His Destiny was Foreordained von mystique (♣ "Sein Schicksal war vorherbestimmt" RenxHorohoro) ================================================================================ Kapitel 3: Intermezzo --------------------- 3. Kapitel: Intermezzo Der Zweifel ist eines der billigsten und daher gefährlichsten Rauschgifte Hans Krailsheimer Der Morgen brach an. Langsam kroch die Sonne über den Horizont, tauchte den Himmel in ein Farbfeld aus rot. In einer fließenden Bewegung erhob sich Ren von seinem Stammplatz auf dem Dach und kehrte in das Zimmer zurück, welches er mit seinen Teamkameraden teilte. Kurz bevor er es betrat hielt er inne, da aufgebrachte Stimmen zu ihm vordrangen. Anscheinend unterhielten sich Chocolove und Horohoro gerade über etwas. Er trat näher, als sein Name fiel und obwohl er normalerweise nichts von Lauschen hielt, ignorierte er seine Prinzipien und lehnte sich an die Wand. „Langsam mach ich mir Sorgen." - Horohoro. - „Er benimmt sich die ganzen letzten Wochen schon seltsam. Und dann erst sein Verhalten gestern Abend. Was hat er so plötzlich? Ist es vielleicht, wegen der neuen Runde im Turnier?" „Ich weiß es nicht", antwortete Chocolove nach einer Weile. „Aber das ist wirklich mehr als kurios. Vielleicht sollte ich ihm mal wieder einen Witz erzählen, das lockert ihn sicher -" „Nein! Chocolove, bloß das nicht. Er bringt dich um, wenn du das tust.“ „Aber, hat er denn nicht gesagt, als wir das Team Ren gegründet haben, dass wir beide ihn kämpfen lassen sollen, ihn aber zu unterhalten haben, wenn er eine Aufmunterung braucht? War das nicht genau so?" „Ja schon ... aber du weißt doch was passiert, wenn wir das versuchen. Du kennst doch Ren. Wenn er etwas sagt, kannst du dich nicht darauf verlassen, dass er sich zu deinen Gunsten dementsprechend verhält. Und du weißt, was er macht, wenn du ihn darauf ansprichst." „Ja, das weiß ich." „Er rastet aus", erklang es unisono, gefolgt von einem resignierenden Seufzen. Unwillkürlich hoben sich Rens Mundwinkel an. Anscheinend hatten sich die beiden ihre Fragen selbst beantwortet. Er drehte sich auf dem Absatz um und ging. „Ren?" „Was?" Der Chinese sah auf - er war mal wieder sichtlich genervt. Was wollten alle in letzter Zeit nur von ihm? Kein Wunder, dass er lieber alleine war. Yoh ließ sich grinsend ihm gegenüber auf den Stuhl fallen. Er hielt ein Eis in der Hand und wirkte sichtlich zufrieden. „Du hast gestern jemanden vergessen, Ren." Neben Yoh erschien Bason. /Meister./ Ren warf seinem Schutzgeist einen kurzen Blick zu, dann fixierten seine Augen wieder den Japaner vor sich. „Ich habe ihn nicht vergessen. Ich wollte alleine sein." „Aha." Yoh leckte geistesabwesend an seinem Eis, stockte und schwenkte es demonstrativ. „Ist das nicht cool? Anna hat es mir erlaubt, ich kann es immer noch nicht fassen. Vielleicht meint sie, trotz der Diät sei es ein Ansporn für mich in der nächsten Runde.“ Ren schwieg, musterte ihn skeptisch, doch Yoh ließ sich von seiner Schweigsamkeit nicht beeinflussen. „Wer weiß, wann ich jemals wieder ein Eis bekomme. Sollte ich in der nächsten Runde verlieren, wird Anna es mich auf ewig büßen lassen ...