Fate/Defragment von Erenya ================================================================================ Kapitel 13: Schwarzer Caster ---------------------------- Ich war müde, denn viel Schlaf hatte ich die letzten Tage nicht bekommen, was daran lag, dass Lancer und ich direkt nach der Arbeit zu der Wohnung gegangen waren, um diese aufzuräumen. Wir wollten die Dachgeschosswohnung so schnell wie möglich auf Vordermann gebracht haben, denn das Geld wurde knapp und ich wollte unter keinen Umständen länger im Love Hotel bleiben. Hier hatten wir alles, zwei Futons, einen Kühlschrank, einen Ofen und vor allem Ruhe. Viel davon, denn so schnell würde sich hoffentlich kein Servant und sein Master hier her verirren. „Master, putzen ist auch nicht gerade deine Stärke, oder? Du hast hier geputzt und dennoch kann ich im Staub meine Fußspuren sehen.“ Ich murrte und knuffte Lancer in die Seite, als er sich neben mir platzierte und auf eine Stelle verwies, die ich zuvor geputzt hatte. Ich konnte keine Fußspuren sehen. „Wirst schon alt, was? Ich sehe keine Fußspuren.“ Ein sanftes Knuffen war die Antwort auf meine Worte, zusammen mit einem „Oi“. Ich sah zu Lancer auf und konnte dieses Lächeln in seinen Augen sehen. „Ist ja gut, ich wische noch einmal dort.“ Ich schob den Eimer voll Wasser mit dem Fuß in die Richtung, von der ich wusste, dass ich sie wohl nochmal wischen musste. Einfach, damit Lancer Ruhe gab und keinen Grund hatte mich länger zu necken. Ich wurde allerdings in meinem Tun gestört, als es bei uns an der Tür klingelte. Verwundert sahen Lancer und ich einander an. Wir hatten niemanden davon erzählt, dass wir hier einziehen würde. Weder dem roten Caster, noch Assassins Master. Noch dazu waren wir immer sehr vorsichtig gewesen, wenn wir diesen Ort aufsuchten. Doch scheinbar nicht vorsichtig genug. „Öffnen wir?“, fragte Lancer, als es ein zweites Mal klingelte. Ich dachte nach und fragte mich, wie wahrscheinlich es war, dass der Angreifer klingeln würde. Ich umklammerte den Wischmop und ließ ihn mit Magie am buschigen Ende erhärten. Selbst wenn es ein Feind war, ohne Kampf würden weder Lancer noch ich von der Welt gehen. „Schauen wir nach, wer es ist.“ Lancer nickte und ging in Richtung der Tür. Er hielt aber inne und sah mich. „Steckt in deiner Linken oder Rechten mehr Kraft?“, fragte er plötzlich und ich blinzelte. Woher sollte ich das wissen? Doch wenn ich darüber nachdachte... ich trug meine Taschen immer auf der Rechten Seite. Selbst die schweren Einkaufstaschen. „Ich denke rechts. Wieso fragst du?“ „Du solltest den Mop mit der linken Hand vorne führen, damit du rechts mit deiner Kraft zustoßen kannst.“ Ich sah auf den Mop, den ich mit beiden Händen mittig gehalten hatte. Da Lancer aber ein Speerkämpfer war, wusste er schon wovon er sprach, weswegen ich wie beschrieben den den Mop anfasste. „Ich öffne dann mal die Tür, Master.“ Ich nickte, fest entschlossen und bereit mein Leben zu verteidigen. Ich blickte in den Flur hinaus, sah zu Lancer, der den Türöffner betätigte und schließlich die Tür aufmachte. Meine Anspannung wich aber, kaum dass ich den Riesen sah, der Lancer überragte und sich etwas vorbeugen musste, damit er noch in die Wohnung sehen konnte. „Das ist also eure neue Behausung. Sieht etwas herunter gekommen aus.“ „Rider, das ist nicht das erste, dass du über die Unterkunft von jemanden sagen solltest!“ Ich schmunzelte als ich die Stimme Wavers hörte. Den Kleinen konnte ich wohl nicht sehen, weil Lancer davor stand, und mir so die Sicht verbarg. „Was wollt ihr hier?