Fate/Defragment von Erenya ================================================================================ Kapitel 19: Skamandrios und Caster ---------------------------------- Sanadas Haltung wurde mit einem Mal lockerer, kaum dass unser Pakt geschlossen war. Sie ging ohne zu zögern auf das Bento zu, hob es vom Boden auf und entpackte es. „Uh Suppe. Was ist das für eine?“, fragte sie sogleich neugierig und öffnete die Dose mit der Suppe um an dieser zu schnuppern. „Hühnersuppe. Ein guter Freund hat sie für mich gemacht, nachdem ich... krank wurde.“ Sanada sah auf und schien verwundert. Nur was verwunderte sie, dass ein guter Freund sie gekocht hatte oder war es etwas anderes gewesen? „Krank? Oh weh, ich hoffe es geht dir gut. Dann solltest du vielleicht auch etwas vom Bento essen. Wir können es gerne teilen. Das sieht nämlich nach einer mächtig großen Portion aus.“ Sie setzte sich auf der Stelle hin, an der das Bento gelegen hatte. Ihr Berserker bewegte sich auf sie zu, und setzte sich ebenfalls. Doch er ließ seinen Blick nicht von Lancers und meiner Richtung. „Mir geht es besser. Die Medizin von Caster hat sehr geholfen.“ Ich näherte mich Sanada, merkte allerdings, das Berserkers Blicke jede meiner Bewegungen verfolgten. War er der erste Servant der glaubte, dass ich eine Gefahr für seinen Master werden konnte? Das war doch schon einmal eine Steigerung. Ich setzte mich gegenüber von Sanada und bemerkte, dass Lancer plötzlich neben mir war. „Hier, der erste Bissen sollte dem Koch gehören“, erklärte sie und nahm einen Bissen Reis auf die Stäbchen und hielt mir diese hin. Ich war verwundert darüber, ahnte aber, dass sie das nur tat um sicher zu gehen, dass ich das Essen nicht vergiftet hatte. Wie gut, dass mir solche Attentate nicht standen und ich niemals ein gutes Essen auf so eine Weise verderben würde. Ich nahm den Bissen ohne zu zögern auf und genoss es, endlich wieder feste Nahrung zu mir nehmen zu können. Archers Suppen waren toll, ohne Frage, aber ich hätte mir auch feste Nahrung gewünscht. Krank konnte man aber leider nicht alles haben. Das Lancer nicht reagierte, schien Sanada noch einmal mehr zu beruhigen. Sie häufte sich selbst einen Bissen auf und aß es. Mein Blick hingegen glitt zu Berserker, der mich ernst ansah, fast so als wollte er stumm drohen „Wenn du Master vergiftest, dann...“ „Du bist wirklich vertrauenswürdig. Hier, Berserker, probier auch etwas.“ Sie grinste, streckte Berserker die Dose hin, füllte ihm allerdings nichts auf die Lippen. Schweigend, griff der Mann in die Dose, zupfte behutsam etwas Reis heraus und schob ihn sich in den Mund. Wie die anderen Berserker, abgesehen von Spartacus, sagte er kein Wort. Stummes Schweigen war alles, was er tat, während er den Bissen kaute und schließlich erneut in die Dose griff um sich etwas Gemüse zu holen. „Du bist also eine Magierin der ersten Generation? Das ist irgendwie cool und ziemlich beängstigend, oder? Ich meine die meisten Master in diesem Krieg werden nicht viel von dir erwarten. Wie bist du der roten Fraktion aus dem Weg gegangen?