Fate/Defragment von Erenya ================================================================================ Kapitel 5: Schwarzer Lancer --------------------------- Die Nacht war viel zu kurz und als ich erwachte, fühlte ich mich immer noch erschlagen. Der Manaverbrauch vom Vortag war einfach zu groß gewesen und doch wollte ich dem Drang widerstehen, meine Manabatterien anzurühren. Ich hatte aber nicht die Zeit darüber nachzudenken, wie ich meine Manapunkte schnell wieder auffüllen konnte. Denn immerhin hatte ich einen Schatz bei mir. Den Stoffgürtel, den ich am Abend zuvor mit Archer besorgt hatte. Ein Lächeln huschte mir über die Lippen, als ich über den Stoff strich. Mein erstes Abenteuer hatte ich irgendwie überstanden. Archer hatte es meine Feuerprobe für den heiligen Gralskrieg genannt. Und selbst benotet, dass ich mich gut geschlagen hatte, auch wenn wir beide etwas schwerere Umstände hatten. Den Rest des Abends hatten wir ausklingen lassen, indem wir uns in einen Park zurückgezogen hatten. Dort konnte ich mich etwas ausruhen und mit ihm reden, wobei er mir davon erzählte, wie seine Kindheit gewesen war. Er hatte von Hektor persönlich das Kämpfen gelernt, auf eine spielerische Art und Weise und doch war schon frühzeitig klar geworden, dass ihm das Bogenschießen mehr lag. Man konnte aus seinen Worten die Liebe und Bewunderung für seinen Bruder hören und erneut hatte ich an diesem Abend eine weitere Seite von Archer kennengelernt. Danach hatte er mich ganz Gentlemen-like nach Hause gebracht, wobei ich mich förmlich wie eine Diebin auf den Dachboden zurückgezogen hatte, um niemanden zu wecken. Es hatte sich gelohnt, auch wenn ich immer noch nicht wusste, was für einen Heldengeist ich mit diesem Stoffgurt beschwören würde. Es war mir egal, wer es sein würde, aus welcher Zeit oder welcher Art. Ich wollte nur noch, dass er mich respektierte, selbst wenn ich als Magieranfängerin eine absolute Niete war. „Bald...“, flüsterte ich, als würde ich mit dem Gurt reden wollen. Als würde darin der Heldengeist ruhen, den ich beschwören wollte. Doch dafür musste noch einiges getan werden. Ein paar Erledigungen und Vorbereitungen. Ein Beschwörungskreis zum Beispiel. Ein Ort wo ich es in aller Ruhe erledigen konnte. Dazu noch etwas Kreide, keine Hühner so wie es Waver getan hatte. Ich wollte meinen Beschwörungskreis nicht unbedingt mit Tierblut malen. Es musste doch auch ohne gehen, oder? Dennoch, mir fehlte die Beschwörungsformel und ich kannte nur eine Person, die sie mir geben konnte. Ja, ich hatte nicht die Zeit untätig im Bett liegen zu bleiben. Auch wenn ich müde war, erhob ich mich aus meinem Nachtlager und griff nach dem Stoffgurt. Ich musste es Waver unbedingt mitteilen. Und Rider. Auch wenn ich ihnen besser nicht erklärte, woher ich diesen Katalysator hatte und vor allem, wer mir bei seiner Beschaffung geholfen hatte. Ich stolperte fast schon euphorisch die Treppen runter und konnte dort auch schon in die verwunderten Gesichter von Rider und Waver sehen. Doch nicht nur sie, auch die MacKenzies schienen überrascht und bei ihnen allen gab es nur eine Frage, die unausgesprochen im Raum schwebte. „Erenya, du bist gestern spät nach Hause gekommen. Hattest du einen schönen Abend?