“, fragte Lancer und schien nicht erfreut. Verübeln konnte man es ihm nicht, wenn man bedachte, dass wir wirklich niemanden von unserer neuen Unterkunft berichtet hatten. „Nun, als unser Caster uns erzählte, dass sie euch eine Unterkunft organisiert hat, diese aber nicht ganz bewohnbar ist, haben Rider und ich entschieden, dass wir euch etwas unter die Arme greifen. Außerdem haben Großmutter und Großvater noch ein paar Einweihungsgeschenke mitgegeben. Etwas Küchenbesteck, Geschirr und was sie sonst noch beim ausmisten gefunden haben. Sie lassen dich grüßen und würden sich freuen, wenn du mal wieder vorbei kommst.“ Lancer machte etwas platz und ließ Waver voran die Wohnung betreten. Er stellte auf einen leeren Regal eine Tüte mit einigen Kleinigkeiten ab, bevor er sich mehr ins Innere wagte. „Wirklich sicher lebt ihr hier nicht. Ich denke aber, dass euch das bewusst ist“, erklärte Waver und lief durch die Wohnung um sich alles genauer anzusehen. „Sieht mehr nach Abstellkammer aus“, hörte ich ihn murmeln, und wusste, dass er mit Sicherheit das Schlafzimmer meinte, in dem noch einige Möbel aufgestellt waren, die Lancer und ich nach der Reinigung in den Flur oder in den Wohnbereich verschieben wollten. „Wir wollten erst einmal in Küche, Flur und Wohnzimmer sauber machen. Dafür haben wir die Möbel erst einmal in den Schlafbereich geräumt.“ „Von wir kann nicht die Rede sein, Master. Du hast so schwächliche Ärmchen, dass ich alles alleine machen musste.“ Schmollend sah ich zu Lancer, der breit grinste und von dem ich mich fragte, warum er das gerade gesagt hatte. Sicher wollte er mich ärgern. „Das Problem kenne ich. Der Bursche hier kann auch nicht viel tragen. Es wird Zeit, dass er ein Mann wird und ein paar Muskeln zulegt.“ Ich konnte förmlich mit Waver mitfühlen, als ihm Rider einen Klaps auf den Rücken gab und er förmlich nach vorne stolperte. Er verzog das Gesicht vor Schmerz, was mir verriet, wie fest Rider wirklich zugeschlagen haben musste. Wenig Kraft für ihn, war viel zu viel Kraft für ihn und auch für mich, soviel stand fest. „Wir helfen euch. Zu Zweit schafft ihr das kaum alleine, wenn ihr einziehen wollt. Rider wird Lancer danach helfen die Möbel an den passenden Ort zu stellen.“ Waver nahm mir den Mop ab, worauf die Spitzen erschlafften und er wieder das wurde, was er war. Ein einfacher Mop. „Nun dann fangen wir doch mal an. Ich wollte schon immer einmal sehen, wie das einfache Volk arbeitet und es am eigenen Leib erleben.“ Alexander lächelte und nahm einen Lappen, den er sofort in den Eimer Wasser tunkte. Er zog ihn wieder raus und schien nicht einmal gewillt zu sein ihn auszuwringen, wodurch der Boden klitschnass wurde. „RIDER! Du musst den Lappen auswringen! Du überschwemmst die gesamte Wohnung!“ Es würde ein Chaos sein, soviel war mir sicher und doch konnte ich nicht anders als über Wavers Gezeter zu lachen.   Lancer und ich wussten, dass wir nur noch einmal zum Love Hotel gehen würden um unsere Sachen zu holen. Die Wohnung war sauber, die Möbel standen und zu viert saßen wir an einem Küchentisch, auf dem vier Becher standen. Drei gefüllt mit Bier, einer mit Tee. Rider hatte ein großes Fass Bier mitgebracht und angestochen. Weil es so Brauch war, hatte er erklärt. Als ich Waver hatte fragen wollen, hatte dieser nur den Kopf geschüttelt, scheinbar sollte ich die Frage gar nicht erst aussprechen. „Was ist los, Erenya? Warum trinkst du nicht? Entspricht das Bier nicht der Tradition?