Vergiss mein nicht von reuab_art (Willkommen im düstersten Kapitel des 19. Jahrhunderts /Otayuri /Victuuri) ================================================================================ Kapitel 17: Lerne aus der Vergangenheit --------------------------------------- Huhu! Okay, hier ist das neue Kapitel und ich MUSS mich direkt im Voraus entschuldigen. Ich gebe Jean wirklich gerne nach der Story zum Jagen frei, versprochen! Erwähnte ich schon, dass die Geschichte irgendwann mal gut ausgeht? ^^' Habt viel "Freude" beim Lesen! Herzlichst Kapitel 18 Lerne aus der Vergangenheit Yuri japste erschöpft. Sein Atem gelangte nur noch stoßweise und schmerzhaft nach draußen, während er sich mit den Armen auf die Oberschenkel stützte. Endlich hatte er diese verdammte Kirche gefunden. Hastig schleppte er sich die Stufen hinauf und drückte gegen das riesige Portal. Zu seinem Glück war es noch nicht verschlossen, doch der Kirchenraum war tiefdunkel und machte keinen sonderlich einladenden Eindruck. „Father?“, fragte der Kartenspieler unsicher in die Dunkelheit. „Seid ihr hier? Ich brauche eure Hilfe!“ Leise Schritte näherten sich und wurden immer lauter. Erleichtert seufzte Yuri und versuchte im Schein der auf ihn zukommenden Kerze etwas zu erkennen. „Sohn, was machst du hier um diese Uhrzeit? Ist etwas passiert? Geht es Victor gut?“ Chris besorgte Stimme wärmte das Gemüt des jungen Mannes und er erzählte ihm hastig von den Geschehnissen. „Oh, Herr, hilf! Mit wie viel Unsinn und Leichtfertigkeit hast du uns gestraft!“ Der Geistliche musste sich erst einmal setzen. „Als hätte ich es geahnt! Ich hätte besser auf ihn aufpassen sollen!“ Yuri sah ihn ungläubig an. „Wie meint ihr das?“, fragte er überrascht und besorgt zugleich. Doch Chris winkte nur ab und erhob sich rasch. „Darüber können wir später sprechen. Wir müssen Otabek suchen und uns einen gescheiten Plan überlegen! Aber auch du, mein Kind, weißt hoffentlich, dass es alleine Yuras Entscheidung ist, ob er wieder zurückkehrt.“ Zum ersten Mal seit er losgelaufen war, kam Yuri auf den Gedanken, dass der Junge tatsächlich aus freien Stücken zurückgekehrt war. Aber warum sollte er so etwas Dummes tun? Er rückte nachdenklich seine Nickelbrille zurecht und starrte zu Boden. „Nein, das kann nicht sein! Ich habe ihn noch nie so frei und glücklich wie mit Otabek gesehen. Er würde ihn nicht einfach verlassen. Oder?“ Tränen rannen an den großen Augen des Kartenspielers entlang. Er konnte den Gedanken nicht ertragen, den Jungen wieder so verletzt zu sehen. Aus irgendeinem ihm unbekannten Grund war er ihnen allen an das Herz gewachsen. „Father!“ Eine laute Stimme riss den Schwarzhaarigen aus seinen Gedanken. Otabek stand völlig außer Atem am Eingang zum Kirchenraum. Sein Äußeres war ein Trauerspiel. Das Gesicht fahl, die Augen dunkel umrandet und das Haar zerstreut in alle Windrichtungen. Seine zerschlissene Jacke hatte er kaum richtig angezogen, das Hemd achtlos zur Hälfte in die dunkle Hose gesteckt. Chris erschrak, eilte sofort auf ihn zu und stützte ihn vorsichtig. „Sohn, bist du des Wahnsinns! Dr. Lee hat dir verboten mit deinen Beinen zu rennen. Das ist gefährlich und du solltest achtsam damit umgehen! Bitte, beruhige dich, Yuri wird dir alles erzählen!