Fate/Defragment von Erenya ================================================================================ Kapitel 2: Gralswerkzeug ------------------------ Mein Blick war auf das Pflaster gerichtet, während ich ein paar Möhren für ein Curry schnitt. Die Kartoffeln waren geschnitten, ebenso das Fleisch, dass bereits in einer Pfanne kurz angebraten worden war. Zwei geschälte Zwiebeln lagen noch vor mir und doch... Ich konnte mich nicht richtig konzentrieren. Mein Finger schmerzte, was an dem Schnitt lag, den ich mir selbst zugefügt hatte. Also kein Traum. Diese Gewissheit sickerte immer selbstsicherer in mein Bewusstsein. Damit blieb nur die Theorie, dass ich gerufen wurde, vom heiligen Gral. Doch wozu? Wenn nicht als Servant, wofür dann? Ein zweites Mal an diesem Tag, sah ich auf die Handrücken meiner beiden Hände. Keine Befehlszauber. Also war ich auch nicht dazu bestimmt ein Master zu sein. Doch wozu war ich dann hier? Ruler konnte ich ausschließen. Den schienen Rider und Waver bereits kennengelernt zu haben. Was für Rollen konnte es sonst noch in einem heiligen Gralkrieg geben? Ich warf die Möhren zusammen mit den Kartoffeln in einen Topf, in dem ich bereits etwas Brühe angesetzt hatte. Die Möhren und Kartoffeln würden länger kochen müssen. „Welch lieblichen Düfte kommen aus dieser Küche.“ Ich sah auf zu Rider, der einen Stuhl in die kleine Kochnische trug und ihn in meiner Nähe platzierte, bevor er sich setzte. „Ich kann ein Fenster öffnen, wenn es zu stark riecht.“ „Nein nein, es ist alles gut. Die Großeltern sind noch außer Haus und der Bursche studiert in seinem Zimmer den Archer Paris. Er scheint davon auszugehen, dass Archer zur schwarzen Fraktion gehört. Wie denkst du darüber, Mädchen?“ Ich nahm mir ein paar Lauchzwiebeln und begann diese zu schneiden, während ich darüber nachdachte. An Paris, an seine Worte. Das was er gesagt hatte und mit dem Gesagten nicht gesagt hatte. „Mh... könnte gut sein. Er hat seine Fraktion nicht genannt, nachdem er wusste, dass du und Waver zur roten Fraktion gehören. Als Master hätte man einen großen Vorteil, wenn man vor Beginn des eigentlichen Krieges ein Mitglied der schwarzen Fraktion auslöscht. Mit dem was er nicht sagte, ließ er alles offen. Ein cleverer Schachzug, denn die Möglichkeit, dass er doch eurer Fraktion angehört, besteht immer noch. Dass er euch nicht angegriffen hat, könnte darauf hindeuten. Hätte er das getan und gewonnen, er hätte sich und seinem Master wertvoller Verbündeter beraubt.“ „Du glaubst also, dass wir verloren hätten?“ Ich leerte das Brett und dachte erneut nach. In keinster Weise wollte ich Rider und Waver einen Sieg absprechen, aber Paris... wir wussten nur seinen Namen. Nichts aber von seinem Noble Phantasm. „Lancer, Archer und Saber sind doch die Ritterklassen, wobei die Saber-Klasse zur mächtigsten zählt. Und auch Lancer und Archer sind nicht zu verachten. Wenn Paris wirklich so zielsicher ist, wie er es sagt, und ich zweifle nicht, dass es sein Pfeil war, der Achilles Ende bedeutete, dann... ist es ihm vielleicht ein leichtes Schwachpunkte zu finden. Das könnte eine große Gefahr bedeuten. Nicht der Pfeil selbst, sondern dass was er damit durchbohren könnte.“ Rider sah mich an und ich spürte, seinen prüfenden Blick. Er lächelte nicht, schien auch nicht belustigt, sondern ernst. „Sag, Mädchen. Was machst du dort, wo du herkommst?“ Ich hielt inne, als ich eine rote Paprika genommen und entkernen wollte. Kurz fragte ich mich, was Rider wohl dachte, dass ich tat. Und wie auffällig oder unauffällig mein Wissen war. „Ich bin in der Kundenbetreuung tätig und löse Probleme, oder versuche es zumindest. Manchmal bin ich nicht sonderlich erfolgreich, obwohl ich wüsste wie es geht. Aber meine Mittel sind eingeschränkt. Echt deprimierend so was. Vor allem weil diese Menschen die meine Hilfe wollen immer denken ich dürfte alles.“ Aus dem Augenwinkel heraus sah ich, wie Rider zu einer Flasche Wein griff, weswegen ich, fast als hätten wir uns abgesprochen, zwei Gläser aus einem Hängeschrank holte. „Oho, du willst mit mir anstoßen?“ „Nein, aber Wein macht sich zum kochen immer gut. Und da du wahrscheinlich die ganze Flasche alleine trinken würdest, mach mir bitte ein Glas voll.“ „Mit Wein kochen... Ich weiß nicht, ob meine Bediensteten das damals gemacht haben. Die moderne Zeit ist wirklich aufregend geworden.