Fate/Defragment von Erenya ================================================================================ Kapitel 11: Roter Caster ------------------------ Lancer und ich wischten gemeinsam nach Feierabend die letzten Tische ab. Nach der Pause war ein zweiter Ansturm gekommen, so dass ich gar nicht die Zeit gefunden hatte, Waver und Rider zu antworten. Gleichzeitig war ich froh darüber, denn es gab mir die Chance, darüber nachzudenken, ob ich jemanden treffen wollte. „Waver und Rider warten sicher draußen. Was meinst du, Lancer. Sollten wir die Person treffen oder nicht?“, fragte ich Lancer schließlich, als er in meiner unmittelbaren Nähe stand und die Kissen für die Sitze aufschüttelte. „Wir haben ein Bündnis mit Assassins Master und ich vermute, sie wollen uns den roten Caster vorstellen.“ Ich nickte, denn das war ein Gedanke, der mir auch gekommen war. Schließlich hatte Caster uns beobachtet, laut Assassin. Und nun wollten Waver und Rider, dass ich jemanden kennenlernte, kurz nachdem sie diese Frau kennengelernt hatte. „Ich bin der Meinung wir sollten sie nicht treffen. Assassins Master könnte sonst unsere Loyalität anzweifeln. Und genauso kann es sein, dass sie von dem Bündnis weiß und uns ausschalten will.“ Erneut waren seine Worte wahr. Wir konnten keine dieser Möglichkeiten außer Acht lassen. Und doch, Lancer hielt in seiner Tätigkeit inne und sah mich an. „Wenn du sie aber treffen willst, Master, werde ich bereit sein, dich gegen sie zu verteidigen, sollte sie etwas hinterhältiges planen.“ Im Gegensatz zu den Tagen zuvor, klang das doch schon anders. Lancer, wie er jetzt mit mir sprach, war fast schon eine andere Person. Ein angenehmer Sinneswandel, von dem ich hoffte, dass er lange anhielt. „Mir ist nicht wohl dabei. Wir sollten es daher nicht einmal in Betracht ziehen. Auch wenn ich immer noch vermute, dass es sich bei Caster um Cassandra handelt und sie sicher keine schlechte Person ist, will ich das Risiko nicht eingehen. Ihr Master könnte ein Mistkerl sein.“ „Sprichst du da aus Erfahrung, oder weißt du das aus einer alternativen Zeitlinie?“ Lancer grinste verschmitzt und ich wusste, dass er gerade versuchte mich etwas zu necken. „Nein, ich hab da nur einen Servant, der mir immer nachsagt ich sei zu unvorsichtig. Und ausnahmsweise will ich ihm zeigen, dass ich Verantwortungsbewusst sein kann.“ Ein leises Lachen kam von Lancer und es erstaunte mich. Gleichzeitig fragte ich mich, ob ich das nicht schon vorzeitig hätte haben können, wenn ich nur ehrlich zu ihm gewesen wäre. Keine Ahnung und ich würde es wohl nie erfahren, denn in dieser Timeline hatte ich diese Entscheidung getroffen. „Dann besteht ja immer noch Hoffnung für dich, Master.“ „Du musst gerade reden, Lancer.“ Wie sahen einander grinsend an und irgendwie tat es gut, dass wir uns einmal wenigstens einig war. Es würde vielleicht nicht immer so sein, aber die Erleichterung, dass er mit meiner Entscheidung leben würde, nahm mir in gewisser Weise eine Last vom Rücken.   Wir beeilten uns und waren schnell fertig damit den Laden für den nächsten Tag bereit zu machen. Der Ladenbesitzer hatte uns noch die Bezahlung gegeben, die wir für den Tag erhalten hatten und ich war froh, dass ich und Lancer zurück ins Hotel gehen würden um dort zu entspannen. Ich freute mich ehrlich auf eine heiße Dusche und eine große Portion Schlaf. Wie wir es uns gedacht hatten, standen Waver und Rider vor dem Café. Sie hatten wirklich gewartet. „Gute Arbeit“, lobte mich Waver und ich nickte zum Dank für seine Worte. „Dürfen wir euch ein Stück weit begleiten?