Fate/Defragment von Erenya ================================================================================ Kapitel 9: Willkommen Master ---------------------------- Er konnte wirklich lächeln. Lancer konnte wirklich lächeln, wenn er musste und es sah nicht einmal gezwungen aus, obwohl ich wusste, dass er es hasste in einem Butleranzug Mädchen zu bedienen. Nachdem wir die entschieden hatten, wie wir die Master zu uns rufen wollten, waren wir doch noch ins Café gegangen und hatten uns diesen Probetag organisiert. Zumindest Lancer würde genommen werden, denn die Frauen standen auf ihn und vor allem darauf wenn er sie im gebrochenen Englisch „My Mistress“ nannte. Ich hingegen tat mich schwer damit die männlichen Gäste als Master anzusprechen, ohne irgendwelche seltsamen Assoziationen zu haben. Doch die Männer schienen es zu mögen. Anders als Lancer, wollte ich aber nicht mit guten Manieren oder gutem Aussehen punkten, denn letzteres sprach ich mir doch sehr ab. Ich hatte mit Lancer den Plan ausgetüftelt, dass er seine Aura als Servant nicht verbarg und ich den ein oder anderen Zauber präsentieren würde. So als Show. Wir hatten das sogar irgendwie dem Besitzer des Cafés als unsere Spezialität verkauft. Ich servierte gerade einen weiteren Cappuccino mit einem aufgesetzten Lächeln, als ich etwas im Schatten wahrnahm. Eine Silhouette, die scheinbar wollte, dass ich sie bemerkte. Geistesabwesend verzierte ich den Cappuccino am Platz des Kunden und starrte tiefer in die Schatten hinein. Es war Assassin, der mit einem Finger auf die Hüfte wies, dahin, wo die Schürzentasche des Maiddresses war. Die rechte Seite, wo das Handy seines Masters sich befand. Ich nickte leicht, lächelte wieder die Kunden an, die mich verwirrt anblickten und scheinbar doch noch bemerkt hatten, wie abwesend ich gewesen war. „Entschuldigen Sie, Master. Ich bin eine Magierin und manchmal kann ich Dinge sehen. Geister aus der Natur, Geister von verstorbenen. Und hinter ihnen stand gerade eine Frau. Sie sagte 'Mir geht es gut, mach dir keine Sorgen.'“ Ich lächelte den Mann an, der kurz die Augen weitete. Cold Reading nannte man das wohl. Man erklärte eine Triviale Sache, so etwas wie „Ein Mann sagt, machen sie sich keine Sorgen um das Geld“. Der erste Gedanke würde bei einem Verstorbenen sein, der demjenigen nahe Stand. Und mal ehrlich, wir alle hatten doch irgendwo auf unserem Lebensweg einen Verstorbenen. „Sie sehen meine Mutter?“, fragte der Mann etwas ungläubig und ich nickte. Part zwei des Cold Reading... Diese Person warf die Häppchen vor, die du nur verarbeiten musstest, damit sie es schluckten. Eigentlich war Cold Reading weit verbreitet bei sogenannten Medien, doch irgendwie schafften es immer noch Menschen daran zu glauben, dass diese Medien wirklich Tode sahen. Eine Schande. „Ihre Mutter war wirklich eine hübsche Frau und sie war immer stolz auf sie. Das einzige, was sie bereute war...“ ich stoppte kurz und fragte mich wie weit ich gehen sollte. Aber gut, ich hatte angefangen. Unscheinbar und fast schon in einer Geste der Fürsorge, legte ich meine Hand auf die des Mannes. Körperkontakt war im Maidcafé nicht verboten sondern erwünscht, damit die Gäste länger blieben. Ich ließ mein Mana durch seinen Körper fahren und sah kurz zu einem Wasserglas und die Bilder seiner Brieftasche sichtbar zu machen, der er augenscheinlich in seiner Hosentasche trug. Ein altes abgegriffenes Bild von einem Mädchen und ihm. Vermutlich in einem Fotoautomat gemacht. Ein paar Tausend Yen, die Visitenkarte einer Firma... Eine Brieftasche konnte so viel über einen verraten, wenn man ihr nur genau zuhörte. „Sie findet es schade, dass Sie wegen der Arbeit ihre große Liebe fahren lassen haben. Und dennoch wünscht sie Ihnen alles gute für die Zukunft und dass Sie ihr Glück finden.