“ Rens Haltung versteifte sich. „Ich wollte gestern alleine sein“, griff er das eigentliche Thema von sich aus wieder auf. „Genauso, wie ich jetzt alleine sein will", fügte er hinzu, als Yoh nicht weiter reagierte. Doch auch dieses Mal überging der Köpfhörerträger seinen Kommentar. Einen Moment lang spielte Ren mit dem Gedanken aufzustehen und zu gehen doch er verwarf die Idee rasch wieder, da er sich weigerte, kampflos das Feld zu räumen. Stattdessen nahm er einen großen Schluck Milch - seine Kaffeeration hatte er bereits intus - und begnügte sich damit, Yoh schlichtweg zu ignorieren. Es vergingen zehn Minuten, in denen weder Yoh noch Ren ein Wort sagten, bis die beiden auf eine Menschenmenge am Eingang des Cafés aufmerksam wurden. Ren stellte seine Flasche beiseite. „Was ist denn da los?" Yoh zuckte die Achseln, viel zu sehr auf sein Eis fixiert. „Keine Ahnung." „Es wurde soeben die Liste der anstehenden Kämpfe der dritten Runde ausgehangen." Die beiden Jungen blickten nach links. „Silva?" Der Schiedsrichter trug erneut eine Schürze und stellte soeben Rens leere Flasche auf sein Tablett. Der Mann warf einen Blick auf die Menschentraube. „Jetzt steht fest, wer im ersten Abschnitt der dritten Runde gegen wen kämpft. Der erste Kampf ist bereits heute Abend - als Eröffnungskampf." Silva seufzte. „Ich bedauere es sehr, aber da der Schamanenrat entschieden hat, die Kontrahenten auszulosen, ließ es sich nicht verhindern, dass Hao gegen einen der übrigen Schamanen antreten wird. Es war klar, dass es früher oder später so kommen musste, aber es wäre besser, es so lange wie möglich zu verhindern. Allerdings ... da es neun Schamanen ins Finale geschafft haben, wird im ersten Abschnitt einer von ihnen pausieren müssen.“ Kopfschüttelnd wandte Silva sich ab und kehrte zu dem Tresen am anderen Ende des Raumes zurück. Ren blieb wenige Minuten nachdenklich sitzen, bis sich die Menschentraube allmählich auflöste, dann erhob er sich und schritt in Richtung Ausgang. Sein Blick fiel auf Horohoro, der nicht zu wissen schien, wie er auf die Liste reagieren sollte, Chocolove, der sichtlich aufgewühlt wirkte und letztendlich Ryu, der vollkommen am Boden zerstört war. Ren trat skeptisch näher. „Was ist denn mit euch los?" Horohoro nickte mit dem Kopf zur Tür. „Sieh selbst." Der Chinese trat näher und betrachtete die Liste eingehend. Je mehr er las, desto höher wanderte seine Augenbraue. „Nicht schön“ murmelte er schließlich mehr zu sich selbst. „Zumindest für euch." 3. Runde des Schamanenturniers (Achtelfinale) 1.Kampf - Heute Abend: Tao Ren vs. Opacho 2.Kampf - Morgen: Hao vs. Chocolove 3.Kampf - Donnerstag: Asakura Yoh vs. Ryu 4. Kampf - Freitag: Faust VIII vs. Luchist „Des einen Leid ist des anderen Freud", kommentierte Ren nach einiger Zeit sachlich. „Sieht so aus, als hättest du Pause, Horohoro." Der Ainu knurrte angesichts des spöttischen Untertons. Ren verschränkte die Arme und lehnte sich an die Wand neben der Liste. Sein Blick pendelte zwischen Chocolove und Ryu hin und her. Beide hielten die Blicke gesenkt. Er verdrehte die Augen. „Jetzt lasst euch nicht so hängen", stieß er genervt hervor. Er wusste zwar wieso beide regelrecht neben sich standen, aber er wollte nicht einsehen, warum sie sich deshalb so derart hängen ließen. „Chocolove, selbst wenn du gegen Hao antreten musst, ist das kein Grund so aus dem Konzept zu geraten. Ich dachte, du willst der größte Komödiant werden und da lässt du dich wegen einem Kampf gegen Hao verunsichern?! Und du Ryu", er richtete sich an den am Boden kauernden Biker. „Mag sein, dass dein Kampf ausgerechnet gegen deinen ach so tollen Meister Yo~oh“ - er ahmte Ryus Stimme und Tonfall nach – „ ist, aber jetzt reiß dich gefälligst zusammen. Nein, nicht nur du, ihr beide. Das kann man nicht mit ansehen! Dieses Verhalten ist erbärmlich." Er schwieg und mehrere Augenpaare ruhten nun voller Unglaube auf ihm. Chocolove fand als erster die Sprache wieder. „Ren? Ist alles in Ordnung?" „Wie?", der Angesprochene stutzte. Chocolove grinste schief. Ebenso Ryu, der sich langsam aufrichtete. „Nun ja, solche Ausbrüche kennt man nicht von dir." „Unser Kurzhöschen wird emotional, kann das sein?", fügte Ryu scherzend hinzu. Auch er wirkte sichtlich bestärkt. ‚Meister, ich glaube, du bist enfach nur verliebt.' ‚Vielleicht darf ich sogar Gefühle zulassen.’ Ren spürte, wie ihm gegen seinen Willen Hitze ins Gesicht stieg. „Was? Emotional? Ich - nein." Die anderen grinsten ihn an und er spürte, wie er zunehmend nervöser wurde. Ruckartig drehte er sich schließlich um und wandte den anderen den Rücken zu. „Emotional?", wiederholte er spöttisch und schnaubte abfällig. „Von wegen. Ich konnte nur nicht länger mit ansehen, wie ihr zwei hier in Selbstmitleid versinkt. Und ihr wollt euch Schamanen nennen." „Natürlich", entgegnete Horohoro ungläubig. „Wie konnten wir nur an deinen wahren Beweggründen zweifeln?" „Gut erkannt", stimmte Ren ihm ernst zu. Er blickte kurz über seine Schulter. „Wenn ihr mich nun entschuldigt. Wir sehen uns nachher bei meinem Kampf. Komm mit, Bason." /Ja Meister./ „Ren." Der Gerufene blieb stehen und seufzte. „Was denn noch?" Horohoro trat näher. „Wenn dein Kampf nachher stattfindet, wäre es dann nicht besser, wenn wir vorher gemeinsam überlegen, wie du -" „Nein danke." „Aber -" „Ich sagte nein. Mag sein, dass dieser Opacho einer von Haos Leuten ist, aber er dürfte kein Problem für mich sein." „Bist du sicher?", mischte Chocolove sich mit ein und trat näher. „Ja", entgegnete Ren schroff, ohne sich umzudrehen. „Ich schaffe das alleine. Und du", zischte er unvermittelt, während sein Blick sich auf eine schattige Seitengasse, unweit von ihnen richtete, „sollt mich gefälligst in Ruhe lassen, verstanden?!“ Mit diesen Worte, gepaart mit einem gereizten Schnauben wandte er sich endgültig ab und ging. Kaum war er außer Sichtweite, trat eine Person aus der Gasse, dicht gefolgt von einer kleineren Gestalt. Hao blickte lächelnd hinterher. „Scheint beinahe so, als fühle er sich belästigt“, bemerkte er leichthin. Wortlos schritt er an Chocolove, Horohoro und Ryu vorbei und blieb schließlich vor der ausgehangenen Liste stehen. Sein Blick wanderte über die gedruckten Zeilen. „Interessant." Er richtete seine Worte an den Jungen neben sich, welcher sich darum bemühte einen Blick auf die Liste zu erhaschen und schließlich, als er dabei keinen Erfolg hatte, einen Satz machte und sich an Haos Schulter klammerte. „Sieht so aus, als würdest du heute gegen Ren antreten, Opacho." „Ja, das stimmt“, bemerkte der Junge und ließ sich wieder fallen. Sein Umhang flatterte. „Aber ich werde ihn besiegen, Meister Hao!" Der Langhaarige überging die Worte und sein Blick wanderte weiter an dem Plakat entlang. „Und morgen darf ich endlich selbst zum Zug kommen. Mein Gegner ist ... Chocolove?" Er blickte zur Seite und fixierte den dunkelhäutigen Schamanen. „Das bist du.“ Er erwartete keine Antwort, sondern richtete seine Aufmerksamkeit bereits wieder auf Opacho. „Und Luchist wird erst am Freitag das Vergnügen haben. Das wird ihm aber gar nicht gefallen. Er ist doch so schrecklich ungeduldig. Es scheint, als wäre damit alles festgelegt. Lass uns wieder gehen, Opacho. Diese Blicke werden langsam lästig.