Fate/Defragment von Erenya ================================================================================ Kapitel 14: Ränkespiele ----------------------- Die Nacht in meiner Unterkunft war mehr als kurz gewesen, denn ich hatte kaum ein Auge zugemacht. Nur kurz hatte mich der Schlummer heim gesucht und in eine Welt der Träume geschickt, in der ich Tod und Verderben sah. Machtlos etwas dagegen zu unternehmen. Ein Stimmenwirrwarr hatte sich in diese Träume geschlichen. Die Stimme von Assassin, des roten Caster, des schwarzen Caster, Lancers... Sie schienen auf mich einzureden und ich wusste nicht, auf wen ich hören sollte. Sie schienen sich zu einer einzigen Stimme zu vereinen, einer Stimme die mir vollkommen fremd war und nach mir rief. Es war ein Traum und erst als diese Gewissheit sickerte, erwachte ich. Mein Herzschlag war unruhig, meine Gedanken wirr und doch kristallisierte sich eine Sache ganz deutlich heraus, als ich neben mir sah. Ich war nicht alleine. Lancer war hier... Archer war ebenfalls an meiner Seite. Ich war nicht allein. Just dieser Moment sorgte dafür, dass ich genau wusste, was ich tun würde. Alles was fehlte, war die Sicherheit, dass Lancer mitspielte. Eine neue Variation meines Plans. Ich erhob mich aus meinem Bett, plötzlich so klar wie an keinem Tag zuvor, und ging ins Wohnzimmer. Auf dem Tisch lag immer noch das leere Blatt Papier. Daneben der Stift, dessen Tinte mit meinem Mana erfüllt war. Auf diese Art und Weise hatte ich Assassins Master die Anweisungen zukommen lassen. Mit dem Befehl nur für ihn die Schrift sichtbar zu machen. Sonst wäre die Tinte nur normale Tinte gewesen. Mir war egal, wie weit der rote Caster meine Pläne kannte. Sie hatte deutlich gemacht, dass sie von meinem Verrat wusste. Wahrscheinlich kannte sie sogar den Inhalt der Self Geis Scrolls. Es machte also keinen Sinn mehr darüber nachzudenken ob sie was wusste oder nicht. Lancer hatte Recht. Ich war der Spielball. Alle glaubten, dass sie mich benutzen konnten und das war etwas, dass ich an dieser Situation hasste. Ich konnte nicht selbst aktiv werden. Wie der rote Caster es selbst wollte, so fürchtete auch ich die Kontrolle zu verlieren. Kontrolle die ich seit meiner Ankunft noch nie hatte. Es gab somit nichts zu verlieren. Ich konnte es mir nur erkämpfen. Und mit Riders erscheinen, würde dieser Kampf beginnen.   Lancer war ziemlich spät aufgestanden. Das Frühstück stand bereits auf dem Tisch, die Pläne waren fertig geschrieben. „Hätte gedacht du schläfst länger“, merkte Lancer an und grinste, wobei er zum Tisch ging und seinen Stuhl zurück zog. „Mir lagen die Ereignisse quer im Magen. Und eine Frage.“ Lancer griff zur Tasse mit dem Tee, hielt aber inne und sah mich an. Er schien zu wissen, dass dies nicht das Gespräch eines scheinbar frisch vermählten Ehepaars werden würde, dass wir sowieso nicht waren. „Du sagtest mal, dass du auf die Person hörst, die deine Befehlszauber hat. Was wenn ich einen davon auf jemanden übertrage? Würdest du ihn als Demi-Master akzeptieren und auf ihn hören?“ Lancers Blick wurde noch ernster. Er verstand was ich meinte, auch wenn er noch nicht wusste, wen. „Ist das dein Plan um Archer zu retten?“ „Und den roten Caster.“ Lancer schnaubte aus. Keine Ahnung, ob ihm dieser Plan gefallen würde. „Noch mehr Servants?“ „Ja. Alle wenn es sein muss. Weißt du wie die dritte Magie des heiligen Grals aktiviert wird? Durch das Blut eben jener Servants. Der Gral erfüllt nicht die Wünsche der Servants, sondern nur den des einen Masters der überlebt. So hieß es zumindest in eine der Zeitlinien. Dafür wird zu viel geopfert. Das Blut von Unschuldigen, das Blut der Master und... die Ehre und das Blut der Servants. Ich will das nicht zulassen.