Das Tor von Trollfrau ================================================================================ Kapitel 2 - Der Elf ------------------- Er hatte ein schmales Gesicht, welches ihm eher ein mädchenhaftes Aussehen gab. Trotz das die Kinnpartie recht spitz schien, war es das Kinn selber nicht. Die Lippen waren schmal und wirkten genauso klein wie seine Nase, welche eine richtig niedliche Form hatte. Sie passte merkwürdigerweise ziemlich gut in dieses Gesicht. Seine Augen hingegen wirkten riesig. Die Farbe konnte sie bei diesem Mondlicht allerdings nicht erkennen. Seit Lena ihm die Kapuze vom Kopf gezogen hatte schaute er ihr genau in die Augen. Vielleicht tat er das ja schon die ganze Zeit seit er sie gefunden hatte. Das Gesicht dieses Mannes wurde von zwei schmalen Augenbrauen eingerahmt. Er hatte sein Haar nach hinten gebunden, also konnte man annehmen das er es etwas länger trug. Auch diese Farbe konnte Lena bei diesem Licht nicht ausmachen. Sie kam nun zu seinem auffälligsten Merkmal das beweißen musste, dass er kein Mensch war – seine Ohren. Sie waren spitz aber nicht nur das. Sie hatten eine Form, die dem Menschen nicht im geringste ähnlich sah. Die Ohren hätten sicherlich das Kopfende fast erreicht, nur standen sie leicht zur Seite. Von vorn sah das eigenartig aus, vielleicht auch nur ungewohnt, schließlich hatte Lena so etwas doch auch noch nie gesehen. Sie entstellten ihn jedenfalls nicht. Der Elf biss die schmalen Lippen zusammen und schaute irgendwie verzerrt, allerdings nicht vor Schmerzen. Lena spürte den Drang seine Ohren zu berühren, zagte erst aber wagte es dann doch. Langsam bewegte sie ihre Hand in diese Richtung, doch dieses mal ging er blitzschnell dazwischen. Der Elf fasste nach ihren Fingern und zog die Hand wieder nach unten. „Nicht“, brachte er leise hervor, zog die Augenbrauen herunter und schüttelte langsam den Kopf. Seine Hände waren ebenfalls schlank und er hatte wirklich lange Finger. Lena schaute ihm wieder in seine großen Augen. In ihr kribbelte es jetzt vor lauter Aufregung und Nervosität. „Ich mag das nicht“, offenbarte er fast lautlos. Er hielt Lena noch immer mit der einen Hand fest. Vielleicht erwartete er ja, dass sie einen weiteren Versuch starten würde, doch sie wagte es nicht. Seine Hand fühlte sich angenehm warm an. „Mein Name ist Lena“, brachte sie vorsichtig hervor. Ein Wind kam wieder auf und der Elf drehte den Kopf ruckartig. Endlich hatte sie die Möglichkeit sein Gesicht von der Seite anzuschauen. Seine Ohren sahen wirklich sehr ungewöhnlich aus. „Ich werde ein Feuer machen“, meinte er plötzlich ohne auch nur im geringsten auf ihre letzten Worte einzugehen. Jetzt erst ließ er sie wieder los. Der Elf stieg den Hügel hinauf und lief langsam davon. Lena folgte ihm wortlos. Sie erschrak und sah auf, als er plötzlich einen seltsamen Pfiff von sich gab. Langsam sollte sie sich wirklich daran gewöhnen, dass sie sich in einem Land aufhielt, auch wenn es unfreiwillig war, in dem nichts so war, wie sie es von zuhause kannte. Immer noch hoffte sie zu träumen. Beide liefen dem Wald entgegen. Wenige Meter rechts neben Lena raschelte es im hohen Gras. Etwas kam herausgesprungen und bewegte sich auf den Elfen zu und Lena traute sich nicht mehr weiter. Als der Elf gemerkt hatte, dass sie innegehalten hatte, blieb auch er stehen. „Komm“, meinte er auffordernd. „Was war das?“, fragte sie verängstigt „Fürchte dich nicht, Loco tut dir nichts und jetzt komm!