Fate/Defragment von Erenya ================================================================================ Kapitel 20: Ungeplantes Date ---------------------------- Ein Lächeln zierte Skamandrios Gesicht, als ich meine Frage stellte. Er schien nicht überrascht, sondern viel mehr erfreut darüber, dass ich diese Frage gestellt hatte. „Cassy... hatte mir... gesagt, dass... du mir wohl... diese Frage stellen... wirst. Wir haben... uns also wirklich... nicht in dir getäuscht.“ Auch Cassy versuchte zu Lächeln, doch es war deutlich zu sehen, wie traurig sie wirklich über die ganze Sache war. Skamandrios Zustand ging ihr nahe und ich wünschte, ich hätte was dagegen tun können. Doch im Endeffekt wäre selbst eine Heilung von ihm traurig gewesen, denn am Ende würde Skamandrios alleine sein. „Cassy und ich... hatten vor... gemeinsam auf der Hochzeit... des anderen... zu tanzen... Dafür... hätte sie sich... meine Gesundheit... gewünscht.“ Er atmete schwerer und jedes Wort schien schwer wie Blei über seine Lippen zu kommen. Am liebsten hätte ich ihm gesagt er solle aufhören, solle seine Kräfte sparen und einfach nicht mehr weiter reden. „Aber... nachdem... ich hätte mir... ihr Leben... zurück gewünscht... Dieser Gral... und sein Blutdurst... ist einfach... grausam.“ Ich biss mir auf die Unterlippe denn nur zu gerne hätte ich Skamandrios seinen Wunsch erfüllt. Oder zumindest nach einem Wunsch gesucht, der seinem ebenfalls gerecht wurde. Mir fiel aber keiner ein. Zumindest im Moment nicht. „Erenya... du... musst... deinen Wunsch... gut... überlegen.“ Ich nickte und sah ihn an. Dass ich das musste, wusste ich nur zu gut. Denn sonst, würde der Gral noch mehr Blut fordern. „Ich weiß. Der Gral kann den Wunsch des Masters nur so erfüllen, wie der Master denkt, dass er erfüllbar wäre. Das macht es nicht leicht einen geeigneten Wunsch zu finden.“ Sein Lächeln verstarb und meine Worte schienen ihn sogar zu verletzten. Hatte ich was falsch gemacht? „Das sind... also die Geheimnisse... die niemand kennt“, flüsterte er und Tränen liefen über seine Wangen. Hatten er und seine Schwester etwa eine Vorstellung besessen, wie der Gral ihre Wünsche hätte erfüllen können? Hatte ich ihm nun diese Vorstellung zerstört? „Willst du dich nicht lieber ausruhen?“, fragte Cassy vorsichtig und nahm Skamandrios in den Arm. Ich konnte deutlich erkennen, dass Sie sich um ihn sorgte und noch mehr, dass sie ihn liebte, wie eine Schwester ihr männliches Gegenstück nur lieben konnte. „Nein, wir müssen... die Befehlszauber... jetzt übertragen... Cassy. Sonst ist es... zu spät... für dich.“ Ich konnte sehen, wie in Cassy ein innerer Kampf tobte. Einerseits wusste sie, dass er wohl Recht hatte. Andererseits wollte sie ihm nicht zu viel zumuten. „Erenya... komm bitte... näher.“ Ich tat, wie Skamandrios es wollte und näherte mich ihm. Seine Finger glitten an dem Stoff der Decke entlang und bahnten sich so vorsichtig einen Weg zu mir. Ich konnte spüren, wie er zitterte, als seine Finger die meinen berührten. Es war als wäre jedes Hindernis, das er berührte, eine Stütze, die ihm half seine Hand zu heben und so meine zu ergreifen. Sein Griff war bestimmt, auch wenn er schwach war. Skamandrios hatte seinen Entschluss gemacht und er würde nicht von diesem abweichen. Er zog mich näher und ich ließ es zu, wobei ich darauf achtete, dass ich nicht zu sehr auf ihm stützen musste. Seine Hand, auf der er die Befehlszauber trug, legte sich auf meine. „Pass... gut auf... meine Cassy... auf“, wisperte er, bevor sein Handrücken zu leuchten begann und ich einen Schmerz auf meinem Handrücken wahr nahm, der nur kurz aber doch in seiner Art intensiv war. Als hätte mir jemand etwas auf die Hand gebrannt. Das Rot auf seinem Handrücken schwand. Stück für Stück, bis das Leuchten nachließ. Es blieben keine Narben zurück, keine Fragmente von Rot. Ein Zeichen dafür, dass er nicht mehr länger ein Master war. Dafür war die eine Narbe auf meiner Hand nun wieder in rot aufgefüllt und zwei weitere Linien zeigten sich. Zwei Halbkreise über dem Herz, das wie ein Heiligenschein schien. Fünf Befehlszauber für 3 Servants. Das machte einen für jeden. Und zwei für Notfälle. „Ich wünsche mir... dass du... diesen Krieg... gewinnst, Erenya“, flüsterte Skamandrios und ließ von meiner Hand ab. Ich sah ihn an und konnte Aufrichtigkeit in seinem Lächeln erkennen. Er wünschte sich wohl wirklich, dass ich gewann. Wäre er gesund gewesen, hätten wir Freunde sein können, vielleicht sogar Verbündete in diesem kranken Krieg.   Cassy hatte mich vor die Tür geführt. Tränen liefen ihr über die Wangen. Das taten sie bereits, seit er mir die Befehlszauber übertragen hatte. Wahrscheinlich war dies für beide ein deutliches Zeichen, dass er sich seinem Ende näherte. „Master...“, setzte Cassy an und ich wandte mich zu ihr um. Sie stand mit dem Rücken zur Tür, hielt sich aber wohl mit der Hand an deren Griff fest. „Bitte erlaube mir... dass ich Helenos besuchen darf, wenn... wenn du mich gerade nicht brauchst. Ich verspreche, ich werde meine Pflichten nich-“ Ich hob die Hand und sah Cassy ernst an. Sie litt. Sie quälte sich und doch war ihr dieser Wunsch den sie aussprach, wichtig. Ich lächelte sie schwach an, zog sie in meine Arme und drückte sie sanft an mich. „Du musst ihn sogar besuchen. Du bist, seine Schwester, oder nicht? Du bist seine Familie. Ihn zu besuchen, ist damit ebenso deine Pflicht.