Ein Leben wie dieses von Juju ================================================================================ Kapitel 46: Im Rausch der Gefühle --------------------------------- Sonntag, 3. Dezember 2006   Am nächsten Morgen erwachte Kari nach einem tiefen Schlaf. Sie spürte, dass T.K. eng an sie gekuschelt hinter ihr lag und sanft ihren Arm streichelte. Die Erinnerungen an die letzte Nacht kamen zurück und Kari drehte sich lächelnd zu ihm um. „Morgen“, murmelte sie. Er erwiderte ihr Lächeln. „Hi. Hast du gut geschlafen?“ „Sehr gut“, antwortete sie und gähnte. „Freut mich.“ Liebevoll strich sie ihm durchs Haar. „T.K., das gestern… es war echt schön.“ „Ja, finde ich auch.“ Sie hatten es geschafft. Sie hatten tatsächlich ohne Unfälle ihr erstes Mal hinter sich gebracht. Zwar waren sie beide währenddessen ziemlich unsicher gewesen und hatten Angst, etwas falsch zu machen, doch am Ende war es gut gelaufen. Zum ersten Mal, seit sie keine kleinen Kinder mehr waren, hatten sie einander nackt gesehen, was ihr im ersten Moment unangenehm gewesen war. Doch dann war das in den Hintergrund getreten und sie hatte nur noch ein tiefes Gefühl von Verbundenheit gespürt. Sie waren sich näher gewesen als jemals zuvor. Obwohl es ein wenig wehgetan hatte, war es schön gewesen. „Wann wiederholen wir das?“, fragte sie ein wenig verlegen und strich ihm über die Brust. „Wann immer wir wollen“, meinte er und lächelte verschmitzt. „Das klingt gut.“ Sie zog ihn an sich und verwickelte ihn in einen Kuss. Ja, sie waren ein Paar. Sie konnten miteinander tun, was sie wollten und wann sie wollten und es war völlig normal. Niemand würde sie deswegen schräg ansehen oder verurteilen, weil alle es taten. Und sie hatten erst damit angefangen, sich gegenseitig zu entdecken. Sie hörte, wie Tais Zimmertür geöffnet wurde und er ins Badezimmer ging. Sie löste den Kuss und sah T.K. an. „Vielleicht verschieben wir es aber doch lieber auf ein anderes Mal.“ Er seufzte. „Ja, ist vielleicht besser.“   Eine halbe Stunde später gingen sie zum Frühstücken in die Küche. Tai saß mit einer Tasse Tee am Esstisch und tippte mit einem seltsamen Lächeln auf den Lippen auf seinem Handy herum. Als Kari und T.K. die Küche betraten, sah er auf. „Ich hoffe, ihr habt letzte Nacht wenigstens verhütet“, sagte er und hob die Augenbrauen. T.K. und Kari erstarrten. „Was?!“, rief Kari schrill. „Verhütet. Mit Kondom oder so“, erklärte er ungeduldig und nippte an seinem Tee. Kari tauschte einen Blick mit T.K., der auf einmal ziemlich rot um die Nase war und die Lippen aufeinander presste. „Was zum… was willst du eigentlich?“, fauchte Kari und machte sich am Wasserkocher zu schaffen, während T.K. Tassen aus dem Schrank holte. „Ich hab‘ euch gehört, als ich nach Hause kam“, meinte Tai trocken. „Du hast was? Oh Gott!“ Kari wollte im Erdboden versinken. „Was denn? Du weißt doch, dass die Wohnung hellhörig ist.“ Ja, das wusste sie in der Tat. Und trotzdem hatte sie gestern nicht gehört, wie Tai nach Hause gekommen war. „Ist schon okay“, meinte er abwinkend, trank seinen Tee aus und stand auf. „Tut, was ihr nicht lassen könnt.“ Er stellte seine Tasse in die Spüle und verschwand aus der Küche. Verblüfft und beschämt sahen T.K. und Kari sich an.   _   Gut gelaunt war Tai auf dem Weg zu Mimi, jedoch konnte er auch eine deutliche Nervosität spüren, von der er nicht wusste, woher sie kam. Es war doch nur Mimi und sie hatten bereits mehr als einmal miteinander geschlafen. Doch jetzt? Jetzt ging es nicht mehr nur um die Befriedigung irgendwelcher Gelüste. Nein, er wollte ihr gefallen und er wollte perfekt für sie sein. Und sie waren jetzt so etwas wie ein Paar. Auf dem Weg hatte er noch an einem Blumenladen angehalten und einen Strauß Nelken gekauft. Nelken bedeuteten in der Sprache der Blumen Faszination und Liebe und dass der Beschenkte etwas ganz Besonderes war. Zumindest hatte ihm das die engagierte Verkäuferin erklärt. Diese Blumen schienen perfekt zu ihrer derzeitigen Situation zu passen. Er drückte auf den Klingelknopf und wartete ungeduldig, dass Mimi ihm öffnete. Sie strahlte ihn an. „Hallo“, begrüßte sie ihn. „Hi“, murmelte er, zog sie an sich und verwickelte sie sofort in einen Kuss. Gleichzeitig drängte er sich in die Wohnung und Mimi schlug die Tür hinter ihm zu. „Ich hab‘ dir was mitgebracht“, sagte er, als sie sich voneinander lösten und hielt ihr den Nelkenstrauß vor die Nase. „Oh… Nelken.“ Ein rosafarbener Schimmer legte sich auf ihre Wangen. „Sie bedeuten…“ „Ich weiß, was sie bedeuten“, unterbrach sie ihn und lächelte fast schon schüchtern. „Nachdem du mir die Lilien geschenkt hast, hab‘ ich mich über die Sprache der Blumen informiert.“ „Oh, okay.“ Sie nahm ihm die Blumen aus der Hand und ging voraus in die Küche, um sie in eine Vase zu stellen. Tai lehnte unschlüssig im Türrahmen und beobachtete sie. „Wie lang sind deine Eltern weg?“, fragte er. „Ach, die kommen frühestens gegen sieben wieder. Wir haben also mindestens vier Stunden Zeit“, antwortete Mimi und schenkte ihm ein verwegenes Lächeln. Er kam auf sie zu, legte die Hände auf ihre Hüften und küsste ihren Hals. „Na dann lass‘ uns keine Sekunde verlieren.“ „Warte mal“, erwiderte sie und schob ihn von sich. „Ich gehe noch schnell duschen, okay? Muss mich noch frisch machen. Du kannst schon mal in mein Zimmer gehen. Fühl‘ dich einfach wie zu Hause.“ „Was? Duschen? Jetzt? Hättest du das nicht schon eher machen können?“, grummelte Tai. „Hatte noch keine Zeit“, murrte sie, ging ins Bad und ließ die Tür ins Schloss fallen. Tai seufzte und ging in ihr Zimmer. Es war ordentlich, wie immer. Auch hier hatte sie die volle Kontrolle. Kontrolle. Er konnte es nicht auf sich sitzen lassen, dass sie alles kontrollierte. Kein Mensch konnte alles in seinem Leben kontrollieren und das sollte sie doch wissen. Aber als verwöhntes Einzelkind hatte sie vermutlich immer das Sagen. Jeder musste irgendwann einmal lernen, die Kontrolle abzugeben. Einen Augenblick lang stand er regungslos in ihrem Zimmer, dann ging er zum Badezimmer. Er zögerte einen Augenblick, bevor er einfach hineinging und die Tür hinter sich schloss. „Tai!“, rief sie überrascht. Sie stand bereits unter der Dusche und sah ihn erschrocken an. „Was machst du…“ „Weißt du, ich hab‘ nachgedacht“, unterbrach Tai sie und zog sich sein T-Shirt aus. „Oh wow. Glückwunsch“, erwiderte sie sarkastisch. „Ich wusste nicht, dass du das kannst.“ „Klappe, Tachikawa. Ich habe über deinen Kontrollzwang nachgedacht“, meinte er und zog seine Jeans und seine Socken aus. Sie beobachtete ihn skeptisch von der Duschkabine aus. „Und hab‘ mir gedacht, jemand sollte dir klarmachen, dass du nicht alles kontrollieren kannst.“ „Was wird das?