Lebenslinien von Herzfinster ================================================================================ Kapitel 136: Unerreichbar ------------------------- Lebenslinien Kapitel 136 Autor: Herzfinster Disclaimer: Alle Charaktere und sämtliche Rechte an Naruto gehören irgendwem anders, jedenfalls nicht mir! Diese Fanfic wurde lediglich zum Spaß geschrieben und nicht um damit Geld zu verdienen. Jegliche Ähnlichkeit zu Lebenden und Toten Personen ist zufällig und nicht beabsichtigt. Alle weiteren Charaktere sind Eigentum des Autors. ~~~~~~~~~~ ~~~~~~~~~~ Der Aufstieg zum Bergpass war viel anstrengender als der Abstieg, besonders mit der zusätzlichen Last. Sasuke und Naruto hatten die Früchte im Dorf gegen Proviant, vernünftige Kleider und einige andere nützliche Dinge eingetauscht. Jeder von ihnen trug nun ein sehr scharfes Messer als Waffe bei sich. Es war nicht ganz so, wie ihre Ninja-Waffen, doch es musste seinen Zweck erfüllen. Immerhin hatten sie inzwischen sämtliche Shuriken und Kunai irgendwo zurückgelassen oder im Kampf verloren. Auch der Abstieg auf der anderen Seite erwies sich als unangenehm. Der Pfad war so steil, dass sie sich mit Chakra an den Felswänden festhalten mussten. Der Kartenmacher erwartete sie bereits, als sie am frühen Nachmittag bei ihm eintrafen. "Da seid ihr ja... Ich dachte schon, ihr kommt heute nicht mehr." Doch als Sasuke ihm die Tasche überreichte, schien er zufrieden. "Gut, gut...", fuhr Varus fort und überreichte ihnen das Armband zurück. Sasuke sah ihn erwartungsvoll an. "Hast du unseren Rückweg berechnen können?" Varus nickte. "Die Steuereinheit kenn nun den Weg, den ihr gehen müsst. Das Gerät wird euch zeigen, wo sich der nächste Punkt befindet, von dem aus ihr die Dimension wechseln könnt." Narutos Blick haftete auf dem Armband. Den nächsten Punkt? "Und wie tut es das?" "Ganz einfach: den Spiegel aktiviert ihr mit dem roten Stein, aber das wisst ihr ja. Der andere Stein, mit dem ihr eigentlich eine Dimension auswählt, sucht sich jetzt von selbst die richtige Welt aus – vorausgesetzt, der Spiegel hat Verbindung zu ihr. Ist die Verbindung hergestellt, dann leuchtet der Stein Grün. Kann er keine Verbindung herstellen, wird er Rot und ihr müsst dann einen anderen Weg in die nächste Welt suchen. Beispielsweise ein Portal." "Aber...", wollte Sasuke schon ansetzen, doch Varus gebot ihm mit einer raschen Handbewegung Schweigen. "Sollte der Spiegel für euch nicht das Portal sein, so könnt ihr euch den Weg zum nächsten Dimensionstor anzeigen lassen. Berühre den roten Stein zwei Mal und euch wird der Weg gezeigt." Sasuke tat, was Varus ihm gesagt hatte. Ein Licht ging durch den Stein und auf seiner Oberfläche zeichnete sich etwas ab. Ein Bild formte sich. "Ist das... ein Brunnen?", fragte Naruto erstaunt. "Dies ist der Ort, an dem ihr in die nächste Dimension wechseln könnt", erklärte Varus, "In dieser Welt gibt es überall Dimensionstore, man muss sie nur finden." "Dann hätte uns der Spiegel überhaupt nichts gebracht", warf Sasuke ein. Varus sortierte die Einmachgläser nach der Größe auf seinem Tisch. "In der Tat nicht." "Aber wie finden wir diesen Brunnen?", wollte Naruto wissen, "Es gibt sicher mehr als einen hier, der so aussieht." "Drück den grünen Stein." Sasuke gehorchte und aus dem Brunnen wurde ein kleiner Pfeil, wie eine Kompassnadel. Er drehte sich einmal und wies dann in die Richtung, in welcher das Bergdorf lag. "Das Gerät wird euch immer zum nächsten Portal leiten. Drei Welten liegen zwischen hier und eurer Heimat. Doch ich kann euch nicht sagen, wie diese aussehen werden. Es ist lediglich der kürzeste Weg." Naruto und Sasuke sahen einander lange an. Es bedurfte keiner Worte mehr zwischen ihnen damit