Fate/Defragment von Erenya ================================================================================ Kapitel 8: Love Hotel --------------------- Dank einem netten Ladenbesitzer, bei dem wir etwas Reis, Gemüse und noch andere Kleinigkeiten geholt hatten, waren Lancer und ich soweit gekommen zu erfahren, dass eines der günstigen Love Hotels ganz in der Nähe war. Scheinbar hatte der Besitzer einiges an Erfahrung was das anging, denn er wusste, dass dieses spezielle Hotel zwar teurer war und 10000 Yen betrug, aber man konnte dort auch tagsüber einchecken was um die 5000 Yen dann zusätzlich kostete. Alles in allem war die Tagesmiete damit 15000 Yen. Beim Einkaufen hatte ich es auch endlich geschafft das Geld abzuzählen, welches Frau MacKenzie mir gegeben hatte. 50000 Yen befanden sich zu meinen 15000 im Besitz. Abzüglich den Lebensmitteln die ich besorgt hatte, konnte ich also mit Lancer vier Nächte in dem Hotel bezahlen. Am nächsten Tag würde die Jobsuche weitergehen. Doch für einen Abend war ich immerhin diese Sorge los. Und irgendwie glaubte ich, dass wenn Lancer und ich uns reinhingen, wir es schaffen konnten. „Wir haben Glück. Wenn dieses Hotel wirklich eine Küche in jedem Zimmer hat, dann kann ich uns etwas bereiten. Hast du vielleicht Wünsche? Ich weiß zwar, dass ihr Heldengeister eigentlich nichts essen müsst, aber wenn du es versuchen magst, würde ich gleich etwas machen, dass du magst.“ Ich lächelte Lancer an, der unsere Einkäufe trug. Er hatte darauf bestanden die schwere Tüte zu tragen, während er mir immerhin die kleine überließ. „Ich konnte mich kulinarisch nie ausprobieren. Tob dich ruhig aus. Ich bin froh, solange es nicht so schmeckt wie das, was meine Freunde gemacht haben.“ Ich grinste etwas und war froh, dass er mir immerhin hier keinerlei Vorwürfe machte. Auch wenn das ein wenig sexistisch rüber kam. Doch gleichzeitig, war doch auch süß. „So schlecht?“, fragte ich und konnte das Grinsen einfach nicht abstellen. „Mehr als das. Souji hat immer zu viel Soja verwendet. Saitos Fisch war meist angebrannt. Shinpachis und mein Essen war von der Würze her einfach nicht essbar. Hijikata-san musste immer nachwürzen, ebenso die anderen. Und wenn Heisuke gekocht hat, war es immer zu süß. Die einzigen die wirklich was konnten, waren Yamazaki-san, Sannan-san und irgendwie Kondou-san. Seine Reisbällchen waren echt gut. Damals bin ich an manchen Tagen nur wegen der Reisbällchen zum Shieikan gegangen.“ Es war wahrscheinlich das meiste, das Lancer in den letzten Stunden gesprochen hatte und das freute mich. Scheinbar war ein Stück der Distanz wirklich geschwunden und das war ein gutes Gefühl. Auch wenn er mich im Kampf vielleicht nicht akzeptieren konnte als Master, als Kumpel vielleicht schon. „Ich glaube das war typisch für einen Männerhaushalt, oder? Heutzutage sieht das anders aus. Es gibt genug Menschen die nicht wirklich kochen können, wobei der Begriff kochen schon beinhaltet eine Tütensuppe warm zu machen.“ „Es scheint allgemein, einfacher geworden zu sein. Irgendwie beneidenswert. Ich bin mir sicher, in dieser Zeit müsste ich mir keine Sorgen darum machen, dass meine Frau und mein Kind nicht in Sicherheit leben.“ Für Lancers Zeit mochte das wohl stimmen. Die Sorgen seiner Zeit waren andere, als die unserer. Aber als einfacherer, hätte ich es wohl nicht gesehen. Doch hier unterschieden wir uns vielleicht. Es gab viel, dass wir voneinander nicht verstanden. Wahrscheinlich waren unsere Wertvorstellungen auch vollkommen unterschiedlich. Ja, auch wenn Lancer wie Harada Sanosuke aus Hakuouki aussah, den echten, richtigen zu erleben... hatte mich irgendwie auf den Boden der Tatsachen gebracht. Lancer war eben niemand der überaus Flirty war. War der Harada aus Hakuouki zwar auch nicht, aber er war auch nicht so direkt gewesen was bestimmte Dinge anging. Ich hatte ihn immer als eher charmant gesehen. Doch Lancer... ging weit an meiner Definition von charmant vorbei. „Worüber denkst du gerade nach, Master? Du wirkst ruhiger als zuvor.