Schwarzer Drache: Silberschwingen von abranka (Schwarzer Drache III) ================================================================================ Kapitel 28: 28. Licht und Finsternis ------------------------------------ Nur mit Mühe konnte Van Laures' ersten, zornigen Schlag abwehren. Der König hatte sein Schwert noch nicht einmal aus der Scheide ziehen können, sondern hatte sich die Lederhülle einfach mit vom Gürtel gerissen und damit die Klinge seines Sohnes aufgefangen. Überrascht taumelte Laures zurück und Van hatte endlich die Gelegenheit aufzuspringen. "Wieso meine Schuld?" keuchte Van, während er der nächsten Attacke auswich und sein Schwert endlich aus der ledernen Hülle befreite. "Wenn du meine Mutter und mich nicht im Stich gelassen hättest," fauchte Laures zurück, "Dann würden alle noch leben. Meine Mutter. Meine Zieheltern. Es würde uns gut gehen. Nur wegen dir..." Abrupt hielt Laures mitten in der Bewegung inne, ließ Van bei Seite springen und schlug wieder zu. Er schlitzte Van den Ärmel auf und sofort floss Blut aus der Schnittwunde. Van suchte festen Stand und musterte seinen Sohn aufmerksam. Diesmal war es ein vollkommen anderer Kampf als noch am Vortag auf dem Übungsplatz. Diesmal kämpfte Laures vollkommen anders. Er war wie entfesselt. Und Van begriff, dass er diesem blanken Hass, der seinen Sohn vorwärts trieb, kaum etwas entgegenzusetzen hatte. "Wenn ich gewusst hätte, dass sie schwanger war, hätte ich sie niemals weggeschickt. Es ist nicht so, wie du denkst. Und außerdem: deine Mutter lebt!" gab Van zurück. "Auriana lebt! Ich habe sie erst vor zwei Monaten gesehen..." "Lügner!" Wieder hieb Laures Funken sprühend mit seinem Schwert zu. "Ihr lügt doch alle!" Die Tür zum Wachraum wurde aufgerissen und Allen Schezar stolperte hinein. Lauria hob den Kopf und bemerkte, dass sich alle Aufmerksamkeit auf den blonden Neuankömmling richtete. Sie hatte ein seltsames Gefühl. Irgendetwas geschah gerade. Mit Laures. Laures war daran beteiligt. Das Mädchen mit den goldenen Haaren sprang auf und rannte aus dem Wachraum. Sie wusste nicht genau, wo sie eigentlich hinlief, aber sie wusste, wie sie zu dem Ort gelangen würde, an dem Laures gerade war. Hitomi, Merle, Louvain und Alexander blieben wie angewurzelt in der Tür zum Thronsaal stehen. "Van!" Hitomi schrie gellend auf. Gerade konnte sich Van nur noch mit Mühe unter einem Schlag Laures' hinwegducken. "Verdammter Teufel!" knurrte Alexander angewidert. "Was machen wir jetzt?" fragte Louvain und versuchte seine Sorge zu verstecken. "Wir helfen Van," gab Alexander zurück, zog sein Schwert und stürzte auf die beiden Kämpfenden zu. "Alexander!" Erschrocken sah Ivory ihm nach. Auch Louvain verharrte noch einem Moment neben den drei Mädchen, dann fluchte er laut, zerrte sein Schwert vom Gürtel und rannte dem Freund hinterher. Laures wurde durch den lauten Kampfschrei hinter sich auf Alexander aufmerksam. Beiläufig wehrte er die Attacke von Folkens Sohn ab und ließ den schwarzhaarigen Jungen ins Leere taumeln. Danach griff er wieder Van an. Dieser hatte versucht die kurze Ablenkung durch Alexander für einen geschickten Täuschungsversuch zu nutzen, doch Laures durchschaute ihn augenblicklich und wehrte sein Schwert geschickt ab. Vans Sohn spürte in sich eine Finsternis aufwallen, die ihn immer stärker werden ließ. Er verstand selbst nicht mehr, wie er am Vortag seinem Vater noch hatte unterliegen können. Diesmal würde es nicht passieren. Diesmal würde er, Laures, gewinnen. Und dann würde er seinen Vater töten. Aus dem Augenwinkel sah Vans Sohn ganz eben die Bewegung, mit der sich Louvain in den Kampf stürzte. Der Junge mit den schwarzen Augen wirbelte gedankenschnell herum und prellte dem Löwenjungen das Schwert aus der Hand. Mit der flachen Seite seines eigenen Schwertes versetzte er ihm einen harten Schlag gegen den Kopf, der Louvain benommen zu Boden fallen ließ. Blut sickerte durch seine blonde Mähne. Kurz konnte Laures Van weiter in die Enge treiben, doch dann kam Alexander wieder heran. Laures gab einen leisen Fluch von sich und konzentrierte sich auf Folkens Sohn. Alexander versuchte zwei kurze Angriffsschläge hintereinander, doch Laures konnte beide problemlos abwehren. Durch die beiden heftigen Attacken ließ Alexander seine Deckung fallen und Laures nutzte den Moment sofort aus. Er stach blitzschnell nach dem Bauch seines Gegners. Millimeter bevor das Schwert Alexander jedoch berühren konnte, warf ihn ein kleines, silbernes Geschöpf zur Seite. Dadurch erwischte das Schwert statt seinem Bauch nur Alexanders Bein. Farla hatte Alexander mit ihrem beherzten Eingreifen das Leben gerettet. Augenblicklich wirbelte Laures wieder herum und wehrte einen ungeschickten Hieb seines Vaters ab. Nun waren sein Vater und er wieder allein an dem Kampf beteiligt. "Louvain!" Merle kreischte laut auf und rannte zu ihrem Freund. Als Alexander bei Seite geworfen wurde, konnte auch Ivory nicht mehr an sich halten und rannte zu Folkens Sohn. Nur Hitomi blieb wie erstarrt an der Tür stehen und verfolgte mit schreckensweiten Augen das Geschehen. Sie spürte, wie ihr Herz immer schneller schlug und hatte auf einmal die bizarre Angst, das es ganz aussetzen könnte. Das Mädchen vom Mond der Illusionen spürte, wie das Gefühl von Finsternis in dem Thronsaal immer greifbarer wurde. Jetzt fand sie es dumm, vor der dunklen Aura des Manticor Angst gehabt zu haben. Diese Aura hier war sehr viel furchterregender. Plötzlich fiel neben Hitomi die Tür des Thronsaals ins Schloss. Als sie sich umdrehte, stand ein Mädchen mit goldenen Haaren und scheinbar unendlich dunklen Augen neben ihr. Sie keuchte leicht, doch ihr Blick war unverwandt auf die Kämpfenden gerichtet. Sie ignorierte Hitomi vollständig. "Laures," flüsterte das Mädchen leise. Hitomi fühlte auf einmal, wie sich zu der scheinbar undurchdringlichen Finsternis noch etwas anderes gesellte. Licht. Sie spürte, wie eine unglaublich helle und reine Aura von den Mädchen mit den goldenen Haaren ausging. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)