“   Ich hatte mich bemüht, dass Curry so japanisch wie möglich zu halten. Wobei ich bei der Schärfe, aus Unsicherheit darauf geachtet hatte, dass sie nicht den japanischen Standard entsprach. Wobei ich das noch nie getan hatte. Meine Freunde mussten sogar immer nachwürzen. Still und heimlich fragte ich mich, ob ich nicht vielleicht doch etwas anderes hatte machen sollen. Gedanken die ein bisschen zu spät kamen, denn die Teller waren gefüllt und zu fünft saßen wir an dem Esstisch und löffelten das Curry gemeinsam aus. „Das schmeckt wirklich gut, Erenya. Nicht das wir daran gezweifelt haben, aber es beruhigend zu wissen, dass du auch richtige Hausmannskost zubereiten kannst.“ Ich lächelte erleichtert, als Frau MacKenzie lobende Worte für mein Curry fand. Und als wollte er ihre Worte bestätigen, nickte Rider, der allerdings erneut zur Mühle mit den Curryflocken griff. Scheinbar war es für ihn nicht scharf genug, aber irgendwie hatte ich mir das auch gedacht. „Das freut mich, dass es euch schmeckt. Wenn sich die Gelegenheit ergibt, würde ich gerne wieder für euch kochen.“ Es war nicht gelogen und fühlte sich auch wie das mindeste an, dass ich tun konnte. Und doch, war da etwas in mir, dass unsicher war. Es war kein Traum, diese Gewissheit, sickerte immer tiefer in die Abgründe meiner Seele. Es war kein Traum, also würde ich wohl noch einige Zeit hier verweilen müssen. Und das wiederum bedeutete, dass ich Geld bräuchte, um zu leben. Geld um diesen beiden das zurück zu zahlen. Nur wie... wie sollte ich an einen Job kommen. Mit Magie vielleicht? Wenn man diese beiden überzeugen konnte, dass ich ihr Enkelkind war, konnte man sicher auch anderweitig Leute davon überzeugen, dass ich eine Angestellte war. Aber wollte ich das? Wollte ich mir auf diese Art und Weise den Lebensunterhalt sichern? Ich sah auf meinen Teller und überlegte. Es hatte schon seine gewissen Verlockungen. Mit Hilfe der Magie konnte ich sicher nach den Berufen greifen, die mir in meiner Welt irgendwie verwehrt blieben. Ich wusste immerhin, dass ich nicht dumm war. Aber... würde mein Gewissen das erlauben?   „Ich glaube ich weiß, was Archers Noble Phantasm ist“, erklärte Waver, als er mit mir und Rider zusammen in seinem Zimmer saß. Scheinbar waren seine Nachforschungen in irgendeiner Weise erfolgreich gewesen. „Nun sag schon, Bursche. Was ist es?“ „Ich gehe davon aus, dass es ein göttlicher Pfeil ist. Laut den Legenden konnte Paris Achilles nur besiegen, weil der Gott Apollon seinen Pfeil auf dessen Schwachpunkt lenkte. Paris selbst ging nie in die Geschichte ein, weil er ein großer Kämpfer war. Das war eher sein Bruder Hektor, der allerdings gegen Achilles unterlag. Doch in seinen letzten Atemzügen, ritzte er in seinen Körper die Botschaft ein, wo der Schwachpunkt von Achilles liegt. Als sein Leichnam den Trojanern übergeben wurde, fand Paris diese Botschaft.“ „Du meinst Archer konnte nur gewinnen, weil er Hilfe hatte?“ Waver nickte und verschränkte dabei die Arme. „Ich schätze, dieser Archer wird der Schwächste sein. Einzig sein Noble Phantasm könnte gefährlich werden, wenn auch dieser Pfeil von Apollons Kraft gelenkt wird. Das heißt wir müssten Archer, wenn er zur schwarzen Fraktion gehört, in einem Kampf ausschalten, bevor er sein Noble Phantasm einsetzt.“ Was Waver sagte klang logisch und doch war mir nicht wohl dabei Paris schon jetzt zu unterstützen. Er war ein Heldengeist im Kampf um den heiligen Gral. Noch dazu gab es ein Problem. „Was wenn er zur roten Fraktion gehört? Wenn der Gegner davon erfährt, könnte er das schwächste Glied in der Kette sein.“ „Das ist in der Tat ein Problem. Aber um Chancengleichheit zu schaffen, gibt es sicher einen Servant in der roten Fraktion, der diese Schwäche ausgleicht.“ Es schien Rider nicht zu beunruhigen, dass eventuell ein schwaches Glied in ihrer Fraktion sein konnte. Ich wusste nicht, ob mich das beunruhigen sollte oder nicht. „Noch dazu gibt es immer noch die Möglichkeit, dass ein schwarzer Servant die Seite wechselt. In diesen Gralskrieg sind alle Möglichkeiten offen.“ Ich erinnerte mich an Apocrypha. Sie hatten Recht, ein Servant konnte immer noch die Seiten wechseln und einen neuen Master bekommen, wenn der Ursprüngliche verstorben war. Und dennoch. „Was wenn dieser Paris, aus einer andere alternativen Zeitlinie kommt? Es heißt doch, dass der Gral Heldengeister aus allen Zeiten beschwören kann. Das schließt doch sicher auch andere Zeitverläufe ein. Helden aus einer Zeitlinie, die nicht zu dieser hier gehören.“ Beide sahen mich an und schienen überrascht, dass mir dieser Gedanke gekommen war. Vielleicht auch, dass ich Paris nicht einfach nur als Großmaul sehen wollte. Es waren wohl wirklich die nicht gesagten Worte, die mir bei Paris Sorgen bereiteten. „Da fällt mir ein Mädchen, du weißt von den Gralskriegen Bescheid und sagtest, man kann in deiner Welt darüber erfahren, obwohl es keine Magier gibt.