Feelin' Blue von abgemeldet ================================================================================ Kapitel 1: one Shot ------------------- Feelin' Blue Tränen rannen meine bleichen Wangen hinab, vereinten sich am Kinn und tropften auf mein zerrissenes altes Shirt. Wie lange ich da schon saß wusste ich nicht. Ich wusste nicht mal wer ich war, noch woher ich kam, nicht mal was geschehen war. Ich wusste nur, dass ich gelaufen war, schrecklich weit. Mir taten die Beine weh und mein Knöchel schien verstaucht. Ich heulte, die Schmerzen im Kopf, in den Beinen, mein Knöchel. Die Tränen rannen, die Menschen strömten an mir vorbei, sahen absichtlich weg, hasteten vorbei und taten so als würden sie nichts mit kriegen. Und ich saß da, in meinem zerrissenen Shirt, der alten Hose und heulte. Doch plötzlich legte sich ein Schatten auf mein bleiches schmerzverzerrtes Gesicht. Da war jemand stehen geblieben. Langsam öffnete ich meine zuvor geschlossenen Augen. Das feuerrote Haar meines Gegenübers leuchtete in der Sonne, blendete mich. Die Person vor mir lächelte, hockte sich vor mir hin. "Hey, wer bist du denn?", fragte er etwas laut, es dröhnte in meinen Ohren und ich kniff die Augen wieder zusammen. Ein komischer Blick. "Hey, was is denn?", flüsterte der Fremde, streichelte eine Träne von meiner Wange. "D-Das g-geht s-sie gar nichts an...", stotterte ich und zuckte unter seiner Berührung zusammen. Seit wann hatte ich solche Berührungsängste? Seit wann hatte ich solche Angst vor anderen Menschen? Der Rotschopf nahm sofort die Hand von meiner Wange und fragte stattdessen nach meinem Namen. "Wie heißt du?", flüsterte er leise, so dass ich meine Augen wieder öffnete. "Ich?", fragte ich noch mal nach und er nickte nur. "Ich... Ich weiß es nicht.", antwortete ich schließlich und er begann lauthals zu lachen. "Was?! Du willst mich verarschen was?!", ich kniff die Augen wieder zusammen, es war so laut, die Tränen rannen wieder meine Wangen hinunter. "Ich... ich weiß es wir-wirklich nicht.", stotterte ich schluchzend. Der Fremde hörte sofort auf zu lachen. "Wirklich nicht?", hackte er nochmals nach und ich schüttelte mit zusammen gekniffenen Augen den Kopf. "Oh.", machte er plötzlich und ich hörte die Sorge in seiner ernsten Stimme. Ich weinte. Mein Kopf schmerzte, mein Knöchel tat weh und ich wollte eigentlich nur noch sterben. "Komm ich bring dich in ein Hospital.", sagte und reichte mir die Hand um mir auf die Beine zu helfen, doch ich schüttelte nur den Kopf. "Du willst also nicht ins Krankenhaus?", wieder schüttelte ich den Kopf. Er grinste. "Dann kommst du mit zu mir. Und solange du nicht weißt wie du heißt nenne ich dich einfach Chibi okay?", ich nickte. "Gut ich bin Daisuke Andou. Aber du kannst mich Die nennen.", er lächelte und zog mich auf die Beine. Er nahm mich an der Hand und wollte mich mitziehen. Ich versuchte möglichst normal zu gehen, doch es ging nicht und so fiel ich schließlich wieder zu Boden. Doch Die hielt mich fest und zog mich wieder hoch, direkt in seine Arme. "autsch...", zischte ich kaum hörbar. Ich realisierte erst nicht das Die mich im Arm heilt und sah nach unten zu meinem Knöchel. Ich hob ihn ein bisschen an und stützte mich auf Die´s Arme. Erst jetzt spürte ich die Wärme die von seinem Körper ausging und ich merkte das er mich im Arm hielt, mich an sich drückte, hielt mich fest. "Ist dein Knöchel verstaucht?", fragte er leise an mein Ohr, so dass ich seinen heißen Atem auf meiner Haut spüren konnte. Ich nickte und sah mir meinen Knöchel noch etwas an. "Gut", flüsterte er nochmals an mein Ohr, sein heißer Atem streifte meinen Hals und ich keuchte leise auf. "dann werde ich dich tragen.", beendete er den Satz und hob mich mit einem Ruck hoch. "Nein.", wollte ich noch protestieren, doch da hatte er mich auch schon auf dem Arm. Ich klammerte mich reflexartig an seinem Hals fest. Mein Herz raste, es schlug so laut gegen