Flower in the desert von Nayru_Lady ================================================================================ Kapitel 2: Aufbruch ------------------- 2 Aufbruch Ich war sehr beruhigt das meine Klasse nicht lauthals über mich lachte als ich und Amy zu den anderen zurückkehrten. Denn schließlich war mir die ganze Angelegenheit so peinlich. Einige hätten sich bestimmt gefreut mit Dean eine so intime Begegnung zu haben, ich jedoch war nur peinlich berührt und zutiefst beschämt. Hin und wieder konnte ich einen Blick erhaschen wie ein paar Jungen oder Mädchen vorsichtig in meine Richtung schielten und leise tuschelten. Immer wieder wurde dieses Getuschel durch Kicheranfälle unterbrochen. Doch zu meiner Erleichterung kamen solche "Tratschgrüppchen" eher selten vor und ich konnte die meiste Zeit ohne Sorgen in den Tag hinein leben. Ich war froh, dass es Dean genauso ging. Er starrte beim Auftreten dieser kleinen Gruppen ebenso verlegen auf den Boden wie ich es immer tat. Ich fragte mich wie lange wir wohl der Mittelpunkt ihres Gesprächsstoffes sein würden. Ich erinnerte mich noch an den Gesprächsstoff, den Amy ihren verschlingenden Mündern geboten hatte. Damals war sie neu auf der Schule und hat sich schon mit einem Mädchen aus der Klasse geschlagen. Da Amy die "Neue" war wurde sie von einer Mitschülerin beschuldigt ihren Geldbeutel gestohlen zu haben. Es gab ein großes hin und her und Amy brach irgendwann in Tränen aus. Leider wurde sie dadurch nicht in Ruhe gelassen. Ihre Mitschülerin sah sie als leichtes Opfer und schikanierte sie weiter. Dann ist in Amy etwas vorgegangen was ich nur zu gut verstehen konnte. Getrieben von Wut und Verzweiflung stürzte sie sich auf das Mädchen und schlug wieder und wieder mit den Fäusten auf sie ein. Irgendwann zogen die Jungs sie von dem zusammengekauerten Häufchen Elend herunter und hielten die von Tränen aufgelöste Amy fest an sich gedrückt. Ich hatte großen Respekt vor ihr und ihrem Mut sich zu wehren. Kurz darauf wurde sie zum Direktor gerufen. Alle wussten was dies bedeutete. Beth -so hieß das Mädchen welches Amy verprügelt hatte- wurde nun von ihren Eltern abgeholt und nach Hause gebracht. Der Unterricht wurde fortgesetzt und Amy war noch immer nicht zurück. Ab und zu starrte jemand auf die Uhr und fragte sich wann Amy wohl wieder das Klassenzimmer betreten würde. Doch sie kam und kam nicht. Irgendwann begann ich mich zu fragen was Amy wohl für ein Mensch war. Ich hätte sie nie als Schläger eingeschätzt. Kurz vor Ende der Stunde wurde die Türe vorsichtig aufgeschoben und Amys aufgelöste Gestalt trat ein. Jeder versuchte von ihrem Gesicht abzulesen was geschehen war. Ich jedoch konnte nichts erkennen und so beschloss ich sie in der Pause aufzusuchen und mit ihr zu reden. Ich fand sie irgendwann hinter der Sporthalle auf einer Bank sitzend vor. Sie hatte die Knie an sich gezogen und weinte stumm. Ich legte die Hand auf ihren Rücken und ohne eine Miene der Überraschung ließ sie sich einfach in meine Arme sinken und begann ihren Kummer freien Lauf zu lassen. Das war der Moment in dem wir Freundinnen geworden waren und es bis heute noch sind. Letzten Endes hat sie nur 4 Wochen Schulverweis bekommen und wurde streng von den Lehrern beobachtet. Ein kleiner Fehltritt hätte den Verweis von der Schule bedeutet...für immer. Die Sonne brannte auf meiner Haut und ich fühlte mich wie ein