Rette mich Cameron von abgemeldet ================================================================================ Kapitel 2: Rettung aus einem Alptraum ------------------------------------- [central]2 oder Rettung aus einem Albtraum[/central] Endlich war seine Schicht in der Lagoon beendet und er konnte nach Hause. Aber so wirklich freuen konnte er sich darüber nicht, denn Ray hasste es nach Hause zu müssen. Wenigstens hatte sich Cameron nach ihrem Streit verzogen und sein Chef hatte ihn wegen dem Missverständnis mit dem Freier auch nicht mehr belästigt. Der war sogar überaus nett zu ihm und hatte ihm sogar sein Trinkgeld gelassen. Nur schwerfällig führten ihn seine Schritte zu dem Hochhaus und seine Beine wurden sogar noch schwerer, als er bemerkte, dass in einem Zimmer im dritten Stock noch Licht brannte. Das konnte nur bedeuten, dass sein cholerischer Pflegevater noch wach war und das bedeutete meistens, dass er nur auf seine Heimkehr wartete. Mit zitternden Fingern wühlte er in seiner Tasche nach dem kleinen Schlüssel und brauchte ganze vier Versuche um ihn mit seiner zitternden Hand in das Schloß zu stecken. Unsicher stieg er die Stufen hinauf, bis er vor der Tür im vierten Stock ankam, die er nun betreten mußte. Erneut gelang es ihm nicht sofort mit dem Schlüssel das Schlüsselloch zu treffen, doch schlußendlich gelang es ihm eben doch und die Tür öffnete sich mit einem leisen Knarren. So leise wie möglich versuchte er die Tür hinter sich zu schließen, doch sein Pflegevater hatte ihn längst gehört. "Ray," schnaubte er, als er aus dem Wohnzimmer stolperte und musterte den Jungen, "Wo hast du gesteckt?" "Ich hab gearbeitet," antwortete Ray kleinlaut und wich etwas zurück. Doch der mit einer Jogginghose bekleidete Mann ging einen Schritt näher auf ihn zu: "So gearbeitet ja? Wie oft habe ich dir schon gesagt, dass ich dir nicht erlaube so spät nach Hause zu kommen. Aber anscheinend interessiert dich das ja nicht!" Mit einem beherzten Griff hatte er Ray an den neuen langen Haaren gepackt und zu sich gezogen: "Ich werde dir den nötigen Respekt schon noch beibringen!" Wütend schleifte er Ray an den Haaren mit sich und stieß ihn dann unsanft ins Zimmer. Kraftlos sank Ray auf dem Boden zusammen. Warum konnte er sich nur nie gegen seinen Pflegevater wehren, warum ertrug er diese Ausbrüche immer wieder. Verwundert blickte der alte schwer atmende Mann auf seinen Sohn am Boden, dessen Haare nun lang in sein Gesicht hingen: "Diese Haare stehen dir gut, Ray. Jetzt siehst du wirklich aus wie ein Mädchen. Vielleicht willst du ja ein Mädchen sein! Vielleicht willst du das ich dich wie ein Mädchen behandele." Ängstlich erwiederte Ray den Blick seines Pflegevaters: "Was meinst du damit." Fest ergriff er Ray wieder an den Haaren: "Du machst das mit Absicht, oder Ray?" "Ich weiß nicht wovon du redest," wimmerte Ray und eine Träne kullerte aus seinen Augen. Er hatte Angst, er hatte seinen Pflegevater schon oft wütend erlebt, aber jetzt war da noch etwas anderes in seinem Blick und vorallem lächelte er so seltsam. "Du weißt also nicht was ich meine ja. Du kleines Miststück weißt es ganz genau! Denkst du ich weiß nicht warum du diese Kleider trägst," schrie der alte Mann und riß Ray an den Haaren auf die Füße zurück, "Ich weiß dass du guten Männern wie mir den Kopf damit verdrehen willst, damit wir schlimme Dinge tun, schmutzige Dinge!" "Ich bin doch nur Kellner," entgegnete Ray hilflos und mit bebender Stimme. Sein Pflegevater lachte und zog ihn dichter an sich: "Kellner ja! Dann wollen wir dochmal sehen wie gut du darin bist!" Wütend schleuderte er Ray aufs Bett und griff erneut in seine Haare: "Ja Kellner wie dich habe ich schon oft gesehen! Aber heute habe ich deine Provokationen lange genug ertragen! Heute werde ich dir geben was du verdienst!" Nach diesen Worten riß er Rays Kopf noch weiter nach oben und presste dann seine Lippen gewaltsam auf die des vollkommen verängstigten Blonden. Mit roher Gewalt riß er ihm dabei das schwarze T-shirt vom Körper und bemächtigte sich mit seinen schmierigen Händen der weichen Haut. Übelkeit stieg in Ray auf. Wohin sollte das führen. Was hatte sein Pflegevater mit ihm vor. Ray wusste nur eins, er wollte das es aufhört, jetzt sofort. Es musste jetzt aufhören, er musste jetzt aufhören! Das würde er nicht ertragen. Panisch versuchte er mit seinen Fingern etwas zu greifen, doch sein Stiefvater ließ ihm kaum eine Chance.Wie von Sinnen schlug er Ray ins Gesicht und zog dabei seine eigene Hose hinab. Panisch versuchte Ray zu entkommen, aber er sah keinen Weg. Sein Pflegevater lachte nur und dann spührte Ray ein kühles Metall an seinem Hals. "Cameron!" "Was," rief der Schwarzhaarige und schreckte aus seinem Schlaf hoch. Was war das, hatte er da nicht zu deutlich seinen Namen gehört? Nein das konnte nicht sein, er war doch allein in seinem Apartment und dennoch war er sich sicher etwas gehört zu haben. "Jetzt höre ich schon Stimmen," brummte Cameron und ließ sich wieder in die Kissen sinken. Müde schloß er seine Augen doch in der nächsten Sekunde schnellte er wieder nach oben: "Ray!" Woher auch immer er das wusste, aber er wusste das Ray nach ihm gerufen hatte. Ray brauchte ihn! Sofort sprang er aus dem Bett und suchte nach der Sonnenbrille, wo hatte er dieses verdammte Ding nur hingelegt. Endlich fand er sie auf dem Wohnzimmertisch und betätigte sofort den Schalter. Ray war also zu Hause, sollte er sich so geirrt haben. Nein, sicher nicht und wenn doch, dann sollte Ray ihn doch anschreien. Sein Gefühl sagte ihm, dass er sich beeilen mußte, doch dabei würde ihm seine Fähigkeit nichts