Das Tor von Trollfrau ================================================================================ Kapitel 6 - Sein Zuhause ------------------------ Die drei hatten das leerstehend wirkende, alte Haus schnell erreicht, trotz das es am anderen Ende des Dorfes stand. Diese Siedlung schien nicht besonders viele Häuser zu haben. Dazu standen diese noch ziemlich weit auseinander. Nur ganz vorsichtig schaute sich Lena um. Auf den breiten, festgetretenen Wegen waren keine Leute zu sehen. Lena fragte sich ob es hier überhaupt noch weitere Einwohner gab. Loco, der sich in den Eingang des Hauses gelegt hatte, sprang freudig auf als er sie herankommen sah. Elya hatte den Rest des Weges kein Wort mehr gesprochen. Dieses Schweigen machte Lena nur noch nervöser. Das Land hier schien nicht besonders fruchtbar zu sein. Sicherlich würden Blumen und Gemüse am Waldrand besser wachsen als hier. Elya lief in den Garten. Die anderen beiden betraten die Wohnküche des Hauses. Die kleinen Fenster machten den Raum nicht besonders hell, trotz das sie ohne Glas waren. Es dauerte eine Weile bis sich Lenas Augen an das fahle Licht gewöhnt hatten. Es dauerte auch nicht besonders lange bis Elya ebenfalls den Raum betrat. Sie hatte einiges Obst und Gemüse in der Hand, welches die auf den massiven Tisch in der Mitte des Raumes ablegte. „Jetzt bin ich aber mal neugierig“, brachte sie mit ihrer lieblichen Stimme hervor. Laris atmete tief durch und zog Lena die Kapuze langsam vom Kopf. Mit den Worten: „Darf ich dir Lena vorstellen“, machte er sie bekannt. Elya bekam vor Schreck große Augen. Sie riss die Hände über den Kopf, taumelte zurück und prallte gegen den Tisch, so dass einer der Äpfel auf den Boden fiel und in die Ecke rollte. „Laris!“, schrie sie schon fast. Lena versuchte durch die Tür zu verschwinden doch er hielt sie am Mantel fest. Die Elfe schaute die fremde Person geschockt an. Ihre Augen wanderten schnell über Lenas Gesicht. „Sie ist keine von uns, ist dir das nicht aufgefallen? Wo hast du sie her?“ Entsetzt schaute sie ihren Bruder an. „Ja ich weiß“, brachte er trotzig hervor. „Lena ist ein Mensch und sie ist harmlos.“ Mittlerweile hatte er den Mantel losgelassen und Lena an sich herangezogen. „Ein Mensch?“ Elya schaute jetzt verwirrt. „Es gibt doch gar keine Menschen. Sie soll wieder gehen!“ Elya deutete streng mit dem Finger zur offenen Tür. „Das geht leider nicht, Elya.“ „Sie soll dorthin gehen wo sie hergekommen ist.“ Ihre Hand zitterte. „Elya hat recht, das ist sicher das Beste“, äußerte Lena und schaute die rothaarige Elfe traurig an, befreite sich aus der Umarmung und trat nach draußen, doch Laris war sofort hinter ihr. „Du kannst sie nicht wegschicken, das geht nicht“, schrie er enttäuscht. Sicherlich hatte er mehr von Elya erwartet. Sie beruhigte sich, indem sie sich am Tisch festkrallte. Lena schaute in den Himmel. Das leuchtende Blau schien sie heute nicht besonders zu beeindrucken. „Es war eine sehr schlechte Idee, dass ich dich in euer Dorf begleitet habe.“ Sie zog seine Stiefel aus, ohne sich zu bücken. Laris legte seine Stirn an ihren Hinterkopf. Als Lena noch den Mantel ausziehen wollte, ging er dazwischen indem er sie umarmte. „Du darfst nicht gehen.“ Sie legte ihre Hände auf seinen Arm, der sie festhielt und fing an ihn langsam zu streicheln. Elya betrachtete das Szenario von der Küche aus. Ihr Herz schlug schneller. Loco war inzwischen wieder ins Haus gelaufen und hatte es sich auf einem der Stühle bequem gemacht. „Was mache ich denn jetzt?“, flüsterte sie in den Raum uns schaute dabei zu Loco. Dieser kratzte sich am Ohr, streckte sich und schaute Elya mit seinen Knopfaugen stumm an. Die beiden vor der Tür hatten sich noch nicht von der Stelle bewegt. „Es tut mir leid Laris.