Lebenslinien von Herzfinster ================================================================================ Kapitel 103: Tote Augen ----------------------- Lebenslinien Kapitel 103 Autor: Herzfinster Disclaimer: Alle Charaktere und sämtliche Rechte an Naruto gehören irgendwem anders, jedenfalls nicht mir! Diese Fanfic wurde lediglich zum Spaß geschrieben und nicht um damit Geld zu verdienen. Jegliche Ähnlichkeit zu Lebenden und Toten Personen ist zufällig und nicht beabsichtigt. Alle weiteren Charaktere sind Eigentum des Autors. ~~~~~~~~~~ ~~~~~~~~~~ Anders als erwartet konnte Naruto nicht sofort nach dem Kampf zu seinem Freund hinlaufen und mit ihm reden. Sein Team hatte klar gewonnen und einige Sanitäter begleiteten den Jungen aus der Arena. Itachi schloss die Augen und atmete auf. Sein Vater erhob sich schweigend und verließ die Tribüne ohne sich auch nur einmal umzudrehen. Naruto glaubte erst, er wolle zu Sasuke gegen um nach ihm zu sehen, doch Fugaku verschwand in dem Zuschauerstrom, der sich in Richtung Ausgang drängte. Auch Itachi war seinem Vater mit dem Blick gefolgt, schien aber keineswegs überrascht. Der junge Mann stand auf und folgte ihm mit Abstand. Naruto blieb sitzen und starrte ihnen nach. Wie konnten die so einfach weggehen? Interessierte sie es nicht, wie es Sasuke ging? Verdammte Mistkerle... Wütend über diese Gleichgültigkeit wandte sich der junge Shinobi ab. Die Ränge hatten sich geleert und auch die vielen hundert Stimmen entfernten sich. Der Kampf war vorbei und damit die Show. Naruto hatte das Gefühl, für das Publikum war diese Prüfung nichts weiter als ein lustiges Spektakel, wie eine Zirkusnummer oder ein Varietee. Dass die Ge-Nin dort unten ihr Leben riskierten und die Unterliegenden es meist sogar verloren, schien hier niemanden zu interessieren. Eine kranke Gesellschaft von Sensationsgeilen und Unterhaltungssüchtigen. Sollten diese Kinder sich nur gegenseitig abschlachten, solange es nicht langweilig wurde. Keiner von denen fragte sich gerade, was wohl aus dem schwarzhaarigen Jungen geworden war oder werden würde – wenn er überlebte. Naruto stand auf und lief auf das Geländer zu, sprang darüber und landete im Sand der Arena. Niemand bemerkte ihn wie er quer über den Platz rannte und durch die Tür auf der anderen Seite in die Sanitätsräume. Er blieb stehen und musste einen Moment warten bis sich seine Augen an die veränderten Lichtverhältnisse gewöhnt hatten. Draußen schien die Sonne hell und blendend, hier drin gab es nur Neonröhren unter schmutzigen Abdeckungen alle paar Meter. Ein kurzer aber breiter Korridor führte von hier aus in einen rechteckigen Raum, in dem viele Betten und Liegen standen. Alle waren durch grüne Vorhänge von einander getrennt wie in der Notaufnahme in einem Krankenhaus. Man hatte den dort liegenden bereits die Decke über die Gesichter gezogen und sie auf fahrbare Stahltische gelegt um sie in die Leichenhalle zu schaffen. An jedem Leichentuch war ein Namensschild festgeklippt mit dem Namen des Toten. Naruto ließ langsam den Blick schweifen. Es war unheimlich still hier. Nicht mal einen der Sanitäter konnte er sehen oder hören. Darin unterschied sich dieser Ort von einem Krankenhaus. Im Krankenhaus war es auch still – wenn nicht gerade Visite oder Essensausgabe oder so was war – aber dort lief immer irgendwer durch die Gänge, schon irgendetwas vor sich her oder lief irgendwo hin. Hier bewegte sich niemand mehr. Es roch auch ganz anders. Ein schwerer Geruch von Blut, Schweiß und irgendetwas, was er nicht