bringen. Sonst war es eigentlich immer praktisch die Kraft der Vielseitigkeit zu besitzen, aber diesmal hätte er eher etwas wie Flug oder Geschwindigkeit gebrauchen können. Nunja, da hieß es wohl sich auf seine sportlichkeit verlassen und zum Auto rennen. So schnell es eben ging hetzte er die Stufen hinab und heitzte dann mit seinem Auto durch die Straßen, ohne sich auch nur an eine einzige Verkehrsregel zu halten. Mit rauchenden Reifen bremste er vor dem Hochhaus, in dem der Kleinere wohnte und blickte die Fenster hinauf. Im vierten Stock brannte noch licht das musste es sein! Nun war ihm seine Fähigkeit endlich wieder nützlich, denn Schlößer knacken war damit überhaupt kein Problem. Von seinem unguten Gefühl gesteuert rannte er die Treppen nach oben und knackte ebenso spielend auch das Schloß der Haustür. Kaum war die Tür aufgesprungen, hörte er schon Rays wimmerndes Flehen und das fiese Lachen eines Mannes, was war hier nur los. Lautlos schlich Cameron den Flur entlang und traute dann seinen Augen nicht. Er sah Ray, der nur mit einer Short bekleidet auf dem Boden kauerte und einen nackten Kerl vor ihm, der eine Pistole auf ihn richtete. "Was ist denn los Ray? Du tust ja gerade so, als würdest du das hier nicht selbst wollen," säuselte der alte Kerl und ging näher auf Ray zu. Erst jetzt konnte Cameron das geschwollene Gesicht des Jüngeren erkennen, der mit blanker Angst in den Augen den Blick des Mannes vor ihm erwiederte: "Bitte laß mich gehen!" "Wieso willst du denn gehen bevor wir unseren Spaß hatten," lachte der Mann und zielte genauer auf Ray, "Steh jetzt auf oder ich vergeße mich!" "Nimm sofort die Knarre runter, oder ich vergeße mich," wiederholte Cameron, der sich angeschlichen hatte und Rays Pflegevater nun ein Messer genau an die Kehle drückte. Vollkommen verängstigt erwiederte Ray seinen Blick: "Cam was machst du denn hier?" "Laß mich sofort los du kleiner Verbrecher," dröhnte die tiefe Stimme von Rays Pflegevater. "Ray wer ist das," erkundigte sich Cameron ohne weiter auf etwas anderen einzugehen. "Das ist Martin mein Pflegevater," stotterte Ray unsicher und versuchte Cams Blick auszuweichen. "Gut dann sag Martin er soll sich lieber nicht bewegen und die Knarre einfach auf den Boden fallen lassen, sonst trenne ich seinen Kopf auf unbestimmte Zeit von dem Rest seines Körpers," sagte Cameron trocken und sprach dann sanfter weiter, "Ray, zieh dich an, wir gehen." "Ray geht nirgendwohin," fauchte Martin, hatte aber die Waffe fallen lassen, "Er ist immernoch mein Sohn! Er wird." "Okay ich hab mich vielleicht nicht klar genug ausgedrückt, aber ich will nicht nur dass du dich nicht bewegst, sondern dass du vorallem die Klappe hälst," schnitt Cameron ihm entschieden das Wort ab und sah dann wieder milder zu Ray, "Los Ray, mach schon." "Hör nicht auf ihn. Ray, wir sind doch eine Familie," flötete Martin, "Du willst doch nichts tun was deine Familie verärgert. Wenn du dich jetzt gegen uns entscheidest kannst du nie wieder zurükkehren. Hast du verstanden Ray, nie wieder!" Zögernd blickte Ray zu Cameron: "Ich kann nicht gehen Cameron, das hier ist mein zu Hause! Sie haben mich großgezogen, ich schulde ihnen etwas!" "Oh Gott Ray, steh auf und komm schon! Du kommst erstmal mit zu mir," erwiederte Cameron und fügte dann nach einer Pause hinzu, "Du schuldest denen garnichts!" "Hör nicht auf ihn Ray. Er wird dich sitzen lassen. Du wirst allein sein und niemanden haben. So wie nach dem Tot deiner Eltern." "Halt endlich die Klappe," fauchte Cameron und schlug kurz aber entschloßen mit seiner Handkante in den Nacken Martins. Der sackte sofort bewußtlos zusammen. Vorsorglich entfernte Cam die auf dem bodenliegende Pistole und sah dann zu Ray: "Komm schon Ray. Ich hab zwar keine Ahnung was hier los ist, aber das solltest du dir nicht länger antun! Vertrau mir, ich hab versprochen auf dich aufzupassen." Zitternd war Ray nicht fähig aufzustehen, zu reden oder sich zu bewegen und so verharrte er einfach regungslos am Boden. Seufzend griff Cameron die Decke von dem kleinen Bett im Zimmer und legte sie Ray um die Schultern: "Steh auf Kleiner. Ich kann dich nicht hierlassen!" Ray schluckte schwer und ließ sich dann aber von Cameron auf die Beine helfen: "Warum tust du das für mich!" "Ich denke wir haben eine Abmachung," meinte Cameron sanft, "Ich nehme dich erstmal bei mir auf und dafür beantwortest du mir drei meiner Fragen ehrlich, einverstanden." "Cam ich," stotterte Ray kam aber nicht weiter. Sanft schob Cameron Ray aus der Tür des engen Zimmers: "Komm schon Ray, laß uns gehen!" Es dauerte eine ganze Weile bis Cameron Ray zum Auto und vorallem zum einsteigen gebracht hatte, doch dann saß er zitternd und schweigend neben ihm. Aber auch Cameron wusste nichts zu sagen, auch wenn in seinem Kopf die Fragen und Gedanken raßten, so hielt er es im Moment nicht für ratsam Ray mit Fragen zu löchern. Besorgt warf er aus dem Augenwinkel einen Blick zu dem verängstigten Bündel auf dem Beifahrersitz, bevor er sich wieder auf die Straße konzentrierte oder es zumindest versuchte. Auch den Rest der Fahrt verbrachten die Beiden schweigend, bis Cameron geparkt hatte und aus dem Auto gestiegen war. "Aussteigen, Ray," sagte er freundlich, bemerkte aber schnell, dass der Kleine ihn nicht wirklich wahrzunehmen schien. Kurz seufzend ging er um das Auto herum und öffnete die Tür auf der Seite des Jüngeren. Ohne etwas zu sagen nahm er Ray auf den Arm und schloß die Tür mit dem Fuß. Schnell noch einen kleinen Knopfdruck auf dem Autoschlüssel und schon waren die Türen automatisch geschlossen. Mit Ray auf dem Arm ging Cam in das Haus, stieg die