“ Fragend sah ich auf und bemerkte etwas in den goldbraunen Augen. Er schien sich Sorgen zu machen. Lag es an meinem Gefühlsausbruch zuvor? Wahrscheinlich. „Mir gehen gerade ganz viele Gedanken durch den Kopf. Weißt du, Lancer... irgendwie bist du die Art Servant geworden, die ich gefürchtet habe. Ein Servant, der mich als Master wegen meiner Fähigkeiten nicht hundert Prozent akzeptieren kann. Es fällt mir ehrlich schwer dich zu verstehen. Also die ganze Sache, dass du auch einen weiblichen Master nicht so toll gefunden hättest. Und nun bin ich auch noch beides auf einmal. Ich bin in einer Welt groß gezogen, in der man versucht so wenig Unterschiede wie möglich zwischen Mann und Frau zu ziehen. Mit mäßigen Erfolg, aber wir versuchen es. Frauen können in die Armee, Frauen können Führungspositionen einnehmen. All das sind Dinge die für dich vielleicht vollkommen seltsam anmuten müssen. Glaub mir, Uehara und ich sind nicht die einzigen Frauen in diesem Krieg. Bei der roten Fraktion gibt es noch eine alte Frau namens Aurelia. Und sicher wird da draußen noch der ein oder andere Master weiblich sein. Was dir sicher schwer fallen wird.“ Ich sprach gerade einfach alles aus, was mir in den Sinn kam. Versuchte dabei zu analysieren, wo ich Lancers Schwächen sah. Mit Sicherheit würde Lancer keiner Frau etwas antun können. Ein Problem, dass wir vielleicht nicht so schnell überwinden würden. Mal davon abgesehen, dass ich am liebsten keinen der anderen Master umbringen wollte. „Aber, es wird auch bei den Servants Frauen geben. Heroische Gestalten die ihre Zeit massiv geprägt haben. Jeanne D'Arc zum Beispiel, die in einer anderen Zeitlinie Ruler war. Sie hat einem ganzen Land Hoffnung gegeben und sie glorreich in den Krieg geführt und befreit. Hatschepsut, der derzeitige Ruler, war sogar eine Pharonin. Deswegen... Lancer... wärst du bereit einer Frau das Leben zu nehmen, wenn sie deinem Wunsch im Weg steht?“ Ich sah Lancer ernst an. Er schien sich meine Worte durch den Kopf gehen zu lassen. Mir war klar, dass ich meine Chancen damit mindern konnte. Ich hätte ihm diesen Gewissenskonflikt nicht antun sollen, doch es war besser ich tat es jetzt, als wenn wir später vor dem Problem standen. „Master... wenn es zu so einer Situation kommt und sich der Servant nicht überzeugen lässt die Seiten zu wechseln... dann nutze einen Befehlszauber um diese Blockade zu brechen. Befehlszauber haben die Macht den Servant zu allem zu zwingen, was der Master will. Wenn es so weit kommt, zwinge mich.“ Er schien sich wirklich bewusst zu sein, was ich mit meinen Worten bezweckt hatte. Und doch ging er gerade den einfachen Weg. Es war leichter einfach nur Befehle auszuführen. Sich zwingen zu lassen. Er hätte damit eine Ausrede gehabt und doch... ich wollte Lancer nicht vor etwas stehen sehen, was er gegen seinen Willen getan hatte. Würde es nicht an ihm nagen? Würde er sich keine Vorwürfe machen? „Wir werden sehen, Lancer. Ich will diese Befehlszauber eigentlich nicht einsetzen. Zumindest nicht um dich zu etwas zu zwingen. Aber wechseln wir das Thema. Ich denke, egal was wir planen, es könnte anders ausgehen. In einem heiligen Gralskrieg ist alles möglich und manchmal ist selbst die beste Planung nicht gut genug um sicher aus allem raus zu kommen. Ziehen wir einfach gemeinsam unser Ding durch.“ Ich lächelte Lancer an und zog einen Schokoriegel aus meiner kleinen Einkaufstüte hervor und reichte ihm diesen. Verwundert nahm Lancer diesen an und packte ihn aus. „Carpe diem, Lancer. Nutzen wir jeden Tag so gut wir können.“ Ich selbst nahm mir auch einen Schokoriegel und entpackte ihn. Ich wollte wirklich nicht darüber nachdenken, was passieren konnte, oder nicht. Ich wollte nicht einmal darüber nachdenken ob ich in diesem Krieg sterben würde. Für den Moment wollte ich nichts von Kriegen oder Wunsch erfüllenden Kelchen hören. Ich wollte einfach nur diesen Schokoriegel essen, nach dem es mir gelüstete.   