Embrace me, demon von NamiHeartphilia (How can you keep me in chains?) ================================================================================ Kapitel 6: _passion_ -------------------- Auch wenn es mir schwer fiel, ich entfloh dieser Umarmung, denn sie brannte so sehr. Nicht der Schmerz war es, sondern das Verlangen in dieser Position zu bleiben. Es durfte nicht sein ... Warum? ... Es war Angst. Ganz ehrlich, es war das Schlimmste für mich, auf ihn rein zu fallen, wenn er doch nur Theater machte. Zu ungewöhnlich dieses köstliche Schauspiel, welches angeblich keines war ... Ja, diese Angst. Von ihm enttäuscht, verletzt, ausgenutzt zu werden. Demütigung. Nicht mit mir. Aber ... dieser verdammte unmenschliche Magnet. So vermied ich es mein Gesicht dem seinen zu zuwenden. Weil es klar war, dass ich dem Blick nicht widerstehen würde. Er würde mir leid tun, wenn es denn sein völliger Ernst war und er betrübt dreinblicken würde. In diesem Moment - vielen dank - klingelte das Telefon. Erleichtert wie selten, beeilte ich mich abzuheben und dieser traurigen Lage aus dem Weg zu gehen. Ich hörte ihn nur resignierend seufzen und merkte sofort wie mich diese berauschende Wärme verließ. Trotzdem nahm ich den Hörer ab, nur um mich abzulenken. "Victoria?!" "James?" Es war ein gemeinsamer Freund von Sara und mir. Das heißt, sie kannte ihn schon sehr lange und ich wusste, dass er ein guter Kerl war. Übrigens war er mit seinen 32 Jahren ein guter Mediziner. "Ja, ich bin es. Etwas Furchtbares ist passiert!" Er klang sehr besorgt und gehetzt. "Gott, was ist denn los?!" "Victoria ... Sara ... sie wurde angegriffen!" Ein kalter Schauer lief mir über den Rücken. Als ob mir jemand ein eisiges Messer ins Genick gejagt hätte. Sofort fing mein Herz an zu rasen. "WAS?! WER?! Wie konnte das passieren?!!!" Meine Stimme klang hysterisch und fast weinerlich. Ich war höchst erzürnt, traurig und sehr geschockt. Das, was zu den Dingen gehörte, die ich am Meisten fürchtete, war geschehen. Meine Finger klammerten sich eisern um den Hörer und ich erwartete ungeduldig die Antwort: "James, sag schon, verdammt!!!" "Ich kann nichts Genaues sagen ... Sie blutet stark und ist aufgebracht! Wir mussten ihr ein Beruhigungsmittel verabreichen, aber sie hat einen starken Schock erlitten." "Sie wird doch wieder?" Ich schluckte und biss mir vor Panik auf die Hand. "Ja ... die Verletzungen sind nicht sehr gefährlich, nur ... sie blutet eben stark am Hals und na ja, es ist eher die Psyche, die mir Sorgen macht ..." "Aber WER? WER kann so was tun?", stieß ich verzweifelt aus. "Nun ich weiß nicht, ob dir der Name etwas sagt, aber ... sie hat, bevor wir ihr das Beruhigungsmittel gegeben haben, immer wie wahnsinnig irgendwo in eine Richtung gestarrt und geschrieen ,Nein, fass mich nicht an, Adrian!'" Der Hörer fiel mir fast aus der Hand und ich hob langsam meinen Blick zu dem Vampir, der ins Zimmer gekommen war. Keinen Ton konnte ich meiner Kehle erzwingen. "Victoria? Bist du noch dran?" "N-nein." Mein Hals fühlte sich so trocken an, sodass ich die Worte nur mit Mühe herausbrachte. "Nein, e-er ... er war das nicht. Er konnte nicht." "Kennst du diesen Mann?" "Er war das nicht. Nein, unmöglich! Nein!" So ein Schwachsinn. Adrian konnte es nicht sein. Oder etwa doch? Nein, ich hatte versprochen, ihm zu vertrauen und ich wusste, dass er es nicht war. Zu dem Zeitpunkt war er doch die Rosen für mich holen ... Er war wegen