“ Ich nickte und setzte mich an den Platz, der für mich bestimmt war. Das Lächeln auf meinen Lippen schwand immer noch nicht, was wohl daran lag, dass ich für den Moment einfach nur glücklich war. „Jap. Er war ereignisreich aber schön. Und ich habe im Prinzip das erreicht was ich wollte.“ Frau MacKenzie lächelte fröhlich und goss mir etwas Kaffee in eine Tasse. Sie reichte mir die Milch, so dass ich meinen Kaffee nach belieben aufwerten konnte. Zum Glück war nur die halbe Tasse mit Kaffee gefüllt, denn die andere Hälfte wurde mit Milch und Zucker gefüllt. „Das klingt sehr gut. Es freut mich, dass du in deiner kurzen Zeit in Japan doch Spaß hast, Erenya.“ Auch Herr MacKenzie schien wirklich froh zu sein. Er lächelte mich warm an und ich fragte mich, ob er bereits wusste, dass ich keine Enkelin von ihm war. Und ob er nur nichts sagte, weil ich nicht gefährlich wirkte oder vielleicht auch ein wenig zum Glück seiner Frau beitrug. „Waver, Alexander, ich müsste nach dem Frühstück mit euch sprechen. Habt ihr Zeit oder habt ihr schon was vor?“ Da wir drei nur vor gaben zu Besuch zu sein, mussten wir immer wieder so tun, als wüssten wir nichts von den Plänen des jeweils anderen. „Das trifft sich gut. Auch wir haben dir noch ein paar Neuigkeiten zu berichten“, erklärte Rider und ich nickte. Es war wie ein stummer Code den wir austauschten. Ich nippte an meinem Kaffee und überlegte, was sie mir wohl sagen würden. Doch mit Sicherheit, hatte es etwas mit dem weiteren Verlauf des heiligen Gralkrieges zu tun.   Ich hatte den Gurt vor ihnen auf den Boden gelegt und ernst sahen sie auf das Stück Stoff, auf das ich wirklich stolz war, in diesem Moment. „Das soll das Relikt sein?“ Ich nickte und beobachtete, wie Waver den Gurt nahm und sich ganz genau ansah. Waver schien ihn wirklich von allen Ecken zu begutachten. Ich hoffte natürlich, dass er etwas mehr darüber erfuhr, vielleicht sogar schon mal von dem Gurt gehört hatte oder dergleichen. „Seide... Gut erhalten. Ich vermute mal, dass es für einen Schwerthalfter diente. Mh... wer auch immer das besessen hat, muss aus einer Zeit kommen, in der noch mit Schwertern gekämpft wurde.“ Das waren nicht gerade viele Informationen. Eigentlich keine großen. Ein Seidengurt eben. „Vielleicht solltest du Aurelia fragen. Sie scheint sich mit solchen Dingen auszukennen.“ Mir passte nicht, was Waver da vorschlug, auch wenn er wohl Recht hatte. Aurelia war alt genug um vielleicht mehr zu wissen. Doch erneut wollte ich ihr keine Möglichkeit geben, in ihrer Schuld zu stehen. „Also eines können wir schon einmal ausschließen. Ich werde damit keinen Saber beschwören können. Die Archer-Klasse fällt auch raus. Bleiben also nur noch Lancer, Assassin und Rider, oder?“, fragte ich und sah zu Rider der die Arme verschränkte und nickte. „In der Tat, es ist nicht selten, dass ein Rider ein Schwert benutzt, so wie ich. Dasselbe gilt für Assassin und Lancer. Allerdings, könnte das ein knappes rennen werden. Der Bursche und ich waren gestern Abend auf der Suche nach den anderen Mastern und haben dabei einen Berserker gefunden. Er sah aus wie einer dieser Wikinger, die man in den Geschichtssendungen der Zauberkiste sehen kann. Doch er war nicht allein. Bei ihm war ein gut gebräunter Herr, mit einer Lanze. Daher gehen wir davon aus, dass es sich um Lancer handelte.