“, fragte sie und hob eine Augenbraue. „Ich bin der Mann. Ich kontrolliere“, erwiderte er und schlüpfte schließlich aus seiner Unterhose. Dann kam er auf sie zu, öffnete die Glastür und trat zu ihr in die Kabine. „Oh, wow, willkommen zurück im neunzehnten Jahrhundert. Warum sind wir eigentlich noch nicht verheiratet und haben noch keine Kinder? Wir sind ja schon alt genug“, erwiderte sie schnippisch. „Ich hab‘ dir doch erklärt, dass ich alles kontrollieren muss, weil ich sonst…“ Mit einem Kuss brachte er sie zum Schweigen und drückte sie gegen die nasse Fliesenwand. Gleichzeitig ließ er seine Hände über ihren Körper gleiten. „Tai, du solltest doch…“ Sie sog scharf die Luft ein, als seine Finger über ihre Mitte fuhren. Mit der anderen Hand massierte er ihre Brust und ging langsam vor ihr auf die Knie. „Was machst du da?“ „Die Kontrolle übernehmen.“ Er ließ seine Zunge über ihren Bauch und schließlich tiefer zu ihrer empfindlichsten Stelle gleiten. Mimi stöhnte leise auf und legte ein Bein über seine Schulter, sodass er mehr Spielraum hatte. Mit den Fingern drang er in sie ein, während seine Zunge sie streichelte. „Tai“, stöhnte sie und vergrub die Hände in seinen Haaren. Er intensivierte sein Spiel, wurde mal schneller, mal langsamer, saugte sanft und leckte wieder. Ihr Becken bewegte sich ihm sanft entgegen und er genoss die Laute, die sie von sich gab. Schließlich verkrampfte sie sich und erreichte stöhnend ihren Höhepunkt. Tai grinste, stand wieder auf und küsste sie. „Siehst du, ist doch gar nicht so schlimm.“ „Hör auf zu reden“, murmelte sie. Seine Hände schoben sich auf ihren Po und er hob sie ein wenig an. Sie schlang die Beine um seine Hüften und ließ sich von ihm gegen die Wand pressen. Langsam drang er in sie ein, was sie mit einem Seufzen kommentierte. Ihr Körper fühlte sich nass auf seiner Haut an und auf seinen Rücken prasselte das heiße Wasser der Dusche. Zu heiß für Tais Geschmack, doch das war ihm im Moment egal. Er begann, sich langsam zu bewegen. „Die Fliesen sind verdammt unbequem“, keuchte Mimi. „Heul‘ leise“, erwiderte er. „Was?! Tai!“, rief sie empört. „Wir können gern die Positionen tauschen!“ „Ich könnte mich irren, aber ich glaube, das funktioniert nicht“, erwiderte er schwer atmend und stieß schneller in sie. Sie schlang die Arme um seinen Hals und klammerte sich an ihm fest. „Geht’s?“, fragte er nun doch unsicher. „Ja“, hauchte sie. Er veränderte seine Position ein wenig, sodass er tiefer in sie stoßen konnte. Genüsslich schloss er die Augen, die Lippen an ihrem Hals. Mimi stöhnte erregt auf und krallte sich an seinen Schultern fest. „Autsch!“, beschwerte er sich. „Du kratzt!“ „Heul‘ leise“, keuchte sie. Er grinste und intensivierte seine Stöße, sodass ihrer Kehle ein weiteres heiseres Stöhnen entwich. Als sie ihren zweiten Höhepunkt hatte, klammerte sie sich noch enger an ihn. Kurz darauf kam auch Tai schließlich und verlangsamte seine Bewegungen. Als die Welle abgeflaut war, zog er sich aus ihr zurück und ließ sie herunter. „Du solltest öfter die Kontrolle abgeben, Tachikawa“, murmelte er. „Wer sagt, dass ich sie abgegeben habe?“, erwiderte sie noch immer ein wenig atemlos. Er hob eine Augenbraue und sah sie an. In seinem Kopf ratterte es. Er war ihr doch aber eben in die Dusche gefolgt und sie hatten Sex gehabt, obwohl sie tatsächlich einfach nur duschen wollte. Er war einfach ins Badezimmer gekommen und… „Die Tür“, sagte er schließlich. „Du hast nicht abgeschlossen.“ Sie lächelte kokett. „Du bist so durchtrieben“, brummte er und ließ sie los. „Echt, das sieht man dir gar nicht an. Hinterhältiges Prinzesschen.