“ Ich konnte ihre Tränen an meinem Oberteil spüren, als sie ihren Kopf an meine Schulter drückte und erneut nichts ihre Emotionen stoppen konnte. Sie klammerte sich an mich, legte ihre Arme um meinen Körper und drückte mich sanft. Mit der Hand, auf der die Befehlszauber waren, strich ich sanft über Cassys schwarzes Haar und hoffte, dass ich sie so etwas beruhigen konnte. Ein Gefühl in mir machte sich breit. Das Gefühl, dass meine Worte wahr waren. Das Cassy wirklich Skamandrios Cassy war und dass Skamandrios Cassandras Bruder war. Und wenn dieses Gefühl richtig war, war nicht nur der Gral ein Sadist, sondern auch das Schicksal der beiden.   Cassy und ich verweilten einige Minuten vor Skamandrios Zimmer, bevor wir gemeinsam das Krankenhaus verließen. Und ich war überrascht als ich Archer dort stehen sah. Er wirkte ungeduldig, was mich verwunderte, denn so lange waren Cassy und ich auch nicht weg gewesen. „Erenya! Ist hier alles erledigt?“, fragte er sofort, als er mich erblickte und lieft auf mich zu. Er zögerte kurz, sah seine Schwester an, so als wollte er sehen, ob sie mir etwas getan hatte. Sie hingegen würdigte ihm keines Blickes. „Cassy, wenn Archer hier ist, kannst du ruhig noch bei Skamandrios bleiben. Kommst du aber bitte zum Abendessen? Ich meine, wir gehören doch jetzt zusammen, oder? Wenn du magst machen wir etwas mehr für Skamandrios.“ Cassys Augen weiteten sich, als sie meine Frage hörte. Doch ihre Überraschung wich schnell einem Lächeln. „Danke, das wäre sehr großzügig und lieb von dir, Master.“ Ich erwiderte ihr Lächeln und beobachtete, wie Cassy zurück ins Krankenhaus ging. „Skamandrios?“, fragte Archer. Ich nickte war aber doch verwundert, dass er den Namen von Cassys Master hinterfragte. „Ja. Wieso?“ „So hieß mein Bruder Helenos früher. Er war Cassandras Zwillingsbruder. Sie klebten aneinander wie Pech und Schwefel. Er lernte von ihr die Zukunft zu deuten, wobei seine Worte von allen geglaubt wurden. Anders als bei... Cassandra. Selbst ich habe ihr nicht geglaubt, als sie mich anflehte nicht die Hand der Schönsten zu halten.“ Ich sah Archer an und das Gefühl, dass ich zuvor hatte, wurde durch seine Worte nur bestätigt. Cassy war Cassandras Reinkarnation gewesen, genauso wie Skamandrios die Reinkarnation von Helenos war. Cassy war nur gestorben, damit Cassandra als Caster beschworen werden konnte. Skamandrios hatte Recht der Blutdurst des Grals war grausam. Viel zu grausam. „Da fällt mir ein...“ Archer schien zu merken, dass mir das Treffen nun doch näher ging als gewollt, weswegen er mich aus meiner Gedankenspirale riss. „Ich hab vor wenigen Minuten noch einmal Sanada und Berserker besucht. Ich wollte wissen... naja... ich traue Berserker nicht. Jedenfalls...“ Er druckste herum, weswegen ich ihn ernst ansah. Archer war in einigen Punkten wirklich recht impulsiv und ich fürchtete, dass er irgendetwas angestellt hatte, dass vielleicht alles andere als gut in meine Pläne passte. „Sag schon“, forderte ich und wandte meinen Blick keine einzige Sekunde von Archer. Er sah mich an. Er sah tief in meine Augen, schwieg und schien förmlich von meinen Blicken aufgesogen zu werden. „Archer!“ Er riss sich von meinen Blicken los und räusperte sich. Ich konnte sehen, wie ein roter Schimmer auf seinen Wangen ruhte. Irgendwie, war das niedlich. „Pentheseleia hat Sanada und Berserker angegriffen. Und weil du... naja ein Bündnis mit ihnen hast, habe ich eingegriffen und geholfen, so dass Tante Pentheseleia sich schnell zurück gezogen hat.“ Ich seufzte leise, denn es war genau das passiert, was ich nicht gewollt hatte. „Archer... du warst mein Ass im Ärmel. Nun weiß doch Sanada sicher, dass du zu mir gehörst, oder?“ Er hob seine Hand und kratzte sich leicht an der Wange. Er schien verlegen. Na immerhin etwas Buße tat er, auch wenn er dabei einfach zu niedlich aussah. „Sie hat mir ihre Handynummer für dich mitgegeben. Hier.“ Er griff in seine Hosentasche und zog einen Zettel hervor. Ich nahm ihm diesen ab und bereute wieder einmal, dass ich in der Uni keinen Kurs belegt hatte, der sich mit der Psyche des Menschen und seine Auswirkungen auf die Handschrift befasste. Sonst hätte ich so kluge Sachen sagen können wie „Der Punkt über dem I wirkt gezwungen niedlich und passt von der Linienführung nicht zum restlichen Schriftbild“. Da ich dies aber nicht hatte, konnte ich nichts aus den geschriebenen Zahlen lesen. Außer eben das was sie waren. Zahlen. „Ich speichere die Nummer besser gleich, sonst vergesse ich das“, erklärte ich seufzend und zog das Handy aus meiner Tasche. Sieben Anrufe in Abwesenheit. Nicht einmal in meiner Welt war ich jemals so wichtig gewesen, dass es sieben Anrufe in Abwesenheit gegeben hätte. Ich scrollte die Liste entlang. Sechs unbekannte Nummer. Und einmal ein Anruf von Assassins Master. Eine Seltenheit. Doch interessanter war die unbekannte Nummer. Da hatte es wohl jemand sehr nötig mit mir zu reden. Von verwählt konnte bei sechs Mal nicht mehr die Rede sein. Ich war neugierig und drückte die Anruftaste. Es dauerte. Lange... so lange, dass ich penetrant genug war, die Nummer mehrmals hintereinander zu wählen. Wenn ich wollte, konnte ich stur sein und gerade wollte ich unbedingt wissen, wer diese Nummer gewählt hatte. Und schließlich nach dem gefühlten hundertsten Wählen, nahm jemand ab und schwieg. „Hallo? Sie haben mich sechs Mal angerufen... Hören sie mich?“ Schweigen. Wie gut das ich mich am Telefon nie mit Namen vorstellte. Die Paranoia meiner Mutter, die sie mir mitgegeben hatte, musste ja wenigstens für etwas gut sein. „Ähm... hören Sie. Abnehmen und Schweigen, funktioniert nicht. Ich weiß, dass Sie da sind, denn von selbst nimmt das Telefon keine Gespräche an. Sie hätten wenigstens versuchen können eine Mailbox zu imitieren. Oder so etwas zu sagen wie „Der gewünschte Gesprächspartner ist vorübergehend nicht zu erreichen.