“, fragte mich Rider, als er sah, wie zweifelnd ich auf das Bier sah. Wie sollte ich ihm nur erklären, dass ich in der Regel kein Bier trank und wenn nur mit Cola gemischt? Gleichzeitig wollte ich Rider nicht enttäuschen, nachdem er schon das Fass zu Ehren unseres Umzuges mitgebracht hatte. Ich sah in den Becher und musste plötzlich an etwas denken, als ich die Schaumkrone erblickte. Ich lächelte, musste an meinen Vater denken, der zu Familienfeiern immer Bier trank. „Es passt schon. Wo ich herkomme, aus Deutschland, da ist Bier förmlich eine Art Nationalgetränk. Weißbier, Schwarzbier, Weizen... es gibt so viele Sorten.“ Ich hob den Becher an und nippte an dem Schaum. Schon dieser hatte den bierigen Geschmack. Nicht so stark wie er in meiner Erinnerungen aus Deutschland war. Aber dennoch, war da dieser Unverkennbare Geschmack. Derselbe Geschmack auf der Zunge, den ich als Kind immer hatte, wenn ich von der Bierkrone genascht hatte. Und plötzlich zerriss diese Erinnerungen mir ein kleines bisschen das Herz. „Master, ist alles in Ordnung?“ Ich stellte den Becher ab und nickte, wobei ich versuchte mir verstohlen eine Träne aus dem Augenwinkel zu wischen. „Ich musste nur gerade an meinen Vater denken. In meiner Welt. Als ich jünger war hat er mich Zuhause immer von der Schaumkrone naschen lassen. Meine Mutter war davon nicht wirklich begeistert, aber was sollte sie tun? Kinder sind Kinder. Später durfte ich sogar mit meinen Eltern mit einem kleinen Glas Sekt anstoßen. Sie hatten da extra ein Glas nur für mich. Und zu Neujahr habe ich auch immer von der Bowle bekommen. Aber wieder die kleine Portion. Andere Eltern hätten da wohl einen Wutanflug vom feinsten bekommen, aber vielleicht war es auch gut so, dass meine Eltern das gemacht haben. Ich war nie daran interessiert mich besaufen zu müssen. Ich kannte das Gefühl wie es ist angetrunken zu sein. Noch dazu kann ich mich nur an ein einziges Mal erinnern, dass ich wirklich zu viel getrunken habe. Aber sonst hatte ich immer einen guten Umgang mit Alkohol.“ Ich lächelte und genoss es für diesen Moment in den Erinnerungen meiner Kindheit zu schwelgen. „Es ist wahr, verbietet man einem Kind etwas, so will es das umso mehr. Und wenn es sich dem übermäßigen Genuss im erwachsenen Alter hingibt“, erklärte Rider verstehend und nickte. „Deine Eltern sind wahrlich weise und können stolz darauf sein, dass sie dich als Tochter haben.“ Ich musste wieder mit den Tränen kämpfen, als ich Riders Worte hörte. Ich wusste, dass meine Eltern stolz auf mich waren und immer zu mir hielten. Selbst wenn ich die größte Macke an den Tag legte. „Sie machen sich sicher Sorgen, wenn sie lange nichts mehr von dir hören, oder?“, fragte Waver und ich nickte. „Sicher, meine Mutter ist überfürsorglich, aufgrund ihrer Vergangenheit. Ich bin das Kind von dem alle sagten, dass sie es niemals groß kriegen würde. Und nun sitze ich hier... erwachsen, fähig auf eigenen Beinen stehen zu können. Manchmal kann ich es selbst nicht glauben.“ Ich konnte ihnen nicht in die Augen sehen, denn ich gab mir immer Mühe nach außen hin stark zu wirken, nicht zu weinen. Lancer schien das zu bemerkten und griff nach meiner Hand, drückte sie und hielt sie einfach. So wie schon einmal. „Es ist alles gut, es ist schön in Erinnerungen zu schwelgen, aber ich glaube, dafür ist nicht der richtige Zeitpunkt. Wir haben einen Krieg vor uns und müssen alles geben um zu gewinnen oder einfach zu überleben.“ „Du hast also immer noch vor zu kämpfen und... Servants unter deine Führung zu bringen?