Das Tor von Trollfrau ================================================================================ Kapitel 23 - Die Verborgenen ---------------------------- Erschrocken bremste Elya ab, als ihr plötzlich jemand vor die Füße sprang. Dieser jemand war auf eine Weise vor sie getreten, dass sie so heftig zusammenfuhr, wie seit Langem nicht mehr. Sie schaute in das Gesicht eines Elfen. Er trug eine Augenklappe und war mit einer schlichten Rüstung bekleidet. Das Schwert, welches er in der Hand hatte, nahm er jedoch so schnell wie er nur konnte herunter, als er ihr Gesicht sehen konnte. „Verzeiht mir, Prinzessin Elyana.“ Sofort machte er eine tiefe Verbeugung. „Kenne ich dich vielleicht?“, bemerkte sie sehr erstaunt. Der Kerl schaute auf, blieb jedoch in verbeugter Haltung. „Ihr seit doch Prinzessin Elyana? Mein Name ist Rion.“ Er wirkte jetzt sehr verunsichert. Elya schaute sich unruhig um. „Ja schon...“, gab sie zu. „Aber kannst du das vielleicht für dich behalten? Ich möchte nicht das meine Tarnung auffliegt.“ „Wie Ihr wünscht.“ Der Elf nickte. Elya fasste nach seinem Arm, dass er wieder aufstehen musste, weil er sich noch immer verneigte. „Spare dir auch bitte dieses „Ihr“. Das ist mir wirklich unangenehm und nenne mich bitte Elya!“ Er versuchte zu lächeln, sah jedoch jemanden hinter ihr den Weg entlang kommen. Sofort griff er wieder nach seinem Schwert. Laris blieb stehen, als er die beiden sah. „Ist das einer von ihnen?“, fragte er aus sicherer Entfernung. Im Gesicht des Fremden machte sich Freude und gleichzeitig Erstaunen breit. „Laris, du lebst?“ Überglücklich über diese Begebenheit, stürmte er auf ihn zu und lies Elya stehen. Der Versuch ihn zu umarmen wurde von Laris kurzerhand mit seinem Säbel abgewehrt. Rion fuhr zusammen. „Erkennst du deinen eigenen Bruder nicht mehr?“, fragte er zutiefst entsetzt. Das war jetzt genau der richtige Zeitpunkt für Elya einzugreifen. Sie hastete den beiden nach. „Rion“, rief sie ihm zu. „Kann ich mit dir reden, bevor du irgendetwas Falsches tust?“ Sie winkte ihn heran. Traurig schaute er Laris an und wand anschließend seinen Blick der Elfe zu. „Ich werde kurz mit ihm reden, Laris.“ Er jedoch schüttelte den Kopf. „Hast du etwa vor mit diesem fremden allein hier wegzugehen, Schwester?“ „Einem Fremden?“ Rion war mit den Nerven am Ende. „Schwester...?“ „Mach dir bitte keine Sorgen, ich bin sofort wieder da. Glaube mir, er wird mir nichts tun.“ Sie ließen Laris auf der Lichtung stehen und entfernten sich ein ganzes Stück. Rion schaute sich kurz um und ließ sich dann auf dem Boden nieder. „Warum erkennt er mich nicht? Er kann doch nicht einfach seine eigene Familie vergessen.“ Elya lies sich neben ihm nieder. „Als ich ihn fand, war er bewusstlos“, klärte sie ihn auf. „Es dauerte Tage, bis er wieder erwachte. Seine gesamte Erinnerung jedoch war verschwunden. Allerdings muss ich gestehen, dass ich dich auch noch nie gesehen habe und ich habe meine Erinnerung nicht verloren.“ Verschämt schaute er auf den Boden. „Ich habe mich mit unserem Vater nie besonders gut verstanden und war nur sehr selten Zuhause“, gab er zu. „Ich musste zusehen wie unsere Eltern starben und als ich Laris so am Boden liegen sah, verließ mich der Mut und ich verschwand so schnell ich nur konnte wieder in den Wald.“ Ihm kamen die Tränen. „Du hast ihn ohne nachzusehen, dort einfach liegen lassen?“ Elya war entsetzt. Jedoch wollte sie ihn jetzt nicht noch mehr mit ihren Worten strafen. „Warum nennt er dich Schwester?“, fragte Rion jetzt interessiert. Er trocknete sein Auge. „Ich konnte ja nicht zurück ins Schloss und außerdem schien er ja keine Familie mehr zu haben. Untertauchen hielt ich für eine sehr gute Idee. Dieser Moros hätte ganz bestimmt nach mir suchen lassen.“ Beide schwiegen sich an. Einen hilflos wirkenden Elf sah sie außer Laris das erste Mal. „Was ist mit deinem Auge passiert?“ Rion schaute wütend auf den Boden. „Als ich Laris so einfach da liegen ließ, hatte ich es bereits verloren. Sicherlich war das auch ein Grund einfach zu verschwinden. Einer dieser widerlichen Trolle hat es mir mit seinem Schw...ert.. .