Vergiss mein nicht von reuab_art (Willkommen im düstersten Kapitel des 19. Jahrhunderts /Otayuri /Victuuri) ================================================================================ Kapitel 16: Teilen nicht erlaubt --------------------------------   Bitte, bitte verzeiht die lange Wartezeit! Mein Laptop war ja kaputt und ich musste mich wirklich noch von dem Sturz auf dem Eis erholen. Mittlerweile habe ich das gute Stück repariert und trainiere auch wieder. Nun wollte ich euch dieses Kapitel gerne zu Weihnachten schenken! Nächstes Kapitel am 03.-05.01. Bitte seid nicht böse!     Kapitel 17 Teilen nicht erlaubt   Es dauerte nicht lange, da hatte Yura zaghaft von seinen Erlebnissen erzählt. Otabek verschränkte wütend die Arme und wollte gerade zu einer waschechten Predigt ansetzen, da winkte Chris schnell ab. „Aber, aber, Kinder! Ich bin mir sicher, dass unser junger Hitzkopf einen guten Job finden wird! Was kannst du gut?“, fragte der Priester ganz unvoreingenommen. Yura dachte nach und legte unsicher den Kopf auf die Seite. „Also ich bin gelenkig, weiß, was ich mit meinem Mund kann und außerdem....!“ Völlig errötete hielt Otabek ihm den Mund zu. „YURA!“, entfloh es ihm peinlich berührt. Chris schaute etwas irritiert, musste dann jedoch herzlich lachen. „Also eigentlich meinte ich eine anständige Arbeit! Nun, ich könnte Emil fragen, ob du ihm im Gasthaus aushelfen kannst. Adrette Bedienungen kann er immer gebrauchen!“ Otabeks Blick wanderte von dem zappelnden Jungen zu dem Priester. „Er wird nicht im Gasthaus arbeiten! Die Männer da sind... unchristlich!“ Yura konnte sich endlich aus dem Handgriff befreien und protestierte heftig: „Ich will es aber!“ Wieder tadelte Otabek ihn und stemmte die Hände in die Hüften. „Nein! Ich erlaube es nicht!“, versuchte er noch einmal seine Position klar zu stellen, doch vergeblich. Yura zog eine Schnute und streckte ihm die Zunge heraus. „Doch! Ich werde gleich hingehen!“ Ruckartig erhob er sich und stapfte durch den Kirchenraum. „Yura! Hier geblieben!“, rief der Arbeiter ihm nach und erntete ein patziges „Warum!?“. Noch immer saß der Priester grinsend am Tisch und besah sich das Schauspiel. „Erstens hast du keine Schuhe an und zweitens hast du keine Ahnung, wo du hingehen musst!“, stellte Otabek nun deutlich kühler fest. Jetzt war es um Chris geschehen. Yuras völlig verdutzter Blick ließ ihn vor Lachen aufheulen. Tränen schossen ihm in die Augen und er verschluckte sich fast an den kehligen Lauten. „Wartet, Kinder! Ich habe noch ein paar gespendete Kleidungsstücke. Lasst uns schauen, was passt!“, hustete er hilfsbereit hinaus. Schnell wischte er die Tränen aus den Augenwinkeln. Gefolgt von dem Paar, kramte er in einer Kiste mit einigen wirklich bemitleidenswert aussehenden Stücken. Yura juckte es schon bei der Vorstellung. Doch unerwartet zog der Geistliche einen kleinen Leinensack hervor, den er sorgsam öffnete. Darin waren ein paar schmale Schuhe in wenig abgewetztem Dunkelbraun mit noch ansehnlicher Schnürung. „Schau einmal, dir sollten auch Frauenschuhe passen!“ Damit hielt er dem Jungen die feinen Stücke hin, der sie ohne zu zögern überstreifte. Und wahrlich, sie passten wie angegossen. „Ein Jäckchen mag ich auch noch für dich haben.“ Zu Otabeks Erstaunen zog der Priester einen hübschen Blazer aus dem Schrank, der mutmaßlich aus Gewandstoff hergestellt war. „Krippenspiele finden ja nun nicht mehr statt, dafür fehlen uns die Gemeindemitglieder.“, stellte der Blonde seufzend fest und hielt dem Jungen die Jacke hin. „So braucht es auch keine Weisen aus dem Morgenland. Bitte, nimm es!