“ Ich sah Waver an und nickte, wobei ich erneut zu dem Becher griff. Ich hob ihn an meine Lippen und nahm einen Schluck. „Die ersten zwei... sind schon in Planung oder eher Vorbereitung. Ich muss das einfach tun um sie zu retten. Alle beide.“ Fragend sahen sich Rider und Waver an. Ich überlegte, ob ich es ihnen sagen sollte, oder nicht. „Der Caster eurer Fraktion hat vor unseren Archer auszuschalten und sich dann dessen Master anzuschließen.“ Die Augen der beiden weiteten sich, als Lancer ihnen von Casters Plan erzählte. Scheinbar konnten sie es nicht glauben. Was kein Wunder war, denn ihr Caster war bereit sie zu verraten. „Dieser Krieg, ist schon jetzt alles andere als gewöhnlich“, murmelte Rider und schien sich ebenfalls dessen bewusst zu sein, was für Probleme auf sie zukommen würden. „Du hast also vor Archer zu retten?“ Ich trank einen Schluck von dem Bier im Becher und fragte mich kurz, ob es aus einem Glas besser schmecken würde. Ich nickte allerdings und stellte den Becher wieder ab. „Richtig. Unter allen Umständen.“ „Deswegen weißt du also so viel wie man einen Servant trotz Mangel an Manas an sich binden kann.“ Ich schüttelte den Kopf, als Waver glaubte, eine Erkenntnis erlangt zu haben. Es war nicht dieser Grund, dass ich das alles wusste. „Ich habe sie aus meiner Welt. Die Möglichkeiten. El-Melloi hatte seine Verlobte benutzt, um seinen Lancer eine feste Form zu geben. Sie hat das Mana gestiftet. In einer anderen Zeitlinie hat ein Caster mit einem Rule Breaker einen Servant beschworen und ist damit selbst zu einem Master geworden. Eine andere Zeitlinie, in der es auch diesen Fraktionskrieg gab, wies Möglichkeiten auf, wie man einen Servant für sich gewinnen kann. Er kann auch freiwillig die Seiten wechseln und das Bündnis mit einem Master schließen, ungeachtet der Menge an Servants die er hat. Allerdings ist für diese Variante viel Mana möglich. Deswegen hatte eine Seite seinen Caster gebeten den Servant an sich zu binden. Ich bin mir aber sicher, es gibt viel mehr Möglichkeiten. Ein Servant benötigt Mana um sich zu materialisieren.“ „Es ist gefährlich. Man kann zwar das Mana aus seiner Umgebung beziehen... allerdings ist das nicht gerne gesehen. Und es trifft auch nur auf Servants zu. Caster können das Mana anderer entziehen um sich zu halten. Aber das ist Wahnsinn. Zwar ruht in allen Dingen Mana von kleiner Menge, aber man beraubt diesen Dingen ihrer Lebensgrundlage. Du solltest daher nicht einmal mit diesem Gedanken spielen!“, erklärte Waver und schien sich Sorgen zu machen, dass ich einen Pfad einschlug, den er nicht gut heißen konnte. „Keine Sorge. Ich habe genug Mana. Und jeden Tag wird es ein bisschen mehr. Ich bin also nicht auf das Mana anderer Dinge angewiesen. Außerdem weiß ich nicht, inwieweit meine Existenz hier denen eines Servants gleicht. Ich habe im Gegensatz zu Ruler kein Noble Phantasm, aber wenn es nach Cassandra geht, kann ich dank meiner Beschwörung durch den heiligen Gral, einen Servant mit meinen eigenen Händen töten. Das ist etwas, dass ein Master nicht kann.“ „Aber du bist ein Master!“, setzte Waver ein und erhob sich entsetzt von seinem Platz. Rider hingegen lugte über seinen Becher und bedachte mich mit einem ruhigen prüfenden Blick. „Es ist damit unmöglich, dass du einen Servant umbringen kannst!“ Ich lächelte bitter und trank meinen Becher Bier leer. Den nächsten fordernd, schob ich ihn zu Rider, der ihn mir zugleich füllte. „In einer anderen Zeitlinie hielt man es auch unmöglich, dass ein Servant zum Master wird... oder ein Homunculus. In einem Gralskrieg, gibt es nicht viele Regeln. Eine davon besagt, dass alles passieren kann.