“ Ich lächelte den Mann sanft an und überlegte, ob das wirklich die Worte waren, die eine Mutter ihrem Kind geltend gemacht hätte. Da er aber seine Mutter überhaupt in Betracht gezogen hatte, dass sie hier war, hieß, dass sie einander wirklich nahe standen. „Danke. Kann meine Mutter mich hören?“, fragte er hoffnungsvoll flüsternd. Ich nickte. „Mama... Danke für alles, was du für mich getan hast. Ich werde mein bestes geben um dich auch weiterhin stolz zu machen.“ Ich ließ von seiner Hand ab und er schien wirklich glücklich. Was eigentlich schon unglaublich genug und seltsam war, dass er mir das wirklich abgekauft hatte. Aber schien so etwas wie seinen Frieden gemacht zu haben. Sein Ausdruck wurde sanfter, seine Augen strahlten. Sie schienen sogar lebendiger zu schimmern.   Nachdem ich die meisten männlichen Gäste bedient hatte und eine Maid meine Tische abnahm, damit ich in die Pause gehen konnte, zog ich sofort das Handy aus meiner Tasche und las die Nachricht, die mir Assassins Master geschickt hatte. „Assassin hat mir einige Namen der roten und schwarzen Fraktion genannt. Wir haben sie gefunden. Master wie Sadako Uehara vom schwarzen Archer und Kaori Sanada vom schwarzen Berserker.“ Ein Name. Er hatte mir tatsächlich einen Namen genannt, den ich nicht kannte. Und auch wenn sich mir der Magen umdrehte, als ich las, dass ein Mädchen von Berserker der Master war, konnte ich diesen Minierfolg nicht an mir vorbeiziehen lassen. Doch gerade als ich es geistig feiern wollte, kam eine weitere Nachricht. „Sie sollten Kaori Sanada nicht aufsuchen. Sie wird kein Verbündeter sein.“ Ich hob eine Augenbraue und fragte mich „Wieso?“ Er gab keine Gründe an. Wieso sollte Sanada also keine Verbündete sein? Nur weil Berserker ihr Servant war? War das in einem heiligen Gralskrieg etwa schon der Pendant dafür, dass der Master nicht mehr alle Latten am Zaun hatte? Ich dachte nach und musste unwillkürlich an den Burschen aus Apocrypha denken, der mit Frankensteins Monster einen Berserker beschworen hatte und selbst ganz fit im Kopf war. Anders sah es aber wohl bei anderen Mastern aus, die ich so aus den Spielen kannte... Oder nein eigentlich nicht. „Nennen Sie mir Sanadas Adresse. Davon will ich mich selbst überzeugen.“ Ich war niemand, der einfach so etwas Leute glaubte, nur weil man es ihm sagte. Ich machte mir gerne selbst ein Bild von den Dingen. Und wenn Sanada wirklich keine gute Verbündete war, dann würde ich mir das auch selbst beweisen. Auch auf die Gefahr hin, dass ihr Berserker versuchen würde mich und Lancer platt zu machen. Aber das würden wir gegebenenfalls nach einem Besuch erfahren. Und mal ehrlich, Assassin lebte ja auch noch. Lancer würde meine Entscheidung zwar nicht gefallen, aber er würde als Entschädigung auch ein leckeres Abendessen genießen dürfen. Ich steckte das Handy wieder in die Tasche und ging hinüber zum Tresen, wo gerade eine andere Maid einen Latte mit Katzengesicht zauberte. Zum Glück erwartete der Besitzer so etwas nicht von mir, denn im Zeichnen war ich eine echte Niete. „Was gibt es, Renya?“ fragte mich die Maid und verunstaltete meinen Namen. Oder war das ein Spitzname? „Ich hab gerade Pause, darf ich mir einen Latte Caramel machen?“ Sie sah mich verwundert an und blinzelte ein paar Mal. Scheinbar hatte ich bei dem Gespräch über das Gehalt etwas verpasst. Ich meine Lancer und ich verdienten für jeden Tag den wir hier waren 5300 Yen. „Du kannst dir auch ein Stück Kuchen oder einen Keks nehmen. Das ist der kleine Bonus wenn wir hier arbeiten.