“ Sie schien nun gesprächiger als zuvor, offenbarte mit ihren Worte Dinge, die sie zuvor nicht im Ansatz erwähnt hätte. Berserkers Blick wandte sich auch sogleich mahnend zu ihr und erinnerte mich in gewissen Teilen an Lancer, der mir schon häufiger so einen Blick geschenkt hatte. „Ich hatte bisher großes Glück. Caster von der roten Fraktion ist mit mir ein Bündnis eingegangen. Und der Caster unserer Fraktion hat mir geholfen, als ich vergiftet wurde. Deswegen die Grippe. Aber wie sieht es mit dir aus? Hast du Freunde oder Verbündete die dir helfen?“ Sie nahm erneut einige Bissen vom Reis, dieses Mal mit Gemüse und schüttelte den Kopf. „Nein. Ich bin zwar aus einer Familie, die schon seit Generationen Magier hervorbringt, aber ich gehöre nur zu einer unwichtigen Nebenfamilie. In der Regel tritt immer die Hauptfamilie im heiligen Gralskrieg an. Dieses Mal traf es jedoch mich. Du kannst dir sicher vorstellen, wie enttäuscht die anderen waren und vor allem auch wie sauer. Die Hauptfamilie wurde immer auf diesen Krieg vorbereitet, ich hingegen...“ Sie schwieg und steckte sich stattdessen einen Happen ihres Gemüses in den Mund. „Naja mir stehen jedenfalls keine Mittel zur Verfügung, weil meine Reise doch ganz spontan war. Der einzige, der an meiner Seite kämpft ist der Große hier.“ Sie grinste und klopfte Berserker gegen die Brust. Ich konnte es richtig hören, dass sie nicht gerade sanft war, doch Berserker zuckte nicht mal. „Aber meinst du nicht, dass es seltsam ist, dass die rote Fraktion sich da scheinbar auf dich stürzt und nicht auf jemanden wie mich. Ich meine du bist eine Magierin die sicher mehr drauf hat wie ich.“ Ich sah Sanada ernst an, beobachtete, wie sie die Suppe an ihre Lippen setzte und diese genüsslich trank. „Ich bin bei der schwarzen Fraktion, ist das nicht Grund genug? Der rote Assassin hat sich besonders viel Mühe gegeben. Sie hat wohl extra für mich ein Gift angemischt. Leider waren ihre Bemühungen umsonst. Das war vor drei Tagen. Davor hatte es schon der wirklich gutaussehende Archer der Roten versucht. Von jemanden wie ihm würde ich mich jederzeit bedrohlich angreifen lassen. Einfach um diese starken, muskulösen Arme zu sehen, seinen strengen Blick auf mir zu spüren.“ Sie lächelte verträumt und mein Blick wandte sich zu Lancer, der zweifelnd eine Augenbraue hochzog. Scheinbar war ihm gerade ihr Schwärmen etwas zu viel. Ich hingegen musste innerlich schmunzeln, denn es war erfrischend jemand so zu hören, wie ich selbst gerne geschwärmt hätte. Über Assassin, über Lancer... über diesen hotten Berserker, über Archer. Oh Gott, mir wurde gerade wieder bewusst wie gut aussehend die ganzen Servants um mich herum waren. „Aber dein Lancer ist auch ziemlich... ansehbar. Seine Arme machen dem des Archers sicher Konkurrenz.“ Sie nahm etwas von dem Obst und schob sich dieses mit ihren Blicken auf Lancer sehr lasziv in den Mund. Mein Blick auf Lancer zeigte, dass es ihn nicht zu interessieren stehen. Er sah einfach zu Berserker, so als versuchte er diesen einschätzen zu können, oder glaubte, dass Berserker in jedem Moment los wüten konnte. „Dein Lancer ist wirklich ein Prachtstück“, säuselte Sanada und ich fragte mich, ob Eifersucht von meiner Seite gerade angebracht wäre. Immerhin war das hier mein Lancer und sie machte solche Komplimente. Sollte ich das vielleicht für ihren Berserker machen? Nein, das war kindisch. Wobei es mich schon verwunderte. Ihre Berserker war selbst ein hübscher Anblick. Die leichte Bräune seiner Haut, die muskulösen Oberarme, die stählerne Brust, die unter seinem Oberteil hervorblitzte. 