr wolltet?“, fragte sie und schien dabei zu ahnen, dass dieser einen Hintergedanken hatte. „Genug um zu wissen, dass weder der Bursche noch ich uns Sorgen machen müssen. Auch wenn ihr noch einen langen Weg vor euch habt. Selbst zu dritt, würdet ihr wohl niemals gegen meine Armee und mich ankommen.“ Rider schien sich wirklich dessen sicher und nachdem was ich so gesehen hatte, hatte er Recht. Vermutlich hatte keiner von uns eine passende Charakterentwicklung an den Tag gelegt, so dass wir eine Chance auf den Sieg hatten. Doch wohin sollten wir uns entwickeln und in wie weit würde ich einen Einfluss auf die Entwicklung meiner Servants und Gefährten haben? „Master, hier ist das Armband. Du darfst nicht vergessen es anzulegen, bevor wir diese Reality Marble verlassen.“ Cassy hielt mit ein goldenes Armband entgegen, welches ein paar rote, funkelnde Steine eingefasst hatte. Es war das bei weitem unprotzigste Schmuckstück, dass mir Cassy angeboten hatte. Ich nahm ihr das Schmuckstück ab und schob mir den großen, goldenen Ring über meine Hand. Noch war der Zauber nicht aktiv, immerhin befanden wir uns in der Reality Marble von Rider, doch sobald wir sie verließen, würde unser Plan ins Rollen kommen. „Wofür dieser Schmuck?“, fragte Rider interessiert und Cassy lächelte ihn an. „Ich habe es verzaubert. Master wird anders aussehen. So gehen wir sicher, dass niemand sie erkennt.“ „Und was ist mit den Befehlszaubern?“, fragte Waver, misstrauisch, denn immerhin konnten mich die Befehlszauber noch verraten. Jetzt war ich es, die lächelte. Ich legte meine Hand auf meine Brust, konzentrierte mich und ließ es Waver mit eigenen Augen sehen. Die Befehlszauber verschwanden. Ohne Narben, ohne den Beweis, dass sie jemals dort existiert hatten. „Was zum?“, fing er an, hielt aber inne und schien darüber nachzudenken, was passiert war. Er kam darauf und sein Blick haftete sich auf die Stelle, an dere ich meine Hand aufgelegt hatte. „Du hast die Befehlszauber auf ein anderes Körperteil übertragen.“ Ich nickte auf seine Worte. Es war ein Gedanke gewesen, den ich dank der Übertragung von Skamandrios Befehlszauber auf mich bekommen hatte. Noch dazu war es bei Shirou Tokisada Amakusa und Jeanne ja auch möglich gewesen, ihre Befehlszauber woanders verborgen zu tragen. Zu Beginn hatte ich geglaubt, dass es vielleicht an der Menge gelegen hatte, doch ein Stimmchen in meinem Kopf hatte geflüstert, dass ich es auch tun konnte und die Menge irrelevant war. Noch dazu hatte ich schon zwei Befehlszauber mehr als die anderen. Wenn die sich noch einmal in der Menge erhöhten, würde der Platz auf der Hand sowieso rar. „Nun, dann sind alle Einzelheiten geklärt. Wo soll ich euch raus lassen? Ein bestimmtes Zimmer in der Villa oder doch ganz wo anders?“ „Es ist nicht weit. Das würde die Fähigkeiten der Reality Marble wahrscheinlich übersteigern. Hinterm Haus befindet sich ein Wald. In diesem steht eine kleinere Villa. Lass uns einfach im Wald raus. Er ist geschützt von der Magie der Papadopulus, so dass niemand uns dort ausfindig machen kann, wenn mein Master es nicht will.“ „So sei es. Ich freue mich schon auf die nächste Begegnung. Und was den Beweis unseres scheinbaren Triumphes angeht... Bursche, wir werden ihn am besten Aurelia und Saber bringen. Sonst fürchte ich, dass es nicht gut um uns steht, wenn gewisse andere Leute ihn zuerst sehen.“ Ich sah Waver an, der entschlossen nickte. Ausnahmsweise hoffte ich, dass Aurelia sich als eine gute Gefährtin entpuppte. Zumindest für einige Zeit. „Wir werden sehen, wie wir euch auch unterstützen können. Ist als Leiche nur nicht gerade so einfach.