“ Ich nahm den Becher von Rider wieder ab und setzte erneut einen Zug an. „Master, du solltest nicht zu viel trinken. Wir haben heute noch eine Verabredung“, mahnte mich Lancer und ich murrte. Manchmal konnte er einfach nicht anders als mich zu belehren. Aber ich konnte auch nicht erwarten, dass er von heute auf Morgen komplett mit dem Genörgel aufhörte. Und wenn man es aus einem anderen Blickwinkel betrachtete, hatte er Recht. „Schade, ich wollte euch gestandene Servants unter den Tisch saufen.“ Ich grinste Lancer an, dessen Brustkorb sich sehr deutlich hob und senkte, als er leise seufzte. Rider hingegen brach in lauten Gelächter aus und klopfte mit der Faust auf den Tisch, so als hätte er einen wirklich, wirklich guten Witz gehört. Vielleicht traute der Große mir nicht zu, dass ich es schaffen würde. Gut, diese war vielleicht auch nicht der richtige Moment. Doch irgendwann, während des Krieges, würde ich einen Master und seinen Servant unter den Tisch saufen. Geistig setzte ich diesen Wunsch auf meine Prioritäten-Liste.   Ich hatte nach dem zweiten Becher nur noch einen halben mit Bier getrunken und da Lancer und ich noch ein paar der Möbel an ihren rechten Platz gerückt hatten, war ich recht schnell wieder ausgenüchtert. Am Hafen standen wir vor der Lagerhalle, die uns Assassins Master genannt hatte. Ein Blick zu meinem Lancer zeigte mir, dass auch er angespannt war. Wir beide wussten nicht, was uns hinter diesen Toren mit der eingefassten Tür, erwarten würde. „Wir sollten unserem Verbündeten mehr vertrauen, meinst du nicht, Master?“ Seine Bemerkung hatte etwas ironisches. Vor allem weil er damit klar machte, dass er selbst unsicher war, ob es so gut war hier zu sein. „Sollten wir wohl. Allerdings traue ich niemanden weiter, als ich ihn werfen kann.“ Ich grinste, denn Lancer sah mich an und musterte mich ausgiebig. „Dann führst du ein sehr trauriges Leben.“ Böse sein konnte ich ihm für diese Bemerkung nicht. Anhand der Tatsache, wie viel ich beim Möbel schleppen gejammert und gemeckert hatte, war klar, dass er so eine Meinung hatte. Dennoch, knuffte ich ihm in die Seite. „Gehen wir. Vielleicht springt etwas für uns beide dabei raus.“ „Was sollte für mich raus springen, Master? Das war wirklich eine gute Frage. Auf die ich leider keine Antwort, oder einen witzigen Spruch auf den Lippen hatte. „Gehen wir einfach.“ Ich griff nach der Türklinke, drückte sie nach unten und öffnete die Tür langsam. Ich wollte sicher gehen, dass uns nichts erwartete. „Ihr müsst euch nicht fürchten, Master von Lancer.“ Eine weibliche Stimme hallte durch den Raum und wie von selbst entriss es mir die Tür, die aufschwang und das Innere preis gab. Ich konnte so die Frau sehen, die inmitten der leeren Lagerhalle stand. Angeleuchtet von dem Licht, welches durch die Fenster schien. „Ich kann verstehen, dass Ihr vorsichtig seid, aber als Caster eurer Fraktion, müsst ihr das nicht. Weder mein Master noch ich, werden euch heute an diesem Abend etwas tun.“ „Nur an diesem Abend nicht?“, fragte ich misstrauisch und trat in die Halle ein. Ich konnte spüren, wie Lancer sich umsah, als er mir folgte. Er war genauso angespannt wie ich. „Ich habe mich falsch ausgedrückt. Solange beide Fraktionen stehen und Ihr der Master unseres schwarzen Lancers seid, habt ihr nichts zu fürchten. Ebenso wenig, wenn ihr eure Befehlszauber oder euren Servant verlieren solltet.“ Ich spürte, dass Lancer sich entspannte. Ein gutes Zeichen, dass mir verriet, dass wir wohl wirklich nichts zu verlieren hatten. „Der Master von Assassin ist mit meinem Master dasselbe Bündnis eingegangen, wie mit euch. Er hat uns auch berichtet, als wir in Kontakt mit ihm traten.