“ Das war in der Tat eine gute Frage und ich überlegte, wie es ihnen erklären konnte, ohne dass ich davon redet, dass sie imaginäre Figuren waren. „Gute Frage. Ich weiß selbst nicht so genau, warum es dieses Wissen gibt. Vielleicht, ist meine Zeitlinie weiter voraus als eure. Jedenfalls, weiß ich von zwei verschiedenen dritten und vierten Gralskriegen. In einer dieser Kriege wurdet...“ Ich stoppte kurz und dachte nach. Nein, es war zu spät. Die Schwelle war übertreten und es war eine alternative Zeitlinie. Was sollte ich also da zerstören? „ihr beide erwähnt. Ihr habt verloren, gegen Gilgamesh dem König der Helden. Und auch in der zweiten Zeitlinie gibt es keinen Rider namens Alexander der gewonnen hat, sondern nur die Yggdmillennias, die den heiligen Gral stahlen, wodurch der vierte Gralskrieg nach Fraktionsprinzip bestimmt wurde.“ „Aber... wenn Rider in beiden Zeitlinien nicht gewonnen hat wie soll er dann...“ „Bursche, komm nicht auf dumme Gedanken. Diese Zeitlinie ist noch lange nicht verloren. Der Kampf hat noch nicht einmal begonnen, warum sollten wir ihn dann also aufgeben? Und wenn das Schicksal selbst bereits den Sieger bestimmt hätte, so würde ich dennoch alles daran setzen den heiligen Gral zu erobern.“ Ernst sahen sich Rider und Waver an. Wie ich den Großen einschätzte, würde er sogar wirklich noch das Schicksal kippen. Nur würde ich das wollen? Würde ich wollen, dass Rider und Waver gewannen? „Sag, Mädchen, wenn es so weit ist, würdest du zu unserer Unterstützung in den Kampf ziehen?“ „Rider! Was sagst du da? Sie beherrscht noch nicht einmal die Verteidigungszauber richtig und du willst sie in diesen Kampf mit hinein ziehen? Sie könnte dabei sterben, ist dir das klar?“ Rider ließ sich nicht beirren und sah stattdessen mich an. „Versteh mich nicht falsch, Bursche. Wenn sie ablehnt, werde ich sie nicht zwingen an diesem Krieg teilzunehmen. Aber wenn sie sich entscheidet, könnte sie eine Unterstützung für uns sein. Nicht nur weil der heilige Gral sie vielleicht beschworen hat, sondern weil sie ein Wissen über zwei verschiedene Zeitlinien hat. Das bedeutet, sie kennt auch einige der Servants und Master und könnte unter Umständen auch wissen, wie ihre Kriegsstrategien sind.“ Waver schien zu verstehen, was Rider sagte. Und doch konnte ich in seinen Augen so etwas wie Zurückhaltung erkennen. Waver und Rider waren wirklich so unterschiedlich wie Tag und Nacht. Und obwohl ein Teil von mir beide gerne als Sieger gesehen hätte, gab es immer noch einen Teil von mir, der das nicht hoffte. „Also, Mädchen, wie lautet deine Antwort?“ „Ich bin kein Mensch der in Kriegen kämpfen kann. Ich bin ehrlich gesagt, der größte Schisser dem ich je begegnet bin. Vor allem, weil ich meinen eigenen Fähigkeiten nicht traue. Wahrscheinlich wäre ich euch mehr Klotz am Bein als wirklich Hilfe. Deswegen... Nein. Ich werde nicht mit euch in den Krieg ziehen. Vor allem nicht, weil ich nicht weiß, was meine Aufgabe sein sollte. Es kann sein, dass sich unsere Wege irgendwie kreuzen, oder aber auch nicht.“ Rider murrte und es war klar, dass meine Antwort ihn nicht vollständig glücklich machte und doch, wusste ich auch, dass er mir nichts aufzwingen würde, dass ich nicht wollte. „Ich bin mit dieser Antwort nicht zufrieden, aber ich habe versprochen, dass ich dich nicht dazu zwingen werde, Mädchen. Die Informationen, die wir bisher von dir erhalten haben, sind schon ausreichend und könnten bereits über Sieg oder Niederlage entscheiden.“   Die MacKenzies hatten mir etwas Platz unter dem Dachboden geschaffen. Ein Lager für die Nacht, die in meiner Welt wohl nicht so schnell vergehen würde. Schlaf fand ich jedoch nicht, oder zumindest nicht vollständig. Ich schlummerte immer wieder ein, wachte aber bei dem kleinsten Knarzen der Dielen auf. Nebenbei machten meine Gedanken es mir schwerer einen Moment der Ruhe für meine Seele zu finden. Nicht zu wissen warum man hier in einer fremden Welt war, war genauso unerträglich wie über die eigene Nutzlosigkeit in der eigenen nachzudenken. Wenn es wirklich der heilige Gral war... was hatte ihn dazu bewegt mich zu beschwören? Oder hätte es jeden anderen erwischen können? Ein lächerlicher Gedanke erhob sich. „Wie in einem Mary Sue Projekt“. Ja. Diese Situation erschien mir wirklich ähnlich wie in dem Magi-MSP welches ich mit Nix bestritten hatte. Nur das sie dort Andeutungen gemacht hatte, dass es wirklich jeden hätte treffen können und ich einfach das Unglückslamm gewesen war. Also letzten Endes doch nichts besonderes. Ein Zufall, so wie in den Harry Potter Büchern. Bestimmt durch eine höhere Macht. Und wenn man so darüber nachdachte, war dieser Zufall lächerlich bedeutungslos. Und doch, war nicht alles in unserem Leben ein lächerlicher Zufall? Taten Autoren nicht dasselbe, indem sie ihren Charakteren einfach ein Schicksal auferlegten, dass für sie wie ein Zufall erschien? Ich drehte mich in meinem Futon um und versuchte diese Gedankenspirale zu stoppen. Sie war ergebnislos und würde mich nur in eine Depression stürzen, die ich nicht gebrauchen konnte. Ich holte tief Luft und starrte auf das T-Shirt, welches neben mir lag. Darauf war der Name einer Gruppe gedruckt, die mir allerdings nichts sagte. Es war weiß, doch der Druck war bunt genug, dass mir eigentlich schlecht davon wurde. Eigentlich nicht mein Stil, aber bequem. 