Treppen hinauf und betrat schluß endlich sein wohnliches Apartment. Auch diese Tür verschloß er einfach mit einem gekonnten kleinen Tritt und trug Ray zu seinem letztlichen Ziel, dem Schlafzimmer. Behutsam setzte Cameron den noch immer zittenden Blonden auf dem großen weichen Bett ab: "Gleich nebenan ist das Bad, wenn du duschen willst, dann lege ich dir Sachen raus." Ray nickte, doch blickte zu Boden: "Ich will dir keine Umstände machen, nicht noch mehr! Außerdem schulde ich dir noch ein paar Antworten, oder?" Liebevoll legte Cameron eine Hand auf die Schulter seines Gegenübers: "Heute nicht mehr, wir reden Morgen. Und, du machst mir keine Umstände, verstanden. Also ich lege dir im Bad ein Handtuch und neue Klamotten hin. Die werden dir zwar etwas weit und groß sein, aber für den Augenblick wird es reichen. Nickend sah Ray Cam das erste mal in dieser Nacht wirklich an: "Danke." "Ist schon in Ordnung, Kleiner," erwiederte Cameron lächelnd, "Geh jetzt ins Bad und schlafen. Ich bin im Wohnzimmer, wenn etwas ist!" Langsam blinzelt schlug Ray am nächsten Morgen die Augen auf und musterte dann etwas irritiert seine Umgebung. "Stimmt ja, ich bin bei Cameron," murmelte er mit der schmerzlichen Gewissheit, dass das alles kein Traum gewesen war. Fröstelnd kuschelte sich Ray wieder unter die warme Decke und ihm stieg der kernige Geruch in die Nase, der ihm schon in seinen Träumen begleitet hatte. Ray mochte den Geruch, den auch das T-Shirt hatte das er trug. "Morgen, Kleiner, Frühstück," erkundigte sich Cameron und stellte ein Tablett mir Essen neben Ray aufs Bett, "Naja wir sollten es in Anbetracht der Uhrzeit vielleicht eher Brunch nennen." Ein Lächeln versuchend setzte sich Ray auf, wie lange war es her, dass ihm jemand Frühstück gemacht hatte: "Danke, du machst dir zu viel Arbeit!" "Unsinn, das ist nun wirklich keine Arbeit und ich muss es wissen, denn ich scheue jede Arbeit," witzelte Cameron um Ray ein wenig aufzuheitern, "Und nun iß erstmal." Zögerlich griff Ray nach der großen Tasse und ein leichtes Lächeln zeichnete sich auf seinen Lippen: "Kakao." Das weckte tiefe warme Erinnerungen, die Ray über Jahre versucht hatte zu verdrängen, doch der süße Geschmack der milchigen Flüssigkeit ließ das nicht mehr zu. Seine Mutter hatte immer Kakao für ihn gemacht, wenn er traurig gewesen war. Ray erinnerte sich kaum an ihre Stimme, aber an ihre liebevollen Hände und den süßen Geschmack des tröstenden Kakaos konnte er sich sehr wohl erinnern. "Willst du nicht auch was richtiges Essen," meinte Cameron und musterte skeptisch den verträumt wirkenden Blonden. "Nein, entschuldige, aber ich bin eigentlich nicht hunrig. Ich esse nicht sehr viel," erwiederte Ray und er fühlte sich schlecht, weil er Camerons Frühstück ablehnte. Der lächelte jedoch: "Kein Problem, hätte ich mir auch denken können, so dünn wie du bist. Wie auch immer, nimm die Decke mit wenn dir kalt ist, aber laß uns ins Wohnzimmer gehen!" Mit der Decke und dem Kakao bewaffnet, folgte Ray dem Schwarzhaarigen aus dem Zimmer und ließ sich neben Cameron auf die Couch sinken: "Du hast ein schönes Apartment." Cam grinste breit und zündete sich eine Zigarrette an: "Das haben mir meine Eltern bezahlt, als sie aus der Stadt wegzogen und ich nicht mitwollte." "Lieb von deinen Eltern," erwiederte Ray und nahm einen Schluck Kakao. Cameron lachte: "Naja lieb oder eigennützig. Ich denke sie sind ganz froh wieder alleine zu sein. Wir verstehen uns viel besser seit wir nicht mehr zusammen wohnen." "Vielleicht funktioniert das zwischen mir und meinen Pflegeeltern ja auch," murmelte Ray und begann leicht zu zittern. Sofort war das Lächeln aus Camerons Gesicht verschwunden: "Ray, das war doch gestern dein Stiefvater. War es das erstemal, dass so etwas passiert ist?" "Ja und Nein. Es war das erste mal, dass er so ausgeraßtet ist. Klar hat er mich früher schon geschlagen, aber er hat nie versucht mich," Ray brach diesen Versuch an, denn die furchtbare Übelkeit von gestern kehrte mit dem würgereitz zurück. "Es ist also nicht wegen deinem Job, sondern dein Stiefvater hat dir immer diese Verletzungen zugefügt, mit denen du auch zur Arbeit kommen musstest," fragte Cameron vorsichtig weiter. Rays grüne Augen blitzten kurz auf: "Ich habe dir doch schon gestern gesagt dass der Job nichts damit zu tun hat. Ich bin doch nur Kellner." "Schon gut," entgegnete Cameron sofort, "Wieso hast du uns denn nichts erzählt? Wir hätten dir doch helfen können." Unsicher senkte Ray den Blick auf seine Füße: "Ich, ich, mir ist das unangenehm. Ihr haltet mich doch jetzt schon alle für einen Schwächling, der nichts bei EC zu suchen hat. Was hättet ihr da erst gesagt, wenn ihr erfahren hättet, dass ich mich von meinem Vater verprügeln lasse." Rays Worte versetzten Cameron gezielte Stiche in die Magengegend. Erst jetzt wurde ihm das erste mal klar wie sehr er selbst Ray immer mit seinen Schertzen verletzt hatte: "Entschuldige, aber wir wussten alle nicht, was wirklich bei dir los ist. Mensch Ray wir hätten dir alle geholfen. Du bist doch einer von uns, ein Mitglied unseres Teams. Jetzt kann ich auch verstehen warum du unbedingt ausziehen wolltest. Deswegen war es auch sicher so schlimm für dich, als ich den Witz nach unserem Kuss gemacht habe, tut mir leid." Ein kleines fieses Grinsen legte sich auf Rays Lippen: "Nein, deswegen nicht!" "Ach ja und was war dann der Grund," fragte Cameron und blinzelte interessiert. "Sag ich nicht," meinte Ray knapp und leerte seinen Kakao. "Doch tust du, du schuldest mir noch eine Antwort," forderte Cameron und lächelte siegesgewiss. "Nein ich schulde dir nichts mehr," erwiederte