Fisch auf dem Trockenen. Die Klasse hatte sich zum Essen aus dem Wasser zurückgezogen und ich hatte mich mit knurrendem Magen freudig angeschlossen. Hier und dort wurden Brote getauscht und Süßigkeiten verteilt. Ich selbst hatte mir reichlich Salat mitgenommen, welcher mir bei der Hitze am sinnvollsten vorkam. Die Soße hatte ich Voraussehend in eine kleine Kühlbox gesteckt, welche gerade noch in meine Tasche passte. Leider bekam ich den Deckel nur schwer auf und zerrte erst vorsichtig, dann mit Kraft daran. Irgendwann lockerte sich der Deckel und sprang mit einem leisen »Plopp« auf. Ein Teil der Salatsoße lauerte anscheinend schon direkt unter dem Deckel um dann schnell rauszuspritzen wenn er geöffnet wurde, denn ich fand mich mit bespritztem Dekoltee vor. Ich ließ ein leises »Na toll« heraus und stand auf um zum Wasser zu gehen und meinen Oberkörper von der Soße zu befreien. Beim Erheben trafen sich mein und Deans Blick und er wurde sofort rot, ließ den Kopf zu Tylor herumfahren um den Anschein zu erwecken das er gerade in ein Gespräch mit ihm verwickelt wäre. Ich jedoch richtete mich auf und stapfte durch den heißen Sand in Richtung Wasser. Es war eine Wohltat die Hände durch das klare Wasser gleiten zu lassen um sich danach mit den kühlen Händen über den Körper zu fahren. Erfrischt und sauber lief ich zurück und ließ mich wieder neben Amy sinken. Doch ich fand meine Klasse in einem Streitgespräch wieder, welches sich um Dean zu drehen schien. Kim, ein strohblondes Mädchen mit blauen Augen hatte sich zu Dean herübergelehnt und starrte ihn mit rotem Kopf an. »Und trotzdem lagt ihr nackt beieinander!« Um ihrer Empörung Ausdruck zu verleihen machte sie ein Gesicht bei dem viele schon einen Rückzieher gemacht hätten. Doch Dean funkelte sie nur böse an und bedeutete ihr, dass er bald die Geduld zu verlieren schien. »Es war ein Unfall und nicht mehr!« presste Dean unter großer Zurückhaltung hervor. Uns allen war schon länger bekannt, dass Kim in Dean verliebt war. Er hingegen hielt aber eher weniger von ihr. Nun bemerkte auch Kim meine Anwesenheit und verengte ihre Augen zu gefährlich funkelnden Schlitzen. »Du schamlose Verführerin!« Ich stand mit offenem Mund und unfähig mich zu bewegen neben Amy und starrte auf ihren Finger, welcher anklagend auf mich gerichtet war. Die Klasse hielt den Atem an und plötzlich fand ich mich im Mittelpunkt der Geschehnisse wieder. Ein ungläubiges »WAS?« entfuhr mir und Kim kam auf mich zugestampft. »Du denkst wohl ich weiß nichts von deinen Schwärmereien für MEINEN Dean!« Bei diesen Worten machte Dean ein erschrockenes Gesicht und starrte mich ungläubig an. »Du hast sie doch nicht mehr alle« war das einzige was ich zustande brachte. Ich taumelte ein paar Schritte zurück da Kim nun anfing mich zu schucken. In diesem Moment stand Amy ruckartig auf, unternahm jedoch noch nichts. »Du Schlampe!« zischte Kim nun höchst aufgebracht. Nun war ich es, die sie böse anstarrte. »Ja klar, ich hab ihn natürlich verführt und ihn in die Büsche gezerrt um dir zu zeigen das ER kein Interesse an Dir hat« entgegnete ich ironisch mit einem wütenden Unterton. Kim schien es anscheinend ernst zu nehmen und ich presste meine Augen zusammen da sie Anstallten machte mir eine Ohrfeige zu verpassen. Es ertönte ein lautes klatsch-Geräusch als ihre flache Hand auf meine Wange traf und ich fuhr erschrocken zurück. Die