mir weg. Für mich ... Nicht um jemanden anzugreifen und schon gar nicht Sara. Er wusste doch, wie viel sie mir bedeutete. Nein, nicht er. Nicht Adrian, verdammt noch mal. "Sie ist wach. Ich werde mich jetzt um sie kümmern. Du wirst sie doch besuchen kommen?" "Ja, natürlich, aber erst nachdem ich etwas wichtiges erledigt habe." "Arbeit?" "Ja es ist ein dringender Auftrag. Ich werde kommen, so schnell ich kann. Sag ihr das." "Ist gut. Pass auf dich auf." "Mache ich, James. Bis bald und danke für den Anruf." "Keine Ursache. Wir sehen uns hoffentlich bald. Sie braucht dich." Ich legte auf und starrte den Schwarzhaarigen entsetzt an. "Du warst das nicht? Sag mir, dass du das nicht warst." "Was meinst du?" "Sara. Sie ist von jemandem angegriffen worden und angeblich sollst DU das gewesen sein." Trotz meiner Gewissheit in seiner ,Unschuld' hielt ich Abstand. "Du weißt, dass ich Sara nie was zu leide tun würde. Sie steht unter DEINEM Schutz. Ich würde es nicht wagen, so schmutzig und blutbefleckt meine Seele ist, ich habe immer noch ein Gefühl der Ehre und stehe dazu." Es war ehrlich gemeint. Das konnte ich in seinem Ausdruck sehen. ... Seit den letzteren Ereignissen konnte ich nach und nach seine Gedanken in seinem Gesicht lesen, denn er verbarg sie nicht mehr vor mir. "Du hast dich für den Auftrag entschieden?" "Ja, sie muss sich ausruhen. In der Zeit... " "... spielen wir Mr. Und Mrs. Last.", vollendete er meinen Satz und ich nickte müde. Die nächsten Stunden vergingen ohne dass ich sie registrierte. Ich ließ Adrian alles machen, die Koffer, den Flug. Völlig geistesabwesend folgte ich ihm schließlich durch den Korridor im besagten Hotel. Nicht einmal richtig gemerkt hatte ich es, wie wir dort überhaupt ankamen. Ständig fragte ich mich, wer so etwas Grausames tun konnte. Mensch? Vampir? "Geht es dir besser?", fragte Adrian ganz plötzlich. "Ähm. Ja, es ist schon ok", sagte ich mit einem mageren Lächeln, während er die Tür aufschloss. "Was soll das denn?!", sagte er empört. "Was ist los?" Ich klang wohl etwas teilnahmslos, muss ich zugeben. "Sind wir nich ein Ehepaar? Warum stehen hier zwei getrennte Betten?!" "W-wie bitte?! Und DESwegen regst du dich auf?" Anstatt ihn aber wegen des ungünstigen Momentes verärgert anzusehen, fing ich an zu lachen. Unglaublich, aber ich fand das so komisch, ich konnte mich kaum halten vor Lachen. Vermutlich lag das daran, dass ich durch diesen Vorfall mit Sara zu niedergeschmettert war und mich diese kleine unbeabsichtigte Einlage von Adrian aufgeheitert hatte, so einfach sie auch war. "Soll ich mich beschweren gehen oder neee nein ich weiß was, wir schieben die Betten zusammen!", setzte er seinen Monolog fort. "Ok, das reicht jetzt aber.", sagte ich lachend. "Schon gut, war doch nur ein Witz. Ist schon schön genug mit dir in einem Raum schlafen zu dürfen.", erklärte er und ging zum Fenster, um die Vorhänge zu zuziehen. "Schmeichler." "Warum? Das ist die Wahrheit. Hattest du mir nicht vorgeworfen, ich würde dich nicht an meinen Gedanken teilhaben lassen?" "Ich meinte die allgemeinen Gedanken, nicht speziell das, was mich betrifft." Verlegen zog ich meinen Mantel aus und stellte meinen Koffer neben das Bett. Wieder mal diese kläglichen Aktionen, die man so durchführt, nur um der Person, die sich unmittelbar neben dir befindet und mit dir spricht, nicht in die Augen sehen zu müssen. Vor allem wenn man weiß, dass diese Augen schlimmer als alle