Legende der Drachen von RyuAsuka ================================================================================ Kapitel 1: Legende der Drachen ------------------------------ Legende der Drachen Wütend stürmte sie in ihr Zimmer und schlug die Tür hinter sich zu. Immer das Selbe, immer bekam sie zu hören tu dies nicht, tu das nicht. Langsam reichte es ihr. Immerhin war sie schon 17 Jahre alt und bestimmt kein kleines Kind mehr, auf das man die ganze Zeit aufpassen musste. Ihre Eltern vertrauten ihr aus einem unerfindlichen Grund nicht und überhaupt ging ihr zur Zeit einfach alles auf die Nerven. Ariane war so ganz anders, als andere Mädchen in ihrem Alter und vor allem anders, als ihre Familie und anstatt unter Tags in die Stadt zu fahren, um zu bummeln und abends vielleicht noch in die Disco zu gehen, verbrachte sie lieber den Tag damit die Klippen und Felsen, die hoch über das nahelegende Meer ragten, zu erkunden und darauf herumzuklettern. Ihr Zuhause lag fast ganz außerhalb des kleinen Dorfs, in dem sie lebte und darüber war sie auch froh. Die Stadt und der Lärm, das alles wäre nichts für sie gewesen, denn Ariane war eine hoffnungslose Träumerin, die ihre Gedanken auch gerne mal an andere Orte und in weit entfernte Dimensionen schweifen ließ. Um ihre Wut und ihrem Kummer besser ertragen zu können, beschloss sie zu ihrem Lieblingsort zu gehen. Sie schlüpfte hastig in ihre Schuhe und rannte aus dem Haus in Richtung des kleinen Waldes, der praktisch vor ihrer Türe lag. Dort lief sie auf dem Weg, der nur ihr bekannt zu sein schien durch das dichte Gestrüpp und erreichte schließlich das Ende des Waldes. Schnell rannte sie zum Rand der Klippe, wo sie sich hinsetzte, um den Sonnenuntergang in voller Schönheit bewundern zu können. Die Sonne ging rot glühend hinter dem Horizont unter und auch das Meer, das wild gegen die Brandung schlug, färbte sich feuerrot. Ihre leuchtend blau-grünen Augen bewunderten fasziniert das gigantische Naturschauspiel. Ihr langes, nachtschwarzes Haar, mit dem die starke Meeresbrise spielte, ihr türkisfarbener Faltenrock, der ihre bis zu den Fußknöcheln reichte und das dunkelblaue Top, das sie trug, verliehen Ariane ihre geheimnisvolle Aura, die wohl schuld daran war, dass ihre Klassenkameraden und auch die anderen Schüler sie stets mieden. In der Pause stand sie eigentlich immer an einer entlegenen Ecke des Pausenhofes und sah sehnsüchtig den davonfliegenden Vögeln hinterher. Es gab nur einen Wunsch, den sie hatte, sie wollte endlich fort von dieser öden, langweiligen und tristen Welt, in die sie eingesperrt war. Sie schien lange Zeit ihren Gedanken nachgehangen zu sein, denn als sie ihre Augen wieder öffnete, stand bereits der Vollmond am Himmel. Sie richtete sich auf, aber keinesfalls mit der Absicht nach Hause zu gehen - was hätte sie dort auch sollen - sondern, um wieder einmal die Felsen genauestens zu untersuchen. Ihre Neugier war, wie immer, stärker als die Angst davor, es könnte etwas passieren. Vor allem die Spalten zwischen den Klippen, hinter denen sie labyrinthartige Gänge vermutete, hatten ihre Neugierde besonders geweckt. Seit Wochen suchte sie schon nach einem Eingang, denn irgendetwas war nach ihrer Meinung dort, das spürte sie ganz deutlich, nur was? Insgeheim hoffte sie, es wäre ein Tor in eine andere Dimension. Es gab schließlich keinerlei Beweise, dass es nicht so sein könnte, leider gab es auch keinerlei Beweise für die Existenz einer solchen "Einrichtung". Sie kletterte auf einen kleinen Felsvorsprung, auf dem sie oft Zuflucht suchte, wenn sie mal ihre Ruhe brauchte. Und da war er, der Eingang, nach dem sie schon die ganze Zeit gesucht hatte! Aber warum war er ihr noch nie zuvor aufgefallen? Das Alles schien ihr doch sehr mysteriös zu sein und da Ariane ein Vorliebe für derartige Dinge besaß, zögerte sie keinen Augenblick und betrat den Spalt. Wie schon vermutet war es stockfinster und es schien sich wirklich um eine Art Gang zu handeln. Aber sollte sie hier wirklich so ganz ohne irgendeine Lichtquelle durchgehen und Gefahr laufen sich zu verirren? Noch bevor sie weiter darüber nachdenken konnte, fing ihr hellbrauner Anhänger, auf dem sich ein großer, roter Stein befand, zu leuchten an. Ariane erschrak zwar im ersten Moment, fing sich dann aber schnell wieder und kam zu dem Entschluss, dass irgendetwas hier, diese Reaktion ausgelöst haben musste und sie es unter allen Umständen finden wollte. So ging sie los, trug ihren Anhänger nun in ihrer Hand und leuchtete damit die Wände ab, auf denen sie Malereien und Darstellungen erkennen konnte, die wohl aus einer früheren Kultur stammten. Solche Abbildungen hatte sie noch nie vorher gesehen und mit großen Respekt bewunderte sie die Farbenpracht, die trotz der feuchten Umgebung recht gut erhalten geblieben war. Die Gänge wurden immer verzweigter und sie musste sich immer wieder entscheiden, welcher Weg ihr als der Beste erschien. Eigenartigerweise hatte sie ständig das Gefühl, eine leise Stimme, die aus ihrem Anhänger zu scheinen kam, würde ihr den richtigen Weg zuflüstern. "Was für ein Unsinn." Sie musste kurz über ihre mal wieder viel zu große Fantasie lachen. Unbeirrt lief Ariane weiter und weiter, bis sie schließlich ein kristallartiges Gebilde vor sich erkennen konnte. Langsam und mit einem kalten Schauer auf dem Rücken näherte sie sich dem seltsamen Ding vor ihr und dann überschlugen sich die Ereignisse so schnell, dass Ariane trotz aller Bemühungen doch noch das Bewusstsein verlor. Als sie wieder erwachte, blinzelte sie erst mal heftig mit den Augen, denn die Sonne schien ihr ins Gesicht. Wie um alles in der Welt war sie hier her gekommen und was für ein Ort war das überhaupt? Sie blickte um sich und konnte zuerst nichts Ungewöhnliches entdecken. Der Felsen, auf dem sie sich befand lag über einem riesigen, grünen Tal in dessen Mitte ein friedlicher und glasklarer See lag. Doch dann sah sie etwas, was sie an ihrem Verstand zweifeln ließ. Flog da gerade tatsächlich ein Drache durch die Luft? Wahrscheinlich hatte sie sich den Kopf angestoßen und bildete sich das alles nur ein. Das wäre eine ziemlich plausible Erklärung gewesen, wenn sie nicht plötzlich einen ganzen Haufen von diesen Tieren über sich fliegen sehen würde. Eines dieser Fabelwesen bewegte sich sogar in ihre Richtung und landete wenig später vor ihr. Sie wich einige Schritte zurück, stolperte und befürchtete schon, sich wieder den Kopf anzuschlagen. Doch ihr Sturz endete nicht auf dem harten Steinboden, sondern in den Armen einer Person, die sie auffing. Schnell sprang sie auf, sah hinter sich und blickte direkt in ozeanblaue Augen, die sie vielsagend anfunkelten. Verwirrt wandte sie den Kopf ab. So hatte sie noch nie jemand angesehen und vor allem nicht mit solchen geheimnisvollen und tiefgründigen Augen. Vor ihr Stand ein Junge, der ein Stück größer war, als sie und er musste so ungefähr das Selbe Alter haben, wie Ariane. Seine beige Kleidung und sein Umhang in der selben Farbe ließen auf einen schlanken Körperbau schließen. Zu allem Überfluss hing an seiner linken Hüfte ein Schwert mit braunem Griff und silberner Schneide, das er an einem doppelten, schwarzen Gürtel befestigt hatte. Am Heft des Schwertes befanden sich zwei große, goldene Spitzen, die jeweils von jeder Seite ein Stückchen abstanden. Sein Haar hatte eine lila Farbe, von dem ein Teil über seiner rechten Gesichtshälfte hang. "Wow, der sieht ja richtig gut aus!", dachte sie fast schwärmerisch. So jemandem war sie in ihrem ganzen Leben noch nicht begegnet. "Na na, Nimrod. Schon wieder ein Mensch, den du erschreckt hast." Während er mit ruhiger und gelassener, ja sogar fast scherzender Stimme sprach, hämmerte Ariane's Herz in ihrer Brust und ihre Atmung ging so unregelmäßig, dass sie schon befürchtete, wieder das Bewusstsein zu verlieren. Erst ein Drache und dann ein etwas seltsam aussehender Junge, der mit dem Wesen sprach, als wären sie Freunde, das war einfach zuviel für ein Mädchen, das ihr ganzes Leben nichts außergewöhnliches gesehen hatte. Krampfhaft versuchte sie sich zu beruhigen. "Tut mir leid, Meister, aber von oben sah sie jemand anderem ähnlich, dass ich dachte, ich würde sie nicht erschrecken." Jetzt war es wirklich zu viel für sie, ein Drache, der auch noch sprach! Sie begann zu taumeln, verlor das Gleichgewicht und viel rücklings um. Ariane hatte keine Ahnung, wie lange sie nicht bei Bewusstsein gewesen war. Langsam schlug sie die Augen auf und stellte fest, dass sie in einem Bett lag. Ihr eigenes? War alles erlebte nur ein Traum gewesen? Der Mond schien durch's Fenster und erleuchtete schwach den Raum. Sie inspizierte das Zimmer und erkannte im fahlen Mondlicht neben ihrem Bett ein kleines und reich verziertes Nachtkästchen. Gegenüber, unter dem Fenster, stand eine Art Schreibtisch und an den Fenstern hingen weiße, schleierhafte Vorhänge, die aussahen, wie Geister, die gerade schliefen. Dass sie sich nicht Zuhause befand, war offensichtlich, aber wo dann? So langsam realisierte sie erst, was sie erlebt hatte und wie sie überhaupt hier her kam. Bevor ihr das erste mal schwarz vor Augen geworden war, leuchtete ihr Anhänger so stark, dass das Licht sie blendete. Etwas im Inneren des kristallartigen Gebildes reagierte darauf, fing an zu glühen und zog das Mädchen hinein. Die Restlichen Ereignisse waren aus ihrem Gedächtnis verschwunden. Sie konnte ihre Gedanken nicht weiterordnen, denn im selben Moment klopfte es an der Türe. "Herein." Der Junge, der ihr vorhin bei dem Drachen begegnete trat ein. "Geht es dir wieder gut? Du hast ja vorgestern gar nicht gut ausgesehen." "Vorgestern?" Sie sah aus dem Fenster und stellte fest, das der neue Tag gerade am anbrechen war. "Ja, du hast die letzten zwei Tage geschlafen." "Habt...habt ihr mich hierher gebracht?", fragte sie schüchtern. "Das hab ich. Bist du hungrig?" "Ich weiß nicht. Ich...ich komm einfach mal mit." Ariane stand auf und folgte dem Jungen mit einigen Metern Entfernung. Es handelte sich hier unverkennlich um eine sehr alte Burg, die aber keinesfalls verfallen aussah. Sie gingen durch einen langen Gang, wo im Abstand von zwei Metern große Fenster mit Vorhängen aus Seide angebracht waren. Die Wände und Türen waren prachtvoll geschmückt mit kleinen Reliefen und vielen anderen Verzierungen. Mit großen Augen bewunderte Ariane die Räume und Gänge, die sie passierten. Gehörte das alles ihm? Während sie in Richtung des Speisesaales - sie nahm an, dass er sie dort hinführen würde - gingen, fiel ihr auf, das alles sonderbar groß gebaut wurde. Wäre sie im Moment nicht so wortkarg gewesen, dann hätte sie ihn nach dem Grund für diese riesigen Hallen gefragt, aber sie beschloss ihn irgendwann später darüber auszufragen. Plötzlich machte er Halt. "Wir sind da. Aber bevor wir da reingehen, muss ich dich darum bitten, nicht davor zu erschrecken, was du gleich sehen wirst." Sein Ton klang irgendwie geheimnisvoll, was er aber schon die ganze Zeit tat. Nachdem sie zögernd zugestimmt hatte, öffnete er die große und breite Türe. "Willkommen im Speisesaal des "Dragon Castles".", meinte er gelassen und doch mit einem gewissen Stolz im Unterton. Aber vor Ariane´s Augen fing sich schon wieder alles zu drehen an. Saßen dort tatsächlich Drachen an einem Tisch? Ihr Beine gaben nach und sie viel auf die Knie. Der Junge, der dies alles scheinbar als etwas ganz alltägliches ansah, bot ihr freundlich die Hand an und half ihr beim Aufstehen. Ich hab doch gesagt, du sollst nicht erschrecken.", sagte er lächelnd. "Aber...aber die Drachen, ich meine." Ariane war nicht mehr in Lage das wiederzugeben, was ihr in diesem Moment durch den Kopf ging. Was wohl nicht weiter verwunderlich war. Schließlich war es nicht gerade normal im selben Saal zu essen, wie irgendwelche Tiere, ja, sogar mit Fabelwesen. Hunde oder Katzen, ja, aber Drachen? "Schon gut. Setz dich dorthin und ich werde dir das gerne erklären." Der