sie wussten, was der andere gerade dachte. "Gehen wir", sagte Naruto. Sasuke lief voraus, den Blick die meiste Zeit auf den kleinen Pfeil gerichtet. So gingen sie zielgenau immer in die Richtung, die er ihnen wies. Dieser führte sie allerdings nicht zum Dorf zurück, sondern daran vorbei in einen dunklen, kleinen Nadelwald. "Jetzt sind wir schon wieder in einem Wald...", meinte Naruto und rückte den Gurt seiner Tasche zurecht. "Das mit dem Brunnen gefällt mir nicht", erwiderte Sasuke und sah sich suchend um, "Sollen wir da etwa rein klettern?" Naruto lachte auf. "Bestimmt. So wie dieses Mädchen in diesem Märchen. Die ist doch auch in einen Brunnen gefallen und in einer anderen Welt gelandet." Sasuke murrte skeptisch. "Vielleicht hat sie das halluziniert als sie beinah ertrunken ist..." Naruto verdrehte die Augen. "Du bist ein gnadenloser Realist." Sie hatten beinah die andere Seite des Waldes erreicht, als sie den Brunnen endlich fanden. Er war schon zur Hälfte eingestürzt, überwachsen mit allerlei Pflanzen und Moos. Wenig begeistert beugte sich Naruto über den Rand. "Du hast Recht. Das sieht nicht sehr vertrauenserweckend aus..." Sasuke hob einen Stein vom Boden hoch und warf ihn in den Brunnen. Aufmerksam lauschten sie, doch es war nichts zu hören. "Also... entweder geht der Brunnen durch den ganzen Berg hindurch, oder da unten ist wirklich ein Portal", meinte Naruto, "Wieso baut man eigentlich hier so einen Brunnen hin?" "Wahrscheinlich haben die Leute gehofft, eine Wasserader zu finden, die durch den Berg hindurch fließt... Und stattdessen haben sie das Portal gefunden." Naruto nickte. "Schon blöd, wenn dein Eimer immer verschwindet." Sasuke stöhnte nur über diesen schlechten Witz und schwang ein Bein über den Rand des Brunnens. "Wir müssen es einfach riskieren. Eine andere Wahl haben wir ja ohnehin nicht." "Stimmt..." Sehr vorsichtig ließ er sich in den Brunnenschacht hinab, hielt sich vorsichtshalber mit Chakra am Mauerwerk fest. Naruto folgte ihm mit einigem Abstand und nicht minder vorsichtig. Immer wieder hob er den Blick zum Brunnenrand. Der Lichtkreis über ihnen wurde immer kleiner und bald konnte er gar nichts mehr sehen. Naruto schob sich ein wenig nach links um seinem Freund nicht versehendlich auf die Finger treten zu können. Erneut hob Naruto den Blick zu dem kleinen, hellen Punkt weit oben, blickte dann nach unten. Erstaunt hielt er inne. "Was ist denn das?" Einige Meter unter ihnen glimmte eine Art von Licht. Doch irgendwie erhellte es den Brunnenschacht nicht wirklich. Lediglich ihre Leinenhemden leuchteten in einem bläulichen Schimmer immer stärker auf, je näher sie der Lichtquelle kamen. Das violette Schimmern stieg wie Wasserdampf aus einem schwarzen Loch auf, welches wohl den 'Boden' des Brunnens darstellte. "Das wird wohl das Portal sein", meinte Naruto und hielt seine Hand in den leuchtenden Nebel. Sasuke zog einen kleinen Stein vom Waldboden aus seiner Hosentasche und ließ ihn fallen. Der Stein verschwand mit einem leisen Ssssszum im Nebel und war fort. "Sieht ganz danach aus." Naruto kam ein wenig näher heran und versuchte in der Schwärze unter ihnen etwas zu erkennen. "Und... wir lassen uns jetzt genauso fallen wie den Stein?" "Muss wohl sein." "Hm..." Jetzt tat sich der größte Nachteil auf, den diese Art des Dimensionswechsels aufwies: sie konnten nicht sehen, was sich auf der anderen Seite befand. Doch es nützte ja nichts. Den ganzen Tag konnten sie ja nicht hier hängen und darauf warten, dass irgendetwas passierte. Sasuke schloss die Augen, ließ die Mauer los und hoffte inständig, dass sich auf der anderen Seite kein Abgrund, Lavasee oder etwas Ähnliches befand. Naruto zögerte noch einen Moment. Er sah, wie der