Ray und kuschelte sich wärmend in die Decke, "Du hast mir bereits drei Fragen gestellt!" Grinsend lehnte Cam sich zurück: "Nein habe ich nicht. Denk genau nach. Ich habe dir zwei Fragen gestellt. Das andere war keine Frage, sondern eine Aussage, die du mir, ohne dass ich es wollte bestätigt hast! Also habe ich noch eine Frage gut!" Ganz plötzlich stieg Ray die Röte in die Wangen. Wie konnte das nur passieren und was sollte er jetzt sagen. Die Wahrheit hatte er Cam versprochen, aber konnte er die wirklich erzählen. "Hey nicht so lange nachdenken! Das macht mich nur mißtrauisch," warf Cameron ein und drehte Rays Kinn zu sich, "Ich will dass du mir in die Augen siehst, denn darin kann ich ganz genau lesen ob du mich anlügst!" Ray atmete tief durch und sprach dann mit leiser kaum hörbarer Stimme weiter: "Es war doch mein erster Kuss." Eine Sekunde schien Cameron fast geschockt zu sein, doch dann fing er sich recht schnell wieder: "Dein erster Kuss? Warum hast du denn nichts gesagt. Ich hätte mir vielleicht mehr Mühe gegeben!" Nun war Ray knall rot im Gesicht und wand den Blick ab, was Cameron ein Grinsen ins Gesicht zauberte: "Oh wie ich sehe hat mein Einsatz bereits gereicht. Naja gekonnt ist eben gekonnt!" Fassungslos sah Ray ihn an und holte erneut zu einer Ohrfeige aus, die Cameron aber mit einer Hand abfing: "Tut mir leid, okay! Du siehst nur echt niedlich aus wenn dir etwas peinlich ist!" Niedlich war das falsche Wort, zumindest in Camerons Augen, denn für ihn hatte Ray im Moment etwas unheimlich verführerisches an sich. Doch dieses Gefühl konnte er unmöglich zulassen, denn Ray war trotz der langen Haare und dem ebenen Gesicht immernoch ein Mann wie er. Das war es wahrscheinlich, beruhigte er sich selbst. Es war nur die Tatsache, dass Ray mal wie eine Frau ausgesehen hatte, nur das! Schnell ließ er Rays Hand los, die er unbewußt immernoch festgehalten hatte und drehte sich zu seinen Zigarretten. Rays Gesicht glühte förmlich und sein Herz schien zu rasen. Was war nur los mit ihm. Unsicher sah er stumm auf den Boden und zog die Decke wieder fester um sich. Lange hielt er das Schweigen jedoch nicht aus, konnte aber nicht in Cams Richtung sehen: "Ich werde hart arbeiten und bald wieder ausziehen. Ich werde dir sicher nicht lange zur Last fallen und dich." "Hey du fällst mir nicht zur Last," unterbrach Cameron und zog an seiner Zigarrette, "Du kannst erstmal hier bleiben und ab Mittwoch ziehst du sowieso in das Internat, wenn du dich recht erinnern möchtest. Und was dannach ist sehen wir dann schon! Mein Apartment ist auf jedenfall erstmal groß genug für uns Beide!" Das Wochenende brachten die Beiden auch recht gut hinter sich und auch die folgenden zwei Tage waren, bis auf kleinere Streits durchaus friedlich. Doch nun war es Mittwoch morgen und Ray war gerade aus der Dusche geklettert. Fröstelnd trocknete er sich ab und zog sich seine Unterwäsche über. An den seltsamen Bh mit den künstlichen Einlagen, würde er sich wohl nie gewöhnen. Dann begann er seine langen Haare in form zu föhnen, wie er es in den unzähligen Stunden im Stylingtraining gelernt hatte. Mit geübten Griffen machte er sich daran nun die Perfektion auf die Täuschung zu setzen und trug Make up und Schminke auf. Nicht zu viel, eben genau so wie er es gelernt hatte. Mehr oder weniger zufrieden musterte er sich im Spiegel, das Ergebnis konnte sich wirklich sehen lassen, aber Ray mochte es nunmal nicht wie eine Frau auszusehen. Seufzend zog er sich die Schuluniform über und musterte sich erneut im Spiegel. Er hasste diesen knielangen blauen Rock jetzt schon, vorallem gepaart mit der weißen Bluse. Resignierend streifte er auch noch den blauen Blazer über, denn ändern konnte er die Situation sowieso nicht und verließ das Badezimmer. Seine Schminktasche in der Hand steuerte er auf das Wohnzimmer zu, in dem schon Cameron auf ihn wartete. Ein kleines Lächeln auf dem Gesicht musterte er den Größeren, der in der engen Jeans mit dem lässigen schwarzen Hemd einfach verboten gut aussah: "Ich bin dann fertig." "Okay dann können wir ja," meinte Cameron im umdrehen, doch als er Ray erblickte schwieg er, "Wow du siehst echt gut aus!" "Hör auf mit dem Mist," knurrte Ray und wand den Blick ab. Grinsend sah Cam ihm an und beugte sich zu ihm herab: "Wollen wir noch ein wenig üben uns wie ein echtes Pärchen zu benehmen?" Als Antwort hatte er Rays Ellenbogen im Magen: "Können wir dann?" "Klar gehen wir," keuchte der Größere und führte Ray aus dem ihm so vertraut gewordenen Apartment, "Bist du nervös?" "Ich werde doch nur in einem Haus voller Frauen wohnen, die niemals erfahren dürfen, dass ich keine bin. Ich werde also Tag und Nacht auf der Hut sein müssen und aufpassen, dass ich nicht für eine Sekunde aus der Rolle falle, was denkst du denn," zischte Ray und lief die Treppen hinunter. Cameron ließ das unkommentiert stehen und folgte. Draußen wurden sie bereits von Higgins und einem großen edlen Auto erwartet. Sogar einen Fahrer, in Person von Stuart und zwei Diener, in Person von Kalli und Joe waren dabei, um die Täuschung zu perfektionieren. Alle staunten nicht schlecht, als sie Ray auf sich zukommen sahen und mussten sich zum Teil Kommentare verkneifen, die ihnen Cam entschieden verboten hatte. "Cameron, Ray, ich sehe ihr seit bereit," grüßte Higgins und weiß auf eine Autotür. Alle drei und ihre neuen bediensteten stiegen ein. Während der Fahrt reichte Higgins Ray einen Ausweis. Rachel Moar, stand da unter Name und Frankreich unter Wohnort. Skeptisch blickte Ray zu Higgins: "Ich komme aus Frankreich?" "Ja, du sprichst doch nahezu perfekt Französisch," gab Higgins