junge Mann deutete auf eine weitere Tafel, die verständlicherweise viel kleiner, aber nicht weniger schön war, als der andere, überdimensional große Tisch, an dem die Drachen saßen. Seine Stimme klang schon die ganze Zeit so, als ob er sie kennen oder gar erwartet hatte. Gab es da irgendetwas, was sie vielleicht wissen sollte? Nachdem sie Platz genommen und gegessen hatten, ergriff er wieder das Wort. "Ich bin mir sicher, dass du dich fragst, warum hier alles so groß ist und dieses Schloss "Dragon Castle" genannt wird, oder? Nun ja, das Alles gehört mir." "Es gehört wirklich euch? Ich meine so richtig mit allem drum und dran?" Ariane's Begeisterung, aber auch ihre Neugierde war geweckt. "Ja, diese Gemäuer sind seit jeher im Besitz meiner Familie. Da fällt mir ein, ich hab mich noch gar nicht vorgestellt. Verzeih mir. Mein Name lautet Zelgadis Graywords. Darf ich dich auch nach Deinem fragen?" "Natürlich! Ich heiße Ariane Sirion, aber ich denke, ich bin euch nicht unbekannt, oder?" "Dein Name gefällt mir. Er klingt hübsch." "Da... danke." Verlegen sah sie zur Seite und errötete ein wenig. "Es tut mir leid, ich wollte dich nicht verlegen machen." "Ach, das ist schon okay. Es ist nur so, dass mir ein Junge noch nie ein Kompliment gemacht hat." "Dann kann ich deine Reaktion natürlich verstehen. Jetzt sind wir völlig vom Thema abgekommen. Du sagtest doch, du denkst, du wärest mir nicht unbekannt? Darauf komme ich später zurück, wenn es dir nichts ausmacht. Wie schon gesagt, gehört das alles hier mir und das mit den Drachen, nun ja, sie sind enge Freunde unserer Familie. Eine unserer Vorfahren, so heißt es, soll sich in einen Drachenjungen verliebt haben. Die Beiden bekamen auf sonderbare Weise Kinder. So lautet zumindest die Legende. Seit diesem Zeitpunkt waren sie dann sozusagen ein "Teil" der Familie." Gespannt hörte sie ihm zu. Ein Mensch und ein Drache. Konnte so eine Beziehung, wenn man sie so nennen konnte, überhaupt gut gehen? Was war das nur für eine Welt, in der so etwas möglich war? "Ja, du hast recht. Du bist für mich keine Unbekannte." "Ich wusste es!" "Woher? Nein warte, mein Verhalten und meine Stimmlage haben mich verraten, stimmt's?" "So ist es. Erzählt weiter." "Warum denn so förmlich? Nenn mich einfach Zelgadis, einverstanden? Ich habe dich extra hierher geholt und ich war es auch, der die Felsspalte an jenem Abend geöffnet hat. Ich wusste, du würdest den Weg finden." "Aber warum denn ich? Ich bin doch nur ein ganz normales Mädchen, das gern einmal von andern Dimensionen träumt." "Na siehst du, damit ist deine Frage doch schon beantwortet. Du bist außerdem die einzige Person aus deiner Welt, von der mir bekannt ist, dass sie an andere Welten glaubt und darum bist du höchstwahrscheinlich auch die Einzige, die mir helfen kann." "Helfen? Wobei?" "Ja, da wäre ich auch schon beim nächsten Punkt, den ich erklären muss. Es gibt da nämlich noch eine Legende. Vor vielen Jahren verschwand die Schwester des Drachenritters. Er muss sie finden, denn sie ist die einzige, die ihm helfen kann, den Dämon, der die Welt bedrohen und zerstören will, zu besiegen." "Und du glaubst, du bist dieser Drachenritter, von dem da die Rede ist? Aber was hab ich damit zu tun?" "Ich weiß nicht, ob ich der Drachenritter bin, aber es wäre durchaus möglich, denn meine Schwester ist auch verschwunden." "Das tut mir leid. Aber ich hab immer noch keine Ahnung, was ich eigentlich bei der ganzen Sache für eine Rolle spiele." "Du bist vielleicht neugierig. Es heißt, die Schwester des Drachenritters kann nur von denjenigen gefunden werden, die die Drachen beherrschen und den Bann des schwarzen Königs brechen können von dem sie festgehalten wird. Ich meine, ich habe Magie, die mir helfen könnte und einen Teil einer sogenannten "Drachenocarina" mit der man Drachen rufen und beherrschen kann, aber wie gesagt eben nur einen Teil davon. Du kannst dir sicher denken, bei wem ich das andere Stück vermute, oder?" "Du besitzt Magie?" "Ja, alle meine Vorfahren waren Magier." "Ich habe da übrigens tatsächlich etwas, aber es ist eigentlich nur mein Talisman." Ariane kramte kurz in ihrer linken Hosentasche und zog dann ein Gold schimmerndes Ding hervor, welches Ähnlichkeit mit einem Drachenkopf hatte und dessen Maul weit aufgerissen war. Zelgadis stand auf, ging zu einem kleinem Hausschrein, der sich an der Wand, rechts neben dem Tisch befand, an dem sie saßen und holte seinen Teil der Drachenocarina heraus. Seines sah aus, wie der Körper eines solchen Wesens. Nur eben viel kleiner, aber passend zu Ariane`s Talisman. Er kam auf sie zu, nahm ihren Teil der Flöte und murmelte etwas in einer Sprache, die sie zwar nicht verstand, aber dennoch interessant fand. Im selben Augenblick erfüllte ein greller Blitz die Halle und in Zelgadis Händen lag nun das zusammengesetzte Instrument. "So, jetzt hast du es ja und was soll ich jetzt tun? Willst du mich jetzt zurückschicken?" Eine gewisse Besorgnis schwang in Ariane's Frage mit. "Nein, es gibt da nämlich das Problem, dass ich sie nicht spielen kann." "Du meinst, ich habe die Fähigkeit dazu?" "Ich bin mir nicht ganz sicher. Versuch es doch einmal, bitte." "Aber wozu das ganze. Was bewirkt das Spiel der Drachenocarina?" "Um den schwarzen König, der übrigens der Dämon ist, zu besiegen und die besagte Frau zu befreien benötigt man die Stärke der Drachen des Lichts. Die wiederum nur dem Ruf ihrer heiligen Ocarina folgen und natürlich nur demjenigen, der sie zu spielen vermag." "Ach und wenn ich das nun wirklich kann, dann benutzt du mich und meine Gabe. Und wenn du sie gefunden und befreit hast, dann schickst du mich zurück und..." "Nein, du verstehst das vollkommen falsch. Ich will dich doch nicht ausnützen. Ich brauche deine Hilfe, die ich ehrlich sehr zu schätzen wüsste und du kannst für immer hier bleiben und in meiner Burg leben. Also, bist du einverstanden?" "Darf ich noch eine Nacht darüber schlafen, bevor ich dir meine Entscheidung mitteile? Außerdem bleibt noch zu hoffen, dass du wirklich der Drachenritter bist, von dem in der Legende die Rede ist." "Das geht in Ordnung. Sieh mal aus dem Fenster, wie haben so lange geredet, dass ich gar nicht bemerkt habe, dass es fast schon Nachmittag ist. Möchtest du den Schlossgarten sehen?" "Klar doch. Ich liebe Gärten." So zeigte Zelgadis ihr alles, was zu seinem Anwesen gehörte und mit staunenden Augen betrachtete Ariane die vielen roten und weißen Rosen und alle anderen Pflanzen, die es hier so gab. Überall streckten andere Blumen ihr Köpfe in die Höhe. Eine wahre Blüten- und Farbenpracht, wie man sie wohl kein zweites Mal finden würde. Der Nachmittag verging schneller, als Ariane erwartet hatte und als es zu dämmern begann, brachte Zelgadis sie zurück zu ihrem Zimmer. "Gute Nacht, Ariane. Bis morgen." "Ja, bis dann." Sie lag noch lange wach und dachte über alle Dinge nach, die sie heute erlebt und erfahren hatte. "Ob ich's mal versuchen soll?" Ariane nahm die Kette, an der die Ocarina hang und begutachtete erst mal das seltsam aussehende Ding in ihrer Hand. Dann versuchte sie zaghaft ein paar Töne herauszubringen, was sich anfangs zwar ziemlich schräg anhörte, aber nach einiger Zeit wurde sie immer besser. Kurze Zeit später legte sie das Instrument auf das kleine Schränkchen neben ihr, denn immerhin musste sie über eine wichtige Sache nachdenken. Sollte sie wirklich versuchen ihm zu helfen? Immerhin hatte er sie aus ihrer Welt "befreit". Fühlte sie sich ihm gegenüber zu etwas verpflichtet? "Na ja, vielleicht wird's ja ganz interessant. Ich denke, ich werde ihm helfen." Wie schon gedacht, konnte sie nicht einschlafen, solange sie sich auch hin und her drehte, sie wollte einfach nicht in den Schlaf finden. Also stand sie auf und ging zum Fenster, wo ihr der Mond genau ins Gesicht schien. Auf Ariane's Bett hatte ein weißes, langes Nachthemd aus Seide gelegen, dass sie nun trug. Wie immer verlieh es ihr eine geheimnisvolle Aura. Plötzlich klopfte es an ihrer Türe, was sie allerdings kaum realisierte, denn sie war vollkommen in ihren Gedanken versunken. Als sie jedoch Schritte näherkommen hörte, drehte sie sich erschrocken um und sah in Zelgadis Augen, die im hellen Mondlicht wie Sterne leuchteten. Auch er stockte einen Moment, was wohl unverkennlich an ihrem Aussehen lag. "Entschuldige, ich hab dich nicht, ich meine, ich..." "Hab ich dich erschreckt?" "Nein, aber, ach schon gut. Was ist los?" "Du hast versucht auf der Drachenocarina zu spielen, oder?" "Äh, ja, hab ich, aber wie...hast du etwa gelauscht?" "Nein, so was mach ich nicht! Aber um ehrlich zu sein, ich habe Nimrod beauftragt Wache zu halten, nur um sicher zu gehen, dass dir nichts passiert. Und als du nun gespielt hast, sagte er mir bescheid." "Ach, du lässt auf mich aufpassen. Meinst du denn ich bin ein kleines Mädchen, dass nicht auf sich aufpassen kann? Entschuldige, aber davon habe ich genug! Meine Eltern meinen auch immer noch, ich sei ein kleines Kind, auf das man ständig Acht geben muss. Dabei bin ich bereits 17!" Ariane wurde zunehmend wütender. Wenn er ihr nicht vertraute, wie sollte sie ihm dann helfen? Zelgadis sah ihr einen kurzen Augenblick fest in die Augen, - sie befürchtete schon, seinem Blick nicht standhalten zu können - meinte dann jedoch ruhig aber mit einer gewissen Enttäuschung. "Das hab ich doch nicht deswegen getan. Der Feind spioniert mich aus und wenn er dann zufällig auf dich trifft, dann könntest du in Gefahr geraten. Das will ich einfach nicht riskieren, verstehst du?" "Schon gut, es tut mir leid. Ich werde dir im übrigen helfen. Das ist außerdem immer noch besser, als zurück zu gehen und wieder ein langweiliges leben zu führen." "Danke." "Nein, ich bin dir zu Dank verpflichtet. Schließlich wäre ich ohne deine Hilfe niemals hier her gekommen." "Keine Ursache, du bist wirklich ein nettes Mädchen. Ich lass dich jetzt am besten allein. Bis morgen früh." Bevor Ariane etwas darauf sagen konnte, war er auch schon verschwunden. Am nächsten Morgen erwachte sie schon ziemlich früh. Da ihr Zimmer gen Osten lag, wurde sie von den ersten Sonnenstrahlen geweckt. "War wohl nichts mit ausschlafen.", dachte Ariane, als sie müde den Weg zum Speisesaal entlang schlurfte. Sie dachte, vielleicht die erste zu sein, in der Hoffnung, sich noch ein bisschen umzusehen. Aber falsch gedacht, denn am Tisch saßen schon die Drachen. Vorsichtig und mit der Absicht, so wenig Aufmerksamkeit, wie möglich zu erregen, schlich sie förmlich zu dem Platz, an dem sie am vorherigen Tag gesessen hatte. Hatten die Drachen sie wirklich nicht bemerkt, oder war es ihnen eher gleichgültig, dass sie nun anwesend war? Eigentlich war es auch besser so. Erst als Zelgadis den Saal betrat löste sich ihre Anspannung. Diese Wesen schafften es doch tatsächlich ihr Respekt einzuflößen. Absicht? "Guten Morgen, Ariane. Na, gut geschlafen?" Er klang freundlich wie eh und je. "Ja, hab ich. Was haben wir heute so vor?" "Du fällst aber auch immer mit der Tür ins Haus.", meinte er lächelnd. "Es tut mir leid. Ich wollte nicht..." "Aber das macht doch nichts. Also, ich hab mir gedacht, dass wir vielleicht heute schon aufbrechen könnten. Es sei denn du..." "Nein, nein, ich freue mich schon darauf. Wann geht's los?" "Langsam, iss in Ruhe fertig und pack dann deine Sachen." "Aber ich hab doch bis auf diese Sachen gar nichts dabei." "Ich hab dir auf dein Bett ein paar Kleidungsstücke von meiner Schwester gelegt. Sie verschwand zwar, als sie erst drei Jahre alt gewesen war, aber ihre Kleidung wurde mit einer Magie belegt, die sie sozusagen "mitwachsen" lässt und da meine Schwester jetzt so ungefähr dein Alter haben müsste, dürfte es dir sicherlich auch passen. Und zieh sie bitte gleich heute auf die Reise an, denn die Leute unten in der Stadt sind fremden Leuten gegenüber ziemlich misstrauisch." "Danke...Zel-Kun." Er zuckte kurz zusammen und meinte. "Zel-Kun? So hat mich schon lange