Nebel Sasuke verschluckte. "Noch drei Welten", sagte er sich, "Und dann nie wieder so eine Scheiße..." Der Junge stieß sich von der Wand ab und tauchte in die Dunkelheit ein. Eigentlich hätte er damit gerechnet, etwas Besonderes dabei zu spüren, doch dem war nicht so. Es ähnelte vielmehr dem Gefühl, das man hat, wenn man sich abends rückwärts ins Bett fallen lässt. Im nächsten Moment fegte ein heftiger Wind über ihn hinweg und es wurde sehr hell. Als Naruto die Augen öffnete, sah er den Himmel über sich. Er lag auf dem Rücken im Gras, seine Tasche neben ihm. Kein Aufschlag, kein tiefer Fall. Ein glatter Übergang... Er setzte sich auf und ließ den Blick kurz über die Umgebung schweifen. Unmittelbar vor ihm befand sich ein steiler Abgrund. Und direkt dahinter erstreckte sich ein Meer. Naruto stand auf und trat dicht an die Klippe heran. Der Wind blies so heftig, dass ihn das Rauschen für alle anderen Geräusche taub machte. Doch irgendwie fühlte es sich sehr gut an, so hier zu stehen. Naruto drehte sich um und hinter ihm zeigte sich ein völlig anderes Bild. Eine weite Graslandschaft, Felder, Berge, und dazwischen lag eine Stadt. Ein Feldweg schlängelte sich von dort durch das Gras auf ihn zu. Naruto freute sich insgeheim darauf wieder eine Stadt zu betreten, die von Menschen bewohnt war. Da fiel ihm ein, dass er seinen Reisebegleiter noch gar nicht gesehen hatte. Wo steckte der denn wieder? Naruto sah sich um und entdeckte Sasuke schließlich auf einer nahen Felsformation hockend, wie er mit ihrer Karte herumhantierte. "Und wo müssen wir jetzt hin?", rief er zu Sasuke hinauf. Sasuke hob den Arm und deutete in Richtung Stadt. "Dort hin!" Er sprang von seinem Aussichtspunkt hinunter und hob seine Tasche vom Boden auf. Naruto tat es ihm gleich. "In die Stadt also. Geht das auch etwas konkreter?" "Das Ding hat mir nur ein Gebäude gezeigt." Naruto überlegte kurz. "Also gehen wir jetzt in die Stadt und suchen dieses Haus..." "So in etwa." Der Weg in die Stadt erwies sich als nicht ganz so weit, wie es erst den Anschein gehabt hatte. Schon nach kurzer Zeit ging der Feldweg in eine gepflasterte Straße über. Einige Menschen kamen ihnen entgegen, grüßten sie flüchtig. Reiter und Pferdekarren überholten sie. Alles schien hier völlig normal, so wie sie es auch von Zuhause aus kannten. Sasuke warf immer wieder einen Blick auf das Steuergerät um sein Handgelenk. Wie eine Kompassnadel wies ihnen der Pfeil den Weg. "Wie sieht denn dieses Gebäude aus, das wir suchen?", fragte Naruto nach einer Weile. "Es hat einen hohen, viereckigen Turm und ein Dach mit vielen Schrägen. Sollte nicht so schwer zu finden sein..." Naruto beschloss, nach einem solchen Turm Ausschau zu halten, doch als sie die Stadt schließlich erreichten, war er sich nicht mehr so ganz sicher, ob sie ihn so einfach fanden. Alle Häuser schienen hier mindestens fünf Stockwerke zu haben. Sie reihten sich an einander und versperrten die Sicht auf alles, was hinter ihnen lag. Die breiten Straßen waren voller Menschen und im Erdgeschoss jedes zweiten Hauses schien mindestens ein Geschäft zu sein. Sie waren über die Hauptstraße geradewegs in das Herz der Stadt gelaufen. Im Gedränge gingen die beiden Jungen beinah unter. Menschen jeden Alters schoben sich an ihnen vorbei, aus jedem Geschäft drang eine andere Art von Musik auf die Straße und viele fremdartige Gerüche vermischten sich über ihnen. Sie zogen sich in einen Hauseingang zurück und Sasuke schob seinen Ärmel nach oben um das Armband noch einmal nach der Richtung zu fragen. Erneut zeigte es ihnen das Bild dieses merkwürdigen Gebäudes, doch der Richtungspfeil zitterte und drehte sich lediglich einmal im Kreis, bevor er erlosch. Naruto zog die Stirn