“ Seine Stimme nahm einen gefährlichen Ton an und instinktiv wichen Horohoro, Chocolove und Ryu zurück. Doch bevor Hao sich endgültig umdrehte, hielt er inne. Sein Blick ruhte auf Horohoro, der ihn argwöhnisch und gleichzeitig verunsichert anstarrte. „Was ist?", fragte der Ainu in einem Missglückten Versuch, selbstsicher zu klingen. „Hast du ein Problem?“ Hao musterte ihn herablassend. „Du bist also derjenige, den Ren -" Er besann sich eines Besseren und brach ab. Kopfschüttelnd wandte er sich ab. „Was für eine Verschwendung.“ „Meister, wir wollten doch gehen." Opacho stand vor Hao und blickte aus seinen großen Augen zu ihm auf. „Ja, du hast Recht.“ Flammen begannen um die beiden zu züngeln und ihre Konturen wurden zunehmend verschwommener. „He, warte", rief Horohoro ihm nach. Hao schenkte ihm keine Beachtung, seine Gestalt schwand mehr und mehr. Horohoro machte einige Schritte auf Hao zu, hielt jedoch inne, als die Flammen an seinen Füßen zu lecken drohten. „Antworte! Was ist mit Ren?" Doch Hao reagierte und verschwand gemeinsam mit Opacho in einer sich aufbäumenden Flammenzunge. Das wirst du schon noch früh genug erfahren, Ainu. „Was war denn das gerade?", fragte Ryu Sekunden später voller Verblüffung. „Keine Ahnung", antworteten Horohoro und Chocolove unisono. „Aber etwas Merkwürdiges geht hier vor sich." „Das denke ich auch", pflichtete Yoh ihnen zu, der soeben adas Café verließ. Seine Kopfhörer hingen ihm um den Hals und in seinem Mundwinkel wippte der hölzerne Eisstiel auf und ab, dennoch lag Ernst in seinem Blick. „Irgendetwas braut sich hier zusammen" Vor dem Plakat mit der Liste blieb er stehen. „Oh", entfuhr es ihm überrascht. Erst blickte er zu Chocolove, dann zu Ryu, welcher erneut den Tränen nahe zu sein schien. „Meister Yo~oh!" „Ist schon gut, Ryu", lächelte Yoh aufmunternd. „Wir machen den Kampf zwischen uns unvergesslich.“ Er zwinkerte „Und Chocolove", er richtete sich an den anderen, „gib morgen einfach dein bestes. Erzähl Hao einen Witz, dann wird es schon klappen." Obwohl die Situation alles andere als zum Scherzen war, musste nun auch Chocolove lächeln. „Gut, und am besten übe ich schon mal: Kennt ihr schon den Witz von dem Bus und der Schamanin, die -" „Nein Chocolove!“, warf Horohoro mahnend ein, das Gesicht leidvoll verzogen. „Gemeinheit." „Zeit zum Trainieren.“ Ren stand vor einem Felsen außerhalb von Doby Village, umgeben von Sand und Wüste, in der linken Hand sein Donnerschwert. Bason blickte skeptisch auf die Hand, die das Schwert zitternd umklammerte. /Meister, bist du sicher, dass das gut geht? Normalerweise machst du das mit der rechten Hand./ Ren schnaubte. Er wollte sich nicht ausmalen wie stark seine Rechte Hand erst zittern würde. „Unsinn. Es wird funktionieren. Außerdem", er warf einen Blick auf seine rechte Hand. Sie war geschützt von einem hellen Verband, den Faust ihm trotz des Protestes angelegt hatte. ,Sie ist verstaucht', hatte der Arzt gesagt und Eliza hatte zustimmend genickt. ,Was schlägst du damit auch gegen eine Wand.’ Ren wusste nicht einmal, warum er ihm die Wahrheit gesagt hatte. „Außerdem ist es ein eindeutiger Vorteil, mit beiden Händen gleich gut kämpfen zu können. Man ist flexibler und daran muss ich arbeiten.“ /Wenn du das sagst./ „Ja genau das sage ich. Und jetzt los, Bason. Geistform, Riesenkwandao!" Sein Furyoku strömte in das Donnerschwert und es die Waffe in seiner Hand formte sich zu einem lange, chinesischen Speer. Ren musterte ihn aufmerksam. „Die Geistform muss schneller erreicht werden. Bason, löse die Verbindung.