“ Ich grinste Waver und Rider an. Beide schienen sofort zu verstehen, was ich meinte. Doch schließlich hob Rider sein Schwert und die Welt um uns herum blitzte kurz hell auf, bevor die sandige Wüste schwand und aus hellichten Tag, eine düstere Nacht im Wald wurde. Rider und Waver hingegen waren nirgends zu sehen, dafür aber meine Servants, die nicht unweit von mir standen. „Es scheint, als wäre der erste Teil deines Planes von Erfolg gekrönt, Master. Komm mit, ich zeige dir das Safe House.“ Cassy reichte mir lächelnd ihre Hand. Ich war verwirrt ob ihrer Geste, bemerkte aber auch, dass es ziemlich dunkel war. Wahrscheinlich wusste Cassy um die Eigenheiten dieses Ortes, weswegen ich ihre Hand nahm und ein kurzes, panisches Fiepen von Archer hörte. „Ist alles okay, Archer?“, fragte ich besorgt. Vielleicht hatte ich doch zuviel von ihm verlangt. Einen Kampf gegen den eigenen Bruder den man liebte und wertschätzte, war eine Grausamkeit, die seines Gleichen suchte. „Alles in Ordnung... Ich... ich könnte dich auch durch den Wald führen.“ Ich spürte, wie Cassys Griff um meiner Hand fester wurde. Fast so als wollte sie klarstellen, dass sie mich nun nicht mehr los lassen würde. Egal was Archer wollte oder nicht. „Weißt du wo das Haus ist, Archer?“, fragte sie stattdessen ruhig und doch sehr deutlich, so dass ihre Stimme fast schon kalt wirkte. Archer schien das zu reichen, denn er sah zu Boden und schwieg. Cassy hingegen lächelte mich sanft an und lief mit mir an ihrer Hand, zielsicher zwischen den Bäumen vorbei. Ich fragte mich, wie sie sich hier orientieren konnte, für mich sah alles gleich aus. Baum, Baum, Baum und noch viel Bäume. Dazwischen waren zwar noch Büsche aber selbst die glichen sich, als hätte ein Zeichner einfach Copy und Paste gemacht. Cassys Griff lockerte sich wieder. Sie fühlte sich wohl sicher, nachdem Archer einfach aufgegeben hatte. Die Luft des Abends war kühl und mir fiel erst jetzt auf, dass wir einige Stunden unterwegs gewesen sein mussten. Ich fragte mich kurz, ob ein paar andere Master und Servants das Anwesen Skamandrios besucht hatten um ein Stück von mir zu bekommen. Hoffentlich bekamen Rider und Waver keinen Ärger. Doch noch mehr hoffte ich, dass man mir mein Ableben abkaufte. Ich ließ mich von Cassy durch den Wald führen, während ich den Gedanken nachhing und gleichzeitig auch meinen Zweifeln. Es schien mir einfach zu gut funktioniert zu haben und doch... Da war noch Assassin und sein Master. Ob sie uns einfach so glaubten? Zählten sie nicht eins und eins zusammen, nachdem sie mich und meine Servants einen Tag zuvor vielleicht nicht gehört hatten? Meine Gedanken drehten sich im Kreis, bis eine Welle der Macht mich durchfuhr. Ich wusste, dass Cassy sie ebenfalls spürte, denn sie blieb stehen und wandte ihren Blick gen Himmel, so als glaubte sie dort etwas von dieser Welle sehen zu können. „Das war...“, hörte ich Lancer der sofort alarmbereit schien. Cassy hingegen nickte nur. „Ruler. Sie scheint wohl eine Auseinandersetzung mit jemanden zu haben.“ Sie klang nicht besorgt als sie das sagte, eher so, als wüsste sie schon wer die Person war, mit der Ruler aneinander geraten war. Wobei ich behaupten würde, dass dies jeder wusste. Dazu musste man keine Seherin sein. „Wir müssen sofort zu Sanada und Berserker“, erklärte ich und machte mir Sorgen. Wenn Berserker wegen Sanada sterben sollte, wäre das einfach nicht fair. Er schien mir bei unserer Verabredung nicht gerade der Typ Servant gewesen zu sein, der mit Begeisterung und Feuereifer dabei war, sich mit Ruler anzulegen. „Master, wir haben nicht die Mühe auf uns genommen dich sterben zu lassen, nur damit du wieder unvorsichtig in die nächste Gefahr stürzt“, mahnte mich Lancer und sah mich ernst an. Ich murrte leise, musste aber einsehen, dass er Recht hatte. Wenn man mich, selbst mit neuem Aussehen, sah, würde man sich fragen woher ich kam. Noch dazu konnte ich meine Servants nicht direkt verbergen oder? „Aber... wir müssen nach Berserker sehen. Ich meine er hat uns immerhin verraten wer der rote Assassin war.