Das Leben liebt die Unsterblichkeit von abgemeldet (~'*Legolas & Aragorn*'~) ================================================================================ Kapitel 28: *~dae~* ------------------- Kapitel 28 ~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~* ~*dae*~ - Schatten ~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~* Legolas: Aragorn schien auf dasselbe aufmerksam zu werden wie ich und ich dankte ihm, dass er ebenso an dasselbe dachte und dieselbe Lust verspürte, sich mit dem doch recht anstrengenden Zwerg zu beschäftigen. Es war keine Abweisung in unseren Gedanken, gar in unserem Handeln, als ich Aragorns Vorschlag folgte, nach einem Stück Brot griff und mich erhob. Keine Ablehnung… lediglich der leise Wunsch, einen ruhigen Morgen zu verbringen und dies noch gemeinsam, solange es erdenklich war. Schweigend folgte ich Aragorn aus dem Speisesaal, biss unterdessen vom Brot ab und nannte es Frühstück. Gleichwohl… da ich während Aragorns Anwesenheit zumeist zu sehr Ablenkung fand und nicht einmal mehr zum einfachsten Handeln imstande war. Erst recht an einem solchen Tag… an welchem seine Worte wie Ströme flossen und ich diese Begebenheit genoss. Wir bahnten uns unseren Weg und kurz blickte ich zurück, als wir endlich den Saal hinter uns ließen und auf dem alten hellen Platz standen. Als ich mich anschließend nach vorne wandte, sah ich schon Aragorns Hand vor mir, die mir ein Stück des Apfels reichte und ohne dem geringsten Zögern zu verfallen, ergriff ich es und ließ es mir schmecken. Bislang… war dieser Tag doch recht angenehm. Ich blinzelte, als ein Sonnenstrahl mein Gesicht streifte. Der Apfel schmeckte mir sehr und beinahe fiel er mir hinunter, als mich Aragorns Hand sanft, doch bestimmt, am Arm griff und wir abrupt die Richtung änderten. „Komm, wir nehmen einen anderen Weg.“ Überaus irritiert sah ich zu ihm, sah zurück und so den Grund seiner raschen Entscheidung. Ich schluckte das Apfelstück schwer hinunter, wandte mich nach vorn und räusperte mich leise. „Wollen wir dich lieber noch ein wenig schonen.“ Und ich musste durch seine höfliche Vorraussicht flüchtig lächeln und nahm die Schonung gerne an. Wir spazierten noch ein Stück des Weges Seite an Seite, bis er seinen Apfel und ich mein Brot aufgegessen hatte und ich auf einem kleinen Platz innehielt. Noch immer kauend, rieb ich die Hände aneinander, um sie von den letzten Krümeln zu befreien, fuhr mir auch über den Mund und lenkte den Blick auf Aragorn, der mich erwartungsvoll ansah. Ich bemerkte es kaum, doch sah ich ihn eine zeitlang nur an und tat dies schweigend, bevor ich die Lippen aufeinanderpresste und mich flüchtig umsah. Ich mochte ihn… diesen verdutzten Ausdruck in seinem Gesicht, doch musste ich mich diesmal geschlagen geben. „Heute bin ich es wohl, dem das Wichtigste fehlt“, murmelte ich schulterzuckend und bedachte sein anwesendes Schwert mir einer knappen Kopfbewegung. Es wiederholte sich, doch tauschten wir heute die Rollen. „Ich werde noch einmal fort müssen und du musst nicht auf mich warten.“ Sein Gesicht zeigte einen leisen Trotz und der Einspruch erreichte mich, bevor er ihn aussprach. Ohne Frage hätte ich der bequemen Fortsetzung des Spazierganges auch zugesagt, doch gab es Pflichten und wir hatten sie beide. So hob ich die Augenbrauen, trat einen Schritt zurück und umfasste das Handgelenk auf dem Rücken, während ich mich beinahe schon schwerfällig von ihm trennte und doch ein einsichtiges Nicken seinerseits erkannte. Ich dankte ihm lächelnd dafür, erwiderte auch das Nicken und tat einen weiteren Schritt zurück, bevor ich ihm so endlich den Rücken kehrte und mich auf den Weg machte, um mich selbst auszurüsten… für den Tag und die Anstrengungen, die dieser gewiss mit sich bringen würde. Ich ging eilig und achtete nicht auf die Menschen meiner Umgebung. Ohne mich zu Umwegen hinreissen zu lassen, erreichte ich so mein Ziel, öffnete die Tür meiner Kammer und betrat sie nur, um meine Ausrüstung zu holen. Flink zog ich mir so die robuste Weste über, schlüpfte durch den Gurt des Köchers und überprüfte den Sitz der Säbel mit einem knappen Griff. So nahm ich noch den Bogen mit mir und es war beiweitem keine lange Zeit vergangen, als ich das Tor Minas Tirith’s hinter mir ließ und auf die freie Fläche hinaustrat, auf der sich bereits so manche Menschen eingefunden hatten. Es war derselbe Anblick wie am gestrigen Tag. Frauen hockten vor Töpfen und Krügen mit Wasser, das Klirren der Waffen lag in der Luft und in weiter Ferne ritten Soldaten Patrouille, die Augen in weiter Ferne und aufmerksam überall. Mit Leichtigkeit fand ich meinen Weg durch die Menge und bald schon sah ich die Bögen aufragen und vernahm das Surren der Pfeile, die sich in die Holzstümpfe bohrten. Eifrig setzten einige der Männer die Übungen fort, während andere Unterhaltungen führten, diskutierten oder Bögen unter die Lupe nahmen. „Guten Morgen, Herr“, begrüßte mich ein Schütze, der auf dem Boden hockte und seinen Köcher füllte. Ich nickte ihm flüchtig zu, doch richtete er sich auf. „Herr, Gedior fragte nach Euch.“ Kurz hielt ich inne, versuchte den Namen einzuordnen, doch war mir jener Bogenschütze sogleich eine Hilfe, da er die Hand hob und mir die Richtung wies. So erblickte ich schnell einen Mann von eindrucksvoller Größe, der inmitten einiger Köcher kniete und sich an diesen zu schaffen machte. Als ich ihn erreichte, blickte er sogleich auf, erkannte mich und holte tief Luft. „Der Tag beginnt mit schlechter Kunde“, raunte er und beileibe klang seine Stimme demnach. Ich betrachtete mir die Köcher und er stemmte die Hände in die Hüften. „Die Vorräte an Pfeilen sind mangelhaft. Vor kurzem erst war ich in den Waffenkammern und blickte mich um.“ Entspannt setzte ich das untere Ende meines Bogens auf den Boden und ging in die Knie. Mit finsterer Miene starrte der Mann auf die Pfeile, die er um sich gesammelt hatte, bevor er abermals zu mir sah. „Möglicherweise sind diese Sorgen unangebracht… doch vielleicht auch nicht, sollte uns ein weiterer dieser schweren Kriege bevorstehen. Mit diesen Vorräten sind uns die Bögen keine große Hilfe.“ „Viele Pfeile sind beschädigt“, stimmte ich ihm zu. Es missfiel mir, doch waren dies Tatsachen, die sich schwerlich übersehen ließen. „Eine Reparatur würde beiweitem mehr Umstände machen, als Neue zu fertigen.“ „Doch fehlt den Waffenhanderwerkern Material“, warf er kopfschüttelnd ein. „Viel verbrannte in den Flammen der Feinde. Viele Pfeile zerbrachen oder zerbarsten, wurden nicht aus toten Leibern gezogen.“ Ich presste die Lippen aufeinander, griff nach einem Pfeil und besah mir den dünnen Schaft, den bereits dünne Risse durchzogen. „Herr.“ Er sah mich mit einer undefinierbaren Miene an. „Unsere Mittel sind rar und die Möglichkeiten mehr als begrenzt.“ Und ich hatte es befürchtet… Pfeile waren keine Schwerter… Klingen schärfte man, schliff sie, Hefte wurden neu beschlagen. Pfeile jedoch… waren nicht schnell gefertigt und gingen im Eifer eines Krieges schneller zu Bruch, als es gut war. „Ich kenne die Absichten des Truchsess' nicht“, fuhr er fort und ich bettete den Zeigefinger auf der eisernen Spitze eines Pfeiles, „doch denke ich, mit einem weiteren Kampf ist zu rechnen und man tut nicht schlecht daran, sich zu rüsten… in solchen Zeiten.“ Unter einem stummen Seufzen ließ ich den Pfeil sinken und sah mich um. Wahrhaftig war es unsicher, wie es nun weitergehen sollte. Wir hätten zumindest eine Richtung, hätte man uns bereits in die Grübeleien eingeweiht. Nun rechneten wir mit allem und plagten uns mit Sorgen um das mangelhafte Waffenarsenal und unsere Mittel, die durchaus knapp zu sein schienen. Doch dies alles waren Punkte, die es noch zu besprechen galt. „Wir…“, hob ich an, verstummte jedoch, als ich spürte, wie sich mit jemand näherte. So drehte ich mich um und mochte nicht sehr erfreut erscheinen. Vorhin noch war ich ihm aus dem Weg gegangen. Und nun… war er wieder hier und hatte mich gefunden. Jener Bogenschütze, der viel sprach und wenig tat. Am Ziel seiner Suche und doch… stumm? Er stand wahrhaft nur hinter mir und starrte mich mit irritierenden Anzeichen von Erwartung an. „Ja?“ „Ähm…“, er hob in ziellosen Gestiken die Hände und wies mit einem knappen Nicken zu einigen Bogenschützen, die in eine Diskussion verstrickt, zusammengefunden hatten, „… wollen wir nicht beginnen?“ Ich folgte seinen Zeichen und betrachtete mir die Männer. Bis zu meinem Fleck konnte ich hören, dass ihre Diskussion wichtig und keineswegs kein Bestandteil der Übungen war. Das häufige Surren erreichte mich von der anderen Seite und als ich das Gesicht drehte, da erblickte ich diejenigen, die auch ohne mich einen Anfang fanden und dies nicht einmal sonderlich schlecht. Das Mitdenken brachte einige auf die Idee, Techniken zu verbessern, zu wiederholen, sich gestriges abermals vor Augen zu führen. Nur er… sah mich als einen Anführer, der ich hier nicht war. Skeptisch blickte ich zu ihm zurück und er stand so hilflos dort, wie man es nur sein konnte. „Natürlich…“, murmelte ich nachdenklich, „… beginnen ist ein guter Gedanke. Geh zu diesen und setze ihn in die Tat um.“ Und ich wies mit einer raschen Handgeste zu jenen Eifrigen, bevor ich mich ruhig an meinen Gesprächspartner zurückwandte. Dieser beschäftigte sich nun wieder mit einem der Pfeile und gerne sprach ich weiterhin mit ihm und tat dies lange, ohne auf jenen jungen Mann zu achten, der nach einigen Augenblicken meinem Vorschlag folgte und ging. „Die Holzlager wurden zum Stützen der Türen und Tore geleert“, berichtete der Mann alsbald und ein weiterer hatte neben mir Platz genommen, schweigend einen Köcher zwischen den Händen drehend und unserer Unterhaltung still beiwohnend. „Die Trümmer der Schleudern sind bestenfalls noch Brennholz.“ „Mm“, meldete sich da mein Nebenmann leise brummend zu Wort. „Der Gestank der dunklen Kreaturen war so beißend, dass wir sie verbrannten, bevor er zur Stadt hinziehen konnte. Niemand wollte oder fand noch die Kraft, das Feld abzugehen, um zu sammeln.“ „Was man niemandem vorwerfen kann.