“ Lena waren inzwischen die Tränen gekommen. „Warum tust du mir das an, Laris?“, schrie Elya aus dem Haus. Loco sprang erschrocken auf und verließ fluchtartig das Haus. Die Beiden hatten auf ihre Worte keine Reaktion gezeigt. Das pelzige Haustier erklimmte den Mantel und kletterte auf Lenas Schulter. Daraufhin ließ sie Laris mit der einen Hand los und kraulte den kleinen Kerl. „Siehst du er will auch nicht das du gehst.“ Laris Stimme zitterte. Sie nahm Loco auf den Arm und drehte sich zu ihm um. Vorsichtig wischte er ihr die Tränen weg. Loco kletterte auf seine Schulter hinüber. Seine Augen wurden ebenfalls feucht, doch er hatte sich unter Kontrolle. Sie schwiegen sich eine Weile an. „Ich kann dich nicht zwingen zu bleiben.“ Seine Stimme zitterte noch immer. „Aber ich bitte dich zu bleiben.“ Er griff nach ihnen Händen. Elya war inzwischen auf in den Hof gekommen. „Du weißt gar nicht in welche Gefahr du uns bringst, wenn sie bleibt.“ Laris drehte den Kopf. „Ich habe Befehl sie zu Moros zu bringen.“ Elya stockte der Atem. „Damit bringst du sie ja in noch größere Gefahr als sie es hier schon ist.“ Lena erschreckte erneut. Laris hingegen überhörte diesen Satz. „Wenn er einverstanden ist, dass sie bleibt, bist du es dann auch?“ Er schaute seine Schwester eindringlich an. Sie schien es nicht unbedingt zu wollen aber sie stimmte mit einem Nicken zu. Elya wollte ausweichen doch sie war nicht schnell genug aus dem Weg. Dankbar viel er der Elfe um den Hals. Loco sprang erschrocken ab. „Ist ja gut.“ Sie klopfte ihm auf die Schulter „Bring sie erstenmal heil zurück“, flüsterte sie ihm ins Ohr, weil sie die Menschenfrau nicht noch mehr erschrecken wollte. Der Vierbeiner gesellte sich wieder zu Lena. Die letzten Worte von Elya hatte sie glücklicherweise wirklich nicht verstanden. Laris ließ von der Schwester ab und zog die Stiefel wieder an. Seine Augen hingen wieder an Lena. Sein lächeln jedoch wirkte eher beunruhigend auf sie. Vielleicht war es auch das lächeln einer Person die soeben bekommen hatte was sie wollte. *** Er zerrte Lena erneut ins Haus und nahm ihr den Mantel ab. Loco folgte ihnen unauffällig. Lustlos schaute sie sich erneut um und setzte sich auf den Stuhl an der Tür, um den verrutschten Verband zu entfernen. Laris nahm ihr auch den Stofffetzen ab und knüllte ihn in der Hand zusammen. Elya hatte sich dem Feuermachen in einem sehr alt wirkenden Steinofen gewidmet. „Hast du vielleicht ein Paar Schuhe für Lena“, fragte er sehr vorsichtig um sie nicht zu reizen. Sie stand auf, wand sich den beiden wieder zu, sagte aber kein Wort. „Ich habe sie barfuss gefunden“, sprach er weiter. Elya schaute den Mensch noch einmal genauer an, während sie sich den Staub von den Fingern klopfte. „Du bist also ein Mensch?“ Ihre liebliche Stimme klang sehr ernst. Lena nickte nur. In diesem Land kam sie sich als Mensch richtig minderwertig vor. „Wie kommst du hierher?“ Ihre Augen funkelten neugierig. „Ein Licht hat mich wohl in diese Dimension gezogen.“ Ihre Blicke wanderten vorsichtig zu Laris. Er drückte sie sogleich an sich. „Ein Licht sagst du?“ Sie überlegte. Sicherlich würde sie ihr kein Wort glauben. „In letzter Zeit sind diese Lichter häufiger geworden. Das es so eine Art Tor ist wusste ich nicht. Ich habe schon einige beobachten können.“ Überrascht schaute Lena die Elfe an. „Die Legende erzählt, dass schon einmal ein Mensch diese Welt durch so ein Tor betreten hat und dieses Reich dem Untergang weihen wollte. Als diese Lichter wiederkamen flohen einige Leute aus der Stadt.