“ Das hätte ich Ihnen vielleicht sogar abgekauft.“ Ich murrte leise, denn meine Worte blieben ohne Kommentar. Wer verdammt war das? „Also gut, tun wir so als wäre das nicht passiert, und die sechs Anrufe waren nur Hosentaschenanrufe. Sie haben sich verwählt und sind nun peinlich berührt. Oder aber... Sie haben etwas anderes vor und wissen ganz genau wer ich bin. Wenn sie mir meine Vermutung bestätigen wollen, steht Ihnen frei, mir eine SMS zu schreiben. Die Nummer haben Sie ja.“ Ich legte auf und war angefressen. Archer merkte das nur zu deutlich und sah mich an. „War die Person böse?“, fragte er und ich wunderte mich, dass er anhand meiner Worte nicht herausgehört hatte, was genau passiert war. „Eher schweigsam. Und es bereitet mir Sorgen, dass jemand diese Nummer hat. Zumal ich glaube... es ist ein Master oder Servant aus diesem Krieg, denn es kann keinen anderen Grund geben nicht zu reden, wenn jemand einen anruft. Die Person hat meine Stimme erkannt und will nicht, dass ich weiß, wer sie ist.“ Das bereitete mir wirklich Sorgen. Dieses Handy hatte ich von Assassins Master bekommen und es war unwahrscheinlich, dass dieser meine Nummer weiter gegeben hatte. Irgendwas stimmte nicht und ein dumpfes Gefühl verriet mir, dass es besser war, wenn ich herausfand zu wem diese Nummer gehörte.   Dass ich immer noch nicht vollständig auf dem Damm war, verriet mir die Erschöpfung, die ich spürte, als ich mich in unserer Wohnung endlich auf der Couch niederlassen konnte. Lange Ruhe hatte ich aber nicht, denn kaum, dass ich meine Beine ausgestreckt hatte, stellte Lancer mir ein Glas mit dem grünen Gebräu hin, der wohl die Medizin von Caster war. Flehend sah ich zu ihm auf, doch in seinem Blick gab es kein Mitleid. Nur einen stummen Befehl der „Trink, Master“ lautete. „Nochmal kriegst du mich nicht mit einer Lüge dazu zu trinken“, murrte ich, deutlich klar machend, dass der interne Kampf um Trinken oder nicht trinken erneut begonnen hatte. „Willst du das wirklich auf die harte Tour, Master?“, fragte Lancer und schien nicht erfreut zu sein. „Oder soll ich Archer bitten, dass er dir die Medizin einflößt?“ Nur zu gut konnte ich mir vorstellen, was er gerade implizierte. Doch dieses Mal wollte ich nicht auf seine Finte hereinfallen. Noch dazu wusste ich, dass er Archer bei weitem nicht so nahe an mich heran lassen wollte. „Wie er es tun würde, würde dir nicht gefallen, Lancer“, meinte ich spottend und erkannte, wie Lancer das Glas nahm und seufzte. Es fühlte sich wie ein kleiner Sieg an und innerlich feierte ich, dass er die Plörre wegbringen würde. „Nein, gefallen würde es mir nicht. Aber es wäre für dich vielleicht angenehmer, wenn er es tut, statt ich“ Er nahm einen großen Schluck aus dem Glas, ohne zu schlucken, dass sah ich deutlich, denn sein Adamsapfel bewegte sich nicht. Noch bevor ich aber realisieren konnte, was er vor hatte, beugte sich Lancer zu mir und zog mich an sich heran, um seine Lippen auf meine zu pressen. Ich erzitterte, als ich spürte wie vorsichtig und doch bestimmt er war. Seine Lippen waren sanft, weich und so warm. Ein Kuss. Ein Traum, denn ich dutzende Male in meiner Fantasie durchlebte, wenn ich mich im Geiste in die Arme von Hakuouki Harada geflüchtet hatte. Fast wie aus einem natürlichen Instinkt heraus, öffnete ich meine Lippen, mehr verlangend, ein Zeichen, auf das Lancer wohl gewartet hatte, denn die süße des Kusses wich der Bitternis der Medizin, die er mir ohne zu zögern einflößte. Und er hielt den Kuss, bis er sich sicher war, dass jeder Tropfen der Medizin von mir geschluckt wurde. Erst als er sich dessen sicher war, löste er sich von mir und griff erneut nach dem Glas. Panik überkam mich, denn noch einmal wollte ich die Lüge dieses wahr gewordenen Traums nicht erneut erleben. Ich griff selbst nach dem Glas, umgriff es fest und hob es an meine Lippen. Ohne weiter darüber nach zu denken, leerte ich es in schnellen Zügen. „Immer diese Diskussionen, Master. Manchmal solltest du einfach aufgeben, vor allem wenn du weißt, dass du den Kampf nicht gewinnen kannst.“ Ich stellte das Glas ab und sah Lancer an. Unsicher ob das was er meinte sich nicht nur auf das Schlucken der Medizin bezog. Und doch lächelte ich. „Als hättest du jemals aufgegeben, Lancer. Nein... niemals. Egal wie viel Leid es bringt, aufgeben steht nicht zur Debatte.“ Lancer schwieg und sah zu mir. Wir waren einander immer noch ziemlich nahe und ich konnte in seinen Augen etwas aufblitzen sehen, von dem ich mir einredete, dass es stumme Anerkennung war. Er beugte sich etwas weiter vor, so dass wir nur noch wenige Meter von einander entfernt waren. Ich konnte es in seinen haselnussbraunen Augen sehen. Diese Wärme, die ich in unseren Gesprächen hin und wieder vermisste, aber in trauter Zweisamkeit fand. „Ich bin stolz, dein Servant zu sein“, flüsterte er und verwunderte mich damit. Dieses Lob schien wie ein Wunder. Vollkommen unerwartet. „Wirklich?“, fragte ich und sah zu wie Lancer sich von mir entfernte und grinste. „Nur ein Scherz. Du würdest dir so ein Lob nur zu Kopf steigen lassen und danach kannst du alles vergessen.“ Er hob seine Hand und schnippste mir gegen den Kopf. Es schmerzte nicht, doch ich wusste wirklich nicht, was ich davon halten sollte, dass er ständig ein Kompliment brachte, nur um es dann zu revidieren. Wahrscheinlich würde er nie ein ernst gemeintes Kompliment geben. Der einzige der das wohl täte, wäre Archer.   