“ Ich schluckte schwer. Denn mir wurde nun bewusst, wie sehr die Zeit drängte. Ich musste unbedingt meinen Servant beschwören, bevor ich mit einer Klasse zurück blieb, die gar nicht zu mir passte, oder von der ich nicht wusste, ob ich die Fähigkeiten des Servants wirklich gut nutzen konnte. „Der Gurt könnte auch einem Caster gehören. Es gab Magier die hatten rituelle Waffen. Dolche, Schwerter so etwas eben. Ebenso würde ich Berserker nicht ausschließen. Nach den Daten deiner Liste zu urteilen, waren da auch Schwertkämpfer dabei.“ Ich verschränkte die Arme und musste gestehen, dass Waver Recht hatte. Ich konnte wahrscheinlich keine der verbliebenen Klassen ausschließen, auch wenn ich ehrlich hoffte, dass der Gral keinen perversen Humor besaß und mich mit einem Berserker zusammen tat. „Hast du eine Vorliebe für einen Servant?“, fragte Waver schließlich und nahm ein Buch unter seinem Bett hervor, von dem ich wusste, was es war. Das Buch, aus dem er die Informationen über den heiligen Gralskrieg bekommen hatte. „Ich denke, auch wenn es egoistisch gedacht ist, dass ein Lancer vielleicht noch am besten geeignet wäre um für meinen Schutz zu sorgen. So als Mitglied der Rittersparte. Allerdings denke ich, dass auch ein Rider nicht zu verachten ist. Wenn ich mir so die Rider angucke, die in den Zeitlinien gekämpft haben, hatten alle was auf dem Kasten.“ „Hättest du jetzt Berserker gesagt, hätte ich dir gesagt, wie du die Beschwörung ergänzen musst. Aber da du scheinbar keinen willst, ist das nicht nötig. Dabei hätte dein Servant, wenn er der Berserker-Klasse entspräche gleich höhere Werte.“ Ich schüttelte sofort den Kopf und sah Waver ernst an. Unter keinen Umständen wollte ich einen Berserker beschwören. Sie sprachen selten, und neigten dazu durchzudrehen. Abgesehen von Frankenstein, die recht besinnlich in Apocrypha gewesen war. Doch auf soviel Glück konnte ich nicht hoffen. Und ich wollte keinesfalls meine Befehlszauber dafür aufgeben, meinen Berserker zur Ruhe zu mahnen. Nein. Das war absolut nicht die Klasse die ich brauchte. „Mädchen, du solltest verstehen, dass egal welchen Servant du beschwörst, er dir nicht weiter helfen wird, wenn du dich nur hinter ihm versteckst. Dieser Krieg wird dich früher oder später aufs Schlachtfeld zwingen. Daher solltest du dir klar sein, dass du besser gleich von Anfang an deine Schlachten gemeinsam mit deinem Servant schlägst.“ Ich wusste, dass Rider Recht hatte. Wenn ich den Respekt meines Servants wollte, sollte ich bereit sein, an seiner Seite zu stehen und ihn zu unterstützen und sei es nur moralisch. Und dennoch, an mir nagte die Unsicherheit. „Was ist... wenn mein Servant mich nicht als Master akzeptieren kann. Ich meine als Magieranfängerin bin ich sicher nicht sonderlich nützlich für ihn im Kampf. Ich habe ehrlich Angst, was passiert, wenn ich ihn beschwöre und es am Ende umsonst ist.“ „Das ist in der Tat eine Gefahr. Dadurch dass wir nicht wissen, wen du mit diesem Gurt beschwören kannst, ist es schwer abzuschätzen, wie der Servant sein wird. Aber, zur Not hast du die Befehlszauber. Wenn er gleich zu Beginn Ärger macht, kannst du einen Befehlszauber benutzen um ihn zum gehorsam zu zwingen.