'Könnte ich vielleicht... mit Magie...', kam es mir plötzlich in den Sinn. Wenn man das Wesen eines Stoffes ändern konnte, konnte man doch sicher auch dessen Aussehen ändern, oder? Farben, Form, Schriftzüge. Nur was war der richtige Spruch? Ich erinnerte mich an die Worte und doch fragte ich mich, ob es Worte brauchte. Seltsam oder? Man musste einen magischen Spruch sagen, damit Magie wirkte. Selbst die Heldengeister mussten ihr Noble Phantasm beim Namen nennen um es zu aktivieren. Hatte diese Welt etwa nur Macht durch Worte? Das hatte schon fast was Faustsches. Am Anfang war das Wort. Doch, wenn es wirklich nur Worte waren, konnte ich dann nicht meine eigenen Zauber schreiben? Ein Versuch war es zumindest wert. Was sollte schon passieren? 'Weiß auf blau, Veränderung Richtung weisen.' Ich sprach die Worte nur in Gedanken und versuchte meinen Manafluss auf das T-Shirt zu lenken. Doch nichts. Obwohl es Worte waren, die in meinen Gedanken erklangen, passierte nichts. Seltsame Magie. Ein kalter Windzug fuhr mir in den Nacken. Ein Klappern. Ich zog die Decke höher und bedeckte meinen Kopf. Ich hasste Kälte. Meine Hand fand zurück auf das T-Shirt neben mir. Ich würde es einfach noch einmal versuchen. „Bestandteile aufspalten, Zusammensetzung fügen, Richtung... weisen“, flüsterte ich leise und stellte mir vor, was ich von dem T-Shirt erwartete. Noch bevor es das tun konnte, grub ich meine Finger in den Stoff. Es wurde eng. Leises Knarzen. Mein Herzschlag wurde schneller. Worte hatten Macht, oder? Die Enge war ein Beweis dafür. Ein Rascheln. Ich holte tief Luft und versuchte meinen Herzschlag zu beruhigen. Es wurde wieder kälter, die Decke war zurück geschlagen. Ich war mir sicher... sehr sicher, dass ich das Fenster nicht geöffnet hatte. Ein Prickeln auf meiner Haut. Das Gefühl, dass etwas schweres über mir war. Ein beengendes Gefühl. Vielleicht ein Traum? Halbschlaf? Nein... ich hatte das Fenster nicht geöffnet. Das Prickeln wurde stärker, ich nahm das T-Shirt und wandte mich mit diesem um, so dass es dieses Prickeln beseitigen konnte. Ein lauteres Rascheln, Schritte, ein Gesicht vor meinen Augen, das Aufblitzen eines Dolches.   Angst umgriff mein Herz, als ich sah, was ich mit dem Shirt vertrieben hatte. Dort stand er, am offenen Fenster, beleuchtet von dem einzigen Licht der Sterne. Sein Gesicht war bedeckt. Lediglich die Augen leuchteten mir aufmerksam in einer rosa Farbe entgegen. Es brauchte keine Worte, damit ich wusste, wer er war. Oder eher, welcher Klasse er angehörte. Er stand einfach nur dort, starrte mich an und schien abzuwarten. Keiner seiner Muskeln schien angespannt. Keiner seiner Atemzüge schien überflüssig. „Fick die Ziege...“, murmelte ich und überlegte, was ich tun sollte. Alleine gegen einen Heldengeist, den nur ein anderer Servant besiegen konnte. Ich hatte das T-Shirt immer noch umklammert und fragte mich, ob ich rechtzeitig reagieren konnte, wenn er angriff. Doch warum angreifen? Warum war er hier? Ich blinzelte nur einmal und der Heldengeist war aus meinem Blickfeld verschwunden. Ich spürte ihn nicht, hörte ihn nicht und fragte mich, warum ich ihn dann zuvor wahrgenommen hatte. Hatte er das so gewollt um zu sehen wie ich reagierte? Warum war er hier? Eine Berührung an meinem Haar. Es war wie ein Windhauch. Schnell wandte ich mich um, griff mit meiner Hand an die Stelle, doch da war niemand. Das Fenster klapperte wieder, ich wandte mich um und wusste, ich war alleine. Unsicher darüber, wie ich diese Situation beurteilen sollte, tastete ich an der Stelle, wo mich der Windhauch berührt hatte. Es fühlte sich seltsam an. Uneben, als hätte man mir dort etwas von meinem Haar abgeschnitten. Warum war er hier gewesen?   **~~**   Ich hatte nicht die Zeit darüber nachzudenken, oder mir einen Job zu suchen, denn Waver bestand wieder darauf, zu trainieren. Dafür hatte er erneut den Tempel mit dem dichten Baumdickicht bestimmt. Seltsam, wenn man bedachte, dass Archer uns am Tag zuvor hier entdeckt hatte. Anders als jedoch am Vortag hatte Waver eine Menge alltäglicher Dinge wie Fäden, Papier, Bücher und andere Dinge mitgebracht, von denen ich das Wesen eines jeden einzelnen ändern sollte. Der Faden in meiner Hand war am schwersten, denn irgendwie tat sich nichts und das obwohl ich die Worte wie am Tag zuvor intonierte und nichts anders machte. Er blieb was er war, ein Faden. „Was soll das, gestern hat es doch geklappt! Konzentrierst du dich nicht genug?“ Seltsam, es war mir erst aufgefallen, als Waver es ansprach. Ich konnte mich nicht konzentrieren. Die Worte kamen zwar wie von selbst über meine Lippen aber ich konnte an nichts anderes denken als die Frage, was Assassin bei mir zu suchen hatte. „Bursche, hör mal. Sie scheint heute etwas müde zu sein. Vielleicht hat die Nacht in fremder Umgebung ihr nicht gut getan.“ Es war wieder Rider, der für mich Partei ergriff und scheinbar aufmerksamer und mehr mitbekommen hatte als Waver. Oder war Waver einfach davon ausgegangen, dass meine Müdigkeit kein Störfaktor war? „Die anderen Magier und Servants werden sicher keine Rücksicht darauf nehmen, ob sie müde ist oder nicht.“ Rider schwieg und sah zu Waver der mich ansah und erneut forderte, dass ich dem Faden ein neues Wesen geben sollte. „Sagt mal... Was kann man mit den Haaren einer Person machen?“ Es ließ mir keine Ruhe und ich würde mich wohl nicht konzentrieren können, wenn ich nicht eine Antwort bekam. „Mit den Haaren einer Person? Du meinst einen DNA-Test?“ Ich schüttelte den Kopf und verneinte Wavers Frage. Ich hatte mich wohl nicht deutlich genug ausgedrückt. „Nein. Eher in Richtung Magie. In meiner Welt benutzt man Haare oder Dinge einer Person für Voodoo-Zauber. Gibt es hier so etwas auch?“ Erneut sahen sich Waver und Rider an. Ich konnte sehen, dass sie dasselbe fragen. Warum ich so etwas wissen wollte. „In der Regel benutzt man so etwas nur bei Hexenzaubern. So etwas wie Voodoo eben. Allerdings gibt es viele magische Dinge, die noch nicht bekannt sind. Viele Familien spezialisieren sich und verbessern ihr Handwerk. Dieses spezialisierte Wissen wird aber meist nur innerhalb der eigenen Blutlinie weiter gegeben. Es könnte daher wesentlich mehr Zwecke für die Nutzung von persönlichen Dingen oder Haaren einer Person geben. Aber warum fragst du das?“ Also doch Voodoo. Es war das einzige was mir in den Sinn gekommen war, neben einem Harry Potter Vielsaft Trank. Doch warum sollte jemand wie ich aussehen wollen? „Assassin hat mich gestern Abend besucht und mir einen echt schlampigen Haarschnitt verpasst“, murmelte ich in Gedanken und bereute es als mit bewusst wurde, dass ich es offenbart hatte. „Was? Assassin war bei dir? Wann und was hat er gemacht?“ Waver schien mehr als besorgt, fast schon alarmiert. „Kann es sein, dass Assassins Master vielleicht auch auf die Idee gekommen ist, dass sie vom heiligen Gral...“ Er beendete seine Worte nicht, sondern schüttelte den Kopf. „Wir ändern den Plan. Auch wenn es kein leichter Zauber ist, aber du musst schnellstmöglich die Reflexionsmagie lernen.“ Rider nickte und verschränkte die Arme. „Ein guter Plan, Bursche. Wobei ein sich ausweitender Barrierenzauber auch nicht schaden könnte.“ Es fühlte sich seltsam an. Fast so, als würde mir heute der schrecklichste Tag überhaupt bevorstehen. Ich hatte es nicht geschafft ein T-Shirt umzufärben, wie sollte ich dann eine Barriere erschaffen oder einen Reflexionszauber?   Ich hatte die Augen geschlossen und konzentrierte mich auf das was mich umgab. Ich stellte mir vor, wie ich eine unsichtbare Mauer vor mir errichtete. Eng um meinen Körper geschlungen. Hart wie Stahl. Ein Schleier aus kristallisierten Mana. „Weben Schleier erheben“, sprach ich die Worte, die mir Waver beigebracht hatte. Ich spürte die Wärme, die sich wie ein Mantel um mich legte. Ein seltsames Gefühl, etwas beruhigend, aber dennoch nicht wirklich angenehm. „Spiegel Leuchten-“ Ich wollte gerade den nächsten Zauber sprechen, als ich auch schon meine unsichtbare Mauer splittern spürte und mich etwas am Arm streifte. „Och man, ich krieg das nicht hin, wie soll ich bitte schnell genug so einen langen Spruch sprechen?“, meckerte ich und öffnete die Augen, wobei ich Waver ansah, der mich mit einer Beere beworfen hatte, die er an einen der Büsche gefunden hatte. Mein Arm war schon beerig rot und blau und bewies deutlich, dass ich zu langsam war. „Du musst schneller sprechen.“ „Spiegel Leuchten neuverbunden ist nicht gerade der einfachste Spruch.