Lebenslinien von Herzfinster ================================================================================ Kapitel 109: Stärker als wir sind --------------------------------- Lebenslinien Kapitel 109 Autor: Herzfinster Disclaimer: Alle Charaktere und sämtliche Rechte an Naruto gehören irgendwem anders, jedenfalls nicht mir! Diese Fanfic wurde lediglich zum Spaß geschrieben und nicht um damit Geld zu verdienen. Jegliche Ähnlichkeit zu Lebenden und Toten Personen ist zufällig und nicht beabsichtigt. Alle weiteren Charaktere sind Eigentum des Autors. ~~~~~~~~~~ ~~~~~~~~~~ Naruto hatte keine Ahnung wohin Itachi sie führte. Im Moment wusste er nur, dass sie beide hier im Schlafanzug quer durch das Dorf gingen und die Leute ihnen irritiert nachblickten. Wahrscheinlich dachten sie, da wären zwei verwirrte Kinder aus einer Nervenklinik entlaufen. Sie liefen ziemlich lange bis fast auf die andere Seite des Dorfes. Itachi führte sie in eines der Wohnviertel in denen sich schmale Gassen zwischen mehrstöckigen Häusern hindurch schlängelten die ausschließlich aus kleinen, sehr zweckmäßigen Wohnungen bestanden, welche nie mehr als zwei oder drei Zimmer hatten. Was wollten sie denn hier? Obwohl hier viele Menschen wohnten, wirkte dieses Viertel von Konoha gespenstisch unbelebt. Um diese Tageszeit war beinah niemand hier, denn Familien wohnten hier nur sehr wenige. Vor einer der Wohnungen blieb Itachi stehen und klopfte an die Tür. Naruto lauschte aufmerksam als er Schritte vernahm. Ein Mann näherte sich der Tür. Erstaunt blickte der Junge auf als er Kakashi als denjenigen erkannte, der ihnen öffnete. Der Blick des Mannes wanderte kurz über die drei Jungen. "Guten Morgen, was kann ich denn für euch tun?", fragte Kakashi in seinem gewohnt unbekümmerten Tonfall. "Das sollten wir nicht hier draußen besprechen", erwiderte Itachi und Kakashi nickte. Er ließ sie ein und bot ihnen Tee und einen Platz an einem schlichten Holztisch an. Sasuke setzte sich schweigend und blickte immer noch unter sich. Naruto nahm neben seinem Freund Platz und musterte ihn aufmerksam von der Seite her. Es gab so vieles, was er an Sasuke nicht verstand. Vor allem verstand er nicht, wieso er sich so strickt weigerte zu vergessen. Vergessen machte das Leben viel leichter... Itachi und Kakashi verließen den Raum um etwas mit einander zu besprechen. Naruto folgte ihnen kurz mit dem Blick bevor er sich wieder Sasuke zuwandte. "Hey... Alles klar?" Doch der Junge antwortete nicht. "Das war ganz schön mutig von dir, das zu sagen...", fuhr Naruto fort. Eigentlich hatte er gar keine Lust sich darüber zu unterhalten, aber die Stille zwischen ihnen war mehr als unangenehm. "Ich hätte nicht gedacht, dass du... so denkst. Deine Familie war dir immer so wichtig und so... Aber das ist sicher auch... " – "Meine Familie ist tot", unterbrach ihn Sasuke. Naruto schwieg betreten. Sicher, seine Familie war tot. In ihrer Welt. Aber hier waren sie alle noch am Leben. Wieder überkam ihn dieses dumpfe Gefühl, dass zwischen ihnen ein unendlich tiefer, breiter Graben lag. So sehr er sich auch bemühte, er schien Sasukes Gefühle nie ganz zu verstehen. Vielleicht war es für sie beide das Beste, wenn sie sofort nach dem Ende der Prüfungen aus dieser Welt verschwanden. Doch bevor Naruto dazu kam, dies zu sagen, kehrten Kakashi und Itachi wieder zu ihnen zurück. Letzter