Vergiss mein nicht von reuab_art (Willkommen im düstersten Kapitel des 19. Jahrhunderts /Otayuri /Victuuri) ================================================================================ Kapitel 15: Aller Anfang ist schwer ----------------------------------- Huhu! Es tut mir sooo Leid, dass es so lange gedauert hat! ;.; Ich bin vor zwei Wochen schwer auf dem Eis beim Sprung gestürzt und habe mein Steißbein angebrochen. Da war Sitzen absolut nicht drin! Bitte verzeiht! Kapitel 16          Aller Anfang ist schwer     Die zunächst feurige Silvesternacht hatte ihr jähes Ende gefunden, bevor Yura eigentlich wusste, was er denken sollte. Otabek hatte ihm keine Antwort geliefert und ihn nur verdutzt sitzen lassen.  Beide hatten getrennt voneinander geschlafen, Yura auf der Pritsche, sein Liebster auf dem kargen Boden. Es hatte eine gefühlte Ewigkeit gedauert, bis er endlich eingeschlafen war. Ob Otabek Ruhe gefunden hatte, wusste er noch nicht einmal. Als die ersten Lichtstrahlen durch das fast blinde Fenster brachen, erwachte Yura mit einem beklemmenden Gefühl in seinem Inneren. So hatte er sich seine neue Freiheit nicht vorgestellt. Fragend sah er sich um, erblickte seinen Retter jedoch nirgends. Ob er wohl einer Arbeit nachging? Weit gähnend erhob er sich aus den kratzigen Decken und streckte sich ausgiebig. Es war sicher schon Zeit für das Frühstück. Neugierig suchte er nach einem Vorratsschrank, doch er wurde enttäuscht. Nirgends fand er frische Früchte oder Milch. Nur eine kleine Flasche mit abgestandenem Wasser stand auf einer kleinen Kommode. Angeekelt roch er daran und streckte die Zunge heraus. „Bääähhhh!“, entfuhr es ihm laut. Als würde er Wasser trinken, dass nicht frisch aus dem Hausbrunnen kam.  Noch immer hungrig suchte er weiter nach Vorräten. Kurz dachte er, er wäre fündig geworden – war es doch nur ein hartes Stück Brotkruste. Wieder verzog er die Lippen. Bei Jean hatte es immer frisch gebackene Brötchen gegeben mit Marmelade aus exotischen Früchten oder frischem Schinken. Bei dem Gedanken an das reichhaltige Essen knurrte ihm nur noch mehr der Magen. Irgendwo hier musste doch Geld sein, damit er etwas kaufen konnte? Eilig durchwühlte er alles, was ihm unter die dürren Finger kam. Schlussendlich erinnerte er sich an die Schmuckstücke und die Taschenuhr von Jean, die er eingepackt hatte. Die mussten doch etwas wert sein! Eilig kramte er in seiner Leinentasche und stopfte sich alles in die Jackentaschen. Hastig bürstete er sein Haar und strich die zuvor angelegte Kleidung glatt. Dann würde er eben für Geld sorgen. Könnte ja nicht so schwer werden!   Frohen Mutes stapfte er durch den Schnee zu dem Juwelier ganz in der Nähe des Marktplatzes. Als er an dem Stand mit den Früchten vorbeikam, wurden seine Augen immer größer. Wie gerne würde er jetzt sofort in so eine süße Frucht beißen.  Doch zuerst musste er Geld beschaffen. Fröhlich stolzierte er in den Laden hinein und trat dem überraschten Verkäufer gegenüber. „Hier, das möchte ich verkaufen! Ich nehme an, ihr könnt mir ein ansprechendes Angebot machen!“, profilierte der Blonde sich überzeugt. Der Juwelier betrachtete jedes Stück genau, vor allem die Taschenuhr. „Wahrlich! Feine Stücke habt ihr! Schade...“, brummte der Mann unter seinem Schnäuzer. Yura legte den Kopf schief, verstand er das Problem überhaupt nicht. „Schade, dass diese Stücke Mister Leroy gehören und nicht euch!“ Die kleinen stechenden Augen fixierten ihn unheilvoll. Panik machte sich in ihm breit. Hatte Jean den Diebstahl etwa so schnell bemerkt? „Schert euch davon, ihr kleiner Dieb oder ich sorge dafür, dass eure Finger hinter Gitter landen!