“ Ich sah auf meine Hand und dachte nach. Rin hatte das bei Archer gemacht, aber das war nicht die Art, wie ich mit meinem Servant klar kommen wollte. Ich wollte keinen Befehlszauber benutzen, damit er auf mich hörte. „Erst einmal solltest du dir nicht zu viele Gedanken machen. Wer weiß, vielleicht geht alles gut und dein Servant wird sich als sehr begeistert zeigen. Das kann man vorher nie wissen. Wir sollten darüber nachdenken, wenn es soweit ist. Die Frage ist doch, wann willst du die Beschwörung machen?“ Rider hatte Recht. Mir jetzt schon Sorgen zu machen, bevor ich überhaupt den nächsten Schritt gegangen war, war sinnlos. Viel mehr sollte ich mich einfach auf die Beschwörung konzentrieren. „Weißt du schon, wo du die Beschwörung machen willst? Hier in der Nähe gibt es eine Leyline und dort kannst du die Beschwörung sicher durchführen. Vielleicht ist mein Beschwörungskreis noch dort.“ Ich wusste, das Waver es nur gut meinte. Eine Leyline zu benutzen um eine Beschwörung zu tätigen, war positiv. Die magische Kraft, die durch diese zog, konnte die Beschwörung begünstigen. Und doch, ich wäre mir wie ein mieser Cheater vorgekommen. „Ich brauch einfach ein Bild des Kreises und die Formel. Um den Rest kümmere ich mich.“ Waver seufzte und schüttelte den Kopf. „Du bist wirklich verdammt stur. Aber gut. Ein Tipp noch. Führe die Beschwörung an einem Ort durch, an dem du dich wohl fühlst. In dem Buch steht, dass es die Beschwörung begünstigt, wenn der Magier sich wohl fühlt und einen angenehmen Gemütszustand hat. Ich werde dir die Formel mitgeben, du solltest sie den Tag über auswendig lernen.“ Ich nickte und beobachtete Waver dabei, wie er ein Blatt Papier und einen Stift nahm. Ich war gespannt zu sehen, wie die vollständige Beschwörung aussah, denn im Anime hatte ich sie immer nur Stückweise gesehen. Ich war mir nicht einmal sicher, ob die Bruchstücke Teil einer gesamten Beschwörung waren oder individuelle Zeilen des jeweiligen Magiers. Fakt war, ich brauchte erst einmal alle möglichen Mittel, um überhaupt die Beschwörung durchführen zu können.   „Ein Schwur soll geleistet werden. Ich werde die Tugenden des Himmels erlangen. Ich werde die Herrschaft über alles Böse der Hölle erringen.“ Ich hatte mich gerade in ein Cafè zurückgezogen und sah mir das Blatt an, auf dem mir Waver die Beschwörung aufgeschrieben hatte. Sie wollte einfach nicht in meinem Kopf gehen, was wahrscheinlich daran lag, dass es sich einfach nicht reimte. Selbst in der Schule fielen mir reimende Gedichte wesentlich leichter als jene die keinen Reim enthielten. Ich fragte mich sogar, ob ich vielleicht die Beschwörung umschreiben konnte, einfach um besser zurecht zu kommen. Doch ich verwarf den Gedanken. Ich konnte bei vielen Dingen in dieser Welt herum fuschen, aber nicht in die Beschwörung. Mir blieb also nichts anderes übrig als ihn wieder und wieder zu lesen, während ich einen Cupcake genoss. Immerhin musste ich mich nicht mehr darum sorgen, dass ich etwas brauchte um den Kreis zu malen. Ich hatte mir rote Kreide besorgt und hoffte, dass sie ihr übriges tun würde. Ebenso hatte ich den Gurt in meiner Tasche, denn heute Nacht, so hatte ich es entschieden, würde ich nicht so schnell zum Haus der MacKenzies zurückkehren. Heute Nacht, wenn die Uhr null schlug, würde ich die Beschwörung durchführen, an dem Tempel, an dem ich die letzten Tage trainiert hatte. „Dennoch sollst du mir dienen mit deinem unerschütterlichen Willen. Von den sieben Himmeln gesandt. Gebunden von den drei großen Worten der Macht.