Fate/Defragment von Erenya ================================================================================ Kapitel 15: Tauschhandel ------------------------ Vor Lancer und mir stand eine dampfende Tasse gefüllt mit Kakao. Selbst gekocht. Von Lancer. Wir beide starrten unschlüssig auf die braune, flüssige Masse im Behälter. Ich tat es, weil Lancer ja schon angemerkt hatte, dass Kochen nicht gerade zu seinen Steckenpferden gehörte. Warum er aber zögerte, blieb mir ein Rätsel. „Der Kakao wird kalt...“, merkte er an und ich sah zu ihm. Unschlüssig ob ich es wirklich als erste wagen sollten, dieses Gebräu, dass gerade ungewisser war als der Geschmack von Mystery Food X, zu trinken. „Hast du... also... uhm...“ „Nein, ich habe nicht vorher gekostet. Es ist das erste Mal, dass ich mit Schokolade arbeitete.“ Ich grinste bitter und schüttelte nur den Kopf. „Falsche Antwort. Wenn du mich überzeugen willst es zu trinken, dann sag nicht noch, dass du zum ersten Mal Schokolade verwendet hast.“ Er murrte und griff nun seinerseits zu dem Becher Kakao. Ich beobachtete ihn, als er den Becher ansetzte und die ersten Schlucke daraus trank. Ich konnte sehen, wie sein Adamsapfel sich bei jedem Schluck bewegte, ein schönes Schauspiel. Er räusperte sich, setzte die Tasse ab und dachte nach. In seinem Gesicht zeigte sich keine Regung, ob der Kakao gut war oder nicht. Die Antwort bekam ich erst, als er seine Tasse und meine nahm und damit zur Spüle ging. Den Test hatte der Kakao also nicht bestanden. Schade, irgendwie hätte ich nun schon gerne probiert und gewusst, was seiner Meinung nach nicht damit stimmte. „Wir haben noch Tee, oder?“ Ich nickte und zeigte auf das Regal über der Spüle. Dort hatten wir zwei Packungen mit Tee stehen und eine Packung Instant Cappuccino. „Darf ich aber um einen Cappu bitten? Den würde ich gerade lieber haben.“ „Du trinkst zu viel von dieser süßen Brühe.“ Ich murrte, denn Lancer hatte es immer noch nicht abgestellt, mich zu kritisieren. Er tat es immer noch, allerdings in einem kleineren Maße. Wenn wir alleine waren und ich mich wieder falsch ernährte, oder irgendwelche Fehler tat. Vor anderen kritisierte er nicht mehr so offen, vor allem nicht wenn es um meinen Plan ging. Er schien mir so weit zu vertrauen. „Ob Uehara gemerkt hat, dass du mit Archer einen Pakt eingegangen bist? Oder ihn zu einem Master gemacht hast?“ Ich beobachtete ihn, wie er einen Teebeutel in seinen Becher hing und genau vier Teelöffel Cappuccino Caramel Pulver in meine Tasse schüttelte. „Weiß nicht. An mir hat sich nichts verändert. Ich habe auch keine weiteren Befehlszauber erhalten. Daher bin ich mir nicht sicher, ob es überhaupt funktioniert hat. Ich weiß nur, dass es in einer anderen Zeitlinie klappte. Da wurde der schwarze Caster mit einen Pakt an die rote Fraktion gebunden. Allerdings schien das auch niemand bemerkt zu haben. Es kann sein, dass lediglich der Manageber gewechselt wurde. Das dürfte aber kaum zu spüren sein. Ich merke nicht einmal einen Unterschied, dass du gerade sichtbar bist. Fühlt sich alles normal an“, erklärte ich und stützte meinen Kopf auf meine Hände, die ich auf den Tisch gelegt hatte. „Der Verbrauch ist nicht so hoch, kaum merkbar.“ „Warum sollte ich dann Archer nicht direkt an mich binden?