Fate/Defragment von Erenya ================================================================================ Kapitel 17: Zwischen Gift und Heilung ------------------------------------- Mir war kalt. Eiskalt. Kurz fragte ich mich, ob ein kleiner Kratzer wirklich so etwas vollbringen konnte. Egal. Ich war einfach zu erschöpft um darüber nach zu denken. Und die Dunkelheit wirkte einfach zu verführerisch. „Nicht...“ Immer wieder konnte ich Stimmen hören. Lancers... Archers... Sie waren aufgeregt, glaubte ich. Etwas hektisches lag in ihnen. „Fieber...“, hörte Lancer sagen und spürte eine kühle auf meiner Stirn. Auch wenn mein Geist erschöpft war, so wusste ich doch, dass es wohl Lancers Hand war. Fieber also? Fühlte ich mich deswegen so matt? Woher kam das nur... so schnell? Ich öffnete meine Augen. Vorsichtig und langsam, denn die Augenlider fühlten sich so schwer an, als wären sie aus Blei. Es fühlte sich sogar so an, als hätte ich an meinen Augen reißen müssen, um sie zu öffnen. „Sie wird wach!“, hörte ich Archer sagen, und erkannte ihn auch sogleich, als er sich mit sorgvollen Blick über mich gebeugt war. „Master, wie fühlst du dich?“, fragte Lancer sogleich und ich brauchte einige Sekunden, um herauszufinden, dass ich im Wohnzimmer auf dem Boden lag. Direkt neben dem Tisch, an dem ich gesessen hatte, bevor mich diese Dunkelheit übermannt hatte. „Wie ausgekotzt“, antwortete ich und war verwundert darüber, wie schwach ich klang. Wobei es vollkommen absurd war, dass es mich verwunderte, denn ich spürte doch, wie schwach ich mich fühlte. „Deinen Humor scheint es nicht flach gelegt zu haben“, murmelte Lancer und hob mich etwas an, um mich zurück auf den Stuhl zu setzen. Mein Körper allerdings widerstrebte dem und schmerzte, kaum das er in Bewegung geriet. „An eurer Stelle würde ich das lassen.“ Ich versuchte aufzublicken, kam aber nicht weit. Dennoch wusste ich nur zu gut, dass Assassin wohl eben hier erschienen war. Lancer ließ von mir ab und erhob sich. Archer hingegen hockte weiter neben mir und hielt meine Hand. „Was meinst du, Assassin?“, fragte Lancer ernst. Etwas Metallenes wurde auf den Tisch geworfen. „Der andere Assassin ist mir entkommen. Aber ich habe sie gesehen. Eine Frau in einem Kittel. Deswegen bin ich zurück zum Kampfplatz und habe das hier gefunden. Die Waffe, die euren Master verletzt hat. Ich hab die Waffe vorher Caster gegeben und so herausgefunden, dass die Klinge in Gift getränkt war.“ Ich glaube, ich hatte Assassin noch nie so viel reden hören. Doch er bemühte sich wirklich, Lancer und Archer zu erklären, was seine Schritte gewesen waren. Gift auf einer Klinge, dass war so ein Klischee und erklärte natürlich, warum ich mich so bescheiden fühlte. Ich lächelte bitter, doch das Lächeln verstarb mir, als ich einen kühlen Luftzug an meiner Seite spürte. Ein kurzes ziehen, weil das Blut bereits getrocknet war, keine Ahnung, ich spürte es nicht mehr so deutlich, wie ohne den vergiftet Status. Und doch, da war etwas warmes, sanftes. Und erneut zog etwas an mir. „ARCHER!“, hörte ich Lancer, der aufgeregt schien. „Was verdammt machst du da?“ Das ziehen hörte auf, die Wärme und Sanftheit verschwand. Zurück blieb nur Kälte. „Wenn eine Schlange einen beißt, kann man das Gift aussaugen. Das vermeidet größere Probleme“, hörte ich Paris. Er schien sich wirklich Sorgen zu machen, fast so als hätte er noch die Hoffnung, dass es helfen würde. Er glaubte vielleicht wahrhaft daran. Doch eine andere Gewissheit sickerte bei mir ein, genauso schleichend wie das Gift es getan hatte. „Es ist zu spät. Das Gift sollte sich bereits in ihrem Körper verbreitet haben. Gemessen den Weg den ihr zu Fuß zurückgelegt habt, ist die Vergiftung bereits weit voran geschritten.