Komische Schulhofgeschichten - und andere Skurilitäten aus meinem Leben von NoUseForAName (nya, so schlimm is' es wirklich nicht) ================================================================================ Kapitel 6: Klassenfahrt, Part 2: Eine Menge Ärger... Zumindest für die anderen, ätsch! -------------------------------------------------------------------------------------- (Anm. d. A.: Das Kapitel is' jetzt 'n kleines bisschen länger, aber ich hoffe, niemand schläft beim Lesen ein. Nochmal Danke an meine ne-chan für's rübermailen! Fühl dich geknuddelt und geknutscht!) Nach einer schier endlos scheinenden Busfahrt kamen wir endlich in Osaka an. Genauer gesagt in einem kleinen Vorort. Unsere Klassen waren im gleichen Hotel untergebracht, je drei Leute bekamen ein Zimmer. Da ich davon ausging, dass Kaokao nicht mit mir das Zimmer teilen wollte, zog ich Kyo und Toshiya heran. Damit war gute Laune bis in die frühen Morgenstunden garantiert. Schon nach etwa einer Viertelstunde im Hotelzimmer war der ganze Fußboden bedeckt mit Toshiya's Klamotten. "Herrgott im Himmel..." sagte Kanno-sensei als sie einen Blick in unser Zimmer riskiert hatte. Ich zuckte resigniert mit den Schultern und schloss die Zimmertür. "Ich hab Schiss, dass die beiden sich prügeln." sagte ich und setzte mich auf meine Seite des Bettes nachdem ich es teilweise von Toshiya's Klamotten befreit hatte. "Wer?" fragte Toshiya nichtsahnend. "Kaoru und Kaoru." sagte Kyo, der ja schon über alles Bescheid wusste. "Oh. Und wieso?" fragte Toto weiter. "Sagst du's ihm?" fragte mich mein bester Freund. "Nein, ich lasse dir den Vortritt." "Also, die beiden sind tatsächlich Halbgeschwister." verkündete der kleine Blonde. "Oh." kam von Toshiya. "Das sieht übel aus, für die Klassenfahrt." Ich nickte und kramte die Liste hervor, die Kanno-sensei mir kurz zuvor gegeben hatte. Auf dieser Liste war aufgeführt, wer in welchem Zimmer war, Mädchen und Jungs. Nach einer Weile fand ich schließlich das Mädchenzimmer mit Kaoru's Namen drauf. "Komme gleich wieder." Zwei Minuten später hatte ich auch das Zimmer gefunden und klopfte an die Tür. Aus dem Zimmer drang lautes Gekicher und Gegacker. -Die Arme Kaoru, muss mitten zwischen diesen eingebildeten und zickigen Tussen hocken- dachte ich während ich wartete, dass jemand die Tür öffnete. Schließlich ging die Tür einen Spalt weit auf und Hitomi, eine der größten Zicken der ganzen Schule, blinzelte mich skeptisch an. "Kann ich kurz mit Kaoru sprechen?" fragte ich, bemüht freundlich zu sein. "Kaoru? Die spricht doch mit niemandem." sagte sie und rollte die Augen. "Aber wenn du unbedingt sterben willst, dann schicke ich sie zu dir." Endlich kam Kaoru auf den Flur. "Kann ich dir helfen? Mit irgendwas?" fragte sie ohne mich anzusehen. "Ich wollte mich entschuldigen, Kaoru." "Ach?" Ich nickte. "Aber du musst verstehen, dass ich als Klassensprecher die Freundschaft auch mal außen vor lassen muss. Außerdem gefällt es mir gar nicht, dass du nicht mit Kaoru verstehst. Eigentlich ist er richtig nett." "Ach?" Ich seufzte und blinzelte sie flehend an. "Kannst du nicht wenigstens versuchen, nett zu sein?" "Wieso sollte ich? Er ist doch auch nicht nett zu mir. Glaub mir, das letzte Wochenende war das schlimmste meines gesamten Lebens." "Wieso das? Hat dir das Black Velvet doch nicht gefallen?" fragte ich und zog die Augenbrauen hoch. "Was? Nein, das war lustig. Aber als Samstag Kaoru