Das Fleisch brutzelte in der Pfanne. Scharf anbraten sagte mir mein Verstand bei dem Braten. Danach würde ich ihn in Alufolie packen, in den Ofen schieben und dort machen lassen. Bis ich eben entschied, dass ich den Braten dem Licht aussetzte um ihn noch eine ordentliche Farbe zu verpassen. Ich griff zu dem Handy, denn es stand immer noch aus mir anzuhören, was Assassins Master mir zu sagen hatte. Dieser hatte immerhin auf die Mailbox gesprochen. Ich wählte die Nummer und lauschte auf die mechanische Stimme, die mir alle möglichen Optionen bot. Von der Einrichtung der Mailbox bis hin zum abhören der bekannten Nachrichten, war alles da. Zielsicher drückte ich die eins und lauschte der Stimme die mir Tag und Uhrzeit nannte, an der die Nachricht aufgenommen wurde. „Es scheint dir besser zu gehen. Halte dich dennoch von Berserker und seinem Master fern. Sanada ist gefährlich.“ Kurz, prägnant und einfach nur das für ihn wichtigste sagen. Das war ganz typisch für Assassins Master. Und doch würde ich ihn enttäuschen müssen. Es war zu spät, denn wahrscheinlich war ich Sanada bereits viel zu nahe gekommen. Und vor allem Berserker. Ich erinnerte mich nur zu gut an diesen strengen Blick und den Kuss auf mein Haar. Unwillkürlich griff ich zu der Strähne oder viel mehr der Stelle, wo seine Lippen mein Haar berührt hatten. Hatte er wirklich keinen Zauber auf diese Weise gepflanzt? War es wirklich nur ein Kuss aufs Haar gewesen? Ich wurde aus meine Gedanken herausgerissen, als ich ein paar Arme spürte, die sich um meine Taille schlangen und fest an den Körper ihres Besitzers drückten. „Du bist mir böse, oder?“ flüsterte Archer mir sanft ins Ohr und drückte mich fester an sich. Fast so als fürchtete er, dass meine Antwort ihm etwas offenbaren würde, was meinen Verlust bedeutete. „Nein. Sollte ich?“ Er schien überrascht über meine Worte, lockerte seinen Griff etwas um mich herum. „Ich dachte nur weil... Ich habe einen Fehler gemacht, bei Sanada, oder?“ Seine Worte klangen entschuldigend, fast so als wollte er mir sagen, dass er es wirklich glaubte. Sicher, es war nicht optimal gewesen, aber als Fehler hätte ich es nicht gesehen. „Du hast das gemacht, was du für richtig gehalten hast. Es kann also kein Fehler sein. Und sicher wissen sie noch nicht, in was für eine Verbindung du zu mir stehst. Du nennst mich nicht Master, deswegen wissen sie sicher nichts darüber, dass wir einen Pakt haben.“ Ich spürte Archers Atem nahe an meinem Hals. Er hatte sich wohl etwas zu mir herunter gebeugt und liebkoste sanft die Haare an meinem Nacken, wobei die Sanftheit seiner Lippen auch winzigen Stücke meiner Haut berührte. „Du bist... unglaublich, Erenya. Kein Wunder dass du schon bei der ersten Begegnung Berserkers Herz erobert hast. So wie du es mit meinem getan hast.“ Ich hob eine Augenbraue und wandte meinen Kopf, so dass ich Archer aus dem Augenwinkel sehen konnte. Er hatte seinen Kopf auf meine Schulter gelegt und sah scheinbar gedankenverloren auf das Handy in meiner Hand. „Sag so etwas nicht, Archer. Es tut mir leid, wenn ich dir Leid bringe, oder Schmerz. Sag mir, wenn meine Nähe dir Unbehagen bereitet. Du kannst wie Lancer jederzeit eine Auszeit nehmen und-“ „Pst. Du bringst mir kein Leid. Nur wenn du nicht bei mir bist, wenn ich dich nicht sehen kann, dann leide ich. Weil ich nicht weiß, ob es dir gut geht. Ich will dich mit meinen eigenen Händen beschützen und dir den Sieg bringen“, flüsterte er sanft in mein Ohr und ließ mich leicht erschauern. „Danke, Archer. Dennoch, wenn es etwas gibt, oder jemanden der deinen heldenhaften Kampfgeist erweckt, zöger nicht mir es zu sagen. Ich will nicht, dass deine Ehre als Held beschmutzt wird.“ Er stockte und küsste schließlich sanft meine Wange. „Du bist die erste, die mir sagt, dass ich die Ehre eines Helden besitze. Du bist wirklich unglaublich, Erenya.“ Ich erzitterte wegen seiner Worte, die in Form seines Atems meine Wange streichelten. Er war so sanft und das obwohl ich das Gefühl hatte, dass in ihm ein Kampf tobte. „Und was willst du, Erenya? Was willst du in diesem Kampf tun? Sag es uns. Wir werden alles tun deine Wünsche zu erfüllen.“ Ich schluckte schwer. Denn diese Frage war die schwerste. Immer dann, wenn man sie mir stellte. Ich wusste doch nicht, was ich wollte. Ich kämpfte so gesehen für nichts in diesem Krieg. Ich hatte keinen Wunsch und eigentlich wollte ich nur nicht, dass Archer, Cassy und Lancer verschwanden ohne ihr zweites Leben ein wenig genossen zu haben.   **~~**   Ich war verwirrt, als Cassy mir einen Briefumschlag am Frühstückstisch entgegen schob. Ohne etwas zu sagen, ohne mir einen Hinweis darauf zu geben, was sich darin befand. „Cassy?“, fragte ich stumm, ohne wirklich Worte zu benutzen. Ihr Name schien zu reichen, das sie verstand. „Skamandrios hat es mir gegeben. Er meinte auch, wir könnten den Familiensitz haben. Immerhin sind wir nun drei Servants und ein Master. Da brauchen wir Platz. Du solltest nicht mit diesen Beiden in einem Schlafzimmer liegen. Und Skamandrios...“ Sie stockte und biss sich leicht auf die Unterlippe, bevor sie fortfuhr. „... er braucht das Haus nicht mehr.“ Ich nahm den Briefumschlag und musste gestehen, dass ich mich ehrlich schlecht dabei fühlte sein Haus in Beschlag zu nehmen, nachdem ich ihm Cassy genommen hatte. Vorsichtig öffnete ich den Umschlag und schluckte schwer. Darin befand sich neben einem Schlüssel, vermutlich für den Familiensitz, Geld. Eine Menge Geld. Davon hätte ich Archer und Lancer komplett einkleiden können, damit sie nicht mehr auffielen. „Cassy, das... ich...