“ Eine weibliche Stimme erfüllte den Raum. Eine stumme Hoffnung, dass es vielleicht der rote Caster war. Eine enttäuschte Hoffnung, denn mein Verstand flüsterte, dass es sich um den Caster unserer Fraktion handelte. „Aber was sollen wir tun? Wir haben diesen Kampf nicht geführt, damit sie am Ende stirbt!“ Panik in Archers Stimme. Er machte sich wohl wirklich zu viele Sorgen. „Ich habe das Gift in seinen wesentlichsten Bestandteilen analysiert. Es ist keines aus meiner Epoche, oder weiter zurück. Ein modernes Gift, dessen Nutzung allerdings eher unüblich ist. Der rote Assassin scheint sich gut auf Chemie und auch auf Biologie zu verstehen. Unbehandelt wird es zu Schmerzen kommen, hohen Fieber. Der Vergiftete wird häufiger das Bewusstsein verlieren, fühlt sich vielleicht krank, so dass er nicht auf die Idee käme, dass er vergiftet wurde. Die Symptome sind einer Grippe ähnlich. Ich habe hier ein Gegengift. Es wird allerdings nicht die Grippesymptome lindern. Aber es verhindert den Tod.“ Caster hatte wirklich Ahnung von Medizin. Zumindest erschien es mir so. Sie war eine gebildete Frau, was mich erneut fragen ließ, aus welcher Epoche sie kam. Doch noch mehr fragte ich mich, wie sie so schnell ein Gegengift mischen konnte. „Ich empfehle, dass sie sich in den nächsten Tagen gut ausruht. Sie muss viel Flüssigkeit zu sich nehmen und sollte auch so viel Schlaf wie möglich bekommen. Und Obst und Gemüse. Damit sie Abwehrkräfte aufbauen kann. Naturjogurth ist ebenfalls empfehlenswert.“ „I-Ich werde das alles sofort besorgen!“, erklärte Archer. Ich hörte ein Knacken neben mir und wusste, dass er sich erhoben hatte. Ein sanfter Windzug, keine Ahnung woher dieser kam. Ich wurde müde, spürte noch etwas flüssiges an meinen Lippen. Ich schluckte, als es meinen Mund füllte und schließlich, schlief ich wieder ein.   „Wieso hilfst du uns, Caster?“ Ich war wieder einmal aus meinem Dämmerschlaf wach geworden und das erste das ich hörte, war Lancers Stimme. Mein Hals fühlte sich trocken aus, rau und staubig. Doch ich traute mich nicht etwas zu sagen, denn viel mehr interessierte mich dieses Gespräch. „Es wäre falsch sie jetzt zurück zu lassen. Das würde nur den Verlust zweier mächtiger Servants bedeuten“, erklärte Caster, schien aber mit ihrer Antwort nicht ganz ehrlich zu sein. Da lag noch etwas. Eine Antwort, die sie sich nicht traute zu geben. „Nach ihrem Ableben könnte immer noch jemand anderes einen Pakt mit uns eingehen. Wofür braucht ihr also meinen Master?“ Lancers Ton wurde schärfer, fast schon drohend, doch Caster schwieg. Vielleicht lag es daran, dass sie fürchtete, dass ihm die Antwort nicht gefallen würde. Oder aber, dass sie keine Antwort hatte. „Lancer“, krächzte ich, endlich dem Verlangen nach etwas zu trinken nachgebend. „Master, du bist wach?“ „Nicht wirklich... Durst...“, antwortete ich auf seine Frage und wusste, dass ich nicht einmal log. Mein Körper fühlte sich immer noch gemartert an. Ich sah immer noch nichts außer tiefster Schwärze. „Was willst du haben, Master?“, fragte Lancer und brachte mich damit zum Schmunzeln. Denn eigentlich war mir egal was er mir gab, solange es meinen Durst stillte. „Irgendwas... bitte schnell“, flüsterte ich. Ich hörte, wie Lancer über den Boden lief. Die Schrittzahl sagte mir, dass er nicht weit von der Küche entfernt gestanden hatte. Das Klappern einer Schranktür... ein Gefäß wurde raus gestellt. „Keinen Tee. Der ist zu heiß. Du solltest Wasser reichen. Sprudellos. Wasser stillt den Durst am Besten.