“ Wieder und wieder rezitierte ich die Zeilen. Vielleicht blieb ja doch irgendetwas davon in meinem Kopf. Ich musste am Ball bleiben. Durchhalten. Die Belohnung würde am Anfang des nächsten Tages auf mich warten.   Ich hatte wahrscheinlich drei Anläufe gebraucht um den Kreis zu ziehen. Logik für solche Dinge war noch nie meine Stärke gewesen. Ich hatte den Kreis mehrfach verschmiert, wodurch ich natürlich wieder von vorne hatte anfangen müssen. Erst Versuch Nummer drei hatte mit Klar gemacht, dass ich besser von Innen nach außen Zeichnete. Die Größe dabei war nicht vorgegeben. Zum Glück. Da ich in Zeichnen eine absolute Niete war, musste ich mir besonders viel Mühe geben. Immer wieder sah ich auf die Zeichnung, die mir Waver gemacht hatte, einfach um sicher zu gehen, dass ich die Symbole an die richtige Stelle setzte. Noch dazu war es im dämmrigen Licht nicht sonderlich leicht, alles zu sehen. Aber gut, diese Hindernisse hatte ich mir ja selbst gemacht. Ich hätte auch in einem gut beleuchteten Park die Beschwörung vorbereiten können und doch, ich hätte mich dabei nicht wohl gefühlt. Die Tatsache, dass dort sicher der ein oder andere Bewohner vorbei kam, auch spät in der Nacht, hatte mich daran gehindert, dass überhaupt in Betracht zu ziehen. Den Tempel hingegen kannte ich besser. Hier hatte ich mein Training in Ruhe durchführen können. Außer Archer tauchte auf. Aber noch waren die Bäume Archerlos. Was hatte ich eigentlich gehofft? Dass er doch da war? Wozu? Ich schüttelte den Kopf und konzentrierte mich auf die letzten Striche des Beschwörungskreises. Er war vollendet und bereit für die eigentliche Beschwörung. Nun, fast, denn die Uhrzeit entsprach noch nicht dem, was ich geplant hatte. Nichts desto trotz platzierte ich den Gurt auf einer Erhöhung vor dem Kreis. Immer noch fragte ich mich, wen ich damit beschwören würde. Wie würde er auf mich reagieren? Wie wollte ich, dass er auf mich reagierte? Ich ließ mich auf den Boden nieder und zog einen Block aus meiner Tasche. Ich musste die Zeit totschlagen. Irgendwie. Am besten ohne in eine dumme Gedankenspirale zu geraten. Denn wenn das passierte und meine Zweifel die Oberhand gewannen, war die Beschwörung gefährdet. Und doch, eines Gedanken konnte ich mich nicht verwehren. Was hatte der heilige Gral sich dabei gedacht, jemanden wie mich zu beschwören? Was erwartete er? Was sollte meine Rolle sein? Sollte ich wirklich nur als Master in diesem blutigen Krieg fungieren? Es gab so viele Fragen, die sich auftaten und ich kannte nicht einmal eine Person, die eine Antwort wusste. Ich wusste nicht einmal, ob ich eine Antwort im Krieg finden würde. Ich schüttelte die letzten Fragen ab und nahm meinen Stift zur Hand. Irgendwas schreiben... das würde sicher helfen. Das half in meiner Welt immer. Meine Blicke waren auf das leere Papier gehaftet. Eine Idee. Ich brauchte einfach nur eine kleine Idee, die sich selbst entwickeln würde. Ich dachte nach. Doch es ergab sich keine brauchbare Idee. Mein Kopf war wie leer gefegt. Stattdessen drifteten meine Gedanken immer wieder zur Beschwörung ab. Doch die Zeit verging nicht. Sie schien sogar förmlich stehen zu