kraus. "Sieht nicht so aus, als könnte uns das Ding eine genaue Position verraten." "Wir müssen es wohl alleine finden." Naruto zuckte mit den Schultern. "Kann ja nicht so schwer sein." Nachdem sie etwa eine halbe Stunde herumgelaufen waren und trotzdem kein Ende der Straße in Sicht kam, geschweige denn dieses Haus, setzten sie sich auf eine Bank um erst einmal in Ruhe zu überlegen. "Wir sollten jemanden nach diesem Gebäude fragen", meinte Sasuke, "Sonst laufen wir morgen noch hier herum." Naruto nickte zustimmend und beobachtete die Leute, die an ihnen vorbei liefen. Sein Blick blieb an einem Mann hängen, der auf dem Boden kniete und mit Kreide Bilder auf die Steine malte. Der sah aus, als kenne er diese Stadt gut. Der Junge stand auf und ging zu dem Straßenkünstler hinüber. "Entschuldigung", sprach Naruto ihn an, "Wir suchen einen bestimmten Ort..." Der Mann blickte von seiner Kreidezeichnung auf und musterte den Jungen. Sasuke trat von hinten heran. Er beschrieb dem Mann das Haus, welches sie suchten, doch er schüttelte nur den Kopf und reichte ihm ein Stück Kreide. Sasuke kniete widerstrebend nieder und tat sein Bestes, das Gebäude zu zeichnen. Schweigend betrachtete der Straßenkünstler die Kritzelei. "Das sieht wie eine Kirche aus", meinte er schließlich, "Aber hier in der Innenstadt steht so eine nicht, da bin ich sicher." Er kratzte sich am Kinn. "Kann sein, dass die irgendwo im Randbezirk der Stadt steht. Fragt doch am besten den da." Er deutete auf einen Jungen, etwa in ihrem Alter. Er stand mit dem Rücken zu ihnen vor einem Schaufenster und betrachtete die Auslegeware. Sasuke war er vorhin schon aufgefallen, denn er trug eindeutig so etwas wie eine Uniform. "Wer ist das denn?", fragte Naruto den Mann. "Na, ein Polizist – oder will zumindest mal einer werden." Naruto sah den Jungen noch einmal genauer an. Lange, dunkelblaue Hose, hellblaues Hemd, schwarze Haare. Nicht sehr auffällig. Doch an seinem Gürtel hing etwas, was Narutos eigener Waffentasche ziemlich ähnlich sah. Als Sasuke zu dem Jungen hinüber ging, folgte er ihm schweigend. Der Junge bemerkte sie, noch bevor sie etwas sagen konnten. Er musste ihr Spiegelbild im Schaufenster gesehen haben. Er drehte sich zu ihnen um. Naruto blieb stehen und blickte etwas verwundert in das Gesicht des Jungen. "Sasuke..." Dieser blickte nicht minder Verwirrt in das Gesicht seines Doppelgängers. Seine Gedanken rasten. Bevor der andere Sasuke etwas dazu sagen konnte, packte er ihn am Handgelenk und rannte los. Sie verschwanden in einer Seitenstraße und ließen den Lärm der Menschenmenge hinter sich. Sasuke setzte zum Sprung an um auf eines der Dächer der Wohnhäuser zu kommen. Er war ein wenig überrascht, dass der andere ihm in diesem Manöver problemlos folgen konnte. Erst auf dem Dach ließ er ihn los. Naruto landete unmittelbar hinter ihnen. Jetzt konnte er das Abzeichen auf der Westentasche von dessen Hemd sehen. Es war dasselbe Symbol, wie es die Polizei von Konoha als Erkennungszeichen benutzte. Der Blick des Jungen wanderte von ihm zu Sasuke und zurück. "Seid ihr Shinobi?", fragte er und seine Hand glitt zu der schmalen, schwarzen Tasche an seinem Oberschenkel. Sasuke nickte. "Du wohl auch." "Wer seid ihr und was soll das hier?", gab sein Gegenüber zurück. Naruto ließ sich auf der Dachpappe des Flachdachs nieder. "Das ist eine längere Geschichte." Die Augen geschlossen, Arme vor der Brust verschränkt ließ der Junge sich alles Gehörte noch einmal durch den Kopf gehen. "Eigentlich...", begann er nach fast zehn Minuten, "... Eigentlich müsste ich jetzt Verstärkung rufen und euch in eine Nervenklinik bringen lassen." "Kann ich verstehen", erwiderte Naruto, "Ist aber nicht notwendig. Wir brauchen nur eine