zurück. "Hey schau, du kannst sogar deinen jetzigen Namen behalten," meinte Cameron, der sich den Ausweis geschnappt hatte. Fragend sah Ray ihn an: "Kannst du nicht lesen? Da steht Rachel!" "Schon klar, aber die kurzform von Rachel könnte genausogut Ray sein," erwiederte Cameron und gab Ray den Ausweis zurück. Der lächelte und blickte dann aus dem Fenster. Langsam stellte sich doch mehr Nervosität ein, als er eigentlich zugeben wollte und so hielt er sich aus dem Gespräch raus und lauschte nur den wichtigen Anweisungen. "Gut ich werde deinen Vater spielen," sagte Higgins und riß Ray damit aus seinen Gedanken, "Und Cameron deinen Freund. Du solltest dich also etwas herzlicher von uns verabschieden!" "Sie wollen dass ich sie küsse Chef," protestierte Ray entsetzt, das ging ihm eindeutig zu weit! "Nein, wir werden uns nur umarmen, du und Cameron allerdings." "Lassen sie mich nur machen, Chef," schnitt Cameron ihm das Wort ab, "Ab heute ist Rachel meine neue Freundin und ich weiß was ich zu tun habe um sie glücklich zu machen." "Wieso gefällt mir das ganz und garnicht," brummte Ray, sah jedoch wieder aus dem Fenster. Cameron grinste: "Ich würde nie etwas tun, dass dir missfallen würde mein Schatz!" Endlich hatte die Fahrt ein Ende und Ray konnte die Schule erblicken. Das alte, ehrwürdige, schloßähnliche Gebäude, mit den wuchtigen silber blauen Fahnen, die das Schulemblame zeigten, wirkte schon ein wenig einschüchternd. "Miseur Moar. Madmosell," forderte Joe mit gebeugtem Rücken, nachdem er die Tür geöffnet hatte. Higgins in dem edlen schwarzen Anzug, war der erste, der das Auto verließ. Ihm folgte Cameron, der danach, ganz Gentelman, Ray half aus dem Auto zu steigen. Stuart, war derweil beschäftigt die unzähligen Koffer aus dem Auto zu laden, während Kalli in das Schloß ging um ihr Eintreffen anzukündigen. Ray fühlte sich garnicht wohl und begann leicht zu zittern, bis Cameron einen Arm um ihn legte und ihn festhielt: "Hab keine Angst, ich werde immer in deiner Nähe sein!" Nickend lehnte Ray sich leicht gegen ihn, denn auch wenn er es nicht gerne zugab, der Gedanke dass hier ohne Cameron durchstehen zu müssen, wäre unerträglich gewesen. Schon seltsam wie sehr sich seine Meinung in der Beziehung in den letzten beiden Wochen geändert hatte. Seufzend blickte er zum Eingang aus dem Kalli gerade zurückkam. "Wir könnten dann los," verkündete dieser und nickte Higgins zu, bevor er Stuart und Joe half die Koffer zu tragen. "Gut, bist du bereit Ray," erkundigte sich Higgins freundlich und fuhr fort, als der jüngere unsicher genickt hatte, "Gut gut. Ab jetzt also gilt es! Vergiß nicht, dass du ein Mädchen aus gutem Haus bist! Ich, also dein Vater, bin ein Einflußreicher Industrieller, du repräsentierst also auch einen gewissen Stand. Aber das haben wir dir schließlich alles im Benimmuntericht beigebracht und deswegen wirst du es bestens meistern." Mit gewichtiger Mine schritt Higgins voran und Ray folgte, bei Cameron untergehakt. Ihre Schritte hallten in den hohen Gängen wieder und Ray drückte sich unterbewußt dichter an Cameron. Der grinste und beugte sich leicht zu ihm herunter: "Wenn du dich noch dichter an mich drückst, dann muß ich mir mit dir hier eine dunkle Ecke suchen!" "Hör auf mit dem Unsinn," zischte Ray und ging etwas auf Abstand. Lachend aber die Unterredung beendend gingen sie weiter, bis eine hochgewachsene Frau ihnen den Weg versperrte. Die gestreng aussehende Frau, hatte ihre grauen Haare zu einem Dutt zusammengebunden und ihre kleine goldene Brille saß tief auf ihrer Nasenspitze. "Herzlich Willkommen in der Berrington Highschool," begrüßte die nebenstehende dickliche Frau, die einen kleinen Bleistift hinter dem Ohr hatte. "Auch ich kann sie nur Begrüßen, Monseur Moar. Mein Name ist, Madame Virac und das ist die Stellvertretende Schulleiterin, Madame Constance," riß die grauhaarige Frau das Gespräch an sich und musterte Ray eingehend. "Wir freuen uns, dass sie meine Prinzessin mitten im Schuljahr aufnehmen konnten, aber die letzte Schule entsprach einfach nicht meinen Ansprüchen," erwiederte Higgins förmlich und besah sich die Halle, in der sie im Moment standen, "Doch ihre Schule hat einen ausgezeichneten Ruf! Hat meine Tochter denn das Einzelzimmer, um das ich gebeten habe? Wir legen nämlich größten wert darauf, dass unsere Kleine ungestört lernen kann!" "Selbstverständlich, ich kann ihren Wunsch vollkommen nachvollziehen! Natürlich haben wir auch Doppelzimmer, aber für solche Fälle sind wir auch vorbereitet," entgegnete Madame Virac, "Wie ihr sicher wisst, besucht auch die Tochter unseres Presidenten unsere Schule." "Das war ein Grund, warum ich mich für diese Schule entschieden habe," meinte Higgins, "Doch nun würde ich gern das Zimmer meines Augensterns zu Gesicht bekommen." Madame Virac lächelte kalt: "Aber selbst verständlich, folgen sie mir." "Das ist ja ein echter Drachen," flüsterte Cameron, während er mit Ray am Arm, den langen Gang entlang lief, "vor der musst du dich besonders in Acht nehman." Das hätte Cam ihm garnicht sagen müssen, denn wenn Ray ehrlich war, dann war ihm diese Madame Virac jetzt schon mehr als unangenehm. "Oh wirklich ein reitzendes Zimmer," urteilte Higgins, als sie das geräumige Zimmer, mit dem großen Bett, dem riesigen Schreibtisch und Schrank und dem angrenzenden Bad gemustert hatte. Es war alles da, ein Bücherregal, ein Fernseher, eine Musikanlage, ein Telefon und Joe war gerade fertig damit den Laptop anzuschließen. "Wie ich sehe haben ihre Diener auch bereits für ein eigenes Ambiente gesorgt," stellte Madame Virac fest und musterte den Laptop. "Nunja ich bin