Autotomie von Arethelya ((TaKa) Wenn Schmerz der einzige Ausweg ist) ================================================================================ Kapitel 3: Im Fluss der Zeit ---------------------------- Hallo^^ falls ihr euch erinnern könnt, habe ich im vorherigen Kapitel eine sich reimende Textstelle eingebracht - war schräg geschrieben und fing an mit "verleugne deinen Namen..." und so weiter. Solche Textstelle kommen jetzt in diesem Kapitel öfter vor. Sie stammen aus einem Gedicht, das ich geschrieben habe. Wundert euch aber nicht, wenn es sich mal reimt und dann wieder nicht. Ich habe das während des Tippens am PC noch mal geändert... ^^" Ach ja, Dankeschön für die Kommis^^ So, nun zum dritten Kapitel^.~ Titel: Im Fluss der Zeit Kai POV Das Wasser rinnt über meinen Leib und spült all den Schmutz hinfort, der an mir haftet... nur der Dreck in meinem Kopf kann nicht hinfort gewaschen werden. Er wird weiterhin in einer Ecke festsitzen wie ein Schmierfleck auf einem Stück Stoff. Das alles wird bestehen bleiben, sosehr ich mit dem Schwamm auf meiner Haut reibe und so viel Flüssigkeit ich meinen Körper umspülen lasse... Ich presse mich an die beschlagene Wand der Dusche, rutsche hinunter und sitze nun auf dem Boden, während das Wasser auf mein Haar hinabprasselt wie Regentropfen... ich weiß nicht mehr, welche dieser Tropfen der Brause entspringen und welche meine Tränen sind, die meine Wangen hinabrinnen... Auch wenn ich mich selbst umarme, zu vergessen versuche, so werde ich von der Strömung des Flusses der Zeit mitgerissen und gen Meer der Erinnerung getrieben. Niemand kann gegen den Strom der Zeit ankommen, nur in dem schwarzen Meer der Vergangenheit kann man versuchen ans rettende Ufer zu schwimmen, aber meist ertrinkt man... Das rettende Ufer... es ist schon zu weit für mich... meine Arme werden müde und eine Trägheit überfällt mich, Wärme umschlingt mich und ich will schlafen... Nein, ich muss aufhören. Irgendwann muss ich es doch akzeptieren können? Ich muss es einfach können! Bitte... Gott, lass mich die Stärke finden, durchzuhalten, die ursprüngliche Kraft zu finden, die ein jeder besitzt... Ich, der schon immer allein alles überwältigt hat... Aber es fällt mir so schwer... ich sehe mir meine Unterarme an... der grausame Beweis meiner versiegenden Kräfte... ich fahre mit meinen Fingerspitzen die Narben nach. Mich überkommen zwei Empfindungen zugleich - bei jeder einzelnen spüre ich die Befriedigung, die unglaubliche Lust, dass mich beinahe das Verlangen übermannt, mit meinen Händen meinen Leib entlang zu fahren und mich selbst zu berühren und mich zum süßen Höhepunkt zu treiben, aber... gleichzeitig scheint sich über mich ein dunkles Tuch zu legen und vom Weiten höre ich eine Stimme, die "Versager!" schreit... Ich schneide mich, um zu leiden... Ich leide, um zu leben... Und ich lebe, um mich zu schneiden... Ob das ein Chiasmus ist? Kai, lass es sein. Versuche gar nicht erst, das Thema zu wechseln, du landest doch eh wieder hier. Hier, am Anfang allen Endes. Wann habe ich begonnen, mir selbst diese Scheiße zuzufügen? Zu lange ist es her... der erste Schnitt - den habe ich mit zehn Jahren angesetzt... dann habe ich jahrelang mich selbst nicht angerührt. Doch vor wenigen Monaten fing es richtig an. Die Erinnerung an die Erleichterung bei dem herausströmenden Blut trieb mich dazu... Ich weiß so gut wie jeder andere, dass dies ein krankhaftes Verhalten ist. Dass ich zu einer Beratung gehen sollte, eine Therapie machen sollte, aber ich tue es nicht... Nicht zuletzt allein, erscheinst verloren, gequält und doch zufrieden mit diesem Leid zu sein... Und ich weiß, dass ich mir meine Stärke nur einrede... körperliche als auch geistige. Ich bin schwach... und es einzugestehen tut mehr weh als jeden Schnitt, den ich mir setzen könnte... Wie