“ Mit strahlenden Augen streifte Yura es über und betrachtete die feinen Stickereien an den Ärmeln. Es war schöner noch als seine Samtjacke. Der purpurglänzende Stoff war wahrlich eines Königs wert. Nur Otabeks Stimme riss ihn aus den Gedanken: „Das können wir nicht annehmen! Es gehört der Kirche! Zieh es aus, Yura!“ Doch dieser dachte gar nicht daran. Schnellstens drehte er sich um und rannte los. Noch im Rennen wandte er sich kurz um und grinste. „Vielen Dank! Das Gasthaus werde ich alleine finden!“ Otabeks Mund stand offen, so perplex war er über diese freche Art. Doch Chris grinste tief in sich hinein. //Da soll nun endlich Leben in Otabeks Ordnung kommen.// So dachte er sich und machte sich zurück an die Arbeit, denn die Kirche musste nach den Festtagen nun wieder entschmückt werden. Das neue Jahr war gekommen und sollte viele Überraschungen bringen.   Yura liebte seinen Job im Gasthaus. Ständig bekam er Komplimente, manchmal sogar etwas Trinkgeld zugesteckt. Er war für jeden Spaß zu haben, gab sich auch die Ehre hin und wieder mit einem Gast zu tanzen oder sich die ausschweifenden Sorgen anzuhören. Emil besah sich vom Tresen das Geschehen und erfreute sich an den stets vollen Tischen. Der Frühling kündigte sich mehr und mehr an, die Menschen waren beseelt vom Duft der keimenden Knospen. Yura genoss den ausströmenden Geruch der ersten Frühblüher als er nach seiner Schicht am späten Abend vor die Türe trat. Wie immer wartete Otabek aufgewühlt vor dem Eingang. „Warum kommst du erst so spät? Ich warte schon die ganze Zeit hier. Hat dich jemand aufgehalten? Oder wollte schon wieder einer dieser Männer etwas von dir!?“ Genervt verdrehte Yura die Augen. „Nun, sie wollen bestimmt mehr von mir als du!“, antwortete er schnippisch und drückte dem Älteren einen Kuss auf die rauen Lippen. „Yura, was soll das?! Nun fängst du schon wieder damit an! Ich habe dir doch gesagt, dass...“, maulte der Dunkelhaarige entrüstet und wurde von seinem jungen Freund ergänzt: „...wir es nicht überstürzen sollten. Ja, ja! Ich weiß, ich weiß!“ Seufzend griff Yura nach der Hand seines Geliebten. „Aber ich möchte dir nah sein. Du bist so eifersüchtig wegen des Jobs, dabei bringt er uns gutes Geld und macht mir Freude. Du erzählst nie etwas von deiner Arbeit im Krankenhaus.“ Wie fast jeden Tag schwiegen sie sich auf dem Rückweg weitestgehend an. In letzter Zeit war ihre Beziehung wenig fortgeschritten, denn Otabek mochte Yuras Offenheit im Gasthaus nicht und den Jungen verletzte die zurückhaltende Art seines Partners. Dabei wollten sie beide nichts mehr, als zusammen zu sein. Doch Yuras Gedanken hingen noch verloren an einem anderen Ort. Wie mochte es Victor und Yuri ergehen? Ob Mila noch immer so viel Temperament aufbrachte? Er vermisste sie schmerzlich, doch Otabek hatte ihm unmissverständlich klar gemacht, dass er sich fern halten sollte. „Du gehst nachher mit zur Nachtmesse.“, riss ihn die sanfte Stimme neben ihm aus den Gedanken. „Ich will nicht in die Kirche! Das ist langweilig! Geh alleine.“, erwiderte er müde und antriebslos. „Das war keine Bitte!“ Otabek blieb stehen. „Yura! Es ist mir wichtig!“ Der Blonde seufzte. „Du tust ja so, als hätte ich geradewegs die Kutschfahrt in die Hölle gebucht!“ Verletzt sah er zu Boden. „Yura, du hast nicht gerade ein redliches Leben geführt und es würde dir guttun, dich Besserem zu zuwenden.“ In Yura entflammte ein ungewohntes Feuer. „Das belastet dich also? Dass ich nicht dein reines, unberührtes Täubchen bin? Was bin ich für dich!? Eine Hure?“ Ehe er sich versah, war ihm die Hand ausgerutscht und hinterließ einen gleißend roten Streifen an Otabeks Wange. Über sich selbst erschrocken, wandte er sich ab und lief los. Rannte, so lange die schmalen Beine ihn trugen. Rannte, bis er nichts mehr um sich wahrnahm und doch dort endete, wo sein Leben seinen Sinn verlor. Keuchend stand er vor den roten Laternen, die den Weg zum großen Holzportal säumten. Sie flackerten bösartig und züngelten seinen Namen im Wind. Yuuuuuraaaa.... Yuuuuraaaaa. //Das bist du und du wirst es immer bleiben. Ein Eigentum, ein Nutzen, ein Nichts.