Leben im Waisenhaus von Nightprincess ================================================================================ Kapitel 15: Wir sehen uns wieder, irgendwann! --------------------------------------------- Als Joey am nächsten Tag erwachte, wunderte er sich, warum ihm so warm war, wo er doch sicher war, unter dem Bett eingeschlafen zu sein. Er hörte einen Herzschlag an seinem Ohr, der nicht sein eigener war und er spürte einen Luftzug in seinem Haar, der nicht von einem offenen Fenster stammte. Etwas oder jemand bewegte sich neben ihm und er spürte wie sich ein Arm noch etwas enger um seinen Oberkörper schloss und wie ein Bein über seine Beine gelegt wurde. „Seto.“, murmelte er leise und öffnete die Augen. Eine Hand strich ihm sanft die verwuschelten Haare aus dem Gesicht. „Guten Morgen, Joey.“, erwiderte Seto ebenso leise. Joey schaute nach oben in Setos Gesicht und zwang sich zu einem freudigen Lächeln, auch wenn ihm bewusst war, dass Seto bald gehen musste. „Freust Du Dich schon auf Dein neues Leben mit Deinem neuen Vater?“, fragte Joey lächelnd, Seto zog fast beleidigt seine Augenbrauen zusammen. „Gozaburo Kaiba ist nicht mein Vater und wird es auch nie sein. Ich hatte einen Vater, einen sehr guten Vater, ich brauche keinen neuen. Ich würde viel lieber bei Dir bleiben!“ Joey schüttelte den Kopf. „Du weißt, dass das nicht geht, außerdem kannst Du bei Herrn Kaiba eine gute Ausbildung genießen, Du bist sehr klug, Seto, sonst hätte er sich nicht für Dich interessiert! Du solltest stolz drauf sein, dass er Dich und Mokuba adoptiert hat!“ Seto knirschte leise mit den Zähnen. „Halt den Mund!“ „Aber Seto! Hör doch mal! Herr Kaiba ist reich, weißt Du? Es ist nicht schön, wenn man arm ist, ich weiß das, aber bei Herr Kaiba wird es euch sicher gut gehen…“ „Sei still!“ „…und ihr werden ganz bestimmt nicht hungern müssen und ihr habt immer gute Kleidung und ne gute Ausbildung und wahrscheinlich auch nen schönes Haus und Spielsachen und neue Schulsachen, nicht sowas Gebrauchtes, was ich immer hatte und ihr habt immer gut zu Essen, aber ich glaub, das hab ich schon gesagt, ist auch egal,…“ „Joey! Sei endlich ruhig!“ „…es wird euch gut gehen bei Herrn Kaiba und es macht nichts, dass er Waffen und sowas verkauft, sowas ist auch wichtig, damit man unser Land verteidigen kann und so und wenn Du mal groß bist, wirst Du vielleicht seine Firma übernehmen und dann kannst Du was anderes daraus machen, vielleicht ne Spielzeugfirma oder so und dann kannst Du Spielsachen verkaufen und vielleicht auch an Waisenhäuser verschenken, damit Kinder wie wir auch schönes Spielzeug haben und dann sind die Kinder sicher total glücklich…“ „Joey…“ „…und Du wirst berühmt und das alles und jeder wird Deinen Namen kennen, Seto Kaiba werden sie sagen und Dich verehren und die Mädchen werden Dir nachlaufen und Dich heiraten wollen und Du wirst voll berühmt, aber das sagte ich schon…“ „Ich will sowas nicht hören!“ „…und Du bist dann auch reich, so wie Herr Kaiba jetzt und dann kannst Du Dir viele Autos kaufen und nen schönes eigenes Haus und Mokuba geht es auch gut und Du kannst ihm ein Haustier kaufen, vielleicht einen Hund oder so oder nen Meerschwein oder ne Katze, Du kannst auch nen Goldfischteich anlegen, sowas will er bestimmt gerne haben,…“ „Still jetzt!