“ Ich streckte den Arm nach einem Köcher und mein Gegenüber warf fluchend einen Bogen fort. „Es blieb zuwenig Zeit für das eine, für das andere wurde zuviel benötigt. Wir bedürfen einer weitaus besseren Lösung. In erstem Fall werde ich mich erkundigen. Wir brauchen einen Punkt, nach dem wir uns richten.“ „Dies wäre beileibe ein Anfang.“ Mein Nebenmann hob die Hand und ich kam nach einem flüchtigen Blick nach allen Seiten auf die Beine. „Ich tue mein Bestes.“ Mit diesen Worten hob ich knapp den Bogen und machte mich auf den Weg zu den anderen, die mein Wort augenscheinlich nicht brauchten, um sich zu schulen. „… so bleibt keine Zeit mehr, einen Pfeil zu ziehen und…“, vernahm ich die Stimme eines Mannes, als ich an einer Gruppe vorbeizog. „Das Material ist das Entscheidende“, antwortete ein Anderer. „Ein Bogen…“ Wortfetzen erreichten mich und nach wenigen weiteren Schritten erreichte mich ein Mann, der aufgeregt und schnell atmete. „Herr?“, keuchte er, als er stehen blieb und ich ihn ruhig musterte, „… kann ich Eure Zeit kurz beanspruchen?“ Oft hörte ich diese Bitte an jenem Tag. Viele wandten sich an mich, viel erklärte ich und eine große Unterstützung waren mir andere, mit denen die Zusammenarbeit glückte, als wären wir eingespielt und schon seit langem miteinander vertraut. Gerne beantwortete ich Fragen, ließ mich selbst belehren und, ich bemerkte es kaum, stand lange Zeit in einer Menge, um an einer Debatte teilzunehmen. Viele Worte kamen über meine Lippen… wenig sprach ich, wenn es unnötig war. Doch heute tat ich es pausenlos. Es war nicht weniger kraftraubend als am vorherigen Tag, doch verging die Zeit rasch und die Sonne stieg über uns. Mir blieb kaum eine Gelegenheit, mein Augenmerk auf etwas anderes zu lenken, als auf meine Mitstreiter, die Bögen selbst und die Pfeile. Ich tauchte ein in das Getümmel und doch verlief all das, was wie ein großes Durcheinander wirken mochte, geregelt und friedlich. „Einen Hirsch…“, der Mann hob den Arm und wies nach oben, wodurch ich mich drehte und seiner Geste mit den Augen folgte, „… wohl zwanzig Fuß in der Höhe auf einem Hügel.“ „Im waldigen Gebiet?“, erkundigte ich mich ruhig und der Mann schüttelte den Kopf. „Es muss wohl in den Bergen gewesen sein. Mit nur einem Schuß…“, der Mann verstummte, blickte an mir vorbei und schüttelte in leiser Verzweiflung den Kopf. Und dies mit Grund, als ich jenen jungen Mann erblickte, der sich an einem der Holzleisten zu schaffen machte und dies äußerst ungeschickt. „Entschuldigt mich“, bat er und ich tat es gern. Auf jeden Fall lieber, als mich selbst der Sache anzunehmen. So zog er an mir vorbei und es gelangen mir keine fünf Schritte, bis eine helle Stimme meinen Namen rief und somit eine Besonderheit darstellte. Ich sah um mich und trotz ihrer geringen Größe fielen mir sogleich die beiden Hobbits auf, die sich durch die Menge schlängelten. „Endlich haben wir dich gefunden“, ächzte Pippin und fuhr sich mit dem Ärmel über die Stirn. „Wie schwer es ist, diese Ebene zu durchlaufen, wenn sich überall Menschen tummeln.“ „Übersehen und gestoßen wird man“, fügte Merry in annähernder Mürrischkeit hinzu und straffte die Schultern, während er sich abermals und unzufrieden umblickte. Er trug einen kleinen Tonkrug bei sich, den er nun sinken ließ. „Dabei arbeiten wir nicht weniger schwer.“ Ich hob die Augenbrauen, zwar interessiert an ihrer Erzählung, doch noch mehr an dem Grund, weshalb sie mich gesucht hatten. „Wer außerhalb der Stadt ist, bekommt nichts von dem Trubel mit, der in ihr herrscht.“ Pippin verschränkte die Arme vor Bauch und ich sah mich flüchtig um. „Soeben halfen wir, einen Brunnen von Schutt und Geröll zu befreien. Wasser ist rar im untersten Ring und die Frauen sind des Tragens der schweren Krüge müde.“ Und das verstand ich auch… doch bei dem Gedanke, dass man mich woanders brauchte, juckten meine Finger. So nickte ich und Merry blähte die Wangen auf. „Diese Aufgabe bewältigten wir jedenfalls erfolgreich.“ Pippins Ellbogen traf unauffällig Merrys Seite und dieser reichte mir den Krug. „Und so dachten wir daran, dir einen erfrischenden Schluck zu bringen“, sagte er auch schnell. „Sicher benötigst du ihn in dieser Hitze.“ Und ich war wahrhaft über dieses Entgegenkommen erstaunt, besah mir den Krug zögernd und nahm ihn kurz darauf entgegen. „Das ist sehr freundlich“, bedankte ich mich und Pippin lächelte, während sich Merry bereits zur Seite drehte und sich die vielen Menschen betrachtete, die uns umgaben. Das Wasser tat mir wirklich gut… ich spürte die kühle Frische in meinem Hals, als ich den kleinen Krug an die Lippen setzte und einen Schluck nahm. Bei diesem Schluck blieb es auch und Pippin bearbeitete die Unterlippe mit den Zähnen. „Dies sind die letzten Bogenschützen, die überlebten?“, hauchte er ungläubig und ich nahm an seiner Beobachtung teil. Es stimmte… wenn man es recht bedachte, war es der kleinste erdenkliche Teil der einstmaligen Kriegsmacht Gondors. Ich schwieg zu seinen Worten und Merry stützte die Hände in die Hüften. „Ich denke, wir sollten…“ „Lasst mich durch!“, unterbrach ihn eine raue Stimme und allesamt drehten wir uns um. In dumpfen Schritten kämpfte sich der Zwerg durch die Menge und viele rempelte er in seiner Eile an. „Lasst mich durch!“ Ich ließ den Krug sinken und erblickte einen selben in der kräftigen Hand des Zwergen. Also waren sie zuvor bei ihm gewesen, um ihm dieselbe Freude zu machen. „Da seid ihr ja!“ Als er uns erblickte, hob er den Krug und Pippin schnappte nach Luft. „Sag bloß, dein Krug ist bereits leer?“ „War denn je etwas in ihm?“, schnaufend blieb Gimli neben uns stehen und ich starrte auf meinen Krug. „Mit einem Schluck war er leer… und dennoch bleibt es eine freundliche Geste!“ Stirnrunzelnd nahm Pippin den Krug an sich und Gimli rieb sich den Bart. „Die Sonne steht bereits hoch am Himmel“, bemerkte er. „Das Mittagessen dürfte bald stattfinden.“ Merry und Pippin machten große Augen, ich jedoch… mir war es vollkommen entfallen, geschweigedenn, hatte ich daran gedacht. Tief holte ich Luft und blickte über die Reihen der Männer, die sich vor den Holzpflöcken postierten. Ebenso streifte mein Blick jenen jungen Mann, der ihn erwiderte und sich zu meinem Glück dann doch abwandte. Die Gruppe meiner Besucher wuchs und mir schien nicht viel Zeit zu bleiben. Das Mittagessen kam mir ungelegen, da ich das Gefühl hatte, den Vormittag nicht richtig genutzt zu haben. ~*~ Aragorn: Natürlich war das Gespräch nun verebbt und es schien mir auch so, als gäbe es nichts weiteres von meiner Seite aus zu berichten. Legolas war durch die Erscheinung Gimlis in eine nahe Festigkeit gelangt, die aus ihn wieder den kontrollierten Elben machte. Obgleich ich doch das Gefühl hatte, dass er mehr aus sich herausgekommen war, als die Tage… nein, Monate zuvor. Hatte es an jener Nacht gelegen? In dieser besinnlichen Erinnerung schwelgend, konzentrierte ich mich nur noch oberflächlich auf mein Obst in den Händen… und schnitt mir beinahe selbst in den Finger. Und was sinnierte er? Einzig an seinem Brot machte er sich zu schaffen… und dies war zumeist das Einzige, was er aß. Im Grunde stimmte es mich nicht froh. Ach, wie abstrus war es nur immer wieder. Riet er mir die gute Ernährung, vernachlässigte er abermals die Eigene. Ruhig rieb er die Hände aneinander und kaute, während ich ebenfalls das letzte Stück meines Apfels zu mir nahm und dennoch nicht den Blick von dem Blonden ließ. Woran dachte er ? Im selbigen Moment noch, lenkte er auch schon seinen Blick auf mich... Und dennoch verblieb er stumm. Stutzig hob ich eine Braue, wartete ab und suchte unterdessen nach meinem zweiten Apfel. Einerseits fand ich immer wieder Gefallen daran, abzuwägen, woran er dachte, wenn er mich ansah. Zu hoffen, wenn er dann sprach, gewusst zu haben, was in ihm vorging. Doch andererseits war es angenehmer es vornherein von ihm zu erfahren. Was sah er? „Heute bin ich es wohl, dem das Wichtigste fehlt.“ Und er zuckte mit den Schultern, während ich beide Brauen erhoben und letzten Endes stehen blieb. Sein Augenmerk senkte sich und ich sah zu meinem Schwert, ehe ich begriff, weshalb er dies sagte. „Ich werde noch einmal fort müssen und du musst nicht auf mich warten.“ Mir war unklar, wie er es am gestrigen Tage bei mir empfunden hatte, doch gefiel mir der Ausgang unseres flüchtigen Spazierganges keineswegs. Gern hätte ich noch länger in seiner Nähe verweilt. Er ging einen Schritt zurück und dennoch glaubte ich, er entzog sich meinem stillen Widerspruch nur allzu ungern. Es war beruhigend… Ich hätte ihn begleiten können, jedoch trennten wir uns eh für die Übungen und wenn es nun mal nicht jetzt geschehen wäre, dann in einem anderen Moment. So konnte ich ihm schließlich nur noch zunicken und erntete wenigstens ein Lächeln seinerseits. Sollte es mir vorerst Belohnung genug sein und so beobachtete ich, wie er sich langsam umwandte und ging. Ich sah ihm nach, stemmte einen Arm in die Hüfte und schüttelte den Kopf. Kam mir doch diese Szenerie bekannt vor, wenn auch in einer anderen Konstellation. Letzten Endes blieb mir kein anderer Ausweg, als seinen Rücken zu betrachten, ehe er aus meinem Blickfeld wich. Also ging ich allein die Straßen entlang, ging aufmerksam den Frauen mit ihren Krügen aus dem Weg und gelangte zu dem untersten Ring. Rar war die Anzahl der Männer, die sich bereits außerhalb der Stadt einfanden, während ich an ihnen vorbei schritt und zum Hügel gelangte. Auch meine Männer waren noch wenige an der Zahl, doch schienen sie bereits in einem intensiven Gespräch vertieft, so dass nur eine flüchtige Handgeste folgte. Genügsam erwiderte ich die Begrüßung, bevor ich mich auf den Boden setzte und endlich den Apfel aus der Tasche zog. Ich sah zu, wie sich die Männer einfanden, sich warm machten und zueinander fanden, während ich weiterhin aß und es unbeteiligt beobachtete. Man begann selbstständig, sie zogen ihre Schwerter und die Vorbereitung waren getan, ohne dass ich mich regte. Gemächlich fand ich nach einiger Zeit wieder auf die Beine, durchschritt die Reihen und nicht viele gab es, die meinen Rat benötigten. In der Zeit meiner äußeren Kontrolle, überdachte ich den gestrigen Tag, an dem sie dem Schauspiel gefolgt waren. Als sie sahen, wie man kämpfte, ohne kraftvoller Überheblichkeit… und unkontrollierter Anmaßung. Bedenklich war die Einsicht, dass einige sich wie dieser Junge fühlten und andere krampfhaft bemüht waren, es Legolas gleichzutun. Wie viel zeit war uns eigentlich gegeben? Und was war das eigentliche Ziel dieser Bemühungen? Ein Krieg… Im ruhigen Gleichschritt verblieb ich, ehe ich den Jungen erblickte, der mir zu Anbeginn des letzten Tages viele Nerven geraubt hatte. Ich erkannte seine zuckende Miene, als er mit einem anderen sprach. Lautlos seufzend bewegte ich mich auf ihn zu, der Ahnung gewiss, dass es in seiner Nähe Kontroverse auszutragen gab. Und recht behielt ich, als sich sein Gesprächspartner abwandte und sich geradewegs auf mich zu bewegte. Auch er wirkte nicht erfreut, gar Überforderung erkannte ich in seinem Gesicht, als ich ihn zum Stehen brachte. „Herr“, meinte er grimmig, ließ sein Schwert in die Schwertscheide wandern und nickte zu dem Jungen. „Der Bursche ist stur und weist mich ab. Seine Halsstarrigkeit ist nach wie vor ungebrochen.