“ Ich sah sprachlos zu Archer und Lancer, die ebenfalls bemerkt hatten, was sich darin befand. „Ich kann das doch nicht annehmen“, flüsterte ich und spürte, wie Cassy meine Hände nahm. „Du musst, Master. Denn mit Lancers und deinem Job kannst du nicht alle versorgen. Wir brauchen außerdem einen strategischen Bereich, einen Rückzugsort, den niemand kennt.“ Ihre Worte klangen bittend. Flehend und ich verstand nicht, wieso sie so flehte? War es, weil dies Geschenke von Skamandrios waren? Oder machte sie sich wirklich Sorgen um mich? Ich hatte nicht die Zeit darüber nachzudenken, denn mein Handy vibrierte in der Hosentasche. Ich zog es eilig heraus und erkannte sofort, dass ich eine Nachricht von Sanada erhalten hatte. „Lass uns ein Treffen vereinbaren. Wie sieht es mit Mittag aus? Ich hab da ein kleines Lokal entdeckt, da wollte ich unbedingt hin. Natürlich treffen wir uns allein, ohne unsere Servants. Ich freue mich“ Sie ließ mir keine Wahl und die Frage wie es mit Mittag aussah schien auch eher reine Höflichkeit zu sein. „Assassins Master?“, fragte Lancer, dessen Frage ich mit einem Kopfschütteln verneinte. „Berserkers Master. Sie will sich zum Mittag mit mir treffen. Ohne euch“, erklärte ich und konnte spüren, wie Lancer und Archer sich sofort anspannten. „Das ist gefährlich. Sie ist zu sehr im Fokus der roten Fraktion“, begann Lancer. „Und der schwarzen.“ Archer fiel mir natürlich da in den Rücken. Es ging um mich und er machte sich Sorgen. Lancer hingegen... war einfach aus Prinzip dagegen. „Cassy? Wäre es okay für dich mich im Auge zu behalten? So wie du es damals gemacht hast, als wir Uehara das erste Mal getroffen haben.“ Cassy sah mich überrascht an, schien aber zu überdenken, woher ich das wusste. Sie nickte schließlich und lächelte mich sanft an. „Wie du wünschst, Master. Ich werde euch die ganze Zeit beobachten und Lancer und Archer informieren, wenn etwas passiert.“ „Ich kann dann einen Befehlszauber einsetzen und einen rufen“, erklärte ich zustimmend und war froh, dass ich mit Cassandra jemanden hatte, der auch mal gegen die beiden argumentierte. Mir war just in diesem Moment klar, dass sie wohl die vernünftigste von uns vieren sein würde. Genau das brauchten wir. „Nun, da das entschieden ist... Ich werde wohl etwas zu Essen machen. Ein Bento finde ich persönlich besser als ein Lokal oder so.“ „Master, du hast doch Skamandrios Gel-“ Ich hob die Hand als ich Cassy hörte. Ein Lächeln lag auf meinen Lippen, denn es gab etwas, dass ich im Moment nicht entscheiden wollte. Ob ich wirklich Skamandrios Geld und Haus annehmen würde.   Sanada hatte mir per SMS noch einen Treffpunkt genannt. Es war ein kleiner Park mit einem Brunnen. Gut besucht, wie Archer mir sagte. Ich war also an der Stelle schon einmal sicher. Cassy hatte mir bei der Wahl der Kleidung geholfen. Sie meinte ich sollte etwas unauffälliger sein, doch in Rock und Bluse, deren Knöpfe nicht komplett zugingen aufgrund meiner Oberweite, fühlte ich mich alles andere als unauffällig. Sie hatte mir sogar die Haare gemacht und alles in alle war ihr Fürsorge doch etwas ungewohnt und vor allem seltsam. Vielleicht lag das aber daran, dass Archer meinte, dass ich in allem gut aussah und Lancer interessierte es nicht. Ich fühlte mich nicht wohl, schon allein wegen der Sachen, denn Cassy hatte mich ja im Blick. Ich musste mir also keine Sorgen machen. Dachte ich. Bis ich am Treffpunkt ankam und am Brunnen stehend Berserker sah. Keine Sanada, nur Berserker. Er trug lässige Kleidung, eine Jeans, die modisch an den Oberschenkeln zerrissen. Helles blau. Dazu ein schwarzes T-Shirt, dass eine Nummer zu klein wirkte. Zumindest zeichneten sich seine Muskeln dort ab. Wie schon am Vortag war eine seiner Strähnen zu einem Zopf geflochten. Sein Blick hatte etwas suchendes, als er sich umsah, so als suchte er jemanden. Jemand, von dem ich wusste, wer es war. 'Scheint als würde er dich suchen, Master. Er hat dich noch nicht gesehen, noch kannst du gehen', erinnerte mich Cassy, wobei ihr Unterton etwas amüsiertes hatte. Wahrscheinlich wusste sie, wie unwohl ich mich damit fühlte, hier dem Servant gegenüber zu stehen, der mir wahrscheinlich mit einer Hand das Genick brechen konnte. Und just als ich das dachte, erblickte mich Berserker und machte seinen ersten Schritt auf mich zu. Ich erstarrte förmlich, so dass er schneller vor mir stand, als ich gucken konnte. „Hi...“, sagte ich und bemühte mich dabei nicht all zu eingeschüchtert zu klingen. Dabei fühlte ich mich gerade als würde ich auf einem Vulkan tanzen. Und er konnte jederzeit ausbrechen. Berserker nickte nur zu Begrüßung und hob seine Linke Hand. Ich zuckte, doch vor mir zeigte sich ein Strauß bunter Blumen. 'Alte Schule. Sehr schön. Ich glaube er ist deine Verabredung, Master.' Ich konnte förmlich sehen wie Cassy grinste, ich hingegen hatte ein Deja. Mein Exfreund hatte mir Blumen beim ersten Date geschenkt. Wie hatte er gesagt ich hatte die Rose angesehen als hätte er mit einer Waffe auf mich gezielt. Ob ich Berserkers Blumenstrauß gerade auch so ansah? „Sicher, dass die für mich sind?“ Er zögerte nicht länger, sondern drückte mir den Strauß entgegen, so dass ich keine Wahl hatte als ihn anzunehmen. „D-Danke. A-Aber was ist mit Sanada?“, fragte ich, denn immerhin sollte ich mich eigentlich mit ihr treffen. „Ist verhindert. Master schickt mich... und lässt sich entschuldigen“ Seine Stimme war tief, ein Bass, wenn ich mich irrte. Sie klang mehr nach einem Raunen, und ich fragte mich, ob er, ganz wie die anderen Berserker eher bevorzugte zu schweigen. „Master bietet immer noch den Deal an. Der Name von Lancer, gegen den Namen des roten Assassin.