Komische Schulhofgeschichten - und andere Skurilitäten aus meinem Leben von NoUseForAName (nya, so schlimm is' es wirklich nicht) ================================================================================ Kapitel 1: Ein neuer Schüler mitten im Schuljahr ------------------------------------------------ Merkwürdig. Ich konnte diese Person nicht zuordnen. War es nun Männlein oder Weiblein? Was auch immer es war, jedenfalls war dieses Wesen das hübscheste, was ich seit langem gesehen habe, mit langen schwarzen Haaren die sanft im Wind wehten. Hetero hin oder her. Nachdem ich 'es' eine Weile beobachtet hatte, war mir irgendwann egal, welches Geschlecht es war. Ich wusste nur, dass ich 'es' näher kennenlernen wollte, egal wie, egal wo, aber jetzt sofort. Meine vier Freunde blinzelten abwechselnd mich und dann 'es' auf der anderen Seite des Schulhofs an. "Erde an Die, Erde an Die!" vernahm ich irgendwann die Stimme meines besten Freundes Kyo. Das kleine Energiebündel hüpfte aufgeregt vor mir auf und ab, wedelte mit der rechten Hand vor meinen Augen herum. "Was?" fragte ich und blinzelte. Ja, manchmal schaltete mein Gehirn ab, ich konnte nicht mehr denken, geschweige denn ganze Sätze formulieren. "Was'n los, dass du diese merkwürdige Person da drüben so entgeistert anstarrst?" "Wen hab ich angeguckt?" fragte ich weiter. Als Kyo in die Richtung zeigte, in die ich bis vorhin meinen Blick geheftet hatte, war das wundervolle Wesen allerdings schon verschwunden. "Öhm, Jungs, ihr habt das doch auch gesehen, oder?" "Sicher, Kyo. Natürlich haben wir 'das' auch gesehen." kicherte Toshiya. "Wie könnte man Miyabi auch übersehen, wo er doch soooo riesig ist ne." "Du stehst auf Miyavi?" fragte Kaoru mit gespieltem Entsetzen und hing plötzlich hilfesuchend an meinem Arm, war es doch offenkundig, dass ich und die meisten meiner Freunde besagten Miyavi nicht wirklich leiden konnten. "Oh mein Gott! Hättest du eher was gesagt, Die-chan! Dann hätte ich zwischen euch vermittelt! Aber jetzt?" "Sag mal, geht's?" fragte ich und schüttelte ihn von mir ab. "Ich rede nicht von Miyavi. Der interessiert mich nicht. Ich meine... Vorhin war da diese... diese oder dieser, was weiß ich..." Ich stammelte noch einen Moment hilflos vor mich hin, war froh, endlich die Schulglocke zu hören. "Also dann, willkommen in der Hölle." sagte Shinya, klatschte einmal euphorisch in die Hände, riss die Arme hoch und schritt allen voran ins Schulgebäude. "Was hat er denn jetzt schon wieder?" fragte Toshiya mich und zog mehr als nur verdutzt die linke Augenbraue gen Himmel. "Sollte ich das wissen?" fragte ich zurück und kräuselte die Lippen. "Nein, aber du könntest. So oft, wie ihr zwei zusammen rumhängt." Hallo? Ich hatte halt einen relativ guten Draht zu Shinya, was nicht viele von sich behaupten konnten. Und das, obwohl ich ihn ständig piesackte und ärgerte. Aber eigentlich mochte ich Shinya. "Du hast neben mir noch einen?" fragte Kaoru, wieder das gespielte Entsetzen. "Himmel Herrgott noch mal! Was ist denn heute mit euch allen los? Klar, Montag geht's zur Klassenfahrt, aber ist das ein Grund, so auszuflippen?" fragte ich und beschleunigte meinen Schritt. Ich wollte gar nicht auf eine Antwort warten und schloss mich Shinya an. "Müsstest du nicht eigentlich voll im Stress sein?" fragte