“ „…das wollte ich immer haben, aber wir hatten nie das Geld für Haustiere, ich hatte mal nen kleinen Streuner nachhause gebracht, aber mein Vater hat den in meinem Zimmer gefunden und wieder rausgeworfen, den hatte meine Schwester Joey genannt, weil der genauso verpeilt und strubbelig aussah, wie ich, hat sie gesagt, keine Ahnung, was aus ihm geworden ist, er war nicht grade gesund, als ich ihn fand und es war kalt draußen, war ja auch Winter, vielleicht lebt er ja noch irgendwo, vielleicht ist er aber auch schon tot,…“ „Joey, bitte…“ „…aber ist ja auch egal jetzt, Du kannst auch Haustiere haben und vielleicht findest Du ja auch so einen Streuner und kannst ihm das Leben retten, anders als ich damals, Herr Kaiba ist bestimmt tierlieber als mein Vater, der ja jetzt nicht mehr mein Vater ist, weil er tot ist, ich vermiss ihn gar nicht, weißt Du, ich weiß nicht, ob ich ihn hasse, ich glaub das kann ich nicht, er ist immer noch mein Vater, so irgendwie jedenfalls und ich hab ihn wirklich lieb gehabt, also am Anfang, als meine Mutter noch da war, danach wusste ich nicht mehr, ob es richtig ist, meinen Vater zu lieben, weil er so böse zu uns war und meine Schwester immer hauen wollte und mich auch immer gehauen hat und weil er immer so rumgeschrien hat und getrunken hat und Möbel kaputt gemacht hat,…“ „Joey, hör auf, bitte…“ „…Herr Kaiba ist bestimmt nicht so wie mein Vater, der schlägt sicher keine Kinder, auch wenn er ein bisschen gruselig aussieht und ein bisschen grummelig ist und so, er ist bestimmt nen guter Vater oder Ersatzvater oder was auch immer…“ „Joey, verdammt, jetzt hör endlich auf!“, schrie Seto wütend und das Geräusch einer Ohrfeige schallte durch das Zimmer, das ganz plötzlich totenstill wurde. Joey hatte sich während seiner langen Rede aufgesetzt und lehnte nun im Schneidersitz an der Wand, die Augen weit aufgerissen und die linke Hand an seiner linken Wange, während Seto mit zusammengekniffen Lippen und zu Schlitzen verengten Augen auf seinen Knien vor ihm saß, mit der rechten Hand noch in der Luft, als wäre sie in dieser Position erstarrt. „Joey…“, keuchte Mokuba erschrocken, der durch den Lärm aufgewacht war und nun neben Joeys Bett stand, während er geschockt zwischen seinem Bruder und seinem besten Freund hin und her schaute. Tränen sammelten sich in Joeys Augen, aber er wischte sie schnell weg und grinste über das ganze Gesicht. „Also, wenn ich zu viel rede, hättest Du mir das ruhig auch anders sagen können, weißt Du?“ Mokubas Augen weiteten sich, als er Joey völlig konfus anstarrte, während sich Setos Augen noch weiter verengten und er seine Lippen so hart zusammenpresste, dass sie fast blass erschienen. Joeys Gesicht war zu einer lächelnden Fassade mutiert, aber was er nicht verbergen konnte, war der traurige Blick aus seinen braunen Augen, der sich in das Herz der zukünftigen Kaibabrüder fraß. Während Mokuba traurig war, dass er von Gozaburo Kaiba adoptiert wurde, empfand Seto nichts als Hass für den Mann, in dessen Hände er sein und Mokubas Leben gelegt hatte, während er seinen besten Freund alleine zurücklassen musste. Ohne Vorwarnung riss er Joey an sich und umarmte ihn so fest er konnte. „Ich vergess Dich nicht! Wir sehen uns wieder, Joey! Das schwöre ich Dir! Wir sehen uns wieder, irgendwann!“ Joey erwiderte nichts, um Setos Wunschtraum nicht zerplatzen zu lassen. Nur ein Gedanke schoss ihm durch den Kopf. >Vergiss mich nicht, Seto Kaiba.< Zwei Stunden später saßen Seto und Mokuba adoptierte Kaiba in Gozaburo Kaibas Limousine, während Joey am Haupttor stand und mit einem fröhlichem Gesicht hinterher winkte, bis die Limousine um die nächste Ecke verschwand. Joey wusste nicht, ob er die beiden Brüder jemals wiedersehen würde, aber sein beinahe versteinertes Lächeln verschwand auch den Rest des Tages nicht und nur in der ersten einsamen Nacht in seinem Zimmer weinte er eine einsame Träne während er schlief und sich an die glückliche Zeit mit Serenity, Mokuba und Seto im Waisenhaus erinnerte. ~~~~~ Ende Fortsetzung folgt... Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)