'Master!', hörte ich die mahnende Stimme von Lancer in meinem Kopf. Ich sah ihn an, fragend, was ihn gerade wieder störte. 'Wir sollten gehen. Berserkers Blicke gefallen mir nicht.' Verwundert darüber was er meinte, sah ich zu Berserker und es fröstelte mich ein wenig, als ich ihm direkt in die Augen sah. Sein strenger, stechender Blick lag auf mir gerichtet. Nicht auf Lancer, sondern auf mir. Und irgendwie hatte ich das Gefühl, dass er Lancer nie wirklich angesehen hatte. Immer wenn ich ihn ansah, ruhten seine grünen Augen auf mir. Und das bereitete mir einen kalten Schauer. „Ich bin froh, dass ich mit dir reden konnte, Sanada. Aber es wird spät und ich muss allmählich zurück. Lancer grummelt schon, weil ich immer noch angeschlagen bin und nun hier draußen herum laufe.“ Ich lächelte, wandte meinen Blick von Berserker, hatte aber immer noch dieses Prickeln auf der Haut, das mir verriet, dass er mich immer noch ansah. „Das ist süß. Dein Lancer ist ja so fürsorglich. Aber ja, sicher hat er Recht. Wenn du noch nicht voll auf bist, solltest du dich wirklich schonen. Danke für das Essen. Wir können uns in den nächsten Tagen gerne noch mal treffen. Vielleicht ein paar Klamotten für Lancer kaufen gehen. Er ist doch schon sehr auffällig in seiner Kluft und ihm stehen die Alltagssachen sicher ausgezeichnet.“ Sie lächelte verträumt und sah zu Lancer, so als ob sie in Gedanken schon einiges an Kleidungsstilen durchprobierte. Das war unheimlich und doch, es wäre falsch jetzt ihr irgendwie übel aufs Gemüt zu schlagen. „Das können wir gerne machen.“ Ich erhob mich von meinem Platz und Lancer tat es mir gleich. Doch er behielt Berserker im Auge, der nicht eine Sekunde seinen Blick von mir nahm, während er sich erhob. „Wir bringen euch noch zum Ausgang.“ Ohne Lancer eine Chance zu geben, nahm Sanada ihn an der Hand. Drückte sie und zog ihn förmlich in Richtung des Ausganges. Berserker folgte ihr, blieb aber kurz stehen, als er merkte, dass ich verdattert zurückblieb und sah über seiner Schulter zu mir, wobei er mir stumm zu verstehen gab, dass ich folgen sollte. Es war besser seiner Aufforderung Folge zu leisten, denn ich wollte nicht wissen wie Berserker werden konnte, wenn er nicht so ruhig war. Am Haupteingang angekommen, ließ Sanada endlich von meinem Lancer ab. Kein Gekrabbel an seinen Arm, keine weiteren Komplimente. Und wehe er würde mir vorhalten, dass ich doch etwas freundlicher zu ihm sein sollte. So wie Sanada zu ihm. Das würde ich niemals tun. „Es war wirklich schön, dass ihr da wart. Wir werden uns garantiert wieder sehen.“ Ich nickte Sanada zu, reichte ihr meine Hand, was sie erwiderte, indem sie diese ebenfalls ergriff. Ihr Händedruck war stark, trocken und fest entschlossen. Was für einen Entschluss hatte sie wohl während unseres Gesprächs getroffen? Was wusste sie von mir und Lancer? „Ich danke für deine Zeit.“ Ich sah zu, wie sie sich von meiner Hand löste und sie sich stattdessen Lancers zu wandte. Er hatte nicht einmal ein Anzeichen getan, dass er sich von ihr verabschieden wollte. Sie nahm einfach seine Hand, streichelte sie sanft, während sie seine hielt. „Berserker, sei nicht so unhöflich, verabschiede dich von unseren neuen Freunden.