“ Ein Murren kam von Lancer. Dabei wäre Tee auch recht gewesen, allerdings hatte Caster wohl recht. In meinen Zustand wäre er zu heiß gewesen. Daran hatte ich gar nicht gedacht. Es dauerte einige Zeit, bis ich etwas gluckern hörte... Dann Schritte. Sie näherten sich mir. Stück für Stück und vor allem auch vorsichtig. Die Schritte stoppten nahe bei mir. Stille. Kleidung raschelte. Danach Stille. Doch nichts passierte. Ich spürte kein Glas. Keine Berührung... Nichts. „Lancer, so wird das nicht funktionieren. Dein Master ist zu schwach um zu sich zu bewegen, du musst ihr helfen in eine aufrechte Position zu kommen und ihr beim trinken helfen.“ Ich hörte wie das Glas abgestellt wurde. Hände umgriffen mich vorsichtig und doch etwas ungeschickt. Mein Körper wurde angehoben und obwohl sich alles in mir wehrte, spürte ich wie leicht mich das paar kräftiger Arme aufrichtete. Das Gefäß scharbte über den Boden. Es dauerte nicht lange, bis diese kühle an den Lippen spürte. Ich öffnete den Mund, das Gefäß kippte und sehr schnell floss kühles Wasser in meinen Mund. Erleichterung überkam meine Kehle. Gier zog ich so gut es ging das Wasser in mich. Schluck um Schluck um Schluck. So gierig, dass leider wenige Tropfen über meine Mundwinkel liefe. Das Kinn hinab. Auf die Brust tropfend, die nur von dem Oberteil bedeckt waren und doch genoß ich die Kühle, als etwas Nässe meine Haut traf. „Willst du mehr, Master?“, fragte Lancer, als das Gefäß leer war. Ich nickte und spürte wie er mich wieder vorsichtig zum liegen brachte. Schritte schlurften über den Flur. Monoton. Schritt für Schritt. Wie ein Metronom, in einem Takt, der mich singend in die Arme des Schlafes sinken ließ.   **~~**   Wie lange mich die Dunkelheit dieses Mal im Griff hatte, wusste ich nicht, doch als ich meine Augen öffnete, konnte ich wieder etwas sehen. Es war Dunkel, nicht weil meine Gabe zu sehen nicht da war. Ich konnte Konturen in der Dunkelheit der Nacht erkennen. Schemen, Schatten. Ein leises Schluchzen kam von meiner Linken. Ich wandte vorsichtig meinen Kopf. Ich sah Beine des Tisches, einen Teil des Schrankes, der im Wohnzimmer stand. Und doch lag ich weich. Im Futon. Ich vermutete, dass weder Lancer noch Archer mich hatten bewegen wollen. Praktisch. Und doch, bei mir saß Archer, die Beine an seinen Brustkorb rangezogen. Sein Gesicht hinter diesen verbergend. Schluchzend. „Es tut mir leid... es tut mir so leid“, flüsterte er wieder und wieder. Wie ein Mantra. Wie ein kleines Kind, dass glaubte einen Fehler begangen zu haben und das nun die Strafe fürchtete. „Wenn ich nicht... wenn ich nur...“ Er schien keinen klaren Gedanken fassen zu können, baute seine Worte immer wieder um, ersetzte sie durch andere, ohne auch nur auszusprechen, was er aussprechen wollte. Gab er sich die Schuld? Glaubte er, dass ich hier lag wegen ihm? „Paris?“, flüsterte ich leise, meine Stimme war immer noch kratzig. Ich konnte sehen, wie sein Kopf in die Höhe schnellte und er versuchte die verräterischen Tränen weg zu wischen. Große Jungs weinten nach seiner Ansicht wohl nicht. „Erenya, d-du bist wach.“ Er schluckte schwer, änderte seine Sitzhaltung und griff nach meiner Hand. „Brauchst du Wasser? Hast du Hunger? Oh die Medizin von-“ „Mir ist kalt. Kannst du dich bitte zu mir legen?“, fragte ich vorsichtig. Er zögerte. Sagte nichts zu mir, antwortete nicht. Stattdessen ließ er meine Hand los. Ich legte mich auf die Seite, erkannte, dass er sich nicht von der Stelle gerührt hatte und stattdessen unschlüssig neben mir hockte. „S-Soll ich Lancer holen?“, fragte er und ließ mich wundern. Wann war er jemals so vorsichtig geworden? So gedankenvoll? Was war passiert, dass er nicht sofort meiner Einladung folgte und sich zu mir unter die Decke kuschelte? Ich hob die Decke an, sah zu Archer und schmollte ein wenig. „Der ist nicht hier und bis er es ist, bin ich erfroren. Also komm her. Je länger du zögerst, desto kälter wird mir.