mich mein bishonen Freund Shinya. "Doshite ka, Shin-chan?" Er rollte mit den Augen, wie üblich, wenn ich ihn so nannte. "Wegen der Klassenfahrt? Schon vergessen, dass du Klassensprecher bist?" "Ach was. Ich muss nur vor Ort aufpassen, dass sich keiner verläuft oder sich besäuft." "Oh? Und wer passt auf dich auf?" Das konnte ich nicht auf mir sitzen lassen. Ich nahm Shinya in den Schwitzkasten und verpasste ihm eine Weile lang Kopfnüsse und dergleichen mehr, bis er es schließlich schaffte, sich meinen Armen zu entwinden. Shinya kicherte wie ein kleines Schulmädchen, tat so als würde er mir einen Kuss zuwerfen und verschwand in sein eigenes Klassenzimmer. "Na holla, das Chibi ist ja heute sehr gut drauf, was?" fragte Toshiya erstaunt als er bei mir angekommen war. "Kennst ihn doch. Die Hormone eben." nickte ich. "Wir sehen uns dann später." "Trotzdem macht er mir jedes Mal Angst, wenn er so drauf ist. Ich warte ja nur drauf, dass seine Laune in der nächsten Sekunde wieder umschlägt. Ich muss schließlich neben ihm sitzen... Ja mata." Toshiya war in der Klasse von Shinya und Kyo, ich war mit Kaoru in einer Klasse. Und wie ich noch damit beschäftigt war meine Bücher auszupacken, die für den Mathematikunterricht von Nöten waren, kam auch schon die Lehrerin herein, rückte ihre Brille zurecht und warf das Klassenbuch auf den Pult. Als das Buch laut auf den Tisch knallte blickte ich auf und sah neben der ätzenden Lehrerin das wunderschöne Wesen vom Schulhof. -Eine Jungen-Schuluniform... Mist...- dachte ich und wandte meinen Blick wieder ab. Wenn es tatsächlich ein Junge war, dann war alles ohne Sinn und ich sollte das wunderhübsche Gesicht sofort wieder vergessen, egal ob es viel Überwindung kostete oder nicht. Aber ich wollte mich wirklich niemals in einen Jungen verlieben, nein, niiiiiieeeemaaaaaaals! "Wenn ich eine Sekunde um eure Aufmerksamkeit bitten dürfte?" fragte die Lehrerin. "Aye, Aye, Ma'am." gackerte Kaoru eine Reihe hinter mir und salutierte, bevor er sich wieder auf seinen Stuhl setzte. Jeder andere hätte für so eine Aktion einen Schulverweis bekommen, aber da Kaoru bei der Mathelehrerin einen Stein im Brett hatte, weil er einmal gesehen hat, wie sie geweint hat, konnte er sich so was erlauben, Kaoru musste dann schlimmstenfalls nachsitzen. Er war ja eh der Charmebolzen schlechthin und alle Mädchen standen auf ihn. Aber diesmal schnaubte die Lehrerin kurz. "Niikura-kun, mit dir habe ich eh noch ein Wörtchen zu reden." sagte sie. Mit einem leicht höhnischen Grinsen im Gesicht drehte ich mich kurz zu ihm um. Aber Kaoru grinste nicht, nein. Eigentlich sah er sogar leicht erschrocken aus. "So, wenn ich dann... Ruhe! *keif* Das hier ist Matsumoto Kaoru. Gerade von Tokyo hierher nach Hyougo gezogen. Setz dich doch da hinten zu Andou-kun. Er ist Klassensprecher und wird dir sicherlich in der ersten Zeit weiterhelfen können." sagte Kanno-sensei und deutete auf den freien Platz neben mir. "Wenn er will, dann ist er sehr kollegial." -Oh Gott...