genau identifizieren konnte. Wahrscheinlich roch es einfach nach Tod. Ihm wurde bewusst, dass er gerade in einem Raum voller Leichen stand. Allein mit den Toten. Langsam schritt Naruto an ihnen vorbei. Einige der Leichentücher waren mit getrocknetem Blut befleckt. Hässliche große Flecken in verschiedenen Größen und unterschiedlichen Brauntönen. Wieso färbte sich geronnenes Blut eigentlich irgendwann so widerlich Rotbraun? Vielleicht, damit man es nicht mehr als Blut erkannte und die Menschen nicht in Panik gerieten, wenn sie es dann wiedersahen... Der Blick des Jungen wanderte über die Namensschilder. Hier langen die Toten des letzten Kampfes. Vor dem letzten Leichentuch blieb Naruto stehen. Er wusste nicht, wieso er hier stehen blieb und auch nicht, weshalb er an das Kopfende des Tisches trat. Seine Hände bewegten sich wie von selbst und hoben das Tuch an, schlugen es zurück wie einen Brautschleier. Während des zweiten Kampfes hatten die Sanitäter die älteren Leichen bereits entkleidet und gewaschen. Mit einer seltsamen Ruhe betrachtete Naruto den Toten, der nicht älter war als er selbst. Die Wunde in seinem Hals blutete längst nicht mehr und all der rote Saft war weggewaschen worden. Das Loch sah jetzt eigentlich harmlos aus, bildete aber einen erschreckenden Kontrast zu der blassen Haut. Ein kreisrundes, fingerdickes Loch, leuchtend Rot. Narutos Blick wanderte zu Kibas Gesicht. Er sah nicht aus, als wäre er bestürzt oder wütend über seinen Tod. Eigentlich wirkte er sehr ruhig. Nicht entspannt oder zufrieden, doch zumindest nicht entsetzt oder so etwas. Aber der Ausdruck auf seinem Gesicht war irgendwie steif, fand der Shinobi. Sahen alle Toten so aus? Wie aus Gips modelliert, bleich mit blauen Linien dicht unter der Haut die einmal als Venen Blut transportiert hatten? Dann wurden die Sterbenden also alle zu schönen, weißen Statuen bevor sie sich für immer auflösten. Wie er Kiba so da liegen sah, fiel ihm der Gedanke, dass er es war, der ihn getötet hatte, irgendwie leichter zu bewältigen. Naruto fragte sich, ob Sasuke auch so eine schneeweiße Skulptur abgeben würde. Er war ja lebendig schon sehr blass. Doch den Gedanken verwarf er lieber schnell wieder. Eigentlich war er ja gekommen um Sasuke zu suchen und zu schauen, wie es ihm ging, und nicht, um hier Tote anzustarren. Schnell deckte er die Leiche wieder zu und lief auf die nächste Tür zu. Dahinter befand sich rechts eine weitere Tür mit der Aufschrift 'Lager', eine Treppe nach oben und eine weitere Tür mit dem Schild 'Ruheraum' über dem Lichtschalter direkt daneben. Ruheraum. War das so etwas wie ein Aufwachraum? Vorsichtig öffnete Naruto die Tür und warf einen Blick ins Zimmer. Auch hier gab es die gleichen Neonröhrenlampen, aber geputzt. Alles roch nach Desinfektionsmittel und den Chemikalien, aus denen man die meisten Medikamente macht. Wie in einem Krankenhaus eben. In dem Zimmer standen zwei Betten mit einem kleinen Nachtschrank an der dem Raum zugewandten Seite. Sasuke lag links, das andere Bett war leer. Jemand hatte ihm eine Flasche Wasser und ein Glas auf den Nachtschrank gestellt. In einem kleinen Plastikbecher lagen zwei weiße Tabletten, wohl Schmerzmittel. Als Naruto näher trat bemerkte er, dass Sasuke überhaupt nicht schlief. Seine Augen waren geöffnet und er starrte zur Decke hinauf. Aber er wusste sofort, dass sein Freund ihn nicht einmal bemerkte. Schweigend schloss er die Tür wieder hinter sich und ging zurück zum Anwesen der Uchiha. TBC Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)