// Jeans Worte hallten in seinen Gedanken. // Du kehrst zurück zu mir. Du brauchst mich, du willst mich!// Tränen liefen die weißen Wangen hinunter, als die Laternen noch geisterhafter tanzten. //Meine Tür bleibt dir nie verschlossen. Du kehrst zurück zu mir. Ich weiß es!// Von unsichtbarer Hand getrieben, zog es ihn zum Portal. Noch ohne einen weiteren Gedanken trat er ein und die lauten Klänge, der beißende Alkoholgeruch und die tausend Augen rissen ihn mit sich.   Otabek war so wütend. Wütend auf seine eigene Eifersucht, auf seine dummen Worte und seine eigene Unfähigkeit, Yura seine Gefühle zu zeigen. Mit dem Kopf auf den Armen saß er am Tresen des Gasthauses und ließ sich von Emil den achten Gin eingießen. Seine Wangen glühten heiß, doch er wollte seine Gefühle noch tiefer ertränken. Emil schüttete großzügig nach. „Darf man erfahren, warum du dich hier volllaufen lässt, während ein Schmuckstück Zuhause auf dich wartet?“ Otabek murrte nur und kippte das Glas in einem runter. „Noch einen...!“ Emil zuckte mit den Schultern und goss nach. „Weissssss su?“, ergriff der Arbeiter betrunken das Wort. „Jeder... also wirklich... jeder... schtarrt ihn an. Du kanns ihn nischt zwei Sekunden aus den Augen lassen.“ Emil konnte sich das Grinsen nicht verkneifen. „Aber das ist doch wunderbar. Wer schaut denn eine Rose inmitten der dornigen Hecke nicht an? Aber das heißt doch nicht, dass sie gleich jemand pflückt.“ Otabek schien nachzudenken, „Aba...!“ Sein Kopf sank wieder auf die Arme. „Warum tut es ssssso weh?“ Es dauerte eine Weile, bis Emil die richtigen Worte gefunden hatte. „Ich kenne dich jetzt schon so lange und nie hast du dich für jemanden interessiert. Es verletzt dich, dass Yura so offenherzig ist, denn es gibt dir das Gefühl, nicht sein Zentrum zu sein. Aber du irrst dich. Er redet so oft von dir, freut sich, wenn du ihn abholst. Versteh ihn doch auch. Und, mal ehrlich, mein Freund. Du bist nicht gerade der leidenschaftlichste Mensch.“ Otabeks Kopf schoss nach oben. Seine Wangen waren noch alkoholgeschwängerter und seine Lippen bebten. „Isch... wollte ihn doch nur schü...schützen.“ Ein Grinsen legte sich auf Emils Lippen. „Wovor? Du meinst, du wolltest dich davor schützen, ihm zu zeigen, was in dir vorgeht! Mein Freund, du bist auch nur ein Mann. Du kannst mir nicht erzählen, dass es dich kalt lässt, wenn ihr das Bett teilt. Welcher Mann würde da nicht auf die gewagtesten Gedanken kommen?“ Otabek seufzte laut. „Ja! Ja, ver... verdammt! Isch könnte verbrennen! Es macht misch... misch verrückt!“ Fahrig strich er ein paar Strähnen aus seiner Stirn. „Weiß... Weißu was? Isch... isch gehe jetzt na Hause und dann...!“ Siegessicher hob er den Zeigefinger und rutschte dabei fast vom Hocker, „Heude Nacht!“ Stolpernd machte er sich auf den Weg zum Ausgang und ließ einen verdutzt dreinblickenden Emil zurück. Die laue Luft verschaffte dem Arbeiter einen klareren Kopf. Ja, er würde Yura endlich zeigen, was er für ihn empfand! Heute Nacht würde er nicht wieder gegen seine Zweifel verlieren. Er würde seinem Liebsten zeigen, dass er ein Mann war und nicht nur irgendeiner. Siegessicher schloss er die Tür zu der kleinen Wohnung auf und wollte gerade seinen Gedanken Nachdruck verleihen, da erschrak er. Nirgends war eine Spur des Jungen zu sehen. Kein Licht brannte, der Ofen war ausgekühlt und das Bett leer. Sorgenvoll prasselten alle möglichen Gedanken auf den Arbeiter ein. War er wirklich gegangen? Otabek war sich so sicher gewesen, dass sein hitziger Freund nur etwas Zeit für sich brauchte, doch nun zerschlug sich all seine Hoffnung. Eilig machte er sich auf die Suche nach ihm.   