1971 - Die Rumtreiber von abgemeldet ================================================================================ Kapitel 2: A rainy evening -------------------------- KAPITEL 2: Ein regnerischer Abend Remus schaute aus dem Fenster. Der Regen war stärker geworden. Der Himmel hatte ein düsteres Gewitterblau angenommen. Er war fast so dunkel wie die Nacht, mit der Ausnahme, dass man den Mond durch die tiefhängenden Wolken nicht sehen konnte. Das war, nach Remus Meinung auch ganz gut so; er hatte etwas gegen den Mond. Das laute Prasseln verstärkte sich. Im Abteil wurde es immer stiller und ungemütlicher. Jeder der drei Jungs war ganz in Gedanken versunken. Das Wetter hatte etwas trauriges an sich, als wolle die Welt untergehen. Und wenn man dazu noch traurige Gedanken hatte... zumindest sah das Gefühl, was sich auf Remus zerkratztem Gesicht ausbreitete, nicht besonders glücklich aus. James hatte ein wenig Mitleid mit ihm. Ob er Heimweh hatte? Auch Sirius schaute nicht fröhlich hinaus. James merkte das er kaum etwas über die beiden wusste. Bei Sirius war er sich fast sicher, dass ihn nicht das Heimweh nach seinem Zuhause plagte. So viel er erfahren hatte, waren Sirius' Eltern eher böse als gut. Dem Anschein nach war Sirius so etwas wie das schwarze Schaf der Familie. "Habt ihr ... irgendetwas?", fragte er behutsam. "Nein, nein!" Wieder Remus einen Ja-wie-kommst-du-denn-darauf-Tonfall in seiner Stimme. James war sich sicher, dass ihn irgendwelche unglücklichen Gedanken plagten. Vielleicht würde er ja irgendwann etwas darüber erzählen wollen. Sirius war da schon ehrlicher: "Hättest du nicht auch ein Problem damit, so eine niederträchtige Familie zu haben wie ich?" James nahm eine Kürbispastete um die Aufmerksamkeit wieder auf die Süßigkeiten zu lenken. Remus hatte währenddessen einen Mondkalender aus seinem Umhang gezogen und blickte stirnrunzelnd hinein. Schon in sechs Tagen war wieder Vollmond... Er schaute auf, und als er sah, dass James ihn beobachtete packte er den Kalender schnell wieder weg. Er lächelte zu James und Sirius und griff ebenfalls zu den Süßigkeiten. Er biss in eine kleine Figur, die an einem Marzipanzwerg erinnerte. Plötzlich wurde sein Gesicht ganz rot und er begann laut zu husten. "Das war ein Pfefferkobold!", sagt Sirius, der es nun doch wieder zu einem Grinsen brachte und haute Remus fest auf den Rücken, welchem die Augen tränten: "Was ist das denn für ein Teufelzeug?!" "Ein Pfefferkobold! Sagte ich das nicht?", entgegnete Sirius frech. Remus würgte. Als ob er nicht schon genug Sorgen hätte. Was für Vorkehrungen Professor Dumbledore wohl getroffen hatte, damit er ungefährlich den anderen Schülern gegenüber war? Sirius stieß ihn an: "Wir müssen!" Auf dem Gang waren bereits viele Stimmen zu hören. Koffer holperten, Mädchen kicherten, eine unsympathische Stimme beschimpfte jemanden. James knöpfte geschäftig seinen schwarzen Umhang zu und setzte ein strebsames Gesicht auf, was er gleich darauf kichernd verlor. Sirius hievte seinen Koffer aus der Ablage und Remus schien wieder ziemlich unsicher zu werden. Sirius schob geräuschvoll die große, gläserne Abteiltür auf und ein kühler Windzug streifte James' Gesicht. Er sah jetzt die Person, welcher die unsympathische Stimme gehörte: Es war ein Junge von normalem Maße, mit öligen, schwarzen und ziemlich dichten schulterlangen Haaren. Sein Gesicht war bleich und