Stelle an der sie mich getroffen hatte wurde so rot wie die Decke auf der ich mich gesonnt hatte und ich stand, unfähig mich zu bewegen, auf der Stelle und hielt meine Hand erschrocken an die nun pochende Wange. Hatte sie mich gerade wirklich geschlagen? Ich verengte meine Augen zu Schlitzen und wollte ihr eine derbe Beleidigung an den Kopf werfen als ich sah wie Amy ringend mit ihr auf dem Boden lag. Diese Szene erinnerte mich an ihre Vergangenheit, wie sie damals mit Beth auf dem Boden lag und sich gegenseitig schlugen. Ich war gerührt wie Amy mich beschützte und sah schadenfroh auf die sich windende Kim hinab. Doch die Erkenntnis traf mich wie ein Schlag ins Gesicht! Dank mir war hier eine Unruhe ausgebrochen, welche schwere Folgen haben könnte. Ich stürzte auf das Gewirr aus Händen und Füßen zu, um Amy aus dieser Situation zu befreien. Neben unserem Lehrer -welcher versuchte die zwei auseinander zu ziehen- stieß nun auch Dean dazu und zerrte Kim an einem Arm aus dem Spektakel heraus. Hatte er doch etwas für sie übrig fragte ich mich. Bei diesem Gedanken verknotete sich mein Magen und ich hatte das plötzliche Bedürfnis mich zu übergeben. Ich sah wie er ein paar Wörter mit ihr sprach und dann schnellen Schrittes auf mich zuhielt. Ich warf einen kurzen Blick hinter mich um sicherzugehen das er wirklich auf mich zueilte. In diesem Moment hätte ich fast alles dafür gegeben das er nicht zu mir wollte, denn ich ahnte nichts Gutes. Besonders die Wut, die in seinem Gesicht abzulesen war verhalf mir nicht gerade meine Panik verschwinden zu lassen. Als er bei mir angelangt war hob ich meine Hand wie aus Reflex schützend vor mich und mein Herz sank mir in die Hose. Ein fester Griff umklammerte mein Handgelenk und zerrte stark daran, so dass ich mitgerissen wurde. Sein Blick war stur geradeaus gerichtet, sein Griff fest und ich stolperte durch den heißen Sand hinter ihm her. Ich warf einen Blick zurück und sah wie Amy und Kim sich gegenüber standen, die Gesichter wutverzerrt und der Lehrer stand gegenüber und hielt allem Anschein nach eine ziemlich strenge Rede über das Verhalten der Mitschüler untereinander. Plötzlich prallte ich auf den inzwischen stehen gebliebenen Dean und sah erschrocken zu ihm auf. Er war einen guten Kopf größer als ich und flößte mir im Moment ziemlichen Respekt ein. »Da lang!« herrschte er mich gebieterisch an und zog mich wieder an die Stelle, an welcher wir heute schon einmal zusammengestoßen waren. Ich errötete bei dem Gedanken das er sich noch einmal diese Situation vorstellen könnte und folgte ihm nur widerspenstig. Am Ziel angelangt drehte er sich zu mir um und meinte »Das darf nicht so weiter gehen«. Das war mir selber mehr als klar, besonders seit den letzten Ereignissen. Doch was sollten wir tun? Diese Gedanken sprach ich auch aus und seine Stirn verzog sich nachdenklich in lauter kleine Fältchen. Das war mir an ihm noch nie aufgefallen und ich beobachtete ihn fasziniert. Eine Weile herrschte nachdenkliches Schweigen und ich durchbrach die Stille indem ich eine Frage stellte, welche mir schon seit einiger Zeit auf dem Herzen lag. »Ist da was zwischen dir und Kim?« Er sah erschrocken auf mich herab und seine Miene wurde etwas weicher. »So kann man das nicht nennen« »Wie denn dann?« hakte ich nach. »Nun ja, es ist einmal passiert das wir uns geküsst haben und ich würde es aber lieber vergessen. Sie ist so anhänglich, verstehst du?