“ Erschüttert schaute Lena wieder zu Laris doch dieser zuckte nur mit den Schultern. „Es ist doch nur eine Legende. Lass mich deinen Fuß mal ansehen“, lenkte sie plötzlich ab. Vorsichtig tastete sie den verletzten Fuß ab. Lena biss die Lippen zusammen. Der Schmerz schien wieder gewachsen zu sein. Die Rothaarige sprang wieder auf und verschwand im Nebenzimmer. „Hast du nicht von weiteren Toren gewusst?“, fragte Lena Laris überrascht. Dieser jedoch schüttelte nur den Kopf. Er küsste sie auf die Schläfe, solange sie noch unbeobachtet waren. Mit einem Paar Schlappen, einem Tontopf und einem Stofffetzen kam sie wieder. Laris hielt sofort wieder Abstand, obwohl er sich sicher war, dass sie ihn erwischt hatte. Elya sagte nichts. Im Topf hatte sie eine Paste die angenehm nach Kräutern roch. Als sie den Deckel öffnete, erfüllte dieser Geruch schon fast die gesamte Küche. Lena hob die Nase und atmete tief ein. Dieser Duft wirkte auf eine Weise sehr angenehm entspannend. Mit zwei Fingern schmierte sie ihr etwas von dieser Paste an den Fuß. Sofort zeigte sich die Wirkung in Form eines Ziehens und einer angenehmen Wärme. Elya band den neuen Stofffetzen fachmännisch fest und begutachtete Lenas Ohren, als sie sich wieder aufgerichtet hatte. Leicht verschämt wand der Mensch den Kopf ab. „Du solltest ihn jetzt ein bisschen schonen“, brachte sie mit einem lächeln hervor. „Ich fürchte das geht nicht“, warf Laris ein. „Wir müssen sofort los.“ Lena schlüpfte vorsichtig in die Schlappen, die nur von einem Strick zwischen der großen und der nächsten Zehe gehalten wurden. Diese Art von Schuhe kannte sie von Zuhause, nur waren diese hier um einiges rustikaler. Sie stand vorsichtig auf und wand ihren besorgten Blick zu Laris. „Lass uns gehen“, äußerte Lena traurig. Der Elf nickte. Elya schaute betroffen, aber was sollte sie machen. „Wollt ihr nicht erst einmal etwas essen?“, versuchte Elya die beiden noch etwas abzuhalten. „Na schön.“ Laris ließ sich überreden. „Ich will euch nicht im geringsten zur Last fallen.“ Lenas Worte schienen die beiden Elfen zu beleidigen. An der Kleidung der Beiden war schon gut zu erkennen, dass sie nicht besonders vermögend waren. An den Garten mochte sie dabei gar nicht denken. Laris schaute seine Schwester mit eigenartigem Blick an. Diese setzte sich sofort in Bewegung und verschwand wieder Nebenan. „Unser Volk teilt, auch wenn es nicht das reichste ist. Wir waren noch nie abweisend anderen Rassen gegenüber!“ Mit strengem Blick schaute er sie an. Betreten starrte Lena zu Boden und brachte ein leises „Tut mir leid“, hervor. Wieder standen beide allein in der Küche. Der Elf stellte sich wieder näher an sie heran. Als er sie gerade küssen wollte, betrat Elya den Raum abermals. Genervt trat er abermals zurück. „Ich hatte eben erst vor zu backen, deshalb kann ich euch jetzt nur Obst anbieten.“ Laris griff sofort zu. Lena hingegen zierte sich, so dass er für sie den Apfel nahm. Die beiden rotengelben Äpfel waren das erste, was Lena nicht fremd vorkam. Mit einem Lächeln nahm sie Laris den kleineren ab. Ohne ein weiteres Wort zog er Lena wieder zur Tür hinaus. Das laufen war in diesen Schuhen um einiges einfacher als in seinen Stiefeln. Loco hüpfte den beiden nach, wurde aber von Elya zurückgepfiffen. Sofort blieben die beiden wieder stehen. Loco setzte sich auf den Weg und wartete darauf das sein Herrchen ihn rief, doch das tat er nicht. Die schnappte sich den kleinen Kerl und schaute den beiden nach. „Ich hoffe nur ihr kehrt beide heil wieder zurück“, flüsterte sie und trug Loco wieder ins Haus zurück. Er versuchte ihr zwar zu entkommen indem er sich heftig wehrte – jedoch vergebens. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)