bleiben. Dabei wollte ich wissen wer es war. Welcher Servant würde an meiner Seite sein. Ich biss mir auf die Unterlippe. Der Kampf zwischen, es sofort heraus finden und wie geplant zu warten, war entfacht. Geduld war an manchen Tagen echt nicht meine Stärke, auch wenn sie als Tugend galt. Vielleicht war es auch nur der Autor in mir, der einfach wissen wollte wie es weiterging. Durch warten, würde ich das so schnell nicht erfahren. Ein Seufzen kam mir über die Lippen. Hätte ich wenigstens eine Begleitung hier gehabt, so hätte ich eine Ablenkung bekommen. Aber ich war ganz allein an diesem Ort. Kein Waver, kein Rider, kein Archer. Nur ich und das Relikt, dass mein Schicksal besiegeln würde. Eine Träne rann verstohlen meine Wange hinab. Mir wurde erst bewusst, dass ich sie weinte, als ein sanfter Windzug meine Wange abkühlte. Sofort wischte ich die Träne fort und versuchte mit dem Ärmel meines Oberteils die nasse Spur zu trocknen. Doch gleichzeitig wurde mir eines wieder klar. Das hier war kein Traum. Das war meine Realität. Und das Schlimmste daran war, ich konnte hier wirklich sterben, wenn ich eine falsche Bewegung machte. Nicht einfach nur, weil mich vielleicht ein Auto anfuhr, oder weil ein Idiot mit Waffe um ich ballerte... ich konnte hier sterben, weil ich ein Master war. Ich... war eine Zielscheibe. Solange diese Befehlszauber auf meiner Hand prankten, würde ich jeden Tag um mein Leben fürchten müssen. Egal wer mein Servant werden würde. Rider hatte Recht, ich würde mich nicht hinter ihm verstecken können. Unter keinen Umständen konnte ich so überleben. Und doch... was sollte meine Strategie sein? Sollte ich mich vielleicht der Fraktion anschließen, der ich angehören würde? Selbst wenn sie die Gegner von Waver und Rider werden würden? Kannte ich denn überhaupt schon einen Servant aus der schwarzen Fraktion? Gehörte Archer vielleicht dazu? Mein Herz schmerzte bei diesen Gedanken. Es gab soviel das ich durchstehen musste, sobald ich den Servant beschwor. Wenn ich es tat, gab es kein zurück mehr. Außer ich übertrug meine Befehlszauber auf jemand anderes. Aber das wäre doch Verrat an meinen Servant oder nicht? Ich war überfordert. Wusste nicht was ich tun sollte und alles was ich wollte war, aufwachen, von meinem Kater vor Hunger angebrüllt werden und wissen, dass dies nur ein Traum gewesen war. Wunschdenken. Das war es. Zu denken es könnte noch ein Traum sein. Ich hielt es nicht mehr aus und spürte die Tränen fließen. Immerhin hier konnte mich keiner weinen sehen. Hier konnte mich niemand hören.   Ich brauchte einige Zeit um mich zu beruhigen. Mein Kopf schmerzte, was ich dem Geheule zu verdanken hatte. Doch ich fühlte mich emotional ein wenig besser. Auch wenn meine Augen wahrscheinlich aufgequollen wie kleine Hefekuchen waren. Ich konnte nun nur noch hoffen, dass dies kein falsches Bild bei meinem Servant hinterließ. Und doch, es gab kein zurück mehr. Alle Zweifel die ich hatte, musste ich für diesen einen Moment runter schlucken. Sie durften nicht existieren. Ich erhob mich von meinem Platz und streckte die linke Hand aus, auf der ich die Befehlszauber trug. Es war 23:59 Uhr. Zeit einen Servant zu beschwören. Auch wenn mein Kopf schmerzte, spürte ich die Sicherheit, dass es mir gelingen würde. Die Worte ruhten in meinem Kopf.   „Lass Silber und Stahl die Essenz sein Lass Stein und den Erzherzog der Verträge das Fundament sein Lass es meine Farbe sein.“   Auch wenn ich nicht wusste, was meine Fraktion war, so hatte Waver doch eine Möglichkeit gefunden, dieses Problem zu beheben. Er hatte mir erklärt, dass sie eine Art Vision hatten, welcher Fraktion sie angehört waren. Mir hingegen war diese Vision nicht erschienen. Ich konnte also nur darauf bauen, dass mein Servant mir erklären würde, was meine Fraktion war. Es schien sogar zu funktionieren, denn roten Kreidelinien leuchten in einem schwach Rot auf und ermutigten mich nur noch mehr jetzt nicht aufzugeben.   „Ich zahl den Tribut Lass sich eine Mauer gegen den Wind erheben der aufkommt Lass die vier Tore der Kardinäle geschlossen Lass die gespalte Straße der Weg zur Krone Füll es, füll es, füll es, füll es, füll es sag es fünf mal brich es entzwei, sobald es gefüllt ist Lass es jetzt verkündet sein Dein Fleisch wird mir dienen Und mein Schicksal wird von deinem Schwert besiegelt Erhöre den Ruf des heiligen Grals Antworte, wenn du dich diesem Willen und dieser Wahrheit unterwirfst. Ein Schwur soll geleistet werden Ich werde die Tugenden des Himmels erlangen Ich werde die Herrschaft über alles Böse der Hölle erringen dennoch sollst du mir dienen mit deinem unerschütterlichen Willen“   Der Spruch glitt mir förmlich über die Lippen, während der Beschwörungskreis in einem immer kräftigeren Rot leuchtete. Auch wenn es keine Reime waren, hatte ich keine Probleme damit ihn zu rezitieren. Es fehlte nicht mehr viel und die Beschwörung war vollständig. Und doch, hatte ich plötzlich eine Eingebung. Worte, die wie von selbst in meinen Geist fanden und an deren Richtigkeit ich nicht einmal zweifelte.   „Erhöre mich, du deren Tugenden den meinen gleicht Mein Geist soll, die Länge deiner Waffe sein Von den sieben Himmeln gesandt gebunden von den drei großen Worten der Macht Trete hervor aus dem Kreis der Herrschaft Beschützer der heiligen Balance!“   Die letzten Worte, die einem Befehl glichen, entfesselten ihre Macht. Das Leuchten des Kreises wurde so strahlend, dass es mich blendete. Doch nicht nur der Beschwörungskreis leuchtete auf, die Befehlszauber auf meinem Handrücken leuchteten ebenfalls. Sie brannten, in einer nicht schmerzhaften Weise, doch ich spürte wie es wärmer wurde. Mein ganzer Arm schien von dieser Wärme erfüllt und es fühlte sich an, als wenn eine große Last ihn auf einmal beschwerte. Es dauerte nicht lange, als eine Gestalt im Kreis erschien. Groß gewachsen, mit rot loderndem Haar. Gekleidet war er in traditioneller, japanischer Kleidung. Als Oberteil einen weißen Kataginu mit roten Schnürren zur Bindung. Nicht gerade die beste Rüstung, denn der Rest seines Oberkörpers war, abgesehen vom dem Verband an seinem Bauch, vollkommen nackt. Immerhin trug er einen grauen Hakama, so dass man wirklich sagen konnte, dass er angezogen war. Seine goldbraunen Augen sahen ernst an und schienen zu wissen, wer ich war. Kaum dass das Leuchten verloschen war, ging er auf die Knie und neigte sein Haupt vor mir. „Euren Ruf folgend, bin ich hier, der schwarze Lancer. Mein Schicksal liegt in eurer Hand und meine Klinge soll die eure sein.