verließ ohne ein Wort an sie zu richten die Wohnung und schloss die Tür hinter sich. Abermals herrschte Stille in der kleinen Küche. Kakashi musterte beide Jungen mit wachsamem Blick. "Itachi-kun hat mir alles erzählt", meinte er schließlich, "Ihr werdet vorerst hier bleiben. Das ist besser für euch." Ihrer Lehrer, der er in dieser Welt nicht war, setzte sich zu ihnen an den Tisch. "So... Vorstellen müssen wir uns ja nicht. Ihr wisst, wer ich bin, und ich weiß, wer ihr beide seid." Erneut wanderte sein Blick von einem zum anderen. "Uchiha Sasuke... und Uzumaki Naruto... Die beiden Kinder aus einer anderen Welt." Naruto legte die Fäuste parallel zu einander auf den Tisch und sah Kakashi aufmerksam an als erwarte er jetzt eine wichtige Rede. Aus dem Augenwinkel heraus bemerkte er, wie Sasuke die Arme vor der Brust verschränkte. Abwehrende Haltung, doch das war besser als diese Apathie, die sich auf ihn gelegt hatte. "Gesprächig seid ihr ja nicht gerade..." Kakashi sah den schwarzhaarigen Jungen lange schweigend an. "Itachi-kun meinte, du hättest dem alten Uchiha ganz schön die Meinung gesagt. Das war töricht und mutig zugleich." Sasuke erwiderte nichts. Jetzt wandte sich Kakashi Naruto zu. "Uzumaki Naruto... Bist du der Sohn von der Uzumaki Kushina?" Sasuke hob den Blick. Kakashi kannte sie? "Das hat man mir gesagt", erwiderte Naruto steif und blickte auf seine eigenen Hände. Kakashi lehnte sich auf seinem Stuhl zurück. "Ah ja... Kushina... Das ist lange her... Ich wüsste gerne, was aus ihr geworden ist..." Naruto hätte gerne gefragt, ob Kakashi ihm etwas über Kushina erzählen konnte. Doch vor Sasuke wollte er gerade nicht unbedingt über Familienangelegenheiten sprechen. Sicher ergäbe sich noch eine Gelegenheit um mit seinem Lehrer allein zu reden. Noch einmal versuchte Kakashi den beiden Jungen eine Tasse Tee aufzuschwatzen, doch sie lehnten dankend ab. Er gab es auch bald auf mit ihnen reden zu wollen. Etwa eine halbe Stunde später kehrte Itachi zurück mit einer Tasche unter dem Arm. Er hatte die Sachen der Jungen geholt. Sasuke griff sofort nach der Tasche um sich umzuziehen. Ohne ein Wort des Abschieds verließ er Kakashis Wohnung. Naruto, Kakashi und Itachi blieben schweigend zurück. Bis zum Nachmittag war Sasuke immer noch nicht zurück. Naruto saß am Fenster und blickte hinauf zu dem schmalen Streifen blauen Himmels, den er zwischen den Dächern der Häuser sehen konnte. In Gedanken ging er die letzten Monate durch, die verstrichen waren seit seinem Aufbruch, seit er die Heimat verließ. Wie sehr hatten sie sich beide seit diesem Tag verändert? Hatten sie sich überhaupt verändert? Er wusste es nicht zu sagen... Naruto hatte alles gegeben um seinen Kameraden zu finden und wieder zurück zu bringen. Er hatte Sasuke gesucht, doch jetzt war er sich nicht mehr so sicher, ob er wirklich die Person gefunden hatte, welche er gesucht hatte. Es schien ihm so lange her, seit sie alle Drei als Team 7 mit Kakashi-sensei Missionen absolviert hatten. Sie hatten zusammen gekämpft, trainiert und ihren Träumen nachgejagt. Naruto wünschte sich zurück in diese Zeit. In die Zeit, als alles noch normal gewesen war und sie von all diesen Dingen nichts wussten, nicht von anderen Welten, anderen Ichs und deren Schicksale. Sie hatten viel durchgemacht zusammen, doch das hatte Narben hinterlassen auf Körper und