Ich gestehe, ich hatte mir Love Hotel Zimmer anders vorgestellt. Das Zimmer hatte einen großen Raum. Das Bett war kitschig in Herzform, mit roter Satin Bettwäsche. Den Blick in den Schrank hatte ich wirklich gewagt und dabei Dinge entdeckt, von denen ich hoffte, dass Lancer sie niemals sah. Sonst wäre mir die Unterbringung im selben Zimmer noch unangenehmer gewesen. In der Küche stand ein kleiner Kühlschrank, in dem sich bereits kühle Getränke befanden, natürlich extra in der Berechnung, der aber genug Platz für unsere Einkäufe bot. Der Herd war mehr spartanisch und für zwei Töpfe gedacht. Auf den Ofen hatten sie ganz verzichtet. Super. Wahrscheinlich war diese kleine Küche nur dafür gedacht Kleinigkeiten zuzubereiten. Etwas, dass das Liebesspiel der Gäste etwas anregen konnte. Und dennoch, Töpfe und Pfannen waren da. Seltsame Einrichtung. Das Badezimmer war hingegen größer. Eine Dusche, ein Waschbecken, ein WC. Es hatte auch Zimmer mit einer Badewanne gegeben, allerdings gegen einen kleinen Aufpreis. Und da ich so günstig wie möglich sein wollte, hatte ich auf die Badewanne verzichtet. „Ich brauch morgen unbedingt einen Job bei dem ich genug Geld für deine Klamotten bekomme“, rief ich aus der Küche hervor, während ich die Einkäufe auspackte und verstaute. Viel konnten wir tatsächlich nicht kaufen, denn dafür würde der Platz nicht reichen. Aber Einkäufe für zwei Tage sollten drin sein. „Ich kann mich auch einfach unsichtbar machen und mich in deinem Schatten verbergen. Dann musst du dir nicht solche Umstände machen.“ Ich erschrak als ich Haradas Stimme so nah hörte und wandte mich um. Er stand lässig an der Tür gelehnt und beobachtete jeden meiner Handgriffe. „Ich denke ich habe dir schon erklärt, dass es Manasparender für dich wird.“ „Hast du und ich bin immer noch dagegen. Ich sehe die Person mit der ich rede nämlich gerne. Außerdem habe ich bereits klar gestellt, dass du auch arbeiten wirst. Und deswegen brauchen wir Klamotten für dich. Ich habe übrigens vorhin dieses kleine niedliche Maid Café gesehen. Sie hatten ein Schild am Fenster hängen, dass sie noch Aushilfen suchen. Wir versuchen es morgen einfach mal da.“ Lancer seufzte und wandte sich von mir ab, wobei er sich wieder in den Schlafbereich zurück zog. Scheinbar war der Herr nicht sonderlich angetan von meinem sturen Kopf. Aber das war eine meiner guten und auch schlechten Eigenschaften, die ich wohl meiner Mutter verdankte. Auch wenn sie es immer wieder abstritt. Ich sah auf die Zutaten und fragte mich, was ich wohl kochen sollte. Ich wollte es einfach halten. Nichts zu schweres, denn ich musste mich nicht gleich am ersten Abend blamieren. Ohne aber lange zu zögern, kam mir sofort eine Eingebung. Reisomelette. Mir gelang es zwar nie das Ding zu falten oder klappen, aber wir würden es überleben. Ich griff zu einem Schrank, in dem ich ein paar Dosen gesehen hatte und zu einem Rührbesen, der gleich griffbereit darin war. Ich war froh, dass wir Eier gekauft hatten. Aus dem Schlafbereich konnte ich hören, das Musik kam. Scheinbar hatte Lancer das Radio entdeckt. Ich konnte mir vorstellen, dass er als Heldengeist aus der Vergangenheit sicher die ein oder andere Entdeckung in der heutigen Zeit machen würde und das wollte ich ihm auch erlauben. Die Zeit die wir hatten war immerhin viel zu begrenzt und vielleicht würde er nicht viel von ihr sehen. Ich schlug die Eier auf und verrührte das gelbe mit dem Weißen. Etwas Salz, Pfeffer und die Grundlage war eigentlich fertig. Ich bevorzugte aber immer aus der Reihe zu tanzen, weswegen ich mir die Frühlingszwiebeln nahm und diese klein schnitt um sie in das Eigemenge zu geben. Hätte ich mein Handy bei mir gehabt, hätte ich mein Smartphone bei mir gehabt, hätte ich sicher noch den ein oder anderen Tipp für die Zubereitung hervor geholt. Schon seltsam wie schwer mir der Alltag ohne den kleinen Lebensretter fiel. Navigieren konnte ich nicht, Rezepte nachschlagen und einfach mal so die historischen Persönlichkeiten konnte ich auch nicht googeln. Es war einfach nur traurig. Eines der Lieder, die im Radion lief, kam mir bekannt vor. Lancer hatte es wohl bevorzugt bei einem Sender zu bleiben, was ich gut fand. So kamen keine störenden Frequenzen rein und ich konnte mich, während der Musik auf die Pfanne auf dem Herd und auch den Reis konzentrieren. Ich briet etwas Gemüse an, welches ich klein geschnitten hatte und wartete darauf, dass der Reis gekocht war. Erst dann könnte ich auch diesen braten. Es waren keine schweren Schritte und eigentlich nicht einmal viele, aber auch sie kosteten Zeit und ich hoffte Lancer verzieh mir, dass er auf sein Essen warten musste.   