Auskunft von dir und dann siehst du uns nie wieder." Sasukes Blick ruhte auf seinem Spiegelbild in Uniform. Was er dort sah war das, was er sich als kleiner Junge unter seiner Zukunft vorgestellt hatte. Mehr oder weniger. Der andere Sasuke schüttelte den Kopf. "Also schön, wohin wollt ihr denn genau?" Sie zeigten ihm die Projektion des Gebäudes, welches der Straßenmaler als 'Kirche' bezeichnet hatte. "Eine Kirche", meinte auch der Junge und schien nachzudenken. "Weißt du, wo sie steht?", fragte Sasuke nach. "Nein, aber in diesem Stil gibt es nicht besonders viele Kirchen hier in der Gegend. Itachi weiß bestimmt, zu welcher Gemeinde sie gehört." Naruto und Sasuke blickten einander in die Augen. Der andere Junge bemerkte dies nicht. "Ich kann ihn fragen, aber dann müsst ihr mit mir kommen. Meine Pause ist gleich zu Ende und dann muss ich wieder zurück sein." "Bist du wirklich ein Polizist?", fragte Naruto. Er schien ihm doch noch ein wenig jung zu sein für diesen Beruf. "In der Ausbildung", erwiderte er, "Aber ich gebe zu, ohne den Verwandtschaftsvorteil wäre ich wohl noch weit von diesem Status entfernt." Sasuke gab ein nicht genau definierbares Geräusch von sich. Sein Doppelgänger warf ihm einen kurzen Blick zu. "Folgt mir einfach." Sie nahmen die Abkürzung quer über die Hausdächer. Dieser Weg war wesentlich kürzer als er durch die überfüllten Straßen gewesen wäre. "Hier gibt es nicht viele Shinobi, oder?", fragte Naruto. Unter all den Passanten unter ihnen sah er nicht einen, der ein Ninja hätte sein können. Zumindest erweckten sie nicht den Eindruck. "Nicht hier", erwiderte der andere Sasuke, "Die Meisten von ihnen sind im Polizeidienst oder agieren außerhalb der Stadt. Dies hier ist eine reine Gewerbe- und Wohngegend für normale Menschen." Sie mussten zwei Straßenlaternen zu Hilfe nehmen um eine breite Straße zu überwinden. "Die Shinobi hier arbeiten meist in zivil um unerkannt zu bleiben – und da sind wir schon." Die Polizeiwache war ein unscheinbares Gebäude, grau mit blauen Fensterrahmen. Der Polizist in der Wachzelle des Eingangs blickte sie misstrauisch an. "Die gehören zu mir", erklärte sein junger Kollege kurz und schob sie eilig durch die nächste Tür. Sasuke ließ den Blick durch den Korridor schweifen, der viel dunkler war, als er erwartet hätte. Sie stiegen eine Treppe hinauf und ihr Führer öffnete die Tür zum nächsten Stockwerk mit einer weißen Plastikkarte. "Ihr könnt hier warten", meinte er und deutete auf eine Reihe von Plastikstühlen rechts der Tür, "Ich schaue, ob ich meinen Bruder finden kann." Er zog die Tür hinter ihnen zu und verschwand den Korridor hinunter. Ein wenig verloren standen Naruto und Sasuke herum, während um sie herum der Büroalltag in gewohnter Hektik weiterging. Sasuke ließ nachdenklich den Blick schweifen. Als Kind war er oft an diesem Gebäude vorbeigegangen, hatte es jedoch nie betreten. Damals hatte er sich immer ausgemalt, wie es wohl darin aussehen mochte. Die Wahrheit war jedoch sehr ernüchternd. Hinter dem niedrigen Tresen standen zwei einander zugewandte Schreibtische, an beiden Wänden reihten sich Schränke mit Aktenordnern auf und auf einem Regal stapelte sich das Blankopapier in Fünfhunderterpaketen. Den Flur hinunter konnte er zu beiden Seiten ein ähnliches Bild sehen. Immer ein Büro für zwei Leute, die sich nur durch Kleinigkeiten wie unterschiedliche Wandkalender oder die jeweils eigene Kaffeetasse von einander unterschieden. Dies war die bürokratische Seite der Polizeiarbeit. Naruto interessierte sich derweil mehr für ein Schaubild hinter ihnen an der Wand, welches historische Rangabzeichen zeigte und einige ausgewählte Personen – meistens Uchiha – welche irgendwie damit in Zusammenhang