“ Das ließ sich der Junge nicht zweimal sagen und rannte um sein Leben. Keuchend blieb er erst viele Straßen später stehen. Nun stand er wieder mit Nichts da. Otabek wäre sicher furchtbar enttäuscht! Angestrengt überlegte er, wie er jetzt noch an Geld käme. Seufzend kratzte er sich hinter dem Ohr und sah an sich herab. In all dem Stress hatte er zumindest noch die exklusive Samtjacke mitgenommen, die er zur Weihnachtsfeier hatte anfertigen lassen.  Unentschlossen sah Yuri sich um und erkannte unweit von sich den kleinen Laden des Schneiders. Ob er die Jacke wohl wieder verkaufen konnte? Eilig lief er zum Geschäft und trat nervös ein. Der Schneider, zu dem er oft wenig  freundlich gewesen war, besah ihn mit ernster Miene. „Der Herr wünscht?“, begrüßte er den Jungen nur kühl. Leise räusperte der Blonde sich und traute sich kaum zu fragen. Doch er erzählte ihm zögerlich von seiner misslichen Lage. Erstaunt lauschte der Schneider und schien dann eine ganze Weile zu überlegen. „Nun...“, begann er sichtlich amüsiert. „Ich kaufe die Jacke zurück. Sie ist ein fabelhaftes Meisterstück. Ich biete euch ein Viertel des Kaufpreises, wenn ich die Samtschuhe dazu erhalte.“ Yura blieb fast die Luft weg. Das Geld würde kaum für eine Woche reichen und die Schuhe waren die einzigen, die er besaß. Aber er wollte nicht alles auf Otabeks Schultern abladen. Traurig nickte er, legte die Jacke und die Schuhe ab. Seine nackten Füße froren auf dem kalten Steinboden und das dünne Leinenhemd wärmte in keiner Weise mehr. „Ich bedanke mich!“, flötete der Geschäftsinhaber und wies ihm den Weg zur Tür. Als Yuras Füße den Schnee berührten, durchzuckte ihn ein stechender Schmerz. Wie sollte er es ohne Schuhe nach Hause schaffen und dazu wusste er ja nicht einmal den Weg. Aufgeschreckt von einem lauten Klang realisierte er, dass er ganz in der Nähe der Kirche sein musste. Die Neujahrsmesse musste gerade vorbei sein. Eilig rannte er in die Richtung, aus der die Glocken erklangen. Fürwahr, viele Menschen strömten aus der Kirche. Feierlich bekleidet in Pelz und Samt, schritten sie laut lachend und schwatzend die Treppe hinab. Yura stand mit seinen kaum noch spürbaren Füßen auf den untersten Stufen und fühlte sich wie durchsichtig. Niemand schien ihn zu beachten oder sehen zu wollen. Er war nicht mehr einer von ihnen. „Wie schnell aus dir doch das wurde, was du immer warst!“, hörte er plötzlich vor sich eine nur zu bekannte Stimme. Erschrocken sah er die Stufen hinauf. Dort stand Jean in Begleitung von Georgi und seiner nun Verlobten. Diese wandte sich eilig ab und vertiefte sich in ein Gespräch mit anderen Damen. Georgi lachte nur bei dem Anblick des Jungen und strich sich mit der Zunge über die Lippen wie ein blutdurstiger Wolf. „Seltsam... vor Kurzem war ich dir für dein Bett aber noch gut genug!“, erwiderte Yura nach einer kurzen Bedenkzeit und schritt langsam auf ihn zu. Jean legte den Kopf schief, schaute sich um, ob Isabella ihn hören konnte und beugte sich dann langsam zu dem Jungen hinunter. „Du kannst jederzeit zu mir zurückkommen, meine Blüte. Ich werde dir nicht meine Zimmertür verschließen.“ Der heiße Atem seines früheren Herrn ließ Yura erzittern. „Lieber sterbe ich!“, zischte er wütend und spuckte dem Geschäftsmann unverhohlen vor die Füße. In dem Moment packte Georgi ihn an den Schultern und hielt ihn schmerzhaft fest. Jean jedoch lachte nur spöttisch. „Du kommst zurück! Ich weiß es!“ Damit wandte er sich ab und wies seinen Wächter an, den Jungen loszulassen. Perplex über so viel Dreistigkeit, sah er den Gestalten nach und hatte für einen Moment sogar die Schmerzen in seinen Füßen vergessen. Schnell wurde er jedoch wieder an seine Lage erinnert. Mit leidendem Gesichtsausdruck ließ er sich auf die obere Stufe sinken. Was sollte er nur jetzt tun? Wo war Otabek, den er gerade so brauchte? Heiße Tränen rannen seine Wangen hinunter und benetzten den gefrorenen Boden. Er vergaß alles um sich herum.   „Der Herr hat immer ein Dach für die Armen.