“ Er stieg aus der Dusche und schnappte sich das Handtuch, das sie für sich selbst bereitgelegt hatte. „Hey, lass‘ das hier. Das brauche ich doch noch“, rief sie. „Nö“, antwortete er, band es sich um die Hüften und ging aus dem Badezimmer.   _   Gemeinsam schlenderten Kari und Yolei durch die geschmückten Straßen Odaibas. Es war unverkennbar, dass Weihnachten vor der Tür stand und die Leute voll dabei waren, Geschenke für ihre Liebsten zu finden. Kari und Yolei hatten schon seit einer Ewigkeit nichts mehr zu zweit unternommen, also nutzten sie die Weihnachtszeit aus, um zusammen nach Geschenken zu suchen und zu quatschen. Yolei freute sich wirklich, Kari zu sehen. Sie wirkte heute überaus gut gelaunt, als könnte kein Wässerchen sie trüben. Dies würde ein schöner Nachmittag werden. „Ist eigentlich irgendwas Besonderes passiert? Du bist so gut drauf“, fragte Yolei und musterte ihre Freundin neugierig von der Seite. „Ähm… bin ich das?“, fragte sie verlegen lächelnd und ihre Wangen färbten sich rosa. „Ja, irgendwie schon. Und du wirst gerade rot“, sagte Yolei spitzfindig. „Versprichst du, dass du es niemandem weitererzählst?“, fragte Kari plötzlich und Yolei sah sie mit großen Augen an. „Niemandem was weitererzählen?“ Auf einmal saß sie wie auf glühenden Kohlen vor Neugier. „Ich hab‘ letzte Nacht mit T.K. geschlafen“, platzte Kari heraus und grinste schief. „Oh“, machte Yolei und war fast ein wenig enttäuscht. Sie hätte mit etwas Weltbewegenderem gerechnet. „Jetzt erst? Ihr seid doch schon seit einer Weile zusammen.“ „Ja ähm… also...“, stammelte Kari und kratzte sich beschämt am Kopf. „Schon gut, war nicht so gemeint“, erwiderte Yolei fröhlich. „Ich war nur ein bisschen überrascht, dass ihr das jetzt erst gemacht habt. Ihr seid ja schon seit einer Ewigkeit sowas wie ein Paar. Da dachte ich nur, bei euch geht das schneller.“ „Hast du es denn schon mit Ken gemacht?“, fragte Kari leise, so als könnte sie jemand belauschen. „Ja, klar“, antwortete Yolei abwinkend. „Aber erst einen Monat, nachdem wir zusammen gekommen sind. Es war aber auch ein bisschen schwieriger, weil wir uns nicht jeden Tag sehen konnten. Ansonsten hätten wir es bestimmt schon eher getan.“ „O-okay.“ Kari wirkte erstaunt, fast schon ehrfürchtig. „Wie war es denn mit T.K.?“, fragte Yolei nun wieder. „Oh, es war wirklich schön“, seufzte Kari und das Strahlen schlich sich zurück auf ihre Lippen. „Er war sehr vorsichtig und es tat fast überhaupt nicht weh.“ „Das freut mich“, erwiderte Yolei lächelnd. „Und ich kann dir versprechen, dass es mit jedem Mal schöner wird.“ Kari kicherte verlegen. „Ich bin schon gespannt.“ Yolei konnte sich ein verschmitztes Grinsen nicht verkneifen. Bestimmt konnten Kari und T.K. von nun an kaum die Finger voneinander lassen. „Aber andererseits fühlt es sich auch echt irgendwie komisch an“, redete Kari dann weiter. „Gerade, weil wir uns schon so lange kennen. Plötzlich machen wir halt solche Sachen und das ist so ungewohnt.“ „Ach, daran gewöhnt ihr euch bestimmt ganz schnell“, meinte Yolei schulterzuckend. „Ich überlege im Moment, ob ich mir die Pille verschreiben lassen soll.“ „Ach wirklich?“, rief Kari überrascht. „Ja, naja bevor noch irgendwas passiert…“, sagte Yolei langsam. Auf eine ungewollte Schwangerschaft konnte sie wirklich gut verzichten. Vor allem in ihrem Alter. „Dann sollte ich das ja vielleicht besser auch tun“, murmelte Kari unsicher. „Wir können zusammen gehen. Dann wird es bestimmt nicht so schlimm“, schlug Yolei begeistert vor. „Au ja, dann muss ich nicht mit meiner Schwester gehen.