“ Ein Grummeln kam von Berserker, als dieser sich in Bewegung setzte und vor mir stehen blieb. Ich sah ihn an und bemerkte, dass er die Hand hob. Ich tat es ihm gleich, doch statt nach meiner zu greifen, hob er sie höher. Auf Kopfhöhe. Alles in mir verkrampfte sich, ich konnte spüren, das Lancer bereit war einzugreifen, sollte Berserker nun doch irgendetwas versuchen. Und ebenso war ich mir sicher, dass so eben ein Bogenschütze seinen Pfeil spannte und bereit war im entscheidenden Moment loszulassen. Berserker schien das alles aber nicht zu interessieren. Lancer nicht, Sanada nicht. Er griff sich behutsam eine Strähne, seitlich von meinem Haar. Er beugte sich zu mir vor, da er doch einen gefühlten Meter größer war. Ich spürte seine Nähe, spürte einen Bruchteil seines warmen Atems auf meiner Haut und hörte den sanften Klang eines Kusses, der behutsam und vorsichtig auf meine Haarsträhne gehaucht wurde. Wie in Zeitlupe konnte ich beobachten, wie meine Haare aus seiner Hand glitten und sanft über meine Wange strichen. Meine Wangen fühlten sich heiß an und ein unstillbarer Drang, sich jetzt umzudrehen und einfach wegzurennen, machte sich in mir breit. Ich konnte sie spüren, seine Blicke und ich wusste nicht, wie ich nun auf Berserker reagieren sollte. „D-Dir auch einen angenehmen Tag noch... Berserker“, brachte ich stammelnd hervor und wandte mich ab, so dass ich genug Abstand von Berserker bekam.   Irgendwie war ich froh, als Lancer und ich weit genug von der Schule entfernt waren und ich nicht mehr das Gefühl hatte unter Berserkers Blicken zu stehen. „Und, Master. Ist Sanada das was du erwartet hast?“ Ich dachte nach und sah Lancer an. Irgendwie wusste ich keine Antwort auf seine Frage. „Entweder ist sie eine verdammt gute Schauspielerin und Lügnerin oder... ich weiß nicht... Sie ist schwer einzuschätzen. Ebenso ihr Berserker. Glaubst du... dieser Kuss auf die Haare hat irgendwas... ich weiß nicht... einen Zauber implantiert?“ Lancer hob eine Augenbraue und sah mich zweifelnd an. So als wollte er mich fragen, ob ich nun vollständig den Verstand verloren hatte. In Anbetracht der Tatsache, dass man mich aber schon um eine Haarsträhne gebracht hatte, konnte ich nicht anders als daran zu denken. „Keine Sorge, Erenya. Ich hatte ihn im Blick. Kein Zauber, keine moderne Wanze. Es war einfach nur ein Abschiedskuss auf dein Haar. Dieser miese Schuft“, murrte Archer, der auf meiner anderen Seite erschien, so dass ich nun zwischen beiden meinen Servants herlief. „Ist das dein einziges Problem, Archer?“, fragte Lancer wobei er dezent genervt klang. „Nein. Denn sicherlich haben wir auch ein Problem damit, wie er Erenya förmlich mit seinen Augen ausgezogen und sich zu eigen gemacht hat.“ Auch wenn es Archer nicht bewusst war, so schaffte er es doch schlagartig, dass ich errötete. Was er da implizierte war einfach... ich konnte es nicht glauben. „Wenn hier jemanden wen mit den Augen ausgezogen hat, dann war es ja wohl Sanada, die ein reges Interesse an Lancer hatte. Du scheinst ganz ihr Beuteschema zu sein.“ Ich grinste Lancer an, doch er sah mich nur finster an. „Du solltest dich von diesem Berserker fern halten, Master.