oft im Ausland und da will ich doch, dass es meiner Prinzessin an nichts mangelt," sagte Higgins entschieden und sah dann ernster zu der älteren Frau, "Gibt es damit etwa ein Problem?" "Aber nicht doch," beruhigte Madame Virac und lächelte leicht, "Ich gebe ihnen nun etwas Zeit zum Abschiednehmen. Rachel dich sehe ich dann später in meinem Büro. Da gebe ich dir dann deinen Stundenplan und die Bücher!" Nach disen Worten war sie verschwunden und Ray atmete erleichtert auf, während er sich wieder an Cameron lehnte. "Soll ich Dady wegschicken und wir kuscheln ein wenig," hauchte der nun an Rays Ohr und ließ dem einen Schauer über den Rücken laufen. Etwas erwiedern konnte Ray nicht mehr, denn Joe kam ihm zuvor: "Der Laptop hat internet und ist mit einer sicheren Leitung, mit Camerons Verbunden. Auch das Telefon ist abhörsicher und wir haben mehrere Wanzen in diesem Zimmer. Wir sind also fertig Chef." "Sehr gut, dann bringst du uns jetzt noch runter Ray und ab dann läuft Mission Code Princess," meinte Higgins, "Oder hast du noch fragen?" Ray schüttelte den Kopf und hakte sich wieder bei Cam unter: "Nein bringen wir diesen Abschied hinter uns!" "Ich wußte doch du kannst es garnicht erwarten mich zu." "Sprich weiter und ich beiß dich," schnitt Ray ihm das Wort ab. Lachend öffnete Higgins die Tür und alle folgten. Auf den Gängen liefen ihnen nun mehrere Schülerinnen über den Weg, die Ray alle interessiert musterten, aber interessierter waren sie an Cameron. Draußen nahm Higgins Ray in den Arm und flüsterte ihm ein, viel Erfolg, ins Ohr, bevor er ins Auto stieg. "So jetzt sind wir beide dran," sagte Cameron und nahm Ray an die Hand. "Wohin willst du," erkundigte sich Ray erschrocken, als er feststellte, dass Cam ihn vom Auto wegzog. Sanft drückte er den überraschten Ray an den Stamm eines großen Baumes: "Ich würde dich doch nie vor den Augen deines Vaters küssen. Außerdem stehen wir so besser im Blickfeld deiner Mitschüler!" Ein kurzer Blick über Camerons Schulter zeigte Ray, dass an den Fenstern der Schule mehrere neugierige Gesichter zu sehen waren. Cameron grinste nur, als er sah, dass Ray wieder hoch rot war und beugte sich leicht vor: "Also zeig mir ein wenig mehr hingabe, immerhin werden wir uns eine ganze Zeit nicht sehen!" Forsch drängte er sich dichter an den kleineren, der überrascht etwas erwiedern wollte, aber zu nichts mehr kam. Warm fühlte er die fordernden Lippen Camerons auf seinen und legte zitternd seine schlanken Arme um seinen Nacken. Das warme Gefühl kehrte in seinen Bauch zurück und der würzige Geruch, den er damals in Camerons Bett gerochen hatte, verstärkte es noch. Ungewollt seufzte Ray in den Kuss und zog Cameron dichter an sich. Auch der hatte die Welt um sich herum und vorallem die Tatsache, dass er gerade Ray küsste, völlig vergessen. Doch die Hupe des alten Autos, beendete den Moment, bevor er angefangen hatte. Ray riß die Augen auf und auch Cameron beendete den Kuss sofort. "Wenn du irgendwas hast, dann sag mir bescheid! Wir chatten heute Abend," sagte Cameron etwas atemlos und gab Ray dann noch einen kleinen Kuss auf die Wang, bevor er zum Auto rannte. Mit roten Wangen und verklärten Augen lehnte Ray am Baum, für Minuten nicht fähig sich vom Fleck zu rühren. Mit einem Seufzen stieß er sich vom Baum ab und machte sich auf den Weg zurück in die Schule. Unsicher lief er die Gänge entlang, auf der Suche nach dem Zimmer der Direktorin, als er plötzlich gegen ein schwarzhaariges Mädchen stieß. "Oh entschuldige," sagte Ray sofort, "Ich hoffe ich hab dir nicht weh getan." "Nein, nein, schon gut. Ich hab ja auch nicht aufgepasst. Du bist doch neu hier oder. Bestimmt auf der suche nach dem Zimmer der alten Virac, was," erwiederte das Mädchen, mit einer zwar freundlichen, aber unglaublich nervig überdreht quietschigen Stimme. "Ja, Ich bin Rachel Moar, du kannst mich aber Ray nennen." Das Mädchen lachte vergnügt: "Gut, Ray. Ich bin Soya, Soya Welligfield. Von den Chicago Wellingfields. Ich könnte dir schnell helfen das Büro zu finden, das liegt sowieso auf meinem Weg." Wenn Ray ehrlich war, dann wäre er lieber allein gegangen, aber er hat auch keine Lust noch ewig durch die Gänge zu irren, also nahm er dankend an. Diese Entscheidung bereute er jedoch recht schnell, denn Soya erzählte auf ihrem gemeinsamen Weg die neusten Klatsch und Tratsch Geschichten ohne auch nur einmal Luft zu holen. Nun wußte der arme Ray endlich, dass Nina nun mit Kai ging, obwohl der doch eigentlich Magens Freund gewesen war, dass man über Megan aber sowieso sagte, dass sie eher auf Lucy steht. Innerlich betend die Tür bald erreicht zu haben, tat Ray weiter interessiert und lauschte den Erzählungen in der Hoffnung vielleicht doch ein paar interessante Informationen zu bekommen. Absoluter Fehlschlag, denn auch als Ray und Soya endlich vor der Tür standen, hatte Soya noch nichts gesagt das Ray auch nur im entferntesten interessierte. "Gut danke, wir sehen uns ja dann sicher irgendwie," meinte Ray und quälte sich ein Lächeln ab. Soya quietschte freundlich: "Kein problem, sag mir einfach bescheid wenn du irgendwie Hilfe brauchst. Oh Jean warte ich muss dir etwas erzählen !" Gleich nach diesen Worten rannte sie zu einer Gruppe Mädchen und ließ Ray alleine zurück. Der seufzte erleichtert auf und betrat dann, nach einem zaghaften Klopfen, das Zimmer der Direktorin. "Ah, Frl Moar, setzen sie sich doch," grüßte die grauhaarige freundlich und wieß auf einen der beiden Stühle vor ihrem wuchtigen Schreibtisch. Lächelnd ließ Ray sich auf einen Stuhl sinken: "Es ist sehr freundlich von ihnen, dass sie sich persönlich Zeit für mich