“ Ich konnte sehen, dass Lancer die Augen verdrehte. Wahrscheinlich überlegte er schon, wie er mich von diesem Vorhaben abbringen wollte. „Ich gebe Lancer nur ungern Recht, aber... Er hat Recht. Es ist zu gefährlich. Ich gehe, wenn du Sanada und Berserker sicher wissen möchtest.“ Ich schüttelte sofort den Kopf. Ich musste, egal was da los war, es mit eigenen Augen sehen. Die Frage war nur, wie ich meine Servants überzeugen wollte, wenn zwei von drei schon dagegen waren. Hoffnungsvoll sah ich zu Cassy, deren Blick immer noch in die Ferne gerichtet war. Sie wirkte nachdenklich, schien aber unsere Unterhalt nicht mitverfolgt zu haben. „Master, wir sollten in die Schule gehen.“ Ich war erleichtert, dass Cassy „wir“ sagte und nicht „ich“. Denn „wir“ schloss doch auch mich ein, oder? „Caster, wir können Master nicht einfach zu der Schule mitnehmen. Wenn jemand sie sieht, wäre ihr ganzer Plan umsonst.“ Lancer war entsetzt, fast schon aufgebracht. Doch Cassy blieb ruhig, hielt weiterhin meine Hand und lächelte mir zu. „Lass meine Hand nicht los, Master“, flüsterte sie mir zu, und wie von selbst, umklammerte ich ihre Hand und nickte. Wenn Cassy mich mitnahm, konnte es doch nur bedeuten, dass es ungefährlich war, oder? „Archer, du bildest die Vorhut. Du kannst dich wahrscheinlich am unauffälligsten bewegen. Teile uns mit, wenn du andere Servants oder Master siehst. Lancer, du bist die Rückendeckung.“ „Wer hat dich eigentlich zum Anführer gemacht? Warum glaubst du immer zu wissen, was gut für Master ist?“ Cassy sah Lancer unbeeindruckt an. Fast schon kalt. „Weil ich weiß, was gut für Master ist. Deswegen. Oder hast du nur ein Problem damit, dass ich eine Frau bin, Lancer?“ Ihre Worte waren harsch. Wie das Schlagen einer Peitsche. Noch dazu traf sie einen wunden Punkt, der eine von Lancers Schwächen offenbarte. Ihm schien das zu missfallen, doch er schwieg. Scheinbar wusste er, dass er diese Diskussion nicht gewinnen konnte. Ich hingegen war dankbar, denn so konnte ich mir sicher sein, dass ich in den passendsten Momenten eine Hilfe an meiner Seite hatte. Cassy.   Ich war noch nie so durch die Dämmerung geschlichen wie an diesem Tag. Archer führte uns durch die verwinkeltsten und unbelebtesten Straßen der Stadt, so dass ich wirklich dankbar war, dass ich Cassys Hand halten konnte. Gleichzeitig fühlte ich diese Sicherheit in meinem Rücken, weil Lancer hinter uns war und er defintiv niemanden auch nur fünf Meter in meine Nähe lassen würde. Die Schule kam schließlich in unser Sichtfeld, als der Sonnenuntergang ein blutiges Rot an den Himmel zeichnete. Wieder einmal erstrahlte die Schule in ihrer düstersten Gruseligkeit und erinnerte mich einen Moment lang an das Game White Day. Ich konnte nur hoffen, dass ich hier wieder raus fand, wenn ich über die Schwelle trat und einfach nur nach Sanada suchen wollte. Doch als ich über die Schwelle des Eingangs trat schien sich die Atmosphäre zu wandeln. Restfunken von Magie tänzelten durch die Luft und bereiteten mir Unbehagen. Die Temperaturen sanken gefühlt um 10 Grad und alles um mich