Hilfe, ich liebe den Vater meiner Tochter! von Tea_Kaiba (Azureshipping - mit 16 Jahren Verspätung) ================================================================================ Kapitel 2: Der Mittelpunkt meines Lebens ---------------------------------------- Songtexte in diesem Kapitel: - "Liebt sie dich so wie ich" von Christina Stürmer (http://de.youtube.com/watch?v=K8Ks-vc8bI0&feature=related - Video nicht beachten, hat mit der FF nichts zu tun.) ********************************************************************************* Rowena hatte sich in ihrem Zimmer vergraben, sofort nachdem sie heim gekommen war. Mit Tea war sowieso nichts anzufangen. Die saß im Wohnzimmer, hörte ewig das selbe Lied, und als sie das letzte Mal nach ihr gesehen hatte, stand vor ihr auf dem Tisch eine halb leere Weinflasche. Kein gutes Zeichen. Tea war zwar nicht gerade Antialkoholikerin - aber normalerweise trank sie Alkohol, und erst recht so viel, nur zu irgendwelchen festlichen Anlässen. Fassen wir mal zusammen. Ich habe heute meinen Vater kennen gelernt, der eigentlich gar nichts von mir wissen will, oder wollte. Inzwischen hat er sich ja doch zu einem Treffen herabgelassen. Meine Mutter sitzt nur da und starrt die Wand an. Starker Verdacht auf Liebeskummer. Klasse. Und Atemu habe ich vor lauter Aufregung auch noch versetzt. Wie aufs Stichwort klingelte es an der Tür. Sie sprang auf und öffnete. Wie fast erwartet, stand ihr Freund vor der Tür. "Darf ich rein kommen?" Sie trat zur Seite. "Klar. Tut mir leid, aber nach Essen sieht es hier noch nicht aus. Mit meiner Mutter ist nichts anzufangen und ich hatte noch keine Zeit zum Kochen, also werden wir wohl zusammen irgendwas auf die Beine stellen müssen." Sie machte sich schon auf den Weg in die Küche, während Atemu noch seine Jacke aufhängte. Er folgte ihr, in der Hand ein Geschenk, dass er jetzt auf dem Küchentisch platzierte. "Ich hab von der Sache mit deinem Vater gehört. Wie... war euer Treffen denn?" Überrascht drehte sie sich zu ihm um. "Wer hat dir das gesagt? ... Naja, egal. Es war... wie soll ich sagen?" Sie ließ sich auf einen Stuhl sinken. "Es war komisch. Ich meine, du kennst deinen Vater ja, für dich ist das vielleicht schlecht nachvollziehbar. Aber ich bin diesem Menschen, der mein Vater sein soll, noch nie begegnet! Außerdem, du weißt ja, was man über ihn sagt: gefühlskalter Egoist. Und genauso verhält er sich auch." Ihr Gesprächspartner hatte sich inzwischen ihr gegenüber niedergelassen. "Dann ist nicht wirklich etwas dabei raus gekommen, oder?" "Oh, doch. Wir treffen uns morgen wieder. Erstes Beschnuppern oder so." Ihr Ton klag spöttisch, aber man merkte genau, dass sie der Vormittag mehr mitgenommen hatte, als sie zugab. "Was ist mit Tea? Was heißt "mit ihr ist nichts anzufangen"?" Rowena öffnete nur stumm die Küchentür und wies auf die Wohnzimmertür mit dem Glasfenster. Viel war durch das matte Glas nicht zu erkennen, außerdem war der Raum dahinter abgedunkelt. Aber etwas konnte man trotzdem sehen. "Was ist denn? Ich sehe nur, dass sie da sitzt und Wein trinkt. Nicht mal besonders viel, wie es aussieht, die Flasche ist ja gerade erst aufgemacht worden." Seine Worte hatten eine ganz andere Wirkung, als er erwartet hatte. "Gerade erst aufgemacht, sagst du?" Auch die Andere warf jetzt noch einmal einen genaueren Blick ins Wohnzimmer. "Du hast recht. Mir reicht´s. Ich rufe jetzt Joey an." Schon stapfte sie zum Telefon, offenbar fest entschlossen. Von Atemu allerdings erntete sie nur einen verständnislosen Blick. "Joey? Warum gerade ihn?" Rowena drehte ihm ihr Gesicht zu, den Hörer schon am Ohr. "Vielleicht hat es wenigstens einmal sein Gutes, dass er Erfahrung mit... stark alkoholisierten Leuten hat. Und ich denke mal, das wird Mum jetzt sein, bei ihren sonstigen