“ Kurz senkte ich den Blick und seufzte lautlos. „Es ist unmöglich mit ihm zu trainieren!“ Schnaubend bäumte er sich auf und atmete tief durch. Unterdessen konnte ich mir nur mit der Hand übers Gesicht fahren und dem Mann die Hand auf die Schulter legen. „Ich kümmere mich darum.“ Und damit setzte er auch schon seinen Weg fort. Leise waren Flüche zu hören, als ich mich von dem einen entfernte und zu dem anderen gelangte. Schwer schlug das Schwert in eine kräftige Holzscharte ein und hinterließ einen tiefen Schnitt, nachdem die Klinge aus ihm gezogen wurde. Es war noch immer diese tiefe Wut.. „Was wollt Ihr?“, fragte er mich sogleich, als er mich bemerkte und dennoch nicht aufsah. Er schwang das Schwert in der Hand und ließ es in einer fließenden Bewegung in der Scheide verschwinden. Als wäre ich nicht wirklich anwesend, sah er in die Ferne, spreizte die Beine etwas und zog das Schwert abermals, ehe er die Luft spaltete. Teilnahmslos verfolgte ich seine Bewegungen. Etwas kontrollierter als am gestrigen Tage wirkten sie. „Wieso kämpfst du allein?“, stellte ich die Gegenfrage und stellte mich vor allen Dingen vor ihn, so dass er mir alsbald in die Augen schauen musste. Er stöhnte abgehetzt und ließ das Schwert endlich sinken. „Sie glauben, sie stehen über mir“, erwiderte er trotzig und ich runzelte die Stirn. „Sie glauben, sie können mich einschätzen, nachdem ich verlor!“ Ich räusperte mich leise, presste die Lippen aufeinander und sah mich um. „Und? Können sie es?“ Dabei fühlte ich mich nicht einmal einen Augenblick schuldig. „Natürlich nicht!“ Und der Junge ließ sich zu Boden fallen und beließ auch den Blick auf diesem. Es entstand eine herrische Stille zwischen uns und ich nutzte sie, um den Himmel zu betrachten. Wenige Wolken taten sich vor der Sonne auf und der Wind spendete etwas frische Luft. Doch irrte ich mich oder befanden wir uns bereits in den Mittagsstunden? „Wieso habt Ihr mich gegen diesen Elben kämpfen lassen?“ Warum fragte er? Ich hockte mich zu ihm und machte die Beine lang. „Du hast sein Volk beleidigt.“ Er sah mich an. „Du darfst keine Vorurteile gegen Jene haben, die mehr Kämpfe bestritten haben und die du nicht einzuschätzen vermagst. So etwas rächt sich.“ Und dennoch war es auch meine eigene Boshaftigkeit gewesen, die zu diesem Spektakel führte. Warum? Weil Übermut vor dem Fall kam. „Weshalb aber lasst Ihr einen Elb kämpfen, wenn Ihr es seid, der sich angegriffen fühlt? Warum habt Ihr nicht gegen mich gekämpft?“ Sein Umschwung war bemerkenswert, als er sich etwas vorlehnte und ein Anzeichen eines Grinsens zeigte. „Ich gehe davon aus, dass er ein außergewöhnlicher Kämpfer und damit stärker ist, als Ihr. Habe ich Recht?“ Er winkelte die Beine an und stemmte die Ellenbogen auf diese, als er auf seine Antwort wartete. Erst verblieb ich völlig stumm… und dann sah ich ihn wieder an und erwiderte das Grinsen gefolgt von einem leichten Lachen. Es blieb mir nichts anderes übrig, als den Kopf zu schütteln. „Du hast Recht. Er ist ein außergewöhnlicher Kämpfer. Ich kann dir jedoch nicht sagen, welcher der Stärkere ist.“ Dies war immerhin eine Frage, die niemals zuvor mein Interesse erreichte. Ich schmunzelte immer noch, als der Bursche schon das Gesicht verzog und anscheinend nicht begriff, weshalb ich lachte. „Ihr wisst es nicht?? Ist es Euch egal, ob er Euch besiegen könnte? Ein Krieger übt sich in seiner Fertigkeit, um der Beste zu werden! Erst in einem Kampf gegen den Besten, weiß man woran man ist, um selbst der Stärkste zu werden!“ Obgleich es schien, als hätte ich den Jungen abermals in Rage gebracht… obgleich ich wusste, dass er mich anscheinend noch immer nicht als den Krieger sah, der ich in seinen Augen sein sollte, behielt ich mein Grinsen bei und erhob mich. „Du irrst dich.“ Ich befeuchtete meine Lippen und klopfte etwas Staub von der Kleidung. Der Junge hatte nichts begriffen und ich sah bereits, wie sich die Männer zur Stärkung aufmachten. Ich schaute ihn an und bemühte mich, nicht in irgend einer Art und Weise herablassend zu wirken. Obwohl er es wohl abermals nicht anders verdient hätte. „Du hast als Soldat… als Krieger deines Landes die Pflicht, das Volk zu schützen. Deine Gefährten… die Seite an Seite mit dir kämpfen, sind deine Stütze. Nicht deine Rivalen. Es sollte dir nicht darum gehen, als Sieger hervorzugehen, sondern die Kraft zu besitzen, die zu schützen und zu verteidigen, die du liebst.“ Ich fuhr mir über die Lippen, sah zu den Mauern Minas Tirith und kehrte wieder zurück zu meiner alten Ernsthaftigkeit. „Wenn du das nicht begreifst, hast du hier nichts mehr zu suchen.“ Und damit ging ich. Wenn ich es ehrlich zugab, fehlte mir nun die Ausdauer mich weiter mit ihm zu beschäftigen. Auch in Zukunft. Ein Glied, welches aus der Kette sprang, konnte man nur wieder einarbeiten… oder auslassen. Bedächtig folgte ich den Männern, betrat die gefüllte Stadt und machte mich sogleich auf den Weg in den Speisesaal. Ich verspürte weder Hunger noch Durst, doch wusste ich, wen ich dort anzutreffen gedachte. Ich hatte ihn nicht mehr auf dem Feld gesehen und so betrat ich den Raum und schaute mich um. Gimli hatte sich längst am Tisch eingefunden, biss genüsslich in den Braten und wieder einmal schallte seine Stimme durch den gesamten Raum. Dessen ungeachtet wurde ich nicht fündig von einem weiteren Gefährten. Also griff ich nach einem Teller und tat mich spärlich daran, diesen auch zu füllen. Suchend griff ich nach einem Krug und als der Elb noch immer nicht auftauchte, setzte ich mich schweigsam zu den Soldaten. Waren die Bogenschützen doch bereits am Tisch zu finden, wunderte es mich doch sehr, dass es Legolas bis dato noch nicht war. ~*~ Legolas: Während ich so noch grübelte und zur Sonne aufblickte, fassten meine drei Besucher wohl einen Entschluss und ich unterbrach mein Denken, als man liebevoll an meinem Arm rüttelte. Gimli starrte mich von unten her an und die Hobbits tuschelten miteinander. „Sich noch einmal in die Geübtheiten zu vertiefen, hätte keinen Sinn.“ Und wahrlich… nichts hatte Sinn für den Zwergen, wenn das Essen rief. „Komm, wir wollen gehen und uns den Bauch füllen!“ Woraufhin er lachte, die Hände hob und sich zu den Hobbits wandte, wohl fest damit rechnend, dass ich es ihm gleichtun und mitkommen würde. Doch stand mir nicht der Sinn nach dem Essen und mein Magen war durch das Brot vollends zufrieden. „Ich werde später essen“, sagte ich also und meinte es nicht einmal so. Das Abendessen würde mir vollends genügen und ich fühlte mich angeregt, die kurze Pause sinnvoll zu nutzen. Der Zwerg reagierte unzufrieden, doch war er diesen Wesenzug und meinen geringen Hunger bereits gewohnt. Also vernahm ich nur ein leises Brummen und Merry und Pippin zuckten mit den Schultern. „Dann sehen wir uns zu einem späteren Zeitpunkt“, verabschiedete sich Pippin und hob flüchtig die Hand, während Merry grinste und gemeinsam setzte sich die kleine Gruppe in Bewegung und ich sah ihr nach. Ja, was würde ich tun, da sich die Bogenschützen auch schon aufmachten, dasselbe Ziel zu erreichen wie der Zwerg und ich bald alleine hierstehen würde. Ich setzte den Bogen auf den Bogen, bettete die Hand auf der oberen Spitze und schöpfte tiefen Atem. Die Problematik der fehlenden Waffen schien mich noch immer zu beschäftigen. Sie kam mir in den Sinn und ich blickte zu den Schützen, die ihre Bögen ablegten oder zurücksteckten, während sie losgingen. Und den Haufen, auf dem sie die Bögen gesammelt hatten. Allmählich leerte sich der Platz, die Mengen wurde lichter, Gruppen strömten zur Stadt zurück und ich zog die entgegengesetzte Richtung, näherte mich jener Ansammlung, ging in die Knie und griff nach einem der Bögen. Die Waffenkammern, sagte jener Mann. Sie sollten keinen anderen Anblick bieten, als die Waffen, die ich hier vor mir sah. Ich würde die Gelegenheit ergreifen und mich selbst davon überzeugen. Dennoch nahm ich mir noch Zeit, mir die Waffen weiterhin zu betrachten, Pfeile zu betasten und mir deren Holz zu beschauen. Und erst, als der Platz um mich annähernd leer war und sich nur in der Ferne noch Gruppen aufhielten, kam ich auf die Beine, schob den Bogen in die Schlinge neben dem Köcher und machte mich auf den Weg zur Stadt. Ich ging bequem und langsam, wusste, dass man mich nicht hetzte und dass es kein Greuel wäre, verspätet zurückzukehren. Gemächlich ging ich so über die weite Fläche, rieb die Hände aneinander und befreite sie vom letzten Schmutz des trocknen Bodens. Überall verteilt lagen Krüge und Waffen, Schwerter, Schilde, gar kleine Feuerstellen waren hie und da zu sehen. Einige Frauen bereiteten hier Suppen zu, Essen, das leicht war und für den kleinen Hunger genügte. Viele Männer waren zurückgeblieben, saßen mit Krügen zusammen, während Frauen umhergingen und an manchen Stellen gar noch gefochten und geübt wurde. In weiter Ferne führten drei Stallburschen einige Pferde an den Zügeln, die Turmwachen lehnten an den Wehrmauern und blickten wachsam auf uns herab. Bald hatte ich das Tor erreicht. Die Reparaturen an diesem waren schnell vorangeschritten und schon jetzt konnte man feste hölzerne Befestigungen sehen, die den eindrucksvollen Flügeln Halt haben und resistenter werden ließen. Fleißig machten sich noch immer Männer daran zu schaffen und das dumpfe Pochen der Hämmer erfüllte die Luft. So drang ich in das Getümmel ein, bahnte mir einen langsamen Weg und wandte mich an den ersten Soldaten, der mir begegnete. „Verzeiht“, sprach ich ihn an und er hielt inne, obgleich er sehr beschäftigt wirkte und es soeben nich eilig hatte. Er blieb stehen und sah mich erwartungsvoll an. „Ich suche die Waffenkammern dieser Stadt.