“ Ich wusste nicht was ich erwidern sollte, aber ich war geschockt, als ich wirklich wahrnahm, wer hier vor mir stand. Dieser Mann, dieser Servant, das war doch wohl schlechter Scherz vom heiligen Gral, oder? Wie konnte er... wieso? „Wenn Ihr mein Master seid, so nennt mir euren Namen“, forderte mein Servant schließlich, als er bemerkte, wie ich ihn einfach nur anstarrte. Er rüttelte mich damit aus meiner Schockstarre und holte mich in meine neue Realität zurück. „Richtig. Ich bin Erenya Tailor. Dein Master. Danke, dass du meinen Ruf gefolgt bist Lancer. Verrätst du mir, welcher Heldengeist du bist?“ Vielleicht hatte ich einfach die Hoffnung, dass es doch nicht vollständig der war, für den ich ihn hielt. „Harada Sanosuke. Ich war zu Lebzeiten ein Mitglied der Shinsengumi und der Kapitän ihrer zehnten Einheit.“ Also doch. Ja, der heilige Gral schien wirklich einen seltsamen Humor zu besitzen. Vor mir stand Harada Sanosuke. Und er sah nicht einfach wie irgendjemand aus, sondern wie die Figur aus der Hakuouki-Serie. War ich vielleicht der Grund? Hatte ich unbewusst das als seine hiesige Form festgelegt? „Also Master, wie wollt ihr diesen heiligen Gral Krieg gewinnen? Was ist eure Strategie?“ Er fackelte nicht lange, als er erfahren wollte, wie ich diesen Krieg führen wollte. Durch und durch ein Kämpfer eben. Das würde ein harter Brocken werden. „Ich weiß es ehrlich nicht. Ich dachte mir, wenn ich dich beschworen habe, können wir gemeinsam darüber nachdenken. Einen Weg finden, wie wir unsere Fähigkeiten effizient einsetzen können.“ „Effizient? Dann erkläre mir, was deine Fähigkeiten sind. Wie mächtig ist deine Magie, Master? Hast du irgendwelche Spezialisierungen? Wie lange seid ihr schon eine Magierin?“ Lancer hatte wirklich viele Frage und ich konnte es ihm nicht verübeln. Er würde immerhin für mich in diesem Krieg kämpfen. Da war es nur verständlich, dass er auch wissen wollte, wo die Fähigkeiten seines Masters lagen. „Ich habe erst vor kurzem mit der Magie angefangen. Aber solange ich genug Mana habe, kann ich dir auf die ein oder andere Weise sicher helfen.“ Ich wusste, dass es nicht sonderlich positiv klang und ich hielt auch ein paar Dinge vor ihm geheim. Vielleicht hatte der heilige Gral ihm bereits das Wissen über meine Herkunft gegeben. Immerhin war er mein Servant. „Ein Anfänger wagt sich in eine blutige Schlacht? Ohne Ahnung von Magie oder wie ein Krieg ist... das ist... lächerlich. Du solltest dich aus diesem Krieg zurückziehen. Sonst wirst du verletzt. Verlass dich nicht darauf, dass ich dein Leben immer beschützen kann.“ Er fand wirklich deutliche Worte auf das, was ich ihm offenbart hatte. Ich wusste, dass Lancer Recht hatte und doch, es tat weh diese Worte von ihm zu hören. Das Bild des Harada Sanosuke zerschlagen zu sehen, den ich aus Hakuouki kannte. Er mochte zwar wie er aussehen, aber er war es nicht. Er war der wahre Heldengeist und nicht einfach eine Animefigur. „Du bist ganz schön grob zu deinem Master. Gib ihr erst einmal eine Chance, bevor du ihr jegliche Chancen auf einen Sieg absprichst.“ Sowohl Lancer als auch ich sahen zu den Bäumen auf, als wir die Stimme vernahmen. Ich fragte mich, wie lange Archer dort schon gesessen hatte. Aber scheinbar lange genug, um zu hören wie die erste Begegnung von mir und Lancer ablief. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)