“ Er wartete immer noch und plötzlich, erhob er sich etwas und kroch zu mir unter die Decke. Ich legte sie über ihm ab und nutzt die Gelegenheit, einen Arm um ihn zu legen. Ich rutschte etwas höher, so dass er seine Stirn gegen mein Schlüsselbein lehnen konnte. Stoffe raschelten, als ich meinen anderen Arm unter mir hervorzog und sanft auf Archers Kopf legte, um ihn zu streicheln. Kaum, dass ich das tat, spürte ich feuchte Tränen durch mein Oberteil. Er hatte versucht sich zu beherrschen, doch nun konnte er es nicht mehr zurückhalten. „Es tut mir so leid, wegen mir... bist du...“ „Shhh. Tu das nicht, Paris. Es ist nicht deine Schuld. Wenn dann wohl meine, weil ich immer so unbedacht handle.“ Ich bemühte mich zu lächeln und erinnerte mich daran, dass ich das wohl wirklich tat. In meinem Magi MSP hatte ich das getan und nun für den roten Caster wieder. Ich konnte es einfach nicht ertragen wenn Menschen verletzt wurden, die ich mochte, oder von denen ich glaubte, dass sie wichtig für eine Handlung waren. Der rote Caster fiel in die erste Kategorie. „Aber als dein Servant...“ Er stockte, hob seinen Kopf und sah mich so leidvoll an, wie ein Hundewelpe, von dem man überlegte ihn über die Feiertage alleine zu lassen. Es zerriss mir mein Herz, denn ich wollte nicht, dass Archer sich mit Schuldgefühlen geiselte. „Du hast alles getan was du tun konntest. Mach dir keine Vorwürfe. Und wenn doch, werde ich dir immer wieder sagen, das alles in Ordnung ist.“ „Aber es ist passiert, als ihr meinen Ma- als ihr Uehara bekämpft habt und mich befreien wolltet“, verteidigte er sich und ich konnte nicht anders als mich vorbeugen und ihm einen Kuss auf die Stirn zu geben. „Und das Risiko kannte ich, als ich in den Kampf gezogen bin. Außerdem, wenn sich jemand entschuldigen sollte, dann ich. Ich habe dir viel abverlangt in diesem Kampf. Vor allem Dinge, die du nicht wolltest. Das tut mir leid. Und ich danke dir, dass du das für mich getan hast.“ Ich konnte in seinen Augen sehen, dass ein kleiner flüssiger Film noch in ihnen ruhte. Er nahm sich das alles wirklich viel zu sehr zu Herzen. Und es fühlte sich an, als sei es meine Schuld gewesen. „Ich war bereit es für dich zu tun. Ich war bereit Uehara mit meinen eigenen Händen auszulöschen, damit an deinen Händen kein Blut klebt“, flüsterte er und hauchte mir einen Kuss auf den Hals. Eine sanfte Gänsehaut überzog mich, ließ mich erzittern, weswegen Archer mich nun in seine Arme nahm und wieder mehr unter die Decke und an seine Brust zog. Ich konnte sie spüren, die Wärme, seinen Herzschlag. Die Tatsache, dass ihn in diesem Moment nichts von einem Menschen unterschied. Und doch gab es einen Gedanken, der mir nicht erlaubte, dass ich seinen Worten Glauben schenkte. Ueharas Blut klebte an meinen Händen, so wie an Jeanne D'Arcs Händen das Blut vieler Engländer klebte. Nur weil man die Flagge hielt, wurde man nicht weniger Schuldig an den Opfern, die der Krieg brachte. Das wurde mir just in diesem Moment nur noch deutlicher bewusst. Ich krallte meine Hände in Archers Oberteil, drückte mein Gesicht fester an seiner Brust, wollte spüren, wie sich sein Brustkorb hob und sank, wenn er einatmete. Niemals würde ich alle retten können, aber ich wollte jene beschützen, die mir ihr Leben in die Hände gelegt hatten, egal wie kurz oder lang es war.   **~~**   Es verging ein Tag und ich fühlte mich zwar noch ziemlich krank aber doch schon gut genug, so dass Caster mir erlaubte mit den anderen am Tisch zu essen. Natürlich nur eingehüllt in eine Decke. Archer und Lancer hatten es irgendwie geschafft eine gewisse Arbeitsteilung zu erstellen, so dass Archer fürs kochen verantwortlich war. Ich würde mich bei den beiden gut bedanken müssen, wenn ich gesund war, denn Lancer ging tagsüber arbeiten und verdiente so wenigstens etwas Geld. Nachdem sich Caster sicher gewesen war, dass es mir besser ging und ihre Medizin half, hatte sie nur noch ein Päckchen von dieser bei uns gelassen und überließ mich meinen Servants. Nicht aber ohne diesen eine genaue Anleitung darüber zu geben, wie man einen kranken Menschen versorgte. Scheinbar hatten die beiden während meines langen Zustand des Schlafes mehr als genug Ärger gemacht. Unter anderem hatte Paris mich ins Bett tragen wollen, was aber Lancer nicht gern gesehen hatte. Ich würde also in den nächsten Tagen mit ihrer Rivalität auskommen müssen. Ein Schälchen mit Joghurt, in dem etwas Obst schwamm hatte Lancer vor mir platziert. Misstrauisch sah ich auf die weiße Mischung und fragte mich, wie sehr ich dem ganzen vertrauen konnte. Nur zu gut erinnerte ich mich an die heiße Schokolade und die vergammelte Milch. Lancer bemerkte mein zögern und schob die Schale etwas näher zu mir. Ich sah zu ihm auf und erkannte den grimmigen Blick, so als wäre er sauer, dass ich ihm nicht weiter als fünf Meter traute, wenn es um die Küche ging. „Der Joghurt ist frisch... tu nicht so. Archer hat den extra für dich besorgt. Genauso das Obst. Selbst ich kann das noch schneiden und in bereits fertigen Joghurt tun. Sonst habe ich nichts daran gemacht.“ Ich zweifelte immer noch, auch wenn in mir der innere Kampf tobte, dass es ja undankbar war, Lancer so wenig zu zu muten. Immerhin war es Archer, der meine Hühnersuppe gekocht hatte. So ein Jogurth mit etwas Obst... war da wirklich kein Problem. Wobei... Ich sah in die Schüssel. Wenn man bitteres Obst verwendete, konnte selbst das einen guten Joghurt versauen. Ich nahm den Löffel und rührte in der Masse herum, kratzte von einzelnen Stückchen den Joghurt und versuchte zu identifizieren was für ein Obst es war. Vergebens. Lancer hatte das Obst wirklich gut geschält und so verstümmelt, dass ich es nicht mehr erkennen konnte. Und dennoch... Ich füllte einen Löffel voll mit dem Obst und Joghurt und schob ihn mir in den Mund. Das Ergebnis war... lecker. „Okay, Joghurt mit Obst darfst du weiterhin kredenzen.“ „Dir geht es ja schon viel besser... du hast zumindest wieder ein freches Mundwerk, Master“, murrte Lancer und setzte sich zu meiner linken auf seinen gewohnten Stammplatz. Ich grinste, denn ja, es ging mir besser. Noch etwas fiebrig, mir schmerzten hin und wieder die Glieder und von den Kopfschmerzen des Todes wollte ich gar nicht erst anfangen. Aber alles in allem fühlte ich mich wieder mehr lebendiger als tot. Das war in Anbetracht des letzten Tages, vielleicht auch der letzten Tage, eine große Steigerung. „Gibt es irgendwelche neuen Erkenntnisse zum Krieg?“, fragte ich und sah Lancer an, dessen Blick sich sofort verfinsterte. Scheinbar hatte ich gerade auf eine Landmine getreten und sie drohte hoch zu gehen. „Es hat sich herum gesprochen, dass Uehara aus dem Krieg geschieden ist. Ebenso dass Rider beschworen ist. Mehr weiß ich aber nicht. Assassin hatte es nicht für nötig gehalten uns mehr mit zu teilen. Stattdessen soll ich dir ausrichten, dass du dich ausruhen und wieder gesund werden sollst. Das ist wohl einer der Gründe, warum er sich sehr rar hielt, was Informationen anging.