ein winziger Splitter ins Herz, der sich zu entzünden beginnt und mich mit der Zeit von innen heraus tötet... normalerweise begrüße ich die Qualen, da sie mich kurzzeitig vergessen machen und mein Bewusstsein ausschalten, aber diese... sind eine Folter, die kein Mensch auf Erden verdient hätte... Warum muss ich sie dann erdulden? Eine von Hunderten Fragen, die niemals beantwortet werden können - sie werden bestehen, denn Leben ist unfair... Ich stelle die Brause aus. Während ich dieses merkwürdig riechende Duschgel und Shampoo einmassiere, schwirren Bilder vor meinen Augen... ich sehe immer wieder dich mit diesem Mädchen in den Armen: Lucifiera, Gesandte der Hölle. Du hältst sie und küsst sie, machst sie zu deinem persönlichen Besitz, während sie an wahre Liebe glaubt. Sie will dir deine Seele schenken, doch du verkaufst sie an die Hölle weiter, dahin zurück, woher sie stammt... Aber eines muss man dir lassen, sie kommen alle an, verschwinden immer wieder unter der Bettdecke mit dir, trotz aller Gerüchte. Wie du das machst, sei dein widerliches Geheimnis. Grausamer Spieler dieser vielen Marionetten, warum liebe ich dich überhaupt? Warum kann ich dich nicht hassen und verachten wie andere Leute auch? Nichts unversucht gelassen, dich zu hassen, doch es geht nicht! Ist ein bisschen übertrieben, dich zu lieben, doch es geht nicht... *1 Nein, es funktioniert nicht... ich sehne mich nach dir, wie deine Arme mich umfangen, mich in einen Käfig sperren, aus dem ich nicht flüchten will. Will fühlen, wie deine Lippen meinen Hals streifen und deine Zunge mein Ohr entlang fährt... wenn du mir sagst, was ich zu tun habe, könnte ich dir Wonne schenken... Just let me love you! And I'll learn to love you right! *2 Aber du lässt es nicht zu... deine Vorliebe für das weibliche Geschlecht hindert jegliche zarte Bindung, die ich zu dir schaffen könnte... Ich spüle den Schaum aus den Haaren. Meine Augen brennen - vor noch ungeweinten Tränen oder dem Shampoo weiß ich nicht zu sagen. Es wird Zeit aus dem Bad zu gehen... Ich wundere mich... ist Lucifiera so gut in diesem Element, dass sie es schafft, schon die zweite Nacht mit dir verbringen zu dürfen? Oder willst du mich mit Absicht brechen? Aber dazu müsstest du wissen, was ich für dich fühle und das darfst du nicht- weder heute noch morgen, niemals. Aber wenn du es... wissen solltest... wieso sprichst du mich dann nicht darauf an? Ekelt es dich so sehr an? Oder willst du dir einen Spaß daraus machen, bis ich schreiend vor dir zusammenklappe und alles von selbst gestehe? Wenn dem so wäre, dann wärst du noch verabscheuungswürdiger, als du jetzt schon erschienen bist... Ich kleide mich an. Niemand darf all diese Narben sehen - sonst bringen sie mich zum Arzt, zum Psychiater und der will dann wissen, wieso! Und niemand soll den Grund wissen. Es ist lächerlich. Ein lächerlicher Grund... aus Liebe zu ritzen ist wahrlich schon beinahe peinlich... ich könnte doch stattdessen anderes tun... Dummerweise wüsste ich nicht, was... Also muss ich damit leben, meine Ängste und mein krankhaftes Verhalten hinter einer undurchdringlichen Maske zu verbergen, damit niemand auch nur eine Ahnung davon bekommt, was ich mir antue. Niemand, aber auch wirklich niemand soll das sehen, was sich hinter dieser Farce verbirgt... Denn egal, was ich tue, ich werde immer nur eine Maske tragen können, ich werde nie mit ihr verschmelzen... ich werde darunter immer Kai bleiben, der Junge, mit den vielen Problemen und Schmerzen, die er niemals ablegen wird... oder will... sie werden immer Teil von mir sein... sie werden mich immer begleiten, denn für sie gibt es keine Lösung - warum sie offenbaren, wenn es keine Rettung gibt? Ich werde sie mit mir tragen, denn sie machen mich aus, sie "begründen" den wahren Kai Hiwatari... *3 Bewahre dein