und Niikura-san vor meiner Tür standen..." "Und dann?" wollte ich wissen. "Na ja, man hat mir das Testergebnis genannt und die zwei haben mich mitgenommen. Schließlich gehöre ich ja jetzt zur 'Familie'." Sie klang richtig gequält als sie das sagte. "Tja, noch am gleichen Tag sind Miya und ich wieder umgezogen." "Hm." "Und glaub mir, Kaoru hat nicht gerade Freudensprünge gemacht." "Kann man verstehen. Einzelkind halt." sagte ich und zuckte mit den Schultern. "Jedenfalls kann niemand, auch du nicht, von mir erwarten, dass wir plötzlich die besten Freunde der ganzen Welt sind." "Okay, okay. Aber versuchst du wenigstens, dich für die Klassenfahrt zusammenzunehmen? Ich meine, ich kann echt verstehen, dass das nicht leicht ist ne, aber..." "Verstehe. Du meinst, du müsstest dich zwischen einem von uns entscheiden, was? Keine Sorge, ich kann meinem Brüderchen gern den Vortritt lassen. Shinya ist ja auch noch da." sagte sie und ging wieder ins Zimmer, bevor ich das richtigstellen konnte. Jetzt konnte ich nur noch die Stirn in Falten ziehen und machte mich wieder auf in mein eigenes Zimmer. "Und? Und? Und? Was hat sie gesagt?" fragte Toshiya sofort. "Hast du schon wieder was anderes an?" fragte ich. Alle anderen trugen ja auch noch ihre Schuluniformen. "Öh, ja. Jetzt sag schon." "Sie sagt, Shinya wäre ja auch noch da, falls ich vorhaben sollte, mich zwischen Kaoru und Kaoru entscheiden zu müssen." "Oh. Na ja, dann kann man aber doch nicht ausschließen, dass sie dich auch mag, oder?" fragte Kyo und richtete sich wieder auf, wäre er auf dem Bett doch beinahe eingeschlafen. "Oder sie will dich verarschen." sagte Toshiya. "Das wäre einfacher, wenn nicht beide Kaoru's unverbesserliche Zicken wären." merkte ich an. "Ich finde Kaoru gar nicht so zickig." sagte Toshi. "Kaoru oder Kaoru?" "Na Kaoru. Sonst hätte ich Kaokao gesagt." Und genau dieser stand wenig später im Zimmer, zusammen mit Shinya. "So, was machen wir denn heute Abend noch?" fragte Kaoru. "Wenn ich Toto so angucke, könnte es ja wirklich eine lange Nacht werden." "Na ja, wenn deine Nacht in diesem Fall nur bis 11 Uhr abends dauert." warf Shinya ein. Shinshin war ein Sinnbild an Pflichtbewusstsein und nahm seinen Klassensprecherjob sehr ernst. Okay, wenn Shinya von Leuten umgeben war, die er nicht kannte war er immer ungeheuer schüchtern, aber auch unser Chibi Shinshin konnte ganze schön laut und lustig werden, vor allen Dingen dann, wenn er ein bisschen was gebechert hatte. Und trotz seiner sehr zierlichen, ja fast androgynen Statur, vertrug er eine ganze Menge Alkohol. "Ts. Dir kann man es auch nicht recht machen." sagte Kaoru und schürzte die Lippen um zu schmollen. Dann blinzelte er mich an. "Was denn? Gar nicht mit deiner kleinen Kaoru zusammen?" "Hör doch auf ständig zu sticheln. Ist schon kompliziert genug." sagte Toshiya und boxte Kao in den Bauch. "Alter, wie vielen Leuten hast du das denn schon erzählt?" fragte Kaoru und sah mich böse an. "Was soll ich wem erzählt haben?" fragte ich zurück. Manchmal war es besser, man stellte sich dumm. Und ich war eindeutig Experte, was das anging. Teilweise hatte ich aber wirklich keinen Schimmer, worum es ging. So war das eben, wenn man seinen Tagträumen nachhing, stundenlang. "Wir haben doch alle mitbekommen, dass du und Kaoru, dass ihr euch nicht ausstehen könnt." sagte Kyo um die Situation zu entschärfen. Es klopfte an der Tür und im nächsten Moment stand Miyavi