« Bei dem Wort "küssen" verkrampfte sich mein Bauch schlagartig. »Also seid ihr mal zusammen gewesen?« fragte ich bedrückt und dies schien Dean zu merken. »Nicht direkt. Es war eher aus Übermut als aus Liebe» »Jedenfalls bei mir« fügte er hastig hinzu. Dies lockerte den Knoten in meinem Bauch ein wenig, doch die Vorstellung wie sich Dean und Kim eng umschlungen küssten, war immer noch schockierend. Das Schweigen legte sich wieder über uns und erdrückte mich fast. »Ich glaube das Beste ist wenn wir uns wie eh und je verhalten und uns nicht mehr so auffällig aus dem Weg gehen« begann er nun und ich merkte wie er leicht errötete. Vielleicht war es wirklich das Beste und schließlich willigte ich mit einem leisen »Ok« ein. Als wir wieder zu den anderen stießen war die Stimmung wieder gelockert und jeder vergnügte sich wie es ihm gefiel. Dean und ich suchten gemeinsam nach den beiden Streithähnen Amy und Kim, doch keiner von beiden war zu sehen. Schließlich sagte man uns, dass Herr Kento -unser Lehrer- beide gegen großen Protest nach Hause geschickt hätte und Kim geschrieen hätte wie eine Wilde, als ein Spaßvogel meinte das nun freie bahn für mich wäre. Dean und ich erröteten beide auf der Stelle und versuchten uns die Scham nicht ansehen zu lassen, welche wir anscheinend beide empfanden. Ich hatte momentan nicht genug Zeit mir Sorgen um Amy zu machen, da meine ganze Aufmerksamkeit Dean galt. Wir folgten unserem Plan und amüsierten uns miteinander ohne den Eindruck zu erwecken das wir ein Paar oder ähnliches wären. Doch die Zeit die wir zusammen verbrachten gab meinen Gefühlen nicht den geringsten Anlass sich gegen ihn zu wenden. Wenn ich sein strahlendes Lächeln sah begannen die Schmetterlinge in meinem Bauch einen Tanz aufzuführen und die Nervosität fuhr durch meinen Körper wie ein Stromfluss, prickelnd und gefährlich. Mir waren die Blicke der Anderen egal. Die Welt drehte sich nur noch um unsere gemeinsame Zeit und darum, wie glücklich ich in diesen wenigen Stunden war. Der Tag ging langsam zur Neige und die Dämmerung brach schon an. Ich lag gerade bei den wenigen Klassenkameradinnen, welche noch an dem See geblieben waren. Wir unterhielten uns angeregt über Kim und wie sie sich heute benommen hatte. Anscheinend war es den Mädchen inzwischen egal was mir und Dean passiert war und konzentrierten sich jetzt darauf über Kim zu lästern, welche einen -wie sie es nannten- total peinlichen Auftritt hingelegt hatte. Ich war erleichtert über diese Wende und war froh, dass der Preis dafür nur eine Ohrfeige gewesen war. Wie geht es wohl Amy? Fragte ich mich und erinnerte mich daran wie uns ihre Vergangenheit eingeholt hatte und sie sich wieder der Schlägerei hingab. Hoffentlich ist sie gut heim gekommen... Ein kleiner Schock durchfuhr mich als ich diesen Gedanken weiter verfolgte. Und wie komme ich heim? Dachte ich panisch. Die fahrt hierher war alles andere als kurz und zu Fuß laufen wäre wirklich das dümmste was ich tun konnte. Ich sprang auf die Beine, entschuldigte mich kurz bei meinen Freundinnen und lief los um Dean zu suchen. Ich fand ihn bei Tylers Auto und rief ihn mit einem hilflosen Unterton in der Stimme zu mir. »Was ist los Keira?« »Du bist doch auch mit Amy her gekommen. Wie kommst du denn heim?