“ Er schien kurz zu zögern. Es fiel mir auf, wie er mich von Kopf bis Fuß beschaute und daraufhin hob er die Hand und rieb sich das Kinn, sich letztendlich jedoch dafür entschließend, mir weiterzuhelfen. „Sie befindet sich im dritten Ring, in westlicher Richtung. Ein großer kahler Platz befindet sich dort, an welchem sie durch einen hohen Arkadenbogen aknüpft.“ Somit nickte er mir bereits zu und ich erwiderte es rasch, bevor wir uns trennten und unseren Wegen folgten. Viel hatte ich während nächtlicher Spaziergänge erforscht, doch wirkte dieser Ort, der Beschreibeung nach, fremd auf mich und ich folgte den Beschreibungen so gut und genau ich es vermochte. Den dritten Ring erreichte ich bald und wählte eine breite Straße, die zum westlichen Teil der Stadt führte und mich hoffentlich zur Waffenkammer. Aufmerksam blickte ich um mich, sah zu hohen Gebäuden auf und in Krater, die Geschosse des Feindes in so manches Gebäude gesprengt hatten. Ich zog an einem halbwegs erhaltenen Haus vorbei und drehte mich zurück, als ich einen dumpfen Laut vernahm. Eine poröse Mauer war in sich zusammengestürzt und in nicht weiter Ferne stieg heller Staub auf. Es würde wohl noch lange dauern, bis diese Stadt wieder als die zu erkennen war, die sie darstellen sollte. Ich konnte noch nicht lange unterwegs sein, da betrat ich auch schon einen Platz, der der Beschreibung ähnelte und wahrhaftig als „kahl“ zu bezeichnen war. Hohe Wände ohne jegliche Verzierungen umschlossen ihn, wenige Türen um mich herum und kaltes Gestein zu meinen Füßen. Jedoch der hohe Bogen, der eine recht große und stabile Tür hinter sich verbarg. Ich zögerte nicht, bevor ich auf sie zuging und sie als geöffnet vorfand. Nur die schwere Klinke, die ich hinabdrückte, bevor ich die größte der Waffenkammern betreten konnte. Auf den ersten Blick wirkte sie recht unüberschaubar, die Regale und Halterungen an den Wänden waren nur spärlich gefüllt und in heillosem Durcheinander lagen wenige Waffen auf einem Tisch, der sich in der Mitte der Kammer befand und dort etwas verloren wirkte. Die Seiten der Waffenkammer waren mit hohen massiven Regalen bestückt, zwischen denen man hindurchgehen und sich umschauen konnte. Überall von dem Tisch gingen also kleine Pfade ab, doch blieb in der Mitte stehen, blickte auf den Tisch und hob die Hand, um meinen Bogen hervorzuziehen und ihn zu meiner Seite an den Tisch zu lehnen. Vorsichtig tat ich es also, rückte an dem Gurt meines Köchers und begann die rostigen alten Schwerter zur Seite zu schieben, um mir den Blick auf die Bögen und Pfeile zu erlauben. In einem hohen Korb, gar nicht weit entfernt, erblickte ich weitere dieser Art und ich holte sie alle zu mir, begann sie zu untersuchen und musste jenem Mann, der Zweifel akündigte, mit jedem Griff, mit jedem Blick, mehr Recht geben. All die Waffen… waren beileibe in keinem guten Zustand. ~*~ Aragorn: Als ich dort saß und ohne Hunger nach den Früchten auf meinem Teller griff, sah ich mich annähernd jede Minute um. Missmutig kauend stellte ich schon nach wenigen Augenblicken fest, dass Legolas wohl nicht der Masse gefolgt war. Es lag mir wohl im Gefühl, dass er auch nicht mehr eintreffen würde, da er dies zumeist nur getan hatte, um sich augenscheinlich an meinem Hunger zu erfreuen. Oft genug hatte ich ja bewiesen, dass diese Kontrolle eine Wohltat für mich war… Und leider war dann das Ausbleiben des Elben wie das Desinteresse des Essens. Mir fehlte die Stimmung mich allein zu beschäftigen. Also erhob ich mich und machte mich daran, wieder einmal von vorn zu beginnen. Mein Gott, seit dem gestrigen Tage tat ich nichts anderes, als ihn zu suchen. Dabei wäre es so einfach, wenn er wüsste, dass mir seine Nähe nun einmal das Heiligste geworden war. Ich trug den Teller zurück und verließ sogleich den Speiseraum, ehe ich abrupt stehen blieb. Wie zu Beginn des Tages entdeckte ich einen jungen Spund, der mir vielleicht dieses Mal von Nutzen sein konnte und so stellte ich mich ihm rasch in den Weg. “Verzeiht…” Er schaute verdutzt und rückte perplex seinen Köcher zurecht, der ihm beinah von der Schulter gerutscht war. “Wisst Ihr, wo sich Legolas befindet?” Seine Miene erhellte sich sofort und ich bemühte mich ein ruhiges Lächeln aufzubringen. “Natürlich, Herr.” Und ich dachte mir, dass mir dieser Mensch auf irgend eine Art nicht gefiel. Er strahlte etwas aus, dass keine Sympathie erweckte. Ich war mir nur noch nicht im Klaren, was es war. Er richtete seinen Zeigefinger auf eine Seitenstraße. “Folgt der Straße in den dritten Ring. Es schien, als wolle er zur Waffenkammer.” Ich nickte, wandte den Blick ab und hoffte, dass sich der Bursche nicht irrte. “Habt Dank.” Und damit ging ich bereits los. “Soll ich Euch begleiten, Herr?” Ich blieb stehen und drehte mich zu dem Jungen, ehe ich den Kopf schüttelte. “Nein, danke.” “Seid Ihr Euch sicher?”, hakte er weiter nach und kam bereits einige Schritte hinter mir her. Mir entglitt ein leises Räuspern. “Ja, ich kenne den Weg.” Noch einmal nickte ich in mich hinein und hielt das Gespräch für beendet. “Aber…” Es war für mich auf jeden Fall beendet und ich rief ihm nur nochmals ein “Danke” zu, ehe ich der Seitenstraße behände folgte und die Stufen bestieg. Nun konnte ich mir wahrhaftig vorstellen, weshalb selbst Legolas ihm aus dem Wege ging. Seine Geduld war bemerkenswert… Nicht viele Menschen hielten sich im dritten Ring auf, als ich diesen betrat und einer weiteren Straße folgte. Vage erinnerte ich mich an diesen Ort, hatte ich ihn zuletzt vor einigen Jahren einmal betreten. Oder irrte ich mich? Karg bäumten sich die grauen Wände zu meinen Seiten auf und es wirkte fast gespenstisch, wenn man diesen Teil der Stadt mit den Lebhaften verglich. Abgebröckeltes Gestein zu meinen Füßen, heller Sand tobte im schwachen Wind, als sei hier eben erst etwas zusammengestürzt. Nahezu jedes Gebäude wirkte, als würde es alsbald in sich zusammenfallen. Doch die solide Tür zu meiner rechten machte einen ganz anderen Eindruck und ich horchte auf, als mir leise Geräusche entgegenkamen. Dies war wohl der Raum der Waffen und ich öffnete die Tür vorsichtig, um hinein zu spähen. Da stand er. Den Rücken der zugedreht, wendete er sich augenscheinlich einigen Pfeilen zu und ich trat vorsichtig ein. Streitäxte und Beile an den Wänden, Speere auf Platten gestapelt, Schwerter und weitere Bögen in den Regalen. Und inmitten des Chaos war der Elb völlig konzentriert in seine Arbeit vertieft. Gemächlich trat ich hinter ihn, hob die Arme, fuhr mit den Händen seine Seiten entlang und legte sie mit aller Zärtlichkeit um seinen Bauch. Er erschrak nicht, so ging ich davon aus, dass er mich längst bemerkte. Mit zurückkehrender Heiterkeit legte ich das Kinn auf seine Schulter und schloss die Augen. Ich seufzte leise und festigte den Griff, um mich vollends an ihn zu schmiegen. Tief atmete ich den angenehmen Geruch seines Haares ein, als ich das Gesicht zur Seite legte und begann ein wenig zu schunkeln. “Ich habe dich vermisst.” ~*~ Legolas: Ich konnte es nicht leugnen, es nahm schon eine gewisse Zeit in Anspruch, bis ich einen Überblick gewann und oftmals löste ich mich vom Tisch, um mich umzuschauen. Bestimmt befanden sich die Vielzahl an Bögen und Pfeilen soeben auf dem Feld vor der Stadt und in ständiger Benutzung, doch legte ich auch Wert auf die Lagerbestände und diese weckten eine leichte Unzufriedenheit. Ich schöpfte tiefen Atem, legte einen Pfeil beiseite und stützte mich auf den Tisch, um nachdenklich auf das zu blicken, was den Krieg bislang überlebte. Und ich betastete soeben die Sehne eines Bogens, als ich Schritte vernahm und wie zum Beweis meiner Hellhörigkeit, die Tür der Waffenkammer, die sich kurz daraufhin öffnete. Ich senkte die Lider, kurz hielt meine Hand an der Sehne inne und als die Tür geschlossen wurde… was soll ich sagen… wusste ich, wer mich einmal wieder gefunden hatte. Dabei hatte ich ihn bein Essen erwartet und gewiss nicht auf der erneuten Suche nach mir. Ich schöpfte tiefen Atem, richtete mein Augenmerk wieder auf jenen Bogen und schob unterdessen ein Bündel zusammengebundener Pfeile von mir. Und die Schritte näherten sich… ohne Begrüßung, ohne einen lauten Ruf, der mich erschrecken ließ und augenscheinlich zu Aragorns neugewonnenen und durchaus dubiosen Angewohnheiten gehörte? Ich rang um Konzentration, wollte nach jenem Bogen greifen, doch hielt in jeglichen Bewegungen inne, als ich Berührungen an meinen Seiten spürte. Erstarrt behielt ich den Blick auf den Bogen gerichtet, nur meine Augen senkten sich und die Berührungen nahmen an Intensität zu, bis ich deutlich seine Hände spürte, die sich gemächlich zu meinem Bauch schoben und dort einander trafen. Er bettete sie übereinander und während ich ihnen einen raschen, und durchaus perplexen Blick schickte, legte sich Druck auf meinen Rücken und ich spürte seine Nähe mit einem Nachdruck, dem ich nicht gewachsen war. Ich löste die Augen von seinen Händen, räusperte mich still und zwang meine Hand, nach dem Bogen zu greifen. Sie tat es, wenn auch stockend. Was tat er nur…? Ich konnte nicht von mir behaupten, ein unangenehmes Gefühl zu spüren… Nur seinen Atem… als er das Gesicht zu meinem Hals senkte, Seine Nase… die mein Haar durchstreifte und sein warmer Hauch, der meine Haut kitzelte. Meine Lider zuckten, bevor sie sich flüchtig senkten. Zögernd ergriff ich den Bogen, presste ihn in der Hand und hielt ihn doch nur erhoben. Ohne Verstand und Sinn… ich hielt ihn lediglich und zwang mich, die Augen zu öffnen, um mich nicht als den Narren darzubieten, der ich in den Augenblick… und dies einmal mehr, war. Er überfiel mich mit einer Vertrautheit, die für mich, der sie einzig und alleine in der Nacht erlebte, etwas Unheimliches… etwas Fremdes. Eine Fremde, mit der ich mich nicht unvorbereitet befassen konnte… und mich dem nun wahrlich ausgeliefert sah. Mein Körper enzog mich der Kontrolle, stumm wandte ich das Gesicht in die andere Richtung, um unbemerkt die Lippen aufeinanderzupressen und tief Atem zu schöpfen. So erzwang ich mir alte verlorene Fassung auf, senkte das Gesicht und starrte mit einer Konzentration auf den Bogen, die beinahe schon peinlich und wohl restlos überzogen erscheinen musste. Ich fühlte die Wärme seiner Hände, die durch den Stoff der Weste zu meinem Bauch drang und diesen mit etwas konfrontierte, das er niemals zuvor erlebte. Und der Atem… wie ein kleiner Quälgeist, der mich mit einem jeden Aufbegehren aus der Konzentration zog. Und… beileibe… es fiel mir nichts ein, was ich sagen könnte. Doch tat er es nach einem beinahe stillen Seufzen. „Ich habe dich vermisst.