meine Ohren, so dass ich mich fragte warum Die es nicht hörte. "Lass mich runter.", protestierte ich, doch Die ließ mich nicht. Stattdessen nahm er seinen Arm unter meinem Rücken weg, drückte mit der nun freien Hand mein Gesicht zur Seite, so dass ich nun meinen Kopf auf seiner Schulter abgelegen musste und schnell gegen seinen Hals atmete. "Warum so aufgeregt?", fragte er mich grinsend und streichelte mir kurz über die Wange, bevor er wieder mit dem Arm meinen Rücken stützte. Er deutete mir an ich könne mich einfach zurücklehnen, was ich dann auch tat und nach kurzer Zeit atmete ich ruhiger gegen seinen Hals. Ich war so müde. Irgendwann fielen mir die Augen zu. Ich entspannte mich einwenig in Die´s Armen, was ihn zum lächeln brachte, und schlief schließlich ein. Ich wachte erst von einem Ruck auf, der meinen Kopf nach vorne trieb und meine Lippen gegen Die´s Hals drückte. Langsam öffnete ich die Augen und wurde urplötzlich knallrot. Ich zappelte. "Na wieder wach?", frage mich der Rothaarige und grinste. "Lass mich los. Lass mich runter.", protestierte ich und wollte gerade von seinem Schoß steigen als der Zug anhielt und mich zurück in Die´s Arme schleuderte. "Tja...", grinste er und stand mit so einem Schwung auf, ohne das er mich vorgewarnt hatte, so das ich mich kreischend und quiekend an seinem Hals festklammerte und mein Gesicht in seiner Halsbeuge vergrub. Ich zitterte. Er trug mich schweigend aus dem Zug, dann setzte er nich auf einer dieser furchtbar ungemütlichen Bänke ab. Ich zog die Beine an und verbarg mein Gesicht hinter meinen Armen. Ich spürte seinen bestürzten Blick auf mir, ich hatte schon den Kopf gehoben um ihm irgendwas Gemeines an den Kopf zu werfen. Mit Tränen in den Augen öffnete ich den Mund um ein ,Wie kannst du es wagen mich so zu erschreckten du Idiot!' zu kreischen, doch die Worte bleiben mir im Hals stecken. Da hockte dieser kleine Baka doch ´tatsächlich vor mir, sah mich verzeihend an mit einem solchen Bambi-Blick wie ihn sonst keiner drauf hatte. Und da wurde ich doch weich. Ich schniefte einmal Laut und brachte dann ein einigermaßen herzliches Lächeln zu Stande. » Kiss me Angel Falling Angel Kororo mitashte hoshii Shining Angel Maybe Angel Kono mama karanai you ni Kiss me Angel Falling Angel Inochi no shizuku no kiss Shining Angel Maybe Angel Please Kiss, Kiss me Say yes« (Es tut mir leid, ich weiß das Lied is von Janne da Arc [*schmacht*] aber ich fand das passte grad so gut >.< *sich selber hau*) Er lächelte zurück, stand auf und half mir auf die Beine. Wir standen uns gegenüber. Keiner sagte ein Wort. Ich konnte direkt in seine wunderschönen glänzenden braunen Augen sehen und ein Kribbeln machte sich in meiner Magengegend breit. Er beugte sich zu mir herunter. Ich spürte seine Lippen nur noch ein paar Millimeter entfernt von meinen, spürte seinen heißen Atem auf meiner Haut. Ich spürte seine Hände an meiner Talje die mich an ihn drückten. Unendlich langsam legte er seine Lippen auf meine. So langsam als wolle er mir noch zeit geben um auszuweichen, doch ich war unfähig mich zu bewegen. Ich stand einfach nur da, mit aufgerissenen Augen, wie unter Schock. Wir verweilten ein paar Sekunden so, bevor seine Lippen begannen sich fordernd gegen meine zu bewegen. Ich fing an den Kuss zu erwidern, schloss die Augen, ließ es einfach mit mir machen. Und irgendwie war er gut. Ich hatte keine Angst mehr so wie vorher. Nein, ich fand es schön. Ich stellte mich auf die Zehenspitzen, soweit das mit meinem verletzen Knöchel irgendwie möglich war, lehnte mich gegen ihn, küsste ihn immer fordernder, immer verlangender. Er spielte mit der Zunge an meinen Lippen, bat um Einlass und ich ließ ihn gewähren. Seine Zunge glitt in meine Mundhöhle erkundete sie, mehr als ausführlich und neckte schließlich meine Zunge, zu gern ließ ich mich auf das Spiel ein. Nach einigen Minuten, die mir wie Stunden vorkamen, lösten wir uns wieder