« Dean machte ein nachdenkliches Gesicht, welches sich schlagartig veränderte und er freudig »Warte hier« sagte. Ich sah ihm nach als er zu Tyler eilte und ihn spaßeshalber auf den Rücken sprang. Dieser Anblick ließ mich einen kurzen Moment meine Sorgen vergessen und ich lächelte in ihre Richtung. Nun blickte Tyler kurz über Deans Schulter hinweg auf mich und begann -was mich sehr verwirrte- zu grinsen. Tyler verpasste ihm daraufhin einen freundschaftlichen Hieb woraufhin Tyler belustigt zur Seite sprang. Langsam fragte ich mich was dort wohl vor sich ging. Endlich kam Dean wieder auf mich zu gerannt und blieb keuchend vor mir stehen. »Ich hab alles klar gemacht« Ich war überglücklich das Tyler noch einen Platz für mich hatte, drehte mich um und sagte »Cool, dann hole ich meine Sachen« Noch bevor ich loslaufen konnte hielt mich Dean am Arm fest und zog mich zurück. »Bevor du dich mit deinem Gepäck zu Tode schleppst, lass es lieber da wo es ist« Ich verstand nicht was er damit meinte und sah ihn mit hochgezogenen Augenbrauen an. »Ich sollte es dir lieber erklären, sonst wirst du mir noch verrückt, stimmt´s?« Ich nickte voller Unruhe und sah ihn durchdringend an. »Also ich, Tyler und ein paar andere Jungs wollten heute eigentlich hier zelten...« Ich riss die Augen auf und wollte den Mund öffnen um ihn zu fragen was er sich dabei eigentlich dachte mich da mit rein zu ziehen, doch er kam mir zuvor. »Bevor du protestierst solltest du dir mal folgendes vorstellen« Er drehte mich mit einem schnellen Griff um, stellte sich nah an meinen Rücken und beugte sich zu mir herunter um mir ins Ohr flüstern zu können. »Siehst du den See? Heute Nacht wenn die Sterne auf ihn scheinen, werden wir bestimmt viel Spaß haben, meinst du nicht auch?« Also das Überreden hat er gut drauf, dachte ich und bei seinen Worten begannen meine Beine zu zittern und mein Herz schneller zu schlagen. Ich drehte mich zu ihm um und sah in sein schelmisch grinsendes Gesicht. »Du hast ja gewonnen« presste ich zwischen meinen Lippen hervor und wandte mich zum gehen. »Aber das du nicht denkst ich mache das wegen deinem erbärmlichen Versuch zu flirten« sagte ich noch neckend zu ihm bevor ich mit rasendem Herzen davon lief. »Sicher nicht« flüsterte Dean belustigt zu sich selbst. Die Zelte waren aufgebaut und ich saß als einziges Mädchen unter einer Herde Männern, welche irgendwelche Songs grölten und versuchten eine Feuerstelle zustande zu bringen. Trotz des warmen Sommertages war die Nacht recht kühl und ich fror ein wenig in meinen Kleidern. Dean hat sich kaum bei mir blicken lassen und ich befand mich nicht gerade in einem Zustand bester Laune. Also herrschte ich die Jungs an, sie sollen schneller Feuer machen da mir kalt sei und nicht die ganze Nacht warten könnte. Plötzlich erschien Dean hinter mir. »Dir ist also kalt, hm?« »Naja, wäre ich auf das Zelten vorbereitet gewesen, dann hätte ich mich auch danach richten können« erwiderte ich schnippisch. Dean zog die Augenbrauen hoch und lächelte in die Runde. »Na dann wollen wir doch mal dafür sorgen das unsere Prinzessin nicht friert« Ehe ich mich versah war ich umzingelt von halbnackten und laut lachenden Männern, welche mich an Beinen und Armen packten und Richtung See schleppten. Das Kleid war das einzige, was ich zum Anziehen dabei hatte und ich wehrte mich soviel es mir der Anstand erlaubte. Schließlich wollte ich keine Schlägerei oder ähnliches beginnen, sondern lediglich meinen Widerwillen zum