“, fragte ich und war nun doch etwas überfordert. Sicher ich wusste ein wenig was über das Fate-Universum. Über die Regeln der Magie oder eher über einige magische Hilfsmittel wie Runen und so weiter. Aber alles konnte ich mir nicht erklären. „Das Problem ist nicht, die Gestalt zweier Servants zu halten, sondern genug Mana für sie im Kampf zu liefern. Wenn wir verletzt werden, greifen wir auf das Mana des Masters zurück, um uns zu heilen. Das erschöpft diesen natürlich. Wir können aber entscheiden, ob wir das so handhaben wollen oder nicht. Ebenso benötigen manche für ihr Nobel Phantasm viel Mana, welches sie vom Master beziehen. Es könnte dich im Kampf also töten.“ Das ergab Sinn. Ich konnte mich nur zu genau an Apocrypha erinnern. Jacks Master war kein Magier, hatte aber genug Mana aufbringen können, um Jack eine Gestalt zu geben. Es machte wirklich Sinn. Lancer stellte eine dampfende Tasse mit Cappucino vor mir ab, als plötzlich das Handy vibrierte, welches ich von Assassins Master bekommen hatte. Ich nahm es sofort und las die Nachricht. „Uehara ist nicht erfreut davon, dass eine Magierin der ersten Generation so etwas unverzeihliches getan hat. Wohl eher ist sie sauer, dass ein Magier ihrer Generation noch nie daran dachte, dass es möglich ist. Soll sie wüten.“ Ich konnte mir nicht helfen, aber Assassins Master schien keinen Funken Mitleid mit Uehara zu haben. Seltsam, wenn man bedachte, dass Magier mit längeren Stammbaum auch stärkere Kreisläufe hatten. An sich wäre sie wahrscheinlich die bessere Wahl als Gefährte gewesen und doch hatte er sich für mich entschieden. Wieso? Nur für sein Vergnügen, so wie Lancer es angedeutet hatte? „Assassins Master?“, fragte Lancer und setzte sich mir gegenüber. Ich nickte und grinste breit. „Wer denn sonst?“ „Wer weiß... Vielleicht hast du dir doch noch einen anständigen Freund geangelt und jagst Archer zum Teufel.“ Ich sah Lancer streng an. Dass er Archer nicht mochte, beruhte wohl in gewisser Weise auf Gegenseitigkeit. Keine Ahnung was das zwischen den beiden war. Fakt war, sie würde wohl niemals beste Freunde werden. „Uehara ist wohl ziemlich sauer.“ „Pff... welch Überraschung. Du hast einem Servant einen Befehlszauber übertragen und ihn ihr so etwas ihrer Kontrolle entrissen. Das sie keine Freudensprünge darüber macht, ist doch klar.“ Ich grinste etwas, wegen Lancers Bemerkung. Er selbst war ja nicht erfreut gewesen, als er von meinem Plan erfahren hatte und doch lebte er damit. Uehara hingegen musste jetzt spüren, wie es war, wenn man etwas Kontrolle verlor oder jemanden unterschätzte. „Wie mir scheint, hat euch die Nachricht über Ueharas Zorn schon erreicht.“ Als wäre es eine Selbstverständlichkeit und absolut nicht bedrohlich, erschien der rote Caster an unserem Tisch. Ganz entspannt und ruhig, mit einem warmen Lächeln auf den Lippen. Ich konnte sehen, dass Lancer sich anspannte. Er war bereit zuzuschlagen, wenn der rote Caster ihm auch nur eine Chance dafür ließ, oder einen Grund lieferte. „Uehara tobt. Ein Magier der ersten Generation hat es wirklich gewagt sich ihr entgegen zu stellen. Ihre kleine Welt ist ein wenig ins Wanken geraten. Ich soll dich von ihr fragen, ob du dich wirklich in dieser Art gegen deine eigene Fraktion stellen willst und ob du noch bei Trost bist.“ Ich erhob mich von meinem Platz und ging zum Schrank, wobei ich dort eine Tasse raus nahm und einen Tee vorbereitete. Ich konnte spüren, dass Lancer mich missbilligend aus dem Augenwinkel heraus beobachtete, denn er schien zu wissen, was ich gerade vor hatte. „Ja... nein... Sie wollte ja nicht mit mir zusammen arbeiten. Und als Magier der ersten Generation treffe ich nun einmal ziemlich dumme Entscheidung. Woher sollte ich auch wissen, was man in so einem Krieg darf und was nicht?