“ Doch die Worte des Kartenspielers brachten den jungen Mann nur noch mehr zur Verzweiflung. „Wieso tut er nur so etwas!? Ich habe mir doch nur Sorgen um ihn gemacht. Er sollte nicht wieder so einen Umgang pflegen!“ Otabek rieb sich die schmerzende Stirn. Der Alkohol hatte ihn wirklich ziemlich niedergestreckt. Mit hochgezogener Augenbraue wandte der Priester sich ihm zu. „Was genau hast du angestellt!? Ich habe dir doch nun oft genug gesagt, dass du ihm seine Freiheit lassen musst! Vertrauen ist wichtig, mein Kind!“ Yuri kam sich vor wie in einer Eheberatung oder zumindest stellte er sich das so ungefähr vor. Victor und er waren noch nie wirklich aneinander geraten, denn auf mysteriöse Art und Weise waren sie wie ein Ganzes. Sie ergänzten sich in allem. Bisher hätte er seine Hose darauf gewettet, dass es bei Yura und Otabek genauso war. Aber irgendwie verwunderte es ihn auch nicht, dass die beiden ziemlich ungestüm und impulsiv sein konnten. „Das bringt uns jetzt nicht weiter! Otabek, du musst mit Yura reden. So darf es doch nicht enden. Sicher, es war eine dumme Idee von ihm, ausgerechnet wieder zurück zu Jean zu gehen, aber es ist doch noch nicht das letzte Wort gesprochen.“ Der Angesprochene und der Priester schauten den Kartenspieler verdutzt an. Natürlich hatte er recht und nun galt es, sich etwas Sinnvolles zu überlegen. „Ich werde hingehen! Jetzt! Ich könnte nicht ertragen, wenn ich ihn deswegen verlieren würde.“ Otabek strich sich ergebnislos das Haar zurecht, während Chris nur mit dem Kopf schüttelte. „Du kannst da nicht schon wieder einfach hinein spazieren! Möchtest du dich wieder mit Georgi anlegen? Wir wissen, wohin das führte und dieses Mal würde es nicht so glimpflich ausgehen! Warte bis morgen früh, bis dieses unselige Etablissement geschlossen ist. Yuri wird dir sicher hinein helfen!“ In Otabeks Gedanken manifestierten sich Bilder, die er auch mit größter Kraft nicht abschütteln konnte. Was, wenn Jean...? Doch der Priester hatte recht. Es brachte nichts, nun kopflos hineinzustürmen und womöglich seines und Yuras Leben zu gefährden. Yuri versprach ihm, ihn gleich bei Morgengrauen im Hinterhof zu treffen und verschwand eilig wieder. Die Nacht über wollte Chris seinen Schützling lieber bei sich behalten, auch wenn er sich weitere Predigten sparte. Yuras Blick war schon glasig vom Gin, denn die Gläser hatte er nicht zählen können. Jean hatte akribisch darauf geachtet, dass der Junge brav trank und hielt ihn nun stützend vor dem Spiegel in der Kammer fest. „Wie schön dein Halsband wieder aussieht, meine Blume!“, sprach der Geschäftsmann das Spiegelbild des Blonden an. An seinem Hals glänzte das altbekannte schwarze Schleifenband mit dem Goldanhänger. „Und damit du nicht vergisst, wohin du gehörst...!“ Schmerzhaft ergriff Jean die langen Haare des Jungen, die sorgsam zu einem Zopf gebunden waren und riss den zarten Kopf zur Seite. Erschrocken jaulte Yura auf, fand jedoch keine eigene Kraft. „Wehe, du legst es wieder ab!“ Der Ältere griff nach einer brennenden Kerze im Kammerleuchter und hielt die Flamme direkt an die dünne Bleischließe des Schmuckstückes im Nacken des Jungen. Mit einem erstickten Schrei verformte sich die Schließe und brannte sich tief in die weiße Haut ein. Jeans Grinsen wirkte wie die verzerrte Fratze einer venezianischen Karnevalsmaske, unwirklich und vom Wahnsinn erfasst. Yura wollte nur noch wegrennen, fort von hier und diesem undurchdringlichen Schmerz, doch seine Haare waren noch immer im festen Griff. „Jetzt wirst du es nicht mehr ablegen, mein Goldstück. Sei brav und bedanke dich!