“ Ich staunte nicht schlecht als ich das hörte. Denn die Kuchen waren nicht gerade billig. Aber gut, wenn wir das durften, war es um so besser. Auch wenn mir ein Latte Caramel absolut reichte. Ich stellte mich hinter den Tresen und begann ein kleines Tässchen Espresso zu zu bereiten, während ich die Milch in einem Kännchen schaumig schlagen ließ. Dank meiner Fähigkeit mir schnell technische Dinge zu merken, hatte ich kein Problem damit die richtigen Knöpfe zu drücken für die richtige Bestellung. Ein Glas für den Latte bereitete ich mir vor, während die letzten Tropfen Espresso in das Tässchen tropften. Caramelsoße ins Glas, ein wenig an den Rand, damit es schön aussah, schließlich die Milch, darauf achten, dass genug Schaum auf der Krone ruhte und schließlich das Tässchen Espresso. Perfekt. Ich nahm mein fertiges Getränk in den Ruheraum und setzte mich dort an den Tisch. Ich konnte mir einen kleinen Moment der Ruhe gönnen, doch ich spürte diese Blicke in meinem Nacken und wusste, dass es immer noch Assassin war. „Du musst nicht antworten... Dein Master erwartet, dass ich Sanada aufsuche, oder?“ Einen kurzen Moment schwieg er, doch schließlich machte er sich sichtbar, auf der gegenüberliegenden Seite von mir. „Was macht dich da so sicher?“ Ich nahm einen Schluck von meinem Latte, den ich dank eines großen Löffels gut verrührt hatte und sah Assassin an. „Es erscheint mir seltsam, dass er mir nur Ueharas und Sanadas Namen nannte. Uehara als Verbündete fällt aus. Das hat mir die Dame sehr gut klar gemacht. Aber Sanada... warum sie erwähnen, wenn sie sowieso nicht als Verbündete in Frage kommt? Ich hab das Gefühl, dein Master erwartet etwas von mir, Assassin.“ Er schwieg, verschwand aber nicht wieder in den Schatten, sondern sah mich einfach nur musternd an. Lag ich richtig? Wollte Assassins Master vielleicht wirklich, dass ich Sanada aufsuchte? „Was wenn mein Master es hofft und glaubt, dass du scheiterst und stirbst? Wenn er es nur tut, um dich aus dem Weg zu schaffen?“ Ich leckte den Löffel meines Macchiatos ab und sah Assassin an. Das war in der Tat auch eine Möglichkeit, die ich nicht bedacht hatte. Aber auch nur, weil ich sie nicht für möglich hielt. Nur wieso? Ich dachte nach. Und schließlich wusste ich warum. „Neee. Wir haben ein Bündnis. Bis der rote Caster besiegt ist. Das heißt er braucht mich für irgendwas. Daher wird er nicht dafür sorgen, dass ich mich vom schwarzen Berserker gleich ausschalten lasse. Wahrscheinlich wird er dich mir sogar hinterher schicken und sagen du sollst eingreifen, wenn es brenzelig wird.“ Keinerlei Regung in Assassins Gesicht und doch war ich mir so sicher, dass ich Recht hatte. Schließlich war Assassin hier. Und das seit ich meine Magie in keinster Weise unterdrückt hatte, nachdem Lancer seine Präsenz als Servant klar gemacht hatte. Wir luden andere Master ja förmlich ein dieses Café zu besuchen und uns zu finden. Eine Situation die uns angreifbar machte und gleichzeitig bedrohlich wirkte. Mehr wie die Aktion eines dummen, unerfahrenen Magiers, der einfache Beute war. „Du weißt, dass viele Bündnisse im heiligen Gralskrieg dazu führten, dass die Parteien einander betrogen, oder? Warum vertraust du meinem Master?“ „Weil er seltsam ist. Und ich mag seltsame Menschen. Sie sind ehrlich. Auf ihre spezielle Weise. Und mir ist egal, was seine Pläne für den Moment sind. Ich weiß, dass er mich nicht unterschätzt, dass reicht mir.“ Wusste ich das wirklich? Wusste ich wirklich, dass Assassins Master mich nicht unterschätzte? Oder viel mehr nicht mehr? Ja, irgendwo gab es in mir diese Gewissheit die pulsierte. Er unterschätzte mich nicht und ich wollte seine Erwartungen, welche es auch waren, nicht enttäuschen. „Dasselbe kann man von dir sagen, Master von Lancer. Du bist auch... speziell.“ Ich lächelte, denn auch wenn der Unterton etwas seltsam war, so konnte ich doch stolz sein, dass man mich in dieser Welt als etwas speziell ansah. Wenigstens ein bisschen.   