“ „Und wie willst du das verhindern, Master?“ Ich holte tief Luft und sah ihn an. Entschlossen, denn ich musste mich ihm gegenüber behaupten. Jetzt in diesem Moment. „Schritt für Schritt. Und der erste Schritt wird Archer. Deswegen frage ich doch noch einmal, wenn ich einen Befehlszauber an eine Person übertrage, wirst du auf sie hören?“ „Du bist mein Master. Wenn du forderst, dass ich auf eine Person höre, die eine deiner Befehlszauber hat, dann werde ich das tun. Als Samurai und Mann stehe ich zu meinen Worten.“ Ich war mir sicher, dass Lancer es ernst meinte, weswegen ich ihm den Zettel mit meinem Plan zu schob. Lancer nahm ihn und studierte ihn ausgiebig. Ich konnte in seiner Miene keine einzige Regung sehen. Dabei war er ein wichtiger Bestandteil meines Plans. „Viel geändert hat sich nicht. Aber der Ring... Wirklich ein Ring?“ „Was denn? Eifersüchtig?“, fragte ich und grinste. Lancer sah von dem Blatt auf. Ihm schien nicht nach Lächeln zumute und doch wusste ich, dass er nichts gegen diesen Plan einwenden würde. „Woher willst du den Ring bekommen? Wir haben nicht das Geld.“ Ich sah ihn vielsagend an. Auch wenn es mir nicht schmeckte, es gab eine Person die wir darum bitten konnten. „Oh... Er... Gut er wollte das wir mitspielen, dann soll er uns auch bezahlen.“ Lancer schob mir den Plan wieder zu mir. Es schien noch etwas zu geben, dass ihn störte, weswegen ich ihn abwartend ansah. „Wir spielen mit dem Feuer. Ein Fehler und alles bricht zusammen.“ Ich nickte, denn mir war bewusst, dass ich mir in diesem Plan keine Fehler leisten durfte. Und selbst wenn, konnte ich nur hoffen, dass es danach noch einen rettenden Boden gab, der mich auffing und nicht das Genick brach.   Ich spürte, dass etwas nicht stimmte als ich Archers ernsten Blick sah. Es gab kein Funkeln in seinen Blicken und er schien dieses Mal auch nicht auf das Master-Spiel eingehen zu wollen, als er das Café betrat. Er sah sich um, sah zu Lancer, der gerade wieder einen Tisch bediente. Ja, etwas stimmte ganz und gar nicht. Das war nicht ein Blick zu meinem Lancer um herauszufinden, ob er uns sah, sondern ein Blick, der mir verriet, dass er nicht wollte, dass Lancer ihn entdeckte. „Komm mit. Wir müssen reden.“ Archer ließ mir keinen Moment etwas zu erwidern, sondern packte mich am Handgelenk und zog mich aus dem Café. Er sah sich nur kurz um, schien sicher gehen zu wollen, dass niemand uns sah und zog mich weiter in eine Seitengasse. „Archer, was ist los?“ „Es wird nicht gut gehen. Es wird alles so gar nicht gut gehen.“ Fragend sah ich ihn an. Verwirrt, unwissend, was er meinte. Was war bloß los? Was meinte er? „Hör gut zu... Der Master von Rider hat sich mit meinem Master in Verbindung gesetzt. Er will heute Nacht den schwarzen Rider beschwören und ich weiß nur einen Grund, warum er sich an meinen Master wandte. Sie arbeiten zusammen. Egal was passiert, suche nicht nach dem Master des schwarzen Rider und auch nicht nach diesem. Wenn Master... diese Frau Verbündete sucht, hat sie diese gefunden und ich will nicht, dass sie dir etwas tut.“ Er sah mich ernst an, fast schon so als würde er durch mich hindurch sehen und so als wüsste er nicht, was das alles, das gerade passierte, bedeutete. „Archer, beruhige dich. Es wird alles gut. Ich habe einen Plan wie ich dich-“ „Nein. Du wirst diesen Plan fallen lassen. Komm nicht mehr in meine Nähe. Sonst kann ich nicht für deine Sicherheit garantieren.