“ Rion stockte. Ihm waren jetzt so stark die Tränen gekommen, dass er nicht mehr richtig sprechen konnte. Wenn man bedenkt, dass Männer sich beim Zeigen von Gefühlen allgemein zurückhalten, hatte sich dieser sehr schlecht unter Kontrolle. Elya sprang sofort auf und legte ihm die Hand auf seine Schulter. Sie konnte Männer nicht weinen sehen. „Beruhige dich doch wieder Rion.“ Er schaute ihr tief in die Augen. Die Narbe, welche sein Gesicht entstellte, begann fast an der Stirn und endete auf der Wange. Die Augenklappe, die er trug, deckte nur einen kleinen Teil dieses Desasters ab. Elya überlegte, welcher dieser Trolle ihm das wohl angetan hatte. Inständig hoffte sie, dass diese Narbe nicht von Tares stammte. Behutsam berührte sie seine Wange. Laris hatte es ganz sicher zu lange gedauert, denn er kam ihnen nach. Sofort sprang die Elfe auf. „Ist alles in Ordnung?“ Laris hatte die Hand schon am Säbel. „Ja, es ist alles in Ordnung. Ich habe deinem ... unserem Bruder erklärt was mit dir ist.“ Laris hob die Brauen. „Er ist also wirklich mein Bruder?“ Elya nickte und Rion erhob sich. „Darf ich dich jetzt vielleicht in die Arme nehmen?“, fragte Rion unsicher. Laris lies seine Waffe los. Diesem stand jetzt nichts mehr im Weg. Er fühlte sich dabei jedoch überhaupt nicht wohl. Also lies Rion ihn los und schaute sich die Prinzessin genauer an. „Dann hast du doch ganz sicher nichts dagegen, wenn ich dich auch einmal umarme, Schwester?“ Sein Auge funkelte seltsam, doch Elya hatte keine Ausrede, denn was sprach dagegen - schließlich war es ja ihr Bruder... „Wenn ihr beiden hier zusammen auftaucht, kann das nur bedeuten, dass es mit Senos so langsam zu Ende geht.“ Mit diesen Worten wand er sich an Laris. Dieser hob allerdings die Hände und zuckte mit den Schultern. „Frag mich nicht. Ich erinnere mich nur noch an die Menschenfrau.“ Rion wurde hellhörig und wand sich an Elya. „Ein Mensch? Kannst du mir erklären was vorgefallen ist?“ Nur ungern rückte sie jetzt mit der ganzen Sache heraus. „Eine Menschenfrau hat diese Welt durch eines dieser Lichter betreten. Moros hat sie die Klippe hinunter werfen lassen.“ Rion schaute erfreut, ohne auf den zweiten Teil ihrer Worte zu hören. „Sie funktionieren also doch. Ich wusste es.“ „Freust du dich etwa über diese Begebenheit?“ Laris schaute stinksauer. „Du hast diese Lichter herbeigerufen?“ Elya war verblüfft. „Nein, ich nicht. Theodora hat sie geöffnet. Sie war die Menschenfrau die vor längerer Zeit diese Welt betreten hatte. Bedauerlicherweise ging sie vor einigen Tagen von uns. Für einen Mensch war sie sicherlich schon sehr alt.“ Er schaute Elya eindringlich an. „Ihr sagtet ein Mensch ist wieder hier?“ „War!“, brachte Laris heftig genervt hervor. „Sie ist tot, verstanden!“ Sauer ging er weg und schaute in die Ferne. „Was hat der denn?“, erkundigte sich Rion leise bei der zierlichen Elfe. „Ich dachte er erinnert sich an nichts?“ „Sie verbrachten wohl die Nacht zusammen, in der Lena entführt wurde. Ich schätze Moros wollte ihr das Geheimnis dieser Tore entlocken.“ „Sie war also in unserem Haus?“ Elya senkte den Kopf. „Ich hatte so sehr gehofft, sie würde Laris’ Aussetzer in den Griff bekommen. Du musst wissen, dass sein Gedächtnis schon einige Male verschwunden war. An einige Dinge erinnerte er sich manchmal wieder, aber bei seinem letzten Ausfall war alles wieder verloren. Ich habe mir noch nicht die Mühe machen können ihm alles zu erzählen. Dafür war einfach nicht die Zeit. Vielleicht sollte ich ihm allerdings auch einige Sachen gar nicht erst noch einmal erzählen. Ich habe keine Ahnung, wie das mit dem armen Kerl weitergehen soll.“ Elya war wirklich ratlos. Rion legte ihr jetzt tröstend die Hand auf die Schulter. Diese Sache ging ihm allerdings auch sehr nahe. „Sie hätte uns vielleicht helfen können, also werden wir doch kämpfen müssen. Woher hast du eigentlich die Nachricht, dass wir uns hier aufhalten?“ Elya schluckte heftig. „Ich kann mir nicht vorstellen, dass die Dorfleute davon wussten.“ Fragend schaute er an ihr herab. Unmöglich konnte sie ihm erzählen, dass ein Troll ihr davon erzählt hatte, wo er doch durch einen von ihnen sein Auge verloren hatte. „Ein Freund“, wich sie aus. Glücklicherweise fragte er nicht weiter. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)