“ Waver seufzte und blickte mich ernst an. Es nervte. Ich fühlte mich vollkommen zurückgeblieben, weil ich gerade mal einen Zauber in kurzer Zeit schaffte. Einen Kampf könnte ich damit nicht bestehen, denn dort bräuchte ich drei Zauber. Einen womit ich Material verhärtete, einen womit ich einen Schutzzauber sprach und einen mit dem das Material reflektierend machen konnte. Im Eifer des Gefechts vergaß ich sicher die Hälfte aller Worte. „Dich beschweren bringt nichts. Kein Magier wird Rücksicht auf deine Erfahrung nehmen. Du solltest diese Zauber also täglich lernen. Am besten schreibst du sie dir auch hundert Mal auf um sie in deine Erinnerungen zu brennen.“ Das erschien mir doch schon etwas übertrieben. Und vollkommen veraltet. „Noch einmal. Konzentrier dich, sprich sie schneller.“ Es war ein Training, dass mir gegen den Strich ging und allmählich kam meine bockige Seite zum Vorschein, die am liebsten alles hinwerfen wollte, die es hasste, dass ich es nicht gleich auf Anhieb konnte. Die wütend wurde und ihrer Wut freien Lauf lassen wollte. Und vor allem die Seite, die beweisen konnte, dass sie diesen ganzen komplizierten Mist nicht brauchte. Ich holte tief Luft und versuchte all diese Gefühle herunter zu schlucken. Diese Wut, diesen Hass, diesen Wunsch nach Perfektion... Und doch schloss ich die Augen, versuchte mein Herz zu beruhigen, versuchte meinen Geist zu beruhigen der nur einen Haufen wirrer Gedanken hatte „Ausbrechen, Anders, Veränderung!“ Worte, von denen mir erst im Nachhinein bewusst wurde, dass sie wie ein Zauber klangen. „Hey was machst du da!“ Ich öffnete die Augen und erkannte eine Beere, die Waver auf mich zugeworfen hatte. Sie war mitten in der Luft stehen geblieben, vibrierte und hatte etwas an sich, dass bedrohlich wirkte. „Das waren nicht die Zauber, die du sagen solltest, was hast du gema-“ Er konnte seine Beschwerde nicht einmal richtig äußern, als die Beere platzte und uns beide mit ihrem Saft bespritzte. Seltsam, denn diese kleine Beere hatte definitiv zu viel Saft verteilt. Und doch, zu sehen wie Waver Beerensaft im Gesicht hatte und ich nicht mehr die Einzige war, bei der das Training Spuren hinterließ, beruhigte meinen Dickkopf. „Du siehst lustig aus, Waver! Du hast da noch Haut von der Beere im Haar.“ Ich musste lachen, auch wenn ich wahrscheinlich nicht weniger lächerlich aussah. „Hör auf zu lachen, du hast den Zauber vollkommen versaut. Ich hab gesagt du sollst die richtigen Worte sprechen.“ „Bursche, ich habe sie keinen Zauber sprechen hören.“ Mein Lachen verstarb nicht, auch wenn ich irgendwo verstand, was Rider sagen wollte. Waver hingegen zupfte sich die Beerenhaut aus dem Haar und sah angewidert zu seinen Servant. Wie gerne hätte ich das noch einmal getan nur um diesen Anblick zu erhalten. Als mein Lachen verstummte, fühlte ich mich besser. Und bereit wieder seinen Forderungen zu folgen. „Mach es dieses Mal richtig.“ „Ja, ja.“ Ich schloss meine Augen, konzentrierte mich auf meine Umgebung, auf mich, meinen Körper, den Manafluss, der aus meinen Poren zu wabbte und mich umhüllte. „Weben Schleier erheben.“ Ich spürte wieder wie es härter wurde, wie der Schutz sich erhob und mein Mana sich unsichtbar kristallisierte. Doch ich hielt meine Aufmerksamkeit nicht nur auf diesen Schutz. Ich versuchte weiterhin meine Umgebung wahrzunehmen. Und mir wurde eines klar, ich würde den Zauber auch dieses Mal nicht rechtzeitig sprechen können. Nicht diesen Spruch. Ein Wort... es musste nur ein Wort sein. Er sollte ein Befehl sein. Ein Befehl an mein Mana, der bereits als Schutz diente. „Reflexion!“ Die Beere kam auf, dass spürte ich nur zu deutlich und doch platzte sie nicht. Im Gegenteil, die Berührung war nur kurz, trocken und es fühlte sich an, als wäre sie zurückgeworfen worden. „Hey!“ Ich öffnete die Augen und sah an mir hinab. Kein neuer Fleck. Obwohl die Beere mich berührt hatte? „Was?“, fragte ich und sah Waver an, der alles andere als erfreut schien. „Hab ich es wieder vermasselt?“ Waver schwieg und überlegte kurz. „Es war nicht der Zauber vom Burschen, soviel steht fest und doch hast du die Beere zurückgeworfen“, erklärte Rider, nachdem Waver selbst wohl nicht in der Lage war meinen kleinen, falschen Erfolg in Worte zu fassen. „Ich kenne keinen Zauber, der nur mit einem Wort Intoniert wird.“ Ich schmunzelte und war einfach nur froh, dass ich Waver, der selbst dachte das ein einfacherer Magier einen Großmagier übertreffen konnte, erstaunt hatte. „Am Anfang stand also doch das Wort“, flüsterte ich leise und ließ meinen Mana-Schutzmantel fallen. Doch diese Freude blieb mir jäh im Halse stecken, als ein kalter Schauer meinen Rücken hinabfuhr. Es gab kein Zögern in meiner Bewegung, als ich in die Baumwipfel sah. Nichts. Und doch, ich spürte es nur zu deutlich, diese Blicke im Nacken. Ich sah zu dem nächsten Baum, weiter und weiter, doch in keinen der Äste konnte ich eine Gestalt ausmachen. Ebenso wenig in den Büschen. „Hey, ist alles in Ordnung?