im Zimmer, vom einem Ohr bis zum anderen grinsend. "Ihr glaubt nicht, was Hitomi gerade gebracht hat." strahlte er. "Was denn? Wie du siehst sind wir hier in diesem Zimmer und wir haben es bisher nicht fertiggebracht, durch Wände zu schauen." sagte Shinya und rollte die Augen. Miyavi war einer der Menschen, die Shinya wirklich hasste, aber Shinya hasste ja fast jeden. "Na, da ist doch diese neue in eurer Klasse, ne? Diese Kaoru." "Stimmt genau." nickte ich. "Na ja, Kaoru musste eben mitansehen, wie Hitomi 'zufällig' den gesamten Inhalt ihrer Tasche auf dem Flur ausleerte." Über Kaoru's Gesicht huschte ein fieses Grinsen. Ich hasste dieses Grinsen. Denn wenn er so grinste, dann hieß das eindeutig nichts gutes. Ich zog fragend die Augenbrauen hoch und ging auf den Flur, dann zu dem Zimmer in dem Kaoru mit der Zicke Hitomi und der doooooofeeeen Aki untergebracht war. Und was musste ich da sehen? Kaoru saß mit Tränen in den Augen auf dem Fußboden im Flur vor dem Zimmer und sammelte ihre Sachen ein. Mir fiel nichts ungewöhnliches am Inhalt der Tasche auf. Kleidung, Zettel, ein Tagebuch, ihre Schminkutensilien, mehr war es eigentlich nicht. Okay, es rollten ein paar Tampons über den Fußboden, aber war das so schlimm? Ich zog die Stirn in Falten und ging in die Knie um ihr zu helfen. Aber Kaoru sah mich nur panisch an, schlug meine Hand weg und stopfte alles schnell in die Tasche. Dann stand sie auf, warf die Tasche ins Zimmer und stürmte den Flur entlang, vorbei an Toshiya und den anderen. Shinya, der wusste, dass ich wahrscheinlich der letzte war, mit dem sie sprechen wollte, ging ihr nach. Ich war wirklich wütend auf Hitomi. Ohne zu klopfen ging ich ins Zimmer. Da saß sie auf dem Bett, grinste heimtückisch und tat so, als wäre sie die Unschuld in Person. Alles gleichzeitig. Kaum vorstellbar, aber Hitomi, die Schlange, schaffte es. "Was sollte das?" fragte ich. "Was denn?" "Wieso schmeißt du Kaoru's Tasche auf den Flur?" "Wer sagt denn, dass ich die blöde Tasche auf den Flur geschmissen habe?" fragte sie zurück, ihr grinsen wurde jetzt nur noch boshafter. "Wie kommt es denn, dass du dich so sehr für Kaoru einsetzt? Ich glaube ja nicht, dass es nur daran liegt, dass du Klassensprecher bist." "Das 'Warum' hat dich wohl nicht zu interessieren. Das was du hier abziehst ist echt arm, weißt du das? Und du solltest dich was schämen! Du bist echt zu alt für so ein kindisches Verhalten! Ihr könntet euch wenigstens bemühen, es Kaoru ein wenig leichter zu machen, ihr egoistischen Kühe!" brüllte ich sie an und verließ das Zimmer wieder. Toshiya stand neben der Tür und blinzelte mich fragend an. "Frag lieber nicht..." Kaoru kam auch noch dazu. "Wenn du jetzt einen blöden Spruch lässt, dann-" "Nein, keine Panik. Ich find das auch nicht okay, was Hitomi da abgezogen hat." sagte er und hob beschwichtigend die Hände. "Ach?" "Na ja, sie ist schließlich meine Schwester, nicht wahr?" Toshiya verschluckte sich an seinem Trinkpäckchen mit Orangensaft an dessen Strohhalm er zuvor noch genuckelt hatte. Er strauchelte und fiel fast hin, bis er sich wieder fasste und Kaoru beinahe entsetzt ansah. "o.O Echt jetzt?" Der Angesprochene nickte. "Kann man hier irgendwo rauchen?" fragte er dann und holte eine zerdrückte Zigarettenschachtel aus seiner Hosentasche. "Ich komme mit. Und du auch, Die. Ihr müsst nicht aufeinander sauer sein. Nicht wegen so was lächerlichem. Als wenn einer von euch was