“, fragte Rider schließlich, was mir nur zu deutlich klar machte, dass unser Gespräch von zuvor eigentlich noch nicht abgeschlossen war. Ich sah zu Lancer, der nickte und mir damit klar machte, dass es für ihn in Ordnung sei. „Hier in der Nähe ist ein Park. Wir können dort noch etwas mit einander reden.“ Rider verschränkte die Arme und dachte kurz nach, nickte aber schließlich. Er schien zu verstehen warum ich den Park bevorzugte, statt mit ihnen ein Stück weit zu gehen. „Wie habt ihr euch entschieden? Wollte ihr sie kennenlernen?“ Riders Worte machten deutlich, dass weder Lancer noch ich uns getäuscht hatten. Sie wollten unsere Antwort und es war nur fair sie ihnen zu geben. „Wir haben uns dagegen entschieden. Aktuell müssen wir fürchten, dass die rote Fraktion versucht die schwarze so schnell wie möglich auszulöschen, noch bevor der schwarze Rider beschworen wurde. Es würde ihnen einen Vorteil verschaffen. Noch dazu hält mich augenscheinlich jeder für das schwächste Glied. Ein gewisser Harway Bursche wollte mich zu einem Duell um die Befehlszauber verführen.“ „Verübeln kannst du es ihnen nicht, nachdem du die letzten zwei Tage Lancers Aura so offen erstrahlen lassen hast... und nachdem du dein Mana in der ganzen Stadt verteilst. Es wird sich rumsprechen, dass du ein Magier der ersten Generation bist und das werden die meisten für sich nutzen wollen. Aber-“ „Aber Caster hat nicht den Eindruck gemacht, als wollte sie dir ein leid antun. Das haben der Bursch und ich sicher gestellt. Sie meinte, sie habe ein Angebot für dich und Lancer.“ Mein Blick wandte sich zu Lancer. Ehrlich, ich war neugierig zu hören, was dieses Angebot war. Doch Lancer schüttelte den Kopf. „Sie sagte, wenn ihr ihr nicht vertraut, können wir mitkommen und uns das Angebot anhören“, ergänzte Waver und schien selbst zu versuchen uns zu überzeugen. Doch Lancer und ich hatten gemeinsam eine Entscheidung getroffen. Egal was das für ein Angebot war, egal wer bei uns war, ich hatte das Gefühl, als könnte Casters Angebot uns das Genick brechen. „Ich bin dagegen Caster zu treffen. Erenya ist zu involviert mit Archer und dass könnte Caster ihr übel nehmen, oder als Chance sehen, seinen Master zu erpressen. Es ist nicht so, dass ich euch nicht vertraue... aber das hier ist immer noch ein Krieg und manchmal sind Freund und Feind nur schwer voneinander zu trennen.“ Ich erinnerte mich dunkel daran, dass Harada schon einmal an der Seite eines Feindes gekämpft hatte, weil sie einen gemeinsamen Gegner hatten. Letzten Endes waren Satsuma aber doch übergelaufen und hatten selbst gegen den Shogun rebelliert. „Ich stimme Lancer zu. Wir sollten auf dieses Treffen verzichten. Noch dazu wollen Lancer und ich uns darauf konzentrieren die anderen Master aus unserer Fraktion zu finden.“ „Dann solltet ihr euch vielleicht den zukünftigen Master vom schwarzen Rider als Ziel nehmen. Er könnte Hilfe brauchen. Nicht nur bei der Beschwörung seines Servants, sondern auch zum eigenen Schutz. Es gibt zwei mögliche Ziele, die einige Mitglieder der roten Fraktion haben könnten. Den schwächsten Master und Servant und den Master ohne Servant.“ „Rider, was sagst du da? Erenya ist nicht in der Lage einen Kampf zu führen. Sie-“ Waver unterbrach, als Lancer seinen Speer erschienen ließ und mit diesem fast schon bedrohlich auf Waver zeigte. „Was auch kommt, ich werde meinem Master beschützen. Vor alles und jedem. Es wird also niemand so einfach haben, sie zu besiegen. Und ich bin mir sicher, Master weiß auch den ein oder anderen Trick um sich zu verteidigen.