keiner mehr genannt." "Entschuldige, ich weiß auch nicht, warum ich dich jetzt so genannt habe. Es kam mir nur gerade, dass das ein guter Spitzname für dich wäre. Darf ich fragen, wer die Person war, die...nein, warte, es war deine Schwester. Hab ich recht? Wie lautet denn ihr Name?" "Ja, du hast recht. Sie war es, die mich immer so nannte. Ihr Name lautet Zelda." "Äh...stört es dich, dass ich dich so genannt habe?" Mit unsicherem Blick sah sie ihn an. "Nein, warum denkst du?" "Na weil du so komisch darauf reagiert hast." "Es war nur ungewohnt, dass mich jemand nach 14 Jahren wieder so genannt hat." "14 JAHRE? So lange ist sie also schon verschwunden, oder?" "Ja, leider." "Das tut mir sehr leid für dich, aber ich verspreche dir, ich werde deine Schwester finden, egal was es auch kosten mag." Zum ersten mal, seit sie hier war, klang sie wieder entschlossen. "Danke!" Zelgadis suchte ihren Blick und als Ariane bemerkte, dass seine Augen sie schon wieder in ihren fast unlöslichen Bann zogen, wandte sie schnell den Kopf ab und rief: "Keine Ursache, aber wir sollten uns langsam auf den Weg machen. Bin gleich wieder da." Nachdem sie hinter der Tür verschwunden war, fiel diese krachend ins Schloss. Ihr Herz und ihre Lungen schmerzten in ihrem Brustkorb, denn sie bekam von der langen Lauferei fast keine Luft mehr. Aber sie wollte nicht anhalten - auf keinen Fall. Ihre Reaktion konnte sie sich selbst nicht erklären. Warum brachte sein Blick und sein ganzes Auftreten sie nur so aus dem Konzept? "Vielleicht war das alles in letzter Zeit ein wenig zu viel für mich. Genau, das ist die Ursache für mein Verhalten." Als sie ankam warf sie hastig alle Sachen, die auf ihrem Bett lagen, in den Beutel, der daneben lag und wohl so eine Art Rucksack darstellte. Ihr fiel auf, dass die gesamte Kleidung aus feinster Seide und Satinstoff hergestellt wurde. In ganz dezenten Farben, wie zum Beispiel Hellblau, oder Violett. Zelda war wohl ein ziemlich schlankes und zerbrechlich aussehendes Mädchen, welches so ungefähr Ariane's Größe und Alter haben musste. Sie erinnerte sich an Zelgadis` warnende Worte und suchte sich deshalb ein paar Kleidungsstücke aus, die sie tragen wollte. Sie entschied sich dafür, etwas "praktisches" anzuziehen, sofern man diese Klamotten überhaupt so bezeichnen konnte. Schließlich fand sie ein hellblaues Top und einen langen Rock in selbiger Farbe. Mit diesen Sachen gekleidet machte sie sich wieder auf den Weg zurück zum Speisesaal. Dort angekommen teilten ihr die Drachen mit, dass ihr "Meister" schon bei den Ställen auf sie wartete. Ariane fand, dass die Drachen wohl sehr viel Respekt vor ihm haben mussten, wenn sie ihn so nannten, aber hier schien alles eher förmlich zuzugehen. Mit einem kaum hörbaren "Danke" verabschiedete sie sich und machte sich auf die Suche. "Na toll, wie soll ich auf die Schnelle die Ställe finden? Ich weiß ja nicht mal, wie man hier nach draußen kommt." Nach einer halben Stunde, in der sie planlos durch die Gegend gelaufen und auf einige Sackgassen gestoßen war, erreichte sie endlich den Ort, an dem Zelgadis schon ungeduldig auf sie wartete. Als er sie kommen hörte, drehte er sich um und sagte: "Da bist du..........j a." Er schwieg einen Augenblick, bevor er seine Satz beendete. "Hab ich dich erschreckt?" Mit einer herausfordernden Bewegung trat sie auf ihn zu, blieb nur kurz vor ihm stehen und fragte dann lächelnd: "Reiten wir etwa?" Erst, als er einigermaßen seine Fassung wiedererlangt hatte, schien er sich dazu zu zwingen, ihr ruhig eine Antwort zu geben, meinte dann jedoch abweisend: "Du kannst das Pferd meiner Schwester nehmen. Es ist das Weiße dort vorne und heißt "Moonlight"." "Hey, was hab ich dir denn jetzt getan? Ach so, du versuchst zu verbergen, dass ich dich gerade ziemlich nervös gemacht habe, oder?" Zelgadis signalisierte ihr mit einer Handbewegung, dass sie jetzt aufbrechen würden und enttäuscht vom Verhalten des Jungen, den sie anfangs so faszinierend gefunden hatte, saß sie auf das Pferd auf. Er ritt ein Stück vorne Weg. Es war unschwer zu erkennen, dass es sich bei seinem Reittier um einen Araberhengst handelte und dazu noch einen schwarzen! Staunend betrachtete sie das Fell, das im hellen Sonnenlicht glänzte und dachte daran, dass sie schon immer mal einer Person begegnen wollte, die solch ein edles Tier besaß. Warum nur war er so abweisend ihr gegenüber gewesen? Was hatte sie denn schlimmes getan? Schweigend ritt sie ihm hinterher und nicht mal, als sie die Stadt erreichten und die Leute sie teils neugierig, teils misstrauisch beäugten nahm sie Notiz davon. Er wurde herzlich empfangen. Ob es ihm wohl auffiele, wenn sie so einfach umdrehen und davon galoppieren würde? Im nächsten Moment brachte sie Moonlight zum stehen, wendete die weiße Stute und gab ihr hastig den Befehl, loszugaloppieren. Sie preschte los, mit dem Ziel den Felsen wiederzufinden, bei dem sie Zelgadis das erste Mal begegnet war. Vielleicht würde sie dort einen Weg zurück in ihre Welt finden. Ob sie hier war oder in ihrer Welt, was spielte das für eine Rolle? Sie wurde nirgends respektiert oder beachtet. Was machte sie nur falsch? Und tatsächlich, sie fand den Ort. Als sie aus dem Sattel stieg, zogen am Horizont dunkle Wolken auf. Kurze Zeit später war der ganze Himmel nur noch grau und kein einziger Sonnenstrahl drang mehr durch den dichten Wolkenschleier. Und als würde es nicht schon reichen, fing es dann auch noch wie aus Eimern an zu regnen. Ariane befürchtete schon, noch vollkommen die Nerven zu verlieren, denn nirgends befand sich etwas, dass sie auch nur annähernd vor dem Regen hätte schützen können. Nach kurzer Zeit war ihre gesamte Kleidung durchnässt. Ihre Kleidung? Nein, sie trug ja immer noch Zelda's Kleidung. Und überhaupt sie sollte jemanden befreien, den sie nicht mal kannte und irgendeinem dahergelaufenen Typen vertrauen. In ihr kam eine so gewaltige Wut hoch, dass sie laut schreien hätte können. Moonlight zuliebe, die ebenso nass und wiehernd im Regen stand, ließ sie es jedoch sein. Ariane's Augen füllten sich mit Tränen, während sie verzweifelt und durch einen Vorhang aus Regentropfen umherblickte. Vielleicht würde irgendein fremder Drache kommen und sie fressen oder irgendetwas anderes. Im Moment spielte das sowieso keine Rolle mehr für das Mädchen. Denn schließlich gab es für sie eh nichts, für das es sich zu Leben gelohnt hätte. Plötzlich hörte sie Hufgetrappel näherkommen. Ein Bandit, ein Mörder oder irgendein anderer Verbrecher, der nur auf eine Gelegenheit gewartet hatte, um sie zu verschleppen? Sie sah, dass einige Meter vor ihr jemand von einem Reittier abstieg - wahrscheinlich von einem Pferd oder so etwas - und sich in ihre Richtung bewegte. Moonlight lief auf die Person zu, ließ sich kurz am Ohr kraulen und wieherte dann freudig dem Besucher zu. Dann stand die Person vor ihr und sagte freundlich. "Ariane, warum hast du das gemacht?" Es handelte sich um Zelgadis. Scheinbar war er ihr gefolgt. "Ach, lass mich in Ruhe und...Entschuldigung? Komm schon, spar's dir." Ariane erschrak, als sie den Satz beendet hatte, entsetzt über dieses unübliche Verhalten von ihr und die Kühle, die in ihrer Stimme lag. "Jetzt lass mich doch ausreden. Vorhin, als du am Stall ankamst und auf mich zugetreten bist, da war so ein komisches Gefühl in mir. Verstehst du, das mich nervös gemacht hat und mich unüberlegt handeln ließ. Es tut mir leid, ehrlich!" Er zog seinen Umhang aus, legte ihn ihr um die Schultern und half ihr beim Aufstehen. "Versprich mir, dass du so was nie wieder machen wirst. Ich hab mir Sorgen um dich gemacht. Du hast ja keine Ahnung, was dir hier alles passieren kann." Während er sprach wischte er sanft die Tränen aus Ariane's Gesicht. "Lass das, okay." Mit einer abwehrenden Bewegung nahm sie seine Hand aus ihrem Gesicht und wich ein paar Schritte zurück. Verständnislos sah er sie an, ging etwas enttäuscht zurück zu seinem Pferd. Was hatte er denn jetzt wieder schlimmes getan? Auch sie saß wieder auf Moonlight auf und ritt, mit gesengtem Kopf, Zelgadis hinterher. Der Weg führte zurück zu seiner Burg, denn Ariane musste sich erst mal umziehen. Die Kleidung, die sie trug, war schließlich vollkommen durchnässt. Der Ritt kam ihr fast wie eine halbe Ewigkeit vor und sie war froh, als sie sich auf ihr weiches Himmelbett fallen lassen konnte. Ohne es zu wollen, schlief sie einige Minuten später ein. Blinzelnd öffnete sie die Augen. Hatte sie schon wieder so lange geschlafen? Als sie sich umsah, bemerkte sie, dass Zelgadis auf einem Stuhl neben ihrem Bett saß. Nach einigen Minuten öffnete auch er seine Augen. "Was...was machst du denn hier?" Ungläubig starrte sie ihn an, woraufhin er aufstand und einige Schritte rückwärts trat.. "Tut mir leid, ich weiß selber nicht so ganz, was ich hier mache." Ariane konnte etwas seltsames beobachten. Zelgadis drehte sich und war im Begriff zu gehen, doch sie sprang auf, stellte sich vor ihn und sah in sein Gesicht. Sie konnte sich ein Lächeln nicht verkneifen, denn er war leicht rot um die Nasenspitze. Sie beschloss, sich diesmal jeglichen Kommentar zu sparen und möglichst schnell zu einem anderen Thema zu wechseln. Ihr selbst war auch nicht wohl bei dem Gedanken, dass während sie schlief, ein Junge neben ihrem Bett gesessen hatte. Wer weiß, zu was dieser Magier fähig war? Aber weiter darüber nachzudenken brachte wohl auch nichts. "Wann brechen wir wieder auf?" "Du willst mir immer noch helfen?" "Ja, aber wir sollten uns beeilen mit aufbrechen, bevor ich es mir noch anders überlege." Er schenkte ihr ein kurzes Lächeln, wandte sich dann aber schnell ab und machte ihr mit einer Handbewegung klar, dass sie ihm folgen sollte. Was war denn jetzt los mit ihm? Bereute er seine Freundlichkeit, oder etwas anderes, dass er getan hatte? Eine gespannte Stille trat ein, während Ariane Zelgadis zu den Ställen folgte und auch, als sie losritten, riss die angespannte Stimmung nicht ab. Schließlich wurde es ihr zu blöd. Sie trabte an, klopfte ihm beim Vorbeireiten auf die Schultern und galoppierte dann an. Verblüfft sah er ihr hinterher. Anstatt ihr Verhalten zu erklären, rief sie ihm "Fang mich" zu. Sie wusste selber nicht, warum sie sich plötzlich von so einem ziemlich kindischen Spiel hinreißen ließ, aber das Lächeln, das es auf Zelgadis Lippen zauberte, war es wohl wert gewesen. Sie erwartete, dass er bei ihrer Spinnerei nicht mitmachte, doch im Gegenteil - er nahm die "Verfolgung" auf. Er kam näher und hätte sie auch fast erwischt, doch sie schien das schnellere Pferd zu besitzen. Sie trieb Moonlight noch mal kräftig an und entwischte ihm so um haaresbreite. Es war ein ewiges Hin- und Her, bis die Beiden endlich das Stadttor erreichten, durch das sie schon einmal geritten waren. Bevor sie jedoch passierten, verlangsamte Zelgadis sein Pferd und Ariane tat es ihm gleich. "Was ist los?" Doch die erwartete Erklärung blieb aus, stattdessen warf er ihr ein Cape aus weinrotem Samt zu und nachdem er sein Gesicht fast gänzlich unter der Kapuze seines Umhangs versteckt hatte, sagte er. "Zieh es an, dann bleibt dir das Misstrauen der Bewohner erspart." Sie verstand nicht so ganz, was das bedeutete, zog aber trotzdem das relativ schwere Gewand an und verbarg auch ihr Gesicht. "Warum sind wir eigentlich hier?" "Siehst du den Berg am Ende der Stadt? Dort ist unser Ziel. In einer Höhle in der Mitte der Erhebung befinden sich Schriftzeichen an der Wand, die möglicherweise darüber Auskunft geben, wie man den schwarzen König besiegen kann und wie man die Drachenflöte spielen muss, um die Drachen des Lichts zu rufen." "Du kannst sie doch hoffentlich entziffern, oder?" "Nun, ehrlich gesagt, ich denke nicht, aber ich hatte gehofft, dass..." "Dass ich das lesen kann, oder?" "Um ehrlich gesagt, ja." "Na ganz toll. Was für ein genialer Plan, wirklich!" Ariane wusste nicht, warum sie sich auf einmal so patzig ihm gegenüber