dafür könnte." sagte Toshiya, packte Kaoru und mich am Arm und schleifte uns auf den Balkon vor der Etage. Es war nirgends ein 'Rauchen verboten'-Schild zu sehen, außerdem standen auf dem Balkon mehrere Aschenbecher. Wir lehnten uns an das Geländer und holten unsere Zigaretten hervor. "Was sagst du denn dazu, dass du jetzt ein Geschwisterchen hast, Kao?" fragte Toshiya. "Was soll ich dazu schon sagen? Ich werde mich früher oder später schon damit abfinden, denke ich." sagte er beinahe beiläufig. "Aber egal ist es dir nicht?" fragte ich. "So was kann einem nicht egal sein. Ich meine, ich war immer ein Einzelkind und jetzt, ganz plötzlich, drängelt sich ein anderer Mensch, ein mir fremder Mensch in meine Familie. Ist doch klar, dass ich nicht wirklich begeistert bin. Obwohl ich schon gerne ein Geschwisterchen gehabt hätte, soviel muss ich zugeben." Ich blinzelte über das Geländer und sah Shinya und Kaoru. Es hatte ganz den Anschein, als würde Kaoru weinen. Jedenfalls hatte Shinya seine dünnen Ärmchen um sie gelegt und tröstete sie. Auch Toshiya und Kaoru riskierten einen Blick über die Brüstung. "Irgendwie tut sie mir auch leid." sagte Kaoru schließlich. "Sie kann ja auch nichts dafür." "Wofür?" fragte Toshiya. "Dass das alles so gekommen ist. Und ich kann auch verstehen, dass sie wissen wollte, wer ihr Vater ist. Mich hätte das bestimmt auch ganz schön mitgenommen, wenn ich das nicht gewusst hätte. Oh, hatte ich schon erwähnt, dass sie ja auch ganz süß aussieht?" "Vergiss es, Kaoru. Sie ist immerhin mit dir verwandt." sagte Toshiya und schüttelte den Kopf. "Schon klar. Ich wollte es nur mal anmerken." Jetzt gesellte sich auch Kanno-sensei zu Kaoru und Shinya. Sie schien zu fragen, was passiert ist und es sah aus, als würde Shinya ihr alles erklären. Da wir im fünften Stock waren, konnten wir natürlich nichts verstehen. Wenig später sahen wir, wie Frau Kanno ins Gebäude stürzte. Wieder zwei Minuten später hörten wir die alte Hexe, wie sie Hitomi und Aki zusammenstauchte. "Verdammt noch mal! Könnt ihr dieses Kleinkindverhalten nicht lassen? Glaubt ihr etwa, Kaoru hat es leicht, mitten im Schuljahr in eine fremde Stadt und eine fremde Schule zu kommen? Wenn ja, dann finde ich das sehr armselig. Vor allen Dingen dir, Aki, hatte ich mehr zugetraut als dieses hinterhältige Verhalten. Wenn mir in den nächsten Tagen noch einmal Beschwerden kommen, dann wirst du nach Hause fahren. Und du auch, Hitomi. Ist das klar?" "Hai..." kam es kleinlaut von den beiden. Innerlich grinste ich in mich hinein. Die beiden hatten es wirklich nicht anders verdient. Frau Kanno sah uns auf dem Balkon und kam ebenfalls hinaus. "Von euch hat doch bestimmt noch einer eine Zigarette für mich, oder?" fragte sie. "Sie rauchen, Kanno-sensei?" fragte Toshi überrascht und hielt ihr seine Zigaretten hin. "Nur in solchen Situationen. Also, Andou-kun, du als Klassensprecher musst auch ein Auge darauf haben, dass so etwas nicht wieder vorkommt. Okay? Ich will so ein Verhalten nicht in meiner Klasse. Außerdem scheinst du dich mit ihr gut zu verstehen." "Mit Hitomi?" fragte ich und kräuselte angewidert die Lippen. "Nein, mit Kaoru." "Ach so." "Dürfte ich gleich einen Moment mit Ihnen sprechen? Unter vier Augen?" fragte Kaoru an unsere Klassenlehrerin gewandt. "Sind schon weg." sagte ich und zerrte Toshiya vom Balkon zurück in unser Zimmer. Dort angekommen stellten wir fest, dass Kyo eingeschlafen war. Wie