“ Die Waffe verlor an Größe, bis Ren schließlich wieder das Donnerschwert in Händen hielt. Bason schwebte dicht neben ihm und Ren sah ihn eindringlich an. „Die Geistverschmelzung ist zu langsam.“ Die nächste Stunde hörte man in der näheren Umgebung nur Rens Rufe und sah danach einen gleißenden Lichtstrahl, als Bason auf seinen Befehl hin die Geistverschmelzung begann. Schließlich wagte der Krieger einen Einwand. /Meister, du solltest dich heute schonen. Die Geistverschmelzung ist bereits wesentlich schneller geworden. Es reicht./ Ren stand keuchend vor dem mittlerweile vollkommen zertrümmerten Felsen, umgeben von kleinen und großen Steinbrocken. Zum erneuten Mal an diesem Tag hielt er den Riesenkwandao fest umklammert. Er blickte auf seine linke Hand hinab, mit der er die Waffe führte. „Ja, es funktioniert tatsächlich. Allerdings bin ich mit links noch nicht annähernd so gut, wie mit rechts. Daran werde ich heute allerdings kaum noch etwas ändern können.“ Sein Furyoku schwand und er steckte das Schwert beiseite. „Komm Bason, wir gehen." „Hallo Ren." Der Schwarzhaarige zuckte wie unter einem Schlag zusammen und wirbelte herum. Sein Blick verfinsterte sich zunehmend. „Was ist?! Ich hab dir gesagt, du sollst mich in Ruhe lassen!" Hao lächelte kalt. „Aber, aber, wer wird denn gleich so wütend werden?" Er saß gelassen auf einem anderen Felsen und blickte belustigt auf Ren hinab. Dieser ballte die Hände zu Fäusten, ignorierte den dadurch entstehenden Schmerz in seiner rechten Hand und starrte Hao verächtlich an. „Hau ab. Verschwinde von hier." Haos Lächeln wurde noch eine Spur selbstgenügsamer. „Wieso denn? Dies ist ein freies Land und mir ist momentan leider gar nicht nach Abhauen zumute.“ Nun reichte es Ren. Er kehrte Hao den Rücken. „Wenn du nicht gehst, gehe ich." Er schritt unbeirrt den Weg zum Dorf zurück. Kurz glommen Haos Augen auf, dann erhob er sich, machte einen Satz und landete unmittelbar vor dem Chinesen. „Wohin denn so eilig des Weges, Ren?“, fragte und ein drohender Unterton schwang in seiner Stimme mit. „Weg", entgegnete Ren knapp, blieb jedoch notgedrungen stehen, da Hao ihn am Weitergehen hinderte. „Von dir.“ „Es tut mir furchtbar Leid", bemerkte Hao übertrieben mitfühlend, „aber das trifft sich leider sehr schlecht. Ich bin nämlich hier, um dir ein letztes Angebot zu machen. Und wie soll ich dir die Bedingungen stellen, wenn du nicht gewillt bist, hier zu blieben und sie dir anzuhören?" „Ach ja?" Ren schien sichtlich desinteressiert. „Gut. Rede – es ist offensichtlich, dass du vorher keine Ruhe lässt. Aber du kannst davon ausgehen, dass meine Antwort nein lauten wird." Haos Augenbrauen schwangen in die Höhe. „Bist du dir sicher? Ich hege nämlich begründete Zweifel. Weißt du, ich kenne jetzt immerhin deinen Schwachpunkt und habe folglich einen unumstrittenen Vorteil." „Schwachpunkt?" Hao funkelte ihn heimtückisch an. „Ja, deinen Schwachpunkt. Du weißt schon. Das, was dich schwach macht. Die eine Sache, die dich dazu bringt, Dinge zu tun, die du unter gewöhnlichen Umständen niemals auch nur in Betracht ziehen würdest.“ „Ich weiß, was ein Schwachpunkt ist“, zischte Ren und verspannte sich. „Dann solltest du deinen Schwachpunkt auch nur allzu gut kennen“, bemerkte Hao und lächelte unheilvoll. „Oder soll ich dir auf die Sprünge helfen? Er ist temperamentvoll und trägt ein Stirnband. Klingt das vertraut?