“, erklärte ich und goss den Tee auf. Ich nahm die Tasse am Henkel und brachte diesen zum roten Caster und stellte es vor ihr ab. „Ich hoffe du bist darauf gefasst, dass sie Rache nehmen wird. Sobald der schwarze Rider beschworen wurde, wird es nichts mehr geben, dass dich beschützen kann.“ Sie sah mich an, strich sich dabei eine Haarsträhne zurück und ich fragte mich, warum sie vollkommen ungerührt schien. „Mein Master weiß sich zu verteidigen. Wenn das also eine Kriegserklärung von dir ist und nicht nur von Uehara, empfehle ich, dass du besser gehst, oder ich dich hier und jetzt ausschalte.“ Der rote Caster sah Lancer an. Missbilligend ein wenig so als würde er sie anwidern. Scheinbar würde Lancer mit den Trojanern nicht warm werden. Was schade war. An sich fand ich Archer und den roten Caster nämlich sehr sympathisch. „Da fällt mir ein, wir wollten ja einen Deal machen. Ich habe mich entschieden. Ich gehe ihn aber nur ein, wenn du diese Self-Geis Scroll unterschreibst.“ Ich nahm eine der Rollen aus meiner Tasche, die ich nach meiner Ankunft auf dem Stuhl gestellt hatte, der zu Lancers Linken stand. Behutsam legte ich sie vor dem roten Caster hin. Sie nahm die Rolle, ohne zögern, ohne zu fragen, sie nahm sie einfach. „Das wird Uehara nicht sehr erfreuen. Wir werden sehen.“ Mit diesen Worten verschwand sie und ließ mich und Lancer alleine zurück.   Lancer und ich brauchten ein paar Sekunden um zu verdauen, dass der rote Caster einfach so aufgetaucht und wieder verschwunden war. Noch dazu wussten wir nicht, ob ihr Angebot immer noch galt. Das sie die Self Geis Scroll unterschrieb war essentiell. Genauso wie es essentiell gewesen war, dass Archer doch noch mit mir gesprochen hatte und nun zu unserem Team gehörte. „Ihr habt wirklich keine gute Lage, wenn jeder nach belieben rein- und wieder rauskommen kann.“ Ich sah von meiner Tasse auf zu der Stelle, an der unser Caster saß. Sie nahm die Tasse Tee, als wäre es das selbstverständlichste der Welt und nahm einen Schluck. „Mh... ein wenig kalt. Aber das Aroma ist gut. Was für Kräuter befinden sich darin? Lavendel? Oder nein...“ Sie nahm noch einen Schluck und ließ sich gedankenversunken den Tee auf der Zunge zergehen. „Ein Hauch Minze, etwas Baldrian... oh und eine leichte Note Kamille. Wobei auch noch ein paar Wildkräuter dabei sind. Ein sehr gute Note. Wärmt im Winter und stärkt die Abwehrkräfte.“ Sie nahm erneut einen Schluck und obwohl Lancer und ich nicht wussten, wer sie war wurde doch eines klar. Sie kannte sich mit Kräutern aus. Und war ein Caster. Das schränkte natürlich die Möglichkeiten an Helden die sie sein konnte ein... nicht. Wenn man nämlich noch bedachte, dass manche Helden sogar in zwei Klassen passen konnte, so wie Cu Chullain, der sowohl ein Lancer als auch ein Caster sein konnte... Prost Mahlzeit. „Du bist nicht wegen des Tees hier, oder? Wenn doch, kann ich dir die Packung gerne geben“, erklärte ich und sah Caster misstrauisch an. Sie hatte den Augenblick wirklich gut abgepasst, dass sie ausgerechnet dann auftauchte, als der rote Caster nicht mehr hier war. „Oh richtig. Ich wollte mich schon früher zeigen, aber du hattest Besucht vom roten Caster. Du darfst dieser Frau nicht trauen. Das sie hier aufgetaucht ist, demonstriert nur, dass sie glaubt, dass du ihrer Gnade ausgeliefert bist. Noch dazu arbeitet sie mit Uehara zusammen, die, wie sie selbst sagte Rache will.