voneinander. Völlig außer Puste, rang ich nach Luft. Ich ging einen Schritt zurück und sah zu Boden und spürte wie mir die Hitze wieder in den Kopf stieg und ich rot wurde. "Entschuldige...", murmelte ich und wollte mich gerade zum Gehen wenden, als mich eine Hand am Handgelenk packte und zurück hielt. "Nein. Bleib hier.", flüsterte er und zog mich zurück. Ich stolperte zurück in seine Arme. Er hob mich wieder hoch. Und brachte mich wortlos zu seiner Wohnung. Er schloss die Wohnung auf, zog sich seine Schuhe aus und ging in den Flur, er war leicht rosé gestrichen und an der wand hing ein Spiegel und ein paar Fotos mit Stecknadeln an der Rosétapete befestigt. Auch sonst war die Wohnung nicht großartig dekoriert noch eingerichtet. Das nötigste war zwar vorhanden, so was wie Sofa, Esstisch, ein paar Stühle, in einer Ecke eine Matratze, wahrscheinlich zum schlafen, und sonst nicht viel. Überall unzählige Umzugskartons. "Bist du gerade erst hierher gezogen?", fragte ich und versuchte das peinliche Schweigen, was die ganze Zeit geherrscht hatte, zu unterbrechen. Aber er schüttelte nur kaum merklich den Kopf und setzte mich auf dem Sofa ab. Ich rutschte sofort so weit nach hinten wie es nur ging und zog die Beine an. Die war sofort nachdem er mich etwas unsanft abgesetzt hatte in Richtung Bad verschwunden. Wo er auch fünf Minuten später wieder hinaus kam, mit Verband und einer Salbe. Ich hatte die ganze Zeit die Tür angestarrt, war in Gedanken versunken und kam erst wieder zu mir, als warme Hände mein Bein nach vorne zogen und mir eine kalte Salbe auf meinen verstauchten Knöchel auftrug. Ich erschrak. Schüttelte dann meine Benommenheit in starrte Die an. Dieser merkte davon nichts, verband nur routiniert meinen Knöchel, sah mich kurz an. Doch ehe ich noch etwas sagen konnte, verschwand er in der Küche. Ich sah ihm verwirrt hinterher. Hatte ich irgendwas falsch gemacht? Er hatte nun schon seit einer halben Stunde nicht mit mir geredet. So langsam wurde ich unruhig. Die Stille dröhnte in meinen Ohren und es tat fasst noch mehr weh als, wenn er laut lachte. Schweigend saß er in dem Sessel neben dem Sofa, hielt seine dampfende Tasse Tee in der Hand und starrte zu Fenster hinaus. Ich begann mich zu fragen ob ihm nicht gleich die Haut an der Tasse fest brennen würde. Der Tee war kochendheiß ich hatte es an meiner eigenen Zunge gemerkt. Doch er hielt die Tasse einfach nur vor sich hin und starrte durch den Dampf zum Fenster. Ich saß nur auf dem Sofa, die Beine eingezogen, den Kopf auf den Knien abgestützt. Ich schielte nur ab und zu mal rüber zu ihm, ich wollte ja nicht dass er sich beobachtet fühlte. Er schien nicht da zu sein. Irgendwo, aber nicht hier bei mir. Ich konnte mir das nicht länger mit ansehen. Ich sah wie seine Handflächen schon rot wurden. Ich stand auf und nahm ihm die Tasse aus der Hand, stellte sie auf den Tisch. "Willst du dir die Finger verbrennen?", fragte ich ihn ernst, doch er sah mich weiter nur verwundert an als wüsste er nicht mehr wer ich war. Naja, eigentlich wusste er ja auch nicht wer ich war. Ich setzte mich zurück auf Sofa. Es stimmte er wusste nicht wer ich war, ich wusste es ja selbst nicht mal. Wie sollte er es wissen? Ich fragte mich den ganzen Nachmittag wer ich war, wie ich hieß, wo ich wohnte, doch ich fand keine Antworten. Ich zermarterte mir mein Gehirn, so dass ich mich wunderte, dass mein Kopf noch nicht qualmte. Die Stille zerdrückte mich. Schlug auf mich ein, ich hielt das nicht mehr aus. Dieses Schweigen war schlimmer als jeglicher Lärm. Die hatte die ganze Zeit raus gestarrt. Ich ertrug es nicht. "Nun sag doch bitte was...", flehte ich ihn an, doch er antwortete nicht. Ich ließ mich auf den Boden gleiten, ging vor ihm auf die Knie. "Sag was, bitte ich ertrage diese Stille nicht. Sie erdrückt mich, siehst du das nicht?", bettelte ich, heulte fast. Doch Die blieb stumm. Er sah mich nur an, und in seinen