Ich war gerade dabei den Tisch abzuräumen, da die letzten Gäste, die ich bedient hatte, gegangen waren. Der nächste männliche Kunde der durch die Tür kam, würde meiner sein. So war zumindest die Aufteilung. Zwei Maids und zwei Butler liefen im Café herum und bedienten abwechselnd die hereinkommenden Kunden. Der Kunde den man begrüßte, würde für den Rest der Verweildauer sein persönlicher „Master“ sein bis er ging. So kam es, dass man als Maid bis zu drei Tische gleichzeitig bespaßte, bediente und erfreute. Bei den Männern sah es nicht anders aus. Während ich den Tisch abräumte, behielt ich ein Auge auf den ersten Tisch, an den ein Master von mir saß und seinen Eiskaffee Nuss genoss. Meine weibliche Kollegin hingegen war gerade damit beschäftigt ihre zwei Tische zu bedienen und zu bespaßen. Sie war wirklich gut darin, denn sie lachte so aufrichtig und klatschte in die Hände, als einer der Master scheinbar einen guten Wurf mit den Würfeln gemacht hatte. Ich brachte das schmutzige Geschirr in die Küche und stellte sie bei der Spüle ab. Allerdings hatte ich keine Zeit auf einen Plausch mit dem Chef, der selbst tatkräftig anpackte, indem er das Geschirr abwusch. Die Tür klingelte und ich beeilte mich, schnell bei dieser zu sein, um den Gast zu begrüßen. Ich hielt allerdings in meinen Schritten inne, als ich sah wer gerade eintrat. Archer. Sein Blick wandte sich suchend durch das Café, hielt kurz bei Lancer inne, der gerade bei ein paar Damen saß und sich mit ihnen unterhielt. Er schüttelte ungläubig den Kopf und blickte sich weiter um, bis er mich sah. Sofort verzogen sich seine Lippen zu einem Lächeln. Hatte er mich gesucht? Auch wenn ich eigentlich nicht als Maid mit Archer reden wollte, konnte ich mich nicht verwehren. Er war mein Kunde und ich konnte ihn schlecht an meine beschäftigte Kollegin abtreten, nur weil alles in mir sich dagegen verwehrte ihn „Master“ zu nennen. Entschlossen näherte ich mich ihm und verbeugte mich. „Willkommen, Master. Darf ich euch zu eurem Platz führen?“ Mit einer fließenden Handbewegung verwies ich auf einen leeren Tisch. Das Lächeln in Archers Gesicht wich nicht. Er schien diese ganze Situation zu genießen und ging zu dem Tisch den ich ihm gezeigt hatte. „Scheint als hättet ihr beide doch etwas gefunden. Gefällt mir. Ich glaube ich werde nun häufiger hier her kommen.“ Sein Lächeln hatte etwas spitzbübiges, verspieltes und irgendetwas sagte mir, dass er es wirklich genoss und zwar viel zu sehr. Wer wusste schon, was für Phantasien es gerade in ihm auslöste. „Das ehrt uns sehr, Master. Was darf ich euch bringen?“ Ich machte gute Miene zum bösen Spiel und versuchte ihn nicht anders zu behandeln als andere Gäste. Denn gerade war er das. Ein Gast. „Mh... abgesehen davon, dass du mich bei meinem Namen nennst? Wobei, besser nicht. Wir sind gerade nicht unter uns. Aber wir könnten unter uns sein wenn du wolltest.“ Ich wusste, was er meinte. Mal davon abgesehen das Lancer hier war, musste er auch spüren, dass Assassin uns fest im Blick behielt. „Ich empfehle ihnen die Himbeertorte. Wenn ihr aber Süßes nicht so mögt, ist die Herrentorte vielleicht genau das richtige.“ Da Archer nicht vor zu haben schien etwas zu bestellen, entschied ich, ihm wenigstens die Empfehlung des Tages nahe zu legen. Archer lächelte immer noch. „Ich nehme beides und einen Espresso. Mein Master ist übrigens stinkwütend auf dich. Du solltest dich vorsehen und Lancer auch. Master ist es gewohnt, dass sie bekommt was sie will und nun hat sie schon das zweite Mal das nicht bekommen. Ich mag das.“ So wie er das sagte, hatte ich kein gutes Gefühl bei der Sache. Wahrscheinlich hatte ich mich bei Sadako wirklich zu weit aus dem Fenster gelehnt. Das wusste ich und doch, es gab keinen Weg zurück. Was geschehen war, war geschehen. „Ich bringe es euch sofort, Master.“ Ich war wirklich froh, dass ich mich von Archer lösen konnte, denn ich spürte förmlich, wie seine Blicke mich Stück für Stück auszogen. Als hätte er einen Röntgenblick, den er stufenweise verstärken konnte. Wahrscheinlich hatten selbst historische Griechen einen Fable für Maiduniformen.   