“ In diesem Moment klopfte es fest gegen die Kammertür, sodass Jean von seinem wimmernden Opfer abließ. Er wandte sich nur kurz um und betrachtete seinen neugewonnenen Besitz von oben bis unten. „Warte brav, ich komme morgen früh wieder. Es gibt noch viel zu erledigen!“ Eilig griff er seine Tasche und verschwand. Zurück blieb ein kauerndes Bündel, das Haar zerrupft und mit dem unerträglichen Geruch verbrannten Fleisches. Doch es dauerte nicht lange, da öffnete sich die Tür leise und eine schöne Gestalt betrat das Zimmer. Mila näherte sich nur langsam und scheu, wollte sie doch den Jungen nicht erschrecken. „Yura?“ Ihre Stimme ließ das Bündel kurz zusammenzucken, doch es sah sie nicht an. „Sprich mit mir, bitte!“ Doch kein Ton verließ die zarten Lippen. Als sie näher trat, nahm sie den seltsamen Geruch war und erschrak fürchterlich. Im Nacken des Jungen war das Fleisch versenkt und heißes Blei hatte seine unbarmherzigen Wurzeln hinein getrieben. Die Schließe war völlig zusammengeschmolzen. Mila konnte ihre Tränen nicht zurückhalten, so schwer traf sie der Anblick. Nie hatte sie geweint, egal, was ihr angetan wurde. Doch dies zerbrach ihr das schon fast gefrorene Herz. Eilig rannte sie hinunter zu Victor, der mit Yuri die letzten Tische putzte. „Bitte, ihr müsst mich begleiten, schnell!“ Die noch immer weinende Mila sorgte bei Victor für eine Panik, die er noch nie gespürt hatte. Nach anfänglicher Verzweiflung war es doch wieder Yuri, der den klaren Kopf behielt. „Wir brauchen Jod! Sonst entzündet es sich noch. Am besten noch ein paar Leinenverbände. Los!“ Eilig, fast kopflos liefen Victor und Mila durch das ganze Gebäude und suchten. Schlussendlich fanden sie einen letzten Rest Jod und wenige Baumwollbinden, die aber auch ihren Dienst taten. „Wenn ich dir wehtue, dann sag es bitte, ja?“ Yuri legte vorsichtig das goldene Haar zur Seite, besah sich alles in Ruhe und tupfte dann vorsichtig das Jod auf. Sicherlich musste es schrecklich brennen, doch kein Ton verließ die Lippen des Jungen. Sorgsam reinigte der Kartenspieler die Porzellanhaut von etwas losem Blei, doch das Ausmaß der Verbrennung und das verschmolzene Material machten ihm Sorgen. „Victor, kannst du bitte schauen, ob Otabek schon auf dem Weg ist? Du weißt?“ Mit einem eiligen Nicken rannte der Barkeeper hinunter zur Hintertür. Und wahrlich, völlig nervös wartete dort ein sichtlich mitgenommener junge Mann und drängte sich schnell hinein. „Otabek, warte!“ Victor hielt ihn am Ärmel fest. „Ich muss dir erst etwas sagen!“ Die sonst so leuchtenden Augen des Silberhaarigen wirkten stumpft. Alleine dieses Detail ließ den Arbeiter erstarren. War Yura etwas passiert? „Wir haben nicht geahnt, dass so etwas passieren würde. Es tut m...!“ „Wo ist er!?“ Otabeks Stimme gellte durch die riesige Halle. Fahrig zeigte der Barkeeper mit seinen langen Fingern die Treppe hinauf. Immer wieder stolpernd, hastete er hinauf und traute sich kaum, die Kammer zu betreten. Noch immer saß Yuri bei dem Jungen, tupfte mit den Verbänden das Jod ab und versuchte so ruhig wie möglich auszusehen. Langsam näherte sich der Dunkelhaarige und erkannte schon von weitem das versenkte Fleisch. „Nein...!