- Mein Herz klopfte mit einem Mal so schnell, dass ich dachte, ich würde gleich ohnmächtig werden. Mit langsamen und erhabenen Schritten kam 'Kaoru' auf mich zu, setzte sich dann neben mich ohne auch nur ein Wort zu sagen. Als er oder sie - bei dem Unisex-Namen wusste ich es immer noch nicht - dann aber die Schulsachen auspackte fiel mir auf, dass 'es' zitternde Hände hatte. Wahrscheinlich war 'es' doch nicht so cool, wie 'es' vorgab zu sein. "So, Matsumoto-kun, richtig?" fragte ich endlich. Ich bekam ein Nicken als Antwort, mehr nicht. Mit einem Seufzer schlug ich mein Mathebuch auf Seite 211 auf und legte es auf dem Tisch so hin, dass 'es' auch hineinsehen konnte. Ich konnte ja nicht wissen, dass 'es' schon mit allem Nötigen versorgt war. Ohne ein Wort zu sagen schob 'es' das Buch wieder zurück und schlug das eigene Buch auf. Ich zog kurz die Stirn in Falten, musterte 'es' aber weiter aus den Augenwinkeln. -So hübsch... Viel zu hübsch um ein Kerl zu sein...- Der Matheunterricht ging nur schleppend voran. Im Moment waren wir beim Thema 'Gleichungen mit zwei Unbekannten'. Ich konnte Mathe sowieso nicht sonderlich leiden, aber selbst mein eigentlich intelligenter und gescheiter Freund Kaoru wusste bei diesem Thema öfters weder aus noch ein. Jede Gleichung, die an der Tafel stand, machte die Verwirrung in meinem Gehirn noch größer und noch fataler. Eine sechs in Mathe konnte ich mir unmöglich erlauben. Wahrscheinlich würde ich den Rest des Schuljahres, immerhin noch gut sechs Monate, damit verbringen, Mathe zu lernen, bis ich die Formeln und Gleichungen im Schlaf aufsagen könnte. Umso mehr war ich überrascht, als Kaoru, nein, nicht der Kaoru, 'es'-Kaoru, sich bei einer wirklich komplizierten Gleichung plötzlich meldete und vorne an die Tafel ging um vorzurechnen. Schwupp, die Gleichung stand in großen weißen Zahlen und Buchstaben an der Tafel und 'es' bewegte sich wieder zu seinem Stuhl zurück, als wäre nichts gewesen. Natürlich wieder ohne ein Wort zu sagen. War vielleicht nicht wirklich hilfreich eine schwere Gleichung vorzurechnen, wenn man dabei nicht sagte, wie die eigenen Gedankengänge gewesen sind, oder? Ich verstand jetzt zumindest noch genauso wenig wie vorher. Aber wenn es Menschen gab, die intelligenter waren als ich, und die gab es mit hundertprozentiger Sicherheit, hat es bestimmt die Hälfte der Klasse verstanden. "Prima, Matsumoto-kun. Aber über die Uniform müssen wir trotzdem noch einmal reden, nicht wahr?" fragte Kanno-sensei in ihrer gewohnt aufgesetzt fröhlichen Art. "Dann müssen nach der Stunde mal beide Kaoru's zu mir kommen." Erst jetzt fiel mir auf, dass 'es'-Kaoru nicht unsere Schuluniform trug, scheinbar die der alten Schule. Der Schnitt und die Farbe waren eigentlich gleich, aber das Emblem, das vorne links aufgenäht war, war halt anders. Nach der Stunde wartete ich vor dem Klassenraum auf meinen Kumpel Kaoru. Während ich wartete kam auch 'es'-Kaoru auf den Flur und blieb neben der Tür stehen, betrachtete gelangweilt die kurzen aber perfekt manikürten Fingernägel. "Tokyo, was?" fragte ich. Es nickte, sah mich nur eine Sekunde lang an. Dann holte es ein Handy aus der Jackentasche und tippte darauf herum. "Hier sind keine Handy's erlaubt, Matsumoto-kun." Jetzt zog es ein Gesicht, wandte sich von mir ab und ging ein Stück weiter weg. Mein Gehirn fing an zu arbeiten und zu rattern. Also, wenn es tatsächlich ein Junge war, dann war die Schule in Tokyo eine ähnlich tolerante wie unsere. Nicht viele Schulen erlaubten es den männlichen Absolventen, ihre Haare derart lang wachsen zu lassen. Was das betrifft war unsere