Ich brauchte einige Zeit um die Herrentorte, die Himbeertorte und den Espresso vorzubereiten. Gleichzeitig hoffte ich, dass Archer wirklich Geld bei sich trug, denn diese Rechnung würde schon jetzt seinen Geldbeutel bluten lassen. Wenn er dann noch Extraservices wollte wie ein Foto oder ein kurzes Spiel, dann würde der Geldbeutel weinen. Aber das konnte ihm egal sein. Das Geld gehörte wahrscheinlich sowieso Sadako. Ich stellte die Tortenstücke auf ein Tablett, dazu noch den Espresso und ein Glas Wasser. Ich wusste bis heute nicht, warum man das Glas Wasser servierte, aber ich hinterfragte es auch nicht. Würde schon richtig sein. Hochkonzentriert, balancierte ich das Tablett zurück zu Archers Tisch und nahm vorsichtig die Teller mit den Torten von diesem. Ich sah kurz zu Archer, der staunend auf das Backwerk blickte und ich fragte mich, ob er seit seiner Ankunft hier schon einmal solche Torten gegessen hatte. „Setz dich, Erenya. Wie war deine erste Nacht alleine mit Lancer? Hat er Schwierigkeiten gemacht?“, fragte Archer und klopfte neben sich. Da Gäste ihre Wünsche, unter anderem auch die Gesellschaft der Maids und Butler sich wünschen durften, setzte ich mich neben Archer und seufzte leise. War er nur deswegen gekommen? Wirklich? Oder... machte er sich vielleicht Sorgen um uns? „Es war okay. Also wir sind eigentlich gut ausgekommen und haben etwas miteinander geredet. Ich hab ein wenig was von seiner Vergangenheit erfahren.“ „Und er? Hat er erfahren dass...“ Archer hielt inne und sah kurz zur Lancer, der uns beide misstrauisch beäugte. Ihm schien wirklich nicht zu gefallen, dass Archer mir so nahe war und als wollte er Lancer provozieren, rutschte Archer näher zu mir, damit er mir noch näher war. „... diese eine Sache eben“, beendet er seinen Satz, ohne viel zu sagen. Einfach so für den Fall, dass uns jemand hörte oder das Lancer lauschte. „Nein. Ich will damit noch warten. Lancer soll mir nicht folgen weil er Mitleid hat, sondern weil er mich als Master und vor allem Partner akzeptiert.“ Archer wirkte nachdenklich und erneut wandte sich sein Blick zu Lancer. Und plötzlich, war da dieses Grinsen. Er beugte sich zu mir, legte einen Arm um meine Schulter und zog mich eng an sich, so dass ich zum erste Mal wahrnahm, dass er nach einem Sommertag roch, an dem gerade erfrischender Regen gefallen war. „Was hält er davon, dass du dein Mana überall verteilst? Ich persönlich finde das nicht toll. Ich will nicht, dass dich ein anderer Mann findet“ flüsterte er mir ins Ohr. Ich zuckte zusammen, als seine Nasenspitze den äußeren Rand meiner Ohrmuschel berührte und seine Lippen meine Wange berührte, als er mich noch dichter an sich zwang. Meine Wange schien zu glühen, genau an der Stelle, an der er mich berührt hatte und wieder machte sich der Fluchtgedanke breit. Zu nahe. Archer war mir einfach zu nahe. Seine Nase rieb sich an meiner Wange, sein Griff wurde fester, so als wollte er mir klar machen, dass ich nicht fliehen konnte. „Archer, du solltest-“, setzte ich an, doch spürte, dass er plötzlich von mir weggezogen wurde. Ich sah erschrocken auf und erkannte Lancer, der Archers Arm von mir gelöst und ihn weg gezerrt hatte. „Das gehört nicht zu den Aufgaben der Maids“, zischte er und schien gerade mit seiner Beherrschung zu kämpfen. Archer hingegen schien äußerst amüsiert, was mir eines sagte, er hatte Lancer provozieren wollen und sah sich nun als Sieger. „Verzeiht, ich komme aus dem Ausland. Da wo ich herkomme, erfüllen Dienerinnen ihrem Master wirklich jeden Wunsch. Und diese Maid hier, wäre die einzige, von der ich mir gerne einige Wünsche erfüllen lassen würde.“ Archer schien mich vollkommen ausgeblendet zu haben. Stattdessen sah er Lancer provozierend grinsend an. Die Zweideutig in seinen Worten erkannte selbst ich und ließ mich erröten. Wenn Archer wirklich dachte, dass ich so eine war, dann würde er mich kennenlernen. Und doch, irgendetwas sagte mir, dass er es nicht sagte, weil er es wirklich glaubte, sondern weil er irgendetwas aus Lancer kitzeln wollte. „Wenn ich euch noch einmal bei so etwas erwische, werde ich den Ladenbesitzer darüber informieren. Haben wir uns verstanden?