standen. Dies war allerdings auch die einzige Art von Dekoration, die sich hier an den Wänden fand. In regelmäßigen Abständen hingen hier gerahmte Zeitungsausschnitte, Portraits von ehemaligen Polizisten und Zeittafeln mit historischen Daten. Sasuke fiel auf, dass es hier für ein Büro ausgesprochen laut war. Entweder klingelte das Telefon oder die Türklingel, der Kopierer wurde benutzt, jemand tippte ein Etikett mit der Schreibmaschine oder irgendwelche Dokumente wurden lautstark gestempelt. Die Polizeibeamten schenkten ihnen keine Beachtung. Alles in allem sah hier auch niemand wie ein Shinobi aus. Alle trugen die gleichen Uniformen, unterschieden sich dabei nur in der Art ihrer Abzeichen, welche wohl die jeweiligen Dienstgrade angaben. "Nicht sehr spannend hier", meinte Naruto und ließ sich neben Sasuke auf einen Stuhl fallen. "Wir sind auch nicht zum Vergnügen hier", erwiderte dieser und blickte auf einen imaginären Punkt auf dem Boden. Naruto sah zur Decke auf. Eine der Neonröhren war kaputt. "Das hatten wir ja auch schon ziemlich lange nicht mehr." Eigentlich nicht mehr, seit sie dieses Volksfest besucht hatten. "Willst du auf etwas Bestimmtes hinaus?" Naruto zuckte mit den Schultern. "Es ist mir nur aufgefallen." Eine Weile schwiegen sie. "Ich habe meinen Vater gesehen." Sasuke blickte auf. "Wie bitte?" "Als der Kyuubi die Kontrolle über mich hatte. Ich habe ihn getroffen." Sasuke nickte. Er hatte die Unterarme auf die Oberschenkel gelegt und die Hände gefaltet. "Und?" Naruto schob die Hände in die Hosentaschen und rutschte vor bis zur Kante der Sitzfläche. "Wir hatten nicht viel Zeit zum Reden." Sasuke senkte den Blick wieder auf seinen Punkt. "Hn..." "Ich wollte es nur gesagt haben." "Wieso?" Wieder zuckte Naruto mit den Schultern. "Keine Ahnung. Schien mir wichtig. Oder richtig." "Geht es dir gut damit?", fragte Sasuke nach einigen Minuten. Naruto ließ den Kopf gegen die Wand sinken. "Weiß nicht genau. Ich weiß noch nicht, ob er ein Held für mich ist oder nur ein riesen Arschloch." "Verständlich..." Naruto setzte ein falsches Lächeln auf. "Mit der Frage bist du ja schon durch." Sasuke lachte humorlos. "Ich bin mit dem ganzen Typen durch." Ihre Unterhaltung wurde jäh unterbrochen als der junge Uchiha zurückkehrte. "Hey... Ich muss mal mit euch reden." Er brachte sie in ein kleines Büro, welches wohl gerade nicht benutzt wurde und schloss die Tür. "Ich habe eure Kirche gefunden", meinte er, "Nur könnt ihr da nicht hin." Sasuke ließ seine Tasche auf den Boden gleiten. "Du erklärst uns bestimmt gerne, wieso nicht." Der Junge trat hinüber zu einer großen Karte, welche an der Wand hing. "Die Kirche, die ihr sucht, steht zwar noch, doch sie befindet sich leider hier." Er deutete auf einen großen, schwarzen Fleck mitten auf der Karte. "Erklärst du uns auch, was da ist?", hakte Naruto nach. Erst weiße Flecken, jetzt schwarze Flecken auf der Landkarte. War das nun eine Verbesserung? "Das ist die Zone jenseits der Absperrung. Ein verbotener Bereich. Niemand darf ihn betreten." Sasuke wandte sich an Naruto. "Kümmert uns das?" Eine rhetorische Frage. "Also gut, niemand sollte diesen Bereich betreten", fügte sein Gegenüber hinzu. "Wir haben keine Wahl", erwiderte Naruto und versuchte ihren momentanen Standpunkt auf der Karte ausfindig zu machen. "Ihr kommt da nicht rein. Die Mauer steht unter ständiger Bewachung und das nicht ohne Grund. Wenn ihr..." Sasuke hob die Hand und gebot ihm Schweigen. "Danke für deine Hilfe. Wir gehen jetzt. Vergiss einfach, dass du uns gesehen hast." Der andere Junge verdrehte die Augen. Er sah ein, dass er hier auf taube Ohren stieß. "Wartet wenigstens bis heute Abend." TBC Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)