Fesseln und Ketten sind. "Wenn du aber ein Teil meiner Gedanken bist, ... dann will ich dir das nicht verschweigen.", fuhr er gedämpft fort. "Ach? Nun, wenn du unbedingt meinst." Mist. Wie oberflächlich das klang. ... Als ob du gerade dabei bist einen spannenden Film anzusehen und es ruft jemand an, um dich voll zu heulen. Dann reagierst du auch genauso mit Nicken und ,Ja aha ok, so was aber auch'. Dabei wollte ich das doch nicht. "Hast du Zweifel?" Verdammt. Wieso musste der Kerl ständig nachfragen? Wieso suchte er denn dauernd Bestätigung? Als ob er unsi- JA, GENAU, hatte er nicht gesagt, er wäre unsicher gewesen? Hatte er nicht gesagt, er hätte damit aufgehört? "Du bist immer noch unsicher?", fragte ich steif. "..." "Sag es mir." Ich musste es wissen. "Na und? Du hast doch auch immer noch Zweifel." Stimmte das etwa? "Aber hätte ich dich dann verteidigt? Obwohl Sara - meine werteste Freundin - es anders bestätigt?!" Er machte einen nachdenklichen Eindruck, zog den Mantel aus und setzte sich auf mein Bett. Seufzend knöpfte er den obersten Knopf seines Hemdes auf. "Ja, das stimmt. Du hast das nicht geglaubt, ohne mich auch nur gefragt zu haben." "Na? Zeugt das nicht von Vertrauen? Was willst du denn noch?" Den letzten Satz sprach ich schon noch ruhiger und leiser, denn er blickte mich schon so seltsam an. "Setz dich doch." Das tat ich dann auch. Neben mir saß er und nicht schon wieder passierte das, was ich hasste, weil ich es liebte. Ich hasste es und ich liebte es. Dieses Leuchten der Augen. Eintauchen in dieses magische Rot und alles vergessen ... Das wäre wohl das schönste überhaupt und es wirkte jetzt. Weil ich keine Barriere um mich herum aufbaute, wie früher. Ihn einfach nur schweigend ansehen. Kein Zeitgefühl. Nichts. Nur ... das pochende Rot ... und das Feuer. Die Wärme, die mich durchströmte, als sich unsere Hände wieder berührten. Wie ich ihn in Gedanken verfluchte, denn ich kam nicht mehr los von ihm. Diesem sonderbaren Wesen. Nicht wie Menschen. Aber auch nicht wie Vampire. Die Vampire, die bei Sir Edward angestellt waren, hatten nie das Leuchten in ihren Augen. Keine Anziehungskraft. Sie waren leer. Warum nur brauchte ich diese Wärme, die von dem Blut, in seinem Körper ausging? Es war falsch sich nach der Wärme des Blutes eines Opfers von ihm zu sehnen, nicht wahr? Letztendlich verstand ich. Es war nicht das Blut. Es war zwar das Pochen, doch die Wärme kam nicht von seinem Leib, nein, es war etwas anderes in ihm, das mich knechtete. Die Melodie, der Geist und Körper folgten und die jede Bewegung kontrollierte, ging von ihm aus und geschrieben war sie von seiner Seele, die meisten Vampire leugneten zu haben. Ohne, dass ich etwas gegen das Verhalten von uns beiden ausrichten konnte, näherte er sich mir merklich. Entfachtes Verlangen. Nur Zentimeter trennten uns voneinander. Das Unterbewusstsein hatte längst die Macht ergriffen. Der Begierde unterworfen. Immer noch diese Augen ... Sie brannten ein Mal in mich, eines, das mir die flucht unmöglich machte. Doch wollte oder sollte ich denn fliehen? Auch dieses Mal? "Adrian?" "Wusstest du,", flüsterte er, "dass ein Kuss, für Vampire viel intimer ist, als für Menschen?" Mit diesem Satz legte er seine Lippen auf die meinen, doch nicht mit Gewalt oder Zügellosigkeit, sondern ganz sanft und ohne zu drängen. Er hatte mich gefangen genommen und ich ließ es zu. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)