Schule wirklich sehr zuvorkommend. Als ich eines Tages mit knallroten Haaren das Klassenzimmer betrat, sahen mich zwar alle schief an, aber keiner der Lehrer hatte sich auch nur annähernd darüber beschwert, Kaokao hatte ebenfalls sehr lange Haare, die seit kurzem von blauen Strähnen geziert waren, Kyo-chan war blond gefärbt, Toshiya wechselte ständig zwischen normalem schwarzem Haar und blauen Strähnchen, aber seine Haare waren am Hinterkopf auch schon ziemlich lang. Und Shinshin? Na ja, seine Haarfarbe konnte ich nicht ganz zuordnen, eine Mischung aus rot und irgendetwas anderem, aber auch nicht kurz. Er war halt ein sehr weibisches Chibi, wenn ich das mal so sagen darf. Aber was das betraf, war Tokyo bestimmt anders. Ich meine, Tokyo, viel größer als Hyougo, Hauptstadt eben. Trotzdem wunderte es mich nicht wenig. Sekunden später ging die Tür des Klassenzimmers auf und Kaoru stampfte angesäuert auf den Flur. "Lass uns gehen, Die." sagte er wutschnaubend und schleifte mich am Handgelenk hinter sich her. Ich hörte noch wie Kanno-sensei 'es'-Kaoru wieder in die Klasse rief. "Erzähl, Kaokao, was hat die alte Hexe wieder gewollt?" fragte ich nach einer halben Ewigkeit. Kaoru hielt mir wortlos einen Zettel unter die Nase. "Nachsitzen?" "Yep." "Und wofür?" "Für mein respektloses Verhalten?" "Ach was?" "Tja, sie meinte, ich hätte meinen Bonus endgültig ausgeschöpft. Oh, ich hatte natürlich auch die Hausaufgaben vergessen." "Meinst du, Kaoru ist ein Mädchen?" fragte ich, völlig ab vom Thema. "Wer?" "Kaoru." "Ach so. Is mir eigentlich egal. Meine Problemchen scheinen dich ja nicht sonderlich zu interessieren." "Quatsch. Ich kann ja nachher auch noch dableiben, wenn du möchtest." sagte ich und lächelte meinen kleineren Freund aufmunternd an. "Idiot." sagte er und musste doch lachen, zerrte mich dann in den nächsten Klassenraum. "Warte mal. Das neue weiß ja gar nicht, wo wir jetzt unterricht haben." "Das neue?" fragte Kaoru mit großen Augen. "Na, das 'es'-Kaoru." sagte ich und ging zum vorherigen Klassenraum zurück. Da stand 'es' vor der Tür und blinzelte mich leicht fragend an. "Hab ich mir gedacht. Komm mit." sagte ich und winkte 'es' zu mir. Als wir beide den richtigen Klassenraum erreicht hatten musterte die restliche Klasse uns neugierig, einige tuschelten, andere kicherten. "Sieht ja fast aus wie das neue Traumpaar." sagte Yuki, einer der Klassenbesten aber gleichzeitig auch ein sehr unangenehmer Zeitgenosse, wenn er einen nicht leiden konnte. Und mich konnte er nicht leiden. Keine Ahnung warum. Sonst mochte mich fast jeder. Jetzt hatten wir zwei Stunden Englisch. Ich hasste Englisch. Aber das 'es'-Kaoru schien in wirklich allen Fächern alles zu wissen. Es hatte zwar noch immer nicht ein Wort gesagt, aber ging wieder todesmutig an die Tafel und schrieb in einer wahnsinnig hübschen Handschrift den Satz auf romanji an die Tafel, den der Lehrer diktierte. "Daran könnten sich alle anderen Damen und Herren hier mal ein Beispiel nehmen." sagte Yukishiro-sensei in seiner strengen Art und nickte dem 'es'-Kaoru zu. "Du kannst dich wieder setzen, Matsumoto-kun." Ich war völlig geplättet. "Psst! Hey, Die!" Kaoru piekte mir von hinten mit einem Bleistift in den Nacken und ich drehte mich zu ihm herum. "Was'n?" fragte ich, weniger begeistert über seine