Victor unterhielt sich mit Yuri über den neuesten Klatsch der Gesellschaft als Jean zu den beiden stieß. Grinsend lehnte er sich zu dem Barkeeper hinüber. „Gib mir mal zwei Gin, einen doppelt, der Abend ist gerade interessant geworden.“ Mit fragendem Blick übergab der Silberhaarige die Gläser und suchte Yuris Blick. Dieser schien ebenfalls nicht zu wissen, was den Geschäftsmann so erfreute. „Nun, dürfen wir an diesem Wissen teilhaben?“, erkundigte Victor sich forsch, erwartete jedoch keine sinnvolle Antwort. Zu seiner Überraschung grinste der Dunkelhaarige und deutete in eine Ecke. Verschüchtert und mit leerem Blick stand dort die zarte Gestalt des Blonden. Gefangen wie eine Motte im Licht, betäubt vom süßen Duft der Gefahr. Victor entglitten alle Gesichtszüge als Jean sich auf den Weg zu seinem Opfer machte. „Yuri, schnell! Lauf!“ Der Kartenspieler wusste sofort, was sein Liebster von ihm verlangte. Eilig rannte er die Treppe hinauf, benachrichtigte Mila, damit sie aufpasste und ließ sich dann elegant am Fenstersims hinuntergleiten. Er musste Otabek finden. Was auch immer hier vor sich ging, es musste enden. Nachdenklich sah er in alle Richtungen. Er konnte sich nur dunkel daran erinnern, wie er zur Kirche kam. Dort würde er Chris bitten, mit ihm nach Otabek zu suchen. Hastig stolperte er über seine eigenen Füße, fing sich gerade noch auf und setzte seinen Weg unbeirrt fort. Währenddessen beobachtete Victor das Geschehen mit Ekel. Jean lehnte an der Wand mit dem Arm über Yuras Kopf, gab ihm den doppelten Gin und stieß erfreut mit ihm an. Der Junge hatte beide Hände um das Glas geschlungen und nahm einen vorsichtigen Schluck, während der Geschäftsmann sich zu seinem Ohr hinunterbeugte und ihm womöglich allerlei Versprechungen machte. Zwischenzeitlich hatte Mila sich eilig zu dem Barkeeper gesellt und starrte ungläubig durch den Raum. „Meinst du, er ist wirklich freiwillig zurückgekommen?“, raunte sie erstaunt. Victor kratzte sich hinter dem Ohr. „Das wäre schon reine Selbstaufgabe! Ich kann es mir nicht denken!“ Jean lehnte sich mit seinem Körper nah an den des Jungen. „Du bist zurückgekehrt.“, hauchte er fast stimmlos neben seinem Ohr. Yura schluckte schmerzhaft und hielt den Atem an. Was hatte er sich nur dabei gedacht? Warum hatte er so böse auf Otabeks Sorge reagiert? Er wollte doch nur sein Bestes. Nun saß er wie das arme Häschen in der Falle, umzingelt vom nach ihm trachtenden Wolf. Jeans lange Finger spielten mit dem goldenen Haar. „Dein Halsband habe ich noch immer in der Kammer. Es stand dir ausgezeichnet. Auch deine Kleider, deine Spangen, der Schmuck. Alles liegt an seinem Platz. Ich werde nicht nachtragend sein.“ Ein schummeriges Bild seines alten Lebens ohne Sorgen flackerte in den Gedanken des Jungen auf. Doch Jean hatte ihn weggeworfen. „Du könntest wieder das feine Samtbett haben, das du so mochtest. Jeden Tag frische Früchte. Kein Mann wird dich anfassen, ich gebe dir mein Wort.“ Nachdenklich legte Yura den Kopf schief. Otabek schien ihn ja doch nicht so zu wollen, wie er war. Er verlor sich in dummen Gedanken und falscher Enttäuschung. Jean hatte sich nie daran gestört. Er hatte ihm immer gesagt, dass dies ein gutes Leben war. Nie hatte er ihn dafür verurteilt. „Dein Ring, ich habe ihn noch. Komm zu mir zurück und ich öffne dir die Welt!“ Jeans Hände suchten ihren Weg über den dürren Körper. Yura erzitterte und versuchte einen vernünftigen Gedanken zu finden. Der Alkohol des schon fast geleerten Glases ließ ihn schwindelig werden. Was sollte er nur tun? Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)