Ausdruck bringen. Doch die Jungs ließen sich von meinen Drohungen nicht einschüchtern und marschierten weiter richtung Wasser. »EINS...ZWEI...UUUUUND« War der Countdown um mich ins Wasser fallen zu lassen. »DREI« ertönte es und ich flog durch die Luft wie ein Vogelbaby das gerade lernen sollte zu fliegen. Dann traf ich auf der Wasseroberfläche auf und machte einen nicht sehr eleganten Bauchklatscher. Wasser schloss sich um mich und ich schluckte einiges davon. Da ich in recht flachem Wasser gelandet war konnte ich schnell Halt unter den Füßen finden und durch die Wasseroberfläche brechen. Als ich versuchte nach Luft zu schnappen bekam ich Wasser in die Luftröhre und begann heftig zu husten. Die Jungs fanden es sehr amüsant, mich wie einen nassen Pudel im Wasser stehen zu sehen, doch ich fand es gar nicht lustig. Gerade als ich ihnen eine Beleidigung zuwerfen wollte versagte meine Stimme da ich erneut von einem Hustenanfall geschüttelt wurde. »Jetzt ist aber genug« sagte Dean in einem belustigten Tonfall und kam durch das Wasser auf mich zu gewatet. »Ihr seid doch doof« presste ich keuchend durch meinen Mund und schuckte Dean mit einer Hand leicht von mir. Inzwischen war ich wieder zu Atem gekommen und begann verärgert eine Ladung Wasser auf Dean zu spritzen. Die anderen nahmen dies als Zeichen für eine Wasserschlacht und sprinteten in das Wasser um den Kampf beginnen zu lassen. Ein wildes Durcheinander aus Gekreische, spritzendem Wasser und Tunkattaken begann. Ich jedoch konzentrierte mich nur auf Dean. Wir tobten inmitten des ganzen Tumults und ich rief mir dauernd in das Gedächtnis, dass er seine Worte nicht eingehalten hatte! Er wollte doch mit mir die Sterne auf der Wasseroberfläche betrachten, es sollte romantisch werden und nicht so! Wütend sprang ich auf ihn zu, um ihn unter Wasser zu drücken. Er fing mich auf und wir beide wurden erneut unter das Wasser gedrückt. Als wir wieder auftauchten hielt er mich immer noch lachend fest. Ich versuchte mich zu entwinden und zappelte in seinen Armen wie ein Fisch, der auf dem Trockenen liegt. »Ach ich liebe dich« Alle hörten auf sich zu schubsen und zu tunken und starrten in unsere Richtung. Ich selbst starrte ihn fassungslos an. Was hatte er gerade gesagt? Dean begann sofort rot anzulaufen wie eine reife Tomate und senkte seinen Blick etwas. »Was glotzt ihr denn so?« murmelte er vor sich hin. Ich wusste nicht was ich darauf antworten sollte. Es wäre einfacher gewesen wenn nicht alle um uns herum ständen und uns begaffen würden. »Es tut mir leid!« sagt er hastig da keine Reaktion meinerseits kam und er annahm das ich seine Gefühle nicht erwidern würde. Dieser Gedanke schoss durch meinen Kopf und ich drückte bevor er es sich anders überlegen konnte schnell meinen Mund auf den seinen. Seine Augen weiteten sich und nun waren unsere Zuschauer ebenfalls außer Rand und Band. Großes Gejubel erscholl hinter uns und ich war sichtlich zufrieden. Dies war der schönste Moment in meinem 19-Jährigen Leben. Dean und ich waren inzwischen die einzigen im Wasser und glitten sanft durch es hindurch, stets darauf bedacht uns nicht zu weit voneinander zu entfernen. Er drückte mir bei jeder Gelegenheit einen Kuss auf den Mund und ich erschauerte unter seinen Berührungen. »Ich liebe dich« wiederholte er zum tausendsten Mal und schmiegte sich immer enger an mich. »Ich weiß, und ich dich auch« erwiderte ich ebenfalls zum tausendsten Mal und klammerte mich fester an ihn. »Jetzt schauen wir uns doch noch die Sterne an« sagte er belustigt und deutete auf die Milliarden von Lichtern, welche sich im See spiegelten. Inzwischen mussten Stunden vergangen sein ohne das wir uns großartig bewegt hätten, doch im Moment gab es nur uns in unserem Universum. Wir wollten es gar nicht anders. Nun begann Dean mich anzugrinsen. »Was ist?