Augen wütete das Chaos. Das Chaos aus seinem inneren. Jetzt verstand ich was er die ganze zeit getan hatte. Er hatte sich genauso das Hirn zermartert und zwar über seine Gefühle. Er hatte versucht seine Gedanken zu ordnen, doch all seine Bemühungen hatte ich gerade zu Nichte gemacht. "Tut mir leid...", flüsterte ich und stand auf. Ich humpelte Richtung Wohnungstür. "Ich werde gehen. Ich will dir nicht auf die Nerven gehen...", sagte ich fast kalt und öffnete die Tür. Doch plötzlich stand Die hinter mir, umarmte mich, küsste mich in die Halsbeuge. "Bleib.", flüsterte er an mein Ohr und knabberte daran herum. Ich stöhnte leise auf. ´ "Nicht bitte...", keuchte ich, er drückte mir einen Kuss auf die Wange, dann ließ er von mir ab, aber nur um die Tür wieder zu schließen, danach nahm er mich wieder auf den Arm und brachte mich zurück aufs Sofa. Ich setze mich aufrecht hin. Das war mir jetzt nicht ganz geheuer. Wieso wusste er auf einmal so genau was er tun wollte? War er nicht vorher total unsicher gewesen? Ich wusste nicht was er vor hatte und das machte mir Angst. Er hockte sich breitbeinig auf meinen Schoß, drückte mich zurück gegen die Rückenlehne des Sofas. Ich erstarrte. Er kam immer näher, bis er mich schließlich küsste. Wild und ungebändigt. Er steckte mir seine Zunge in den Mund, doch ich wollte nicht. Ich versuchte ihm zu entkommen, doch er hielt mich fest. Ich fühlte mich überhaupt nicht gut. Ich hatte so ein mulmiges Gefühl. Jemand hatte das schon mal mit mir gemacht. Und es war überhaupt nicht gut gewesen. Ich zappelte wollte schreien, doch immer wenn ich den Mund öffnete, hatte ich Die´s Zunge im Hals stecken. Während er mich küsste wie ein Irrer, zerriss er mein T-Shirt, dann küsste er meinen Oberkörper diesmal schrie ich. "Hör auf!! Bitte. Ich will das nicht. Die, bitte!" doch er machte einfach weiter. Ich versuchte wieder mal weg zu kommen doch er hielt mich auf. "Chibi bitte. Ich halt es nicht mehr aus, du machst mich verrückt.", nuschelte er gegen meinen Oberkörper und machte sich an meiner Hose zu schaffen. Da fiel es mir wie Schuppen von den Augen. Alles fiel mir wieder ein. Alles. Ich schrie, ich erinnerte mich an das letzte mal als jemand das mit mir gemacht hatte und riss Die von mir runter. "Och Chibi.", stöhnte er, doch ich sprang auf. Nein, niemand würde mir mehr so wehtun. "Lass mich.", fuhr ich ihn an, denn er klammerte sich an meine Beine. Ich trat ihn in den Bauch. Er krümmte sich und ich rannte, doch nicht aus der Wohnung. Ich rannte ins Bad. Schloss die Tür hinter mir ab. Die hatte sich wieder gefangen und hämmerte jetzt gegen die Tür. "Chibi! Komm raus. Es tut mir leid. Ich wollte nicht dass es so ausartet. Bitte.", rief er, doch ich antwortete ihm nicht. Ich sah mich im Spiegel an. Da stand ich. Mit meinen schrecklichen Erinnerungen. Ich zerschlug den Spiegel. Ich wollte mich selbst nicht mehr sehen. Mich jämmerlicher vergewaltigter Idiot. Wieso war ich auch so gutmütig. Ich hasste mich selbst dafür. Ich hasste mich so oder so. Ich war schäbig. Lebte von einem Aushilfsjob in einer Schwulenbar. Ging ab und zu auf den Strich, wenn das Geld was ich in der Bar verdiente nicht reichte. Lebte in einer kleinen Wohnung in der nähe des Parks. Ich fühlte mich so schmutzig. Jetzt war ich bei so einem notgeilen bock gelandet, der sich nicht unter Kontrolle hatte. Mein Leben war ein einziger Schrotthaufen. Und ich beschloss ich würde ihm hier ein Ende setzen. Ich kniete mich auf den Boden, raffte eine Scherbe des zertrümmerten Spiegels auf und setzte sie an meine Pulsschlagader. Und schnitt sie auf. Ich legte mich mit dem Rücken in die Scherben auf den Boden. Die hämmerte noch immer gegen die Tür. Ich spürte wie das Blut aus meinen Adern rann. Und jetzt erinnerte ich mich auch an meinen Namen. Mein Name war Shinya. Shinya Terachi. Ich war 17 Jahre alt, als ich starb... Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)