nehmen konnten. Ich kann mir vorstellen, dass sie sicher sehr viel zu tun haben." "Das ist mir doch ein ganz spezielles Vergnügen. Sie können auch jederzeit zu mir kommen, wenn sie irgendwelche Schwierigkeiten haben," entgegnete Madame Virac freundlich und reichte Ray dann einige Unterlagen, "Das hier sind die Hausregeln, ihr neuer Stundenplan und ein Plan der Schule, damit sie sich besser zurecht finden. In der Hausordnung stehen auch die Essenszeiten, aber auch Ruhe und Ausgangszeiten, die für alle verbindlich sind." "Selbstverständlich," stimmte Ray zu und musterte den Packen Papier in seiner Hand. "Ihr Unterricht beginnt dan ab morgen," fuhr Madame Virac fort, "Ihre Bücher werden ihnen später von einem unserer Dienstmädchen aufs Zimmer gebracht. Wenn sie einmal nicht im Speisesaal speisen wollen, dann können sie auch unseren Zimmerservice nutzen. Die Benutzung wird ihnen auf Seite drei erklärt. Sie wissen sicher, dass ihr Vater dafür gesorgt hat, dass ihnen hier alle erdenklichen Vergünstigungen unserer Schule zur Verfügung stehen. Der Service unserer Dienstmädchen ist dabei natürlich inklusive!" "Das ist überaus nett von ihnen! Das wird mir sicher helfen mich voll und ganz meinen Studien zu widmen," sagte Ray und lächelne, "Ich will sie nun aber nicht weiter aufhalten. Sie haben sicher noch besseres zu tun als ihre Zeit mit mir zu verschwenden!" "Oh ich bitte sie," wiegelte Madame Virac ab, "Es ist mir wirklich ein Vergnügen!" Ray knurrte innerlich, er wollte hier endlich raus! Äußerlich ließ er sich jedoch nichts anmerken: "Aber ich sehe doch, dass ihr ganzer Schreibtisch voller Arbeit liegt!" "Oh ich kann nicht leugnen, dass ihre Augen sie nicht täuschen," erwiederte Madame Virac und rückte ihre Brille gerade, "Doch wenn ich sie nun entlasse, dann erlaubt mir wenigstens sie einmal auf einen Tee oder Kaffee einzuladen. Ich bin doch zu neugierig. Sie haben doch sicher so einiges erlebt in ihrer Zeit in Europa!" Lächelnd stand Ray auf: "Ja durchaus! Und ich werde ihnen mit Freuden darüber erzählen, doch nun lasse ich sie allein. Ich würde mir nie verzeihen eine so beschäftigte Frau, wie sie eine sind, aufgehalten zu haben." "Sie sind sicher eine Bereicherung für unsere Schule. Man erkennt deutlich die guten Manieren der europäischen Erziehung. Ihr Vater tat gut daran ihnen nur die beste Erziehung angedeihen zu lassen," flötete Madame Virac. Mit versteinertem Lächeln im Gesicht öffnete Ray die Tür: "Auf Bald dann!" Tief ausatmend schloß Ray die Tür wieder von außen, wow warum waren die hier alle nur so mitteilungsbedürftig. Plötzlich nahm jedoch etwas anderes Rays Aufmerksamkeit in beschlag, denn Sahra Parkin, kam mit zwei Mädchen die Treppe hinunter. Eine der anderen war Soya, die Ray ja, in seinen Augen leider, schon kannte. Die grinste ihn auch gleich überschwänglich an: "Ah Ray! Ich hätte nicht gedacht, dass jemand mal so schnell zum Schulgespräch werden kann! Die ganze Schule spricht schon über dich!" "Ach wirklich," erkundigte sich Ray unsicher und klammerte seine dünnen Finger in die Unterlagen, die er trug. "Es hat auch noch niemand am hellichten Tag mitten auf dem Schulgelände mit nem Typen rumgemacht," mischte sich das Mädchen ein, das links von Sahra stand und wickelte eine ihrer lockigen blonden Haarsträhne um ihren Finger, "Der Typ sah aber auch echt heiß aus! Deiner?" Zähneknirschend stellte sich Ray gerade Camerons breites Grinsen vor, wenn er diese Unterhaltung mitbekommen würde. Warum hatte der ihn auch unbedingt an diesen Baum ziehen müssen. Jetzt würde sich die ganze Schule das Maul über ihn zerreißen. "Ja das war mein Freund, er ist manchmal ein wenig stürmisch," murmelte Ray und sah hilfesuchend zu Boden, vielleicht hätte der ja doch erbarmen und würde ihn einfach verschlucken. "Stürmisch ist gut," kommentierte die blonde und ließ die Haarsträhne frei, "Ich dachte schon er würde." "Lynn," unterbrach Sahra das Mädchen, "Laß mal gut sein! Wir können uns alle vorstellen in welche Richtungen deine Fantasien wieder abgeschweift sind! Ich bin Sahra Parkin und das ist Lynn Carlson. Willkommen auf der Berrington High!" "Danke, ich bin Rachel Moar, aber nennt mich einfach Ray, das bin ich gewohnt," entgegnete Ray freundlich und zwang sich zu einem zuckersüßen Lächeln, das eben einfach seiner Natur widerstrebte. Lynn ließ ihren Kaugummi platzen und sah Ray ziemlich kalt an: "Gut Ray, pass lieber auf deinen Freund auf, denn er scheint echt ein heißer Typ zu sein! Man weiß ja nie wer plötzlich noch so Interesse zeigt!" Nach diesen Worten lief Lynn weiter den Gang entlang. Verwundert sah Ray ihr nach, hatte sie ihm etwa gedroht, dass sie sich an Cameron ranmachen wollte? Na das konnte ja heiter werden. So wie Ray Cameron kannte, würde Lynn keine fünf Minuten brauchen um ihn rumzukriegen. "Nimm sie nicht so ernst," riß Sahra Ray freundlich aus seinen Gedanken, "Lynn ist ein wenig seltsam wenn man ihre Art noch nicht einzuschätzen weiß. Aber wenn du sie erstmal kennst, wirst du schon sehen, sie ist echt in Ordnung. Nur wenn es um Männer geht ist sie etwas abgedreht! Doch du wirst dir da bei deinem Freund sicher keine Sorgen machen, oder?" "Unsinn, Cameron ist treu. Auch wenn er nicht unbedingt so aussieht, aber wenn es um mich geht, dann vergisst er alles," schwärmte Ray und dachte innerlich, dass Gott ihn für diese Lügen sicher bestrafen würde. Sahra lächelte: "Dann ist doch alles in Ordnung! Wenn du irgendwie hilfe braucht um dich einzuleben oder dir einfach langweilig ist, dann klopf doch an mein Zimmer. Ich wohne nämlich direkt neben dir!" "Oh was für ein zufall," entgegnete Ray, "Das ist echt