Trinkgewohnheiten. Kommt ja nicht alle Tage vor, dass sie mehr als eine Flasche Wein trinkt - in so kurzer Zeit." Joey war so schnell gekommen wie möglich. Zwar hatte er vorgehabt, den Nachmittag mit Mai zu verbringen, aber sie würde es schon verstehen. Freunde konnte man nicht hängen lassen. Jetzt stand er außer Atem in der gardnerschen Diele. "Was ist los?" Rowena, eine Küchenschürze umgebunden und das Gesicht ein einziges Fragezeichen, antwortete: "Ich weiß nicht. Seit sie mir die Sache mit meinem Vater gesagt hat, ist sie so merkwürdig. Erst ist sie abgehauen und jetzt sitz sie da drin, hat die Musik aufgedreht und trinkt flaschenweise Wein." Joey horchte auf. "Mit deinem Vater? Sie hat also endlich den Mund aufgemacht?" Ein Nicken. "Kein Wunder, dass sie so drauf ist. Ich versuche, mit ihr zu reden." Das war nicht so einfach. Die Tür war abgeschlossen, wie sich herausstellte. Aber er wäre schließlich nicht Joey Wheeler, wenn er sich davon abschrecken ließe. Energisch hämmerte er gegen das Holz. "Tea! Mach auf, komm schon! Lass wenigstens mit dir reden!" Langsam, wie in Zeitlupe drehte die Angesprochene den Kopf. Als sie ihren langjährigen Freund erkannte, erhob sie sich schließlich - noch langsamer - und kam langsam und leicht schwankend zur Tür. Sie drehte den Schlüssel im Schloss und wandte sich sofort wieder ab. Rowena und Atemu wollten sofort ins Wohnzimmer, aber Joey hielt sie davon ab. "Lasst mich zuerst mit ihr allein reden, OK?" Wiederstrebend zogen sich die Beiden wieder zurück. Der Blonde öffnete die Tür und betrat das Zimmer. Jetzt erkannte er auch das Lied. Kein Wunder, dass sie so am Boden war, wenn die Erinnerung an Kaiba nicht gereicht hatte, dann musste das ja wohl Alles zurück bringen. "Auf einmal war sie da Ganz ohne jede Warnung Und am Anfang hab ich noch über sie gelacht Habe nicht kapiert Was da mit uns passiert Erst eine Nacht zu spät Bin ich dann aufgewacht Sieh mich an und sag Liebt sie dich so wie ich? Würde sie denn auch Durchs Feuer gehen für dich? "Tea, schau mich an! Kaiba ist es nicht wert, dass du so um ihn trauerst! Ich dachte, du wärst drüber weg?" Sie gab einen leisen Laut von sich, ob es nun Lachen oder Schluchzen war, war schwer zu entscheiden. "Das dachte ich auch, Joey. Aber offensichtlich nicht. Ich muss wohl den Tatsachen ins Auge sehen. Ich kann ihn nicht vergessen." Du brauchst so viel Liebe Mehr als du verdienst Darum frag ich mich Liebt sie dich so wie ich? Du warst einmal für mich Der Mittelpunkt des Lebens Ich hätt alles und noch mehr Für dich gemacht Und heute bist du mir Schon so was von egal Dass es so weit kommt Hätt ich niemals gedacht Sieh mich an und sag Liebt sie dich so wie ich? Würde sie denn auch Durchs Feuer gehen für dich? Du brauchst so viel Liebe Mehr als du verdienst Darum frag ich mich Liebt sie dich so wie ich? Mann, ich will dich sicher Nie mehr wieder sehen Dafür hast du mich viel zu sehr verletzt Doch ich hab noch eine allerletzte Frage Bevor - Bevor - Bevor Du jetzt für immer gehst Sieh mich an und sag Liebt sie dich so wie ich? Würde sie denn auch Durchs Feuer gehen für dich? DAS wäre die richtige Einstellung! Er setzte sich neben sie. "Das ist doch Blödsinn! Und was soll das? Glaubst du etwa, Alkohol hilft dir? Hast du noch nie gehört, dass Sorgen schwimmen können?" Jetzt brachte Tea wirklich ein schwaches Lächeln zu Stande. "Wirklich, sehr tröstlich, danke. Vielleicht hilft es nicht wirklich, aber beim kurzzeitigen Vergessen allemal." Er warf ihr einen strafenden Blick zu. Was sollte das werden? Aufbauen war nun wirklich nicht seine Stärke, sonst hatte Tea das ja auch immer für andere erledigt. Dass sie jetzt selbst Zuspruch brauchte, war ja schon beinahe unnatürlich. "Und selbst wenn! Das ist auch nicht viel besser, oder? Deine Tochter macht sich