verhielt. Vielleicht aus Zweifel, vielleicht aus Wut oder Ungewissheit, was nun weiter geschehen würde. Ariane hätte erwartet, dass er nun sauer auf sie war - inzwischen führten sie ihre Pferde - doch stattdessen blieb er stehen, trat er auf sie zu, legte seine Hände auf ihre Schultern und sah ihr fest in die Augen. Sie wollte ihn wegstoßen, sich abwenden, doch seine strahlend, ozeanblauen Augen hielten sie gefangen und ließen sie regungslos dastehen. Ihr Herz raste und immer wieder dachte sie. "Dieser Idiot. Warum macht er das bloß?" Tausendmal schon hatte sie sich Gedanken darüber gemacht, wie sie zu handeln gedachte, würde ihr ein Junge so nah kommen, aber jetzt, da sich genau in solch einer Situation befand, war sie ihm hoffnungslos ausgeliefert! "Ich hätte dich wohl schon viel früher über die Umstände und die Tatsachen aufklären sollen." Als er ihr offensichtliche Nervosität bemerkte, ließ er schnell von ihr ab, nahm die Zügel wieder in die Hand und ging tonlos weiter. Es schien so gerade so, als ob er erschrocken darüber war, dass er ein Mädchen nervös gemacht hatte. Verwirrt schüttelte Ariane den Kopf und folgte ihm dann mit einigen Metern Entfernung. Er machte erst wieder vor einem Stall halt, der so aussah, als ob er jeden Moment zusammenfallen würde. Zelgadis murmelte irgendwas von "Wir lassen die Pferde hier und gehen zu Fuß weiter", vermied es jedoch, sie dabei anzusehen. Er klopfte an die Türe des nebenstehenden Hauses und unterhielt sich kurz mit dem Besitzer, der im Türrahmen stand und Ariane misstrauisch beäugte. Die Beiden sagten etwas in einer Sprache, die hier wohl Gang und Gebe war. Ariane gefiel es zwar überhaupt nicht, Moonlight, die sie inzwischen sehr mochte, bei einem Mann zu lassen, der an Heruntergekommenheit nur noch von seinem Gemäuer, dass er "Stall" nannte, übertroffen wurde. Doch was konnte sie schon groß dagegen ausrichten? Sicher, keiner dieser Menschen hier machte einen besonders wohlhabenden Eindruck, aber musste es unbedingt dieser Kerl da sein? Zelgadis brachte mit einer Verbeugung seinen Dank zu Kenntnis und machte sich dann auf den Weg. Ariane ging dicht hinter ihm. Hatte sie etwa Angst vor diesen Leuten? "Hör zu, Zel. Ich kann nicht mehr. Machen wir eine Pause, in Ordnung?" Anstatt ihr zu antworten, spürte sie, wie er seine Arme um ihre Hüfte und ihre Beine schlang und sich einen kurzen Augenblick später in die Lüfte erhob. Er vermied es jedoch weiterhin sie anzusehen und sogar, als sie herumzappelte und rumschrie, dass er sie doch gefälligst runterlassen sollte, flog er unbeeindruckt weiter. "Dieser Kerl macht mich wahnsinnig!", dachte sie und wurde zunehmend wütender. Im nächsten Augenblick konnte sie schon einen Spalt vor sich erkennen, der immer größer wurde, je näher sie dem Berg kamen. Zelgadis landete auf dem Plato vor der Höhle und setzte Ariane behutsam ab. Dann murmelte er wieder etwas in dieser seltsam klingenden Sprache und ein paar Sekunden später erschien über seiner Hand eine Leuchtende Kugel, die nur wenige Zentimeter über seiner Handfläche schwebte. Mit bewundernden Augen starrte sie auf das leuchtende Ding über seiner Hand. Er zögerte nicht mehr lange und setzte sich erneut in Bewegung. Ariane hatte inzwischen genug. Trotzig blieb sie stehen, allein um herauszufinden, ob Zelgadis dies überhaupt bemerken würde. Nein, das würde er ganz bestimmt nicht. Er ignorierte sie doch eh schon die ganze Zeit. "Pah, ist mir doch egal. Soll er halt machen, was er will." Im selben Moment drehte er sich um und sah sie etwas beleidigt an. Hatte sie ihre Gedanken gerade laut ausgesprochen? Er ließ die leuchtende Kugel verschwinden, ging langsam auf sie zu und kaum stand er vor ihr, da legte er seine Arme um sie und zog sie ganz nah zu sich. Zelgadis hielt Ariane für einen kurzen Augenblick - er kam ihr wie eine halbe Ewigkeit vor und ihr Herz überschlug sich - fest, als ob er sie niemals mehr loslassen wollte. "Es tut mir leid, wie ich mich benommen habe, ehrlich. Bitte verzeih mir." , flüsterte er ihr kaum hörbar ins Ohr. Immer noch befand sie sich in seinen Armen. "Zelgadis, ich..." Sanft er legte seine Finger auf ihre Lippen, - wollte er sie etwa...küssen? - im selben Augenblick fing ihr Körper an zu zittern. Sie hatte sich mit einem Mal nicht mehr unter Kontrolle. Erschrocken, über ihre Reaktion auf sein Verhalten, ließ er sie los. Er wollte sie noch rechtzeitig auffangen, doch zu spät, ihre inzwischen weich gewordenen Knie gaben nach und Ariane viel auf den harten Steinboden. Hilfsbereit streckte er dem offensichtlich aufgelösten Mädchen vor ihm seine Hand entgegen, doch sie schaffte es irgendwie von selbst wieder auf die Beine zu kommen. "Lass...lass uns gehen, bitte." Ihre Stimme bebte, versagte sogar fast. Versucht, entschlossen zu wirken lenkte Ariane ihre Schritte in Richtung Höhleneingang. Sofort folgte Zelgadis ihr. Das Innere der Höhle entpuppte sich als riesige Halle, die er mit seiner leuchtenden Kugel ableuchtete. Was ließ ihn wohl gerade zusammenzucken? Das krachende Geräusch hinter ihm, oder die Tatsache, dass Ariane in diesem Moment blitzschnell seine Hand nahm? "Entschuldigung, ich bin nur..." "Erschrocken? Schon gut, es stört mich nicht. Ganz im Gegenteil." Endlich lag wieder die gewohnte Freundlich in seiner Stimme. "Hey, Zel-Kun." Sie musste kurz lachen, als sie seinen Namen aussprach. "Ich hab mich wirklich blöd benommen in letzter Zeit. Entschuldige." Er blieb stehen und sah sie an. "Nein, mir tut es leid. Ich bin derjenige, der sich entschuldigen muss. Lass uns einfach vergessen, wie wir uns benommen haben, okay?" "In Ordnung. Da fällt mir ein, was war das für ein Geräusch eben? Ist dir außerdem aufgefallen, dass es seit diesem Knall noch viel dunkler hier drin ist, als zuvor?" "Du hast recht." Er drehte sich um und als er zum Eingang sah, bestätigte sich die Vermutung, die er scheinbar gehabt hatte. Der Spalt am Anfang der Höhle war verschlossen. "Oh nein, das darf doch nicht wahr sein." In diesem Moment hörten sie wie aus dem Nichts eine Stimme "Hier kommt ihr nie wieder raus" rufen. "Ariane , das ist er. Das ist die Stimme des schwarzen Königs!" "Wo bist du? Antworte, du Feigling." Ariane klang entschlossener denn je. "Das ist wohl deine neue Freundin, stimmt's Zelgadis Graywords?" "Zum letzten Mal. Wo steckst du?" "Du bist wohl Ariane, oder? Braucht der ach so berühmte Zelgadis jetzt etwa schon ein schwächliches Mädchen, dass für ihn die Drecksarbeit erledigt?" Seine Stimme triefte vor Ironie und Spott, wie man es kein zweites Mal finden würde. "Nein, lass sie aus dem Spiel. Hier geht es nur um uns Beide." "Zel, ich will nicht, dass du jetzt plötzlich versuchst, mich da rauszuhalten. Ich werde dir helfen. Gemeinsam werden wir diesen Dreckskerl erledigen. Hörst du, schwarzer König. Wir Beide werden dein Untergang sein." "Ihr seid nicht die ersten, die gewagt haben, dass zu behaupten. Aber zu einem Kampf wird es sowieso nicht kommen. Bis dahin seit ihr hier drin längst verhungert." Nach diesen Worten verschwand die Stimme wieder genauso plötzlich, wie sie gekommen war. "Sag mal, was soll denn dieses Gerede, von wegen "Es geht hier nur um uns Beide"? Schließlich bin ich bei dir geblieben, um dir zu helfen, oder etwa nicht? Ich weiß, dass er deine Schwester hat, aber das ist jetzt auch meine Angelegenheit und nichts und niemand wird mich davon abhalten, das durchzuziehen. Klar soweit?" "Danke. Du bist wirklich mutig. Erinnert mich irgendwie an meine Schwester. Sie war damals zwar erst drei, aber trotzdem schon ein richtiger Wirbelwind." Ariane schluckte, denn dies war kaum der richtige Moment für Scherze. Also behielt sie ihren Gedanken lieber für sich. "Irgendwelche Vorschläge, was wir jetzt machen sollen?" "Nun, ich denke, wir versuchen erst mal die Schriftzeichen an den Wänden zu entziffern, um herauszufinden, wie man die Drachen des Lichts rufen kann und dann sprengen wir die Steine vor dem Eingang weg." Sie glaubte in der Dunkelheit, die nur vom Lichtschein seiner Zauberkugel durchbrochen wurde, ein Grinsen zu erkennen. "Beherrscht du etwa einen Zauber, der das kann?" "Ja, dieser elendige Typ glaubt doch wohl nicht allen Ernstes, dass er mich gefangen halten kann, nur, weil er den Eingang verschüttet hat! Lass uns das hier nur schnell erledigen." "Alles klar. Du hast doch gesagt, dass du es nicht lesen kannst, oder? Also, dann würde ich vorschlagen, dass du für mich die Wände ableuchtest. Vielleicht bekomm ich ja wirklich raus, was da steht. Aber...wenn...wenn ich das lesen kann, dann bedeutet das doch, dass...dass ich von h i e r komme. Denn schließlich bin ich eine ganz andere Sprache und Schrift gewöhnt. ... ... ... Das ist kompletter Unsinn! Ich hab nur zu viel Fantasie und mir hat nur irgendwie gerade die Vorstellung gefallen, ich würde aus dieser Welt hier kommen und nicht aus meiner langweiligen. Vergiss einfach, was ich eben gesagt habe." Zelgadis verstärkte kurz seinen Händedruck und sagte dann. "Zum Glück ist nicht alles in deiner Welt langweilig!" Ariane schien nicht recht zu begreifen, was er ihr damit andeutete - oder, wollte sie es nicht verstehen? Schnell zog sie ihre Hand weg und deutete auf die Wände. Er verzog das Gesicht, - wich sie ihm aus? - tat aber dann, was sie von ihm verlangt hatte. "Ich kann...ich...ich verstehe wirklich, was da steht. Diese Schriftzeichen, sie kommen mir so... ... ... bekannt vor! Aber was soll das bedeuten?" "Keine Ahnung. Ich will dich ja nicht drängen, aber was steht da?" "Derjenige, der über die Dunkelheit herrscht wird vom Licht verschlungen werden. Drachenblut wird über die Zukunft bestimmen und die Herrscherin dieser Geschöpfe wird das Schicksal des Universums in ihren Händen tragen." Zel-Kun, das ist eine Weissagung! Jetzt müssen wir nur noch diese Herrscherin finden und dann..." "Ariane, ich habe diese Person schon gefunden." Er warf ihr einen bedeutungsvollen Blick zu. "Das ist doch wohl nicht dein ernst, oder?" "Und wie er das ist. Wir befinden uns wohl kaum in einer Situation, in der man mit so etwas scherzen könnte. Außerdem kannst du die Drachenocarina spielen." "Ja, schon. Ich hab's zwar versucht, aber es ist nichts passiert." "Du musst nur die richtige Melody finden." "Das stellst du dir so einfach vor." "Ja, aber vielleicht steht an diesen Wänden etwas darüber." "Da steht: "Dunkelheit vernichtet Leben, Helligkeit bewahrt es - Melody des Lebens, schicksalhaftes Lied des Lichts." Das bedeutet also, das Lied muss so hell wie das Licht und so lebendig, wie das Leben selbst sein. Das ist die Schwachstelle alles Dunklen." "Das hört sich doch schon mal gar nicht schlecht an. Wenn du an einen schönen Sommertag denkst. Welche Melody, oder wie würdest du spielen?" "Ich weiß nicht, aber ich werde es versuchen, sobald wir zurück in deinem Schloss sind. Dazu müsstest du uns jetzt aber hier rausbringen!" Sie hatte kaum ausgesprochen, da rief Zelgadis auch schon "Feuerball!" Im nächsten Moment gab es eine riesen Explosion und dort, wo der Eingang gerade noch zugeschüttet war, befand sich auf einmal ein großes Loch, durch welches das Licht des Mondes in die Höhle viel. "Ich wusste ja gar nicht, dass du so stark bist." "Und ich wusste nicht, dass du mir mal ein Kompliment machen würdest." Er verließ die Höhle und sah erst einmal in den mit Sternen übersäten Himmel. Ariane folgte ihm und blieb neben ihm stehen. Scheinbar war ihr Aufenthalt in der Höhle länger gewesen, als sie gedacht hatten. "So hab ich den Himmel noch nie gesehen. Bei uns zu Hause sieht man nie so viele verschiedene Sterne." "Wirklich nicht? Meine Schwester hat mich immer nach den Namen der Sterne gefragt und da ich mich einigermaßen damit auskenne, hab ich ihr alles erklärt, was sie wissen wollte. Wir sind fast jede Nacht draußen gesessen und haben und den Himmel angesehen." Sie nahm, ohne es selbst wirklich wahrzunehmen, seine Hand. "Wir werden sie finden und