“ „Mit deiner Schwester?“ „Ja. Als das mit Ken angefangen hat und meine Eltern das mitbekommen haben, hat meine Mutter meiner Schwester gesagt, sie soll mal mit mir zum Arzt gehen.“ Genervt verdrehte Yolei die Augen, als sie sich an das seltsame Gespräch zurückerinnerte.“ „Oh, wie peinlich“, sagte Kari und hielt sich eine Hand vor den Mund. „Das kannst du laut sagen. Meine Schwester hat natürlich auch keine Lust darauf. Die ist bestimmt froh, wenn ich ihr sage, dass ich mit dir gehe“, erzählte Yolei. „Und wenn ich mit dir gehe, kommt meine Mutter bestimmt nicht auf die Idee, mit mir gehen zu wollen“, fügte Kari hinzu. „Wir retten uns gegenseitig vor unseren Müttern“, stellte Yolei fest und sie mussten lachen.   _   Tropfnass und wütend stampfte Mimi in ihr Zimmer und stieß die Tür auf. Tai hatte es sich, noch immer nur mit dem Handtuch bekleidet, auf ihrem Bett bequem gemacht und blätterte in einer ihrer Zeitschriften herum. „Wer zieht sowas an?“, fragte er stirnrunzelnd und drehte die Zeitschrift zu ihr um. Abgebildet war Kate Moss in einem Kleid, das man tatsächlich nicht in der Öffentlichkeit tragen konnte, ohne verachtende Blicke auf sich zu ziehen. „Und wer ist die überhaupt? Die sieht total seltsam aus.“ „Warum schnüffelst du in meinem Zimmer herum?“, erwiderte Mimi statt einer Antwort. „Und gib mir gefälligst das Handtuch.“ „Das lag hier neben deinem Bett. Versteck‘ deinen Kram halt, wenn du nicht willst, dass es jemand sieht. Und nö, ich brauche das. Sonst wäre ich ja nackt.“ Er grinste und sie wurde langsam wütend. „Mir ist kalt!“, beschwerte sie sich und streckte fordernd ihre Hand nach dem Handtuch aus. „Dann komm‘ her.“ Statt ihr das Handtuch zu geben, ergriff er ihre Hand und zog sie zu sich ins Bett. „Hey, ich bin nass!“, rief sie empört, konnte sich jedoch gegen seinen Griff nicht wehren. „Oh nein, wie schlimm. Schade, dass Wasser nicht trocknet. Du wirst dir wohl ein neues Bett kaufen müssen“, erwiderte er sarkastisch und zog sie auf sich. „Du bist echt dämlich“, schimpfte sie und verschränkte die Arme vor der Brust. Vollkommen splitternackt saß sie auf seinem Schoß und sah auf ihn herab. Seine Hände fuhren über ihre Oberschenkel und er erwiderte ihren Blick. „Du bist so schön“, murmelte er, während sein Blick über ihren Körper wanderte. „Du meinst bestimmt nur meine Brüste“, grummelte sie und verschränkte die Arme so vor der Brust, dass sie ihm den Blick darauf versperrte. „Nein. Ja. Aber nicht nur. Ich meine alles an dir.“ Er setzte sich auf und legte die Hände an ihre Wangen. „Deine Lippen“, er küsste ihre Lippen, „deine Nase“, er küsste ihre Nase, „dein Kinn“, er küsste ihr Kinn, „dein Hals“, er küsste ihren Hals. Genießerisch legte Mimi den Kopf in den Nacken, um ihm mehr Platz zu bieten. Er saugte leicht an einer Stelle, biss sanft in ihre Haut und erregte sie erneut. „Tai“, seufzte sie, als eine Gänsehaut sich über ihren gesamten Körper ausbreitete. „Mhm?“, raunte er, ohne von ihr abzulassen. „Wir könnten auch einfach reden“, flüsterte sie. „Du sitzt nackt auf mir. Keine gute Ausgangslage zum Reden. Kann nicht klar denken“, nuschelte er gegen ihren Hals. Mit einer Hand massierte er ihre Brust, die andere Hand lag auf ihrem Po. Hitze breitete sich in Mimis Unterleib aus. Schon wieder. Wie machte er das nur? „Bist du schwanzgesteuert oder so?