“ „Warum habt ihr ausgerechnet Assassins Master kontaktiert?“, fragte ich, denn es gab ein paar Dinge, die mir noch unklar waren. Warum hatten sie ausgerechnet Assassins Master kontaktiert? „Weil Assassin wusste, dass wir in Kontakt mit dem roten Caster kamen. Sie hatte uns aufgesucht und gebeten uns gegen Archer zu verbünden. Ihr scheint wichtig zu sein, ihn aus dem Weg zu räumen. Um herauszufinden, was diese Frau plant, hat mein Master dem Bündnis zugestimmt. Allerdings mahnte er auch zur Vorsicht, denn ihre Fähigkeiten Dinge sehen zu können, sind sowohl gefährlich für ihre, als auch für unsere Fraktion. Damit wir besser operieren können, agieren wir getrennt, weswegen ich Assassins Master kontaktierte. Und sein Master erzählte uns von euch.“ Ich verschränkte die Arme, abwartend, was Caster noch zu erzählen hatte. Allerdings war es vollkommen logisch, dass ich als Verbündete von Assassins Master auch die restlichen Bündnispartner treffen sollte. „Wir wollen euch auch um Hilfe bitten, da ihr näher an den roten Caster heran zu kommen scheint. Als Teil unseres Bündnisses, werde ich für die Zeit, in der der rote Caster lebt, euer Servant sein. Neben eurem Lancer. Allerdings nur, wenn es zur Priorität wird, den roten Caster auszuschalten.“ Ich konnte spüren, dass Lancer mich ansah. Abwartend, was ich zu diesem Angebot sagen würde. Eines stand fest, unsere ganze Situation wurde immer verworener. Es wirkte wie eine Domino-Kette, die sich langsam aufstellte und nur darauf wartete zu fallen. Meine Verbindung zu Archer, die Tatsache, dass Assassin mich wegen dem roten Caster zu einem Bündnis überredet hatte... der rote Caster, der mich nur wenige Zeit später aufgesucht hatte, um ein Bündnis zu schließen, dass nur dazu diente Archer zu töten und nun Caster, der ein Bündnis wollte um den roten Caster zu ermorden. Ränkespiele... und ich wusste, dass ich keine Kontrolle über all das haben würde, wenn ich mir zu viel aufbürdete. Doch gleichzeitig gab es mir so viele Gelegenheiten meine Pläne zu verwirklichen. Ich sah Caster an. Sah in ihre lilafarbenen Augen, die dunkler wirkten als die lilafarbenen Haare. Ihre Kleidung, ein einfaches Kleid in fliederfarbenen Tönen, mit modernen Schnitt, sagte mir nichts über ihre historische Geschichte. Scheinbar hatte sie es extra gewählt um zu verbergen, wer sie mal gewesen war. Einzig ihre helle Haut gab mir Preis, dass es sich bei ihr schon einmal um keine ägyptische oder afrikanische Heldenfigur handelte... wobei auch die Servants einen gewissen Einfluss auf ihr äußeres hatten. So wie Cheiron es getan hatte, in Fate/Apocrypha. Und doch wusste ich, dass diese Frau etwas in ihrem Leben bewirkt und getan hatte, dass ihr die Klasse eines Casters verschafft hatte. „Was haltet ihr von meinem Vorschlag? Ihr könntet auf diese Art und Weise Archer retten. Ich helfe auch mit Freuden dabei, Ihn an euch zu binden.“ Sie wusste es also. Sie kannte meine Pläne, dass ich Uehara ihren Servant entreißen wollte. Seltsam war nur, dass sie mir helfen wollte. Selbst wenn es darum gehen sollte, den roten Caster auszuschalten. „Ihr würdet wirklich helfen einen anderen Master seiner Rolle zu beklauen, nur um den roten Caster auszuschalten?