“ , ertönte eine fröhliche Stimme neben ihm und ließ ihn zusammenzucken. „Und heißen Tee auch!“ Verschüchtert sah Yura zu dem Priester auf, der ihm helfend die Hand hinhielt. Langsam ließ er sich aufhelfen  und nickte zum Dank. Der Geistliche war nicht unbedingt die erste Person, an die er sich gerne wenden wollte. Aber seine Füßen taten so schrecklich weh und erfrieren wollte er auch nicht. So folgte er Chris in den hell erleuchteten Kirchenraum. Staunend besah er die vielen Kerzen, die noch von der Messe brannten.  Der Priester wies ihm den Weg hinter den Kirchenraum zu seiner Kammer. Brav setzte er sich an den Tisch und erhielt sogleich eine randvolle Tasse herrlich duftenden Tee. „Hast du Hunger?“, fragte ihn der Ältere freundlich und hielt ihm ein kleines Stück Rauchfleisch hin. Hastig griff Yura danach und stopfte es sich schnellstmöglich in den Mund. Halb kauend brachte er ein kleinlautes „Danke!“ hervor und erntete ein herzerwärmendes Lächeln. „Was machst du hier so alleine und ohne richtige Kleidung?“, hakte Chris schließlich nach. Es dauerte eine Zeit, bis Yura sich ihm öffnete: „Ich bin heute morgen alleine aufgewacht und es gab nichts zu essen. Darum wollte ich in die Stadt.“ Er erzählte vom Juwelier, dem Schneider und der Begegnung mit Jean. Der Priester hörte ruhig zu und nickte hin und wieder. „Otabek ist sicher im Krankenhaus bei Dr. Lee. Seit er wieder besser laufen kann, verbringt er viel Zeit dort. Immerhin eine gute, wenn auch harte Arbeit. Er ist wirklich herzensgut.“, schwärmte er von dem Arbeiter. „Er arbeitet dort viel mit Kindern, weißt du? Das Waisenhaus liegt direkt angebunden und sie brauchen immer jemanden, der ein offenes Herz hat.“  Yura versuchte sich vorzustellen, wie Otabek wohl mit den Kindern spielte und irgendwie versetzte es ihm einen Stich. Wünschte er sich vielleicht eine Familie? Zögerlich trank Yura wieder einen Schluck Tee. „Warum hat Otabek keine Frau?“, fragte er geradeheraus und dennoch unsicher. Chris schaute etwas irritiert und fragte sich, ob der Junge vielleicht eine Nachhilfestunde in Biologie brauchte. Aber schnell verstand er, worauf der Blonde hinaus wollte. „Ich kann mich nicht erinnern, dass er jemals einer Person den Hof gemacht hätte. Nein, wirklich nicht.“ Yura legte den Kopf schief. „Noch nie? Er war nie mit jemandem zusammen?“ Chris lächelte mild und erwiderte voller Überzeugung: „Oh, nicht, dass die Frauen nicht schon Schlange standen, aber er wollte einfach nicht. Du musst dir keine Sorgen machen. Ihm fehlt es an nichts.“ Wieder versank der Junge in seine Gedanken. Otabek war also wirklich noch nie mit jemandem zusammen gewesen. Aber wenn er doch eine Familie gewollt hätte, dann hätte ihm  nichts im Weg gestanden. „Ich glaube, ich weiß, was dich beschäftigt.“, weckte der Priester wieder Yuras Aufmerksamkeit. „Du hast Sorge, weil er so zurückhaltend ist, nicht wahr?“ Völlig ertappt fiel Yura die Kinnlade hinunter. Unweigerlich musste Chris lachen. „Nun... wie du ja jetzt weißt, ist er ein unbeschriebenes Blatt. Gib ihm etwas mehr Zeit, dann wird er dir schon zeigen, was in ihm vorgeht. Ich habe ihn noch nie so erlebt wie in der letzten Zeit. Du verdrehst ihm wirklich schrecklich den Kopf!“ Der Junge lief knallrot an. War er wirklich so leicht zu durchschauen? „Ich... ich bin mir nicht sicher, ob er wirklich mit mir zusammen sein möchte.“, entwich es ihm doch  leise. Chris nahm die durchgefrorenen Hände des Jungen vorsichtig in die eigenen. „Dessen sind sich Himmel und Hölle sicher!“, schwor er mit einem liebevollen Lächeln. Eine Stimme durchbrach die Stille. „Darf ich fragen, was das wird?!“ Otabek stand mit skeptischem Blick im Eingang zur Kammer und versuchte das sich ihm bietende Bild zu entschlüsseln. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)