“ Überrascht sah ich zu Lancer und fragte mich, ob das ein Anzeichen unseres neuen Bündnisses war. Es machte mich froh, diese Worte zu hören und gleichzeitig fragte ich mich, ob ich seine Erwartungen erfüllen konnte. „Hey, Lancer, vielleicht sollten wir Riders Vorschlag folgen. Sanada kann warten. Aber unser Master vom schwarzen Rider hat eventuell wirklich keine Zeit. Noch dazu, wenn wir ihm helfen, könnten wir ihn als Verbündeten gewinnen.“ Lancer ließ seinen Speer sinken und mir wurde erst jetzt richtig bewusst, dass Rider nicht eingegriffen hatte. Scheinbar hatte er genug Vertrauen in meinen Servant, dass dieser seinem Master kein Haar krümmte. „Erenya, was ist dein Plan? Was hast du genau vor?“ Wavers Blick war ernst, als er sich auf die Bank setzte und auf seine Befehlszauber sah. Irgendwie konnte ich mir denken, dass er für sich selbst keine Antwort gefunden hatte und ich selbst war nun nicht gerade bekannt dafür gut durchdachte Pläne zu schmieden. „Ich weiß es nicht. Aber... ich weiß, dass ich von niemanden dauerhaft abhängig sein will. Im Gegenteil, wenn der heilige Gral mich beschworen hat dann...“ Ich stockte und sah zu Lancer. Was würde er wohl zu meinen Gedanken sagen? Immerhin hatte ich keinen Wunsch und doch war da dieser Gedanke, der sich Tag für Tag mehr erhob. Lancer nickte und signalisierte mir damit, dass es vollkommen in Ordnung war diese Gedanken zu äußern. Vielleicht, weil er sie selbst wissen wollte. „Wenn der heilige Gral mich beschworen hatte, dann werde ich alles geben, um nicht in irgendeine Rolle gedrängt zu werden. Kein Gral, kein Krieg, keine Regel der Welt wird mich dazu bringen, meine Prinzipien zu brechen. Und wenn ich auch nur irgendeine Möglichkeit finde, dann werde ich alle Servants, die einen respektlosen Master haben, unter meiner Führung sammeln und...“ Ich stockte und sah Waver fest entschlossen an. Ich hatte keinen Wunsch, keinen den der Gral mir erfüllen konnte, keinen dem ich ihn nennen wollte. „... diesem Krieg ein Ende bereiten.“ Wavers Augen weiteten sich. Mir war klar wie unmöglich mein Plan klang. Vielleicht war es aussichtslos, so ein Ziel zu haben, doch ich gab mich nie mit kleinen Zielen oder kleinen Schritten zufrieden. Ich wollte immer gleich die großen Dinge erreichen. Beim Klavier lernen, beim Geschichten schreiben und nun in diesem Krieg. „Lancer! Du solltest ihr sagen, dass das unmöglich ist. Wie will sie mehr als einen Servant mit ihrem Mana versorgen?“ Lancer zuckte mit den Schultern. Er kannte die Antwort nicht, aber er würde auch nicht versuchen mir meinen Plan auszureden. „Erenya, weißt du wie viel Mana es verbraucht einen einzelnen Servant hier zu materialisieren? Einen weiteren wirst du nicht schaffen. Selbst wenn du ausgeprägtere magische Kreisläufe als andere Magier der ersten Generation hast... du wirst diesen Sprung nicht wagen.“ Was Waver mir sagte, war mir bekannt. Ich wusste, dass ich keine zwei Servants für mich verpflichten konnte. Nicht mit meinem Mana. Nicht so. Aber ich hatte Zeitlinien gesehen, in denen es möglich gewesen war. „Vielleicht... aber... ich brauche nur die Befehlszauber. Mehr nicht. Würde ein anderer Master mir seine geben, wäre der Servant Manatechnisch an seinen alten Master gebunden. Ich hätte aber die Kontrolle, so gesehen.“ „Das wird kein Master machen!“, konterte Waver sofort und ich nickte. Er hatte Recht, kein Master war so dumm und würde seinen Servant freiwillig auf diese Art und Weise hergeben. „Es gibt aber noch eine andere Weise. Indem zum Beispiel ein Caster einen Servant an sich bindet. Caster verfügen über eigene Manaressourcen, die meist aus ihrem Noble Phantasm kommen. Daher haben sie es leicht ein Bündnis mit anderen Servants einzugehen. Oder aber man bestimmt einen Demi-Master, jemand der das Mana liefert.