Sorgen, weißt du das? Sie hat schon keinen Vater, willst du ihr jetzt auch noch die Mutter nehmen? Du trauerst schon lange genug diesem Idioten hinterher, jetzt gewoehn dir nicht auch noch das Trinken an, nur wegen ihm!" Joey konnte es nicht verhindern, er wurde sauer. Schließlich wusste er genau, was es bedeutete, wenn ein Elternteil nicht erreichbar und das andere Alkoholiker war. "Sie hat einen Vater." "Na toll, glaubst du, Kaiba würde ihr helfen, wenn sie es hier irgendwann nicht mehr aushält, weil du ständig im Vollrausch bist? Ist das dein Ziel, Rowena aus dem Haus zu treiben?" Sie schaute ihn empört an. "Natürlich nicht! Nur, weil ich einmal etwas mehr trinke, werde ich schon nicht gleich... Was denkst du eigentlich von mir?" Ja, was? "Das frage ich mich auch manchmal, was soll man den von dir denken? Früher warst DU immer die, die allen Mut gemacht hat, schau mich an! Wegen dir - und Yugi - bin ich überhaupt erst von diesem ganzen Bandenkram weggekommen und konnte die Schule abschließen! Und warum bin ich da rein geraten? Weil meine Eltern getrennt lebten und mein Vater ein Säufer war! Aber du scheinst das vergessen zu haben! Seit dieser Sache mit Kaiba verkriechst du dich lieber hinter irgendwelchen Büchern, als unter Menschen zu gehen, und jetzt fängst du auch noch an zu trinken!" Tea stützte den Kopf in die Hände und antwortete nicht. Joey brauchte eine Weile, um herauszufinden, dass sie weinte. Unbeholfen fing er an, ihr den Rücken zu tätscheln. "Hey... nicht weinen! Das ist er nicht wert! Schau ihn dir doch nur mal an, wie arrogant er immer rumstolziert! Dabei kann es ihm auch nicht ganz gleichgültig sein, dass er dich nicht mehr hat!" Diesmal bekam er eine Antwort, wenn auch nur ganz schwach. "Oh, doch, das kann es. Sogar total egal." Joey schüttelte nur vehement den Kopf. "Nein, kann es nicht! Schon darum nicht, weil du bestimmt die Einzige warst, die es jemals ernst mit ihm gemeint hat. Der einzige Kuss ohne Hintergedanken, den der seit damals bekommen hat, war doch von seiner Kaffeetasse!" Diesmal war es wirklich ein Lachen, das Tea von sich gab. Und es wurde immer lauter. ~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~ Staendig diese Verspätungen! Vielleicht sollte er demnächst den Flughafen verklagen. Seto wusste natürlich genau, dass das nichts helfen würde. Erstens hatte - wenn überhaupt - die Fluggesellschaft die Verantwortung dafür zu tragen, und zweitens waren manche Verspätungen einfach nicht zu vermeiden. Dabei hatte er doch später noch einen "Termin"... Mit seiner Tochter. Aber nichts desto trotz wichtig. Was musste Mokuba auch einen öffentlichen Flug nehmen? Trotz seiner fast dreißig Jahre konnte er manchmal noch verdammt unüberlegt handeln. Und so einer nannte sich dann Arzt. Seto seufzte. In diesem Moment sah er an dem Durchgang zum Rollfeld einen ausladenden schwarzen Haarschopf auftauchen. Na endlich! Sein kleiner Bruder flog ihm entgegen. Es gab Sachen, die änderten sich wohl nie. Zwar fiel er ihm nicht mehr buchstäblich um den Hals, aber die Energie war immer die gleiche. "Hallo Seto! Tut mir leid, aber der Flug hatte Verspätung! Was ist mit dir los, du siehst aus, als wäre die Firma eingestürzt!" Jetzt musste sogar Seto schmunzeln. "Eins nach dem Anderen. Hallo Mokuba. Schön dich zu sehen. Nein, die Firma steht noch." Lachend nahm der Schwarzhaarige seinen Koffer vom Band. "Dann ist es ja gut. Aber was ist dann passiert?" "Erzähle ich dir im Auto. Jetzt komm, ich muss nachher schon wieder weg." Die beiden Brüder stiegen in den bereitstehenden Sportwagen. Zur Feier des Tages hatte Seto auf die Limousine verzichtet und fuhr selbst. "Du musst schon wieder weg? Konntest du dir nicht wenigstens heute frei nehmen?" Mokuba sah ihn enttäuscht an. "Die Firma kann doch warten!" Seto