“ Er riss mir den Boden unter den Füßen weg und schien fast schon der Fehler zu sein, vor dem mich Lancer gewarnt hatte. Ohne Archer, würde kein Teil meines Planes aufgehen. Ohne seine Hilfe, konnte ich ihn nicht beschützen. „Wieso? Wieso vertraust du mir nicht?“, fragte ich leise und konnte nicht anders in Worte fassen, was ich gerade dachte und fühlte. Verrat. Ich fühlte mich von Archer verraten, denn er hatte mir doch garantiert, dass er mir vertraute und nur darauf wartete, dass ich ihn von Uehara stahl. „Nein. Ich vertraue dir aber-“ „Was ist dann los, Archer? Warum sagst du das?“ Archer schwieg und wich meinen Blicken aus. Er konnte mich nicht mehr ansehen. Etwas schien ihn zu quälen und gerade war ich diejenige, die ihm diese Qual bereitete. „Verzeih mir“, flüsterte er, bevor er sich auflöste und mich alleine in der Gasse zurück ließ. Ich fragte mich just in diesem Moment, ob ich wirklich gerade mit Archer gesprochen hatte. Dieses ganze Gespräch war nicht... Es war nicht Archer, mit dem ich gesprochen hatte. „Ich sehe das ehrlich anders.“ Ich zuckte zusammen, als ich aus den Schatten heraus plötzlich Assassins Stimme wahrnahm. Mein Blick glitt in die Richtung, doch er schien vollkommen mit diesen verschmolzen zu sein. „Was meinst du?“ „Du solltest dich nicht von Archer fern halten. Er macht sich Sorgen, aber er weiß nichts von der Gefahr die ihm droht und davon, dass du ihn versuchst zu retten. Deswegen solltest du noch einmal mit ihm reden.“ „Bist du nur deswegen hier?“, fragte ich, wissend, dass Assassin häufiger in meiner Nähe war und sich meist nur zu erkennen gab, wenn er eine Botschaft von seinem Master übermitteln wollte. „Ich wollte dir nur das berichten, was Archer dir sowieso schon mitgeteilt hat. Mein Master denkt, dass Uehara gefährlich werden könnte, wenn sie ich mit einem Master verbündete und diesen unterstützt. Aber das sollte nicht zum leidtragen von Archer sein, deswegen solltest du mit ihm reden und ihn in deine Pläne einweihen. Wenn heute noch Rider beschworen wird, musst du das sogar.“ Ich dachte nach und nickte. Assassin hatte Recht. Ich musste jetzt noch schnell handeln, ohne das die Zeit mir in die Quere kam. „Dann brauch ich noch etwas. Zum einen brauch ich ein Treffen mit Archer und zum anderen einen Ring. Keinen einfachen. Er muss einen Edelstein haben. Ich brauch die Hilfe deines Masters, um meinen Plan durchzuführen.“ Assassin nickte, ohne deutlich zu machen, wofür das Nicken galt. Ob als Bestätigung meiner Aussage, dass ich Hilfe brauchte oder dafür, dass er seinen Master die Sache mit dem Ring ausrichten würde. „Dann tu mir auch einen Gefallen. Mein Master würde gerne mit dir reden.“ Ich hob eine Augenbraue und sah ihn an. Was meinte er mit reden? Wir schrieben doch schon SMS und das war doch, reden, oder etwa nicht? „Ich meine richtig reden, nicht nur in geschriebenen Worten. Telefonisch. Er wollte, dass ich dich frage, aber da mein Master alles tun wird um dir bei deinen Plänen zu helfen, möchte ich, dass du ihm so entgegen kommst und mit ihm sprichst.“ Es hat schon etwas erpresserisches und ich fragte mich, warum Assassin darauf bestand. Zuvor hatte er so etwas noch nie gemacht, doch jetzt... Ich wusste nicht, ob ich das als gutes oder nicht so gutes Zeichen sehen sollte. Doch was sollte schon so schlimm an einem Telefonat sein. „Wenn dein Master mich anruft, rede ich mit ihm.“ Seine Augen lächelten. Zumindest hatten sie einen Glanz inne, den ein Mensch hatte, wenn er lächelte.   