“ „Du... woher weißt du das alles, wenn es keine Magie in deiner Welt gibt?“ Ich lächelte Waver an und sah gen Himmel. Wenn anderer Magier das nicht wussten, was ich wussten... von Techniken wussten, die ich kannte... ja, vielleicht hatte ich dann eine Chance, auch als Magier der ersten Generation. „Wir gehen dann mal, Waver. Es war schön euch wieder zusehen. Stellt keinen Unsinn an, ja?“ Ich lächelte und wandte mich von den beiden ab, wobei Lancer es mir gleich tat. „Warte, Erenya!“, hörte ich Rider auffordernd brummen. Ich sah über meine Schulter zu ihm hinweg und war verwundert, denn aus meiner Sicht, hatten wir alles gesagt, was nötig war. „Bist du wirklich noch dasselbe Mädchen, dass der Bursche und ich kennengelernt haben?“ Ich war überrascht diese Frage von Rider zu hören. Denn sie machte mir eines klar. Er schien mich auf einmal mit anderen Augen zu sehen. „In dieser Brust schlägt immer noch das Herz der Person die ihr getroffen habt.“   Das Wasser im Bad, welches gerade auf Lancers Körper prasselte, hatte einen beruhigenden Klang. Nach dem Essen war ich darunter geschlüpft, vor ihm und hatte mich danach in den flauschigen Bademantel gehüllt, den sie hier im Lovehotel ausgelegt hatten. Ich saß gerade auf dem Bett und sah in den traurig drein blickenden Briefumschlag, der mir verkündete, dass wir nur noch 6.200 Yen zur Verfügung hatten. 5.000 dafür würden am nächsten Tag für den sechsten Tag Miete drauf gehen. Lange würden wir nicht durchhalten. Leider. Ich seufzte und fragte mich, ob es so gut war ein Zimmer, welches man kaum besuchte auch tagsüber zu sparen. Doch wir waren ja auch nicht den ganzen Tag unterwegs. Der Cafébesitzer hatte ja bereits angekündigt, dass er uns nicht jeden Tag brauchen würde. Und zum sparen für Lancers Klamotten kamen wir auf diese Weise auch nicht. Ich musste gestehen, dass ich echt nicht weiter wusste. Ich starrte auf ein Stück Papier und legte meinen Finger darauf. Eine kleine Menge meines Manas umhüllte es und in meinem Geist kam das Bild einer Yennote auf, die ich unbedingt gebraucht hätte. Ein Befehl formte sich dazu in meinen Gedanken und langsam aber sicher, erschien auf dem Papier die Yennote. Es wäre so einfach gewesen. So unglaublich einfach dank einem Projezionszaubers, den ich gelernt hatte, dank der Tatsache, dass ich vor Frau McKenzie meine Befehlszauber verstecken wollte. Und doch, dass Papier wurde wieder weiß, als ich mein Mana zurückholte und so die Projektion aufhob. Auf diese Weise wollte ich nicht leben, selbst wenn ich die Möglichkeiten hatte. Ich hätte mir nicht mehr ins Gesicht sehen können. „Ist es nicht schlimm, dass Prinzipien einen so wankelmütig machen können?“ Ich zuckte zusammen und sah auf. Dort stand eine Frau, mit langem Haar. Ihre Farbe konnte ich nicht ausmachen, nur dass sie dunkel waren, denn die Frau selbst schien eine magische Projektion zu sein. Was ich aber deutlich erkennen konnte, war eine Halskette, die eng um ihren Hals lag. „In meiner Heimat sagt man „Hallo“, wenn man in die vier Wände einer Person eindringt“, erklärte ich und versuchte ruhig zu bleiben, wobei ich mich auf alles gefasst machte. „Verzeiht, Master des schwarzen Lancer. Ich habe euch nun so lange beobachtet, dass ich das Gefühl hatte, wir würden uns ewig kennen.“ Ich murrte innerlich, während die Frau mir gegenüber mich sanft anlächelte. Rote Fraktion. Die Frage war nur, ob sie ein Master oder ein Servant war. Allerdings erkannte ich auf ihren Händen keine Befehlszauber. Und diese schien sie bewusst so zu halten, dass ich sie sehen konnte. Ein Trick vielleicht? Wenn ich meine Befehlszauber verbergen konnte, würde sie dazu sicher auch in der Lage sein. „Dann tut es mir leid, aber ich habe dieses Gefühl nicht. Ich weiß nicht einmal wer ihr seid.