« fragte ich erstaunt von dem plötzlichen Schabernack, welcher sein Gesicht zierte. »Mir fällt gerade wieder auf wie knapp dein Bikini ist« »Das ist doch wohl...« ich wusste nicht was ich darauf antworten sollte und beschloss einfach nur rot zu werden. Er kicherte vergnügt als er den leichten Rotton durch die Dunkelheit erkannte. »Du musst dich nicht schämen. Schließlich hast du auch den Körper dazu« ich merkte wie sein blick meinen Körper durch das Wasser musterte und mein Gesicht wurde zunehmend röter. Plötzlich klatschte etwas neben mir im Wasser auf und spritze uns mit einer kleinen Woge Wasser voll. »Hey Tyler, lass das« rief Dean seinem Freund zu, welcher einen kleinen blauen Wasserball auf uns geworfen hatte. »Ach lass ihn doch« begann ich nun neckend. »Versuch lieber dir den Ball zu schnappen« Nach diesen Worten packte ich den Ball und schwamm so schnell ich konnte weiter in den See hinein. »Ich lasse dir drei Sekunden Vorsprung« rief mir Dean nach und ich hörte wie er anfing zu zählen. Ich werde es ihm nicht so leicht machen wie er es sich vorstellt, dachte ich und schwamm so schnell ich konnte. »DREI, ich komme« rief Dean hinter mir und ich hörte wie er sich ins Wasser schmiss um mich einzuholen. Langsam stieg mein innerer Adrenalinspiegel und ich begann um mein Leben zu schwimmen. Ich konnte schon seit einiger Zeit nicht mehr stehen und fragte mich wie tief es wohl inzwischen sein mochte. »Ich hab dich gleich Mädel« rief er neckend. Dies versetzte mich in Panik und kurz bevor er mich erreicht hatte beschloss ich zu tauchen. Also holte ich tief Luft und stürzte mich kopfüber in die Tiefe. Ich tauchte nach unten damit Dean mich nicht am Fuß wieder hochziehen konnte. Als ich hinter mich blickte sah ich ihn auf der Stelle schwimmen. Er wollte wohl warten bis ich wieder hoch kam. Doch ich wollte ihm den Sieg nicht so einfach überlassen. Was sollte ich tun? Ich konnte nicht ewig die Luft anhalten. Als ich hinunter sah, bemerkte ich eine Art Grund, welcher jedoch nur über eine gewisse Strecke zu verlaufen schien, da es neben dem Grund noch einmal Tiefer in den See hinunter ging. Vielleicht konnte ich den Ball dort auf dem Grund irgendwie befestigen und wieder hoch kommen. Dazu musste ich aber noch ungefähr 5 Meter tauchen und ich hatte jetzt schon viel Druck auf den Ohren. Also hielt ich mir die Nase zu und blies kräftig. Sofort entwich der Druck von den Ohren und ich begann mich abwärts zu bewegen. Dies wiederholte ich einige male um den Druck loszuwerden. Als ich auf dem Grund angekommen war merkte ich, dass er aus Stein und nicht aus Sand war. Hier konnte ich den Ball nicht befestigen. Ich konnte die Luft kaum noch anhalten und schwamm zum Abgrund, bei welchem es in die Tiefe ging. Als ich mich über den Abgrund beugte sah ich nicht weit von mir ein großes loch und begriff das dies die Höhlensysteme des Sees sein mussten, welche dem See den Namen gaben. Zur Eile gedrängt, da ich die