Ich war froh, als ich drei Teller mit Omelette gefüllt hatte und diese auch noch gut aussahen. Im Prinzip fehlte nur der Ketchup, aber an den hatte ich nicht gedacht, als wir einkaufen waren. Das Omelette war ja nicht einmal geplant gewesen. Und dennoch, ich war stolz. Mehr als stolz. Es schien fast perfekt, weswegen ich es stolz in den Schlafbereich trug und auf den Tisch beim Balkon platzierte. Ich konnte sehen, dass Lancer sich auf diesem befand und in die Nacht hinaus sah. Die Sterne funkelten bereits, zumindest hoffte ich das, denn die Lichter der Stadt machten es schwer sie zu sehen. Ich stellte die Teller ab, legte das Besteck dazu und wandte mich zur Balkontür um diese zu öffnen. Vorsichtig und leise, um ihm keinen Schrecken einzujagen. „Lancer, das Essen ist fertig. Magst du reinkommen?“ Lancer sah zu mir und in seinen Augen war etwas ruhiges, sanftes. Vielleicht sogar etwas dankbares? Es war ein seltsames Gefühl, diesen Blick zu sehen. So viele Emotionen darin zu finden, die nicht auf Kälte oder auf Enttäuschung basierten. „Ich bin gleich da. Danke.“ Ich sah Lancer noch einmal nach, ehe ich mich wieder in die Räumlichkeiten verzog. Kurz fragte ich mich, ob ich warten sollte, oder nicht. Ich hatte Hunger, der Tag war lang gewesen und eigentlich konnte ich es kaum erwarten zu probieren wie mein Meisterwerk schmeckte. Es dauerte auch nicht lange, bevor Lancer das Zimmer betrat und sich zu mir an den Tisch setzte. Er sah auf das Omelette und schien sogar einen kurzen Moment überrascht. „Das sieht riesig aus. Ich sollte besser keinen Bissen verschwenden.“ Ich lächelte und beobachtete, wie Lancer den ersten Bissen nahm. Ich wollte wissen, wie er es fand und wartete. Nebenbei versuchte ich in seinem Gesicht herauszulesen, was er dachte, ob es schmeckte, oder er der erste war, der meine Kochkünste verschmähen würde. „Ich glaube mich werden nicht nur die Befehlszauber bei dir halten, Master.“ Seine Worte kamen so unerwartet, dass ich errötete. Noch dazu waren sie ein Lob, was ich eigentlich nicht glauben wollte. Ein Lob von meinem Lancer. Die Welt war wohl wirklich dem Untergang geweiht. Es machte mich glücklich, weswegen ich ohne längeres zögern zu meinem Löffel griff und mein Omelette genießen wollte. Doch, ich kam nicht einmal dazu den ersten Bissen zu nehmen, denn es klopfte an der Tür des Balkons. Fragend sah ich Lancer an, der mit ernsten Blick auf seinem Bissen herumkaute. Er schien zu wissen, wer es war und doch war er nicht gewillt, diese Person herein zu lassen. Mir fielen gleich zwei Leute ein. Archer und Assassin. Ich erhob mich von meinem Platz und öffnete die Balkontür, wobei ich Assassin dort stehen sah. Sein Blick wirkte ruhig, ohne Angst. Fast so als wusste er, dass von mir oder von Lancer keine Gefahr für ihn ausging. Und er hatte Recht. „Komm rein... Bist du hier um die Entscheidung deines Masters mitzuteilen, Assassin?“ Ich machte Platz für Assassin, so dass er eintreten konnte. Er machte keine auffälligen Bewegungen. Nichts was darauf hin deutete, dass er gerade bereit war einen Angriff durchzuführen. Es war seltsam, denn irgendetwas an Assassin ließ mich wirklich glauben, dass ich ihm vertrauen konnte. „Ich soll euch das hier von meinem Master geben.