plötzliche Störung, als ich gerade das 'es'-Kaoru so gut beobachten konnte. "Hast du nachher schon was vor?" "Ja, einkaufen mit Toshi." "Na klasse." "Jetzt sei halt nicht beleidigt." sagte ich und wandte mich wieder der Tafel zu. "Für mich hast du nie Zeit, Idiot..." sagte Kaoru so leise, dass ich es gerade eben noch hören konnte. Ich kommentierte das aber nicht weiter. Manchmal war es besser, man unterbrach ihn nicht, wenn er wütend wurde. Ich hatte mit der Zeit gelernt, dass ich es nur noch schlimmer machen konnte, wenn ich etwas sagte, wenn er wütend wurde. Obwohl er immer darauf beharrte, dass er ja nie wütend wird. Jeder der ihn ein wenig kannte, wusste, dass das wirklich nicht stimmte, nicht mal annähernd. Nach einer Weile fiel mein Blick auf den Stundenplan in meiner Federmappe. Die letzten beiden Stunden Sport... Das wäre doch die Gelegenheit herauszufinden, welches Geschlecht das 'es'-Kaoru denn nun hatte. Als ich mich später jedoch mit dem eindeutig männlichen Kaoru auf den Weg zur Sporthalle machte, sah ich wie 'es'-Kaoru vor der Halle mit dem Sportlehrer sprach, sich verbeugte und dann gegangen ist. "Kein Sport für Matsumoto-kun?" fragte Kaoru bissig. "Nein. Das geht dich auch nichts an, Niikura-kun." "Schon gut, schon gut." maulte er weiter und machte sich auf in Richtung Umkleidekabinen. Teilweise verstand ich ihn wirklich nicht. Obwohl er 'es'-Kaoru genauso wenig kannte wie ich, verhielt er sich total abweisend. Fertig umgezogen ging ich mit Kaoru in die Sporthalle und setzte mich auf eine der Bänke, während alle anderen schon damit beschäftigt waren, sich Medizinbälle zuzuwerfen oder wie die Bekloppten durch die Gegend zu laufen. Ich war nicht unsportlich, nein, der Schulsport nervte mich nur unheimlich. Nach dem Sportunterricht machte Kaoru sich zum Nachsitzen auf und ich traf mich wie verabredet mit unserer kleinen Prinzessin Toshiya um mit ihm Shoppen zu gehen. "Und? Das wundervolle Wesen noch mal wiedergesehen?" fragte er als wir irgendwann bei Pizza Hut saßen. "Hai, ist heute neu in unsere Klasse gekommen." "Honto? Dansei no desu ka? Josei no desu ka?" "Ich habe nicht die geringste Ahnung. Hat nicht ein Wort gesagt." "Na, aber du musst doch sehen können, ob sie... oder er... na ja, ob da Brüste sind, oder so." sagte Toto und lief völlig rot an. "Ob du's glaubst oder nicht, da hab ich erstens nicht drauf geachtet und zweitens würde man das unter dieser Blazerjacke eh nicht sehen." "Wenn's ein Mädchen ist, dann flach wie ein Brett." "Oder abgeklebt." "Oder hormongestört." "Oder eben doch ein Kerl." sagte ich und ließ meinen Kopf hängen. "Quatsch. Viel zu hübsch, um 'n Kerl zu sein." "Und was ist mit unserem Chibi?" "Det is was anderes, sach ick dir." griente Toto. "Ick bin nich mal sicher, ob Shinya überhaupt n Mensch is." "Du bist doch auch zu hübsch um ein Kerl zu sein." "Det is wieder wat anderes." Abends kam ich nach Hause und fand einen leicht grummeligen Kyo vor meiner Tür. "Oi, ich mag das überhaupt nicht, wenn du so guckst." sagte ich und verzog gequält das Gesicht. "Kann schon sein. Deswegen gucke ich ja so." pflaumte er mich an. "Und? Wie kann ich dir behilflich sein?" "Kann ich heut nacht bei dir pennen? Meine Eltern streiten schon wieder die ganze Zeit und meine Mutter schmeißt Geschirr durch die Gegend. Da