“, fragte sie atemlos. Ihre Finger vergruben sich in seinem unordentlichen, feuchten Haar. Zwischen ihren Beinen konnte sie deutlich spüren, wie erregt auch er bereits war. „Ich glaube, das nennt man verliebt“, entgegnete er. Sein Daumen strich sanft über ihre Brustwarze. Mimi konnte nicht mehr. Obwohl das letzte Mal noch nicht einmal eine halbe Stunde her war, war sie erneut so erregt, dass sie nicht warten konnte. Etwas umständlich zog sie das Handtuch so von seinen Hüften weg, dass es nicht mehr als Barriere zwischen ihnen lag, und ließ ihn in sich eindringen.   _   „Oh, Joe!“ Sora lächelte den jungen Studenten an, der soeben Nami’s Café betreten hatte. Er lächelte zurück und ging zu ihr zum Tresen, um sie zu begrüßen. „Hallo, Sora.“ „Kann ich dir was bringen? Kaffee?“, bot sie an und hielt die Kaffeekanne hoch. „Oh ähm… eigentlich bin ich nur hier, um Nami etwas vorbeizubringen. Aber wenn du schon so fragst…“, erwiderte er und Sora schenkte ihm eine Tasse Kaffee ein. Nami saß gerade mit zwei Gästen an einem Tisch und unterhielt sich mit ihnen. „Wie geht’s dir so? Ist alles okay bei dir?“, fragte sie und schob ihm die Tasse zu. „Danke. Ja, alles in Ordnung. Ich fange nur gerade an, für die Klausuren zu lernen und das ist ein bisschen stressig. Aber ansonsten ist alles gut“, antwortete Joe und nippte vorsichtig an dem heißen Kaffee. „Du siehst überhaupt nicht gestresst aus“, stellte Sora fest und stützte den Kopf auf den Händen ab. Irgendwie wirkte Joe immer ziemlich glücklich, wenn sie ihn sah. Seine Ausstrahlung strotzte nur so vor Zufriedenheit. Ob das an seiner glücklichen Beziehung mit Nami lag? „Ach nein? Dann ist ja gut“, meinte Joe schief grinsend. „Du sag‘ mal… da ich dich schon mal treffe… wie war das mit Namis Verlobung?“ Überrascht musterte Sora ihn über den Tresen hinweg. „Was genau meinst du?“ „Naja, sie war doch verlobt vor ihrer Trennung. Weshalb hat sie sich getrennt?“, fragte er weiter und schob sich verlegen seine Brille zurecht. „Ich meine, wenn sie sich vorher verlobt hat, sollte man doch meinen, dass die Beziehung dann auch für immer hält. Schließlich möchte man dann ja für immer zusammen sein.“ Sora dachte eine Weile darüber nach, wie viel sie ihm erzählen sollte. Nami hatte ihr im Laufe der Zeit nach und nach ein wenig über ihre gescheiterte Beziehung verraten, wenn auch sicher nicht alles. Offensichtlich hatte sie jedoch mit Joe nicht weiter darüber gesprochen. „Soweit ich weiß, war der Typ ein Idiot“, erklärte sie langsam. „Sie war fünf Jahre lang mit ihm zusammen und eben auch verlobt. Er hat studiert. Dann war er ein Semester lang im Ausland, irgendwo in Europa. Und dort hat er ‘ne andere kennengelernt und mit Nami Schluss gemacht.“ Joe machte ein finsteres Gesicht und nickte. „Okay, danke.“ „Wieso fragst du überhaupt?“ Nun wurde er ein wenig rot um die Nase und lächelte verlegen. „Naja, ich möchte ihr vielleicht bald einen Heiratsantrag machen.“ „Was?!“ Mit großen Augen starrte sie ihn an. „Im Ernst?“ „Ja.“ Nun wurde sein Blick noch verlegener und er kratzte sich am Hinterkopf. „Ist das so unglaublich?