Seele. Naruto verstand seinen Freund und Kameraden einfach nicht mehr. Erst sprach Sasuke davon, dass ihm Konoha gleichgültig war, jetzt plötzlich richtete er sich gegen seine eigene Familie. Naruto schloss die Augen. Nein, das war wirklich nicht der Junge, der durch diesen verfluchten Spiegel das Dorf verlassen hatte. Vielleicht hatte er ja auch von Anfang an nur einen Traum gejagt... "Willst du nicht einmal etwas essen?", riss Kakashis Stimme ihn aus seinen Gedanken. Naruto wandte sich zu ihm um und nickte schließlich. Hungern machte das alles auch nicht ungeschehen. Kakashi konnte ihm jedoch nicht viel mehr anbieten als Cup-Ramen. Naruto sagte nichts dazu, weder dass er sie eigentlich mochte, noch dass es nicht schlimm war. Er aß einfach schweigend seine Nudeln, während Kakashis Blick auf ihm ruhte. "Bist du immer so nachdenklich?", fragte dieser schließlich um die Stille zu durchbrechen, "Den Eindruck hatte ich während der Prüfung bisher nicht." Naruto stellte seinen Becher wieder auf den Tisch und legte die Stäbchen ab. "Itachi-kun hat mit erzählt, wo ihr herkommt und wie ihr zu uns gekommen seid. Das war sicher eine beschwerliche Reise, nicht wahr? Ihr müsst unglaubliche Dinge gesehen haben – das war sicher nicht immer einfach für euch." Jetzt hob Naruto den Blick. "Wir müssen weitergehen", sagte er nur, "Sonst kommen wir nie nach hause." Kakashi nickte. "Ja, da hast du sicher Recht." Und dann sagte Kakashi etwas, was Naruto nicht ganz verstand: "Ist das denn das Ziel eurer Reise?" "Natürlich ist das unser Ziel. Wir wollen wieder nach hause", erwiderte der Junge, ahnte allerdings, dass hinter der Frage etwas ganz anderes steckte. Er wusste nur nicht, was es war. Kakashi sah ihn ruhig an, den Kopf auf die linke Hand gestützt. "Und Konoha Gakure ist euer Zuhause?" "Klar! Wo sollte es denn sonst sein?" Doch im selben Moment war sich Naruto seiner Worte schon gar nicht mehr so sicher. Sasuke und er waren in Konoha geboren und aufgewachsen. Sein Leben lang hatte er dafür gekämpft ein Teil dieses Dorfes zu sein, der von den anderen Teilen als solcher anerkannt wird. Aber sollte ein Zuhause nicht der Ort sein, an dem man nicht kämpfen muss? Der Ort, an dem man einen Platz hat, weil es selbstverständlich ist ihn zu haben? "Vielleicht solltet ihr weniger verbissen versuchen nach Konoha zurückzukommen", begann Kakashi langsam, so als hätte er die Gedanken des Jungen gelesen, und schob Naruto eine Tasse Tee hin, "sondern vielmehr den Weg nach hause suchen..." Naruto war es, als würde er den Boden unter den Füßen verlieren. Das feste Ziel vor seinen Augen verschwamm und entglitt seinen Hände wie ein glitschiger Fisch. War Konoha wirklich ihr Zuhause? Bisher war er stur immer weiter diesen Weg gegangen, der ihn am Ende ganz bestimmt wieder dorthin zurückführen würde. Er hatte alles ertragen, war immer wieder aufgestanden und hatte nie aufgegeben, immer mit dem Ziel vor Augen, irgendwann wieder nach hause zu kommen, wenn er nur nicht stehen blieb. Doch jetzt warf diese eine, simple Frage dies alles über den Haufen. Als würde eine Brücke unter ihm zusammenbrechen. Die Brücke, die ihn die ganze Zeit sicher über diese Tragödie hinweg geführt hatte. "Ich brauche frische Luft..." Kakashi blickte Naruto nur schweigend nach, als dieser seine Wohnung verließ. TBC Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)