retten, das verspreche ich dir." "Ariane, ich danke dir." Langsam nahm er ihre zweite Hand, zog sie ganz zu sich und sah ihr fest in ihre Augen, was sie im Mondlicht noch geheimnisvoller wirken ließen. Ihr Herz begann, wie so oft in letzter Zeit, zu rasen. Er hielt sie fest in seinen Armen und strich ihr liebevoll über die Haare. "So jemanden wie dich hab ich noch nie getroffen." Schnell wich sie ein paar Schritte zurück, da sie befürchtete, die Kontrolle über sich zu verlieren, denn ihr Körper fing schon wieder zu zittern an. "Verzeih mir, ich weiß auch nicht, was gerade mit mir los war." Zelgadis schien ebenfalls nervös zu sein, denn seine Stimme zitterte. "Ist...Ist schon okay. Gehen wir zurück." "Du willst doch nicht im ernst laufen, oder?" Irgendetwas in seinem Ton und seinem Blick sagte, dass die Beiden genauso wieder in die Stadt kommen würden, wie sie schon hier her gekommen waren. "Nein, bitte nicht. Du wirst jetzt doch nicht etwa...?" "Oh doch!" Kurz darauf spürte sie, wie er sie hochhob und in Richtung Stadt flog. Krampfhaft zwang sie sich, ruhig zu bleiben. Warum ihr das mit einem Mal so schwer fiel, wenn Zelgadis sie berührte, war ihr selbst ein Rätsel und deshalb schlug ihr Herz erst wieder einigermaßen normal, als sie wieder auf Moonlight's Rücken saß. Lange Zeit ritten sie schweigend nebeneinander, ohne, dass einer den anderen ansah. "Sag mal, was ist denn jetzt plötzlich mit dir los? Hab ich etwa irgendwas Schlimmes getan?" Ariane hatte die eine ganze Weile nur gedankenlos in den Himmel gesehen und bemerkte so nicht, dass Zelgadis sie ansprach. "Äh...was hast du gerade gesagt?" "Nichts, schon gut." Etwa eine Stunde später kamen sie wieder beim Schloss an. Ariane verlor keine Zeit, brachte "ihr" Pferd noch schnell in die Box und rannte in Richtung ihres Zimmers. Dort ließ sie sich auf's Bett fallen und merkte, wie ihr Herz sich allmählich wieder beruhigte. "Endlich allein! Was ist bloß los mit mir? Warum bin ich nur so nervös?" Sie dachte, jetzt endlich für ein paar Stunden in Ruhe schlafen zu können, da klopfte es an der Türe. Hatte sie gerade wirklich gewünscht, dass er es war? "Ja, herein." Und tatsächlich, Zelgadis betrat den Raum - andererseits, wer hätte es sonst sein können? Er ging auf Ariane zu und saß sich zu ihr auf's Bett - was dachte er sich eigentlich dabei? - und es schien ihm irgendwie vollkommen gleichgültig zu sein, wie sie darauf reagieren würde. Sie hatte sich inzwischen aufgesessen und sah ihn ein wenig entgeistert an, was er im Augenblick jedoch dezent übersah und anstatt irgendetwas zu sagen, saß er einfach nur da. Schließlich wurde ihr diese Schweigerei zu blöd und sie ergriff das Wort. "Was ist denn los? Erst kommst du hier rein, siehst so aus, als ob du irgendetwas bestimmtes zu sagen hättest und dann sitzt du einfach bloß schweigend da!" Er zuckte zusammen, als sie ihm verständnisvoll ihre Hand auf die Schultern legte. Er drehte sich langsam um und legte seine Arme um sie. Jetzt fing er schon wieder damit an! Was hatte das alles nur zu bedeuten? Ariane vergaß ihren Vorsatz, ihn wegzustoßen, falls er sie noch einmal in den Arm nehmen wollte. Denn auf eine unerklärliche, seltsame Weise störte sie diese Berührung nun im Moment nicht mehr. War sie nur neugierig, was er vorhatte, oder gab es noch einen anderen Grund? Er sah ihr in die Augen, der Mond schien auf die Gesichter der Beiden. "Ariane, es gibt da wirklich etwas, was ich dir sagen wollte. Ich wollte es dir schon dort auf dem Felsen sagen, aber ich hab irgendwie die Fassung verloren." "Na dann, immer raus damit!" Sie versuchte gelassen zu wirken, was ihr allerdings nur sehr kläglich gelang, denn ihre Stimme zitterte. Hatte sie etwa Angst? "Ariane, ich...liebe dich!" "W...a...s...h...a...s...t...d...u...g...e...r...a...d...e...g...e...s...a...g...t...? Du...du liebst mich?" Er ließ mit einem Mal von ihr ab und sagte, während er zur Tür ging; "Ich wollte dich nicht erschrecken." Klick. Die Tür viel ins Schloss und Zelgadis verschwand dahinter. Ariane's Herz überschlug sich fast vor Schnelligkeit. Zuerst hatten seine Worte sie schon erschreckt, aber jetzt, da sie darüber nachdachte, eigentlich hatte sie es schon irgendwie geahnt. Aber was war mit ihr? Liebte sie ihn denn auch? Sah sie in ihm "nur" einen Freund? Etwas hilflos und verwirrt schüttelte sie den Kopf. "Ich werde morgen einfach noch einmal mit ihm reden und dann seh ich schon.........mann, bin ich naiv zu denken, dass es morgen anders sein wird. Ich muss jetzt mit ihm reden! Aber wo kann ich ihn finden? Ich weiß ja nicht einmal nicht einmal, wo sein Zimmer ist." Sie stand auf und ging zum Fenster, wo der Mond ihr ins Gesicht schien. Sehnsüchtig starrte sie ihn an, obwohl sie den Grund dafür selbst nicht kannte. Nach was sehnte sie sich eigentlich? Nach einem Freund, der ihr Geborgenheit schenkte? Etwa nach ihm? Einen Herzschlag später klopfte es an der Türe. Ohne auf eine Antwort zu warten stürmte Zelgadis in ihr Zimmer! Er sah nervös und angespannt aus. "Was ist denn los? Ist irgendwas passiert?" "Der schwarze König hat gerade einen Boten vorbeigeschickt. Er teilte mir mit, wenn ich nicht sofort mit ihm treffe, dann wird er meine Schwester ermorden!" "Aber das ist ja schrecklich! Lass uns aufbrechen." "Mir wäre es lieber, wenn du nicht mitkämst, aber der Bote erzählte mir noch, dass du unbedingt mitkommen sollst. Ich weiß zwar nicht, was er damit bezwecken will, aber eines verspreche ich dir, wenn er dir auch nur ein Haar krümmen will, dann werde ich dich beschützen!" "Ich hab ne Idee. Ich werde ihn ablenken und du kannst währenddessen deine Schwester retten." "Nein, dass ist zu gefährlich!" Diesmal legte sie ihre Finger auf seine Lippen und meinte lächelnd: "Ich dulde keinen Gegenvorschlag!" Ihr Tonfall ließ keine Widerrede zu. Zum Glück hatte sie noch ihre Kleidung an und so konnte es losgehen. Schnell waren die Pferde gesattelt und im Eiltempo rasten sie los. Immer wieder hallten seine Worte in ihr wider; "Ich werde dich beschützen" "Woher weißt du eigentlich, wohin wir müssen?" "Der Bote hat mir eine Karte dagelassen." "Sag mal, findest du nicht, dass das alles sehr nach einer Falle riecht? Außerdem, hast du dir schon mal Gedanken darüber gemacht, warum ich mit soll?" "Doch, aber ich habe keine Wahl. Moment mal, willst du damit etwa sagen, dass er dir irgendwas antun will?" "Du verstehst es wohl immer noch nicht, was? Du musst da nicht hin!" Zelgadis blieb keine Zeit, ihr zu antworten, nur wenige Meter vor ihnen erhob sich ein riesiger Turm aus der Erde. Er war noch höher, als die Wolken heute lagen. "Dort hat er sich also verkrochen, der Mistkerl." Gerade, als sie von ihren Pferden absteigen wollten, um des Turm zu betreten, schossen wie aus dem Nichts, zwei geflügelte Steingolems auf sie herab. Nach einem halsbrecherischen Sturzflug landeten sie direkt vor Ariane. Zelgadis wollte sich vor sie stellen, sie beschützen, aber die Golems waren, trotz ihres massigen Körpers, schneller. Kaum eine Sekunde später flogen sie mit Ariane zurück zu der unüberwindbar scheinenden Festung ihres Herrn. "Zel-Kun, hilf mir, bitte!" Doch vergebens, er konnte ihr nicht mehr helfen. Jedenfalls im Augenblick nicht, was er sehr bedauerte. Er hatte mit ansehen müssen, wie die beiden Monster aus Stein das Mädchen entführten, das er liebte. "Verdammt, ich muss sie einfach retten." Sie hatte recht behalten, es war eine Falle gewesen. Hier ging es doch nur um ihn und dem König. Warum also Ariane? Reichte ihm eine Gefangene etwa nicht? "Hinterhältiger Kerl, dafür wirst du bezahlen. Weder wirst du Ariane etwas antun, noch meiner Schwester." Ariane öffnete die Augen. War sie bewusstlos gewesen? Sie hörte, wie eine nicht weit entfernte, düstere, aber ihr bekannte Stimme sagte: "Ach der Arme. Der hat ja keine Ahnung." Sie befand sich wohl im "Thronsaal" ihres Feindes. Mühsam rappelte sie sich auf, während ihr ganzer Körper schmerzte. Wahrscheinlich hatten die Golems sie aus einer gewissen Höhe fallen lassen. Das Material des Bodens war aus einem seltsamen, dunkel-blau leuchtenden Stein und die Wände hatten sie selbe Farbe. Von außen würde man kaum erwarten, dass sich innen ein Palast aus jadeähnlichem Stein befand. Wäre die Situation nicht so gefährlich und im gewissen Sinne gruselig gewesen, dann hätte das alles hier sie sicherlich fasziniert. "Willkommen in meinem bescheidenen Zuhause. Ich hoffe, dir gefällt es hier. Schließlich wirst du für immer hier gefangen sein." Wieder ließ er sein schauerliches Lachen ertönen. Ariane sah auf und konnte einen großen und düster aussehenden Mann langsam auf sie zukommen sehen. Sein Haar schimmerte silber-grau im fahlen Licht, das den Raum beleuchtete. Seine ausdruckslosen, leeren Augen waren gebannt auf sie gerichtet. Hätte Ariane nicht all ihren Mut aufgebracht, um dieser Schauergestalt und seiner unheimlichen Aura standzuhalten, dann wäre sie wohl schon längst starr vor Angst. Durch ein schmal, geöffnetes Fenster drang ein schwacher Windhauch, der das lange, schwarze und mantelähnliche Gewand ihres Gegenübers hin und her wehte. Seine kalten Gesichtszüge verrieten nichts über seine weiteren Handlungsvorgänge. Dadurch, dass es in diesem Raum nur ein schwaches Licht gab, hoffte Ariane er würde nicht bemerken, wie sie zitterte und nervös mit dem Ende ihres Oberteils spielte. "Bloß keine Angst zeigen. Bloß keine Angst zeigen." Diese Worte schossen ihr ständig durch den Kopf. Dies erwies sich allerdings als schwer, denn wer wusste schon, was so ein Verbrecher mit einem unschuldigen Mädchen anstellen würde? Als er schließlich vor ihr stand, nahm sie ihren ganzen Mut zusammen und sagte herausfordernd. "Ich hab dich durchschaut! Schon bevor wir losgeritten sind, wusste ich, dass es sich um eine Falle handelt. Denn, wen solltest du denn töten? Zelgadis' Schwester befand sich zu diesem Zeitpunkt doch gar nicht in deiner Gewalt, nicht wahr?" "Du bist gar nicht so dumm, wie du aussiehst. Du hast begriffen, wer du bist!" Es war keine Frage, sondern eher eine Feststellung. "So ist es. Ich bin Ariane Sirion, die Schwester von Zelgadis, nun ja, wohl eher Zelda Graywords." "Kluges Mädchen. Du hast dich jedoch verändert. Zum Zeitpunkt deiner ersten Entführung warst du ein ängstliches, kleines Mädchen von drei Jahren, dass mir nur durch Zufall entwischt ist. Aber ich muss zugeben, dass du schon zu dieser Zeit ein wenig aufmüpfig warst" "Zufall, vielleicht, aber ich bin immerhin weit genug weggewesen, um den Klauen deiner Macht zu entkommen." "Deine Magie, die du in diesen Tagen zufällig entdeckt hast, hat dich gerettet, sonst nichts. Noch einmal entkommst du mir nicht. Und nun, erlaube mir, mich dir vorzustellen. Ich bin Shallowain, der König der Dunkelheit und Finsternis. Bei vielen auch bekannt, als, "der schwarze König.", sagte er und verbeugte sich spöttisch. "Shallowain also? Dein Getue beeindruckt mich nicht im geringsten. So schrecklich scheinst du gar nicht zu sein." Ariane hielt sich die Hände vor den Mund. Warum konnte sie nicht einmal ihre große Klappe halten? "ICH und nicht schrecklich? Du armes, unwissendes Mädchen. Du wirst meine Grausamkeit noch kennen lernen, aber bis dahin..." Er machte eine kurze Pause, bewegte auf seltsame Weise seine Händen und ein paar Sekunden später fand sich Ariane angekettet an eine Wand aus Kristall wieder. "...bis dahin bleibst du meine Gefangene. Und dann, wenn ich deinen ach so tollen Herrn Bruder erledigt habe,...wer weiß?" Gerade wollte sie noch sagen, Zelgadis sei stärker, als er, aber wenn dieser Shallowain, oder wie er hieß, innerhalb weniger Sekunden den Ort wechseln konnte und sie in selbiger Zeit noch einsperren konnte, dann standen die Chancen schlecht. Nicht dass sie an ihrem Bruder - sie lächelte bei diesem, ihr ungewohnten Gedanken - zweifelte, aber der Kampf würde wahrscheinlich nicht einfach werden. Sie hatte Angst, vor Shallowain und was