“ „Nein… nein! Ich freue mich für dich. Ich bin nur ein bisschen überrascht“, gestand Sora. „Also wir haben auch noch nicht darüber geredet. Ich kann noch nicht einschätzen, wie sie zu einem Heiratsantrag stehen würde“, meinte Joe nachdenklich. „Ich schätze, sie ist erst mal ein bisschen vorsichtiger, was Verlobungen angeht. Andererseits ist sie aber auch mit dir zusammengezogen und es war ja mit euch sowas wie Liebe auf den ersten Blick. Also bestimmt stehen deine Chancen gut, dass sie ja sagt“, versuchte Sora ihm zu helfen, doch auch ihr fiel es schwer, Nami in der Richtung einzuschätzen. „Ich wollte es ja sowieso nicht sofort machen. Ich ziehe es nur in Erwägung“, erwiderte Joe. „Ich glaube, dass sie dich wirklich liebt, Joe. Sie wirkt sehr glücklich, genauso wie du. Trotzdem könnt ihr es doch auch langsam angehen lassen. Immerhin wohnt ihr ja sogar schon zusammen. Man muss ja nichts überstürzen“, erklärte sie. „Nein, ich möchte es nicht überstürzen. Ich will es ja auch nicht versauen.“ Sora kicherte und legte eine Hand auf Joes Arm. „Joe, von allen Jungs, die ich kenne, glaube ich von dir am allerwenigsten, dass du eine Beziehung versauen könntest. Du bist immer ehrlich zu jedem, hast für alle ein offenes Ohr, bist sehr gewissenhaft und ordentlich. Du wirst nichts versauen.“ „Danke“, murmelte er lächelnd.   _   Schwer atmend lagen sie nebeneinander in Mimis Bett. Sie hatten tatsächlich den ganzen Nachmittag kaum etwas anderes getan als miteinander zu schlafen. Natürlich gab es auch Pausen zwischendurch, in denen sie einfach miteinander geredet und Luft geschnappt hatten. Doch irgendwann waren sie wieder übereinander hergefallen. Tai konnte sich selbst nicht so genau erklären, woher dieses starke Verlangen auf einmal kam. Anscheinend war er schlimmer in Mimi verliebt, als er vermutet hatte. „Jetzt reicht’s aber echt“, seufzte Mimi erschöpft. „Bestimmt kann ich morgen nicht mehr sitzen.“ „War es so schlimm?“, fragte er und hob eine Augenbraue. „Nur ein bisschen zu oft.“ „Und das ausgerechnet aus deinem Mund. Ich dachte, du bist das gewöhnt“, erwiderte er argwöhnisch. „Wie bitte?!“ Empört starrte sie ihn an. „Taichi Yagami, du fliegst gleich raus. Und zwar ohne deine Klamotten!“ „War doch nur ein Witz“, erwiderte er lachend und zog sie an sich. „Sehr lustig“, grummelte sie beleidigt. „Ach komm‘ schon. Du wusstest doch, worauf du dich einlässt.“ Sie seufzte tief. „Da hast du wohl Recht.“ „Ich habe immer Recht.“ „Ist das schon wieder einer deiner unlustigen Witze?“ „Nicht so frech, Tachikawa.“ Sie schwiegen eine Weile und genossen es, sich so nah zu sein und einfach nichts zu tun. Er streichelte ihren Arm, während ihr Kopf an seiner Brust lag. Ihr Haar fühlte sich weich und seidig auf seiner nackten Haut an. „Sag‘ mal, wann darf ich dich offiziell besuchen?“, fragte er. „Du besuchst mich doch gerade offiziell“, erwiderte sie verwirrt. „Ja, weil deine Eltern nicht da sind und mich sowieso nicht sehen werden. Ich möchte aber nicht jedes Mal darauf warten, dass deine Eltern mal wieder irgendwo unterwegs sind“, sagte er ernst. „Naja, ich kann ja auch zu dir kommen“, schlug Mimi vor. Er runzelte die Stirn. „Du willst mich also definitiv vor deinen Eltern geheim halten?“ „Nein. Ich weiß nicht. Du weißt doch, dass sie dich nicht mögen. Wobei sie Matt inzwischen noch weniger mögen als dich“, murmelte Mimi und zog mit dem Finger Kreise auf seiner Brust. „Vielleicht würden sie mich ja mögen, wenn sie mich richtig kennenlernen“, warf Tai ein. „Du verstehst das nicht“, sagte sie leise. „Gerade mein Vater ist da echt ein bisschen kompliziert.“ Er seufzte resigniert und beschloss, das Thema auf einen anderen Tag zu verschieben. Sie waren ja auch gerade mal ganz frisch ein Paar. Über solche Dinge konnte man auch später noch diskutieren. Sie würden ja noch genug Zeit haben. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)