“ Ohne es wirklich anzukündigen, warf er mir plötzlich ein Handy entgegen. Aus einem Reflex heraus und erschrocken, hob ich die Hände und fing das technische Gerät. Es war klobig. Normal... Und an ihm hing auch gleich noch das Ladegerät. Ebenso war auf der grauen Rückseite eine vierstellige Nummer geklebt. Scheinbar hatte Assassins Master dies speziell für diesen Moment vorbereitet. Gleichzeitig erinnerte mich das Handy an etwas. Es war so alt, wie mein gutes altes Nokia Telefon. Ein Gerät, dass verlässlich war und selbst als kleine Telefonzelle hervorragend funktionierte. „Mein Master ist sehr menschenscheu. Es wird ihm schwer fallen, sich mit euch zu treffen. Aber er will in Kontakt mit euch treten.“ Es stimmte mich schon etwas traurig, vielleicht war ich auch etwas enttäuscht, denn die Bedingungen die ich gestellt hatte, waren eindeutig gewesen. „Unter diesen Umständen werden wir kein Bündnis eingehen...“, erklärte Lancer, doch Assassin, würdigte ihn keines Blickes und sah stattdessen mich an. Er schien viel mehr meine Antwort zu erwarten. Kurz sah ich auf das Telefon in meiner Hand. Es war ein entgegenkommen von Assassins Master. Noch dazu, musste dieser auch wissen, dass ich keine langjährige Magierin war. Und doch dachte er daran mit mir und Lancer ein Bündnis einzugehen. „Warum warst du an dem einen Abend bei mir, Assassin?“, fragte ich schließlich, denn es gab da noch diese zweite Bedingung. Ich wies Assassin auf meinen Platz und stellte den Teller mit meinem Omelette weg. Bevor er aber antwortete, verschwand ich wieder in der Küche und holte den dritten Teller Omelette. Endlich machte es sich bezahlt, dass ich viel zu viel von allem machte, weil ich einfach nur mein Augenmaß benutzte. Zurück im Schlafbereich, stellte ich den Teller vor Assassin ab und wies ihm mit einem Löffel an, dass er essen konnte, wenn er wollte. „Mein Master wollte einen Voodoo-Zauber einsetzen um den roten Rider und seinen Master erpressbar zu machen. Aber... es gibt noch einen zweiten Zweck. Man überreichte häufiger eine Haarsträhne als Zeichen des Todes einer Person.“ Vielleicht lag es an meinem Hunger, oder aber daran, dass ich mir nicht vorstellen konnte, wem Assassin oder sein Master meine Haarsträhne überreichen wollten, wenn ich starb. Ich nahm meinen Löffel auf und gönnte mir einen weiteren Bissen von meinem Omelette. Es war wirklich gut. Perfekt gewürzt, das Gemüse noch knackig. „Dein Master ist sehr suspekt, Assassin. Glaubt er wirklich, dass jemand bei klarem Verstand ein Bündnis mit ihm einge-“ „Okay. Bündnis damit geschlossen. Du kannst deinen Master ausrichten, dass ich mich sehr über die zeitweilige Zusammenarbeit freue. Wenn du das Omelette nicht essen willst, kannst du es gerne für deinen Master mitnehmen.“ Lancer entglitten förmlich alle Gesichtszüge und auch Assassin schien einen Moment lang überrascht. Ich hingegen aß in aller Ruhe mein Omelette weiter. So etwas durfte man nicht kalt werden lassen. Nicht wenn es einem so gut gelungen war. „Master! Ist dir klar, was Assassin eben gesagt hat?“ Ich sah zu Lancer und kaute auf meinem Bissen herum. Was Assassin gesagt hatte? Nun, dass ich ein gutes Druckmittel war. Und noch viel mehr. „Jop. Dass sie mich alle unterschätzen. Selbst du, Lancer. Wenn sie denken man könnte mich so einfach manipulieren oder töten... haben wir doch eine gute Chance. Außerdem finde ich Assassin und seinen Master interessant. Warum also nicht mit ihnen zusammen arbeiten?“ Lancer schwieg und wandte sich nun grummelnd seinem Omelette zu. Assassin hingegen erhob sich von seinem Platz und sah noch einmal auf das Omelette. Er würde es wohl nicht mitnehmen. Schade eigentlich, denn über Essen konnte man wirklich gute Freundschaften schließen. „Ich werde meinem Master das mitteilen. Habt noch einen angenehmen Abend.“ Assassin wandte sich zum Balkon und verließ ihn so, wie er gekommen war. Ganz Ninjalike eben. Ich fragte mich wirklich, wer er war. Und ob ich es herausfinden würde. Denn sein Master und auch er, waren mehr als nur vorsichtig. Nicht zu viel preisgeben, nur das Nötigste. Vielleicht war die Menschenscheuheit des Masters nur eine Ausrede. Und selbst wenn nicht, würde sie vielen ein Problem bereiten. Oder aber sie würde das Problem von Assassins Master werden. „Wieso hast du zugestimmt?