“ Sie lächelte weiter, obwohl meine Worte alles andere als freundlich waren. Eher schneidend. Ich wollte besser gleich klar stellen, dass ich misstrauisch war, bevor sie wirklich noch dachte ich vertraute ihr. „Ich bin Cassandra. Ich gehe davon aus, dass ich euch nicht mehr von mir erzählen muss. In diesem Krieg wurde ich als roter Caster beschworen.“ Mein Misstrauen wuchs und ich sah Caster erwartungsvoll an. Irgendwie hatte ich mir ja schon gedacht, dass sie es war, denn von der schwarzen Fraktion schien keiner es für nötig gehalten zu haben, mich aufzusuchen. „Ich habe dein Schicksal gesehen. Es ist traurig. Geholt aus einer anderen Welt um in diesem Krieg zu sterben“, erklärte Cassandra und ich fragte mich, ob sie die Wahrheit sagte. In ihrer Geschichte war sie als Seherin bekannt, doch wegen eines Fluches hatte niemand ihr geglaubt. War es ihr Fluch, dass ich ihr nicht glaubte oder einfach Misstrauen? „Du bist uns Servants ähnlicher als die anderen Master. Ich habe es gesehen, du kannst Dinge vollbringen, die ein anderer Master nicht zu tun vermag. Und doch werden es diese Dinge sein, die deinen Untergang unterschreiben.“ Sie wusste es also. Sie wusste, dass ich nicht wie die anderen Master war. Und daraus machte sie kein Geheimnis, dass sie es wusste. „Warum bist du hier?“, fragte ich und reagierte nicht auf das was sie von mir zu wissen glaubte. Vision hin oder her. „Mein Master und ich haben ein Angebot für dich. Wir bieten dir Geld und eine Unterkunft für die Zeit des Krieges.“ Ich hob eine Augenbraue und sah sie an. Wirklich? Ein Master der roten Fraktion bot mir so etwas an? Wofür? Mit der Unterkunft hätte ich mich angreifbarer gemacht. Vor allem dann wenn der Master die Unterkunft gut genug kannte. „Aha. Aber das bietet ihr mir nicht umsonst an, oder? Ihr wollte etwas dafür.“ Cassandra nickte lächelnd und hob ihre Hand, wobei sie in dieser ein Bild erzeugte, dass eindeutig das Profil von Archer zeigte. „Wir wollen nur, dass du Paris von Troja tötest. Ich glaube sogar, du bist ein Master der es ohne Servant schaffen kann. In der Regel kann ein gewöhnlicher Master das nicht. Aber du bist wie wir Servants. Du wurdest vom heiligen Gral beschworen. Daher gehe ich davon aus, dass du so etwas schaffen kannst.“ Paris... Archer. Sie wollte, dass ich ihn auslöschte. Eine bitte die eigentlich vollkommen indiskutabel war. „Und dann? Wenn Archer ausgelöscht wurde? Wer ist dann der nächste? Ich? Glaubt ihr wirklich, dass ich diesen Deal eingehe?“ „Mich und meinen Master müsst ihr nicht fürchten. Wenn Paris von Troja besiegt wurde, nehme ich seinen Platz als Servant bei Uehara-san ein. Wir würden dann auf derselben Seite kämpfen. Und mein Master würde nicht in der Lage sein euch ein Haar zu krümmen.“ Es war nicht so, dass ich ihren Worten oder Visionen nicht glaubte. Es war Misstrauen, das wusste ich nun ganz sicher. Warum sollte Casters Master das mitmachen? Was war der Sinn hinter der Sache? Und wusste Assassins Master davon? „Stell dir vor, wie Lancer dich respektieren würde, wenn du es schaffst mit eigener Hand einen Servant zu besiegen. Alleine, ohne seine Hilfe. Ich habe es gesehen, er respektiert dich. Er achtet dich nicht. Er sieht dich nur als Frau, an die er wegen der Befehlszauber gebunden ist.“ Sie sagte sie wusste vieles. Vielleicht stimmte da auch, doch sie schien nicht zu wissen, wie Lancer und ich nun zueinander standen. War das der Grund warum sie aufgetaucht war, nachdem er nicht in diesem Zimmer war? Ich lauschte. Das Wasser rauschte immer noch. Mann brauchte der Kerl lange um sich zu duschen. „Ich werde darüber nachdenken. Das ist eine Entscheidung die ich zu so später Stunde nicht mehr treffen will.