“ Ich war misstrauisch und sah zu Lancer. Ihm selbst schien das ganze suspekt. „Unsere Fraktion hätte damit keinen Verlust. Wir würden unseren Archer nicht verlieren. Außerdem glauben wir, dass ihr Archer effektiver einsetzen könnt. Er mag zwar Paris von Troja, mit einem schlechten Ruf sein, aber es scheint... dass sein Noble Phantasm nützlich sein kann. Ein Pfeil der genau das trifft, was Archer will. Uehara mag sich nicht bewusst sein, wie mächtig diese Technik ist. Und sie wird sie auch nicht richtig einsetzen können, wenn sie es sich mit ihrem Servant verscherzt.“ Ich konnte spüren, was Caster meinte. Archer vertraute mir, im Gegensatz zu seinem derzeitigen Master. Und ich vertraute Archer. Das alleine war wohl genug Ansporn für den Prinzen aus Troja, um sein Bestes geben zu wollen. Ich fragte mich, wer hier die Waffe sein sollte, Archer oder Ich. „Im Klartext, ihr wollt mich ebenfalls nur benutzen. Was wenn ich ablehne? Schafft ihr mich dann aus dem Weg?“ „Nein. Als Bündnispartner von Assassins Master, wollen wir dann dennoch einen Pakt mit euch eingehen, der besagt, dass wir einander nicht angreifen. Ich und mein Master euch nicht, ihr und Lancer uns nicht.“ „Ihr wollt meinen Master also in eine Zwickmühle zwingen. Sie dazu zwingen, nicht eingreifen zu können, wenn ihr den roten Caster angreift.“ Caster lächelte. Lancer hatte sie durchschaut und das in jeglicher Hinsicht. Das hier war eine ungünstige Lage... Selbst wenn jede Variante ihre Für und Wider hatte. Ein Nicht-Angriffspakt hatte den Vorteil, dass ich auf kurze Zeit vor einem anderen Master sicher war. Allerdings würde mein Bündnis mit dem roten Caster das ebenfalls garantieren, natürlich nur wenn es so lief, wie ich es mir vorstellte. Theorie und Praxis waren aber selten gute miteinander befreundet. Dieses Angebot warf meine ganzen Pläne ein Stück weit durcheinander. Ich spürte, dass ich die Kontrolle verlor. Doch Archers Rettung war viel zu wichtig, ebenso die, des roten Casters. „Mein Master wird sich euer Angebot überlegen.“ Ich sah auf zu Lancer, der auf einmal die Entscheidung zu fällen schien. Für mich. Was sollte das? Fiel er wieder in alte Muster zurück? Und doch war es wohl die beste Entscheidung vorerst. Ich musste Lancer wohl danken, dass er mir die Entscheidung abgenommen hatte. „Lancer hat Recht. Wir überlegen es uns.“ „Lasst euch nicht zu viel Zeit. Wir sind es nicht, die gerade alle Stricke in der Hand halten.“ Ich fragte mich, was sie mir damit sagen wollte. Gab es jemanden, der gerade alles dirigierte? Der rote Caster vielleicht? Ich schüttelte den Kopf und wandte mich ab. Jetzt darüber nach zu denken, würde mich zu einer unschönen Entscheidung zwingen.   In der Nacht endlich in unseren eigenen vier Wänden zu sein, hatte was beruhigendes. Doch die Worte von Caster gingen mir einfach nicht aus dem Kopf. Die Lage spitzte sich zu. Viel zu schnell. Unkontrollierbar. Ich fürchte, dass ich die Kontrolle verlieren würde, wenn ich nun die falsche Entscheidung traf. „Master? Ist alles in Ordnung?“ Ich schüttelte den Kopf, als ich Lancers Frage hörte. Ich fühlte mich so dumm, dass ich geglaubt hatte, klar zu kommen. Einigermaßen clever zu sein. Doch gerade fühlte ich mich schwach und dumm. Zweifel keimten auf. Zweifel, ob ich Archer wirklich retten konnte, oder ob das nicht nur ein naiver Wunsch von mir war. Ob ich Archers Vertrauen nicht betrog. Ich spürte, wie Lancers Hand nach meiner suchte und sie ergriff. Er drückte sie fest, so wie er es tat, wenn ich weinte. „Master, du bist nicht allein. Und du musst das nicht alleine tun. Ich bin dein Servant, also benutz mich auch und glaub nicht, dass du diesen Kampf alleine führen musst. Außerdem, hast du noch einen Joker in deinem Deck.