“ Es schien ihm leicht zu fallen, Sanadas Avancen einfach zu ignorieren. Nicht aber, dass Berserker mich angesehen hatte. Konnte ich hier auf einen kleinen Funken Eifersucht hoffen? Oder war Lancer einfach nur überaus vorsichtig bei unseren neuen Nicht Angriffspakt-Partnern? „Lancer hat Recht. Wir sollten dich niemals mit Berserker alleine lassen. Er ist ein gefährlicher, gefährlicher Mann“, erklärte Archer und wirkte dabei so ernst, dass ich ihn fast nicht wieder erkannte. Wobei ich diese Ernsthaftigkeit schon einmal gesehen hatte. Damals als er mich darum gebeten hatte, mich von ihm fern zu halten. „Ihr seid schlimmer als meine Mutter“, murrte ich und ging ein paar Schritte schneller. Es war irgendwie schwer, wenn die beiden miteinander stritten, sich anzickten und der eine scheinbar nie gut hieß, was der andere tat. Noch schwerer und nerviger war es aber, wenn sie sich einig waren, denn das konnte mir nur den Spaß verderben. Nicht das es oft passierte. Und doch... ich konnte es den beiden nicht übel nehmen. Berserkers Blicke hatten sich förmlich an mich geheftet, während ich mit Sanada gesprochen hatte. Hielt er mich für die größere Gefahr und nicht Lancer? Warum der Kuss auf mein Haar? Was hatte es zu bedeuten? Es gab keine Antworten auf diese Fragen und das störte mich. Ich wollte sie, so unbedingt. Diese Antworten. Warum war mir selbst nicht klar. Vielleicht um einschätzen zu können, ob Berserker wirklich gefährlich war. Dabei war er ein Berserker. Natürlich war er gefährlich. Oder wollte ich mehr von ihm erfahren? Es würde zumindest zu mir passen. Mehr über die Servants wissen zu wollen. Dafür bekamen sie sogar einen kleinen Vertrauensvorschuss.   Ich war überrascht als ich die Wohnung betrat und im Wohnzimmer Cassy saß. Kaum dass unsere Blicke sich trafen, erhob sie sich und lächelte mich sanft an. Sie ignorierte dabei Lancer und Archer, ging stattdessen auf mich zu und nahm meine Hände. „Verzeih, ich weiß du wolltest dich erst morgen früh mit meinem Master treffen, aber uns bleibt vermutlich nicht viel Zeit, deswegen musst du ihn heute noch treffen.“ Ich sah Cassy an. Sie meinte es ernst, und doch wurde ich unsanft von ihr weggezogen. Lancer hatte mich gepackt und hielt mich nun in seinen Armen, hielt die Hände so, dass er mich vor ihren Blicken förmlich bedeckte. „Du hast es verdammt eilig, roter Caster. Wer garantiert, dass dies nicht nur ein Racheplan für Ueharas Ableben ist?“, fragte er, musste aber damit leben, dass ich mich aus seinen Armen wand. „LANCER!“, murrte ich, denn er ging schon wieder viel zu weit. Ohne es wahrscheinlich bewusst zu merken. „Cassy hat die Self Geis Scroll unterschrieben. Sie wird uns nicht verraten. Niemals und da vertraue ich ihr voll und ganz. Cassy, sag mir bitte, warum morgen nicht reicht?“ Sie wirkte unwillig. Fast so, als fiele es ihr schwer die Worte auszusprechen. Etwas stimmte nicht, soviel war klar. Doch dieses Etwas hatte nichts damit zu tun, dass sie mich verraten und hintergehen wollte. „Mein Master ist nicht in der Lage zu reisen. Du wirst es verstehen, wenn du mit kommst.“ Sie nahm meine Hand, zog mich vorsichtig an Lancer vorbei, hielt aber vor Archer inne, der sie ernst ansah. Ihr Blick, war mindestens genauso ernst und ich fragte mich kurz, ob ich es wirklich riskieren konnte, dass diese beiden in einem Team waren. „Erenya ist mir sehr wichtig, Cassandra. Pass bitte gut auf sie auf.“ Ich wusste nicht, ob Archer seiner Schwester misstraute oder ob er sie gerade darum anflehte, mir nichts zu tun. Cassy hielt seinem Blick stand. „Ich habe nicht vor ihr etwas zu tun, oder sie jetzt zu verlieren. Sie ist also bei mir in guten Händen.