“ Ich sah Lancer an, der immer noch wütend auf den Bissen seines Omelettes herum kaute. „Uehara hat Recht. Ich bin ein blutiger Anfänger. Niemand wird ein Bündnis mit mir eingehen wollen. Umso verwunderlicher ist es, dass Assassins Master es will. Ich vermute, er hat es nicht unbedingt nur auf den roten Caster abgesehen, sondern vielleicht auch auf Archer. Wenn man bedenkt, dass er mich vielleicht schon seit einigen Tagen beobachtet, würde ihm das den Vorteil bringen, dass ich nahe an Archer herankomme und dass ich Informationen über den roten Rider habe. Zum Beispiel, dass ich sein Noble Phantasm kenne.“ „Tust du das denn?“ Ich grinste Lancer an. Und er schien zu verstehen. Und doch, ich wollte die Antwort nicht laut sprechen, denn das Handy auf dem Tisch, konnte unter Umständen verwanzt sein. Wahrscheinlich war es für Assassins Master eine Möglichkeit mit im Blick zu haben, ohne Assassin auf mich anzusetzen. Der Krieg hatte wahrscheinlich jetzt schon begonnen und ich hing meilenweit hinterher. „Also, wo willst du schlafen?“, fragte ich schließlich ganz unvermittelt und leerte die letzten Bisse von meinem Teller. „Es ist nur selbstverständlich, dass du das Bett bekommst, Master. Ich schlafe auf dem Boden.“ „Sicher? Der Teppichboden ist zwar flauschig aber... ich weiß nicht...“ Ich sah Lancer zweifelnd an und fand es schon schade, dass wir keine Couch hier stehen hatten. Aber in der Regel waren Love Hotels wohl nicht so ausgestattet, dass zwei Personen in getrennten Betten schlafen konnten. Das Herzbett zersägen konnten wir schon einmal nicht. „Ich bin es gewohnt. In einer Schlacht hat man auch nicht immer Feldbetten. Manchmal mussten wir tagelang auf offenem Gelände ausharren, in kleinen Zelten.“ Es klang wirklich hart und eher so, als wollte Lancer wirklich nur seiner Gewohnheit folgen. „Außerdem, du wirst alles Mana brauchen, dass du auffrischen kannst, Master. Du hast heute einiges verbraucht, oder nicht?“ Lancer sah mich streng an und ich errötete. Dabei hatte ich das doch nur klammheimlich getan. Es waren nicht einmal wirkliche Zauber gewesen. Es war lediglich die Übertragung von Mana gewesen. Auf Münzen, die ich ausgegeben hatte. Auf Fotoapparate, die ich zurück gegeben hatte. Auf einige Dinge im Laden, die ich mir ganz neugierig angesehen hatte. „Verbraucht würde ich es nicht nennen. Es ist mir stiften gegangen. Ich hab diesen ganzen Manafluss noch nicht unter Kontrolle.“ Misstrauisch sah Lancer mich an. Glaubte er mir nicht? Ich meine, ich war immerhin eine Magieanfängerin, da war es doch nur klar, dass ich meine Manaströme nicht vollständig unter Kontrolle hatte, oder? „Also gut. Ich nehme das Bett. Wenn du magst, mache ich aber Platz. Dann schlafen wir Rücken an Rücken.“ „Ich bevorzuge den Boden.“ Ich schmollte etwas über die Antwort von Lancer. Aber gut. Ich konnte ja nicht hoffen, dass er so schnell mit mir warm wurde.   **~~**   Ich hatte die Nacht im Bett genossen, auch wenn es viel zu groß für eine Person alleine war. Aber ich war große Betten alleine gewohnt. In meinem schlief es sich nicht anders, nur dass mein Kater mich regelmäßig weckte. Einmal um Fünf, dann um Sechs und schließlich um sieben. Wenn ich Pech hatte, hatte er auch mitten in der Nacht seine fünf Minuten. Aber das war eher seltener der Fall und wenn doch, wurde er vor die Wohnzimmertür verbannt. Das Frühstück war einfach gehalten. Etwas Joghurt, einen Cappuccino und einen Kräutertee. Lancer hatte den Kräutertee gewählt und für sich selbst einen Toast mit Marmelade bestrichen. Ich selbst wollte nicht so vermessen sein, weswegen ich nur den Joghurt nahm. Es war seltsam, denn in der Regel aß ich nicht viel, wenn ich zu Besuch war, oder jemand Unbekanntes in meiner Nähe saß. Ich wollte nicht so verfressen wirken. Noch dazu war Frühstück selten ein Thema für mich. Während wir aßen, schwiegen wir einander an, so dass es