“ Lancer nickte und griff ebenfalls zu seinem Tee. Ich wusste was sie damit meinte und eigentlich war ich nicht bereit dafür, nach all der Arbeit diese Wohnung aufzugeben. „Der rote Caster und Uehara sind eine Bedrohung für uns, Master. Wir sollten überlegen uns doch etwas anderes zu suchen.“ Ich zog einen Schmollmund und sah zu Lancer. Er wusste, was ich gerade dachte und seufzte. „Master, es ist eine Sache nach außen hin etwas anderes darzustellen um einen Vorteil zu erlangen. Dann aber so zu sein, ist eine andere. Wenn Rider, der rote Caster und gegebenenfalls auch Archer hier auftauchen, kann ich dich nicht beschützen.“ „Archer wird uns nichts tun.“ „Das weißt du nicht, Master. Auch wenn er den Befehlszauber hat, so kann es sogar passieren, dass Uehara das gegen dich verwendet. Wenn sie mit ihren Befehlszaubern noch Kontrolle über Archer hat, hast du mich schneller verloren, als dir lieb ist.“ Ernst sah ich Lancer an. Ich vertraute Archer. Und ich hätte ihm wahrscheinlich mein Leben in die Hände gelegt. Jetzt so einfach, nur weil Uehara ihre Tage bekommen hatte, einen Rückzieher zu machen, gefiel mir nicht. „Ich sehe ja ein, dass Uehara eine Gefahr ist, aber wenn wir uns nicht an den Plan halten, können wir den roten Caster nicht...“ Ich hielt inne und sah zu Caster, die erneut einen Schluck von ihrem Tee nahm und scheinbar gerade nicht auf Lancer und mich fixiert war. Ganz so sicher konnte ich mir aber nicht sein. „Dann können wir den roten Caster nicht daran hindern Archer etwas zu tun.“ Lancer sah ebenfalls zu Caster, die ihre Tasse abgestellt hatte und zu uns sah. „Es wird nur eine Möglichkeit geben. Nicht wahr, Archer?“ Ein Seufzen kam aus einer Ecke und sowohl Lancer als auch ich sah in jene, wo Archer stand. Scheinbar konnte sich hier jeder in dieser Wohnung verstecken... oder eindringen wie es ihm beliebte. Vielleicht hatte Lancer Recht und unsere Wohnortwahl war nicht gerade ideal. Eine Tatsache, die wir von Anfang an bereits wussten. Dennoch hatten wir diese Wohnung gewählt. „Es gibt wirklich nur einen Weg. Sie hat mich geschickt, um dir einen Tausch anzubieten. Und ich zitiere sie: „Die Schlampe kann dich haben, wenn sie so scharf drauf ist, aber nur gegen ihren Lancer.“ Ihre Worte nicht meine.“ Wenn ich es heute nicht schon häufiger gehört hätte, wäre mir spätestens jetzt bewusst geworden, dass Uehara sauer war. Deutlicher ging es nicht mehr. „Hat sie dir auch gesagt, was sie macht, wenn ich nicht will?“, fragte ich und sah Archer an, der auf Sicherheitsabstand blieb. Wahrscheinlich traute er sich nicht, sich mir zu näheren. Wer wusste schon was Uehara noch so in der Hinterhand hatte. „Keine Sorge, ich habe nach dem verschwinden vom roten Caster einen Zauber über das Gebäude gelegt, damit man uns nicht belauschen kann. Du kannst also offen reden, Archer.“ Obwohl Caster versuchte Archer aus seiner Ecke hervor zu locken. Vielleicht hätte man ihr erklären sollen, das Archer nicht gerade auf magischen Käse stand. „Sie wird mir befehlen dich zu töten. Und das gefällt mir gar nicht. Wir wissen, ob unser Pakt erfolgreich war. Es würde mich zumindest nicht wundern, wenn es nicht geholfen hat. Und deswegen... wir müssen etwas tun.“ „Selten das wir einer Meinung sind. Aber ja. Wir müssen Uehara aufhalten. Wenn sie neben dem Master vom roten Caster noch weitere Verbündete in der roten Fraktion hat, bekommen wir ein Problem. Zumal sie auch noch ein Bündnis mit dem Master vom schwarzen Rider zu haben scheint.