“ Sanada hatte also nicht aufgegeben. Wobei ich vermutete, dass ihre erste Begegnung mit Lancer nur noch mehr Holz ins Feuer der Wissbegier gelegt hatte. Sie stand auf Lancer und wäre ich an ihrer Stelle gewesen, hätte ich auch seinen Namen wissen wollen. Zumindest wollte ich Berserkers Namen wissen. Irgendwie. „Komm. Master hat viel geplant.“ Er hielt mir seinen Arm entgegen, weswegen ich ihn zweifelnd ansah. Mit einer Geste machte er mir verständlich, dass ich mich einhacken sollte. Ich zögerte kurz, fürchtete aber unter seinem strengen Blick in die Knie zu gehen. Ich hackte mich bei seinem Arm an und ohne zögern, lief Berserker los. Zielgerichtet, so als kannte er sich in diesem Teil der Stadt besonders gut aus. Ich fragte mich wieso, denn er und sein Master schienen zu sehr unter Beschuss zu sein, um einfach so etwas normales zu tun.   Wir saßen uns gegenüber in einem Café. Berserker sah mich unentwegt an und ich versuchte auf meine Limonade zu achten, während ich seine Blicke ausblenden wollte. Erfolglos. Wie schon bei unserem ersten Treffen. „Uhm... bist du dir sicher, dass du Sanada alleine lassen kannst? Mir wurde zugetragen, dass ihr von Rider angegriffen wurdet“, versuchte ich ein Gespräch zu beginnen. Berserker war, was das anging, nicht gerade die beste Begleitsperson und spielte da fast in einer Liga mit Lancer, der es vermied zu reden, wenn es nicht unbedingt notwendig war. „Master kann sich gut selbst verteidigen... auch gegen mich.“ Ich hob zweifelnd eine Augenbraue und fragte mich, wie Berserker das meinte. Doch wenn ein Berserker das sagte, war Sanada womöglich noch gefährlicher als Assassins Master mir sagte. „Okay... allerdings... ich habe kein gutes Gefühl dabei?“ Meine Antwort war mehr als Frage formuliert, denn Berserker sah mich grummelig an und ließ mich förmlich in meiner Haltung gefrieren. „Willst du Eis?“, fragte er und schien damit die Unterhaltung wechseln zu wollen. Er hob seine Hand und signalisierte der Kellnerin so erneut zu unserem Tisch zu kommen. Erwartungsvoll sah sie zu uns an. Sie tat mir schon leid, denn eigentlich war ich gerade nicht in der Stimmung ein Eis zu essen. Viel mehr wollte ich hier weg. 'Master, du solltest dich vielleicht gut mit Berserker stellen. Dann erfahren wir den Namen des roten Assassin. Oder ist es zu qualvoll? Bisher verhält er sich wie ein Gentleman.' Ich wusste, dass Cassy Recht hatte. Wenn ich etwas wissen wollte, war es vielleicht besser mehr Zeit mit Berserker zu verbringen und zu hoffen, dass er sich verplapperte, auf die ein oder andere Art und Weise. „Ein Nougateis.“ Ich musste Berserkers Vertrauen gewinnen. Und wenn er mehr Zeit hier verbringen wollte, dann bitte. Was sollte schon an einem Eisbecher so schlimm sein? Dieser würde mich nicht umbringen und vielleicht machte Berserker etwas mehr Zweisamkeit gesprächiger. Da Berserker selbst nichts orderte, wandte sich die Kellnerin von uns ab und erneut sah Berserker mich ernst an. „Sag mal, Berserker, bist du einverstanden mit dem Nicht-Angriffspakt? Ich meine, hast du keine Angst, dass ich deinen Master dennoch angreifen könnte?“ „Das würdest du nicht. Wir vertrauen dir.“ Es lag Gewissheit in der Stimme von Berserker. Und ich fragte mich, woher er diese Gewissheit nahm. Sie kannten mich kaum. Sie hatten lediglich von mir gehört, oder nicht? Woher also diese Gewissheit? „Ist Sanada gut zu dir?“, fragte ich schließlich und beobachtete Berserker genau. Seine Mimik änderte sich nicht. Sie blieb starr und ohne Emotionen. „Master ist Master“, antwortete er nur und schien mir damit der Frage auszuweichen. Es war wirklich nicht leicht etwas aus ihm heraus zu bekommen, wenn er selbst so wortkarg war und nur das nötigste sagte. „Das heißt, du akzeptierst, dass sie Probleme mit Ruler hat?“ Endlich. Ein Zucken an seinem Auge. Was hatte Sanada getan, dass ausgerechnet das eine Regung auszulösen schien. 'Wunder Punkt, Master. Vielleicht solltest du da nicht weiter bohren.' Ich konnte Cassys Stimme klar und deutlich verstehen und ich wusste auch, woher ihre Sorge rührte. „Du musst nicht antworten, wenn du nicht willst, Berserker.“ „Ich bin ihr Servant. Auch wenn es mir nicht gefällt... Ich bin die Klinge die sie geschmiedet hat um den Gral zu gewinnen.“ Es war keine ausweichende Antwort, sondern eine, die mehr sagte, als er sich vielleicht bewusst war. Was auch immer mit Ruler vorgefallen war, es gefiel Berserker nicht. Und was immer auch vorgefallen war, vielleicht hatte Ruler schon den Befehl gegeben, dass Sanada und Berserker ausgeschaltet werden mussten. Doch warum wusste ich dann davon nichts? „Ich denke ihr Servants seid mehr als die Klinge, die wir Master beschwören“, fing ich schließlich an. „Ihr lebt ein zweites Leben und solltet das mit so vielen schönen Dingen füllen wie nur möglich. Eigentlich solltet ihr nicht einmal kämpfen müssen, wenn ihr es nicht wollt, aber... man kann das System des Grals leider nicht einfach so aufhalten.“ „Du denkst zu viel“, antwortete Berserker und klang dabei tadelnd. Fast wie Lancer und doch hatte sein Tadel weniger Strenge, obwohl sein Blick es war. „Das mag sein, aber ich... Mh... ich bin einfach irgendwie so. Ich sehe Lancer und die anderen Servants. Ich höre ihre Wünsche, spüre sie, wenn wir einander die Hand halten. Ich kann sie spüren, ihre Wärme, ihre Tränen, ihre Emotionen. Deswegen... Will ich keinem Master erlauben seinen Servant wie ein Werkzeug zu behandeln und sie respektlos zu behandeln. Dafür werde ich in diesem Gralskrieg kämpfen. Und wenn es sein muss, stehle ich den Mastern ihre Servants!