Der Regen von Astre ================================================================================ Kapitel 6: Wenn die Zeit stillsteht ----------------------------------- Kapitel 6 „Yo bleib hier!“, hielt sein Großvater ihn zurück und die harschen Worte ließen ihn überrascht, genau, wie ungläubig zu dem alten Mann sehen. Yomei half seiner Frau auf, welche ihm leise dankte und die zerstörte Uhr aufhob. Anna sie war verletzt er würde nicht hier stehen und auf ihre Rückkehr warten. Als wenn Kino seine Gedanken lesen konnte, setzte sie hinzu. „Glaub mir Yo, dass letzte was Anna jetzt will, ist unsere Gesellschaft“ Seine Augen huschten über beide, beobachteten jede noch so kleine Bewegung, ehe er sich ganz zu ihnen umwandte. „Sagt mir, was hier los ist, denn ich bin mir sicher, dass ihr es wisst.“ Ein Schweigen legte sich nieder, welches ihm bereist eine Antwort gab. Sie wussten viel mehr, als sie es vorgaben. Alleine das sie ruhig blieben, nichts taten, um Anna zu finden. „Wie wäre es mit einem Tee?“, gab Yomei langsam von sich und genau diese teilnahmslosen Worte entfachten seine Wut. Nicht oft kam es vor, dass er zornig wurde und noch seltener war es, dass er diesen freien Lauf ließ. „Ich frage euch noch mal. Was geht hier vor?“ Gefährlich leise sprach er und genau jenes war es, was ihm die Aufmerksamkeit beider einbrachte. Kino durchbrach, als Erstes die Geräuschlosigkeit und seufzend ließ sich die alte Frau auf das Fußende des Bettes nieder. „Kennst du die Geschichte der Kyoyama Yo?“ „Kino?!“ Die alte Frau winkte barsch ab. „Sei ruhig alter Narr“ „Ich kenne sie nicht“, unterbrach er jede aufkommende Diskussion. Er hatte sich immer mit dem Wissen zufriedengegeben, das Anna bei seiner Großmutter lebte und lernte. Nie hatte er sie über ihre Familie ausgefragt oder andere Dinge ihrer Vergangenheit in Erfahrung gebracht. Es war für ihn nicht wichtig gewesen. „Die Königsfamilie war schon immer der Mittelpunkt der Geistbeschwörer. Sie waren dafür verantwortlich das die Seelen der Verstorbenen problemlos in das Jenseits gelangten. Eine kleine Aufgabe, wenn man bedenkt, dass sie auch die Wärter für Dämonen waren, welche vom Geisterkönig persönlich verbannt wurden. Wesen, die grausamer nicht sein konnten. Ihr freikommen wäre katastrophal für die Welt der Schamanen und der normalen Menschen gewesen.“ Ein schwerer Laut ran über ihre Lippen, bevor sie weiter erzählte. „Wie es dann dazu kam, dass einer dieser Dämonen die Freiheit erlangte, ist mir bis heute ein Rätsel. Fast gesamt ausgelöscht hat Volac sie. Anna hatte damals das Glück bereits bei mir zu sein und überlebte so das Massaker. In ein paar Tagen jedoch wird sich seine Macht so weit erholt haben, dass er auch die Letzte der Kyoyama vernichten konnte. Das ist der Grund, warum Anna die Verlobung lösen will, denn keinen von uns möchte sie in Gefahr bringen.“ Yo wandte seinen Blick ab. Ein bitteres Gefühl legte sich auf ihn nieder. Ob es nun an der Geschichte selbst lag oder aber daran das ihm seine Verlobte nach so vielen Jahren noch immer nicht vertraute, konnte er nicht sagen. Nichtsdestotrotz wusste er jetzt den Grund für ihr Verhalten und konnte sich so einiges Erklären. „Dennoch gibt es vieles, was ich nicht verstehe und ob das, was ich erzähle, der Wirklichkeit entstammt, weiß ich nicht.“ Yo sah wieder auf und eine Frage stellte sich noch. „Was hat es mit diesem Vogel auf sich, der sie zu begleiten scheint?“ Ein weiterer Seufzer. „Andras. Nun das ist eine andere Geschichte, die mir verborgen bleibt. Warum er immer wieder zu ihr kommt oder was er eigentlich ist, weiß ich nicht. Eines jedoch ist klar, er ist weder Geist noch besitzt er ein schlagendes Herz. Eine Erscheinung, die eigentlich ungesehen bleibt, denn das Leben ist es, jenes ihm immer folgt, wenn er geht.“ Das Anwesen lag in völliger Regungslosigkeit, doch war Anna sicher, als sie die Treppen hinauf ins Badezimmer stieg, dass alles nur schein war. Keiner schlief mehr und das keiner ihr nachgekommen war, hatte sie wahrscheinlich Kino zu verdanken. Die alte Frau, war schlau und das diese sich das passierte Zusammenreimen konnte, war offensichtlich. Das Licht durchflutete den Raum und vorsichtig drehte sie den Wasserhahn auf, um die Wunde, jene bereits vor Minuten verstummte, zu säubern. Die getrocknete Flüssigkeit war überall an ihrer Kleidung und grobe Striemen zogen sich über ihre Lippen. Sie war davon gerannt, wie ein kleines Kind. Doch egal wie weit sie flüchtete, es würde nichts bringen, dies war ihr bewusst. Dilettantisch war ihr Verhalten gewesen. Achtsam spülte sie das Blut von ihren Händen und Gesicht. Wenn sie nicht wollte, dass alle wegen ihr untergingen, musste sie endlich reden. „Geht es dir gut?