“ Seine Stimme klang verträumt und rau… ertönte nur leise und gedämpft… Er hatte… endlich, ich bejubelte den Augenblick, wo ich die Erstarrung abstreifen und zur Verwunderung übergehen konnte. So runzelte ich die Stirn, legte den Bogen nieder und wurde jäh in Bewegung gesetzt, was mich zwischen der alten Erstarrung und der neuen Verwunderung nur so pendeln ließ. Ungläubig starrte ich auf den Tisch, während er mich zu leichten Schwankungen zwang und sich unterdessen fest an mich schmiegte. Flüchtig ertappte ich mich bei dem Gedanke, ihn würden Schmerzen quälen, doch überwand ich dieses Denken, als ich mich an sein Verhalten der letzten Tage entsann und dieses Benehmen flink einzuordnen vermochte in den Fällen, die nicht erklärt werden mussten, vorrausgesetzt, sie konnten. So schöpfte ich abermals tiefen Atem, presste die Lippen aufeinander und blickte zu grauen Decke der Kammer auf. „Wir sahen uns doch vor kurzem“, antwortete ich ihm ergeben. „Heute Morgen.“ ~*~ Aragorn: Wie entzückend jedes Mal aufs Neue doch seine ungewohnten Reaktionen waren. Hatte ich doch zu allererst vermutet, es wecke in ihm keine Fassungslosigkeit, bewies er mir so unscheinbar wie möglich, dass er nichts mehr mit sich anzufangen wusste. Ich gab zu, dass es nichts schöneres gab, als diese Augenblicke. Zu gern hätte ich sein Gesicht betrachtet, als ich diese Umarmung begann und bis jetzt aufrecht erhielt. Mein eigenes Herz schlug in schnellen Tönen, jedoch war es eher die Wärme, die mich dazu verlocken ließ. Es war seine Wärme, die durch den dicken Stoff seiner Robe zu mir drang und mein Innerstes beflügelte, wie nichts anderes. Ich neigte mein Gesicht zu seinem Nacken, ließ mein Gesicht von den seidigen Strähnen streicheln und genoss den feinen Duft ihrer, als hätte er sich stets nur zwischen Buketts aufgehalten… und nicht in der Übung. Besinnend schloss ich die Augen und berührte annähernd erneut im Respekt seiner Reinheit seine Haut mit der Nase. Ein unschuldiges und so prickelndes Vergnügen, welches ich mir nicht nehmen konnte. Mit welchen Gedanken er daraufhin den Kopf zur Seite neigte, wusste ich nicht, doch zeigte seine stockende Reaktion nichts von der bekannten Kontrolle. Ja, ich bemerkte, wie er die Arme regte, blickte verträumt mit nur leicht geöffneten Lidern über seine Schulter und sah auf seine Hände. Alles andere als konzentriert klammerte er sich an den Bogen und richtete allmählich sein Augenmerk ebenso auf diesen. Doch mehr tat er nicht. Seine ewigen Versuche waren bemerkenswert… dabei freute ich mich auf den Moment, in dem er seine Erprobungen aufgab. Eines Tages, wenn er es nur noch genießen konnte. Bis dahin störte ich mich keineswegs an seinem Unwissen, schmiegte mich weiter an ihn und genoss die Momente unserer gemeinsamen Stille… in der ich keinen Zeitpunkt still verblieb. Es war das einfache Wiegen, das Gefühl von sinnlicher Befreiung durch anspruchslose Nähe, dass mich so überaus zufrieden stellte. Nun ja, bisher, ehe ich spürte, wie er tief Atem holte. „Wir sahen uns doch vor kurzem“, antwortete er mir schließlich und ich spürte das leise Zögern in seiner Stimme. „Heute Morgen.“ Sogleich wandelte sich mein seliges Lächeln in ein heiteres Grinsen. So einfach holte er sich das zurück, was er eben verloren geglaubt. Ebenso gern nahm ich ihm dies, als ich seinen Hals fixierte und mich ihm erneut näherte. „Wie wahr, wie wahr…“ Genügsam hatten meine Lippen wieder zu der samtigen Haut gefunden, strichen über den Hals und nur gedämpft kamen diese Worte über sie. Ich liebte es, diese Berührungen nur zu erspüren, wie von selbst hatten sich meine Augen wieder geschlossen und schwelgend nahm ich das beherzte Schlucken des Elben wahr. Während ich die Umarmung etwas löste, verfolgte ich die Halsschlagader bis zu seinem Ohrläppchen und genoss das Kribbeln, welches meinen ganzen Leib in Besitz zu nehmen schien. „Aber das ist schon viel zu lange her…“ Es war nur ein Flüstern, welches ich ihm ins Ohr hauchte, bevor sich auch meine Hände ruhelos taten. So viel näher, so viel inniger war es, seine schlanke Taille mit einem Arm zu umfassen. So viel geheimnisvoller, so viel verführerischer den festen Stoff abzutasten, die Muskeln seines Brustkorbes zu erhaschen, die tückisch verborgen blieben. Ach, wie gern spielte ich doch mit dem Gedanken, ihn wegzusperren und nur für mich zu bewahren. In einem goldenen Käfig, dessen Glanz doch so unter seiner Schönheit leiden würde. Noch immer schwankend, doch mit festen Füßen am Boden verblieb ich in der Harmonie dieser beinahen Unendlichkeit. Umso mehr, je weniger ich das Gefühl hatte, dass er es nicht wollte. Immerhin wusste sich dieser Elb zu wehren… bei Gott, er wusste es wirklich. Es benötigte nie Worte… einzig die Empfindungen bewiesen so viel Einigkeit… dass es einer Straftat glich, diese durchdringende Stille, die von Zufriedenheit geprägt war, durch Worte zu vernichten. „Was beschäftigt dich, mein Freund…?“ Doch zu gut wusste ich, dass sich unsere Zweisamkeit nach Augenblicken wieder in das monotone Geschäft der Pflichten auflösen musste. Und noch ehe ich den Verstand abermals in seiner Gegenwart verlor, ließ ich von meiner Träumerei ab. Es sollte noch so viele Momente geben, in denen ich glücklich sein wollte. Selbst, wenn meine Hände nun ruhten, meine Augen sich öffneten, so waren es noch immer wir, die wir gemeinsam waren. Keine Träumerei kam der Realität nah. ~*~ Legolas: „Wie wahr, wie wahr…“ Seine Stimme erreichte mich lediglich als behagliches Murren, sie schwelgte, als antwortete er auf etwas anderes. Nicht etwa auf meine Frage und ich starrte auf den Bogen und kam mir darin alsbald recht unbeholfen vor. Um ehrlich zu sein, entschwand sein Bild stetig aus meiner Wahrnehmung. Das Kitzeln, welches sich an meinem Hals ausbreitete, ließ mich erschaudern und als ich die Wärme seiner Haut an diesem fühlte, verlor sich der Bogen in Vergessenheit und war mir lediglich noch dazu nütze, meinen Händen Beschäftigung zu geben. Ich biss die Zähne zusammen, schloss flüchtig die Augen und schöpfte tiefen Atem. War es seine Boshaftigkeit, mich abermals in eine solche Lage zu bringen und sich an meiner perplexen Starre zu erfreuen? Ich wusste, dass seine Lippen lächelten, als er leise schnurrend fortfuhr: „Aber das ist schon viel zu lange her.“ Somit erreichte sein Mund mein Ohr, benetzte dieses mit einem warmen Hauch und gleichsam noch nahm seine Wärme zu. Ich spürte sie an meinem Rücken, als er so näher an mich herantrat, als seine Hände mich erforschten und ich unterlag. Ich spürte es kaum, doch senkte ich den Kopf, bis das Kinn mein Schlüsselbein berührte und meine Hände waren nahe davor, den Bogen freizugeben, während Aragorn mich noch immer zum Schwanken brachte und seine Finger Halt in dem Stoff meiner Weste ersuchten. „Was…“, erhob sich plötzlich seine Stimme und ich, der dies nicht erwartet hatte, wurde in die Realität zurückgerufen und öffnete, nun wohl weitaus wacher, die Augen. Den Satz zu beenden, schaffte er nicht, ohne mit den Lippen abermals mein Ohr zu berühren und ich fand nun endlich die alte vermisste Fähigkeit, mit in seiner Umarmung zu regen. „Was machst du hier?“ Und ich spürte den Druck seines Körpers, als dieser sich neugierig gegen den meinen lehnte und Aragorn über meine hinab zum Tisch blickte, auf welchem meine Hände untätig ruhten. Ja… was tat ich hier, wohl noch bevor er mir seine irritierende Gesellschaft leistete? So schöpfte ich tiefen Atem und fand nun endlich die Konzentration wieder und diese auf den Bögen, die vor mir lagen. Ich musste mich wohl erst selbst fassen, als ich sie mir betrachtete, wieder nach einem von ihnen griff und ihn mir besah. Eine Ablenkung war dies ohnegleichen… denn das Umschalten wollte mir noch nicht recht gelingen und ich befürchtete, meine Stimme würde zittern, sobald ich sie erhob. Neben mir rauschte ein langer Atemzug und in geduldigem Schweigen bettete Aragorn das Kinn auf meiner Schulter und nahm an meiner Beobachtung teil. Wusste er denn dabei, in welch heikle Lage er mich drängte? War er sich seiner gefährlichen Fähigkeit bewusst, als er von einem zum anderen sprang und nun vermutlich eine rasche Antwort erwartete. Langsam legte ich den Kopf schief, verwickelte mich in alten Grübeleien und presste die Lippen aufeinander, Ich war konfus in meiner Schweigsamkeit und hoffte, Aragorn würde diese nicht ergründen wollen. Konzentration… wo war sie? Soeben noch in meinen Händen, nun wieder entglitten? Es war seltsam… und unersprießlich. In solch einer Lage, in welcher ich nun wohl oder übel steckte, konnte ich ihm weder ein Berater sein… noch ein Kampfgefährte, der über ernsthafte Dinge sprach. Aber und abermals rang ich nach Atem… noch immer das Schweigen auf meiner Schulter und der Bogen ziellos in meiner Hand. Nein… so ging es beileibe nicht. Verzeihend schüttelte ich den Kopf, begann mich zu regen, mich in seiner Umarmung zu drehen und schien mühelos von ihm loszukommen. Sogleich, da er meine Absicht durchschaute, löste er seine Arme von meinem Leib und ließ mich gehen. Dennoch nicht abgeneigt oder gar verdrießlich schien er zu sein. Zumindest nicht in dem Augenblick, als ich mich meiner neugewonnenen Freiheit mit wenigen Schritten in den Raum überzeugte und zu ihm zurückblickte. Noch immer lag der Bogen in meiner Hand und nun wusste ich beileibe auch etwas mit ihm anzufangen. Von ihm blickte ich zu Aragorn, fasste ihn sicherer und hob ihn zur knappen Demonstration. „Dort draußen“, erhob ich dann die Stimme und fand Erleichterung durch die Kraft und die Ruhe, mit der sie ertönte. Nebenbei noch, deutete ich mit dem Bogen zur Tür der Waffenkammern und hinaus auf die Steppe, die Osgiliath und die weiße Stadt voneinander trennte. „sind so viele Waffen in Benutzung, dass man sich ihrer Anzahl nicht bewusst ist. Die Böge sind es, Pfeile ebenso, auf die ich geachtet habe. Und sie alle sind rar.