Auch wenn ich wusste, dass ich mich mit Archer treffen würde, weil Assassin und sein Master helfen wollte, konnte ich mich einfach nicht konzentrieren. Ich wollte Archer am liebsten sofort sehen, denn ich konnte es nicht ertragen jemanden zu verlieren, der mir wichtig war. Mein Chef merkte, dass etwas nicht stimmte, weswegen er mich in eine Pause schickte. Vor mir stand ein Latte Caramel, den mir eine Kollegin gemacht hatte. Er liebäugelte mit mir, garantierte mir mit seiner schaumigen Krone, dass er überaus lecker war... und doch rebellierte mein Magen. Und er würde das auch tun, bis ich mich mit Archer ausgesprochen hatte. Er war immerhin nicht nur wichtig für meine Pläne, sondern auch eine Bekanntschaft, ein Vertrauter, den ich gerne als guten Freund gesehen hätte. Ich zuckte zusammen, gefangen in meinen Gedanken, als das Handy klingelt. Nervös griff ich in die Tasche, versuchte einen festen Griff zu bekommen, damit ich das Handy rausziehen konnte. Es klingelte weiter. Unnachgiebig. Fordernd. Ich zog das Handy raus und nahm das Gespräch an. Es herrschte kurz Stille am anderen Ende. Es war nur ein minimaler Moment, bis ich eine Stimme hörte. „Das ist das erste Mal, dass wir richtig miteinander reden. Und ich danke dafür, dass du dem zugestimmt hast.“ Seine Stimme klang tief, mittleres Alter vielleicht. Nicht alt auf jeden Fall, sondern kräftig. Aber auch, unsicher. Und vor allem überlegt. Die Art wie er mit mir sprach und wie er schrieb, schienen auf einmal von zwei vollkommen verschiedenen Personen zu kommen. „Schon okay. Was gibt es, dass man es nicht tippen kann?“, fragte ich und wartete. Er schien nachzudenken, denn seine Antwort kam nicht sofort. War er vielleicht ein vorsichtiger Typ? „Assassin sagte mir, dass Archer dich informiert hat, dass heute noch Rider beschworen werden soll. Ich glaube, ich kenne den Grund, warum der rote Caster das Team wechseln will. Es liegt an Rider.“ Ich dachte nach und fragte mich, in wie weit es etwas mit Rider zu tun haben konnte. Es musste wohl jemand sein, der aus der Zeit des roten Casters und Archers kam. Es gab da nur eine Person, die mir einfiel und von der ich wusste, dass sie zur Rider-Klasse gehört. „Ist Rider vielleicht Achilles? Das würde keinen Sinn machen, wenn sie die Seite wegen ihm wechseln wollen würden.“ „Ein interessanter Gedanke, wenn man bedenkt, dass Amazonen und Centauren gut befreundet waren und ihre Schützlinge gerne miteinander vertraut machten. Cassandras Zwilling Helenos wurde von den Centauren unterrichtet. Aber nein... die Person die es wohl eher ist, ist Pentheseleia die Amazonenkönigin und Tante von Cassandra.“ Irgendwie vereinbarte sich die Klasse nicht gerade mit der Figur. Und doch, Assassins Master hatte sich bisher immer als sehr verlässlich erwiesen. „Sie wissen ziemlich viel über Cassandras Geschichte.“ Mein Statement blieb unkommentiert, weswegen es zur Stille kam. Ich wartete, war unsicher, ob ich etwas sagen sollte, ob er etwas sagen würde. „Die Self Geis Scrolls sind fertig. Assassin wird sie heute überreichen. Um drei an dem Tempel, wo du vom Master des roten Riders unterwiesen wurdest. Es gibt jemanden, den du sehen solltest. Den Ring erhältst du dann auch.“ „Danke für Ihre Hilfe.“ „Ich bin wirklich gespannt, was du in diesem Krieg bewirken wirst.“ Ein Signal machte mir klar, dass er aufgelegt hatte. Das war also Assassins Master. Ich hatte zwar immer noch kein Gesicht für ihn und doch hatte ich das Gefühl, dass wir einander in diesem Telefonat ein Stück weit näher gekommen waren.   