“ Caster nickte, ebenso Archer. Wenn man es recht bedachte, war Uehara wirklich eine Gefahr für unsere Fraktion. Nicht nur, dass sie mir zu Beginn die Befehlszauber abluchsen wollte, sie hatte auch Geld und Einfluss um zu bekommen was sie wollte. „Dann ist heute Nacht unsere einzige Chance. Sie wird sicher der Beschwörung von Rider beiwohnen wollen. Die Frage ist nur wo? Und vor allem wie bewerkstelligen wir das. Dann ist da noch die Sache, dass wir wegen Archer ihre Befehlszauber nicht verbrauchen können. Wir brauchen sie.“ Ich hatte mich wieder vom Platz erhoben, doch Lancer gab mir mit einer Handbewegung zu verstehen, dass ich es gut sein lassen sollte. Stattdessen erhob er sich und ging zum Küchentresen. Er griff nach einem Topf und holte aus dem Schrank eine weitere Tasse hervor. Ein Glück hatten uns die McKenzies genug Geschirr geschenkt. „Setz dich, Archer. Hier sind drei Servants, die dich im Fall der Fälle zu Boden ringen“, rief er in Archers Ecke, der scheinbar sofort verstand. „Drei?“, fragte ich und zählte durch. Mich meinte er nicht und Archer sicher auch nicht. Also war hier noch... Ich verstand wen er meinte. „Oh mann, heute ist ja echt Tag der offenen Tür. Machst du ihm noch einen Tee? Oder was willst du trinken, Assassin?“ Ich hörte, wie hinter mir jemand auf dem Boden aufkam und zuckte zusammen, obwohl mir bewusst war, um wen es sich handelte. Er nahm sich einen Stuhl zu meiner rechten und zog diesen zurück, um sich an den Tisch zu setzen. „Oh und bring noch ein paar Kekse mit, Lancer. Kekse sind für Kriegsbesprechungen enorm wichtig.“ „Sind sie das? Ich glaube eher, du brauchst Süßkram.“ „Lancer~“, jammerte ich kläglich und legte noch ein unausgesprochenes „Bitte Kekse!“ in meine Stimmlage. „Schon gut. Kekse für die Kriegsbesprechung... auch wenn du eher nicht daran teilnehmen solltest“, murrte er und seufzte. Ich horchte auf und sah ihn streng an, als er den Inhalt des Topfes in eine Tasse für Archer goß. „Lancer... was willst du damit sagen?“ „Er will wohl damit sagen, dass der Angriff auf Uehara nicht einfach darin endet, dass man ihr die Befehlszauber stiehlt und sie niederschlägt. Du musst bereit sein... sie zu töten“, erklärte Assassin, ohne mich anzusehen. Und erst da wurde es mir bewusst. Kein MSP der Welt, selbst wenn es thematisch auch da notwendig war zu töten, würde einen darauf vorbereiten können. Uehara würde sterben... vielleicht... Sie würde zumindest nicht davor zurück schrecken mich auszuschalten. „Geht das nicht friedlicher? Ich meine... Ausschalten, Befehlszauber-“ „Nein. Selbst ohne Befehlszauber kann sie ihre Komplizen instruieren. Das heißt wir müssen sie ausschalten, bevor sie irgendetwas tun kann. Wenn sie noch weitere Anhänger in der roten Fraktion hat, wird das noch sehr anstrengend. Und vor allem wird sie zur Gefahr der schwarzen Fraktion. Sie zu töten hat nicht einmal einen Verlust für uns. Wir haben unseren Rider, wir behalten Archer, weil er sich an dich als Master binden wird und damit sind wir vollständig. Allerdings wird das bei der roten Fraktion nicht gut ankommen, was ihr Caster vor hatte.“ Was Caster sagte, ergab Sinn. Selbst wenn sie kein Master mehr war, sie würde ihre Finger nicht aus dem Krieg halten. Und wenn ihre Gefährten treu ergeben waren, ungeachtet der Tatsache, ob sie ein Master war oder nicht, dann wäre sie immer noch ein gefährlicher Gegner. Und eventuell würde der Master des roten Casters sogar seine Befehlszauber auf Uehara übertragen. Eine friedliche Lösung würde es wohl nicht geben. „Erenya, du darfst nur nicht dran denken, dass sie ein Mensch ist. Denk einfach daran, dass sie es ist, die dein Leben bedroht. Dann wird das... einfacher“, erklärte Archer und nahm die Tasse in die Hand, welche Lancer vor ihn hingestellt hatte. Die zweite Tasse platzierte er vor Assassin, der allerdings keinen Muskel rührte und nicht einmal ein „Danke“ murmelte. „Aber... Auge um Auge...