Leben im Waisenhaus von Nightprincess ================================================================================ Kapitel 12: Die Herausforderung! -------------------------------- Am Freitagnachmittag war es endlich soweit, Gozaburo Kaiba wurde sehnsüchtig im Waisenhaus erwartet. Die ganze Zeit hatten die Erzieher und die Kinder das Waisenhaus aufgeräumt, geputzt und geschmückt, damit wirklich Alles perfekt war für die Ankunft des Leiters der Kaiba Corporation. Joey ließ sich den ganzen Tag über nicht blicken und versteckte sich die ganze Zeit hinter dem Schuppen zwischen ein paar dichten Büschen. Den Platz hatte er mal durch Zufall gefunden, als ihm ein Ball ins Gebüsch gerollt war, außer ihm kannte niemand dieses kleine Versteck, also konnten Mokuba und Seto ihn dort auch nicht finden, obwohl sie manchmal ziemlich dicht daran vorbeigingen. Sie machten sich Sorgen um Joey. „Wo kann er denn nur stecken?“, fragte Mokuba und Seto zuckte traurig mit den Schultern. „Ich weiß nicht, wir haben schon überall nach ihm gesucht, ich wüsste nicht, wo wir ihn noch suchen sollen.“ „Vielleicht wäre es besser, wenn wir Frau Shima benachrichtigen, vielleicht ist Joey weggelaufen, oder ihm ist etwas passiert.“, meinte Mokuba, Seto schüttelte den Kopf. „Joey würde bestimmt nicht so einfach weglaufen, das kann ich mir nicht vorstellen und ich glaub auch nicht, dass ihm etwas passiert ist. Ich bin sicher, dass er sich nur versteckt hat, weil er traurig ist und er das nicht zeigen will.“ „Das wäre möglich, großer Bruder! Aber sollten wir ihn dann nicht trösten?“, fragte Mokuba und Seto schüttelte wieder den Kopf. „Wenn Joey das nicht will, können wir ihn nicht dazu zwingen. Wir müssen warten, bis er von alleine zu uns kommt und uns um Hilfe bittet.“ Mokuba seufzte leise. „Joey ist manchmal ziemlich schwierig.“ Seto nickte zustimmend. „Aber er ist auch ziemlich einsam.“ Mokuba seufzte wieder. „Du hast Recht, Bruder.“ Joey hörte das Gespräch von seinem Versteck aus und ihm kamen wieder die Tränen, er schluchzte leise und vergrub sein Gesicht in seine Hände. Er wollte stark sein, aber er war doch noch ein Kind, ein einfaches Kind, ein Kind, das erst lernen musste, wie man stark wird. Gegen 17:00 Uhr wurde es unruhig auf dem Hof des Waisenhauses, eine Wagenkolonne hielt vor dem Tor an, dabei war ein Funkwagen mit Antenne für die Liveübertragung zur Fernsehstation, eine große schwarze Limousine der Kaiba Corporation, ein Polizeiauto und zwei Polizeimotorräder. Zuerst sprang das Fernsehteam aus ihrem Wagen und positionierte sich vor der Limousine, aus der dann Gozaburo Kaiba persönlich ausstieg, in Begleitung zwei seiner persönlichen Assistenten. Die Leiterin Frau Shima, die Köchin Frau Sajato, der Direktor Herr Yoshi und der Hausmeister Herr Kasaki begrüßten Herrn Kaiba und seine zwei Begleiter freundlich und führten sie dann ins Waisenhaus, während das Fernsehteam alles filmte und Live zum Fernsehsender übertrug. „Ich freue mich wirklich sehr, dass Sie uns besuchen Herr Kaiba!“, schleimte der Direktor und der Firmenleiter runzelte leicht die Stirn, Schleimer waren ihm zuwider, er konnte sie nicht ausstehen. „Ich möchte gern diesen Wunderjungen sehen, falls Sie nichts dagegen haben.“, meinte er ziemlich unfreundlich und der Direktor nickte heftig. „Aber selbstverständlich, Mr. Kaiba! Folgen Sie mir bitte!