Luft nicht mehr anhalten konnte, wollte ich den Ball schnell in das Loch schmeißen und wieder hoch an die Oberfläche. Gerade als ich den Arm ausstreckte um den Ball in eine kleine Rille zu stopfen erfasste mich ein Sog. Ich wurde von purer Panik erfasst und hielt mich an der Felswand fest um mich aus dem Loch heraus zu ziehen. Plötzlich begannen sich schwarze Flecken in meinem Sichtfeld breit zu machen und ich merkte wie mir schlecht wurde. Ich merkte das ich einer Ohnmacht nahe war und plötzlich wurde alles um mich herum schwarz und ich fühlte mich als ob ich bald platzen würde. Dann war alles dunkel und meine Hand lockerte sich, mit welcher ich mich so krampfhaft an der Wand festgehalten hatte. Die Zeit schien still zu stehen. Ich fühlte mich wie benommen. Gerade so als ob ich aus einem langen Schlaf, welcher mit Alpträumen verseucht war, aufgewacht wäre. Meine Haut spannte sehr und ich dachte sie würde bald reißen. Ich brachte es zustande eine Hand hochzuheben und auf meinen nackten Bauch zu legen. Ich erschrak als ich merkte wie sehr meine Haut glühte. Ich schlug meine schweren Augenlieder auf und sah direkt in den blauen Himmel und die brennende Sonne, welche direkt auf meine Haut zu knallen schien. Langsam registrierte ich meine Umgebung. Ich lag auf heißem Sand und langsam kehrte auch der Schmerz zurück. Ich sprang auf und rannte so schnell ich konnte damit meine Füße nicht zu lange auf dem Sand verweilten. Das erste was ich sah, war eine kleine spärliche Pflanze, welche aus dem Boden ragte. Ich hechtete auf sie zu und blieb in dem bisschen Schatten stehen, welche sie auf meine Füße warf. Es war ein atemberaubendes Gefühl in dem rettenden Schatten zu stehen. Dies ließ mich klar denken und ich versuchte mich zu erinnern was geschehen war. Als erstes schoss mir Dean durch den Kopf. Wo war er und was machte ich hier. Ich sah mich um und meilenweit war nur Wüste auszumachen. Angst durchfuhr meine Glieder und ich rief panisch nach Dean. Warum war ich alleine und warum in einer Wüste? War das ein dummer Scherz den sich die Jungs ausgedacht hatten? Wenn ja, dann fand ich es überhaupt nicht witzig, denn schließlich war meine Haut durch und durch verbrannt. Doch je länger ich dort stand, desto klarer wurde mir das niemand kommen würde. Die Sonne brannte auf meinen Kopf und mir wurde ab und zu schwindelig. Nach einer Weile entschloss ich, mich auf den Weg zu machen und irgendein Zeichen von Zivilisation zu suchen. Doch wie wollte ich den heißen Sand überqueren? Ich zog entschlossen mein Bikinioberteil aus und rannte ein Stück bis ich nicht mehr konnte. Dann warf ich mein Oberteil auf den Boden und stellte mich vorsichtig auf es drauf um kurz Luft zu holen. Dies wiederholte ich etliche male bis ich erneut keuchend auf meinem Oberteil stand. Mein Blick war schon ganz verschwommen und ich schwankte gefährlich. Plötzlich erblickte ich etwas Schwarzes am Horizont. Aus purem Überlebensdrang stürzte ich darauf zu und irgendwann erkannte ich einen Felsbrocken aus dem Sand ragen. Meine Rettung! Dachte ich und beeilte mich um ihn zu erreichen. Als ich nah genug an dem Felsen war, sprang ich in den breiten Schatten, welchen er mir bot und ich übergab mich auf die Seite. Mein Körper war erschöpft und ich versank wieder in die Dunkelheit der Bewusstlosigkeit. Hosted by Animexx e.V. 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