“, vernahm sie es leise, was sie veranlasste ihren Blick, zu heben. „Ja“, gab sie Yo ruhig zurück, und beobachtete ihn durch den Spiegel, wie er an sie herantrat. „Darf ich?“, fragte er zögernd und deutete auf ihre verletzte Schulter. Ein nicken, war alles, was er als Antwort bekam, doch war dies genug. Sachte zog er den Stoff von ihren Schultern und betrachtete die Wunden, ehe er ihr den Lappen, welchen sie zur Hand genommen hatte, aus den Fingern nahm. Die junge Frau zuckte nicht zusammen, als er mit dem Fetzen die Verletzung reinigte. Er wusste um ihre Vergangenheit und das wurde ihr nicht durch ihre Gabe klar. Sein Verhalten hatte sich geändert. Schon immer konnte sie ihn lesen wie ein offenes Buch und ihr war bewusst, dass er darauf wartete, bis sie die Stille unterbrach. „Ich will – euch nicht in Gefahr bringen Yo. Es war mein Fehler, der mich nun einholt und ich muss ihn alleine bewältigen.“ Es hieß immer, das Unwissen brachte Sicherheit, ihr Traum allerdings hatte genau das Gegenteil vermittelt. „Das verstehe ich Anna aber es ist interessiert mich nicht.“ „Was...“ „Es ist mir egal ob du diesen Volac alleine vernichten willst. Du warst immer diejenige die mir bei allem, was passierte beistand. Ob es nun das Aneignen neuer Techniken war oder das einfache lernen auf Prüfungen.“ „Yo ich will...“ „Ich werde nicht gehen. Du kannst dir noch so viel einfallen lassen und mich tausend Runden um das Haus hetzen. Es ist mir gleich.“ Bitter biss sie sich auf die Lippen und fegte seine Hand von ihrer Schulter, den Schmerz der dabei durch ihre Gestalt jagte ignorierte sie. „Ich will es nicht! Du sollst verschwinden. Deswegen habe ich die Verlobung aufgehoben, weil ich dich nicht um mich haben will. Verstehst du das nicht? Ich brauche dich nicht!“ Gewandt drehte sie sich um und ihre Finger verkrampften sich noch mehr um den Stoff ihres Kleides. „Ich weiß, wie gefährlich er ist, weil ich es war, die ihn befreite. Was glaubst du, das er ein einfacher Dämon ist, der sich vertreiben lässt durch einige Schwerthiebe?“, fauchte sie ihn barsch an und konnte noch während sie sprach in seinen Augen erkennen das ihm seine Worte ernst waren. Egal was sie sagte, er würde nicht verschwinden. Wut mischte sich mit ihrer Verzweiflung. Seine Hand hielt die ihre auf, noch bevor sie seine Wange treffen konnte. Ein verzagter Laut entfloh ihrer Kehle, als sie ihren Kopf an seine Brust lehnte. „Erinnerst du dich noch an damals, als du diesen O- Oni erschaffen hast? Wir bekommen das irgendwie hin, das verspreche ich dir Anna.“ „Du bist – so ein Idiot.“ Damals hatte er ihre Warnung ignoriert und heute tat er es wieder. Wieso konnte er nicht ein einziges Mal hören... Die Angst, dass die grauenhaften Bilder Wirklichkeit wurden, ließ sie abermals sprechen. „Bitte geh.“ „Nein.“ Seine Hand löste sich von ihrer und der Arm, welcher sich um ihren Rücken legte, hielt sie aufrecht, denn in diesem Moment wollten diese ihr nicht mehr gehorchen. „Warum kannst du nicht einmal hören, wenn man dir etwas sagt“, meinte sie leise und gab ihre Gedanken von eben wider. „Es wäre doch langweilig oder?“ „Ich werde dich mit in den Abgrund ziehen...“ „Vernommen.“ Das schiefe Grinsen auf seinem Gesicht brauchte die junge Frau nicht sehen, um zu wissen, dass es vorhanden war. Seufzend schloss Anna ihre Augen und registrierte nur am Rande, dass sich sein Haupt auf ihren Kopf niederlegte. Solch Nähe war selten, auch wenn sie verlobt waren und in diesem Augenblick bedauerte sie es, das erste Mal. Die innere Ruhe, jene sich niederlegte war erholsam und angenehm. Ja vielleicht würden sie es wirklich irgendwie schaffen. Waren es Minuten oder Stunden, sie wusste es nicht, doch Amidamarus drängender Ausruf ließ sie in die Wirklichkeit zurückkommen. „Yo, Anna!“ Sacht löste sich die Itako von ihm und sah dem Geist verwirrt entgegen. „Kommt schnell, irgendetwas passiert dort draußen.“ Dunkel war die Vorahnung, welche sie beschlich und das Licht, jenes trotz geschlossener Tür in den Raum kam, ließ die Angst von Neuem aufflammen. Sie achtete nicht mehr auf Yo, ebenso wenig auf dessen Schutzgeist. Ihre Beine führten sie wie selbstverständlich hinaus. Der Kreis, der sich immer schneller am Horizont drehte, färbte die Nacht in Rot. Der Wind und die Stimmen des Waldes waren verstummt und entsetzt wich sie zurück. „Das kann nicht sein...“ Die Stimmen der anderen vernahm sie nicht mehr, dass einzige, das sie hörte, war seine Stimme, die leise flüsterte. „Und noch einen Fehler hast du begangen, als du glaubtest deine Kraft als Kind hätte ausgereicht um mich ganze 15 Jahre, zu verbannen.“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)