“, fragte Lancer und blitzte Archer bedrohlich an. Dieser hob die Hände abwehrend, ohne das er sein Lächeln verlor. „Es tut mir leid. Ich werde einfach hier sitzen, meine Torten essen und den Anblick der schönen Maid von der Ferne genießen.“ Die Röte war mir immer noch nicht aus der Wange gewichen. Sie glühten förmlich vor Verlegenheit und Archers Worte halfen nicht, dass zu mindern. Lancer ließ von Archer ab und wandte sich wieder zu seinen Gästen, die ihn bewundernd ansahen. Scheinbar standen sie auf diesen Typ Mann, der schnell eingriff, wenn seine Freundin in Bedrängnis geriet. Wahrscheinlich hätte ich so eine Szene auch von der Ferne bewundert. Allerdings hatte ich gerade keine Zeit irgendwen zu bewundern. Viel mehr wollte ich in den Tiefen der Hölle versinken und nie wieder auftauchen.   Der Ladenschluss rückte näher und Archer schien selbst nach einigen Stunden nicht gewillt zu sein, den Laden zu verlassen. Der Strom an Gästen hatte deutlich abgenommen, ebenso die Wünsche nach Spielen oder Fotos. Meine Kollegin war dabei die Sachen zu packen und sich selbst auf dem Weg nach Hause zu machen. Dies ließ mich vermuten, dass auch in den letzten Stunden nicht mehr viel zu erwarten war. Ich sortierte gerade ein paar Gläser in das Regal, damit dieses zum Feierabend wieder gefüllt war und am nächsten Tag voll gestartet werden konnte. Lancer hatte ebenfalls nicht mehr zu tun. Er säuberte die Maschinen, auch wenn es jetzt wohl noch reichlich sinnfrei war, da immer noch Gäste kommen konnten. Dennoch war er mir ganz nahe, fast so als hätte er in Archers Anwesenheit nicht mehr von meiner Seite weichen wollen. „Master... du solltest dich diesem Jungen... Archer nicht nähern. Er riecht nach Untergang und schlechten Entscheidungen.“ Ich sah zu Lancer und fragte mich, was er wohl meinte. Wusste er vielleicht irgendwie um Archers Vergangenheit oder spürte er es? „Lass das mal meine Sorgen sein. Ich mag Archer. Er hat mir geholfen den Katalysator für dich zu besorgen. Und er hat seinem Master nicht alles über mich erzählt.“ „Das ändert nichts daran, dass er dich verraten könnte. Vertrau ihm nicht zu sehr. In diesem Krieg... bin ich der wohl Einzige, dem du vertrauen kannst. Und das kann nicht jeder Master von seinem Servant sagen.“ Mich überraschte was Lancer da gerade sagte, denn irgendwie erschien es mir gerade als wollte Lancer mich wirklich von sich abhängig machen. Oder glaubte er, dass ich ihm nicht vertraute? „Du solltest mir dann auch vertrauen. Wir sind ein Team und wenn nur du die ganze Arbeit machst kann ich nicht wirklich davon reden, dass wir wirklich ein Team sind.“ „Falsch. Du bist der Master. Und ich dein Werkzeug um den heiligen Gral zu gewinnen.“ Ich murrte. Es gab also wesentlich mehr Baustellen, als ich erwartet hatte. Aber nein, ich wollte und konnte Lancer nicht einfach so als Werkzeug sehen. Doch ich hatte gerade nicht die Lust mit ihm darüber zu diskutieren. Weswegen ich dankbar war, als die Tür sich öffnete und ein männlicher Gast das Café betrat. „Wir reden später weiter“, erklärte ich und ging zu dem jungen Gast. „Willkommen Master. Erlaubt mir, euch euren Platz zu zeigen.“ Ich verwies auf einen Tisch nahe von Archer und der junge Mann ging sofort auf diesen zu. Es war seltsam, denn er wirkte anders als die anderen Gäste. Fast schon deplatziert. Sein Gesicht war bartlos, die Haut zu weich. Er hatte keinerlei harten Züge. Seine grünen Augen funkelten aufmerksam und doch gaben sie nichts von dem preis, was er dachte. Seine Kleidung war ordentlich und symbolisierte, dass er wirklich noch recht jung war. Er trug nämlich eine orangefarbene Uniform. Unter der orangefarbenen Jacke, welche er offen hatte, schien er aber auch noch eine blaue Weste zu tragen, die über einem weißen Hemd lag. Das musste doch unglaublich heiß sein. Noch dazu trug er Handschuhe. Ja, dieser Junge kam mir bekannt vor. Dieses blonde Haar, welches einen Topfschnitt hatte und doch doch ziemlich asymmetrisch am Pony war. Ohne Zweifel ich kannte ihn und das machte es so unglaublich, denn... Er war nur in den Spielen vorgekommen. Hieß das... er hatte hier dann den schwarzen Saber? War sein Servant Gawain? „Was darf ich euch bringen, Master?