“ Es sprudelte einfach so aus mir heraus. Wie schon damals, als ich Uehara angedroht hatte, ihr Archer zu klauen. Ein Versprechen, dass ich gehalten hatte. „Ambitionen... sind gut aber sie können auch töten“, erklärte Berserker, und ich hatte wirklich das Gefühl, dass er mich tadeln wollte. Von meinen Weg, würde er mich aber nicht abbringen können. „Das mag sein, aber ihr Heldengeister hattet auch Ambitionen. Und nicht alle sind wegen dieser drauf gegangen. Ich denke es ist nicht falsch Ambitionen zu haben, man darf nur nicht seine Umgebung aus dem Auge verlieren. Oder hattest du keine Ambitionen zu Lebzeiten?“ Berserker sah mich an an, schwieg aber. Schade, denn seine Antwort hätte mir vielleicht verraten können, wer er war. Ich konnte es also nicht mal auf den indirekten Weg versuchen. Berserker war vorsichtig und ein näheres kennenlernen war damit fast unmöglich. „Du solltest einfach aufpassen“, erklärte Berserker und ich seufzte leise. „Gerade klingst du wie Lancer. Wenn es nach ihm ginge, würde ich das Haus nicht mehr verlassen und ihn alles machen lassen.“ Berserker schwieg erneut und sah stattdessen zu, wie die Kellnerin den Nougatbecher vor mir abstellte. Ich nahm den Löffel und kratzte etwas von dem kalten Eis zusammen. Ich spürte wie Berserker mich bei jeder meiner Bewegungen beobachtete und hielt ihm schließlich den ersten Bissen hin. Er dachte nach, beugte sich aber schließlich vor und nahm einen Bissen von dem Eis. Ich beobachtete ihn und er verzog das Gesicht. „Zu süß?“, fragte ich vorsichtig und steckte mir selbst einen gefüllten Löffel in den Mund. Ja es war süß und wenn er nicht auf süß stand, war das vielleicht ein Problem für ihn. Er nickte und nahm einen Schluck von seinem Getränk. Schließlich hob er die Hand und winkte erneut die Kellnerin zu sich. Sie reagierte sofort und sah ihn erwartungsvoll an, so als wollte sie fragen, was er noch wünschte. „Ich möchte gerne zahlen.“ Ich konnte die Enttäuschung in ihrem Blick sehen, aber sie nickte und sah zu mir, so als wollte sie fragen, ob meine Bestellungen von seiner getrennt wurde. „Zusammen“, setzte Berserker nach und gab mir nicht einmal die Chance, dass ich sagen konnte, dass ich für mich selbst zahlte. „Eigentlich-“, wollte ich gerade ansetzen, als mich Berserker ernst ansah und leise grummelte. Ich schwieg und schüttelte den Kopf, als Zeichen, dass ich nichts sagen wollte. Mir missfiel es, dass er für uns beide zahlen wollte. Es fühlte sich immer so an, als sei man jemanden etwas schuldig. Und ich hasste es anderen etwas schuldig zu sein. Ich seufzte leise und sah zu Berserker, der die Rechnung entgegen nahm und eine mir unbekannte Menge Geld auf den Tisch und lehnte sich zurück, als die Kellnerin ihm das Restgeld hinlegte. Woher hatte er das Geld? Hatte Sanada nicht gesagt, dass sie kaum noch Geld hatten? Es war seltsam, durch und durch. Ich dachte darüber nach, während ich mein Eis löffelte. Gleichzeitig fragte ich mich, wie ich mich bei Berserker dafür bedanken konnte, denn ich wollte ihm wirklich nichts schuldig bleiben. Irgendetwas musste ich doch tun können. Und plötzlich fiel es mir ein. Ich hatte doch noch die Bentos mit, welche ich für Sanada und mich gemacht hatte. Mit Sicherheit hätte Berserker nicht gegrummelt, wenn ich ihm diese gab. Ich hatte eine gute Ausrede. „Danke, Berserker. Erlaube mir, dass ich dir und Sanada etwas schenke. Da ich damit gerechnet hatte, dass ich mich mit Sanada treffe, hatte ich für uns beide ein Bento gemacht. Aber da du meine Begleitung bist, würde ich mich sehr freuen, wenn du die zweite Box bekommst.“ Ich lächelte und zog aus meiner Tasche zwei verpackte Bentoboxen. Berserker schien einige Sekunden zu zögern, nahm aber schließlich beide und nickte. „Ich werde Master eine geben.“   Es war egal, was ich sagte. Berserker hatte vollkommen darauf bestanden, dass er mich nach Hause begleitete. Viel mehr hatte er meinen Arm nicht losgelassen, als ich die ersten Worte des Abschieds auszusprechen versucht hatte. In seiner freien Hand hielt er die Blumen, die immer noch frisch und munter aussahen. Anders hätte es wohl ausgesehen, wenn ich sie getragen hätte. Ich konnte noch nie mit Blumen richtig umgehen, vor allem mit diesen Schnittblumen. „Ich hätte es wirklich alleine geschafft, Berserker. Es ist zwar etwas abgelegen, aber zur Not hätte ich einen Befehlszauber für Lancer verwenden können“, erklärte ich, spürte aber, dass Berserkers Griff fester wurde, so als fürchtete er, dass ich ihm doch noch entfliehen konnte. „Ich habe den Namen des roten Assassin. Du kriegst ihn, wenn du sicher Zuhause angekommen bist.“ Er wusste scheinbar wo mein Schwachpunkt lag. Und das nutzte er so gut er noch konnte. Es war fast schon eine Qual, denn Berserker gehörte nicht gerade zu der gesprächigen Sorte. Egal wie charmant er auch sein mochte, oder wie alte Schule. 'Master, du solltest vielleicht ein wenig mehr mit ihm reden. So könnten wir rausfinden wer er ist“, hörte ich Cassy in meinem Kopf und seufzte innerlich, 'Hab ich versucht, er ist verdammt vorsichtig. Selbst wenn ich versuche ein Gespräch darauf zu lenken.' 'Er ist ein Beserker. Bring ihn etwas um den Verstand, Master.' Ich war etwas entsetzt darüber was Cassy mir sagte. Noch dazu konnte ich das nicht. Ich konnte nicht mit einem Mann flirten um zu bekommen was ich wollte. Noch dazu war ich nicht gut darin bewusst zu flirten. Und es fühlte sich auch nicht richtig an. „Ähm, Berserker, ich danke dir für heute und es tut mir leid, dass ich vielleicht nicht der Typ Frau bin, der diese ganzen Gesten besonders zu schätzen weiß. Ich meine ohne Frage sie sind süß aber... im Bezug auf mich nicht sehr passend. Ich stehe nicht so auf Händchen halten. Körperkontakt ist mir manchmal ziemlich unangenehm, genauso ist es mir unangenehm wenn jemand für mich bezahlt.