“, wollte ich ansetzen, wurde aber von Lancer unterbrochen. „Das ist der heilige Gralkrieg und kein Kindergeburtstag. Hier gibt es nur die Regel Auge um Auge, Zahn um Zahn. Wie in jedem anderen Krieg. Es wäre naiv zu glauben, dass nur weil die Zeit moderner ist, die Regeln auf diesen Krieg nicht auch zutreffen.“ Ich fühlte mich wie ein Kind gescholten und sah auf meine Tasse. Lancer hatte Recht. In einem Krieg zählte Vernunft nicht mehr viel. „Wenn du nicht in der Lage bist, einem Magier das Leben zu nehmen, dann lass es deinen Servant übernehmen. Dafür sind wir in diesem Krieg da. Wir tragen die Kämpfe für unsere Master aus, die sie nicht führen können. Wir tun Dinge, die sie nicht tun können und zusätzlich sind wir der Schild, den sie zu ihrem Schutz brauchen.“ Casters Worte zu hören war bitter. Denn genau so konnte ich die Servants nicht sehen. So wie sie es erklärte, klang es mehr danach als seien sie einfache Werkzeuge. Waffen und Rüstung, die für diesen Krieg alleine existierten. Das war nicht die Art, wie ich diesen Krieg führen wollte. „Nein. Ich werde sicher nicht die ganze Verantwortung auf Lancer oder einen anderen Servant abladen. Ihr seid mehr als Kriegswaffen! Ihr lebt und atmet. Selbst wenn es nur für kurze Zeit ist. Aber ihr seid da. Man kann euch berühren, man kann mit euch reden, ihr habt eure Wünsche, eure Ziele und ich sehe es als Master auch in meiner Pflicht, dafür zu sorgen, dass ihr ein erfüllendes zweites Leben habt!“ Stille kehrte ein und ich wusste auch nicht, was ich sagen sollte. Mir war unsere Situation schon klar, aber zu welchem Preis wollte ich sie lösen. „Mein Master sagt, dass du frei über mich verfügen kannst, wenn wir Uehara wirklich heute Nacht angreifen sollten.“ Assassin durchbrach die Stille, indem er wieder auf das Thema kam, dass immer noch nicht vom Tisch war. Ein Attentat auf Uehara. „Hat einer von euch eine Idee? Ich denke auf meinen Master können wir uns hier nicht verlassen“, erklärte Lancer und ich konnte die enttäuschten Blicke auf mir spüren. Wahrscheinlich hatte er nicht geahnt, wie schnell ich einen Rückzieher machen würde, wenn es um den eigentlichen Sinn des Krieges ging. Das Töten. Nun wusste ich immerhin, wie sich Cheiron gefühlt haben musste, als er an Fiores Seite gekämpft hatte, unwissend, ob sie damit leben konnte, wenn jemand durch ihre Hand starb. „Ich denke ich habe einen Plan.“ Ich war selbst überrascht, als mir die Worte so einfach, so ernst über die Lippen kamen. Es fühlte sich an, als hätte eine andere Person in mir einen Entschluss gefasst und diesen nun offen kund getan. Ein Teil... eine Persona die gewillter war kaltblütig einen Menschen auszuschalten, um mein Leben zu retten. Ich war aber nicht als einzige überrascht. Lancer und Archer schienen diese Worte nicht erwartet zu haben. Assassin hingegen bedachte mich einem Blick von Interesse und in Casters Augen lag etwas mitleidiges. „Uehara ist wütend. Rationales Denken wird da nicht gerade in ihren Fähigkeiten liegen. Mit Caster können wir dem roten Caster und seinen Fähigkeiten ein Stück weit entgegen wirken. Wobei ich nicht bezweifle, dass der rote Caster auf Ueharas Hilfe verzichten wird, wenn sie merkt, dass sie unterliegen könnte. Ich hab das Gefühl, ihr geht es nur um den schwarzen Rider. Wer da ihr Master ist, ist ihr egal, solange sie da keine Feinde sind. Wenn wir Glück haben, kann der rote Caster auf unseren Rider einwirken, so dass er und sie sich aus unseren Kampf gegen Uehara heraushalten werden. Bleibt also nur noch die Gefahr von Archer. Und die Tatsache, dass er einen von Lancers Befehlszaubern hat.