“ Ich bemühte mich zu lächeln und er erwiderte. Und doch war da etwas. Ein Gefühl, dass vielleicht durch sein identisches Aussehen zu dem Spielcharakter ausgelöst wurde. Oder aber, es lag an den Blicken die uns Lancer zuwarf. Scheinbar spürte er etwas bei diesem Jungen, was mich nur erneut davon überzeugte, vorsichtig bei ihm zu sein. „Ich hätte gerne einen Kamillentee und etwas Gebäck, wenn es noch nicht verkauft ist.“ Ich nickte und gab wandte mich. „Warten Sie. Ihr Servant soll das vorbereiten und servieren. Ich würde gerne mit Ihnen reden, schwarzer Master.“ Ich wandte mich um und sah zu, wie er einen seiner Handschuhe auszog und mir so die Befehlszauber präsentierte. „Erlauben Sie, dass ich mich vorstelle. Mein Name ist Leonard Bistario Harway. Wie ist euer Name?“, fragte er und wies mir mit einer Hand an, dass ich mich setzen sollte. Ich tat wie mir geheißen, merkte aber, dass auch Archer angespannt schien. Und doch, griff er nicht ein. Ebenso wenig Assassin, wobei ich mir nicht mehr sicher war, ob er immer noch in den Schatten verborgen war. „Erenya. Da ihr ja schon wisst, dass ich der Master des schwarzen Lancers bin, verratet mir doch, wessen Master ihr seid.“ Ich sah ihn ernst an und wog ab, inwiefern ich seiner Erwähnung meiner Fraktion einer Bedeutung beimessen konnte. In Apocrypha hatte man häufiger dazu geneigt von „der Master unseres Lancers“ zu reden. Allerdings war Harway kein Charakter aus Apocrypha. „Mein Diener ist der rote Lancer. Man könnte also sagen, dass wir dazu bestimmt sind, früher oder später im Kampf die Klingen zu kreuzen. Das ist schade.“ Ich horchte auf, denn er schien wirklich aufrichtiges Bedauern zu empfinden. Und ich fragte mich wieso. „Was meint Ihr damit?“ „Nun Ihr wisst scheinbar nicht richtig mit eurem Diener umzugehen. Ich konnte Ihn ganz leicht aufspüren und sicher bin ich nicht der einzige. Jeder Magier der schon einige Generationen seines Erbes in sich trägt wird ein Auge auf dieses Café geworfen haben. Sei es Mitglieder Ihrer Fraktion, oder die meiner.“ Ich nickte und sah ihn ernst an. Warum ging er nur davon aus, dass die Offenbarung von Lancer und meiner Magie nicht gewollt war? War das wirklich so unklug? Vielleicht. Vor allem wenn man ein Mitglied der schwarzen Fraktion war. „Und doch seid Ihr der einzige, der auf meinen Ruf antwortete. Wirklich erfolgreich war mein Plan daher nicht.“ Ich wollte es unbedingt klar machen. Ich wollte sicher stellen, dass man mich nicht unterschätzte. „Die wie vielte Erbin der magischen Schaltkreise seid Ihr?“, fragte Harway, zeigte aber immer noch keinen Ausdruck auf seinem Gesicht, was mir nur verriet, dass er nicht überrascht war. Eventuell hatte nicht nur er diese Option in Betracht gezogen. „Erste Generation.“ Immer noch keine Regung in seinem Gesicht. Verdammt, war dieser Junge überhaupt zu Emotionen fähig, oder warum schien ihm nichts was ich sagte zu überraschen? Konnte man etwa auch spüren, dass ich eine blutige Anfängerin war? „Das erklärt, warum ihr euren Manafluss nicht ganz kontrollieren könnt. Ich will eure Ehre nicht verletzen. Auch wenn ihr euch erst als erste Generation in der Magie übt, so will ich euch ein Angebot machen.“ Ich verkrampfte mich und sah Harway ernst an. Gespannt zu erfahren, was er mir für ein Angebot machen würde. „In meiner Familie gibt es schon seit Generationen Magier. Wir haben in Amerika einen recht bekannten Namen. Als jüngster Spross ist es meine Aufgabe den heiligen Gral zu gewinnen und die Wünsche meiner Familie zu erfüllen. Allerdings will ich keine Magierin auslöschen, die gerade erst die magische Welt betreten hat.