herum wirkte mit einem Mal so bedrohlich. Ich widerstand dem Drang mich an Cassy zu klammern, griff ihre Hand aber fester und biss mir auf die Unterlippe. „Der Kampf ist noch nicht lange vorbei“, erklärte Archer, als er zu uns kam. Auch wenn er nicht in Kampfposition war, konnte ich spüren, wie angespannte der Grieche war. So als erwartete er, dass jeden Augenblick etwas passieren würde. „Wir sollten zusammen bleiben. Wer weiß wozu der Sieger dieses Kampfes in der Lage ist. Die Welle der Macht hat sicher jeder gespürt, dass wird auch der Gewinner wissen.“ „Mach dir nicht zu viele Sorgen, Lancer. Wie Archer sagte, ist der Kampf noch nicht lange vorbei. Niemand wird so wahnsinnig sein und sofort her eilen. Die Gefahr, dass wir uns irren ist zu groß. Wobei WIR uns nicht irren“, setzte Cassy noch nach, als Lancer sie förmlich mit seinen Blicken erdolchen wollte. Sie schien das zu ignorieren, war sogar fast belustigt, dass er eben so reagierte. „Hey! Kommt mal her!“, rief Archer, der wieder vor gegangen war und mit seinem scharfen Augen die Lage im Blick behalten hatte. „Hast du was gefunden, Archer?“, fragte Lancer und lief an Cassy und mir vorbei. Nicht unweit von uns, nahe den Büschen, die entlang des Sportplatz führten, stand Archer. Sein Blick war in eine Richtung gewandt. Lancer schien zu verstehen, als er vor ihm stand und seinen Blick ebenfalls in diese Richtung wandte. Ihre Mienen blieben ernst. Aber vollkommen emotionslos. „Ist alles in Ordnung? Was ist dort?“, rief ich den beiden zu und löste mich von Cassys Hand um mit eigenen Augen zu sehen, was die beiden sahen. „Master, bleib stehen. Das ist ein Anblick, den ich dir ersparen will“, antwortete Lancer sofort, der meine Bewegung bemerkte. Er konnte mich dank der Entfernung aber nicht daran hindern weiter auf sie zu zu gehen. Er vor ihm blieb ich stehen und sah hinter die Büsche. Mir war schon vorher aufgefallen, dass der Geruch in der Luft ein anderer war. Eisenhaltiger, schärfer. Nun wusste ich warum. Blut. Es war nur schwer zu erkennen und einige Spritzer konnte man nur erahnen. Den Hinweis darauf, bot nur das satte grün der Blätter, auf denen sich braune, getrocknete Spritzer abzeichneten. Ich schritt etwas von dem Gebüsch zurück. Im sandigen Boden waren ebenfalls braune Flecken zu sehen. Sie kamen vom Sportplatz und obwohl ich wissen wollte, wie es da aussah, wehrte sich etwas in mir dagegen, dort hin zu gehen. Und doch trieb mich diese Neugier. Ich muss mehr sehen. Das Gebüsch raschelte, als ich mich durch dieses bewegte. Die Blutspur wurde immer dünner und dünner. Doch ich hielt in meinen Schritten inne, als ich das Schlachtfeld sah. Der Boden war förmlich umgegraben und ich konnte nur noch erahnen, wo die weißen Linien waren, die sich hier eins befunden hatten. Bruchstücke der Erde lagen ragten wie ein Fels aus der Ebene hervor. Äste von naheliegenden Bäumen lagen verstreut und der Zaun, der das Gebiet eigentlich absichern sollte, war verbogen und zerstört. „Hier muss...“, flüsterte ich leise und spürte, wie mir schwer ums Herz wurde. „Hier hat der Kampf tüchtig getobt. Ich würde sogar sagen, einer von beiden ist geflohen. Das erklärt zumindest das Blut, welches wir im Graben gefunden haben. Doch es ist seltsam, dass wir keine Spur von Berserker oder Sanada ausmachen können. Könnte es sein...“ „NEIN!“ Es war wie ein Reflex dem ich erlag, als Lancer das aussprach, was ich nicht einmal zum Scherz denken wollte. Dass Berserker nicht mehr war und Sanadas Taten ihn als Opfer gefordert hatten. „Berserker muss noch leben. Ein Berserker stirbt nicht so leicht. Selbst wenn es Ruler ist. Nicht wahr, Cassy?