“ Ich schob mir einen weiteren Löffel mit Joghurt in den Mund, zerkaute noch die Stücke, die zu groß waren. Er hatte Äpfel benutzt, definitiv. Und Trauben. Außerdem schmeckte ich so etwas wie Ananas und... Ich blinzelte und wühlte erstaunt im Joghurt. Da waren sie, kleine braune Blättchen. Schokolade. „Lancer... du bist absolut geil, heirate mich“, erklärte ich vollkommen unbedacht. Ich liebte Stracciatella Joghurt. Joghurt mit etwas Schokolade und dann noch Obst... war einfach geil. „Master, solche Worte solltest du dir gut überlegen. Wäre ich Archer, hätte ich dich nun zur nächsten Kapelle geschleift und von der Stange weg geheiratet.“ Ich hielt inne und sah ihn zweifelnd an. Sicher. Archer machte hin und wieder ein paar Flirtversuche, und gerade in den letzten Tagen kümmerte er sich mehr als liebevoll um mich, aber das lag nur daran, dass er sich die Schuld gab. Und das Flirten war eben seine Natur. „Sei nett zu Archer. Ihr seid nun ein Team. Du hast es nicht so mit den Griechen, oder?“ Lancer hob eine Augenbraue und abwartend, schob ich mir einen weiteren Löffel mit Joghurt in den Mund. „Nur die Familie stört mich.“ Ich grinste, füllte einen Löffel mit Joghurt und hielt diesem Lancer entgegen. „Glaub mir, Achilles hättest du auch nicht gemocht. Wobei ich denke, dass dir Cheiron sehr sympathisch gewesen wäre. Er war Achilles Lehrmeister und-“ „Und der Geliebte von Pentheseleia. Wir können uns glücklich schätzen, dass dieser Schütze nicht auch noch hier ist.“ Er nahm den Löffel in den Mund und leerte den Inhalt. Seine Worte hingegen verwunderten mich. Wusste er etwa, wer der andere Archer war? „Wir kennen den roten Archer doch noch gar nicht. Wieso bist du dir also so sicher, dass es nicht Cheiron ist?“ „Weil bisher alle Servants die du genannt hast, sich noch nicht bewahrheitet haben. Ich bezweifle, dass abgesehen vom roten Rider auch nur einer von denen hier in diesem Krieg mitwirken wird.“ Ich war es nun die schmollte und wieder tunkte ich den Löffel in den Joghurt. „Du bist ein gemeiner Fiesling, Lancer. Ich teile nie wieder meinen Joghurt mit dir.“ Ohne Lancer noch etwas von dem Joghurt zu geben, leerte ich das Schälchen und schmollte. „Dann wirst du mich gleich richtig hassen. Es wird Zeit für die Medizin von Caster.“ Angewidert verzog ich das Gesicht und sah Lancer flehend an. Ich hasste die bittere Medizin, die Caster für mich bereitet hatte. Sie stank nach etwas undefinierbaren und schmeckte noch dazu widerwärtig. „Schau nicht so. Du wirst sie nehmen, ob du willst oder nicht. Zu meiner Zeit waren wir auch immer gezwungen die Medizin zu schlucken, die uns Hijikata-sans Schwester schickte. Und die war noch viel bitterer als Casters Medizin.“ „Ach echt? Hast du sie probiert?“, murrte ich und beobachtete, wie Lancer an das Schränkchen ging, in dem sich die Medizin befand. Ich überlegte, wie ich mich davor drücken konnte, doch schon der Gedanke zu fliehen ermüdete mich. „Master, du benimmst dich gerade wie ein kleines Kind. Das ist nicht sehr sexy.“ Zweifelnd sah ich ihn an und fragte mich, wozu er jetzt so eine Bemerkung machen musste. Ich war krank. Krank war keine Frau sexy. Selbst Tonnen von Make-Up hätten eine eklige Triefnase oder die Augenränder des Todes abgedeckt. Von den verschwitzten, strubbigen Haar wollte ich gar nicht erst anfangen. „Als hättest du mich jemals sexy gefunden.“ Er nahm einen kleinen Löffel von dem Pulver aus dem Säckchen, welches Caster ihnen gegeben hatte und tat dieses in ein Glas voll Wasser. Schon der Gedanke dieses grüne Zeug zu trinken, ließ meinen Magen rebellieren. „Es gab da so den ein oder anderen Moment“, erklärte Lancer und stellt das Glas vor mir ab. „Wann?“ „Trink deine Medizin und ich erzähl es dir.