nett von dir! Ich werde dein Angebot bestimmt annehmen!" Endlich war es Abend geworden und Ray hatte seine Zimmertür fest verschlossen. Das Abendessen hatte er ausfallen lassen, da die ersten Stunden ihm durchaus gereicht hatten. Gähnend streckte er sich ausgiebig und zog die dämliche Uniform und vorallem den nervigen BH aus. Schnell schalltete er den Laptop ein und zog sich, während der sich hochfuhr, eine Hose und einen Pulli über. Die elektronische Begrüßungsmelodie zeigte ihm, dass der Pc bereit war und so setzte er sich auf den Schreibtischstuhl. "Sie haben eine E- mail erhalten," schmetterte ihm eine elektronische Frauenstimme entgegen. Den Inhalt überfliegend sackte Ray in sich zusammen. Na toll, jetzt sollte er also zusätzlich zu seinen Hausaufgaben für diese Schule auch noch jeden Tag einen ausführlichen Bericht schreiben. Murrend machte er sich gleich an die Arbeit, meckern würde ja sowieso nichts bringen. Es kostete ihn eine ganze Stunde die heutigen Begebenheiten aufzulisten und kaum hatte er die E-mail abgeschickt klingelte sein Telefon. Müde schleifte er sich zu dem gemütlichen Bett, ließ sich darauf nieder und griff das Telefon auf dem Nachttisch: "Jap." "Hey Baby," raunte ihm eine tiefe Stimme ins Ohr, die Ray einen heißen Schauer über den Rücken jagte. "Cameron," brummte er dann und versuchte sich etwas mehr zu konzentrieren. "Klar wer sonst? Oder hast du schon einen Geliebten," war die schnelle Antwort. Ray seufzte: "Blödmann! War das am Baum heute wirklich nötig? Ich bin das Gespräch der ganzen Schule. Naja eigentlich wir beide oder eben auch nur du! Du scheinst der Traummann jeder zweiten Schülerin zu sein! Ich für meinen Teil glaube, die waren einfach nur zu lange hier eingesperrt!" Cameron lachte kurz: "Na na, wer wird denn so gemein sein! Hast du schon was interessantes rausgefunden?" "Klar," sagte Ray und spielte in seinen Haaren, "Nina ist jetzt mit Kai zusammen! Und das obwohl Kai doch letzte Woche noch mit Megan zusammen war, die aber wohl doch eher auf Lucy steht!" "Nein," erwiederte Cameron gespielt erschrocken, "Und was sagt Nina dazu?" "Ich denke Nina weiß das mit Lucy nicht, aber falls doch, wird das sicher der Skandal der Woche," sagte Ray trocken. Cameron lachte erneut: "Oh man ich kann mir richtig vorstellen, dass das der Horror für dich ist!" "Ach so schlimm ist das garnicht! Wenn ich mir einen Ort aussuchen müsste den ich Hölle nenne, dann würde der hier sicher in die engere Wahl kommen," brummte Ray seufzend, "Die sind hier alle sehr mitteilungbedürftig!" "Ach was! Was hast du erwartet? Das sind Mädchen, die tun den ganzen Tag nichts anderes," entgegnete Cameron knapp, "Wann sehen wir uns?" "Mal sehen," murmelte Ray und angelte sich die Hausordnung, "Freitag hab ich Ausgang bis elf Samstag und Sonntag, kann ich machen was ich will, muss aber um ein Uhr wieder hier sein. Außer ich schlafe außerhalb, was natürlich nur mit Absprache erlaubt ist!" "Klingt ja fast wie Knast," kommentierte Cameron, "Dann sehen wir uns also am Wochenende! Ich will ja nicht, dass dir Nina oder Megan die Show stehlen! Du musst doch im Gespräch bleiben!" "Sehr witzig," zischte Ray und streckte Cameron, der das ja garnicht sehen konnte die Zunge raus. "Das war kein Witz," meinte Cameron nur und Ray konnte das Grinsen in seinem Gesicht nur zu deutlich heraushören. Das machte ihn irgendwie nervöser als er zugeben wollte. Cameron machte ihn insgesamt nervöser als er eigentlich zugeben wollte. "Was wollen wir denn unternehmen," erkundigte sich Cameron und unterbrach damit die Stille. Seufzend ließ Ray sich in die Kissen fallen: "Ich hab keine Ahnung. Hauptsache ich komme hier raus!" "Alles klar," lachte Cameron, "Ich werde mir dann was überlegen! Ach übrigens, schau mal in deine Nachttischschublade, da hab ich was deponiert, für den Fall dass du mich vermisst!" "Ja, ja später! Auch wenn das sicher nicht der Fall sein wird," nuschelte Ray und brachte Cameron damit wieder zum lachen. "Gut, dann brauche ich mir ja keine Sorgen zu machen. Gibt es sonst noch was wichtiges?" Ray dachte kurz nach: "Nein, für einen Tag reicht es auch denke ich!" "Alles klar, ich ruf dich dann morgen wieder an. Pass auf dich auf, Kleiner," erwiederte Cameron und legte auf. Das monotone Tuten am anderen Ende kommentierte Ray mit einem Seufzen und legte ebenfalls auf. Mit einem ausgiebigen Gähnen setzte er das Telefon in die Ladestation und lehnte sich wieder in die Kissen zurück. Blinzelnd ließ er einige Sekunden verstreichen, doch dann fiel sein Blick auf sein Nachtschränkchen. Was hatte Cameron da nur hineingeschmuggelt? Neugierig zog er die Schublade auf und entdeckte einen dunkel blauen Pullover auf dem ein weißer Umschlag lag. Ganz vorsichtig öffnete Ray den Umschlag und ihm fiel ein Bild auf den Schoß. Auf dem Foto war Cameron, wie Ray ihn nur zu gut kannte. Sein freches Grinsen, das einfach perfekt zu der Sonnenbrille und überhaupt zu Cameron passte. Das schwarze enge T-shirt, das einen ahnen ließ wie gut trainiert sein Oberkörper wirklich war. Behutsam stellte er das Foto neben das Telefon und begann den Brief zu lesen. "Hey Ray, ich dachte mir, dass du ja ohnehin ein Foto von deinem Freund brauchst. Den Pulli hab ich dir auch da gelassen. Du hast ihn immer angehabt wenn du bei mir warst, ich dachte er hilft dir etwas, wenn du dich einsam fühlst. Ich pass auf dich auf! Cameron," las Ray leise und streichelte dabei über den Pulli. Ein kleines Lächeln auf den Lippen roch er an dem Stoff, der diesen würzigen Geruch hatte, der ihm so vertraut war, den er so mochte. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)