“ Archer ging aus dem Weg und ließ Cassy damit gewähren. Sich ihres Zieles sicher, zog sie mich hinaus in die anbrechende Nacht.   Krankenhäuser bereiteten mir immer Unbehagen, was wohl auch Cassy merkte, als wir vor dem Gebäude standen. Vorsichtig ergriff sie meine Hand, so als fürchtete sie, dass ich jetzt einen Rückzieher machen würde. „Ist dein Master ein Arzt? Oder eine Krankenschwester?“, fragte ich sie und fürchtete schon, dass ihr Master wirklich eines von beiden war. Besonders ein Arzt aus dem Fach der Psychologie wäre mir unheimlich geworden, denn ich musste dann fürchten, dass ich die geschlossene nicht mehr verlassen würde. „Nein... Das hier ist... viel mehr sein Zuhause oder auch eher sein Gefängnis“, flüsterte sie und ihre Worte hatten etwas schwermütiges. „Lassen wir ihn nicht warten.“ Sie lächelte mich an und zog mich bestimmend aber nicht zwanghaft ins Krankenhaus. Sie nickte einigen Schwestern vertrau zu, was nur noch einmal ihre Aussage, dass ihr Master hier wohnen würde, unterstrich. Die schlimmsten Gedanken wurden laut. Allesamt geboren aus dem, was ich über Cassys Master zu wissen glaubte. Und jeder Gedanke schrie lauter als der vorangegangene. Sie verstummten nicht, wurden zu einem Gewirr das schneidend, bohrend und absolut quälend war. Vollkommen zielsicher führte Cassy mich durch die Gänge, bis sie schließlich vor einem Zimmer stehen blieb. Ein Türschild verkündete den Namen des Patienen. Skamandrios Papadopoulus. Ein Grieche. Irgendwie war das doch ganz passend. „Hier sind wir“, flüsterte Cassy und legte ihre Hand auf die Türklinke. Doch sie hielt inne, so als überlegte sie, ob sie mir wirklich das Innere offenbaren wollte. „Erenya.... Du bist Masters erste Besucherin seit Monaten. Als ich ihm von dir erzählte, ganz am Anfang... Noch vor meinem ersten Treffen mit dir, da war er überzeugt, dass wir zueinander gehören. So als hätte er diesen Moment vorher gesehen.“ Sie stockte und ich fragte mich, was sie mir damit sagen wollte, doch ihr Gedankengang schien sich zu wandeln. „Ich frage mich manchmal, wer das Schicksal steuert. Ob wir es wirklich in unserer Hand haben, oder ob jemand im Hintergrund alle Fäden zieht.“ Cassy lachte bitter und schüttelte den Kopf so als versuchte sie eine absurde Idee aus Ihrem Kopf zu bekommen. „Ich frage mich, ob der Dirigent dieses Krieges aus dieses Treffen geplant hat. Wenn ja, dann bin ich mir nicht sicher, ob er nicht ein Sadist ist.“ Ich verstand nicht, was Cassy meinte, doch sie gab mir nicht die Chance darüber nachzudenken, denn sie öffnete die Tür. Ein Monitor mit Zacken die sich auf und ab zu bewegen schienen, stetig begleitet von einem gleichmäßigen Piepen. Blumen standen in Vasen in dem Raum der durch und durch personalisiert war. Wie eine Wohnung für einen Gefangen. Ein Fernseher zeigte statisches Bild und erhellte den Raum, in dem die Vorhänge zugezogen waren. Ohne Zögern oder Zweifel trat Cassy in den Raum und lief auf das Krankenbett zu, neben dem sie sich auf einen Stuhl setzte. Vorsichtig griff sie die Hand des jungen Mannes der darin lag. Sie lächelte. Traurig aber sie lächelte. Vorsichtig, so als könnte ein falscher Schritt irgendetwas wichtiges zertreten, näherte ich mich dem Krankenbett, bis ich das Gesicht von Cassys Master erkennen konnte. Es verschlug mir die Sprache. Das Gesicht des Masters, ähnelte so sehr Cassys. Fast als wären sie Zwillinge. Nur das seine Haare kürzer geschnitten waren und er nicht gerade wie das blühende Leben auf mich wirkte. „Erenya, dieser Mann hier, ist mein Master. Skamandrios Papadopoulus.