Gesicht hinter deiner Maske, denn größte Marter kann wahre Schönheit nicht trüben. Aus Eisen scheint dein Leib, aber aus Kristall dein Herz. Du hasst die Menschen und dich selbst, doch du liebst den Schmerz. Verstoßener... Ich verschwinde aus dem Bad. Ich sehe die erwartungsvollen Blicke der anderen... wir leben immer noch alle unter einem Dach, alles hat immer noch seinen geregelten Gang. Nur dass du jetzt immer Weiber anschleppst, die am Abend mit uns zusammen essen und dann nicht einmal das Frühstück miterleben... Nur Lucifiera nicht. Sie darf schon zum zweiten Mal hier sein. Ich vermute mal, dass die anderen schon die Hoffnung haben, sie sei nun endgültig die Letzte und Einzige. Aber da haben sie sich verschätzt... das wäre nicht deine Art... Ich setze mich mit an den Tisch. Bestimmt wären sie alle glücklich darüber, wenn ich heute mal etwas zu mir nehmen würde, aber da können sie noch lange warten. Ich habe jeglichen Appetit verloren... gestern habe ich nur Alkohol und Wasser erbrochen... ich bin einfach nicht in der Lage etwas zu mir zu nehmen, wenn sie mit am Tisch sitzt. Schon seit Tagen hungere ich... weil ich dir nicht unbedingt die Befriedigung geben will, mich des Nachts kotzen zu hören, nachdem du deinen Spaß hattest... "Kai!" Wer - Max? Seine vorwurfsvollen, blauen Augen starren quer über den Tisch zu mir herüber. Auch andere Augenpaare gesellen sich hinzu. Nur du nicht... und die Gesandte der Hölle. Max steht vom Stuhl auf, kommt energisch auf mich zu und stemmt die Hände auf den Tisch, direkt neben meinem Teller... er zwingt mich, ihm in die Augen zu sehen. Ich bin nicht der einzige, der überrascht ist, ihn so wütend zu sehen. Ich höre ein erschrockenes Keuchen und ein protestierendes "Max!" seitens Ray. Aber ich tue nichts. Ich sehe ihn nur an... "Kai, so geht's verdammt noch mal nicht weiter! Du musst doch mal was essen!" Dann verwischen seine Züge und sie bekommen einen verzweifelten Ausdruck. "Du hungerst dich noch in den Tod. Warum tust du das? Wir machen uns Sorgen!" Ach wirklich? Tut ihr das? Wenn ihr euch wirklich sorgt, überwindet eure Furcht und nehmt mich in den Arm! Ich erwidere nichts. Max scheint unbeeindruckt. "Wir werden mit dir zum Arzt müssen!" So weit kommt's noch... in Wahrheit bin ich euch doch egal. Es wirft nur ein schlechtes Bild auf uns, wenn ich noch magersüchtig werden sollte... mein Gott, wie tief bin ich bloß gesunken? Ich ritze mich, betrinke mich, verurteile die Menschen, die mir als einzige etwas bedeuten und nun hungere ich noch. Früher habe ich solche Leute verachtet und auf sie herabgesehen, wenn sie so etwas taten. Jetzt bin ich selbst einer von ihnen... Plötzlich spüre ich zwei Hände auf meinen Schultern. Hände, die ich immer als zart eingestuft habe, doch sie quetschen und bohren sich in mein Fleisch... wundervoll... aber es erschüttert mich zu wissen, wem diese brutal genussgebenden Hände gehören. "Sieh mich an!" Und dann spüre ich einen Schlag. Dieses dumpfe Knallen schmerzt in den Ohren, meine Wange brennt und eine einzelne Träne tritt mir in mein linkes Auge... das Blut sammelt sich in meinem Mund. Krampfhaft bemühe ich mich, nicht vor Seeligkeit aufzuseufzen... genau das habe ich gebraucht... Ich halte mir die Finger an meine anschwellende Wange. Ich sehe die Ungläubigkeit in Max' Blick. Er starrt auf seine Hände, als könne er sich nicht vorstellen, dass sie Teil seines Körpers sind. Ich weiß, sie erwarten von mir, dass ich den kleinen Amerikaner fertig mache und dafür zusammenscheiße, aber ich tue es nicht - schließlich bin ich ihm dankbar. Durch diesen Schlag scheint in meinem Kopf nun alles wieder klar zu sein. Langsam, ohne auch nur ein winziges Anzeichen von Hektik, stehe ich auf, nehme mein Geschirr und gehe in die Küche. Sie alle starren hinter mir