fast schon vorkam, als wäre der kleine Erfolg vom Vortag schon wieder dahin. Ich selbst wusste nicht einmal, worüber ich mit Lancer reden sollte, während die Musik des Radios auf uns nieder musizierte. Vielleicht war er sauer, dass ich Assassins Master für ein Bündnis angenommen hatte. Ich hätte es verstehen können, denn es war nicht unbedingt die klügste Entscheidung die ich getroffen hatte. Die Stille erreichte schließlich einen Punkt, der mir unangenehm wurde. Keine Ahnung wie Lancer das empfand, es war mir aber egal. Ich wollte nicht schweigen. Ich wollte nicht, dass die Stille zwischen uns beiden hing als wäre sie das Beil eines mordlüsternen Henkers. „Also... heute gehen wir ins Maid und Butler Café und fragen nach, ob sie unsere Dienste brauchen könnten. Ich denke mir, dass du gute Chancen hast einen Job zu bekommen. Wir sollten für den Fall der Fälle aber etwas machen, dass du bei dir trägst, während ich nicht in der Nähe bin und dass dich mit Mana versorgt.“ „Du hast deinen Manafluss nicht unter Kontrolle. So etwas zu erschaffen ist gefährlich für dich“, murrte Lancer und ich verdrehte die Augen. Er war wirklich ein Korinthenkacker. Immer hielt er mir meine Fehler vor ohne auch nur darüber nachzudenken, wie schwer mir das alles fiel. „Es ist unglaublich, dass du als Magierin der ersten Generation deinen Manafluss nicht kontrollieren kannst. In der Regel kann das jeder Magier ganz natürlich.“ „Ich bin halt etwas spezieller mit allen Dingen im Leben. Hör auf zu meckern. Das macht die ganze Sache auch nicht besser.“ Ich nahm einen Schluck von meinem Cappuccino und spürte es. Diesen prüfenden Blick von Lancer, der mir sagte, dass etwas nicht stimmte. „Master... du verschweigst mir doch nichts, oder?“ ich blickte über den Rand meiner Tasse zu Lancer. Hatte er mich wirklich schon durchschaut? War es zu auffällig gewesen? Nein. Unmöglich. Wie hätte er herausfinden sollen, dass ich nicht aus dieser Welt kam. Niemand hatte etwas dazu gesagt. Weder Assassin, was bedeuten konnte, dass er und sein Master nichts davon wussten, noch Archer, dem ich es offenbart hatte. Nicht einmal sein Master schien es zu wissen, was mir nur bewies, dass ich Archer wirklich vertrauen konnte, wenn es darauf ankam. „Nichts was von Relevanz für den Krieg ist. Zumindest glaube ich, dass es nicht relevant ist im Moment. Mach dir keine Sorgen. Ich werde es dir erzählen, irgendwann.“ Richtig, ich würde es ihm erzählen. Aber erst, wenn er mir vertraute. Wenn er mir zutraute wirklich überleben zu können. Oder wenn er mich als Master sah, den er akzeptieren konnte. Nicht früher und keinen Moment später. „Ich weiß manchmal wirklich nicht ob du dumm oder einfältig bist, Master. Aber gut, ich vertraue dir, dass du mir dieses Geheimnis erzählen wirst, wenn es wichtig erscheint.“   Es war der zweite Tag, den ich ganz allein unterwegs war und anders als zuvor war ich nicht ganz so orientierungslos. Ich hatte mir am Tag zuvor einige Läden und Schilder gemerkt, so dass diese mir als Wegweiser dienten. Zum Glück, denn mit Straßennamen konnte ich noch nie viel anfangen. Ich wusste immer nur wo was stand, ohne die Straße zu wissen. Es war mir so ein leichtes das Maid und Butler Café wieder zu finden, denn es stand nicht unweit von dem kleinen Merchandise Geschäft, dass ich mir vorgenommen hatte, unbedingt mal anzusehen. Und doch stand ich unsicher vor dem Café. Zweifel machten sich breit. War es richtig es zu versuchen? Ich sah nun nicht gerade japanisch aus. War es richtig Lancer als einen Butler dort anmelden zu wollen? Ich wusste es wirklich nicht. Ich wusste nur, dass ich unbedingt Geld brauchte, wenn ich weiter kochen und auch Klamotten für Lancer besorgen wollte. „Was zögerst du, Master?“, fragte Lancer schließlich, als er bemerkte, dass ich schon viel zu lange vor der Tür stand ohne einen Schritt zu machen. Ich sah ihn an, unruhig, unsicher und fragte mich, ob ich meine Ängste und Sorgen teilen sollte. Würde er mir helfen können? „Ich überlege nur, ob das Gehalt hier reichen würde. Für eine Nacht brauchen 15000 Yen. Das heißt wir müssen in den nächsten drei Tagen genug verdienen um mindestens drei weitere Tage finanzieren zu können. Und mehr, um dir Sachen und Essen zu holen.