“ Der Schwarzhaarige schluckte. „Horohoro?" Haos Augen blitzten triumphieren. „Wir verstehen uns also. Dann lass mich offen mit dir sein, Ren. Du möchtest doch sicher nicht", etwas Diabolisches zuckte über sein Gesicht, „dass ihm wohlmöglich etwas zustößt, oder?" Ren spürte, wie sich in ihm alles zusammenzog. „Du", er musste sich stark zusammenreißen, um seine Stimme unter Kontrolle zu behalten und das Zittern zu unterdrücken. „Das wagst du nicht!" „Willst du es wirklich darauf ankommen lassen?" „Ich -", Ren brach ab. Was sollte er jetzt tun? Hao hatte ihn in der Hand. Seine Kehle war furchtbar trocken und er musste erneut schlucken. „Was willst du?", brachte er schließlich mühsam hervor. Der Langhaarige feixte. „Dasselbe wie immer." „Warum?" Hao verschränkte die Arme. „Weißt du das etwa noch immer nicht? Lass es mir erklären: Du bist ein starker Schamane, stärker, als du dich im Moment selber hältst. Deshalb bist du mir von Nutzen. Du kannst mir helfen, mir die Macht meines Bruders zu holen." Sekundenlang herrschte Stille, lediglich begleitet vom Rauschen des Windes. „Hao", sagte Ren schließlich fest und mit der gewohnten Sicherheit in der Stimme. Er hob den Blick und sah den Braunhaarigen vor sich durchdringend an. „Ich lasse mich nicht von dir erpressen!" Mit diesen Worten riss er sich aus seiner Starre und schritt an Hao vorbei, zurück zum Dorf. Er spürte den stechenden Blick in seinem Rücken und konnte noch lange das dunkle Lachen des anderen hinter sich hören. oOo Ren seufzte. Noch eine Stunde bis zu seinem Kampf. Er lag wieder auf seinem Futon, hatte die Arme hinter dem Kopf verschränkt und starrte wie schon so oft in den letzten Wochen die Decke des Zimmers an. In einer Stunde würde er in der Arena stehen und mit seinem Kampf die dritte Runde einleiten. Er fühlte sich ausgelaugt und leer und trotz allem schwand die Zuversicht, die er seit dem Lesen des Aushangs verspürte, nicht. Haos Schatten - Opacho oder wie er nun hieß - war kein Gegner für ihn. Nein, es war Hao selbst, der ihm durch sein Wissen die Luft abschnürte. Was bei allen Schutzgeistern sollte er nun tun? Er konnte Haos Team nicht beitreten! Auf gar keinen Fall würde er zu einer Marionette werden. Niemals. Dennoch ... Er konnte auch nicht einfach Horohoros Leben aufs Spiel setzen, bloß weil er es nicht mit seinem Stolz und seinem Ehrgefühl vereinbaren konnte. Hao bluffte nicht, er war todernst. Ren hatte bereits oft genug erlebt, zu was Yohs Zwillingsbruder in der Lage war und er hegte keinen Zweifel daran, dass Hao bereit war, seine Drohung wahr zu machen. Basons Gestalt flimmerte neben ihm, als der Schutzgeist sich vorbeugte. /Meister Ren./ „Warum kann mein Leben nicht ohne Probleme verlaufen?“, entfuhr es Ren voller Wut und angestauter Frustration. Darauf wusste Bason keine Antwort und schwieg betroffen. Ren hatte sich aufgesetzt und die Hände in seine Haare gekrallt. Beinahe schon apathisch starrte er auf den Boden. Eine Hand legte sich auf seine Schulter. Rens Kopf ruckte nach oben und er blickte direkt in Horohoros Gesicht. Rens Augen weiteten sich, als er realisierte, wer dort vor ihm auf dem Boden kniete und ihn beunruhigt musterte. „Du siehst übel aus." Echte Sorge schwang in Horohoros Stimme mit. Einige Sekunden lang starrte Ren ihn verblüfft an, dann verhärteten sich seine Gesichtszüge. „Mir geht es gut", erwiderte er abweisend und zog seine Schuler zurück, sodass Horohoro die Hand zurückziehen musste. „Und jetzt lass mich alleine.“ „Ren." Horohoro machte keine Anstalten, seinen Worten Folge zu leisten. „Tu nicht so, ich sehe, dass etwas nicht stimmt. Du kannst mich nicht so leicht täuschen, ich kenne dich.