er hatte kalte Augen. Doch das Markanteste an ihm war die fettig glänzende hakenförmige Nase. Seine Haare schienen ihre Form zu behalten, ob er den Kopf hob oder senkte. Sirius hatte noch nie einen so abstoßenden Jungen gesehen. Er schaute sich um, mit wem sich er stritt und sah noch einen - ziemlich kleinen, fülligen - Jungen. Er schien kurz vor dem Tränenausbruch zu sein. "Warum machst du das?!", fragte Sirius den abscheulichen Junge, für den es, nach Sirius Meinung, nur einen passenden Namen gab, finster. "Misch dich da nicht ein, das geht dich nichts an!", antwortete ,Schniefelus' und blickte Sirius abschätzend an. Wo links seufzten ein paar Mädchen und ein brünettes schnaubte: " Ich will mich keineswegs in eure Streitereien einmischen, aber ihr versperrt hier den ganzen Weg! Geht mal beiseite!" Und damit ging sie mit ihrem ,Gefolge' einfach in Richtung Ausgang. Sirius und ,Schniefelus' sprangen zur Seite. Mit diesen grimmigen Mädchen wollten sie sich nicht anlegen! Sirius ließ ,Schniefelus' gehen (mit ihm wollte er später noch abrechnen!) und wandte sich James und Remus zu: "Kommt ihr?" Die beiden folgten Sirius und mussten feststellen, dass sie die Letzten waren. Sie rissen eine der Türen auf und sprangen auf den Bahnsteig. Dann schauten sie sich um. Hinten war ein ziemlich großer Mann mit einer Laterne in der Hand zu sehen. Eine Schar von Jungen und Mädchen war um ihn versammelt, darunter auch ,Schniefelus' mit den fettigen Haaren (was man aus der Entfernung natürlich nicht sehen konnte), der pummelige Jungen, den er gepiesackt hatte und ein paar der aufgebrachten Mädchen. James, Remus und Sirius hechteten auf sie zu. Der gigantische Mann mit der Laterne führte die unsichere Truppe grade einen steilen, sehr engen Pfad herunter. Nur der Leuchter des Mannes wies ihnen den Weg, da es rundherum stockdunkel war, es musste ziemlich spät sein, denn Sirius spürte bereits eine leichte Müdigkeit, aber zum Schlafen war er viel zu aufgeregt. Der Weg nahm und nahm kein Ende, sie stolperten über Wurzeln oder Löcher. Der Regen floss in Rinnen den Pfad abwärts und sie mussten aufpassen, dass sie nicht hineintraten. Der Mann führte sie um eine Biegung und auf einmal standen sie am Ufer eines riesigen, in der Dunkelheit schwarz scheinenden Sees. "Teilt euch auf! Die Boote sind hier drüben!", rief er und die zukünftigen Schüler drängten sich, um die besten Boote zu bekommen. James, Sirius und Remus erwischten eines gemeinsam. Zu ihnen kam noch der kleine, pummelige Junge, weil er keinen anderen Platz gefunden hatte. Wie von selbst setzten sich die Boote in Bewegung. Die Jungen hielten den Atem an. Der Regen hatte aufgehört, die Wolken hatten sich verzogen. Und ganz hinten, fast wie in einem Gemälde, erhob sich das riesige Schloss Hogwarts, was im fahlen Licht bläulich glänzte. Remus schaute in den Himmel, welcher gefüllt von Sternen war, die er größtenteils nicht kannte. Es sah zauberhaft aus. Remus meinte, die Sterne noch nie so hell funkeln gesehen zu haben. Links sah er den Mond, dieser war schon sehr groß und fast rund. Er glänzte matt und beige. Und wieder meinte Remus ein entsetztes Gesicht darin zu erkennen... Nachdem er dem Mond noch einen düsteren Blick zugeworfen hatte, wandte er sich wieder Hogwarts zu. Es sah phantastisch aus. An der Vorderseite des Schlosses war ein Gebäude mit riesigen Glasfenstern zu sehen, durch die es