immer, sobald er in eine auch nur annähernd horizontale Position kam. "Meinst du, er sagt es ihr?" fragte Toshiya und biss sich auf die Unterlippe. "Wenn er das macht, dann kann man es ihm nur zu gute halten." sagte ich und nickte zustimmend. "Ich geh mal Shin-chan und Kaoru suchen." sagte Toshi und ging wieder aus dem Zimmer. Man, das konnte ja noch heiter werden. Während ich Toshiya's Sachen zusammensuchte wachte Kyo auf. "Du wolltest mir doch noch was erzählen." merkte ich an. "Stimmt. Eigentlich ist es dasselbe wie immer. Aber... gestern hat mein... mein Vater, glaube ich, meine Mutter... geschlagen... Ich hab es nicht genau mitbekommen, aber sie hat geweint und... er hat sich hinterher bei ihr entschuldigt..." "Und jetzt? Ich meine, was willst du jetzt machen?" "Weiß nicht. Das habe ich dir aber auch schon ganz oft gesagt." "Hätte ja sein können, dass sich deine Meinung dazu geändert hätte." "Erst mal die Schule fertig machen und dann... dann seh ich zu, dass ich bei meinen Eltern ausziehe... Sollen sie sich ruhig die Köpfe einschlagen..." "Kopf hoch, ja? Ist ja nicht mehr lange." lächelte ich ihn aufmunternd an. "Oh ja, sechs Monate ist ja auch gar nicht mehr viel." grummelte er. "Dann hau ich ab nach Kyoto und meine Eltern, die können mich dann mal gern haben. Weißt du, mir reicht es echt. Die zwei benehmen sich nicht wirklich erwachsen. Wenn sie sich hassen oder sich einfach nicht mehr lieben, dann sollen sie sich lieber scheiden lassen, statt sich jeden Tag so idiotisch aufzuführen." "Hast Recht. Haben deine Eltern das Wort Scheidung denn schon mal erwähnt?" "Ja und nein. Erwähnt schon ja. Aber wie sieht das denn aus, wenn sie sich nach fast 25 Jahren Ehe plötzlich scheiden lassen?" "Ach komm. Das wird mittlerweile doch schon gar nicht mehr so eng gesehen." "Sag das nicht mir, sag das meinen Eltern." Gerade als ich das Zimmer halbwegs wieder aufgeräumt hatte kamen Toshiya, Shinya und beide Kaoru's ins Zimmer. Kaoru hatte immer noch verheulte rote Augen und sah mehr als nur ein wenig traurig aus. Dazu kam noch das wütende Glitzern in ihren Augen. Aber richtig überrascht war ich, als Kaoru seiner Schwester einen Arm um die Schultern legte und sie sich nicht mal wehrte. "Gomen ne." sagte er dann so leise, dass man es aus der Entfernung kaum verstand. Mir ging die Kinnlade runter. Toshiya sah das, grinste und drückte meinen Mund wieder zu. "Is doch süß." wisperte er und kniff mir in die Wange. "Soll ich Fragen, ob du auf ein anderes Zimmer kannst?" fragte ich, den Blick auf die immer noch weinende Kaoru gerichtet. "Bitte? Und den blöden Kühen nachgeben? Ganz bestimmt nicht." sagte sie mit erstaunlich fester Stimme. Dennoch fühlte sie sich sichtlich unwohl, von fünf Augenpaaren angestarrt zu werden, dazu noch der Arm ihres Bruders um ihr Schultern. Schließlich befreite sie sich aus dessen Griff und verließ das Zimmer, mit hängendem Kopf und hängenden schultern. Jetzt beschloss ich, ihr hinterher zu gehen. "Kaoru, warte mal einen Moment." sagte ich und fasste ihr sanft von hinten auf die Schulter. Als sie sich umdrehte lächelte sie, tat so, als wäre nichts gewesen. "Du, wenn wir wieder in Hyougo sind... Würdest du dann vielleicht noch mal mit mir weggehen? Also, ich meine... Alleine, ohne... Toshiya oder so..." sagte ich und lief knallrot an. "Was?" "Ich möchte wissen ob du-" "Die Frage habe ich schon verstanden, Daisuke..." winkte sie ab. "Ja oder nein? Wir