“ Ich kehrte zu dem Tisch zurück, legte den Bogen auf diesem ab und stemmte die Hände auf dessen Kante, Aragorn kurz darauf recht nachdenklich ansehend. „Rar oder ausreichend, je nachdem, was uns erwartet. Und wissen wir es schon?“ So hob ich die Augenbrauen. „In einem weiteren dieser mächtigen Kämpfe werden uns die Bögen, vor allem noch die Pfeile, keine guten Dienste mehr erweisen. Sie sind zu knapp, zu viele zerstört, brüchig oder beschädigt.“ ~*~ Aragorn: Nie sah ich ein Wesen in jeder Facette seiner Gestik so bezaubernd wirken. Ein Vogel, der sang, konnte so wunderbar sein und so zermürbend, wenn er die Töne nicht traf. Doch Legolas konnte alles und mit allem bezaubern. Seine Wärme strömte mir entgegen und so intensiv hätte ich ihn zu mir ziehen wollen, bis wir eins waren. Mein Grinsen vertiefte sich, während die Gedanken nicht mehr bei dieser Umarmung waren. Jedoch gelang es mir nicht, sie zu vertiefen. Zu meinem Wohle vielleicht… Der Umarmte schüttelte den Kopf und ich erwachte aus meiner lieblichen Faszination. Es war ihm zu viel und die Konzentration hatte sich seiner entledigt. Nun, genug hatte ich ihn gespürt, vorerst und deshalb gab ich ihn auch nur allzu gern frei. Mir gefiel es, zu wissen, dass es nicht das letzte Mal war. Ruhig ließ ich die Arme sinken, sah zu, wie er einige Schritte ging und er sich schließlich zu mir wandte. Noch immer lächelte ich. Genügsam verschränkte ich die Arme vor dem Bauch und legte leicht den Kopf schief. Fand er wieder Worte? “Dort draußen...” Nachdem sein Blick wieder zu dem Bogen gelangt war, war auch seine Stimme wieder zu ihm zurückgekehrt. Ich besah mir das robuste Holz in seinen Händen. “... sind so viele Waffen in Benutzung, dass man sich ihrer Anzahl nicht bewusst ist. Die Bögen sind es, Pfeile ebenso, auf die ich geachtet habe. Und sie alle sind rar.” Ich nickte langsam, sah mich grüblerisch um und rieb mir das Kinn. Es war wohl wahr… “Rar oder ausreichend, je nachdem, was uns erwartet. Und wissen wir es schon?” Es stimmte, die Frage lag noch offen vor uns, ohne Antwort oder Spekulation. Ich teilte seine Nachdenklichkeit, als ich den Kopf sinken ließ und mich an Faramirs Worte zu erinnern versuchte. “In einem weiteren dieser mächtigen Kämpfe werden uns die Bögen und vor allem noch die Pfeile keine guten Dienste mehr erweisen. Sie sind zu knapp, zu viele zerstört, brüchig oder beschädigt.” “Du hast recht”, erwiderte ich sofort, runzelte die Stirn und holte tief Luft. “Es stellt sich die Frage, wie Faramir den Fortgang bestimmt.” Nicht umsonst übten wir, nicht umsonst, gaben wir uns diesem Vorbereitung ohne bekanntes Ziel hin. Eines war vorhersehbar… “Nun, ein weiterer Kampf wird folgen… dessen können wir gewiss sein.” Ich fixierte den Elben ernst, jedoch blickte ich minder ins Leere. Warteten wir auf den nächsten Angriff? Gaben wir uns einer zweifelsohne vergeblichen Verteidigung hin… oder sollten wir es sein, die…? Ratlos ließ ich die Arme sinken und ließ den Kopf kreisen. “Die Schwerter sind schartig, mancher Schild bereits durch die bisherige Benutzung zu schwer beschädigt.” Es war mir zu Beginn nicht aufgefallen… Doch, was ich annähernd mehr fürchtete… “Mich beunruhigen jedoch nicht die Waffen. Es sind die Krieger, die fehlen…” Gegen Modor… Was benötigten wir aber weiteren Kummer, wenn wir nicht wussten, was die größte Sorge war? Räuspernd schüttelte ich den Kopf und stemmte die Hände in die Hüften. “Wir sollten erst einmal zurückkehren und den Tag abschließen. Mehr liegt momentan nicht in unserer Macht.” Allerdings würde ich mir nach unseren Pflichten Antworten holen. Ich versuchte Legolas aufmunternd zuzulächeln und nickte zum Ausgang. Bestimmt wartete man bereits auf uns. ~*~ Legolas: Es war durchaus mit einer recht positiven Überraschung zu vergleichen, dass Aragorn es so gut verstand, das Wichtige zu sehen und dieses dem vorzuziehen, was wir soeben noch taten. Mit wachem Blick musterte er mich, während ich meine Sorgen aussprach und mir seiner vollen Aufmerksamkeit bewusst sein konnte. So wirkte es, als verfiele er kurz darauf derselben Nachdenklichkeit, die für mich unumgänglich und allgegenwärtig war. Sicher war es auch die Seine… bereits vor diesem Aufeinandertreffen, bei welchem er sich flüchtig der Ablenkung hingab und sich nun dennoch mit vollem Bewusstsein den Dringlichkeiten stellte. Ich erhielt seine Antwort rasch und nach tiefem Durchdenken, in welchem er sich das Kinn rieb und an seiner Stelle verharrte, als wolle er sein Sinnieren nicht durch belanglose Schritte trügen. Nicht der Hauch einer Ermutigung… wie Aragorn von weiteren Mängeln sprach und mir seine geschätzten Ansichten offenbarte, mit denen er die Wahrheit und in dieser keine Schmückung oder gar irreale Hoffnungen sah. Die Schilde, gar die Klingen der Schwerter… das Ausmaß der Beschädigungen durch jenen Krieg formte sich vor meinen Augen zu einem Bild, welches mir annähernd Beunruhigung brachte. Doch streifte ich diese ab, noch ehe sie von mir Besitz ergriff. Unruhe würde keine Veränderungen hervorbringen, weder an unseren Mitteln noch am Ausgang des Krieges… einzig und allein an dem Wesen selbst, welches den Maßnahmen mit bangen Knien gegenüber stünde. So schwieg ich, dämpfte meinen Leib und verfiel demselben Schweigen wie Aragorn, in welchem ich abermals seinem von Tiefsinn geprägten Blick begegnete und unbewusst einem Schmunzeln verfiel, als ich es auf mich einwirken ließ. Der milde Hauch eines angenehmen Gefühls durchstreifte spielerisch meinen Leib und meine Lippen formten ein stummes Lächeln, welches ich nicht zu unterdrücken versuchte. Gehen sollten wir… zurückkehren auf jenes Feld, um unsere Pflichten zu erfüllen, doch war es mir eher danach, kurz noch hier zu verweilen und mir seine Mimik zu betrachten. Wusste er es…? Wusste er um meine Erleichterung, einen Verbündeten wie ihn an meiner Seite zu haben? Er, der zu dieser Zeit zuverlässiger und glaubwürdiger war, denn je? In der bitteren Schwere dieses Krieges war es doch eine Annehmlichkeit, an seiner Seite zu sinnieren, seine Sichtweisen zu erforschen und sich selbst noch mit ihm zu beraten. Und selbst wenn, so wie er es ehrlich sagte, kein Traumdenken in diesen Tagen Kraft zum Leben fand… und wenn es nicht heller war, als es in dieser dunklen Zeit schien, so war es eine erfrischende Tatsache, dass er hier war… und keine Träumerei. Entspannt beendete ich mein flüchtiges Abschweifen, senkte die Lider und nickte. Wir konnten zurückkehren… So wandte ich mich um, ihm abermals einen fliehenden Blick zuwerfend und ebenso schmunzelnd, wie ich glaubte. Er folgte mir behäbig und vorerst verließen wir die Waffenkammer, in welcher eine triste Wahrheit, und kehrten zurück zum Feld, auf welchem unsere Hoffnung wohnte. Entgegen der ängstigenden Besprechung, die wir soeben und knapp führten, fühlte ich mich entspannt. Ebenso wie Aragorn wirkte. Die Sonne ließ uns blinzeln, hell schimmerten die Trümmer der weißen Türme, Mauern und Häuser, an denen wir vorüberzogen… diesmal ohne Beachtung zu schenken. Nur dieses eine Mal wollten wir uns an der Helligkeit der Sonne laben und nicht unter der Düsterkeit der Gedanken leiden. Und Aragorn unterstrich dies alsbald mit gelösten Erzählungen, in welchen er die Hand zum Himmel hob, unter der Sonne blinzelte und zu jedem Zeitpunkt meine vollendete Aufmerksamkeit besaß. Er sprach von warmen Zeiten, so auch von seinem kindlichen Treiben, wenn die Sonne das Gestein erhitzte und man Gefahr lief, sich zu verbrennen, sobald man Unvorsichtigkeit zeigte. Er brachte mir ein Lächeln, in welchem ich ihm lauschte, seinen Handbewegungen folgte und neben ihm dem Ziel rasch näherkam. Gleich meiner Erwartungen dachte nun niemand mehr an Pausieren. Rege Bewegung herrschte um uns, als wir in die Menge eintauchten und unserem Weg ruhig folgten… dabei abermals dem Schweigen verfallend und uns so manche Waffen betrachtend. So sah ich, wovon er gesprochen hatte… sah schartige Klingen, die in unbeholfenen Knabenhänden eine jede Gefährlichkeit verloren. Sah Reparaturen, die notdürftig waren und weitaus mehr. So führten wir wohl denselben Gedanken, bis ich meine Gruppe erreichte und mich dieser wieder annahm. Ein flüchtiger, ein Nicken, und wir wandten uns voneinander ab, damit er zu seinen Schwertkämpfern zurückkehren, und diesen eine große Hilfe konnte. Ich selbst mischte mich unter die Bogenschützen, zog meinen eigenen Bogen aus der Schlaufe und kam nicht weit, bis man mich benötigte. „Verzeiht.“ Ein recht junger Mann atmete schwer, als er vor mir stehen blieb und mir mit besorgtem Blick einen Bogen reichte. „Die Sehne ist aus der Halterung gebrochen.“ Und kopfschüttelnd hob er beide Hände zum Himmel und wusste keine Lösung. Auch ich betrachtete mir das Ausmaß der Beschädigung unwirsch, betastete das alte Holz, welches der Spannung der Sehne nicht mehr standgehalten hatte. „Die Sehne brach heraus, als ich den Bogen spannte“, fuhr er aufgeregt fort und ich löste den Blick von jener ehemaligen Waffe. „Doch bezweifle ich, dass ich einen Fehler beging. Ihr führtet es uns doch heute erst vor und…“ „Seid ihr verletzt?