Lancer arbeitete noch im Café während ich mir vorzeitig Feierabend genommen hatte. Wie mit Assassins Master vereinbart stand ich beim Tempel. Er sah immer noch genauso aus wie vor einigen Tagen, was ein lächerlicher Gedanke war, wenn man bedachte, dass es wirklich nur ein paar Tagen waren. Und doch fühlte es sich an wie eine Ewigkeit. Hier hatte ich Archer das erste Mal getroffen. Hier hatten wir uns verabredet um das Relikt zu holen. Und hier hatte ich Lancer beschworen. Für mich war dieser Ort wichtig, denn auch heute würde hier ein wichtiger Moment passieren. Egal zu wessen Gunsten. Ich war nervös, denn ich wusste nicht, wie die ganze Sache ausgehen würde. Ich konnte nur hoffen, dass Archer einlenkte. Ein Blick auf meinen Handrücken, ließ mich aber zweifeln. Einen Augenblick nur. „Du bist es also.“ Es raschelte in den Büschen, als Archer aus diesem hervor trat. Er war nicht überrascht, sah aber auch nicht erfreut aus. „Assassin sagte mir nicht, dass ich dich hier treffe. Ich hätte es mir aber denken können. Das heißt, dieser Ring und die Schriftrollen sind für dich?“ Ich nickte und war schon ein wenig verletzt wie kühl und emotionslos er mit mir sprach. Archer schien auf einmal eine vollkommen andere Person zu sein, eine Tatsache, die ich irgendwie nicht akzeptieren konnte. „Du hast also einen Plan?“ Wieder nickte ich, unfähig zu reden, denn ich fürchtete, zu emotional zu werden. „Sehr gut. Dann...“ Archer kam auf mich und drückte mir die Schriftrollen mitsamt Ring in die Hand und wandte sich wieder von mir ab. „Pass auf dich auf.“ Als hätte er damit einen Befehl gegeben, ließ ich die Rollen fallen und griff nach seinem Rücken. Er war schon einen Schritt vor gegangen, so dass ich ihn nur noch am Stoff seines Oberteils zu fassen bekam. Er spürte den Widerstand und blieb stehen. „Erenya... tu das nicht. Ich habe dir doch erklärt, dass du dich von mir fern halten sollst.“ „Nein!“ Meine Stimme klang fest, herrisch und doch panisch. „Ich lass dich nicht gehen, bevor du den Plan nicht kennst!“, erklärte ich und versuchte mich wieder zu beruhigen. Archer hingegen schien verwundert und wandte sich zu mir um. „Dein Plan? Willst du wirklich? Ich meine, mein Master hasst dich, sie könnte dich zwingen-“ Weiter kam er nicht, denn ich griff einfach nach seiner linken Hand und hielt sie fest in meiner. Er sollte nicht einmal auf die Idee kommen einfach so verschwinden zu können. „Du bist ein fester Bestandteil des Plans, denn dich zu bekommen ist meine erste Priorität in diesem.“ Ich spürte, wie seine Hand in meiner zuckte, sich anspannte, weswegen ich meinen Griff vorsichtig verfestigte. Er durfte nicht gehen. Nicht jetzt. Und plötzlich wich alle Spannung und ein Lächeln zeichnete sich auf Archers Lippen ab. Ein kleines, dezentes. Aber es war da. „Vielleicht hat Lancer Recht... und du bist zu gutgläubig und naiv. Ich könnte dich hier und jetzt ausschalten, für meinen Master.“ Das hatte ich nicht bedacht. Mir war nie in den Sinn gekommen, dass er mich wirklich angreifen würde und selbst jetzt traute ich ihm das nicht zu. „Könntest du, tust du aber nicht. Und ich weiß wieso. Du willst bei mir sein, oder irre ich mich?“ Archer schwieg, doch er zog vorsichtig seine Hand aus meiner, umgriff von sich aus meine und hob sie zu seinen Lippen. „Bei niemanden wäre ich gerade lieber als bei dir. Nur weiß ich nicht, wie das möglich sein soll, ohne dass ich dir im Krieg schade. Du gibst mit deinem Mana schon Lancer eine Form, mich hier zu materialisieren... du könntest dich nicht mehr verteidigen.