könnten ins Kino gehen oder so... aber..." "Mal schauen." "Also, ich würde wirklich gerne noch mal mit dir ausgehen." sagte ich, hatte ein bisschen meines Selbstvertrauens wiedergewonnen und konnte sie anlächeln. Etwa eine Stunde später ging es zum Abendessen in das Hotelrestaurant, danach hieß es, man könne die Freizeit so gestalten, wie man wollte. Kurzerhand beschlossen meine Freunde und ich, Kaoru ein wenig abzulenken, damit sie nicht ständig so böse dreinschaute und um sie von Hitomi und Aki fernzuhalten. Toshiya tat sein bestes, war drollig wie immer, naiv bis zum Abwinken, quietschte, kicherte, alles, was wir von ihm gewohnt waren. Und siehe da? Er schaffte es am häufigsten, Kaoru ein Lächeln zu entlocken. Sogar Kaokao war weiterhin gutmütig und versuchte sich mit ihr zu unterhalten. Irgendwann hat er sie sogar vor die Tür geschleift um alleine mit ihr zu reden. Ich hätte nur zu gerne gewusst, worum es in diesem Gespräch ging, denn die zwei waren etwa eine Stunde wie vom Erdboden verschluckt. Kyo hatte die meiste Zeit des Abends damit verbracht entweder zu schlafen oder mit seinem Game Boy rumzudaddeln. Shinya machte ab und an Streifzüge über die zwei Flure die von unseren Klassen belegt wurden, nur um sicherzugehen, dass nichts unrechtes in einem der Zimmer vor sich ging. Er hatte seine Rolle als Klassensprecher quasi verinnerlicht, nicht so wie ich. Ich bin eigentlich auch nur gewählt worden, weil ich ein wenig lustiger bin als die meisten anderen Leute aus meiner Klasse. Ich denke wirklich, dass das der Grund dafür gewesen ist. Gerade als ich und Toshiya einen kleinen Ringkampf veranstalteten ging die Tür des Zimmers auf und die beiden Kaoru's kamen wieder ins Zimmer. Es sah nicht aus, als würden sie sich noch immer hassen. Ich ließ sofort von Toshiya ab und ging zu den beiden. Mit einem dicken Grinsen im Gesicht legte ich meine Arme um beider Schultern. "Und? Alles klar, Kaoru und Kaoru?" fragte ich und schüttelte beide. "Yep. Mein Schwesterlein und ich, wir haben sogar eine Menge gemeinsam." nickte Kaokao. "Stimmt. Ihr seid beide unglaublich niedlich, ne." kicherte Toshiya und klatschte begeistert in die Hände. Ich hab die beiden wieder losgelassen und setzte mich auf mein Bett, zog Kaoru's Schwesterchen aber neben mich auf die Matratze und hielt sie am Arm fest, damit sie nicht sofort wieder aufstehen konnte. "Und jetzt, wo alles geklärt ist, können wir ja die Klassenfahrt auch genießen, nicht wahr?" fragte ich und grinste ihr keck ins Gesicht. "Wie meinst du das?" fragte sie und blinzelte mich aus großen Augen an. "Reine Auffassungssache. Was Hitomi und Aki angeht brauchst du dir keine Sorgen mehr machen. Und wenn dir einer von denen noch mal blöd kommt, dann sag Bescheid. Dann gibt es für die einen Satz heiße Ohren, das kannst du mir glauben." "Mein Held." kicherte sie und wurde ein wenig rot. "Und jetzt? Wir können ja nicht den ganzen Abend im Zimmer rumhängen. Vor allen Dingen, weil Kanno-sensei gesagt hat, wir dürften quasi machen, was wir wollen." sagte Toshiya. "Schon mal auf die Uhr geguckt? Es ist Montag Abend, 22 Uhr. Jetzt hat selbst hier bestimmt keine Kneipe oder sonst was mehr geöffnet." sagte Kaokao und schüttelte den Kopf. "Käme auf einen Versuch an. Ich hab jedenfalls keine Lust, gleich ins Bett zu gehen. Ich gehe. Wer kommt mit?" fragte Toshiya und stand auf. "Ich... komme mit." sagte Kyo und rappelte sich ebenfalls auf. Kaoru, um