“ Er holte weit aus, so als wollte er sich erklären, bevor er sagte, was er mir wirklich anbieten wollte. Hoffte er so dass ich Verständnis für ihn bekam? „Ich kann aber auch verstehen, dass ein Magier der ersten Generation sich gegen die großen magischen Familien beweisen will. Die Einzberns, die Tosakas, die Ueharas... und auch meiner Familie. Es wäre eine Meisterleistung wenn ihr all jene Familien übertrumpft. Mit meinem Angebot habt ihr die passende Möglichkeit.“ Er ließ die Spannung steigen und ich konnte spüren, dass ich nervös war. Schließlich wollte er mir scheinbar ein Angebot unterbreiten, dass auch seiner Familie schaden konnte. „Duellieren wir uns um unsere Befehlszauber. Wenn Sie gewinnen, bekommen Sie meinen Lancer zusätzlich zu ihren. Zwei Diener aus der Ritterklasse. Das würde Ihre Chancen drastig steigern und die Harway Familie aus dem Rennen werfen.“ Noch während Harway sprach, war Lancer zu uns an dem Tisch gekommen und hatte dem Jungen den Tee und das Gebäck hingestellt. Er konnte somit das Angebot hören. „Master. Was er vorschlägt ist-“ „Servant, schweig. Ich unterhalte mich mit deinem Master. Euer Servant scheint einer der rebellischen Sorte zu sein. Ein Sieg über mich, würde euch sicher seinen Respekt einbringen.“ Ich musste gestehen, dass Harway Recht hatte. Lancer vertraute mir nicht und noch weniger glaubte er daran, dass ich in diesem Krieg etwas reißen konnte. Vielleicht war dies eine der Gelegenheiten die ich brauchte um Lancer zu beweisen, dass ich nicht so schwach war, wie er glaubte. Mein Blick wandte sich nachdenklich zu Archer. Es war als hätte er einfach nur darauf gewartet, dass ich ihn ansah, denn er schüttelte vorsichtig den Kopf. Riet er mir davon ab, dass Angebot anzunehmen? Ich konnte einen weiteren Lancer gewinnen oder aber... Mir dämmerte mit einem Mal, was Harway hier versuchte. Er wollte mir, auf charmante Art und Weise nur das die positiven Seiten nennen. Nie war zur Sprache gekommen, wie erbärmlich ich wäre, wenn ich in diesem Duell meine Befehlszauber verlor. Noch dazu hatte er Lancer den Mund verboten. Das ging gar nicht. Wenn er schon mit meinem Servant so umsprang, wie würde er dann bei anderen sein? Oder bei seinem? Noch dazu, wenn er den roten Lancer hatte... Hatten mir Rider und Waver nicht erzählt, dass er bei einem Berserker gewesen war? Vermutlicherweise dem Roten. Eine Falle? „Ich lehne ab. Ich weiß nicht für wen ihr mich haltet, aber euch sei gesagt, dass selbst wenn ihr mich aus dem Krieg werfen wollt, es nicht zu eurem Vorteil ist.“ „Was macht euch das so sicher? Wieso wollt ihr diese einmalige Chance einen weiteren Servant zu gewinnen einfach so in den Wind schießen?“ Ich hatte eine Trumpfkarte. Und schon zuvor hatte ich mit Lancer darüber gesprochen. Er, Lancer, würde es für eine Lüge halten, die ich ihm erzählte. Harway hingegen würde vielleicht zweifeln ob es die Wahrheit war. Bis er Waver traf. „Ich bin hier in Fuyuki, weil der heilige Gral mich beschworen hat. Ich weiß nicht warum, ob ich ein Teil von einem Wunsch bin, oder ob der Gral mir eine andere Rolle zugedacht hat, aber Fakt ist, ich komme aus einer anderen Welt.“ Damit hatte er sicher nicht gerechnet, denn seine Augen weiteten sich. In seinem Kopf schien es zu arbeiten. Sollte er mir glauben, oder etwa nicht? Und vor allem was bedeutete meine Anwesenheit für den Krieg. War ich nur ein Master? Würde es reichen mir die Befehlszauber zu nehmen, oder würde meine Rolle und Aufgabe vom heiligen Gral damit nicht beendet sein? Konnte ich vielleicht für die rote Fraktion notwendig werden? „Was garantiert mir, dass Ihr mich nicht anlügt und das obwohl ich so ehrlich zu euch war?“ „Fragt doch euren Lancer, roter Master. Er sollte spüren, dass Erenyas Aura unserer sehr ähnlich ist und doch anders“, mischte sich Archer ein und schien damit etwas zu sagen, was mein Lancer erst jetzt wirklich bemerkte. Denn sein Blick verfinsterte sich, als er mich ansah. Das würde Ärger geben und sicher einiges an Erklärungsbedarf bedeuten. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)