hell leuchtete. Dahinter war der ein ziemlich großer Turm zu sehen. Und ringsherum waren noch ziemlich viele andere Türme. Kleine und Große. Das Schloss musste gigantisch sein, schließlich ging es ja noch ziemlich tief in die Erde. Ein verwickeltes Kerkersystem sollte es unten geben. Sirius stieß ihn jäh an, und deutete mit dem Kopf auf den vierten Jungen. Just in diesem Moment begann James ihn anzusprechen: "Sag mal, wie heißt du eigentlich? Ich bin James Potter." "Peter Pettigrew...", antwortete der Junge, zehnmal schüchterner als Remus Lupin am Anfang. Er schien den Tränen nahe und tat Sirius auf ein Neues leid. "Ich bin übrigens Remus Lupin.", bemerkte ebendieser. "Und ich heiß' Sirius Black. Hi!", sagte Sirius und grinste ihn aufmunternd an. "Was meinst du, in welches Haus du kommst?" Mit geschlossenen Augen hätte Sirius gewusst, wer das gesagt hatte. Peter zuckte nur mit den Schultern: "Was meint ihr...?" ,HUFFLEPUFF!', waren sich James, Remus und Sirius einig. Aus sprach es natürlich keiner. "Ravenclaw?", fragte James verschmitzt. "Wenn du meinst...", erwiderte Peter und lächelte unsicher. James und Sirius tauschten vielsagende Blicke ( Remus hatte wieder den Mond im Visier. Er blickte ihn finster an.) als eines der Mädchen plötzlich aufschrie. Reflexartig duckten sich die vier Jungs und die kleine Boote glitten durch einen Vorhang aus Efeu, an einer Stelle, wo eben noch Fels gewesen war. Sie fuhren einen schmalen, langen Tunnel hinunter, welcher ein paar der Muggelgeborenen vielleicht an eine Mischung aus Geister- und Wasserbahn erinnert hätte. Sie mussten schon weit unter dem Schloss sein, als sie einen kleinen Hafen erreichten und hastig aus den Booten kletterten. Ein Mädchen behauptete allen Ernstes, sie hätte einem Vampir gesehen. Die anderen vermuteten bei sich, dass es sich wohl doch nur um einen Geist gehandelt hatte. Von der Decke tropfte es. "Hat jemand Licht?", fragte irgendwer. Wie auf Kommando begannen die Spitzen der, über Jahre gebildeten, Stalagmiten und Stalaktiten erst zu glimmen und dann ganz hell zu leuchten. Es sah märchenhaft aus. James blieb der Mund offen stehen. Das waren mindestens zehntausend kleiner Lichter, die den muffigen Katakomben einen edlen Glanz verliehen. "Gefällt' s euch?", fragte der übergroße Mann, " ich bin übrigens Hagrid, Hüter der Schlüssel und Ländereien von Hogwarts. Schön euch empfangen zu dürfen!" Die Erstklässler lächelten ihn teilweise schüchtern, teilweise angriffslustig an. Ein sehr hübscher Junge mit langen, zu einem vornehmen Zopf gebundenen, hellblonden Haaren (Sirius bekam neben James einen Lachanfall.) trat aus der Reihe und schaute Hagrid kampflustig an: "Sind sie nicht dieser Halbriesen-Typ der schon nach seinem dritten Jahr hochkant aus Hogwarts rausgeflogen ist?" Hagrid's schwarzen, käferartigen Augen blickten zu dem, fast silberhaarigen Jungen herunter, als wäre er eine tödlich giftige Spinne und sagte dann ziemlich beherrscht ironisch: "Mit wem habe ich die Ehre?" "Malfoy. Lucius Malfoy." "Malfoy ... hätte ich's mir denken könn' ", murmelte Hagrid grimmig vor sich hin und James fragte sich, was es mit den Malfoy 's wohl auf sich haben könnte. Sirius hielt seine glänzend schwarzen Haare am Hinterkopf zu einem winzigen Zöpfchen zusammen, zog die Augenbrauen hoch und tänzelte wie gekünstelt herum "Ich bin Malfoy! Lucius Malfoy!" Remus kriegte sich vor Lachen