“ Und genauso plötzlich, wie ich den Schauer gespürt hatte, schwand er wieder. Doch das Gefühl dieser Blicke, verharrte immer noch im tiefsten Inneren meiner Seele. „Mh... ich glaube schon.“   Mit einem kleinen Erfolg hatte sich Waver nicht zufrieden gegeben. Stattdessen hatte er mich noch häufiger mit Beeren beworfen und versucht den einen kleinen Erfolg zu replizieren. Leider erfolglos. Es würde also ein hartes Stück Arbeit werden alles so umzusetzen, wie es entweder Waver vorgab, oder wie ich es verwirklichen wollte. Irgendwie widerstrebte es mir Magie so zu wirken, wie es diese Magie forderte. Aber genauso widerstrebte es mir in meiner Welt Kunden am Telefon anzulügen. Stattdessen sagte ich lieber, dass etwas eben total bescheiden lief. Ich hatte aufgehört nach den Regeln zu spielen zumindest im kleinen Maß. „Ich sage es dir noch einmal, du musst dich an die Zauber halten.“ Waver betete mir diese Worte förmlich herunter und doch stellte ich auf Taub. Ich wollte es nicht hören. Wollte es nicht wahrhaben, wollte nicht nach diesen Regeln spielen. „Wenn du mir sagst, wieso, dann tue ich das.“ „Huh? Was meinst du mit Wieso?“ Meine Frage schien Waver aus dem Konzept seiner Meckerei zu bringen. Und doch zögerte ich, ihm zu erklären, was ich meinte. So oft hatte ich Dinge in meiner Welt hinterfragt. Und so oft wurde ich mit „Weil es so ist“ abgespeist. Die Uni war daher ein Grauen gewesen, denn Charakterinterpretationen gingen bei mir über das Gelesene hinaus. Ich wollte nie verstehen, warum ich bei Geschichten keine „Was wäre wenn...“ Fragen stellen durfte. „Schon in Ordnung. Ich werde mich einfach mehr anstrengen. Irgendwie.“ Es war auf einmal so ermüdend darum zu kämpfen. Zu kontern, zu widersprechen, dafür fehlte mir einfach die Kraft. Es war seltsam, doch wahrscheinlich auch logisch. Ich hatte Stundenlang versucht eine Barriere zu errichten, die Angriffe reflektieren konnte. Dafür war eine ganze Menge Mana aufgebraucht worden. „Hey, Mädchen, ist alles in Ordnung?“ Obwohl ich Rider ganz deutlich hörte, fühlte es sich an, als würden seine Worte durch eine ganze Packung Watte dringen. Nein etwas stimmte ganz und gar nicht. „Alles in Ordnung“, erklärte ich dennoch und bemühte mich zu lächeln. Es war kein Traum. Erneut sickerte die Erkenntnis ein. Warum gerade jetzt? Warum erinnerte ich mich gerade jetzt daran, dass dies kein Traum war? „Rider!“ Langsam wandte ich meinen Kopf zu Waver, der inmitten des Weges stehen geblieben war und mit geweiteten Augen zu etwas, oder jemanden zu gucken schien. „Ist das?“ Rider folgte seinem Blick und seine besorgte Miene wurde ernst. Auch wenn ich müde war, packte mich die Neugier, weswegen ich meine Blicke ebenfalls in die Richtung wandte, in die Waver sah. Dort stand sie, eine Frau mit dunkleren Teint, in einem weißen Kleid und langen schwarzen Haaren. Von ihr ging eine Ausstrahlung aus, die machtvoll, königlich war und das obwohl sie nach außen hin wie eine normale Person erschien. Wie eine Touristin, die Japan einfach nur so besucht. Und doch wusste ich, dass diese Frau nicht einfach nur für einen Urlaub nach Fuyuki gekommen war. Genauso wenig wie ich. „Ja, das ist Ruler“, antwortete Rider und verschlug mir damit nur noch mehr den Atem. Nicht Shirou Amakusa oder Jeanne D'Arc... diese Timeline schaffte es selbst mich zu überraschen. „Es freut mich, eure Bekanntschaft zu machen, roter Rider und sein Master.“ Sie lächelte sanft, als sie wenige Schritte auf uns zukam und Waver und Rider begrüßte. Sie blieb vor ihnen stehen, kreuzte beide Arme über die Brust und neigte ihren Kopf zur Begrüßung. Als sie ihren Kopf wieder hob, konnte ich die grünen Augen sehen, die aufmerksam und neugierig Waver und Rider fixierten. Und doch brannte mir eine Frage auf den Lippen, wer war diese Frau? „Der Gral hat euch ziemlich früh beschworen, Ruler“, merkte Rider an und es hatte etwas zwanghaftes, so als versuchte er ein Gespräch mit der Person zu führen, wusste aber selbst nicht wie es anzustellen sein. „Ich gebe zu, auch mich verwundert meine frühe Ankunft. Die Regularien sehen vor, dass der letzte Servant, der beschworen wird, jener der Ruler Klasse ist. Und doch sind im Moment noch nicht alle Servants beschworen worden. Aber nichts passiert, ohne dass der heilige Gral einen Grund dafür hat und mir gibt es die Möglichkeit die bisherigen Master und ihre Servants kennenzulernen. Sag, roter Master von Rider, wie ist dein Name.“ „W-Waver Velvet!“ Es war seltsam, denn ich hatte Waver seit meiner Ankunft noch nicht wirklich vor wem stottern hören und doch schien Ruler ihm genug Ehrfurcht einzuflößen, dass er es tat. Doch sie reagierte mit Verständnis und lächelte. „Ich erwarte große Dinge von dir, Waver Velvet. Man nannte mich einst Hatschepsut.