“ „Loco?“, fragte sie kleinlaut, aber sicher so leise das er es nicht verstand, weil er nicht antwortete. Der Elf war aus ihrem Sichtfeld verschwunden, darum lief sie erneut hinter ihm her. Die Stelle an der er das Feuer machen wollte, schien schon öfter dafür genutzt worden zu sein. Das Gras um die Feuerstelle war richtig zertreten. Lena schaute sich um, aber nichts was sie sah hatte auch nur im geringsten Ähnlichkeit mit einem “Loco“, was auch immer das sein mochte. Schnell hatte der Elf genügend Holz zusammen. Sicherlich hatte es bereitgelegen, denn sie konnte sich nicht vorstellen das Holzsammeln bei diesem schlechten Licht so schnell möglich war, es sei denn, Elfen konnten bei Nacht besonders gut sehen, aber daran konnte sie sich aus den Büchern nicht erinnern. Auf einmal raschelte es auf der rechten Seite. Lena zuckte unmerklich zusammen, aber sie sagte nichts. Sie stellte sich genau an die Feuerstelle, die von großen Steinen umgeben war. Die Asche, die noch zwischen den Steinen lag, schien im Mondlicht zu leuchten, so wie sie das nur vom Schnee kannte. Schnell und fachmännisch hatte er das Holz aufgetürmt und mit dürrem Gras und Blättern ausgefüllt. Eines der Blätter wurde vom Wind erfasst und landete auf Lenas Fuß. Sie hob es auf und hielt es gegen den Mond um es besser zu sehen. Selbst so ein Blatt hatte sie noch nie gesehen. Enttäuscht ließ sie es fallen und der Wind erfasste es erneut. Zu ihrer Überraschung brachte er das Feuer mit zwei Steinen zum leuchten und nicht mit Streichholz oder gar einem Feuerzeug. Scheinbar gab es solche Sachen hier nicht. Der Elf zog den Mantel aus und legte ihn mit sicherem Abstand zum Feuer auf die Wiese. Sein Oberkörper war jetzt nur noch mit einer Weste bedeckt, die nicht besonders viel Stoff aufwies. Er schien allerdings nicht zu frieren. Es dauerte auch nicht lange und das Feuer brannte recht gut, sodass er mit dickeren Ästen nachlegen musste, die ebenfalls schon bereit lagen. „Setz dich“, bot er ihr mit einladender Handbewegung an. Lena spürte allmählich die Kälte die sie umgab und bewegte sich sichtlich dankbar auf ihn zu. Die zierliche Frau ließ sich am äußersten Ende des Mantels nieder und machte es sich im Schneidersitz bequem. Der Elf hockte weiter von ihr entfernt neben dem Mantel und begutachtete sein Feuer. Die Flammen warfen abstrakte Schatten auf sein Gesicht. „Hast du vielleicht Hunger?“, fragte er betonungslos und brach damit das bedrückende Schweigen. Er schaute in Ihre Richtung und wartete auf eine Antwort. Lenas Blick hing in den Flammen. Sie wollte eigentlich den Kopf schütteln, nur hatte sie bereits genickt als sie aus ihrer Abwesenheit wieder erwachte. Der Elf sprang so hastig auf das Lena erschrak. Würde er sie jetzt etwa alleine lassen, war ihr Gedanke. „Geh nicht“, hauchte sie verängstigt. Lena kam sich doch so schon verloren genug vor. Er kam näher und lächelte eigenartig. „Keine Angst, Loco passt auf.“ Er pfiff erneut. Genau das war ja das, was ihr so furchtbare Angst machte. „Komm her, Kleiner“, rief der Elf jetzt allerdings energisch in die Dunkelheit. „Ich bin gleich wieder zurück“, meinte er beruhigend, nur funktionierte das jetzt bei Lena überhaupt nicht. Er griff nach seinem Säbel. „Mein Name ist übrigens Laris“, brachte er mit einem Lächeln hervor und verschwand mit großen Schritten im Wald ohne Möglichkeit für Lena noch etwas dazu zu sagen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)