“ Ich sah auf. Was wollte Lancer mir sagen? Was? „Archer... Ich mag den Typen nicht. Aber selbst wenn du einen Nicht-Angriffspakt mit Caster eingehst, kannst du den roten Caster retten. Denn Archer wird nicht an diesem Pakt gebunden sein. Und du musst auch nicht Archers Master sein, damit auf dich hört. Er vertraut dir und er wird dir helfen, komme was wolle.“ Ich schluckte schwer, als Lancer mir das so deutlich sagte. Er schien schon jetzt weiter zu denken wie ich. Und gleichzeitig gab er mir eine Gewissheit, die ich beinahe vergessen hatte. Ich war nicht allein. Ich hatte Mittel und Wege, die vielleicht nicht einmal unsere Gegner und Verbündeten kannten. „Meinst du... wir haben eine Chance?“ „Vielleicht nicht gerade die Größte. Wir sind aktuell der Spielball. Eine ungünstige Position, wenn ich ehrlich bin. Aber, du bist der Spielball, Master. Das ist der Grund, warum wir auf irgendeine Art und Weise ihre Pläne gegen sie verwenden werden.“ Die Angst hatte mich immer noch im Griff. Doch sie schwand in kleinen Teilen. Ich war nicht alleine. Lancer war bei mir. Archer irgendwie auch. Ich war nicht... alleine.   Lancer hatte sich schlafen gelegt, doch ich konnte einfach kein Auge zu machen. Ich saß im Wohnzimmer am Tisch und sah auf ein Blatt Papier, welches leer vor mir ruhte. Genauso fühlte ich mich. Ich hatte geplant hier meine Pläne nieder zu schreiben, doch es kam keine Ordnung in meinen Kopf rein. „Ihr seid wirklich spät noch wach, Master des schwarzen Lancer.“ Ich musste nicht aufsehen, um zu wissen, dass mir gegenüber eine Projektion des roten Caster erschienen war. Sie hatten alle scheinbar keinen Sinn für gutes Timing. „Ist der schwarze Rider erschienen, oder warum bist du hier?“ „Ich mache mir Sorgen. Ihr hattet ein Treffen mit eurem Caster. Ihr solltet der Frau nicht trauen. Sie und ihr Master versuchen mich zu beseitigen und haben sich wie das trojanische Pferd in meine Reihen geschlichen. Sie glauben ich weiß es nicht, aber ich habe den Verrat bereits gesehen.“ Ich lächelte bitter. Natürlich hatte sie das. Der rote Caster war einfach nur unglaublich mächtig mit seiner Fähigkeit. Die Frage war, wie viel wusste sie von meinen Plänen? „Wenn du das weißt... warum bist du dann hier?“ „Um mir eine nützliche Verbündete zu wahren. Lasst euch nicht auf euren Caster ein. So verlockend das Angebot auch ist. Es wird euch nichts gutes bringen.“ Ich sah auf und war verwundert. Hörte ich da aufrichtige Sorge in den Worten des roten Casters? Was für ein Spiel wurde hier gespielt? „Ich könnte dich auch verraten, wenn ich das Bündnis mit dir eingehe.“ Sie lächelte und nickte. Das war fast schon gruselig, zu wissen, dass mein Gegenüber, genauso wie ich, versuchte alles zu planen. „Euer Verrat, würde mich nicht den Kopf kosten. Außerdem...“ Sie stoppte in ihren Worten und lächelte weiterhin. Was wusste sie? Was hatte sie gesehen? „Was ist dein Wunsch, Cassandra von Troja?“ „Ich will dieses Mal Taten sprechen lassen, wenn man meinen Worten keinen Glauben schenkt. Deswegen darf ich nicht die Kontrolle verlieren. Und was ist mit euch, hat sich euer Wunsch schon kristallisiert?“ Ich hob eine Augenbraue und sah sie fragend an. „In einer meiner Visionen, haben wir miteinander gesprochen. Und ihr hattet einen Wunsch, von dem ich nicht weiß, ob andere Master dazu in der Lage sind." „Was für einen Wunsch?“ „Du wirst ihn spüren, wenn es soweit ist.“ So plötzlich wie sie gekommen war, verschwand sie wieder und ließ mich mit mehr Fragen zurück als ich brauchte. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)