“ „Ich kann ihn dir zurückgeben!“, schlug Archer sofort vor, doch ich schüttelte den Kopf und lächelte dabei. „Nein. Das würde uns nur Zeit verschaffen. Sollte Uehara einen Befehlszauber einsetzen und dich so zwingen Lancer zu befehligen... gibt es nur einen Weg dich dagegen zu wehren.“ Interessiert sahen mich die Servants am Tisch an und ich tippte mir gegen die Stirn. „Lancer und ich haben es noch nicht so oft benutzt, aber Master und Servants, können durch Telepathie miteinander kommunizieren. Ebenso können Servants auf diese Art und Weise miteinander kommunizieren, oder?“ Ich sah die Servants an, wobei mein Blick besonders Caster galt. Sie nickte. „Ja, das ist in der Tat so. Ich kann auch dafür sorgen, dass nur wir untereinander kommunizieren können, ohne das ein anderer Master oder Servant es hört. Ich verstehe dein Denken. Aber Befehlszauber sind absolut“, erklärte sie ruhig und versuchte mich damit vielleicht zum Umdenken zu bewegen. Doch ein Umdenken gab es nicht in meiner Welt. „Das hängt vom Willen des Servants ab. In einer anderen Zeitlinie hat der Servant Astolfo den Befehl bekommen einen Homunculus zu töten. Und das mit... ich glaube zwei Befehlszaubern. Astolfo wollte das aber nicht und deswegen gelang es nicht. Ebenso... kann ein Servant einen Befehlszauber nicht ausführen, wenn er ihn nicht hört.“ Nachdenklich lehnte sich Caster zurück. Und schließlich, hellte sich ihr Gesicht auf. „Für einen Magier der ersten Generation weißt du viel über diese Kriege. Wahrscheinlich ist das einer der Gründe, warum du nicht nur ein starker Verbündeter werden könntest, sondern auch ein starker Feind. Wenn dieser Plan gut geht, dann werden das alle aus der roten Fraktion verstehen. Und auch jene aus unserer. Und das... macht dich einem ernstzunehmenden Gegner und zu einem Ziel, dass man mit vereinten Kräften angreifen wird.“ Ich zuckte mit den Schultern und grinste etwas. „Das macht doch keinen Unterschied zu zuvor. Erst war ich das schwächste Glied. Caster, Ich will mit dir und deinem Master den Nichtangriffspakt eingehen. Weder Lancer noch ich werden dich und deinen Master angreifen, wenn du Lancer und seinen Master nicht angreifst.“ Auch wenn es wohl gerade sehr dumm war diese Betonung zu treffen, nachdem man wusste, dass Archer einen Befehlszauber hatte, musste ich alles auf diese Karte setzen. „Ich verstehe. Nun, ich denke für diesen einen gemeinsamen Kampf können wir das gelten lassen. Zumal es ja auch passieren kann, dass der rote Caster aus dem Weg geräumt wird.“ Ich seufzte innerlich, aber ich hatte keine andere Wahl. Wobei ich glaubte, dass unser Caster bereits ahnte, dass ich den roten Caster um jeden Preis beschützen wollte. Die Spannung wurde aber aus dem ganzen genommen, als Archer plötzlich hustete und in seine Tasse spuckte. „Was zum... Lancer! Was hast du mir da gegeben? Das schmeckt... bitter und sauer... und Urghs“ „Master... ich glaube wir müssen neue Milch kaufen. Die für den Kakao war wohl schlecht.“ Ich blinzelte ein paar Mal um zu verstehen, was Lancer getan und gesagt hatte. Schließlich, löste sich alle Anspannung von mir und ich konnte nicht anders als schallend zu lachen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)