“ Er hob in flüchtiger Verblüffung die Augenbrauen, sah mich jedoch geduldig warten und hob die Hand. „Die Sehne streifte mein Handgelenk, Herr. Doch es ist nicht schlimm.“ Und entschuldigend verzog er die Miene, als er mir eine lange blutende Strieme offenbarte. So ließ ich den Bogen unter einem tiefen Atemzug sinken, griff nach seinem jungen Handgelenk und betrachtete mir die Wunde näher. „Es schadet nicht, auch eine solche Wunde ernstzunehmen.“ Ich löste die Hand von der Seinen. „Bitte wascht sie mit Wasser aus und kommt anschließend wieder zu mir. Wir werden uns etwas einfallen lassen müssen.“ Und ich bedachte den Bogen und die herabhängende Sehne mit einem knappen Blick, rammte das brüchige Holz in den Boden und ließ die unnütze Waffe stecken, als ich meinen Weg durch die Menge fortführte. ~*~ Aragorn: Es war merkwürdiger Weise eine ganz andere Stimmung, als wir aus der düsteren Kammer hinaustraten und uns das Licht begrüßte. Dunkel war unsere Diskussion, doch von ihr wollten wir nicht mehr reden. Überzeugend war die Wärme der Sonne und auch die Zerstörung unserer Umgebung kam demnach nicht an. Es lohnte sich wohl nicht. Nein, es bestand keinen Sinn daran zu verschwenden, wenn unsere Aufgabe eine andere war. Und trotz der Schwierigkeit, die noch immer vor uns lag, nahm ich es mir nicht, Geschichten zu erzählen, Kindheitserinnerungen aufleben zu lassen und der Heiterkeit den Vortritt zu lassen. So schritten wir gemeinsam über die Straßen, folgten den Stufen hinaus und fanden uns alsbald vor der Stadt wieder. Die Krieger waren bereits wieder im Takt ihrer Übungen und kontrollierend ließ ich den Blick über ihre Werkzeuge gleiten. Es musste wahrlich ein Wort gesprochen werden… mit jenen Mitteln würde, ob es nun Angriff oder Verteidigung war, ein Kampf fehlleitend sein und damit das Ende bringen. Nur nicht mit einem Funken Hoffnung und der Voraussicht eines Sieges. Ich nickte Legolas schweigend zu und verabschiedete mich so von ihm, ehe ich meinen Weg fortfuhr und mich für meine Aufgabe wappnete. Doch abwesend war ich zumeist, während ich durch die Reihen der Tätigen schritt. Es schien, als würde mir heute keine Zeit gegeben, die ich weiterhin mit dem Elben hätte verbringen können. Sei es nur zur Unterhaltung. Die Übungen sollten heute lange andauern, Fertigkeiten gefeilt werden, so dass eine Entscheidung Faramirs bald umgesetzt werden konnte. Auch diese musste ich erst einmal in Erfahrung bringen, so dass dies genau meine Aufgabe danach sein würde. Und in Diskussionen verstrickt, so dachte ich, bliebe mir maximal noch Zeit, in die Häusern der Heilung zurückzukehren. Ich seufzte leise. Wohl der einzige Wohlklang am heutigen Tage. Gern gab ich zu, dass mir die Motivation abhanden kommen war, ich knapp und kühl blieb, wenn man mich um Rat fragte. Ruhig gesellte ich mich zu den Erfahrenen, kämpfte mit ihnen und testete meine eigene Kraft, anstatt ihnen ihre Mängel zu nennen. Lediglich an meiner Reaktion konnten sie schließen, was es zu verbessern gab. “Ihr reagiert nicht rasch genug! Und in falscher Handhabung!” Nach wenigen Stunden, in der die Wärme des späten Nachmittags die Gemüter erhitzte, erschallte die Stimme des Einen, den ich nach der Mittagszeit nicht mehr zu Gesicht bekommen hatte. Eigentlich war ich dafür dankbar gewesen, doch nun offenbarte sich mir ein Bild infantiler Tollkühnheit. Viele Augen hatte er mit seinem Ton auf sich gelenkt, so auch meine, als ich schließlich schnellen Schrittes zu ihm fand. Er stand einem Älterem gegenüber, gestikulierte mit einer Hand, während er mit der Anderen das Schwert kreisen ließ. “Herr Aragorn hatte es doch gesagt. Nicht die Kraft ist entscheidend, sondern Schnelligkeit und Geschick!” Ich traute meinen Ohren kaum. Gleichsam, wie ich skeptisch die Stirn in Falten legte, trat sein Gegenüber vor, erzürnt und nicht redend muskulöser als der Bursche und richtete die Faust auf ihn. “Sagt, weshalb wäre Abschwenken klüger, als parieren?! Euren Hieb habe ich allemal etwas entgegenzusetzen! Es ist nicht nötig…” Um was handelte sich der Streit? Es war mir unklar… Somit trat ich dazwischen. “Gibt es einen Grund, Andere an eurer Auseinandersetzung teilhaben zu lassen?”, fragte ich abschätzend, blickte zu meinem schwarzen Schaf und zurück zu dem Hünen. “Er lässt mich nicht handeln, wie ich es für richtig einschätze! Es ist unmöglich mit ihm zu arbeiten, wenn mein Handeln in jeglicher Hinsicht kritisiert wird!” Nun gut… “Es ist Eure Art des Kämpfens!”, erwiderte der Bursche, ohne die Stimme zu senken. Ein wahrer Himmelsstürmer… ohne Aussicht auf Erfolg. “Was tätet Ihr, wenn es einen Stärkeren gäbe? Ihr mögt meinen Schlag erwidern und kontern, doch wäre Euer Gegner von besserer Kondition - was tätet ihr dann?!” Versuchte er wiederzugeben, was ich versuchte ihm zu lehren? Fragend kratzte ich mich an der Wange und folgte dieser seltsamen Diskussion still, obgleich ich dazwischen stand. Wie konnte man dies vergleichen…? “Bessere Kondition?!” Ich glaubte, die Bewegungen der Übrigen im näheren Umkreis kamen zum Erliegen… “Viele Kämpfe habe ich bestritten, viele Siege davongetragen. Einschätzung des Gegners obliegt mir! Herr Aragorn wird mir zustimmen!” Ich fühlte mich angefahren und blickte perplex zu dem Hünen. Ich tat was? Ohne auf eine Antwort von mir zu warten, fuhr er fort. “Und vor Euren jämmerlichen Hieben werde ich nicht flüchten.” Der Junge stürmte vor. “Ihr wagt es?!” Ich hob die Hand und gebot ihm Einhalt. Mein Kopf begann zu rumoren… “Jeder ist allein in der Lage, zu entscheiden wie er kämpft”, antwortete ich gleichmütig. “Ratschläge zu erteilen und anzunehmen, ist ebenso eine Entscheidung, die ein Jeder selbst einzuschätzen vermag.” Beinahe entsetzt sah mich der Jüngling an und straffte die Schultern. “Ich habe nur getan, was ihr mir geraten habt! Es nur auf Schnelligkeit und Geschick ankommen zu lassen!” Moment… “Der Herr Aragorn wird jedoch nicht meinen, dass die Kraft vergessen sein sollte!” Erwiderte der Hüne und ich sah bereits seine Halsschlagader pulsieren. Sie brüllten mir in die Ohren… “Herr Aragorn! Sagt, was Ihr mir sagtet! Zeigt ihm doch, was Ihr mich lehrtet!” Ich war nicht hier, um etwas zu beweisen. Abwartend schauten mich die beiden Kontrahenten an und ich versuchte mich an meine Worte zu erinnern. Ich versuchte lediglich zu lehren, dass man den Feind nicht unterschätzte. Dies war der Grund, weshalb Legolas gegen diesen Jungen antrat und nicht ich es getan hatte. “Herr Aragorn!” Ich kam nicht umhin, angestrengt den Kopf zu schütteln und beide Hände zu heben, damit sie endlich still wurden. “Ihr sollt euch gegenseitig helfen und euch unterstützen.” Dabei sah ich sie abwechselnd an. Ich räusperte mich leise… hob abermals die Brauen und warf erneut einen Blick auf die Beiden. Sie waren alt genug. “Macht es unter euch aus.” Damit hob ich die Hand und entfernte mich gemächlich aus ihrer Mitte, ehe ich um Fortführung der Übung bat. Als betreute man Sprösslinge und keine Krieger. Es war belastend. Als wären andere Sorgen kleiner, als gäbe es nicht genug Spannung und Hader in unseren Reihen. Sollten sie doch allein zur Vernunft kommen. Somit tat ich das, was ich in letzter Zeit sehr oft und sehr gern tat. Um mein eigenes Gemüt zu lockern, um zur Entlastung zurückzufinden, entfernte ich mich von meiner Gruppe und ging bis zum Abhang des Hügels. Dort überblickte man beinah das Feld Gimlis, doch noch viel eher die Bogenschützen. Geordneter sah es aus und viel zu leicht war es annähernd schon, Legolas unter ihnen zu finden. Geschäftig lief er umher, fleißig und geradezu fundiert in seiner Pflicht. Es schien, als würde es keine Unsicherheit in seinem Trupp geben. Es war eine Wohltat dies zu beobachten. So dachte ich zumindest, ehe mir der junge Bogenschütze auffiel, welcher mir genau sagen konnte, wo sich der Elb zuvor aufgehalten hatte. Er wirkte nicht nur unsicher, sondern unkonzentriert, als er den Bogen spannte… ~*~ Legolas: Die weiteren Übungen gestalteten sich ruhig und kontrolliert. Sobald jener junge Mann für seine Verletzung Sorge trug, verschaffte man ihm einen neuen Bogen und kurz stand ich abermals bei ihm, um diesen zu prüfen. Meinem Auge offenbarten sich keine weiteren schwerwiegenden Mängel und so überließ ich ihn wieder den Aufgaben. Gespräche mit erfahrenen Männern entstanden, während denen wir uns für eine kurze Weile niederließen, um sie entspannt zu führen. „Ich war einst im Besitz eines wunderbaren Bogens“, erzählte einer der erfahrensten Soldaten, die mir hier begegneten. „Er fügte sich stets meiner Hand, als würde er in keine andere gehören. Doch er ging mir verloren in dem Tumult des Kampfes.“ „Es stellt ein Problem dar, sich anderen Waffen anzupassen“, stimmte ein Anderer zu, der sich kurz zuvor nach anstrengenden Übungen bei uns niedergelassen hatte. „Jeder Bogen ist individuell“, fügte ich hinzu und mein Nebenmann überprüfte aufmerksam den Sitz seiner leichten Kleidung. Allgemeines Nicken ging durch die Runde. „Für ein ungeschultes Auge mögen sie allesamt gleich sein, doch sind sie sich nur ähnlich und eine jede Handhabung verschieden.“ „Ihr selbst seid in Besitz eines prachtvollen Bogens.“ Mein Gegenüber betrachtete sich meine Waffe. „Einen Bogen mit solchen Verzierung sah ich noch nie.“ „Er ist ein Geschenk.“ Und ich selbst strich mit den Fingern über das eben Holz. „Bei Verlassen des Elbenreiches Lothlorien wurde es mir gemacht.“ Und es bereitete mir Annehmlichkeiten, die Gespräche kurz weiterzuführen und alsbald doch zu jenen zurückzukehren, die meiner Hilfe bedurften. Viele spendeten Rat, viele leisteten Hilfe und ich selbst beugte mich nahe zu einem Mann, der mit gespanntem Bogen auf den weit entfernten Holzpflock zielte. Nachdenklich betrachtete ich mir die Bahn, die der Pfeil nehmen würde. So entgingen mir auch nicht die Finger, die sich unruhig an gespannter Sehne regten. „Seid Ihr immer so großzügig mit Eurer Zeit?“, erkundigte ich mich alsbald und er leckte sich mit Nervosität die Lippen und räusperte sich. „Ihr tut Euch Gutes, Euch die Hast vom Leibe zu halten. Doch ist dies umso besser für Euren Feind, der Euch längst umbrächte.