“ Er küsste sanft meine Hand, bevor er sie los ließ und ich mich frei bewegen konnte. Ich bückte mich und hob den Ring auf. Erst jetzt sah ich, dass der Edelstein ein rosafarbener war. Mit einer milchigen Note, die mich stark an den Rosenquartz erinnerte, den ich mir mal als Kind auf einem Stadtfest gekauft hatte. Irgendwas sagte mir, dass Assassins Master diesen Ring, mit diesem Stein bewusst ausgesucht hatte und nicht, weil er willkürlich ins Schmuckkästchen gegriffen hatte. „Archer, geh mit mir den Pakt ein. Hier und jetzt. Dieser hier, wird dich mit genug Mana versorgen, um dich an diese Welt zu binden.“ Ich zeigte Archer den Ring, den er mit großen Augen ansah. Er konnte es spüren, wie mein Mana in diesen hinein floss, sich ansammelte und an dessen Mana fest haftete.Ich musste jedoch rechtzeitig inne halten, da mein Mana sonst den Ring zerbersten lassen konnte. Man konnte Dinge verändern, Dinge wandeln, wenn man Mana hinein fließen ließ, zu viel auf einmal würde aber jeden Gegenstand zerstören. In Fate/Zero war das Rin passiert und ich wollte nicht denselben Fehler machen. Ich stoppte daher früh. Denn ich hatte nicht die Zeit die Grenze eines Ringes auszutesten. „Also, Archer, gehst du den Pakt mit mir ein?“ Ich hielt ihm den Ring entgegen und betete, dass er ihn nehmen würde. Das wäre ein wichtiger Schritt in meinem Plan gewesen. Er zögerte, schien abzuwägen, ob das eine gute Idee war. „Das ist... schrecklich.“ „Du... findest den Plan nicht gut?“, fragte ich leise und war etwas enttäuscht, doch Archer nahm mir den Ring ab und steckte ihn sich an den linken Ringfinger. „Der Plan klingt okay. Aber ich sollte es sein, der dir den Verlobungsring schenkt.“ Ich konnte nicht anders als zu lachen. Das hier war wieder der Archer, den ich kennengelernt hatte. Der Archer, den ich mochte. Der Archer, den ich unbedingt retten wollte. „Archer, schwörst du mir die Treue und dass du mich in diesem Krieg als Servant unterstützt?“ „Ich schwöre dir, dass ich die Klinge sein werde, die dein Schicksal formt“, beantwortete Archer das Bündnis. Es geschah nichts, was entweder bedeutete, dass es nicht funktioniert hatte, oder einfach keine große ersichtliche Wirkung zeigte. So wie der Transfer eines Befehlszaubers. „Gib mir deine Hand“, forderte ich und Archer hörte aufs Worte. Ohne zu hinterfragen, ohne zu zögern, streckte er mir seine Hand entgegen. Ich nahm sie, spürte die Wärme, die Schwielen, die deutlich davon sprachen, dass auch er hart für seine Kunst als Bogenschütze trainiert hatte. Ich legte meine linke Hand auf seine, so dass wir beide die Befehlszauber sehen konnten. Ich hatte es nur ein oder zweimal gesehen, aber so sollte wohl der Transfer funktionieren. „Paris“, ich sah ihn an und erkannte, wie sich seine Augen weiteten. Wusste er nun was kommen würde? Warum sah er so überrascht aus? „Hiermit übertrage ich dir einen Befehlszauber und ernenne dich damit zu einem Demi-Master von Lancer.“ Die Zeichen auf meiner Hand leuchteten und eines löste sich auf. Zurück blieb nur eine Art Narbe, mit roten Restspuren, die vermuten ließen, dass dort ein Befehlszauber geprangt hatte. Erst als das Leuchten verschwand, zog ich meine Hand von Archers und erkannte diesen einen Zauber, in Form eines Kreises, auf Archers Hand. „Du...“ „Wie sieht es aus. Gehst du mit mir ein Bündnis ein?