“ In meinem müden Hirn ratterte es und irgendwo schlug eine Hirnzelle mein alt verborgenes Ägyptenwissen auf und flüsterte mir, dass sie nicht nur einst Hatschepsut genannt wurde, sondern auch eine Pharaonin war. Etwas, dass im alten Ägypten als Seltenheit galt. „Und wie ist euer Name, Begleitung von Waver Velvet?“ Ich sah Ruler fragend an, denn bisher hatte sie mich keines Blickes gewürdigt und nun sprach sie mich auf einmal an. „Erena Tailor, so möchte ich gerne hier genannt werden.“ Etwas blitzte in ihren Augen auf. Verwunderung? Überraschung? Ich konnte es nicht klar deuten und doch hatte ich das Gefühl, dass ihre Blicke mich eingehend studierten. „Eure Aura ist anders als die von Waver Velvet. An ihr haftet etwas... beschworenes und doch unterscheidet sie sich auch vom roten Rider. Ihr seid also kein Servant.“ „Richtig, Ruler. Das ist ist eine Sache, die wir uns fragen. Sie ist plötzlich in meinem Garten aufgetaucht und sagt, dass sie aus einem anderen Universum kommt, in dem sie keine Magierin ist. Und doch kann sie hier Magie wirken. Wisst Ihr, ob der heilige Gral selbst sie hier her geholt hat und warum?“ Immer noch studierte mich Ruler eingehend und kaum das Waver alles in kurzen Worten erklärt hatte, schien ihr Blick nur noch forschender zu werden. „Das wäre das erste Mal, dass der heilige Gral jemand beschwört, der keinerlei Rolle im heiligen Gralkrieg spielt. Oder hat sie Befehlszauber?“ Ohne etwas zu sagen, hob ich beide Hände und präsentierte ihr die Rückseiten, auf denen weiterhin nichts darauf hindeutete, dass ich ein Teil dieses Krieges sein würde. „Kein Master also und auch kein Servant. Das ist in der Tat ungewöhnlich. Solange der Gral aber ihre Rolle nicht deutlich definiert-“ „Was dann? Wollt Ihr als Ruler es einfach ignorieren? Solltet Ihr nicht gerade versuchen herauszufinden warum ich hier bin? Ihr müsst diesen Krieg schließlich überwachen.“ Ich wusste, dass ich gereizt klang. Vielleicht lag es daran, dass immer mehr einsickerte, dass dies kein Traum war. Und wenn dies kein Traum war, würde ich wohl ein großes Problem bekommen. Nein, ich hatte es schon. Denn das hier, war fernab eines Traumes. „Der Gral beschwört nichts ohne Grund, aber Ihr habt eindeutig keine Rolle, daher ist es nicht von Belang für den Krieg. Euer Erscheinen könnte genauso gut das Ergebnis eines vergangenen Wunsches sein. Es tut mir leid, wenn dies für euch auf Unwohlsein trifft, aber es ist nicht meine Aufgabe Zivilisten eine Rolle in diesem Krieg zu geben.“ Sie war ruhig und gefasst und obwohl da diese Neugier in ihren Augen lag, war sie nicht gewillt, mehr als ihrer Rolle entsprechend zu tun. „Ruler, sie wurde letzte Nacht von Assassin angegriffen“, erklärte Waver, als er merkte, wie sehr Ruler mir gerade den Boden unter den Füßen wegzog. „Wurde sie verletzt?“ Sie blieb weiterhin ruhig und vollkommen logisch. „Nein er hat mir nur ein paar Haare gestohlen.“ Ich beobachtete Ruler, doch es gab keine weitere Regung in ihrem Gesicht. Nichts das darauf schloss, dass sie nun alle Hebel in Bewegung setzen würde, um einen Grund für meine Anwesenheit zu erfahren. „Wenn ihr fürchtet, ungewollt in diesen Krieg hineingezogen zu werden, dann solltet Ihr Fuyuki verlassen. Zwar werde ich als Ruler versuchen Zivilisten aus diesem Krieg herauszuhalten, doch der Kampf hat noch nicht begonnen. Alles was jetzt passiert, obliegt nicht meiner Kontrolle.“ Sie war wirklich nicht gewillt, auch nur irgendwie zu helfen. Neugier hin oder her. Wut kochte in mir auf. Müde Wut. „Dann sagt mir... was für ein Wunsch könnte den heiligen Gral veranlassen jemanden wie mich in diese Welt zu holen?“ Es war das, was ich wenigstens wissen wollte. Wenigstens eine Antwort, die das Rätsel auf mein Erscheinen lösen könnte. „Es ist mir nicht gestattet mit Zivilisten oder Teilnehmern des gegenwärtigen Krieges über vergangene zu sprechen. Ihr müsst schon jemand anderes fragen, wenn ihr Informationen über die vergangenen drei Gralskriege erhalten wollt.“ Mehr Wut kochte in mir hoch. Sie war wirklich keine Hilfe und wahrscheinlich erfüllte sie ihre Aufgabe als Ruler gerade viel zu perfekt. „Jedenfalls, hoffe ich, dass Ihr für euch eine gute Entscheidung trefft, wie Ihr zukünftig weiter verfahren wollt. Waver Velvet und roter Rider, es war mir eine Freude euch kennengelernt zu haben.“ Ich konnte nicht einmal sagen, dass sie uns fluchtartig verließ. Sie wandte sich um und schritt anmutig dahin, bevor sie sich auflöste und aus unserem Sichtfeld verschwand. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)