“ Dieser miese Kleine... Ich fand einfach keine Worte für diese miese Erpressung. Erst machte er mich neugierig und nun forderte er eine Gegenleistung für Informationen. Was war das nur für eine Welt geworden, in der neugierige Damen wie ich nicht einfach ohne weiteres, an solche Lebenswichtigen Informationen kamen. Aber schön, wenn er das so wollte, dann musste eine Frau eben tun, was eine Frau tun musste. Mutig griff ich nach dem Glas, hielt mir die Nase zu und versuchte so schnell wie möglich das bitter Gebräu runter zu stürzen. Ich musste zweimal absetzen, doch schließlich war das Glas leer und mein Blick ruhte erwartungsvoll auf Lancer. „Hätte nicht gedacht, dass dich so eine Lüge zum trinken bringt.“ „Hä?“, fragte ich weniger geistlos und konnte das verschmitzte Lächeln auf Lancers Lippen sehen. „Ich hab gelogen, du warst noch nie sexy.“ Hätte ich in diesem Moment noch Joghurt gehabt, ich hätte Lancers Gesicht einen neuen Anstrich verpasst.   Es war gegen Mittag, als Archer in der Küche stand und gerade eine Kleinigkeit kochte, als mein Handy vibrierte und eine Nachricht eintrudelte. Assassins Master. Gespannt, was der Herr zu melden hatte, öffnete ich die Nachricht und las sie aufmerksam durch. „Gute Arbeit gegen Uehara. Ich hoffe es geht dir besser. Ich werde mich in der Zwischenzeit um Berserker und seinen Master kümmern. Werde erst einmal gesund und halte dich aus der Sache raus.“ Kurz wie immer und vor allem schien er sich nur auf das Wesentliche zu beschränken. Doch ich fragte mich, welchen Berserker Assassins Master meinte. Dennoch, etwas bereitete mir Unbehagen. Vielleicht war es allmählich doch besser Kaori Sanada aufzusuchen. „Archer?“, rief ich in die Küche und beugte mich etwas über den Tisch, so dass ich ihn sehen konnte. „Nicht mehr lange, Erenya. Das Essen ist gleich fertig“, antwortete er mir, scheinbar ahnend, dass ich ein Loch im Magen hatte. Dabei war es nicht ganz so schlimm. Schon nach wenigen Bissen hatte ich genug, wenn die Nahrung fest war. Archer hatte wirklich versucht meinen Speiseplan flüssig oder breiig zu halten. Es ließ sich einfacher schlucken und lieferte wohl mehr Flüssigkeit als ein Burger... oder eine Pizza oder ein Schweinebraten. Ich vermisste Schweinebraten. „Darum geht’s mir eigentlich nicht. Aber danke für deine Mühe, Archer. Weißt du vielleicht etwas über eine Kaori Sanada?“, fragte ich, stand von meinem Platz auf und schwankte etwas in Richtung Küche. Ich suchte mir dabei einen Schrank, an den ich mich lehnen konnte. Archer bemerkte das, verkniff sich allerdings einen Kommenrat, auch wenn ich mir sicher war, dass er sich Sorgen machte. „Hab noch nie von ihr gehört. Du solltest wieder zurück gehen und dich setzen, Erenya.“ Ich sah ihn schmollend an. Sitzen konnte ich nicht mehr. Liegen ebenso wenig. Ich wollte mich bewegen, auch wenn es anstrengend war. „Sag mal, Archer. Wieso nennst du mich nicht Master?“, fragte ich und versuchte ihn so davon abzuhalten, mich aus der Küche zu verjagen. „S-Soll ich dich Master nennen?“, fragte er verunsichert, so als fürchtete er, dass er eine Grenze überschritten hatte, die er besser niemals übertreten hätte. „Nein, nein. Mach nur wie du dich besser fühlst. Ich glaube nach all der Zeit würde es sich seltsam anfühlen, wenn du mich Master nennst. Ich dachte nur immer, Servants müssten ihren Magier Master nennen.“ „Nein, das ist eher keine Pflicht. Wir tun es einfach. So rein aus Instinkt. Manche Master will man gar nicht mit Namen ansprechen. Aber deiner ist zu lieblich um nicht von mir ausgesprochen zu werden.“ Archer lächelte schelmisch und ich schüttelte den Kopf, wobei ich selbst nicht anders konnte also zu lächeln. „Dabei ist das nicht mal mein richtiger Name. Aber in meiner Welt nennen mich viele Freunde so. Ich finde ihn auch angenehmer als meinen richtigen.