ihr noch bevorstehen würde. Und außerdem, vor ihren Gefühlen für ihren Bruder. Inzwischen konnte sie es nicht mehr leugnen. Sie dachte in letzter Zeit nur noch an ihn und im Moment vermisste sie ihn so unglaublich - sie liebte ihn! Aber all ihre Gefühle kamen ihr so verboten vor. Schließlich handelte es sich um ihren Bruder! Na gut, er liebte sie ja auch, aber trotzdem, es durfte nicht sein! In der Welt, in der sie aufgewachsen war, konnte so etwas mit Gefängnis, oder Schlimmeren bestraft werden. Am liebsten hätte sie jetzt geheult, aber Shallowain konnte jeden Moment zurückkommen und sie wollte auf gar keinen Fall Schwäche zeigen, denn das tat sie für gewöhnlich nie. "Zel-Kun, hilf mir!", flüsterte sie und ihre Stimme versagte fast gänzlich. Zelgadis rannte los, ohne darauf zu achten, ob jemand oder etwas ihn beobachtete. Er wollte nur eins: Ariane retten - das war jetzt sein einziger Gedanke. Schließlich erreichte er den Eingang der Steinfestung. Das Tor ließ sich nicht öffnen, doch für ihn war dies kein allzu großes Hindernis. Ein paar Sekunden und Feuerbälle später gab das Material nach. Der Weg war nun frei - zumindest für einen kurzen Augenblick. Denn kurz darauf hörte er, wie schwere Schritte auf ihn zukamen. Es musste entweder ein sehr großes, oder sehr massiges Etwas sein. Oder, war es etwa beides? "Felsengolems!" Kam es ihm mit einem Mal. "Das sind bestimmt die selben Wesen, die sie entführt haben...Ariane - ich werde dich finden." Es dauerte nicht einmal zwei Minuten und Zelgadis fand sich umringt von den schon vermuteten Gegnern. Eine Falle! "Astralschwert!" Mit diesen Worten stürzte er sich auf seine Feinde. Wenn sie auch zahlenmäßig weit überlegen waren, seiner Entschlossenheit hatten auch sie nichts entgegen zu setzen. Er atmete schwer, war völlig außer Puste, doch Ariane's Rettung hatte oberste Priorität. Er lief die langen und finsteren Gänge entlang. Hier und da leuchtete es blau. Er blinzelte, plötzlich war alles um ihn herum in ein helles Licht getaucht. Der gesamte Raum bestand aus schimmerndem Kristall. Dass im inneren dieses Turmes Kristall gab, wäre das letzte gewesen, was er erwartet hätte. Eigentlich hatte er es ja eilig, aber diese Aura, die von diesem Ort ausging, war einfach zu verdächtig und roch zu sehr nach einigen Fallen. Also, musste er wohl oder übel langsam gehen. Und tatsächlich, er behielt recht, schon ein paar Schritte später schossen spitze, lange Pfeile auf ihn zu. Er zog sein Schwert und zersäbelte die Speere, von denen er bedroht wurde. Wie aus dem Nichts hörte er einen Schrei. "Ariane!" Entfuhr es ihm. "Das war ihre Stimme." Jetzt konnte er nicht mehr anders, er lief so schnell es ging in die Richtung, aus der der Schrei gekommen war. Der Weg schien nicht enden zu wollen, jeder Kurve führte in einen neuen Gang, der mal aus Kristall und mal aus Jadestein bestand. Könnte er doch jetzt nur fliegen, aber diese Gänge schienen einen Schutz gegen Magie, die zum Fliegen benötigt wurde, zu haben. Endlich, ein blendendes Licht und er befand sich in einem großen Raum, an dessen Ende Ariane hang, mit Ketten aus Kristall, an der Wand gefesselt. Sie schien bewusstlos zu sein. Wahrscheinlich hatte irgendetwas, dass sie zu dem Schrei veranlasst hatte, sie ohnmächtig werden lassen. Er stürzte zu ihr, strich über ihr Gesicht und flüsterte. "Ariane, wach auf. Ich hol dich jetzt da raus." Er musste seine Worte mehrmals wiederholen, bis sie ihre Augen aufschlug. "Zel...Zel-Kun?" Ihre Stimme versagte. Sie schien sehr geschwächt. "Ja, ich bin hier. Hab keine Angst, gleich bist du frei." Er hoffte, ihr keine falschen Hoffnungen zu machen, denn im Augenblick war er selbst ein wenig ratlos, wie er sie befreien konnte. "Schlag sie durch!" "Was?" "Schlag die Fesseln mit deinem Schwert durch." "Aber was, wenn ich versehentlich deine Arme treffe?" "Mach schon, ich vertraue dir!" Langsam kehrte ihre Stimme zurück. Er aktivierte sein Astralschwert und befreite sie. Ariane fiel in seine Arme. Krampfhaft krallte sie sich an ihn und, ohne es zu wollen, liefen ihr Tränen über ihre Wangen. "Ich hatte solche Angst!" "Aber jetzt bin ich ja bei dir. Lass uns fliehen." In diesem Moment wurde ihr bewusst, von wem sie da gerade so fest in den Armen gehalten wurde. Sie löste sich aus seiner Umarmung, trat ein paar Schritte zurück, wischte sich die Tränen aus dem Gesicht und sagte dann mit bemüht fester Stimme. "Nein, er wird uns überall finden. Wir müssen ihn jetzt erledigen." Verständnislos blickte er sie an. Zelgadis verstand nicht, warum sie ihn auf einmal so abweisend behandelte. Wie sollte er auch? Schließlich kannte er die Wahrheit nicht, aber er musste sie erfahren! "Zel-Kun, Shallowain, so lautet der Name des schwarzen Königs, hätte deiner Schwester gar nichts tun können, wenn wir nicht gekommen wären. Das war eine Falle!" "Das verstehe ich nicht. Sie war doch in seiner Gewalt." "Nein, das war sie die letzten vierzehn Jahren nicht mehr. Sie konnte fliehen, kurz nach ihrer Entführung, da sie durch Zufall die richtige Magie dazu fand. Sie beherrschte sie allerdings noch nicht so ganz und so teleportierte sie sich in eine andere Zeit - eine andere Welt." "Willst du damit sagen...?" "Ja, Zel-Kun, ich bin...bin deine Schwester, Zelda Graywords!" Zelgadis war nun außerstande irgendetwas zu tun, geschweige denn etwas zu sagen. "Ich wusste es schon seit Shallowain's Stimme in dieser Höhle sprach. Es tut mir leid, ich hätte es dir sagen müssen, aber ich...ich konnte nicht. Ich wollte es nicht akzeptieren, denn dann hätte ich akzeptieren müssen, dass ich meinen Bruder liebe. Verzeih mir!" Sie wollte losrennen, weglaufen vor all dem, aber Zelgadis packte ihre Hand, zog sie zu sich und sah ihr fest in die Augen - "Zel, nein, bitte nicht!" - doch zu spät, er kam ihr immer näher, bis sich schließlich seine Lippen sanft auf ihre legten. Unwillkürlich schloss sie die Augen. Sein Kuss war so unglaublich zärtlich. Sie war Gefangene seiner Liebe, konnte sich nicht wehren, es war einfach unglaublich. Er küsste sie, obwohl er nun die Wahrheit kannte! War es ihm egal? Sekunden später ließ er von ihr ab. Er zitterte. Bereute er jetzt etwa sein Handeln? Inzwischen war es jedoch zu spät für jegliche Reue, denn er konnte schließlich nicht mehr rückgängig machen, was er gerade getan hatte. "Ariane...nein, Zelda es tut mir leid. Ich hätte das nicht tun dürfen." Jetzt war es ihr auch schon egal, Geschwister hin oder her, er liebte sie und sie liebte ihn. Mit diesen Gedanken strich sie ihm beruhigend übers Gesicht. "Lass und gehen.", meinte sie wie aus heiterem Himmel. Sie nahm seine Hand und ging los. Etwas verdutzt, aber glücklich darüber, dass sie keineswegs sauer auf ihn war, ließ er sich mitziehen. "Wie wollen wir ihn überhaupt finden?" "Keine Ahnung, aber ich hab darüber nachgedacht, wie ich die Drachenocarina spielen muss." "Ach ja? Wie?" "Eigentlich ist es ganz einfach. Es gibt keine vorgegebene Melodie, denn jeder würde etwas anderes wählen, was ihn an das Leben erinnert. Also, muss ich nur ein Lied spielen, dass mich fröhlich macht." "Woher willst du das wissen? Außerdem, wer war schuld daran, dass du ohnmächtig geworden bist?" "Erst mal, es ist die einzige Erklärung, die wir haben und zweitens, Shallowain hat einen seiner Schergen nach mir geschickt. Scheinbar sollte er mich zu ihm bringen, aber da seine Leute alles Dämonen sind, habe ich eine simple Methode gefunden, um ihn loszuwerden. Ich hab einfach ein Lied gesungen, das das Leben sozusagen "bejaht". Der war dann so außer sich, dass er mir einen Stoß versetzt und mich somit bewusstlos gemacht hat." "Als ich dich schreien hörte, dachte ich, man würde dich foltern." "Hast du dir wirklich solche Sorgen um mich gemacht?" "Ja natürlich, du bist mir unglaublich wichtig!" Verlegen sah sie zur Seite. "Nennst du mich ab jetzt eigentlich immer Zelda?" "Hey, so kenn ich dich ja gar nicht. Klar nenn ich dich so, schließlich ist das ja auch dein richtiger Name." Sie lächelte ihn kurz an, blieb stehen und deutete auf drei Gänge. "Und welcher ist jetzt der Richtige?", fragte sie etwas ratlos. "Da verlass ich mich ganz auf dich. Du wirst den richtigen Weg schon finden.", meinte Zelgadis gelassen, was in der momentanen Situation der Beiden eher ziemlich abwegig schien. Doch das Vertrauen, dass er in sie setzte, ließ ihren Optimismus wenigstens ein bisschen zurückkehren. Sie schloss die Augen und konzentrierte sich. Nur ein paar Sekunden später deutete sie auf den mittleren, der drei Gänge. Sie rannten los, immer wieder blickte Zelda zurück, befürchtend sie würden verfolgt werden. Als er die Angst seiner Schwester bemerkte, ergriff er reflexartig ihre Hand. Sie zuckte kurz zusammen, erwiderte dann aber dankbar seinen Griff. Die Flucht führte die Geschwister durch einen langen und dunkel Gang. Sie konnten nicht erkennen, was sich an den Wänden, vor-, oder hinter ihnen befand. Hier war es so finster, dass sie schon befürchteten, vollkommen die Orientierung zu verlieren. "Zel-Kun, warum rufen wir nicht einfach jetzt gleich die Drachen des Lichts?", rief sie ihm atemlos zu. "Weil wir erst nach Hause zurückkehren sollten. Shallowain erwartet vermutlich, dass wir sie genau jetzt zur Hilfe rufen und ist wahrscheinlich darauf vorbereitet. Ohne Plan haben wir nicht die geringste Chance. Er stoppte, denn Zelda gab keine Antwort, denn in diesem Moment gaben ihre Füße nach und erschöpft fiel sie in Zelgadis Arme. "Hey, bist du in Ordnung." Doch auch diesmal schwieg sie, denn die Bewusstlosigkeit hatte sich über sie hergemacht. Also, hob er sie hoch und lief mit ihr auf seinen Armen weiter. Er hätte versuchen können zu fliegen können, doch er war sich fast sicher, dass der Magieschub Shallowain's Schergen anziehen könnte und außerdem war er davon überzeugt, dass sich hier auch eine Magieblockade befand. Er konnte nur hoffen, dass sie den richtigen Weg ausfindig gemacht hatte. Denn eine Sackgasse wäre das letzte gewesen, was er jetzt brauchte. Nachdem er lange Zeit - oder hatte ihre Flucht durch den Gang nur wenige Minuten gedauert? - den Weg entlanggelaufen war, wurde er von einem grellen Licht geblendet. Zelgadis befürchtete schon eine Attacke ihrer Gegner, doch dieses eine Mal sollte das Glück auf seiner Seite sein, denn bei näheren Hinsehen, entpuppte sich das Licht als Sonnenstrahl, der auch das Ende des Tunnelähnlichen Weg bedeutete. Abrupt blieb er stehen, er befand sich am Ausgang, allerdings nicht am selben, durch den er hereingekommen war, sondern viel, viel höher. Unter ihm konnte man den Wassergraben sehen, der jedoch von hier aus ziemlich klein wirkte. Ob er wollte, oder nicht, nun musste er den Levitationszauber anwenden, denn springen würde den sicheren Tod bedeuten und er konnte nicht erwarten, dass die Flucht noch längere Zeit so - unbemerkt? - verlief. Außerdem musste er das Mädchen, das er trug, von hier wegbringen. Ein Wort - "Levitation" - genügte und er setzte sich fliegend in Bewegung. Jetzt hieß es schnell zu sein. Noch war nichts zu hören. Sie durften ihm nicht folgen, aber halt; Shallowain wusste eh längst, wo sich Zelgadis' Anwesen befand. Warum also hätte er ihnen folgen sollen? Irgendwann, und das wusste der schwarze König, würden sie zurückkommen, um ihn zu bekämpfen. Endlich, nach nur kurzer Zeit kam er zu Hause an. Er hörte die Pferde, wie sie ihn wiehernd begrüßten. Er hatte zurückgeschickt, bevor er Shallowain's Turm stürmte. Zuerst musste er Zelda in ihr Zimmer bringen. Sie machte einen erschöpften Eindruck, verständlicherweise. Dort angekommen legte er sie auf ihr Bett und war im Begriff zu gehen. Gerade, als er den Türgriff herunterdrückte, öffnete sie langsam die Augen und sagte kaum hörbar. "Bleib hier." Lag da ein Flehen in ihrer Stimme? Diese Bitte wollte er ihr nicht abschlagen und kam auf sie zu. Er setzte sich neben sie auf's Bett und lange Zeit sagte keiner von Beiden etwas. Schweigend