möchte ich nicht im Weg sein." "Klar. Meine Eltern sind eh nicht da, können sich also auch nicht beschweren. Komm rein, Kyo-chan, fühl dich wie zu Hause." "Besser nicht. Sonst hau ich hier auch noch ab." winkte der kleine Blonde ab und spazierte schnurstracks in mein Zimmer, schaltete den Fernseher an. Tatsächlich. Soweit ich wusste, konnte er sich das bei sich zu Hause nicht leisten, sich einfach vor den Fernseher zu setzen. Dann machte seine Mutter immer Ärger oder sein Vater wollte Nachrichten sehen. "Ich mach was zu essen." sagte ich und schmiss meine Sachen einfach in den Flur. "Hast du irgendeinen Wunsch?" fragte ich meinen kleinen besten Freund, der im Moment für meinen Geschmack viel zu traurig aussah. "Hauptsache es schmeckt." "Soll ich dir Om-Reis (Anm. d. A.: ja ja, ich weiß, ich hab zu oft Missile Happy gelesen...) machen?" "Oh ja, am besten in Elefantenform." sagte Kyo gespielt fröhlich. Mit in Falten gezogener Stirn machte ich mich in die Küche auf und kochte Om-Reis. Sah zwar nicht sehr appetitlich aus, aber es schmeckte ganz annehmbar. "Ich mach mir Sorgen um dich, Kyo-chan." sagte ich nach dem Essen. "Wieso das denn?" "Na, du isst ja sonst auch nicht viel, aber jetzt hast du fast gar nichts gegessen." "Ich hab einfach nicht so großen Hunger gehabt, heute." erklärte er schulterzuckend und rollte sich in einer Ecke des Sofas zusammen, war ein paar Minuten später schon eingeschlafen. Wieder stirnrunzelnd deckte ich ihn zu, räumte dann das Essgeschirr in die Küche und schaltete den Fernseher ab. Jetzt fiel mir auch 'es'-Kaoru wieder ein. Mit einem kurzen Seitenblick versicherte ich mich, dass Kyo tatsächlich schlief, ging dann ins Bad um zu duschen. Leider hatte der Gedanke an das Kaoru einen mörderischen Effekt auf meine Leistengegend. Wie ich so unter der Dusche stand und mir die Haare gewaschen habe merkte ich plötzlich was da vor sich ging. Leicht überrascht sah ich an mir herunter. Tatsache, Die-chan blinzelte mich in seiner ganzen Pracht an. "Mist... Wieso muss das immer mir passieren?" fragte ich mich selbst und ließ meine Hände ihren eigenen Willen verfolgen. Als ich das 'es'-Kaoru vor meinem inneren Auge auszog war es merkwürdigerweise tatsächlich ein Mann und das verwirrte mich doch schon ein wenig. Aber es hinderte mich nicht daran, leise diesen Namen zu stöhnen. "Gott... Kaoru..." Noch immer prasselte das heiße Wasser auf mich herab, während ich mich genüsslich mit mir selbst vergnügte. Irgendwann kam ich wieder in mein Zimmer und sah wie Kyo mich dämlich angrinste. "Was?" fragte ich und setzte mich auf mein Bett. "Oh, Kaoru... Oh ja, das ist gut... Kaoru..." äffte er mich nach. Ich bekam riesige Telleraugen (wie so ein riesig großer Pizzateller?). "Ich hoffe doch, damit ist nicht Niikura-chan gemeint?" fragte Kyo. "Immerhin klebt er ja regelmäßig an dir dran." "Was? Nein... Es gibt noch andere Menschen, die Kaoru heißen." "Versteh schon." kicherte er. Ich rollte mit den Augen, warf ihm ein Kissen an den Kopf und legte mich dann lang ausgestreckt auf mein Bett. "Gute Nacht, Kyo-chan." "Oyasumi, Die-chan." entgegnete er. Normalerweise flippte Kyo aus, wenn ihn jemand Kyo-chan nannte, aber bei mir merkwürdigerweise nicht. Immerhin nannte er mich ja auch Die-chan. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)