“ Sie strich sanft über das Haar des Mannes, der sich scheinbar bemühte, nicht zu tiefe Atemzüge zu tun. Es fiel ihn sichtlich schwer und auch wenn er es nicht zeigen wollte, schien er sich mehr zu quälen als wirklich zu leben. „Cassy“, flüsterte er schwach und angestrengt. „Hilf mir bitte etwas auf. Ich will... ihr ins Gesicht sehen können.“ Cassy nickte und schob vorsichtig einen Arm unter seinen Oberkörper. Langsam, hob sie ihn an und betätigte mit der freien Hand einen Schalter, so dass die Kopfseite des Bettes sich hob und Skamandrios Stützen konnte, beim sitzen. Er konnte mir nun direkt ins Gesicht sehen und lächelte, schwach aber doch sehr begrüßend und sanft. Mit der Andeutung eines Nickens, bat er mich näher zu treten. Doch ich blieb wie versteinert hier stehen. Dieses Bild war einfach zu surreal. Zu Unecht. Es erschien mir wie ein schlechter Witz, dass so jemand wirklich freiwillig an einem heiligen Gralskrieg teilnahm. „Du bist sicher... schockiert...“, presste er hervor und ich wusste nicht, wie ich reagieren sollte. Sollte ich ihm sagen sich nicht so anzustrengen und mit mir zu reden? Oder solle ich ihn einfach reden lassen, wenn er wollte? Ich nickte nur, konnte einfach nicht verbergen, dass sein Anblick mich mehr als nur schockierte. Ich fand einfach keine Worte dafür und wusste ehrlich nicht, wie ich damit umgehen sollte. „Eigentlich, sollte nicht Skamandrios an diesem Krieg teilnehmen, sondern seine Zwillingsschwester. Die Befehlszauber waren auch bereits bei ihr erschienen, aber in der Nacht, als die Beschwörung stattfinden sollte, wurde sie ermordet“, erklärte Cassy und biss sich leicht auf die Unterlippe, so als würden ihre Worte mehr aussagen als sie es auf den erste Blick taten. „In der Nacht... als meine Schwester starb... erschienen die...“ Er hob schwach seine Hand, nicht hoch genug um mir zu zeigen, was er bei voller Kraft wohl getan hätte, aber es reichte um mir zu verstehen zu geben, dass er die Befehlszauber meinte. Hatte Cassy davon gesprochen? Das jemand das Schicksal dirigierte? Wer konnte nur so grausam sein? „Als ich... Caster... Cassy beschwor... erinnerte sie mich... an meine Zwillingsschwester...“, erklärte Skamandrios und neigte den Kopf so, dass er Cassy ansehen konnte. „Sie sieht ihr... nicht nur ähnlich... sie könnte fast... ihre Reinkarnation sein...“ Seine Stimme war ein Flüstern, nur hörbar, wenn man wirklich auf seine Worte lauschte. Cassy hingegen nahm sanft seine Hand und etwas in ihr schien aufgewühlt. Aufgeregt. „Wie du siehst, Erenya... Kann Helenos nicht an diesem Krieg teilnehmen. Die Ärzte meinen, es kann jeden Tag der letzte sein. Deswegen ist es wichtig, dass wir die Befehlszauber so schnell wie möglich übertragen.“ Ich zweifelte. Würde es Skamandrios nicht zu sehr anstrengen? Würde eine Übertragung seinen Tod vielleicht beschleunigen? Was, wenn er den ganzen Krieg als einziger überleben könnte? Er könnte sich ein Leben wünschen. Ich biss mir auf die Unterlippe und fragte mich, wie fair es war jemanden um so eine Chance zu berauben. Und doch war da eine kleine Stimme, die mich fragte ob ein Magier wie er überhaupt eine Chance hätte. „Was... zweifelst... du?