her. Alle. Tyson, Max, Ray, Hillary, Kenny, die Gesandte und du. Aber das ist unwichtig. Wichtig allein ist das Brennen meiner Wange, das mich in die Wirklichkeit zurückholt... *************************************************************************** POV - Wechsel Lucifiera Ich hätte das nie von dir erwartet, Burning Butterfly. Du kannst manchmal wirklich überraschende Dinge tun. Aber eigentlich ist es kein Wunder, dass du einfach so abgehauen bist ohne ein Wort zu verlieren. Meine Beobachtungen haben mir schon gezeigt, was für eine Art Mensch du bist... der schweigende Außenseiter... der Symbolhafte... der Leidende... jemand wie du würde sich niemals herablassen, einen Freund zurückzuschlagen, wenn dieser dich aus deiner Traumwelt zurückholt. Du liebst deine eigene Welt, bist dort gerne, obwohl du eigentlich darin gefangen bist, aber zugleich weißt du, dass du deinen Realitätsbezug nach und nach verlierst, weshalb man dich - auch mit Hilfe von Gewalt - daraus befreien muss. Du und ich, wir sind uns sehr ähnlich. Ich denke in Bildern, nicht in Worten, gebe immer Vergleiche mit der Wirklichkeit an, wenn ich etwas erklären will. Dasselbe tust du auch... Aber das hält mich nicht davon ab, dir alles zu nehmen, was du liebst. Vom ersten Augenblick, den ich dich sah, habe ich dich gehasst. Deine beinahe feminine Schönheit, deine Art dich zu bewegen, dein Stolz und deine Art zu denken waren zu viel für mich... Burning Butterfly, es war nicht schwer herauszufinden, was du an Tala findest. Deine versteckten Blicke, deine Abneigung zu seiner Hurerei. Vom ersten Moment an wusste ich, dass du ihm verfallen bist... Es war auch nicht schwer, Tala herumzubekommen. Der Typ ist so verzweifelt - ein bisschen mit den Hüften gewackelt, ein koketter Blick und er hat mir nachgehechelt wie ein räudiger Köter. Und dafür zu sorgen, dass ich kein Fick für eine Nacht bleibe, war nicht sehr viel nötig. Tala und du, ihr rennt gewissermaßen aneinander vorbei. Der erste, weil er sich krampfhaft selbst davon zu überzeugen versucht, dass er heterosexuell oder wenigstens bi ist, und du, weil du einfach nicht merkst, dass er doch auf Kerle steht, insbesondere auf dich... schließlich kannst du ja auch wie ein Mädchen wirken. Hättest du glatte Haare, nicht diese merkwürdigen Streifen und würdest mal lächeln, dann könnte man das wirklich glauben. Aber das soll mir gleich sein. Wichtig ist nur, dass ich euer Glück verhindere. Du sollst niemals aus diesem Teufelskreis entfliehen, den du dir selbst geschaffen hast. Niemand soll dir dabei helfen. Und Tala soll auf ewig mein sein. Alles, was dir etwas bedeutet, soll von nun an mir gehören. Ich werde dich ersetzen, Burning Butterfly. Ich werde dich davon überzeugen, dass all das, was du zu empfinden glaubst, nichts weiter als Einbildung ist... Lausche mit sterbendem Herzen dem flüsternden Wind, Sehnen und Verlangen sind nicht mehr als erloschene Flammen vergehender Kerzen... Ich werde dich zermalmen... *************************************************************************** *1 Textstelle von Juli "Regen und Meer" *2 wieder einmal Negative "The Moment of our Love"^^ *muahahahaha* ich weiß, ich nerve euch schon mit dieser Band XD *3 a tribute to my sweet Kizu^^ ich denke, du weißt, auf welches Kap das bei dir bezogen war^^ Was einem in einer Dusche alles in den Sinn kommt... Egal, ich möchte hier jedoch nur einmal erwähnen, dass alles, was hier in der Ich-Form geschrieben ist, ausgedacht ist!! Ihr braucht nicht zu glauben, dass ich irgendwelche ähnlichen Probleme habe, mich ritze, mich besaufe oder solche extrem negativen Gedanken habe! Ich habe nicht die geringste Ahnung, ob ein Ritzer überhaupt solche Gedankengänge hat! Geschweige denn ein Magersüchtiger! Durchsage beendet. Bis denne de are Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)