“ Ich konnte spüren, dass Berserker mich ansah. Er hörte zu, grummelte nicht, sondern schwieg einfach. Ich fragte mich sogar kurzzeitig, ob er vielleicht sauer war, dass ich ihm das so direkt sagte. „Du bist es nicht gewohnt“, erklärte Berserker schließlich und ich strahlte ihn förmlich an und nickte. „Genau. In der Regel machen Männer das nicht für mich. Eigentlich gab es neben dir nur einen und der hat mich verlassen.“ „Dann sind sie alle Idioten. Besonders der eine. Zu meiner Zeit, konnte man sich glücklich schätzen jemanden wie dich kennenlernen zu dürfen.“ Ich schwieg und fragte mich wie Berserker das „Jemanden wie dich“ meinte. Vielleicht lag das einfach daran, dass ich nicht wirklich viel positives an mir sah. Ich war stur, überheblich, schwach, nicht vermögend... Selbst hier wurde mir jedes Mal bewusst, was mir im Gegensatz zu anderen Mastern fehlte. Erfahrung, Entschlossenheit, ein Ziel. Ich konnte also gut verstehen, dass Männer nicht auf mich abfuhren und eigentlich hatte ich mich seit meiner letzten viel zu kurzen Beziehung damit abgefunden. „Eine Frau gehört respektvoll behandelt. Sie hält immerhin die Möglichkeit für die Zukunft im Leib“, erklärte Berserker, als glaubte er, dass ich ihn nicht sofort verstanden hatte. „Und unter diesen Frauen, die alle die Möglichkeit für dieses Wunder tragen, gibt es immer die eine Besondere, von der man glaubt, dass sie nur für einen selbst lebt und atmet. Hat man diese eine Besondere gefunden, muss man ihr zeigen, dass man sie mit solchen Augen sieht.“ 'Von Berserker kann mein Bruder noch einiges lernen', hörte ich Cassy sagen und konnte nicht anders als dieses sarkastische Lachen aus ihrer Stimme zu hören. 'Du solltest übrigens aufpassen, Master. Lancer und Archer haben hin und wieder gesehen was passiert ist. Archer murmelt während des Kochens ein paar... Dinge.' Ich hatte es irgendwie befürchtet. Und da wir ziemlich nahe an dem Wohnhaus waren, dass wir aktuell bewohnten, fürchtete ich fast schon, dass das Grauen wartete. „Berserker, bis hier her reicht es. Ich meine, es ist fast um die Ecke.“ Erneut festigte Berserker seinen Griff und machte deutlich, dass er mich wirklich bis vor die Tür begleiten würde. Ich musste also mit ihm gemeinsam den Gang zum Schafott gehen. „Verstehe. Bis zur Tür. Danke dafür.“ Ich ergab mich diesem Schicksal und ging mit ihm die letzten Meter bis vor die Haustür. Dort blieben wir stehen und er erlaubte, dass ich mich endlich von ihm lösen konnte. Ich sah Berserker an, und lächelte. „Danke dafür, dass du heute Sanadas Ersatz warst. Ich hoffe ihr las-“ Die Tür wurde aufgestoßen. Eine Hand griff nach mir und noch ehe ich mich versah, hatte ich Archers Rücken im Blick. Er hatte sich vor Berserker platziert und sah zu ihm. „Danke fürs Nachhause bringen, Berserker. Ab hier kümmer ich mich um Erenya!“, erklärte er und gab sich dabei die beste Mühe, dass Berserker mich nicht mehr sehen konnte. Da dieser aber zwei Köpfe größer war, schien das unmöglich. Er sah einfach an Archer vorbei und zu mir. Vorsichtig, drückte er die Blumen, die für mich bestimmt waren, Archer in die Arme und schob ihn mit derselben Handbewegung aus dem Weg. „Wir sehen uns wieder, Erenya.“ Er hob seine Hand, nahm eine Strähne meines Haares und beugte sich vor. Dabei behielt er mich unentwegt im Blick. Doch anders als am Vortag, hob er die Haarsträhne nicht so weit hoch, so dass er nahe an mein Ohr kam. „Assassins Name... Marie Curie.“, flüsterte er, wobei ich seinen Atem an meiner Ohrmuschel deutlich genug spürte. Genauso wie den Kuss auf meine Strähne. Er erhob sich wieder und sah nun zu Archer, der ihn mit ernsten, fast schon bösen Blick ansah. So hatte ich Archer noch nie gesehen. „Danke, für die Hilfe gegen Rider.“ Er klopfte ihm auf die Schulter, sein Blick änderte sich nicht, doch Archers Haltung wurde bedrohlicher. „Es ist besser du gehst jetzt, Berserker. Erenya ist Zuhause“, murrte er und Berserker nickte. Es schien fast so, als spürte er nicht einmal die Feindseligkeit die ihm Archer entgegen brachte. Die Feindseligkeit schwand aber, kaum das Berserker weit genug entfernt war. Stattdessen griff Archer nach meinem Handgelenk und zog mich ins Innere. „Erenya... Wieso? Berserker weiß nun wo du bist. Wir sind hier nicht mehr sicher“, begann Archer sogleich, während er mich Stufe um Stufe nach oben zerrte. „Assassin weiß es, Caster weiß es... der rote Rider, Berserker... Wir sind hier eine Zielscheibe.“ Ich war verwundert als Archer das sagte. Denn noch am Morgen schien es ihn nicht gestört zu haben. Doch nun, da Berserker mich nach Hause begleitet hatte. „Archer. Was ist dein Problem?“ Wir hatten die letzte Stufe genommen und ehe ich mich versah, drückte mich Archer gegen eine Wand. Er sah mich an, gequält, wütend und besorgt. „Erenya... ich will nicht, dass ein anderer Mann dich so ansieht. Ich ertrag es nicht. Es ist schon eine Qual zu wissen, dass Lancer dir so nahe ist. Nun noch jemanden zu haben... ich ertrag es nicht. Es macht mich wahnsinnig. Bitte... Lass uns diesen Ort verlassen.“ Ich schluckte schwer und sah Archer an. Und doch, ich musste ihm bei einem Recht geben. Es wussten eindeutig zu viele, dass ich hier wohnte. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)