sahen sie sich an. Seine Augen funkelten sie vielversprechend und geheimnisvoll an. Ihr Herz raste, noch nie zuvor in ihrem Leben hatte sie so viel für jemanden empfunden, wie für ihn. Zugegeben, die Tatsache, dass er ich Bruder war, kam ihr ein wenig komisch vor. Aber was sollte sie tun? Sie liebte ihn nun mal und er sie ja auch. Sie konnte sich gegen vieles wehren, doch ihren Gefühlen war sie hilflos ausgeliefert. Er nahm ihre Hand und hielt sie an die Stelle, an dem sich sein Herz befand. Zelda spürte, wie schnell auch seines pochte. Das ganze machte sie ein wenig nervös. Auf einmal zog er sie zu sich und küsste sie zärtlich. Erst einige Minuten später ließ er wieder von ihr ab, wollte wieder gehen, doch sie hielt seine Hand und flüsterte. "Bleib bitte hier, heute Nacht." Er errötete ein wenig, was Zelda zum ersten mal zeigte, das er eigentlich schüchtern war und nicht so, wie er sich anderen gegenüber gab. Er stimmte zu, denn schließlich wünschte auch er sich, ihr nahe zu sein. Die Sonne warf ihre Strahlen in Zelda's Zimmer, woraufhin sie erwachte. Sie bemerkte, dass sie die ganze Nacht in Zelgadis' Armen geschlafen hatte. Es sah richtig niedlich aus, wenn er so schlafend neben ihr lag. Vorsichtig stand sie auf und zog sich um. Leise öffnete sie die Türe und ging den langen Gang entlang. Während sie Richtung Speisesaal ging dachte sie über die letzten Geschehnisse und ihre Bedeutung nach. Endlich wusste sie, wer sie wirklich war. Sie gehörte in diese Welt. In die Welt der Zauberei und zu...ja sie gehörte zu dem Jungen, an den sie ihr Herz verloren hatte - ihrem Bruder Zelgadis. Nach einigen Minuten kam sie an ihrem Ziel an. Wieder saßen die Drachen am Tisch, alles sah so unglaublich friedlich aus, doch Zelda zweifelte nicht daran, dass auch sie von den Vorkommnissen wussten. "Ah, guten Morgen, Mylady." Etwas geschockt blieb sie stehen, als sie die Halle betrat. Hatte sie da gerade tatsächlich jemand "Mylady" genannt? Sie blickte umher, konnte allerdings nur die gewohnten "Mitbewohner" sehen. Plötzlich stand einer der Drachen auf und kam auf sie zu. Sie erkannte ihn wieder. Es handelte sich um Nimrod, der ihr am ersten Tag begegnet war. "Hallo, Zelda-San. Ich muss euch etwas wichtiges erzählen." "Bitte nenn mich doch nicht so, das ist irgendwie komisch." Sie wurde rot um die Nasenspitze. "Okay, aber wir sind es nun mal gewohnt Mitglieder dieser Familie so anzusprechen." "Ist schon in Ordnung...Moment mal, das würde ja bedeuten, dass ihr die ganze Zeit wusstet, wer ich bin!" "Um ehrlich zu sein, ja. Ich muss ja sowieso mit eu..., mit dir sprechen." "Geht das nicht auch ein bisschen später, denn eigentlich wollte ich gerade für Zelgadis und mich Frühstück herrichten." "Nein, es ist wirklich dringend. Außerdem ist es noch früh und mein Herr schläft sicher noch eine Weile." "Wenn es sein muss, aber gut. Wo gehen wir denn hin?" "Zu einem uralten Schrein. Er war eins das Zuhause der Drachen des Lichts." So machten sie sich auf den Weg, Zelda war begeistert von der Idee, solch einen Schrein einmal mit eigenen Augen zu sehen. Sie hatte zwar schon eine Menge über Drachen und ihre heiligen Stätten gelesen, aber das war sicher nichts im Vergleich es wirklich zu sehen. Außerdem waren das nur Legenden, die in den Büchern ihrer Welt standen, weiter nichts. Während sie in Richtung Schlossausgang gingen, dachte sie wieder nach. Ob ihre "Eltern" sie wohl vermissten oder vielleicht sogar etwas ahnten? Irgendwann - und das wusste Zelgadis auch - musste sie zurück, um die Unklarheiten zu beseitigen. "Was ist?", Nimrod's Worte trafen sie wie aus heiterem Himmel, denn sie war vollkommen in Gedanken versunken. "Äh, nichts, ich...ich war nur in Gedanken.", meinte sie bemüht gut gelaunt zu klingen. "Aber sag mal, du hast doch gesagt, dass du die anderen Drachen von meiner wahren Identität wusstet. Warum habt ihr mir das dann nicht gesagt?" "Weil dich das wohl wie ein Blitzschlag getroffen hätte und wer weiß, vielleicht hättest du dann alles abgestritten und wärst niemals hinter das Geheimnis der Drachenocarina gekommen." Einige Zeit sagte keiner von Beiden mehr etwas, bis sie schließlich am Rand eines Felsens angekommen waren. "Da unten im Tal liegt der Schrein. Steig auf meinen Rücken." "Nein, vergiss es, da fall ich doch bestimmt runter." "Ach ja, du kannst ja selber fliegen, hab ich fast vergessen. Hast du's schon mal versucht?" "Eigentlich nicht. Ich denke, ich sollte mich wohl doch besser von dir transportieren lassen." Vorsichtig stieg sie auf Nimrod's Rücken. "Halt dich fest!" Und schon breitete er seine gigantisch großen Schwingen aus und erhob sich in die Lüfte. Während er gen Tal flog sauste der Wind Zelda um die Ohren. Er zerrte an ihrer Kleidung, was sie leicht frösteln ließ. Doch glücklicherweise dauerte der Flug nicht all zu lang, sodass Nimrod schnell vor dem Schrein angekommen war. Zelda stieg ab und kam erst einmal eine Weile nicht mehr aus dem Staunen heraus. Der Schrein war größer, als alles, was sie jemals gesehen hatte. Vor seinem gigantisch massigem Tor, saß links und rechts jeweils ein Obsidiandrache mit Augen, die so aussahen, als ob sie trotz des Steins, aus dem sie waren, jeden Moment anfangen würden zu funkeln. Von außen wirkte dieses Heiligtum eher wie eine Festung, die von einem grausamen Herrscher erbaut wurde und nun langsam am verfallen war, doch diese Ansicht änderte sich schnell, als das Mädchen den Schrein betrat. Innen befanden sich prachtvolle Verzierungen überall an den Wänden, die sie ein bisschen an die Bauart des Barock erinnerte. Sie lächelte kurz bei diesem Gedanken. Schließlich war das eine Epoche in ihrer Welt, die hier höchstwahrscheinlich gar nicht bekannt war. Ehrfürchtig ging sie hinter Nimrod her, der augenscheinlich ein ganz bestimmtes Ziel vor Augen hatte. Nach einer Weile, in der sie durch lange und breite Gänge gegangen waren, an denen sich ein einziges, riesiges Wandgemälde befand, blieb der Drache plötzlich vor einer Türe mit verschlungenen Verzierungen stehen. Scheinbar verbarg sich hinter dieser Türe etwas ganz besonderes. Sie behielt recht, denn kaum hatte Nimrod das Schloss entriegelt, blitzte auch schon ein helles, weißes Licht auf und die Türe verschwand. Nun bot sich ihr ein Anblick von grenzenloser Schönheit. Im ganzen Saal reiten sich wunderschön leuchtende Fenster aneinander, die mit Satinvorhängen geschmückt waren und auch die Decke bestand aus Glas, in welchem sich das Licht der Morgensonne brach und sich an den unzählig vielen Fenstern reflektierte. So entstand der Eindruck, dass sich dieser "Raum" noch viel größer und schöner darbot und somit irrealer wirkte, als er es wirklich war. Erst als ihr Begleiter sie leicht anstupste und mit einer Pranke nach vorne zeigte, fiel ihr der weiße Altar auf, der in dieser Flut von Licht, wie eine Perle wirkte. "Das ist eine Sache, die ich dir hier zeigen möchte. Willst du wissen, was es mit diesem Saal und diesem Altar auf sich hat?" Eigentlich hätte der Drache sich diese Frage sparen können, denn Zelda's vor Aufregung und Neugier leuchtenden Augen, beantworten sie, bevor sie überhaupt gestellt worden war. "Also dann, das hier ist der Altar, vor dem sich vor Jahrhunderten die Vorfahren meines Herrn haben trauen lassen." "Aber, aber das ist doch, ich meine handelte es sich bei dem "Brautpaar" nicht um einen Drachen und eine menschliche Frau?" "Da hast du schon recht und eigentlich führten die Beiden eine verbotene Liebe." Bei seinen letzten Worten blitzten seine Augen sie kurz vielsagend an, dann erzählte er aber weiter. "Nun, das interessierte sie wenig, auch wenn die ganze Welt sich gegen solch eine außergewöhnliche Beziehung gestellt hätte - nichts und niemand hätte sie auseinander bringen können. Eines Tages entschlossen sich die Beiden dazu, etwas ziemlich wagemutiges und kaum ausführbares zu vollbringen. Nämlich, zu beweisen, dass sie gemeinsam alles schaffen würden." Er wollte gerade zu einem neuen Satz ansetzen, da kam Ariane ihm zuvor. "Und so bauten sie das Anwesen, in dem Zelgadis jetzt lebt und den Schrein, in dem wir uns gerade befinden, zu Ehren der legendären Drachen des Lichts. Hab ich nicht recht?" "Genau so ist es. Damit ereichten sie genau das, was sie erreichen wollten - den Respekt der Bevölkerung. Und schließlich sahen die Menschen und die Drachen ein, dass sie den Beiden eine Chance geben sollten. So lautet zumindest die uns überlieferte Legende." "Ich glaube aber daran, dass sie wahr ist, oder was meinst du? So ne außergewöhnliche und sagenhafte Geschichte kann doch gar nicht erfunden sein. ... ... ... ähm...da fällt mir doch gerade etwas ein. Wenn das alles oder sagen wir, fast alles so stimmt, dann würde das ja bedeuten, dass...dass ein Teil des Vermächtnisses der Drachen auch in meinen Adern fließt. Ist es nicht so?" "Du hast recht, stört dich das etwa?" "Nicht im geringsten.", gab sie mit einem breiten Grinsen zurück. Obwohl, irgendwie war dieser Gedanke schon ein wenig seltsam. Vor ein paar Tagen noch - es hatte sich wirklich unglaublich viel ereignet in so kurzer Zeit - schien sie ein unbedeutendes Mädchen gewesen zu sein und nun sollte sogar Drachenblut in ihren Adern fließen? Moment mal, Drachenblut? Bisher war es nur eine wage Vermutung Zelgadis' gewesen, dass er der in der Legende beschriebene Drachenritter und sie die Auserwählte sein könnten, aber nun kam Klarheit in die wagen Vermutungen und Möglichkeiten, denn wie hieß es noch in der Inschrift in der Höhle? ."...Drachenblut wird über die Zukunft bestimmen..." Zelda schluckte kurz als ihr zum ersten Mal der Ernst der Lage bewusst wurde. Gut, das Ganze hatte sie nie als Leichtigkeit bezeichnet, aber bis zu diesem Augenblick waren die Worte an den Wänden nur eine geheimnisvolle Botschaft gewesen, über dessen Bedeutung sie sich schon etliche Male den Kopf zerbrochen hatte, aber nun ergab endlich alles einen Sinn. Sichtlich verwirrt schüttelte sie den Kopf, fing sich dann aber wieder und wandte sich dann wieder Nimrod zu, der scheinbar begriff was sie gerade gedacht haben musste. Vielleicht hatte sie es auch schon wieder einmal laut ausgesprochen. "Das war so ziemlich alles, was ich dir zeigen wollte. Vielleicht war das ganze jetzt doch nicht so ernst in deinen Augen, als wie ich es dir angekündigt habe, aber meiner Meinung nach, ist es das schon." Wie recht er hatte. Als sie auf dem Weg hier her gewesen waren, wäre sie lieber im Anwesen geblieben, um auf Zelgadis zu warten, doch je mehr sie erfahren hatte, umso mehr musste sie nun Nimrod recht geben. Inzwischen war ihr der Ernst der Lage so bewusst geworden, dass die Unsicherheit, die sie in diesem Augenblick empfand, ihr die Kehle zuschnürte. Weiter verwunderlich war dies kaum, denn schließlich lastete eine schwere Aufgabe und Verantwortung auf ihren Schultern. Nun, Zelgadis konnte ihr in gewisser Hinsicht beistehen - sie wollte auch niemand anderen ihrer Seite haben - und dennoch, es würde nicht einfach werden. Ihr Bruder war der in der Legende genannte Drachenritter und sie seine Schwester, welche die Macht über die Drachen des Lichts besaß, aber was wusste sie denn noch? Nichts, wenn man es so betrachtete. Sie hatten keinen Plan und nicht die geringste Ahnung, wie es weitergehen sollte, wenn sie ihre Verbündeten mit der Drachenocarina gerufen hatte. Alles schien mit einem Mal so kompliziert und unmöglich zu schaffen zu sein. Am liebsten hätte sie sich jetzt in Zelgadis Arme geworfen und geweint. Wie lang war es her, seit sie aufgestanden war? Zwei Stunden vielleicht, wenn nicht weniger und trotzdem, in diesem Moment spürte sie, wie sehr sie ihn vermisste und sie war dankbar, als Nimrod ihr vorschlug, wieder zurückzufliegen. Was würde wohl sein, wenn Zelgadis in diesem Kampf sterben würde, - inzwischen saß sie auf dem Rücken des Drachen - wenn sie ihn verlieren würde? Hastig schüttelte sie den Kopf, darüber wollte sie jetzt