“ Er starrte immer noch ungläubig auf den Befehlszauber. Wahrscheinlich hätte er nie gedacht, dass ein Servant so ein Zeichen tragen konnte. Shirou Tosaka Amakusa hatte mich dies gelehrt. Servants waren zu unglaublichen Dingen fähig, auch dazu ein Master zu werden. „Ich glaube... ich verstehe deinen Plan allmählich. Erenya, ich werde mit dir ein Bündnis eingehen, allerdings habe ich eine Bedingung“, flüsterte er leise und beugte sich mit einem verspielten Lächeln zu mir hinab. Irgendwie ahnte ich, was er sagen wollte und doch, hoffte ich darauf, dass er mal vernünftig war. „Und die wäre?“ „Ein Kuss. Nicht auf die Wange, nicht auf die Stirn, auch nicht auf den Handrücken. Sondern genau hier hin.“ Er zeigte auf seine Lippen, was mich zurück weichen ließ. Nur zu gut erinnerte ich mich an Debakel im Love Hotel. Dort hatte er doch schon einen Kuss bekommen, oder etwa nicht? „Und er muss aktiv von dir kommen“, vervollständigte er seine Forderung. Ich wich weiter zurück, doch Archer tat bereits einen Schritt auf mich zu. Er erlaubte es einfach nicht, dass ich einen Millimeter mehr Distanz zwischen uns bekam. „Du scherzt, oder?“, fragte ich und hoffte, dass er es tat. „Nein. Du willst ein Bündnis mit mir. Ich bin bereit es einzugehen, allerdings nur wenn du meine Bedingung erfüllst. Das tut man doch so, wenn man ein Bündnis schließt. Man legt Bedingungen fest, und beide Seite erfüllen ihre auferlegten.“ Er sah mich an, unentwegt, wie ein Jäger, der gerade Spaß daran gefunden hatte, seine Beute in die Enge zu treiben. Er hatte was verspieltes, von einer Katze und gleichzeitig war da etwas machtvolles. „Ich tu das nicht zum Spaß.“ „Ich weiß. Aber ich fände es schade, wenn ich meine Chancen nicht nutze. Vor allem da Lancer nicht hier ist. Also, willst du das Bündnis, dann küsse mich.“ Ich murrte leise. Ja, dass war der Archer wie ich ihn kannte und irgendwie auch mochte. Auch wenn mir gerade danach war ihm ordentlich die Leviten zu lesen. Das er aber dieses Bündnis einging, war wichtig. Lebenswichtig. „Archer... nein, Paris. Ich werde dich nicht küssen.“ Standhaft bleiben. Ich musste einfach standhaft bleiben. Was wollte Archer schon tun, wenn ich mich weigerte? „Dann werde ich wohl mal mit dem schwarzen Caster reden. Sie ist sicher an ein Bünd-“ Er brauchte es nicht aussprechen, damit ich wusste, was er sagen wollte. Der rote Caster durfte nicht sterben und wenn ich sie mit einem Kuss beschützen konnte, dann musste es wohl so sein. Noch bevor er seine Worte ausgesprochen hatte, packte ich ihn am Kragen und zog ihn zu mir. Ich konnte es selbst kaum glauben und wurde mir erst bewusst was ich tat, als meine Lippen auf seine ruhten und sie sanft liebkosten. Anders als beim letzten Mal, brannte sich das Gefühl seiner Lippen auf meinen in mein Gedächtnis. Sie waren weich, wobei nein, da war eine gewisse Rauheit zu spüren. Sie fühlten sich kühl an, wurden aber schnell warm. Dieser kleine Moment, indem ich ihm nachgab, fühlte sich wie eine Unendlichkeit an. Ein Moment den ich nicht gewollt hatte und doch nicht mehr missen wollte. Ich löste mich von ihm, sah einen kurzen Augenblick in sein überraschtes Gesicht. Er hob die linke Hand und führte sie sich an die Lippen. Deutlich konnte ich den Befehlszauber auf seinem Handrücken sehen. Und schließlich, lächelte er. „Dann sind wir Verbündete, Erenya. Was auch immer du für deinen Plan brauchst, sag es mir. Ich werde dir helfen.“ Ich konnte ihn gerade nicht ansehen und doch musste ich es. Er sollte die Entschlossenheit in meinem Blick sehen. „Wir werden deine Schwester retten. Und dafür, brauche ich deine Hilfe.“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)