“ Und so nahm er die Spannung von der Sehne und ließ den Bogen samt Pfeil sinken, um mich erwartungsvoll anzublicken. „Was legt ihr so großen Wert auf das genaue Zielen?“, fragte ich ihn. „Ist es Euch nicht lieber, zumindest das Bein des Feindes zu treffen, bevor er Euch erreicht? Etwaige Vorteile wären auf Eurer Seite, ganz gleich, ob Ihr dem Feind mit dem Pfeil den Tod bringt oder ihm lediglich Verletzungen zufügt.“ „Ihr habt Recht.“ Und mit einem hörbaren Atemzug spannte er den Bogen abermals. „Im Kampf fehlt die Zeit für Genauigkeit.“ „So ist es.“ Und ich nickte ihm zu, bevor ich mich abwandte und weiterging. Gemächlich bahnte ich mir einen Weg durch die Menschen, wechselte hier und da wenige Worte und blieb nicht lange vor jenem einen verschont. „Herr!“ Vernahm ich eine auffällige Stimme inmitten der Männer. „Herr!“ Und als ich so inne hielt, erblickte ich eine Hand, die wippend hinter den Köpfen anderer auftauchte und hektisch nach mir winkte. Und brüllen musste er, um meine Aufmerksamkeit zu erhaschen. Ein Unmögliches wäre es, den Weg zu mir zurückzulegen und sich Worte zu bedienen, deren Lautstärke einem jeden hier angenehm war. Meine Gedanken und Absichten gerieten ins Schwanken, als ich dort stand und er abermals nach mir rief. Es ließ sich offenbar nicht verhindern und so machte ich kehrt und gesellte mich zu jenem jungen Mann, der, meines Erachtens nach, zuviel Temperament besaß… und dieses, wie übel, stets an mir auszulassen gedachte. So schob ich mich zwischen zwei Soldaten hindurch und sah ihn dort vor den Zielpflöcken stehen und auf einer Position, die er unmöglich für wenige Momente hätte aufgeben können. Erwartungsvoll sah ich ihm entgegen und er präsentierte mir ein stolzes Grinsen. „Sehr nur!“ Aufgeregt wies er auf einen der Pflöcke und ich erblickte eine Vielzahl von Pfeilen, die diesen zierten. „Meine Fähigkeiten steigern sich, Herr! Kein einziges Mal traf ich daneben!“ Und ich nickte in zurückhaltender Anerkennung. Das Antworten fiel mir in jenen Momenten noch schwer, doch bliebe mir so oder so kaum Zeit dazu, denn er fuhr rasch fort. Selbst seine Hand zerrte flüchtig an meinem rechten Arm und unauffällig entzog ich ihm diesen. Berührungen an diesem waren mir unangenehm und die Seinen wollte ich erst recht nicht dulden. „Kein Vergleich zu dem Morgen des heutigen Tages! Seid Ihr nicht zufrieden mit meinen Leistungen?“ Zufrieden…? Ich atmete tief ein und geriet in eine knappe desinteressierte Abwesenheit, in welcher mein Blick zu jenem Hügel schweifte. „Herr? Herr!“ „Ja…“, murmelte ich so und dieses Wort war wahrlich das Einzige, welches mir auf die Schnelle in den Sinn kam. So kehrte ich jenem Hügel den Rücken, wandte mich ihm zu und gab mich kritisch, was ich beileibe auch war. „Die Frage ist doch eher, ob Ihr selbst mit Euren Leistungen zufrieden seid.“ Er hob die Augenbrauen. „Eure Fähigkeiten haben keinen Bezug zu mir. Sie werden mir weder eine Hilfe noch eine Gefahr sein. Ihr solltet Euch vielmehr darauf konzentrieren, ob Euer Geschick mit dem Bogen ausreichend ist, um Euer eigenes Leben zu retten und dem Gegner eben dieses zu nehmen.“ Es schien, als wolle er mir wahrhaftig widersprechen. Mit heftigem Gebaren schnappte er nach Luft, um dies zu tun oder um wenigstens auf seine Meinung zu beharren. So sah ich ihn erwartungsvoll an und erblicke anstatt der hektischen Mundbewegungen lediglich eine annähernd bekümmerte Miene, die mich dazu zwang, selbst tief Luft zu holen. „Ich schätze, du täuschst mich!“, erhob sich da neben uns das Lachen eines jungen Mannes, der, gemeinsam mit einem anderen, eine kurze Pause genoss. Und während mein wackerster Schüler schon allein dadurch genug Ablenkung fand, um sich von mir abzuwenden, besah ich ihn mir nachdenklich. „Ich sah es heute Morgen doch selbst. Gedenkst du, sie zu deiner Frau zu nehmen, sollte all dies überstanden sein?“ Und er lauschte aufmerksam… „Du scheinst mir ein Träumer zu sein!“ Die lachende Antwort, für die er sich ebenso zu interessieren schien. Und auch weiterhin… ich senkte die Lider. Bitter war es durchaus… doch gedachte ich, ihm ein Freudengefühl zu bereiten und mich seiner Aufmerksamkeit dadurch am zügigsten zu entziehen. Eifrig verfolgte er unterdessen das scherzhafte Gespräch jener beiden und seine Augen fanden erst zur mir zurück, als ich mit der Spitze meines Bogens seinen Bauch berührte. Dadurch erschrak er beinahe, war mir jedoch wieder ganz ohr. „Wie es auch steht, Eure Fähigkeiten haben sich dennoch entwickelt. Treibt Euer Können voran, indem Ihr Euch auf diesen Pflock fixiert.“ Und ich wies zu einem Kleineren, der eine weitaus größere Distanz zu ihm hatte. Ein Feuer der Entschlossenheit flammte in seinen Augen auf und ich sah mich lediglich in meinem Zielsetzung bestätigt. So nickte ich ihm auch schon ermutigend zu und ohne die Stimme abermals zu erheben, eilte er zu dem einen Pflock und machte sich mit hektischem Gebaren daran, die Pfeile aus diesem zu ziehen, um sie bei jener neuen Herausforderung genauso gekonnt einzusetzen. Und ich gedachte nicht, mich lange an seiner unangebrachten Hast zu interessieren, wandte mich ab und führte meinen Weg fort. Und ich fasste den Entschluß, nun weiterhin am eigenen Können zu feilen. Wichtig war es zwar, auch für andere zu sorgen, doch waren mir die anderen ebenso eine Hilfe und einjeder Unerfahrene fand jemanden, der sich seiner annahm. Und diesmal musste nicht ich derjenige sein. So lenkte ich die Konzentration auf mich selbst, mehr noch, auf meinen Arm, in welchem ich noch immer eine Hürde sah, da er mir nicht mit voller Kraft gefügig war. Ich suchte mir einen Pflock. Weit entfernt war er, recht klein und doch ein durchaus perfektes Ziel, da sich die Gruppe der Bogenschützen nicht in meiner Schusslinie tummelte. Bald blieb ich stehen, wandte mich jenem Pflock entschlossen zu und umfasste den Bogen mit ruhiger Konzentration. „Treibt Eure Scherze woanders!“, vernahm ich da eine aufgebrachte Stimme und ließ den Bogen abermals sinken, um Stirn runzelnd zu jenem jungen Mann zu blicken, der hektisch mit einem Pfeil gestikulierte und es nicht ertrug, dass jene beiden noch immer in seiner Nähe verharrten. Er schien es nun abermals mit seiner Entschlossenheit zu übertreiben. Neu angespornt durch das hochgesetzte Ziel. Und so brüllte und schrie er wieder aus Angst, der Herausforderung nicht gewachsen zu sein. Ich seufzte leise. Welche Distanz war schon groß genug…? Tief Atem holend blickte ich zu jenem Hügel, der sich zu meiner anderen Seite erhob und verfolgte das geschäftige Treiben der Schwertkämpfer. Nun, mir selbst war es gleichgültig, was in meiner Umgebung geschah. Meine Konzentration war befähigt, etwaige Einflüsse abzuschalten und dies war wohl jenes Können, welches dem jungen Mann noch fern war. Abermals erhob er die Stimme, presste den Pfeil ruppig auf die Sehne und zielte fieberhaft auf jenen Pflock. Und ich wünschte ihm Glück, entzog ihn meiner Aufmerksamkeit und hob die Hand zum Köcher, um kontrolliert einen Pfeil aus diesem zu ziehen. Ebenso ruhig legte ich ihn auf die Sehne, tat dies zielgerichtet und langsam und hob den gespannten Bogen. Ein flaues Gefühl durchflutete meinen Arm, als ich ihn der Spannung aussetzte und so ließ ich mir zur Genüge Zeit, umfasste den Schaft des Pfeiles sicherer und verwöhnte meine Lunge mit einem tiefen Atemzug, bevor ich Sehne und Pfeil los, und den Bogen sogleich sinken ließ. Das Ziel hatte ich nicht verfehlt. Tief steckte der Pfeil in der oberen Spitze des Pflocks und ich zog den Nächsten. Und wieder spannte ich ihn ein, zielte kurz und die Spitze bohrte sich knackend direkt unter den Vorherigen. Nur wenig Platz blieb zwischen den Beiden und ich hob die Hand abermals, um die Reihe fortzusetzen. „Ihr stört meine Konzentration!“ Wieder spannte ich meinen Bogen weit, fixierte mein Ziel… „Gebt euch den Übungen hin, anstatt über Belanglosigkeiten zu diskutieren! Auf diesem Weg werdet ihr nie zur Perfektion finden!“ Und auch der Dritte traf sauber. Allesamt steckten sie nun untereinander und ich zog den Nächsten. Und öfter müsste ich mir schwierige Ziele suchen, um zu dem Können zurückzufinden, welches ich vor jener düstren Verletzung beherrschte. Mit einem weiteren Atemzug verschaffte ich meinem Körper Entspannung, ließ die Sehne langsam von meinen Fingern rutschten und betrachtete mir die vier Pfeile, die noch immer einen sauberen Pfad bildeten. Ich neben diesem Anblick drang ein wütender Aufschrei an meine Ohren und mein Reflex gebot mir, jenen Einen erneut in mein Augenmerk zu nehmen. Müde blickte ich so zu ihm hinüber… und erfasste eine unbeherrschte Bewegung seines Bogens. Wenige Augenblicke waren es nur, in welchen er wütend herumfuhr und dies bei eingespanntem Pfeil tat. Fahrig drehte er sich in meine Richtung und in mir zuckte das Verlangen nach einer heftigen Mahnung auf. Wie gedankenlos war es nur…! Eine Regung! Während der Bewegung seines Leibes, nahm ich die unkontrollierte Regung seiner Hand wahr und nur selten sah ich einen Bogen, der mit solch einer Genauigkeit auf mich gerichtet war! Die Sehne…!! Ich schnappte nach Luft, ihn zu rufen, ihn zurechtzuweisen und zu verwarnen. Meine Hand war es, die sich heftig erhob, doch war seine Hand die Schnellere und mein Gespür für deutliche Gefahr äußerst ausgeprägt! Und so entglitt ihm die Sehne und die einzige Möglichkeit, diesem Pfeil entgehen, nahm ich wahr. Kein Zögern konnte ich mir leisten! Noch ehe der Pfeil von der Sehne schnellte, warf ich mich schon zu Boden und tat dies hastig und unbedacht. Ich warf mich zurück, der Bogen in meiner Hand entzog sich meiner Aufmerksamkeit und deutlich spüre ich das Holz an meinem Rücken, als ich auf dem Bogen aufschlug und das Surren des Pfeiles vernahm, welches über mich zog. Der Staub umstiebte mich und im ersten Moment der Erleichterung blinzelte ich in diesem, blieb jedoch liegen und tastete stockend unter mir nach dem Bogen. ~*~ ~*tbc*~ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)