“ Cassandra nickte verständnisvoll und lächelte. Sah sie sich als Siegerin? Wusste sie, dass ich zustimmen würde? Oder wusste sie bereits dass ich ablehnte? Cassandra als Gegner zu haben war nicht ideal. Schon gar nicht, wenn sie die Zukunft sehen konnte. Wie wollte man so jemanden besiegen? Alleine sicher gar nicht. „Wir geben euch Zeit, bis der schwarze Rider erscheint. Als Zeichen, dass wir es ernst meinen, wird mein Master euch eine Kleinigkeit zukommen lassen. Auch wenn ihr vor habt abzulehnen, hoffen wir, dass ihr dieses Geschenk annehmt.“ Es war genauso spontane Worte des Abschieds wie die der Begrüßung. Ein Geschenk... ein Zeichen, dass sie es ernst meinten... Ich wartete einige Zeit lang, bis ich mir sicher war, dass ich nicht von Caster gesehen wurde. Mein Blick glitt zum Handy, welches auf dem Tisch lag. Assassins Master und ich... wir hatten ein Bündnis gegen Caster. Caster die mir eben ein Angebot unterbreitet hatte, wenn ich dafür Paris tötete... Paris... der mehr Freund als Feind für mich war und dem ich so viel schuldete. „Das Ränkespiel hat wohl begonnen...“, wisperte ich leise und fragte mich kurz, ob meine Worte gegenüber Rider und Waver nicht doch zu hoch gegriffen waren. Ich war kein Kiritsugu Emiya, der weit genug planen konnte, um bis zum Schluss zu überleben... Ich war auch kein Shirou Amakusa Tokisaka der genug über diese Kriege wusste um alles in die Wege zu leiten. Oder... Ich stoppte in meinen Gedanken und sah auf. Ich war nicht Kiritsugu oder Shirou... ich war Erenya und wenn ich diesen Krieg wirklich kämpfen würde, dann würde ich das auf eigene Art und Weise tun. „LANCER!“, rief ich und sah wieder zu dem Handy. Wie gut, dass ich mein Mana auch in dieses hatte fließen lassen. Von der Ferne eine SMS zu schreiben und so dafür zu garantieren, dass andere es nicht bemerkten, hatte Stil. Der Film „The Call“ hatte mich dazu inspiriert. Immerhin hatte dort auch ein abgehaktes Händchen einen Anruf durchgeführt. Das Wasser stoppte. Die Bewegungen im Bad wurden hektischer. Ich hörte die schnellen Schritte Lancers und wie ein Pfeil kam er aus dem Bad geschossen. So wie Gott ihn einst geschaffen hatte. Vollkommen nackt... ohne Handtuch und wirklich wirklich wirklich gut gebaut. Seine Haare hingen ihm nass ins Gesicht und einige Strähnen legten sich auf seine breiten Schultern nieder, wodurch Rinnsale von herablaufenden Wasser über seine Brust glitten und in die Konturen seiner definierten Muskeln liefen. Hinab das erste Pack, zum zweiten... zum legendären dritten und schließlich noch tiefer. Meine Blicke hafteten nicht einmal lange auf seiner Narbe, sondern wollten mehr von seinen tieferen Regionen sehen. Ich konnte meine Blicke einfach nicht von ihm abwenden und gleichzeitig spürte ich, wie meine Wangen erröteten. Vor mir stand ein gut bestückter Mann... Ein nackter... gut bestückter Mann... Ein Mann der aussah wie ein Charakter, den ich in einem Spiel verehren gelernt hatte. „Master, ist alles in Ordnung?“ Er stand nackt vor mir... in einem Love Hotel und nannte mich Master. Lancer war wirklich ein grausamer Mann, mir das just in diesem Moment anzutun. Ich schluckte schwer und zwang mich von ihm zu sehen. Doch das Bild hatte sich bereits in meine Erinnerungen gebrannt. Und noch viel mehr... Dieser Anblick hatte Vorstellungen in mir geweckt, die mich selbst nur noch verlegener machten. „Erstmal... zieh dich an... Danach müssen wir reden. Wir hatten Besuch“, nuschelte und bemühte mich dabei ernst zu klingen und nicht erregt. Es war ein peinlicher Moment, den ich eigentlich mit niemanden hatte teilen wollen.   