“ Archer wollte gerade etwas erwidern, als es an der Tür klingelte. Fragend sah ich zu ihm. Wir hatten nichts bestellt, Lancer hatte einen Schlüssel und Caster und Assassin kamen sowieso wie es ihnen beliebte, ohne an der Tür zu klingeln. Die Frage blieb also, wer das war. Archer hingegen schien es zu wissen und verließ die Küche gezielt. Anders als Lancer schien er sich keine Sorgen zu machen, dass ein gegnerischer Master einbrechen konnte, oder ein anderer Servant. Stattdessen öffnete er die Tür und begrüßte meine Besucher. „Gut das ihr hier seid. Ich glaube Erenya langweilt sich und braucht etwas Unterhaltung.“ Neugierig mit wem er sprach, verließ ich ebenfalls die Küche und betrat den Flur. Eine freudige Überraschung zeigte sich dort. Waver und Rider. Vor allem Rider erblickte mich sofort und schob Archer etwas beiseite um auf mich zuzukommen. Er beugte sich zu mir hinab und sah mich ganz genau an. „Nun, sie ist noch ein wenig blass um die Nase und müde scheint sie auch zu sein. Aber sonst...“ Er lachte schallend und gab mir einen Klaps auf den Rücken. Da dieser vollkommen unerwartet kam und ich sowieso nicht so gut zu Fuß, stürzte ich förmlich nach vorne und ein Sturz zu Boden wurde nur verhindert, weil Rider mich auffing. „Rider! So etwas solltest du unterlassen, vor allem wenn du siehst, dass es ihr nicht gut geht.“ Rider half mir, mich wieder aufzurichten und ich spürte seine Hand im Rücken, als er mich liebevoll zurück ins Wohnzimmer schob. „Ich wollte ihr nur zeigen, wie stolz ich auf sie bin. Nicht jeder überlebt einen Giftanschlag. Sollte eine Narbe zurückbleiben, kann sie noch viel stolzer auf ihren Sieg sein.“ Ich setzte mich wieder an meinen Platz und sah zu, wie sich Rider und Waver mir gegenüber auf die anderen Seite setzten. „Woher wusstet ihr eigentlich-“, setzte sich an, doch wurde von Archer unterbrochen. „Ich habe sie aufgesucht und informiert. Ich dachte mir, dass es sie als deine Freunde interessieren würde.“ Ich lächelte Archer dankbar an. Er schien bei Waver und Rider keinerlei Bedenken zu haben. Lancer hätte meinen Gesundheitszustand wohl nicht preis gegeben. Noch weniger hätte er erlaubt, dass sie mich besuchen kamen. „Außerdem dachten wir, dass du ein paar Informationen brauchen könntest.“ Oh ja. Das konnte ich und ich war froh, dass Waver und Rider scheinbar gewillt waren ihr Wissen mit mir zu teilen. Nur weil ich krank war, hieß das nicht, dass ich keine weiteren Pläne für die Zukunft schmieden konnte. „Was für Informationen?“, fragte ich daher und sah Waver ernst an. „Es gibt um den Master eines Berserkers. Ruler scheint eine Mordswut zu haben. Allerdings wissen wir nicht welcher Berserker es ist.“ Ich verengte meine Augen zu Schlitzen und ein sehr ungutes Gefühl machte sich in mir breit. Die Tatsache, dass Assassins Master sich um Berserker und seinen Master kümmern wollte und ebenso, dass Ruler auf einen Master von einem Berserker sauer war... das passte einfach viel zu gut. Und ich war krank. Na super. „Mh... dann habe ich ja die beste Möglichkeit herauszufinden was passiert ist“, erklärte ich und tippte mit einem Finger auf dem Tisch. Archer hingegen zog mich aus meiner Gedankenspirale, indem er eine Schüssel Grießbrei mit Sauerkirschen hinstellte. „Erenya... du solltest dich wirklich ausruhen“, erklärte er besorgt und schob mir einen Löffel zu. „Werde ich. Aber da alle denken, dass ich nun die Füße still halte, sollten wir dennoch Informationen beschaffen. Und wir fangen am besten bei Kaori Sanada an. Dem Master des schwarzen Berserkers.“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)