“ Er führte die Männer in das Spielzimmer der Waisenkinder, in dem es ungewöhnlich still war. Seto und Mokuba saßen ganz hinten an einem Tisch und alle Blicke der Kinder richteten sich von Herrn Kaiba sofort auf Seto, der mit ernstem Gesichtsausdruck zur Tür starrte und den Leiter der Kaiba Corporation böse anfunkelte. Joey war noch immer nicht aufgetaucht, er wusste zwar, dass Gozaburo Kaiba eingetroffen war, aber er wagte sich nicht aus seinem Versteck, erst als er sicher war, dass Herr Kaiba im Gebäude war, schlich er sich heimlich unter ein geöffnetes Fenster des Spielzimmers und lauschte angespannt. Der Tisch von Seto und Mokuba stand nicht weit entfernt von dem offenen Fenster, also konnte er das Gespräch zwischen Seto und dem Firmenleiter mitverfolgen und bei jedem Wort verkrampfte sich sein Herz schmerzlich zusammen. „Du bist also Seto?“, fragte der Firmenleiter. „Jawohl, Herr Kaiba, das bin ich und das ist mein Bruder Mokuba und wenn Sie mich adoptieren wollen, müssen Sie ihn mitnehmen!“, antwortete Seto, Gozaburo lachte trocken. „Und warum sollte ich das tun?“, fragte er und Seto erwiderte: „Weil ich Sie vor laufender Kamera zu einem Schachspiel herausfordere und wenn ich gewinne, werden Sie uns Beide mitnehmen!“ „Und was ist, wenn Du verlierst?“, fragte der Leiter der Kaiba Corporation lachend. „Ich werde nicht verlieren!“, antwortete Seto zornig und Herr Kaibas Lachen erstarb augenblicklich. „Warum sollte ich auf die Herausforderung eingehen?“, fragte er. „Ganz einfach, weil Sie sicherlich nicht zugeben wollen, dass Sie vor einem kleinen Jungen Angst haben, dass Sie Angst davor haben, dass ein kleiner Junge gegen Sie gewinnen kann.“, sagte Seto selbstbewusst. Gozaburo knurrte böse. „Dir werde ich schon noch Manieren beibringen, Rotzbengel, aber gut, spielen wir eine Runde Schach und wenn ich gewinne, wird Dein Bruder hier bleiben und Du wirst Deine gerechte Strafe für Deine freche Herausforderung bekommen!“, sagte er. „Abgemacht, Herr Kaiba!“, antwortete Seto. Joey ließ sich an der Wand des Hauses hinab gleiten und stützte seinen Kopf auf seine Knie, ein paar Tränen rollten über seine Wange und er wischte sie mit einer schnellen Handbewegung weg. Jetzt war nicht die Zeit für Tränen, er musste Seto die Daumen drücken, damit dieser das Schachspiel gegen Gozaburo Kaiba gewann, damit er seinen kleinen Bruder Mokuba mitnehmen konnte. Weinen konnte er hinterher immer noch. >Seto muss es schaffen, er darf einfach nicht verlieren, er darf nicht verlieren! Ich will nicht, dass die Beiden getrennt werden, ich will nicht, dass sie dasselbe, wie ich erleiden müssen. Es ist schon traurig genug, dass ich meine Schwester verloren habe, ich will nicht, dass so etwas mit Seto und Mokuba passiert, sie gehören einfach zusammen!<, dachte Joey und flehte den Himmel an, dass er Seto zum Sieg verhelfen möge, auch wenn das bedeutete, dass er ganz alleine im Waisenhaus zurückbleiben müsste. Lieber das, als miterleben, wie wieder eine Familie auseinander gerissen wird. Joey wollte so etwas nie wieder sehen, nie wieder! „Bitte lieber Gott, bitte lass Seto dieses Schachspiel gewinnen, ich werde Dich nie wieder um etwas bitten, wenn Du ihm die Möglichkeit gibst, seinen kleinen Bruder mitzunehmen! Ich werde Dich nie wieder um Hilfe bitten, aber mach, dass Seto gegen Gozaburo Kaiba gewinnt! Bitte lieber Gott, tu es für Seto, wenn Du es nicht für mich tun willst, oder tu es für Mokuba, aber tu es, lieber Gott!“, flüsterte Joey so leise, dass nur er es hören konnte und faltete seine Hände zu einem Gebet, so wie er es schon oft getan hatte, wenn sein Vater mal wieder betrunken im Wohnzimmer herumtobte und nach ihm rief. Noch nie hatte Gott seine Gebete erhört, nie hatte er ihm geholfen, wenn sein Vater ihn schlug und er Gott um Hilfe bat, doch dieses eine Mal wollte Joey daran glauben, dass es so etwas wie einen Gott dort oben im Himmel gab, damit er Seto zum Sieg verhalf. Er glaubte ganz fest daran, denn es war das Einzige, was er noch für Seto und Mokuba tun konnte. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)