“ Schmerzhaft fiel er vor Yura auf die Knie. „Es ist meine Schuld, bitte verzeih mir!“ Sanft griff er nach dem Kinn des Jungen und hob es an, um ihm in die Augen sehen zu können. Doch seine Augen weiteten sich vor Schreck. Yuras Blick war leer, die Lippen leicht geöffnet, doch er starrte nur in die Ferne. „Yura?“, fragte er noch einmal sanft. „Er hat kein einziges Wort gesprochen. Ich habe alles versucht!“ Mila, verweint und zitternd, saß auf dem Bett und wusste selber nicht, was sie noch sagen sollte. Otabek fackelte nicht lange, er ergriff vorsichtig den dürren Körper und hob ihn auf seinen Armen hoch. „Ich bringe ihn zu Dr. Lee!“ Entschlossen wandte er sich ab. Victor warf Yuri einen schnellen Blick zu und eilte dann hinterher. „Ich begleite dich, warte!“ Victor saß auf einem alten Metallstuhl im kaum erleuchteten Krankenhausflur. Otabek schlich wie der ruhelose Tiger im Käfig umher. Warum dauerte das nur so lange? Dr. Lee hatte ihn nicht hineingelassen, was ihn wahnsinnig machte. Schlussendlich öffnete sich die kleine Tür und der Arzt bat sie hinein. Yura saß mit gesenktem Kopf auf der Liege, den Hals fest verbunden. „Nun, ich konnte das Blei restlos entfernen, es war zum Glück nur in den oberen Hautschichten. Die Verbrennung wird selbstverständlich einige Narben hinterlassen, aber auch sie wird in einigen Monaten verheilt sein. Allerdings...“ Dr. Lee sah in das besorgte Gesicht der beiden Männer vor sich. „...befürchte ich, dass es nicht bei den physischen Verletzungen geblieben ist. Das allerdings ist nicht mein Fachgebiet und ich möchte ihn ungern einweisen. Mr.Altin, sie haben mir hier immer gute Dienste getan, auch weiterhin, aber ich möchte ihn lieber entgegen meines Berufswissens in ihre Hände geben. Ich halte eine Irrenanstalt für weniger geeignet. Dennoch müssen wir das in Betracht ziehen.“ Victor beobachtete geschockt, wie Otabeks Gesichtszüge entglitten. Ihm selber fehlten die Worte, die beschreiben könnten, was gerade in ihm vorging. „Das werde ich nicht zulassen! Ich kümmere mich selber um ihn!“ Otabeks Stimme klang mit einem mal ruhig, abgeklärt. Victor war sich sicher, dass das nichts Gutes zu bedeuten hatte. „Ich danke ihnen, Dr.Lee! Morgen bin ich pünktlich bei der Arbeit.“ Doch der Arzt winkte ab. „Aber, aber, sie haben ja noch nicht einmal frei gehabt. Nehmen sie sich ein paar Tage, alles in Ordnung!“ Dankbar nickte der Arbeiter und besah Yura. „Kannst du laufen?“ Er erhielt keine Antwort. „Yura, soll ich dich tragen?“ Wieder blieb es still. Vorsichtig hob er seinen Liebsten wieder auf seine starken Arme. „Bringen sie ihn in ein paar Tagen zur Nachuntersuchung!“, rief ihnen der Arzt noch hinterher. „Was willst du jetzt tun?“, fragte Victor traurig und strich dem Jungen eine Strähne aus dem Gesicht. „Einen Weg finden, ihn zurückzuholen. Ich weiß, dass ich ihn nicht aufgeben werde. Niemals. Aber sicherlich werde ich Jean damit nicht davonkommen lassen!“ Ein mulmiges Gefühl breitete sich in dem Barkeeper aus. Jean! Er hatte ganz vergessen, dass dieser die Wurzel allen Übels war. Wie würde er reagieren, wenn der Junge nun wieder weg war? Hatte er ihm das so bewusst angetan? War es nur seine Rache? Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)