“ Ich sah sie fragend an, erkannte aber, dass sie lächelte. Sie wusste also wieder mehr und würde es nicht sagen. Das war wohl die unerträglichste Eigenschaft an Cassy als mein Servant. Aber für sie war dieses Wissen, dass nur sie besaß, dass einzige Mittel so etwas wie Kontrolle zu behalten. Ich musste das wohl akzeptieren und darauf vertrauen, dass sie mich mit diesem Wissen nicht verraten, sondern beschützen würde. „Mach dir keine Sorgen. Es wird alles gut. Vertrau mir.“ Es waren genau die Worte, die ich von Cassy erwartet hatte. Und dennoch, es nahm mir nicht die Sorge um Berserker. Sie würde wohl erst vergehen, wenn ich einen Beweis für Berserkers Überleben fand, ihn vielleicht sah oder einfach nur seine Stimme hörte. Zwar fürchtete ich Berserker auch, doch den Tod wegen eines Masters, der sich mit Ruler anlegte, hatte er nicht verdient. „Erenya, komm her! Hier ist etwas!“ Ich sah auf, zu der Stelle, an der Archer stand und mit der Hand winkte, so als fürchtete er, dass ich ihn selbst bei den zehn Metern Entfernung die zwischen uns lagen, übersehen würden. Ich zögerte keine Sekunde, sondern lieb auf Archer zu, der einer Schneise stand, die wie ein von Menschenhand gegrabener Graben wirkte. Kaum dass ich bei ihm war, zeigte Archer in die Schneise und ich erkannte etwas Funkelndes darin. Es leuchtete gold und doch war es nicht vollständig in diesem wertvollen Glanz gehüllt. Doch wichtiger war, dass ich erkannte, was es genau war. Armreifen von Ruler und Stoff von ihrer Kleidung. Beides Blut befleckt. Die Frage war nur, wessen Blut es war. Und warum es nicht mehr an Rulers Körper war. „Das gehörte Ruler... Hat sie es verloren?“ „Es ist bedauerlich, dass Ruler so endete. Manchmal sollte man als Wächter über diesen Krieg alle eigenen Emotionen zurück lassen.“ „Was soll das bedeuten, Caster? Was weißt du über den Kampf der hier statt fand?“, fragte Lancer, dem das ganze doch nicht so kalt ließ. Vor allem weil Cassy mehr wusste als er, Archer und ich. „Das ist nicht so wichtig. Diese Sache ist nichts, worüber sich unser Master sorgen sollte. Sie haben ihr Ende selbst gewählt.“ Sie wirkte vollkommen kalt, so emotionslos. Fast so als spürte sie keinerlei Trauer darüber, dass ein Servant diese Welt verlassen hatte. Und nur das konnten ihre Worte doch nur bedeuten. Ruler war unterlegen und hatte diese Welt verlassen. „Archer... kannst du mir bitte die Armbänder da raus holen?“, fragte ich schließlich und schluckte dabei einen dicken Kloß im Hals runter. „Master, wozu? Wir können dir schönere besorgen“, erklärte Cassy und beobachtete, wie ihr Bruder hinab in die Schneise stieg um mir die Armbänder zu holen. „Ich weiß nicht... vielleicht hoffe ich einfach, dass wir uns irren und Ruler noch lebt. Sie wird die dann wieder haben wollen.“ Es fühlte sich einfach richtig an, als ich das sagte. Ich wollte nicht glauben, dass der vom Gral beschworene Ruler schon tot war. Irgendwie fühlte sich der Krieg so leer an, wenn es niemanden gab, der auf die Regeln achtete. Ob der Gral in so einem Fall einen anderen Ruler beschwor? War das überhaupt jemals vorgekommen, dass ein Ruler vor dem Ende des Krieges ins Gras gebissen hatte? War es seltsam über so etwas nachzudenken, nachdem Ruler mir gedroht hatte? Ich beobachtete wie Archer die Armreifen in ein Tuch packte, welches er bei sich getragen hatte. Vorsichtig, umsichtig und so, dass ich zum einen die Armreifen nicht mehr sah und zum anderen mich nicht beschmutzte. Das Blut war noch nicht getrocknet, dass konnte ich daran erkennen, dass an Archers Händen plötzlich Blut klebte. „Master, wir sollten nun zu unserer Unterkunft. Die anderen werden sicher bald aus ihren Verstecken kriechen und sehen was hier passiert ist.