“ „Du wirst es nicht erfahren wenn du nur hier stehen bleibst.“ ich seufzte, denn wirklich ermutigend waren seine Worte nicht. Und doch hatte er Recht. Meine Sorgen die ich mitteilte, waren nicht mehr als Ausreden, Ängste, die mich daran hindern wollten, es zu versuchen. Dafür war aber in dieser Welt kein Platz. „Schon gut, schon gut.“ Ich wollte gerade nach dem Türgriff greifen, als das Handy in meiner Hosentasche vibrierte. Ich hatte das Handy von Assassins Master geladen, angeschaltet und auf Vibration gestellt. Immerhin sollte dieses Mittel die Kommunikation zu Assassins Master, meinem zeitweiligen Verbündeten führen. Ich ließ von der Tür ab und zog stattdessen das Handy aus der Tasche. Es war eine SMS geschrieben von Jemanden namens „S. Sassin“ Ich musste schmunzeln denn irgendwie war das eine komische Art und Weise sich selbst als Master zu outen ohne mehr von sich preis zu geben. „Es fehlt nur noch der schwarze Rider. Letzte Nacht wurden die meisten Servants beschworen. Die rote Fraktion wird nicht länger warten. Auch wenn die schwarze Fraktion nicht vollständig ist. Sie werden es als ihre Gelegenheit sehen diesen Krieg so schnell wie möglich zu beenden.“ Diese Nachricht machte nicht gerade Hoffnung. Gleichzeitig fragte ich mich, warum der Master vom schwarzen Rider so lange wartete. Hatte er vielleicht Probleme? Oder waren die Befehlszauber noch nicht vergeben worden? Eigentlich war dies eine Nachricht, die mir Sorgen bereitete. „Wissen Sie wer die anderen Master sind? Ich würde sie gerne kennenlernen. Ich meine die schwarzen Master“, schrieb ich ohne lange nachzudenken. Informationen. Ich brauchte jetzt gerade dringend mehr davon. Ich musste wissen, worauf ich mich einließ und womit ich arbeiten musste. „Was schreibt Assassins Master?“, wollte Lancer wissen, der scheinbar nicht so vermessen gewesen war einfach die Nachricht über meine Schulter hinweg zu lesen. „Die anderen Servants der roten Fraktion sind erschienen und einige aus unserer. Es fehlt nur noch unser Rider. Allerdings warnt Assassins Master uns. Die roten könnten nun in Action treten und Jagd auf die schwarze Fraktion machen. Ich persönlich finde es besser, wenn wir auch die anderen Master unserer Fraktion kennenlernen. Oder jemanden haben, der in die Rolle des Anführers schlüpft. Wenn wir ein unkoordinierter Haufen bleiben, sind wir Freiwild.“ „Das wird nicht jeder so sehen. Archers Master zum Beispiel. Und wer weiß, den roten geht es vielleicht nicht anders.“ Ich schüttelte den Kopf. Denn ich wusste, dass es den Roten ganz und gar nicht so gehen würden. „Sie haben Aurelia. Diese Frau hat bewusst Archer und Rider zum Tee eingeladen. Sie wird die anderen Master ihrer Fraktion suchen.“ Nur zu gut erinnerte ich mich an die alte Frau. Und je mehr ich an sie dachte, desto suspekter erschien sie mir. Die Art wie sie gesprochen hatte, wie schnell sie reagierte hatte, als sie meine Befehlszauber entdeckt hatte... Das alles... sagte mir, dass Aurelia gefährlich war. „Diese Frau besitzt Saber. Sie gehören zu der stärksten Klasse. Wir sollten also mindestens den schwarzen Saber und seinen Master ausfindig machen.“ „Die Frage ist nur, wie wollen wir das anstellen? Bisher haben dich die Servants oder Master gefunden“, erklärte Lancer und sah mich ernst an. Er hatte recht. Bisher war ich immer gefunden worden. Doch... warum sollte man das ändern. Ich grinste und sah Lancer vielsagend genug an, dass er bereits ahnte, dass ihm meine nächsten Worte nicht gefallen würden. „Lust Geld zu verdienen, während wir Zielscheibe spielen?“ „Du willst doch nicht wirklich...“, murrte er und verzog die Augenbrauen so, dass er sehr streng wirkte. Ich nickte. „Oh doch. Zeit alle mal zu unserer Show einzuladen.“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)