die ich immer noch meinen Arm gelegt hatte, nickte und machte sich von mir los. Wenig später machten wir uns alle auf den Weg, sammelten auf dem Weg zum Ausgang noch Shinya ein und zwangen ihn mitzukommen. Da unser Kaokao die Fähigkeit hatte älter auszusehen als er war, wenn er wollte, hatten wir auch keine Probleme, an alkoholische Getränke zu kommen. "Na super, wie sieht denn das aus, wenn das jemand mitbekommt, dass sich sogar die Klassensprecher nicht an die Verbote halten?" fragte Shinshin irgendwann, trank aber trotzdem in aller Ruhe sein Bier weiter. "Ich würde mal sagen vorbildlich." griente Kyo. Die beiden Kaoru's saßen nebeneinander und quatschten. Ich saß neben Toshiya und beobachtete die beiden die ganze Zeit. "Was'n los?" fragte Toshiya mich irgendwann. "Hö?" "Na, du starrst vor dich hin, als wäre dein Gehirn im Stand-by Modus. Ist doch nicht normal." "Unsinn." winkte ich ab. "Bin nur ein bisschen müde." "Oder eifersüchtig?" "Auf wen?" "Auf Kaoru?" "Bestimmt. Schnappt sie mir einfach einen meiner besten Freunde weg." entgegnete ich und zeigte ihm einen Vogel. "Nein. Mir kann das nur Recht sein, wenn die zwei sich verstehen. Außerdem glaube ich nicht, dass ich mir da wegen irgendetwas sorgen machen müsste. Immerhin sind die zwei ja Geschwister ne." "Und du meinst, das ist ein Hindernis?" fragte Toto und wackelte mit den Augenbrauen. "Ich hoffe es." Ohne das ich es merkte saß plötzlich die süße Kaoru neben mir und grinste mich an. "Hey, Daisuke." "Oh, hi. Kannst du nicht 'Die' zu mir sagen, wie die anderen auch?" "Okay. Kommst du mal kurz mit vor die Tür?" fragte sie und hörte auf zu grinsen. Ich nickte und folgte ihr nach draußen. "Ano... Ich wollte mich entschuldigen..." sagte sie. "Wofür?" "Dass ich dich heute so angefahren habe... Von wegen, dass du dich entscheiden müsstest und so..." "Ach so. Ist nicht schlimm." sagte ich und schüttelte zur Bestätigung den Kopf. "Trotzdem. Das war nicht nett von mir. Und... ich mag dich halt... Deswegen tut's mir ja leid, dass ich so fies war... So ein mieses Verhalten hast du nicht verdient..." sagte sie leise, sah mich aber fest an. "Schon okay. Ich verstehe ja, dass das alles nicht einfach war, heute." "Also nimmst du meine Entschuldigung an?" frage sie. Ich nickte. "Wie sollte ich dir denn böse sein, Kaoru?" fragte ich und lächelte sie an. "Weißt du, ich mag dich nämlich auch. Außerdem finde ich, dass du das hübscheste Mädchen der ganzen Schule bist." "Daisuke!" sagte sie und wurde rot. "Nicht 'Daisuke'." "Tschuldigung." "Jetzt hast du dich schon wieder entschuldigt. Ich kann ja nichts dafür, dass du so hübsch und niedlich bist." "Ich hau dich gleich, wenn du weiter so einen Stuss erzählst!" -Jetzt oder nie- dachte ich mir, beugte mich zu ihr runter und tupfte ihr einen leichten Kuss auf die Lippen. Und was bekam ich als Antwort? Kaoru wurde noch röter, sah mich aus großen Augen an und ihr blieb der Mund offen stehen. "So süß findest du mich?" fragte sie schließlich. Ich nickte nur und grinste sie wieder an. "Machst du so was öfter?" "Was denn? Kaoru's küssen?" "Nein, Mädchen allgemein." "Eigentlich nicht, nein." "Aha." "Lass uns wieder rein gehen, bevor die was falsches denken." Es war schon nach Mitternacht, als unsere kleine Gruppe das Hotel wieder betrat. Von den Lehrern war weit und breit keine Spur, also schlichen wir alle auf unsere Zimmer. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)