“ Ich nickte auf Lancers Aufforderung. Mehr als dieses Schlachtfeld, gab es wohl nicht mehr zu sehen. Noch dazu würden wir nicht erfahren, was hier passiert war.   Die Armbänder hatte ich abgewaschen und sie lagen nun neben mir auf dem Nachtisch. Ich konnte meine Augen nicht von ihnen nehmen, denn ich fürchtete, dass sie verschwanden, wenn ich nicht hinsah. Eine leise Hoffnung flüsterte, dass so lange die Armbände noch existierten, Ruler auch noch lebte. Was nicht bedeutete, dass ich Cassy nicht glaubte. Es war einfach nur eine dumme Hoffnung. Ich konnte aber nicht vermeiden, dass die Anstrengungen des Tages und die des Tages zuvor nun ihren Tribut forderten und meine Augen immer wieder bleischwer zu fielen. Ich war so müde, dass ich nicht einmal darüber nachdenken konnte, wie unwohl ich mich in diesem neuen Zimmer fühlte. Von dem anderen hatte ich dank meinem Plan ja nicht viel gehabt. Die Ereignisse des Tages verarbeiteten sich in meinen wirren Träumen. Ich sah Ruler, die erklärte ich sei ein Bestandteil eines Wunsches. So wie sie es damals vermutet hatte. Sanada mischte sich ein und erklärte Ruler den Krieg wobei sie Berserker befehligte Ruler anzugreifen. Ich sah Berserkers Gesicht, es war ernst, doch in seinen Augen leuchtete Reue und Widerwillen auf. Der Gral erschien, in Form von Justicia. Hinter ihr sammelten sich die Servants. Cassy, Lancer und auch Archer. Sie lösten sich auf, vereinten sich mit Justicia, die mich aufforderte meinen Wunsch zu äußern. Ihr sanftes Lächeln auf den blassen Gesicht wurde zu einer dämonischen Fratze, die ihre Augen irre glühen ließen. Wieder und wieder sagte sie „Äußere deinen Wunsch, äußere deinen Wunsch, äußere deinen Wunsch.“ Die Stimme war bohrend, kalt, und nicht einmal als ich mir die Ohren zuhielt, konnte ich diese Stimme abschotten. Ich wusste es doch nicht. Was sollte ich mir wünschen? Und warum mussten die Servants für einen Wunsch sterben? Ich wollte das nicht. Ich wollte nicht, dass man Heldengeister erst ein Leben schenkte, nur um es ihnen dann wieder zu entreißen. Das war nicht fair. Sie hatten meist schon kein faires Leben zu Lebzeiten, taten immer das was sie taten für andere. Sie mussten Verluste erleiden und wurden hin und wieder von jenen, für die sie kämpften, sterben. Das war nicht fair. Das war alles nicht fair. Und selbst jetzt starben sie für andere, kämpften für andere, hofften für sich selbst und wurden betrogen. Wut durchfuhr meinen Körper. Der Wunsch alles zu zerstören. Die Magier, diesen Krieg, den Gral. „Ist das dein Wunsch? Dann wird er erfüllt.“ Entsetzen. Justicia schien meine Gedanken gehört und missverstanden zu haben. Ich riss die Augen entsetzt auf und... lag im Bett. Schwer atmend, immer noch das Gesicht von Justicias Fratze vor meinen Augen. Ich brauchte einige Zeit um mich zu beruhigen und meine Umgebung wieder wahrzunehmen. Die Fenster klapperten und die Luft war kalt geworden. Seltsam, ich hatte doch das Fenster geschlossen, oder nicht? Unsicher sah ich zum Fenster und erschrak, als ich die schattenhafte, große Gestalt dort sah. Mein Herz raste, denn in der Dunkelheit, die auch durch die Bäume erzeugt wurde, konnte ich nicht erkennen wer es war. Assassin konnte ich ausschließen, dafür waren die Schulter des Schattens zu breit. Ebenso konnte ich da den roten Assassin und den schwarzen Caster ausschließen. Vorsichtig tastete ich mit der Hand nach dem Lichtschalter der kleinen Nachtischlampe. Langsam, um dem Schatten keinen Anlass zu geben, anzugreifen. Die Gestalt bewegte sich nicht und schien sogar zu beobachten, wie ich das Licht anschaltet. Erst als die Helligkeit alle Schatten von seinem Körper weichen ließ. „Berserker?!