nicht nachdenken. Wieder zurück sprang sie mehr oder weniger elegant von Nimrod's Rücken ab und stürmte Richtung Speisesaal. Kaum hatte sie die Türe geöffnet, da sah sie auch schon, wie ihr Bruder am Tisch saß. Er lächelte, doch dass er ungeduldig auf sie gewartet hatte, sah man ihm ebenfalls an. Mit einem Mal stand er auf und ging auf Zelda zu. Als er vor ihr stand schenkte er ihr zur Begrüßung eine feste Umarmung und einen unglaublich zärtlichen Kuss. Durch seine liebevolle Geste konnte sie wenigstens einen kleinen Augenblick ihre Sorgen vergessen. "Hey, was ist los mit dir? Du siehst so irritiert aus!", fragte Zelgadis mir einem mal besorgt. "Nichts, Nimrod hat mir nur den Schrein der Drachen des Lichts gezeigt und mir seine Geschichte erzählt." Dafür erntete der Drache einen bösen Blick von Zelgadis. "Es tut mir leid, Meister, aber ich hatte es für nötig gehalten, dass sie die ganze Geschichte erfährt.", meinte der Drache nun ein wenig demütig. "Schon gut, aber du hättest warten können, bis ich wach gewesen wäre. Na ja, was geschehen ist, ist nun mal geschehen." Nun wandte er sich wieder Zelda zu, die erstaunt darüber war, wie sehr sich Nimrod's Tonfall von dem unterschied, wenn er sich mit ihr unterhielt. Etwas ratlos sah sie ihren Bruder an. Ihr Blick sagte mehr als tausend Worte - wie sollte es jetzt weitergehen? Eine ziemlich berechtigte Frage, denn keiner der Anwesenden hatte auch nur die geringste Ahnung, was als nächstes zu tun sei, geschweige denn einen Plan. "Also, ich schlage vor, da es erst Mittagszeit ist, den Tag ein wenig zu nutzen, um uns auszuruhen. Wenn du willst, Zelda, dann zeig ich dir die Gegend." Dagegen hatte das Mädchen nichts einzuwenden und wenig später machten sich die Geschwister auf den Weg nach draußen. Den Garten des Anwesens hatte sie ja bereits gesehen und darum sattelten sie die Pferde und ritten los. Es war nun schon eine ganze Weile vergangen, seit sie losgeritten waren. Die Mittagszeit lag weit hinter ihnen und der Nachmittag neigte sich dem Ende zu. Die Sonne stand tief und bald würde es auch anfangen zu dämmern. "Schnell, Kopf runter!" Zelgadis' Warnung kam gerade noch rechtzeitig, bevor der gewaltige Steingolem sie enthaupten konnte. Sie brachte Moonlight zum stehen und schleuderte ihrem Angreifer einen Pfeil aus Eis entgegen. Dieser erstarrte, fiel zu Boden und zerschellte beim Aufprall. Zelgadis war inzwischen von seinem Pferd abgestiegen und zu seiner Schwester geeilt. "Alles...in...Ordnung?", fragte er stockend. "Schon gut, mir ist nichts passiert. So einfach bin ich dann doch nicht zu besiegen.", meinte sie mit gespielt überheblicher Stimme und sprang im gleichen Moment von ihrem Pferd. "Du hast schneller reagiert, als ich gedacht hatte! Meinen Respekt.", meinte eine spöttische und doch bedrohliche Stimme. "Shallowain!", riefen die Geschwister wie aus einem Munde und Zelgadis zog sein Schwert aus der Scheide. Auch Zelda machte sich zum Kampf bereit. "Zeig dich, oder bist du etwas zu feige dazu?", schrie sie nur wenige Sekunden später. Und tatsächlich, der Himmel verdunkelte sich und schwere Gewitterwolken zogen herauf. Es donnerte laut und wenig später durchzuckte ein greller Blitz den Himmel. Shallowain erschien vor ihnen. "Es ist alles, wie in der Legende!", murmelte Zelda und zog unmerklich ihre Drachenocarina hervor. Zelgadis' und ihre Nerven waren bis zum zerreißen gespannt, während der dunkle König nur auf sie herunter blickte, sicher, gegen die Beiden gewinnen zu können. "Zelda, ein direkter Angriff würde nichts bringen. Ich werde versuchen ihn abzulenken und du musst in dieser Zeit die Drachen rufen." "Aber...!" Sie sah ihn unsicher an. Er legte ihr eine Hand auf die Schulter und sagte: "Keine Sorge, du wirst es schaffen!" Shallowain sank währenddessen seelenruhig auf den Boden und wartete ab. Sollten die Geschwister doch auf ihre Drachen vertrauen, es würde doch nicht funktionieren. Mit einem Schrei stürzte Zelgadis auf ihn zu, doch sein Schwerhieb ging ins Leere. Das machte nichts. Er war ohnehin nicht darauf aus, ihn wirklich zu treffen, trotzdem griff er weiter an. Er hoffte, das sein Gegner auf das Ablenkungsmanöver hereinfallen würde und wenn nicht, dass er wenigstens genügend Zeit herausschinden konnte, um seiner Schwester ein wenig Zeit zu geben. Diese stand da und sah zu. Nervös trat sie von einem Bein aufs andere und wartete auf eine passende Gelegenheit. Und da war sie! Shallowain drehte ihr den Rücken zu. Sie führte die Ocarina zu ihrem Mund und begann zu spielen. Zumindest versuchte sie es, doch sie brachte keinen Ton hervor! Warum musste das Ding ausgerechnet jetzt nicht funktionieren? Langsam geriet sie in Panik, denn sie sah, das Zelgadis' Kräfte ihn allmählich verließen. Klar, er war ein überaus starker Magier, aber gegen Shallowain reichten auch seine Kräfte nicht. Er fiel zu Boden, der dunkle König trat auf ihn zu, packte ihn an der Kehle und drückte zu. "Nein!", schrie sie verzweifelt. Es fing an zu regnen und sie erkannte durch einen dunklen Schleier, wie einige Schatten auf das Geschehnis zuflogen und sich sogleich auf Shallowain stürzten. Dieser wirbelte herum, schleuderte Zelgadis zu Boden, rollte sich zur Seite und entkam so den mächtigen Klauen Nimrods. Der Drache brüllte seinen Artgenossen etwas zu und flog dann zu Zelda, die immer noch wie versteinert dastand. Er stupste sie mit seiner Pranke an und holte sie somit wieder in die Wirklichkeit zurück. Sie schüttelte den Kopf und sah die Drachen, die einen Aussichtslosen Kampf führten. "Nimrod, ich...es geht nicht! Ich finde die richtige Melody nicht mehr!" Anstatt zu antworten, hob er sie auf seinen Rücken und schwang sich in die Luft. Er flog immer höher und höher, bis er schließlich die düsteren Wolken durchbrach und nun über ihnen schwebte. Die Sonne schien ihnen entgegen, die hellen Wolken schimmerten in allen Farben. Zelda's Erinnerung an die Melody kam zurück. Sie wollte gerade anfangen zu spielen, da traf ein Blitz Nimrod, mit einem schmerzvollen Schrei stürzte er Richtung Boden und Zelda fiel neben ihm. Sie sah diesen immer näher kommen. Nein, so durfte es nicht enden. Sie schloss die Augen, versuchte sich dem schönen Anblick von eben ins Gedächtnis zurück zu rufen und begann zu spielen. Es funktionierte und nur wenige Sekunden später war der gesamte Himmel hell erleuchtet. Kurz bevor sie aufprallte, was unweigerlich ihr Tod gewesen wäre, landete sie auf dem Rücken eines goldenen Drachen. Sie sah sich um und erkannte zehn weitere Drachen dieser Art. Jeder hatte eine andere, leuchtende Farbe. Das Tier, auf dem sie saß flog ganz vorne und setzte zu einem halsbrecherischem Sturzflug an. "Zelda, halte die Hände über deinen Kopf und ruf die Legende. Der Rest ergibt sich von selbst!" Die Stimme des Drachen dröhnte in ihrem Kopf, aber sie tat, wie es ihr gesagt worden war "Derjenige, der über die Dunkelheit herrscht wird vom Licht verschlungen werden. Drachenblut wird über die Zukunft bestimmen und die Herrscherin dieser Geschöpfe wird das Schicksal des Universums in ihren Händen tragen! Dunkelheit vernichtet Leben, Helligkeit bewahrt es - Melody des Lebens, schicksalhaftes Lied des Lichts." Da erschien zwischen ihren Händen eine leuchtende Kugel. Die anderen Drachen schlossen die Augen und spuckten Feuer in der jeweiligen Farbe in Richtung Zelda's Kugel. Als die diese erreichten und sich mit ihr Vereinigten, rief der Drache, der ihr gesagt hatte, was sie zu tun hatte: "Los, schleudere diese Kraft gegen Shallowain!" Im gleichen Augenblick war sie von Licht umgeben, dass sie zu ihrem Gegner brachte und sie gleichzeitig gegen dessen Angriffe schützte. Sie zielte und schoss. Ihr Angriff ging vorbei. Entsetzt blickte sie ihn Shallowain's gehässiges Gesicht, welches sie böse anfunkelte. Sie wollte schon aufgeben, da sah sie Nimrod vor sich, wie er vom Blitz getroffen zur Erde fiel. Er hatte diese Gefahr auf sich genommen, nur, um ihr zu ermöglichen, die Drachen des Lichts zu rufen. Se durfte jetzt nicht aufgegeben! Also schloss sie die Augen, suchte nach der Energie, die sie eben abgeschleudert hatte und gewann wieder die Macht darüber. Sie stoppte sie gerade noch rechtzeitig, bevor diese den Boden sprengte. Sie nutzte Shallowains' Unachtsamkeit aus und zielte erneut. Dieses Mal traf sie - die Kugel durchbohrte ihren Gegner an seinem Herzen. Dieser taumelte und ging rücklings zu Boden. Einige qualvolle Augenblicke streckte er die Hand aus, atmete heftig ein und aus. Dann erlosch sein Blick, seine Augen schlossen sich und er löste sich in Staub aus. Zelda stürzte auf Nimrod zu, der nur wenige Meter aufgeschlagen war, wo sich Shallowain eben aufgelöst hatte. Sie fiel neben ihm auf die Knie und beugte sich über ihn. "Nimrod.", schluchzte sie. "Lady Graywords...macht euch keine Sorgen. Ein Drache kann niemals wirklich sterben. Ich gehe in das Land meiner Vorfahren.", keuchte er mit letzter Kraft. Zelda verlor die Kontrolle über sich und brach in Tränen aus. Zelgadis, der hinter sie getreten war, schloss sie fest in seine Arme und drückte sie an sich. Sie hielt den Kopf gesenkt und starrte den sterbenden Drachen vor sich an. Schließlich löste auch er sich auf. Allerdings in glitzernden Staub, der ganz langsam verschwand. Die Drachen des Lichts standen um sie herum und zollten ihm die letzte Ehre, indem sie ihn in das Reich der Vorfahren leiteten. Dann war er verschwunden. Zurück blieb die Erinnerung und als Zelda die Augen schloss sah sie ihn noch einmal vor sich, als er ihr den Tempel der Drachen des Lichts gezeigt hatte. Sie würde ihn niemals vergessen und obwohl sie ihn nur relativ kurz kennen gelernt hatte, hatte sie ihn richtig gern gehabt. Die legendären Drachen verabschiedeten sich von den restlichen Drachen aus der Burg und wandten sich dann Zelgadis, der immer noch einen Arm um seine Schwester gelegt hatte, zu. "Deine kleine Schwester war sehr tapfer. Pass gut auf sie auf." Der Drache, der Zelda transportiert hatte, sagte: "Sei nicht traurig. Nimrod wird unvergessen bleiben und dort, wo er jetzt ist, wird er über euch wachen." Zelda blickte ihn an. In seine großen, gütigen Drachenaugen und sie hatte das Gefühl, dass er recht hatte. Drachen konnte nie ganz verschwinden. Sie zwang sich zu einem Lächeln und meinte: "Ich werde versuchen stark zu sein. Vielen Dank für eure Hilfe. Ich stehe in eurer Schuld!" "Nein, das tust du nicht, denn genau dafür wurden wir geboren, um unser Herrscherin in der Stunde der Not beizustehen. Macht's gut. Wenn wir uns irgendwann wieder sehen, dann wollen wir hoffen, dass es unter anderen Umständen ist." Mit diesen Worten drehte er sich um, gab seinen Artgenossen ein Zeichen und sie erhoben sich in die Luft. Sie verschwanden im Licht der Sonne, die nun wieder am Himmel zu sehen war. Ein leichter Wind strich über die Wiese, auf der eben noch gekämpft worden war, und sie drehte sich zu ihrem Bruder um. Sie bemerkte, das er um seine Fassung rang. Nimrod war mehr, als ein einfacher Diener für ihn gewesen, er war ein Freund gewesen. Zelda legte die Arme um ihn und küsste ihn sanft. Er erwiderte dankbar ihren Kuss. Dann löste er sich von ihr, sah zum Himmel und lächelte. "Du hast recht, es bringt nichts ewig zu trauern. Nimrod würde bestimmt nicht wollen, dass wir betrübt sind. Lass uns Heim reiten und unseren Sieg feiern." Er hob Zelda hoch und setzte sie auf Moonlight. Danach stieg er auf seinen pechschwarzen Hengst und sie ritten los. Die übrigen Drachen folgten ihnen. In der Burg angekommen bereiteten sie ein Festmahl vor. Diesmal saßen jedoch alle an einem Tisch, wo sie bis spät in die Nacht hinein aßen und lachten. Dieses Ereignis würde für alle Zeit unvergessen bleiben und es würde ihnen die Kraft geben, allen Gefahren zu trotzen und ein schönes Leben zu verbringen. Seite an Seite mit den großartigsten aller Wesen - den Drachen. Ende Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)