Er gab mir genug Zeit mich zu beruhigen, als er sich anzog. Und genauso schnell, wie er in Sachen mir gegenüber saß, hatte ich ihm von Casters Angebot berichtet. Ein Blick in sein Gesicht verriet mir, dass er nicht erfreut war und dem ganzen misstrauisch gegenüber stand. „So ein Angebot zu machen... um den Master zu wechseln? Das halte ich für seltsam.“ Ich nickte und trank einen Schluck aus der Wasserflasche, die ich aus unserer selbst gefüllten Minibar geholt hatte. „Kann mir nicht vorstellen, dass ihr Master das wirklich will. Also das sie sich Uehara anschließt. Zumal es nichts an Ueharas Fraktion ändern wird. Eher wird Caster dann ein schwarzer Servant.“ „Zwei Caster in einer Fraktion... das könnte zum Nachteil für die rote Fraktion werden.“ Ich nickte und beugte mich etwas weiter vor, wobei ich Lancer etwas von seinen frittierten Hähnchenstücken klaute. „Wobei es auch ein Problem sein kann, seinen Archer zu verlieren...“ Ich dippte mein Stück in die Currysoße und schob mir den Bissen in den Mund, während Lancer die Arme verschränkte und weiter nachdachte. „Was wenn... der rote Master von Caster und Uehara zusammen arbeiten?“ Als hätten Lancers Worte mir die Erinnerung wie man ordentlich schluckte, genommen, blieb mir der Bissen förmlich im Hals stecken. Ich erinnerte mich plötzlich an etwas, dass Archer erwähnt hatte. Ein Gedanke, der mir nicht gekommen war. „Ist alles in Ordnung? Du solltest nicht so schlingen, Master“, mahnte mich Lancer und ich sah ihn böse an. Geschlungen hatte ich sicher nicht und er musste mich nicht bemuttern. „Idiot...“, murmelte ich und klaute erneut ein Stückchen von seinem frittierten Fleisch. Doch dieses Mal, kaum dass ich es in den Dip getunkt hatte, hielt Lancer mich am Handgelenk fest und führte den Bissen zu seinen eigenen Lippen. „A-Archer hat mir... also er hat mir erzählt, dass dein Katalysator für den Partner Ueharas gedacht war. Dieser ist aber gestohlen worden. Es kann gut sein, dass sie den Gurt aufgaben und stattdessen ein anderes Relikt genommen haben. Ich kann mir vorstellen, dass Uehara genug finanzielle Mittel besitzt.“ Vorsichtig leckte Lancer etwas von dem Dip, welcher auf meine Finger getropft war, ab. Irgendwie war er gerade gruselig, so auf Tuchfüllung. Das war ich einfach nicht gewohnt. „Hast du Assassins Master informiert?“ Ich nickte und schluckte schwer. Es dauerte einige Zeit, bis ich verstand, wie locker er meine Hand festhielt, bevor ich sie wegzog. „Ja. Ich habe... einen Plan. Irgendwie. Er wird dir vielleicht nicht gefallen, aber ich werde deine Hilfe brauchen. Wir müssen Archer unter allen Umständen beschützen. Noch dazu, ist dies meine Chance Uehara Archer zu stehlen, so wie ich es versprochen habe.“ „Caster wird das sicher nicht zulassen. Hast du das in deinem Plan bedacht?“ Ich nickte und sah auf meine Hand. Natürlich hatte ich es bedacht. Assassins Master musste nun nur noch mitspielen und ich konnte zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen. „Wir haben Zeit, bis der schwarze Rider auftaucht. Wir sollten diese Zeit also gut nutzen und unsere Vorbereitungen treffen. Und natürlich den Master des schwarzen Riders finden.“ „Meinst du Assassins Master wird uns helfen?“ Ich zuckte mit den Schultern. Wenn ich ehrlich war, wusste ich das nicht, doch was war schon seine Wahl? Wir waren Bündnispartner und hatte vor, Caster aus dem Rennen zu werfen. Warum sollte er also nicht bei unserem Plan helfen?   Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)