“ Mir stockte der Atem als ich Sanadas Berserker dort an dem geöffneten Fenster stehen sah. Seine Kleidung war zerrissen, Blut klebte an seinem Gesicht und den Fetzen. Obwohl er mich ansah, wich er meinen Blicken selbst jedes Mal aus. Doch nicht lange genug. Er schien hin und her gerissen zu sein zwischen dem Wunsch mich anzusehen und dem Gefühl meinen Blick nicht ertragen zu können. „Was machst du hier? Geht es Sanada gut?“ Ich weiß, es war wohl seltsam gerade diese Fragen zu stellen, denn viel eher hätte die Frage lauten sollen, woher Berserker wusste, dass ich noch lebte. Oder viel mehr, woher er wusste, dass wir nun nicht mehr in der Villa waren. Langsam stand ich aus dem Bett auf, erkannte aber, wie Berserker zurückwich. Dabei lagen immer noch einige Meter zwischen uns. Doch scheinbar war ihm die Bewegung schon Anzeichen genug, dass ich ihm näher kommen wollte. Er hob seine Hand, in welcher er etwas hielt, das in einen blutigen Stoff gehüllt war. Dieses etwas hielt er mir förmlich entgegen, forderte schweigend, dass ich es holte. Doch als ich den ersten Schritt auf ihn zu machte, ließ er seine Hand sinken. Verwirrt sah ich Berserker an, der sich unschlüssig umsah, immer wieder auf das Ding in seiner Hand sah und schließlich zu mir. Ich wagte mich nicht einmal unaufgefordert einen weiteren Schritt auf ihn zu zu machen. Ich beobachtete ihn einfach. Er schien selbst nicht zu wissen was er tun sollte. Schien nervös und doch tobte in ihm ein deutlich sichtbarer Kampf. Soviel verstand ich zumindest. „Braucht ihr Hilfe?“ Berserker schüttelte den Kopf, hob wieder die Hand mit dem in den Stoff gehüllten Ding. Ich verstand nicht recht, denn scheinbar wollte Berserker auch nicht, dass ich mich ihm näherte. Und doch war ihm dieses Ding wichtig. Ich setzte mich auf das Bett um Berserker zu zeigen, dass ich mich ihm nicht nähern würde, wenn er es nicht wollte. Auch wenn es mir eigentlich ein Bedürfnis war, ihm neue Kleidung zu geben und unter die Dusche zu schubsen. Eine heiße Suppe wäre vielleicht auch nicht schlecht gewesen. Doch ich wollte unter keinen Umständen, dass er jetzt ging . Irgendwie fürchtete ich, dass ich ihn sonst nicht wieder sah. Vorsichtig kam mir Berserker näher. Darauf bedacht den Abstand zu wahren. Er legte schließlich das eingehüllte Ding vor meine Füße nieder und zog das Tuch weg. Ich erkannte eine Hand mit zwei rot leuchtenden Befehlszaubern. Mir wurde schwer ums Herz. Auf einmal war mir Sanada egal. Viel mehr fragte ich mich, wozu sie Berserker gezwungen hatte. Nicht mit einem Befehlzauber, sondern dass ihre Hand nun vor mir lag. Ich sah zu Berserker, der seinen Blick wieder beschämt von mir nahm. Langsam erhob ich mich vom Bett, ging auf Berserker zu, der dieses Mal aber nicht zurück wich. Erst als ich seinen Arm berührte, zuckte er und zog seinen Arm weg. Ich hielt kurz inne, überlegte, ob ich ihn berühren sollte. Ob es ihn quälte, entschied aber, dass ich ihn einfach etwas Nähe spüren lassen wollte. Erneut griff ich nach ihm, nicht aber nach seinem Arm, sondern nach seiner Hand. „Ich zeig dir das Bad. Und danach mach ich dir eine heiße Schokolade. Wir können dann über alles reden, ja?“, fragte ich sanft und lächelte. Gleichzeitig schickte ich eine Nachricht an Cassy. 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