kaum mehr ein und auch James musste grinsen, welches im allerdings verging, als er eine zentnerschwere Pranke auf seiner Schulter spürte. Vorsichtig blickte er über sich, doch es war nur Hagrid, der ihn freundlich anlächelte und sagte: "Ihr seid schon liebe Jungs!" Sirius grinste breit, er hatte seine abweisende Art fast komplett abgelegt, schien es James. "Sag mal, weißt du was mit den Malfoy' s los ist?", fragte er Sirius, während sie den schmalen Gang hinauf kletterten. "Oh! Die sind unheimlich nett! Beste Freunde meiner Familie!", meinte Sirius schnippisch und schaute James ironisch an. Letzterer dachte sich seinen Teil. Die Stufen wurden glitschiger, ein feuchter Windzug blies ihnen ins Gesicht. Sie kletterten durch ein steinernes Loch und kamen auf einer großen Wiese nahe des Schlosses an. Der Regen hatte wieder angefangen und schlug ihnen ins Gesicht. Der Himmel war bewölkt, doch man konnte man ein paar Sterne sehen. Sie schienen noch heller zu strahlen als vorher. James schaute zu Remus, der den Himmel interessiert betrachtete. Er schien etwas zu suchen. James musterte ihn von oben bis unten, ohne, dass der es bemerkte. Jäh wurde James von Sirius angerempelt. "Was ist?", fragte er grob. "Nix!", antwortete Sirius grinsend, packte Remus und sprintete mit ihm hinter Hagrid und den anderen hinterher, die schon bei einer Treppe waren, welche sich das Schloss hinaufrang. James schaute ihm verdutzt nach, rannte dann aber hinterher. Hagrid und die Erstklässler gingen die lange Steintreppe hinauf und blieben vor einer großen Holztür stehen. Tür war untertrieben, es war viel eher ein gigantisches Tor. Nach einiger Zeit entdeckte James darüber das Wappen von Hogwarts: Ein Adler auf blauem Grund, eine Schlange auch grünem Grund, darunter ein Dachs auf gelbem grund und ein Löwe auf rotem Grund. Alle rahmten sie ein ziemlich verschlungenes ,H' ein. Das war scheinbar dass Eingangstor (sofort hatte James Respekt davor). Hagrid erhob seine riesenhafte Hand und klopfte dreimal an das Schlosstor, welches sich prompt öffnete. Dahinter stand eine große Frau in einem smaragdgrünen Umhang. Sie hatte glänzend schwarzes, im Nacken geknotetes Haar und schien noch recht jung, was ihr Gesicht keineswegs freundlicher machte. Sie lächelte die Gruppe streng an und stellte sich vor: "Ich bin Professor McGonagall, Lehrerin in Verwandlung und Hauslehrerin in Gryffindor. Folgt mir bitte." Hagrid winkte ihnen zum Abschied noch einmal zu, doch kaum einer erwiderte das. Die Lehrerin führte sie zu einem weiteren Tor und öffnete es. Sie schienen in der riesigen Eingangshalle zu sein. An den Wänden waren in regelmäßigen Abständen Fackeln angebracht, die die gigantische Halle in flimmerndes Dämmerlicht hüllten. Vor ihnen befand sich eine breite Marmortreppe die nach oben führte. Rechts und links davon gab es Gänge, doch Professor McGonagall führte sie durch die Halle zu einer kleinen, engen Kammer daneben. Es schien fast, als wäre sie extra für die neuen Schüler gebaut worden, denn an der Wand standen in goldenen Lettern die Worte: ,Hogwarts heißt Sie willkommen.' Die Schüler zwängten sich in die leere Kammer und James meinte aus dem Raum rechts daneben wispernde Stimmen zu hören. Professor McGonagall schloss die Tür und sagte ihm Licht der auch hier überall hängenden Fackeln: "Willkommen in Hogwarts." Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)