schüttelte nur den Kopf. "Es geht nicht um die Firma. Es geht um jemanden, den ich sogar schon länger vernachlässigt habe als dich. Sechzehn Jahre, um genau zu sein." Sein Bruder riss die Augen auf, als ihm die Bedeutung dieser Worte klar wurde. "Jetzt sag nicht, dass Tea wieder aufgetaucht ist!" Einen Moment schlich sich so etwas wie Bedauern auf Setos Gesicht. Dann hatte er sich wieder im Griff. "Fast. Ihre Tochter stand gestern vor der Tür. Oder, wenn du so willst, unsere Tochter. Schluss jetzt. Wie wars in England?" "Hm?" Mokuba schien etwas irritiert von dem plötzlichen Themenwechsel, dann grinste er. "Schön. Aber drei Jahre sind genug. Ab jetzt werde ich wieder in Japan arbeiten." Sein Bruder parkte gerade den Wagen. Dann wandte er ihm den Kopf zu. "Freut mich. Kannst du mir verzeihen, wenn ich mich jetzt noch mit meiner Tochter treffe? Wir können uns ja heute Abend unterhalten." Mokuba verdrehte leicht die Augen. "Ja, ja, schon gut. Dann richte ihr schöne Grüße von ihrem Onkel aus und sag, sie sieht ihrer Mutter wirklich verblüffend ähnlich." Seto runzelte die Stirn. "Du kennst sie doch gar nicht!" Sein Bruder lachte. "Stimmt! Aber sonst wärst du nicht jetzt schon so verrückt nach ihr!" Er schnappte sich seinen Koffer und verschwand im Haus, bevor Seto "zurückschlagen" konnte. Kopfschüttelnd wandte er sich wieder dem Steuer zu und fuhr los, um Rowena abzuholen. Vor dem Haus fuhr ein eisblauer Wagen vor. Das musste er sein. Das Auto war zwar nicht ganz das, was sie erwartet hatte, aber jedenfalls nichts, was in die Nachbarschaft gehörte. Mitsubishi Lancer Evolution VIII, attestierte sie. Rowena schüttelte den Kopf. Sie hatte eindeutig beim letzten großen "Gemeinschaftsfest" zu viel in Tristans Autozeitschriften geblättert. "Ich gehe jetzt!" Wenn Tea sie überhaupt gehört hatte - sie lief herum, als hätte sie Watte in den Ohren - dann gab sie jedenfalls keine Antwort. Sie verließ das Haus und ging auf ihren Vater zu. Er lächelte ihr zu. Moment mal - lächeln? Seto Kaiba und lächeln? Jetzt drehst du durch! Im nächsten Augenblick war der freundliche Ausdruck auf seinem Gesicht auch schon verschwunden, aber zumindest sah er nicht mehr so unfreundlich aus wie gestern. "Einsteigen, die Dame." Was sollte sie schon machen, als zu "gehorchen"? Sie setzte sich auf den Beifahrersitz und sah zu ihrem Vater - erstaunlich, wie schnell sie sich an das Wort gewöhnt hatte - hinüber. Der machte keine Anstalten, loszufahren, sondern holte aus einer Klappe unter dem Armaturenbrett ein Päckchen hervor. "Hier, für dich. Dein nachträgliches Geburtstagsgeschenk." Erstaunt sah sieh ihn an. "Geburtstagsgeschenk? Für MICH?" Er nickte. "Ja, oder siehst du hier noch irgendwelche weiteren kürzlich sechzehn gewordene Mädchen? Ich nicht." Rowena nahm das Geschenk entgegen und wickelte es aus. Zum Vorschein kam eine dünne, gedrehte Silberkette mit einem Anhänger aus dem gleichen Material. Sie nahm ihn zur näheren Betrachtung in die Hand und schnappte nach Luft. "Der weiße Drache!" "Ja. War eine Sonderanfertigung. Ich hoffe, es gefällt dir." Sie fiel ihm um den Hals. Die Kette war schliesslich nicht nur wunderschoen, sie hatte auch unuebersehbar symbolischen Charakter. "Machst du Witze? Danke!" Offensichtlich war Seto auf diese Reaktion nicht gefasst gewesen, denn er sah sie nur ziemlich erstaunt an und wusste wohl nicht, was er jetzt tun sollte. Sekunden später gab ihn seine Tochter aber wieder frei, auch sie sah in Folge ihres heftigen Gefühlsausbruch ziemlich verlegen aus. "Und was... hast du jetzt vor?" Fragte sie schließlich. "Davon hatte ich bis jetzt keine genaue Vorstellung. Warst du schon einmal in KaibaLand?" Sie verneinte. "Hättest du Lust?" "Klar! Gerne!" "Dann lass uns dort hin fahren." Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)