“ „Nein." „Hör auf mit diesem billigen Schauspiel. Ich kenne dich gut genug, um zu sehen, dass du etwas verbirgst. Hat es vielleicht etwas mit", er zögerte, bevor er weiter sprach, „Hao zu tun?" „Nein! ", kam es augenblicklich von dem Chinesen undHorohoro verzog das Gesicht, Ungeduld zeichnete sich auf seinen Zügen ab. „Das kam mir zu schnell und zu bestimmt. Also hat es tatsächlich etwas mit ihm zu tun. Ren, hör auf es zu leugnen und sprich.“" „Kümmere dich um deine Angelegenheiten“, knurrte der Schwarzhaarige. „Und sprich diesen Namen in Zukunft nicht wieder aus, hast du verstanden?“ „Sag es mir, Ren“, forderte Horohoro unbeirrt und seine Augenbrauern zogen sich zusammen. „Was will Hao von dir? Er folgt dir, du sprichst mit ihm, als kanntest du ihn besser, als du vorgeben willst. Ihr scheint beinahe vertraut -" Noch bevor er den Satz beendete, wusste er, dass er etwas Falsches gesagt hatte. Rens Züge waren erstarrt, dann breitete sich auf seinem Gesicht Zorn auf. Er riss sich von ihm los und sprang auf. „Kein Wort mehr, verstanden?! Es reicht! Warum kann es keiner von euch verstehen?! Ich will einfach meine Ruhe! “, schrie er Horohoro schließlich vollkommen aus der Fassung an. Dieser wich vor Schreck ein Stück zurück, fasste sich jedoch rasch wieder. Auch er erhob sich und baute sich vor dem Chinesen auf. In seinen Augen schien ein Feuer zu brennen und dann verlor er ebenso die Beherrschung und entgegnete nicht minder laut: „Warum wir es nicht verstehen?! Vielleicht weil wir uns Sorgen um dich machen, du taktloser Trampel von einem Chinesen!“ „Vielleicht verlange ich überhaupt nicht, dass ihr euch Sorgen um mich macht?!“ „Wunderbar, dann hast du ein Problem: Sorgen lassen sich nicht einfach abstellen!“ „Was nur beweist, dass Gefühle etwas für Schwächlinge sind, die nicht in der Lage sind, sie zu kontrollieren!“ ,Meister, ich glaube, du bist einfach nur verliebt.' „Tatsächlich? Entschuldige, aber diese so genannten Schwächlinge sind zufällig eine Freunde!“ „Dann brauche ich eben keine Freunde!“ „Freunde bracht jeder!“ „Ich nicht. Ich komme sehr gut alleine klar!“ ,Ich bin doch eigentlich nur eine Kampfmaschine, ausgebildet von meinem Onkel, mit dem Ziel zu gewinnen.' „Das glaube ich dir aber nicht!“ „Dann glaub es mir eben nicht. Ich kann dir doch egal sein!“ „Du bist mir aber nicht egal, Ren!“ Ren setzte zu einem weiteren Satz an, doch er stockte, angesichts der letzten Worte. Es dauerte Momente, bis er sich ihre Bedeutung vollends bewusst wurde. „Was hast du gesagt?“, entfuhr es ihm. Horohoro hatte die Hände zu Fäusten geballt und zitterte vor Wut. „Vielleicht bist du noch blinder, als ich geglaubt habe" - er schnaubte verächtlich und schüttelte den Kopf - „aber ich habe angenommen, du besitzt wenigstens noch soviel Sehvermögen um zu bemerken, dass wir Freunde sind. Freunde Ren, keine Zweckgemeinschaft. Aber offensichtlich habe ich mich geirrt." Er kehrte dem Chinesen den Rücken. „Es tut mir Leid, dass ich an dich geglaubt habe!", zischte er verächtlich und verließ den Raum. Zurück blieb Ren, der sich fest auf die Unterlippe biss. Er hatte Horohoro sichtlich gekränkt. Von der anderen Seite betrachtet - vielleicht war das sogar gut. Wenn Horohoro ihn hasste, würde er ihm aus dem Weg gehen und das wiederum machte ihn nicht unbedingt zur Zielscheibe für Hao. Er senkte den Blick, Er gab es nur ungern zu, alles in ihm sträubte sich dagegen, doch es ließ sich nicht verleugnen. Es ist besser so, Horohoro. Das lässt sich nicht bestreiten. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)