“ Er schien direkt in mein Herz gesehen zu haben, als er mich lächelnd das fragte. Ich schluckte schwer, ballte die Hände zur Faust und bereute jeden Augenblick, in dem ich daran gezweifelt hatte, dass er und Cassy zu ihren Worten stehen würden. „Ich habe euch beiden soviel Unrecht getan. Als ihr mich treffen wolltet, als ihr mir das Bündnis vorgeschlagen habt... Ich habe euch beide hintergangen und doch... wärt ihr bereit mir die Befehlszauber zu geben, die für eure Schwester bestimmt waren?“ Ich spürte wie das Herz in meiner Brust so langsam klopfte, dass es mir die Luft abschnürte. Meine Sicht verschwamm und doch konnte ich dieses gequälte Lächeln Skamandrios sehen. „Das ist... ein... heiliger Gral... Krieg. Jemanden... blind... zu vertrauen... kann gefährlich... sein“, presste er hervor und zeigte damit soviel Verständnis, dass ich mich fragte, ob er überhaupt menschlich war. „Ich bin schon ein wenig enttäuscht, dass du Paris an deiner Seite hast. Aber... ich habe gesehen, dass dir auch die Leben der Servants wichtig sind. Egal wer und mit welchem Hintergrund.“ „Cassy hat... mir den Kampf... übertragen...“, flüsterte Skamandrios und wies mit einer schwachen Handbewegung zum Fernseher. „Ein Magier... der ersten Generation... besiegt einen Magier... aus einer langen Linie... das wird... für Aufruhr sorgen... zusammen... mit dem Fakt... dass du... vom Gral... beschworen wurdest... und nun... eroberst du... den roten... Caster...“ Jedes Wort, jeder Atemzug, kostete ihn Kraft. Und obwohl Cassy deutlich machte, dass er nicht zu viel reden sollte, ließ er sich dafür nicht bremsen. „Der Gral... hat einen Grund... jemanden... wie dich... in die Schlacht zu schicken... Und ich... will Cassy... helfen...“ Er holte so tief Luft wie er konnte. Klammerte sich an die Decke, so als gäbe sie ihm genug Halt, das zu sagen, was er sagen wollte. „Entschuldige... dass ich... dich... dafür... benutze...“, hauchte er und schloss einen kurzen Moment die Augen. Sein Brustkorb hob und senkte sich. Langsam. Bestimmt. Stetig. Ich sah zu Cassy, die ihrem Master sanft übers Haar strich. Ihr Blick war liebevoll und doch voller Trauer. So als würde sie zum zweiten Mal etwas verlieren, dass ihr wichtig war. „Er sieht aus wie mein Bruder... Helenos. Ich verlor ihn im trojanischen Krieg. Er war der einzige, der mir glaubte... der mir die Schmerzen nahm und nun... kann ich nicht dasselbe für ihn tun, wenn er leidet.“ „Das... ist nicht... wahr... Du warst immer gut... zu mir... hast mich... wie einen Menschen... behandelt... mit mir gelacht... und mir... die Welt da draußen... gezeigt.“ Er sammelte alle Kräfte und legte seine rechte Hand auf die von Cassandra. Sie umgriff sie sogleich, so als fürchtete sie, dass er nicht genug Kraft haben würde, um ihre zu halten. Wäre sein Zustand anders gewesen... seine Gesundheit im grünen Bereich... Ich war mir sicher, diese beiden hätten ein gefährliches Gespann abgegeben. „Ich werde dir verzeihen, dass du mich benutzt. Aber, ich will eines von dir wissen, Master von Caster“, setzte ich an und erkannte den verwunderten Blick beider, als sie mich ansagen. „Was ist dein Wunsch?“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)