Auch Eis kann brennen, wenn es auf Feuer trifft von abgemeldet (...und kann lernen sich daran zu wärmen) ================================================================================ Kapitel 38: Ich will wissen wie (gut) du bist --------------------------------------------- Der Vortrag lag in den letzten Zügen. Mit einem geschäftlichen Lächeln in die Runde kam ich zu den letzten Sätzen der Präsentation und verabschiedete mich somit von den Anwesenden. Die Vorstände wirkten ausgeglichen, nein sogar mehr als das. Ihnen gefiel offensichtlich das neue Konzept, welches wir für sie ausgearbeitet hatten, und das sogar voll und ganz. Wir hatten es geschafft sie von unserer Arbeit zu überzeugen und somit hatten wir wieder einmal einen Auftraggeber zufrieden gestellt. Die Blicke der Zuhörer ruhten auf mir und man konnte den Männern ansehen, dass sie sich bereits auf das Ende einstellten. Es ging eine gewisse, wenn auch eher unterschwellige Unruhe durch den Raum, einige rutschten in ihrem Stuhl ein wenig hin und her und richteten ihre Körperhaltung wieder gerade. Es war ein langer Vortrag gewesen, aber hoffentlich zumindest kein langweiligiger. Doch nach gut zwei Stunden sitzen und zuhören sehnten sich wohl die meisten danach sich nicht mehr in einem Konferenzraum aufhalten zu müssen. „In diesem Sinne möchten wir uns von ihnen, den Vorständen der Yugan Industrie verabschieden und wir danken ihnen für ihre Aufmerksamkeit. Wir hoffen wir konnten sie mit unserer Arbeit im vollen Maße zufrieden stellen und haben ihren Vorstellungen entsprochen. Danke für ihre Zeit.“ Wie einstudiert verbeugten wir drei Referenten uns vollkommen synchron vor unseren Auftraggebern. Beifall erklang und währte einige lange Sekunden an, ehe er langsam erstarb. Mit einem erleichterten Lächeln auf den Lippen richteten wir uns wieder auf und nun konnte ich beobachten, wie sich die Vorstände erhoben, dumpfes Stimmengewirr einsetzte und einige sich sogar ein wenig streckten. Bekanntes Verhalten welches ich oft zu Gesicht bekam. Brav in Reih und Glied stehend, mit im Schoß gefalteten Händen lächelten Hiroko, Takashi und ich den Männern zu und standen für noch eventuell offene Fragen zur Verfügung. Ganz wie es von uns als professionelle PR-Firma, und qualifizierte Mitarbeiter im Besondern, erwartet wurde. Die zuvor noch unterschwellige Unruhe war nun offensichtlich und auch die Gespräche der Männer untereinander konnte nicht verbergen, dass sie im Grunde hauptsächlich daran interessiert waren endlich den Raum, oder besser noch gleich das Gebäude verlassen zu können. Es hatte ihnen gefallen ohne Frage, aber irgendwann wurde es auch einmal des Guten zuviel. Außerdem war ich mir sicher, dass noch eine Menge Arbeit auf sie in ihrer Firma wartete, so wie es bei Firmenvorständen eben immer der Fall war. Lange würde es sicherlich nicht mehr dauern, womöglich nur noch fünf Minuten und dann wären sie im Aufzug verschwunden, auf den Weg in ihr eigenes Unternehmen, mit einem komplett umgestalteten Werbedesign in der Tasche. Dann würde endlich Ruhe einkehren, keine Präsentation mehr und das beinahe unterwürfig höfliche Benehmen konnte dann endlich wieder von mir abfallen. Und nicht zuletzt…ich würde Seto endlich zur Rede stellen können. Vorausgesetzt er nutzte vorher nicht die Gelegenheit um sich abzusetzen und somit meinem Verhör, oder sollte ich es besser Maßregelung nennen, zu entgehen. Zuzutrauen wäre es ihm zumindest. Er war nun schon einige lange Jahre im Geschäft. Somit hatte er viele Firmen blitzartig aufsteigen und genauso schnell wieder fallen sehen, weil sie sich heillos überschätzt hatten. Er hatte Geschäftleute kennen gelernt, die auf den ersten Blick aufrichtig und vor allem anständig ausgehen haben mochten, doch ihre perfekten Manieren und aufgesetzte Masken hatten beinahe niemals ihr Leichen vertuschen können, die sie im Keller versteckt hielten. Viele dieser Männer hatte er in der Presse mit ihrem dunkelsten Geheimnissen bloßgestellt wiedergefunden, und waren letztendlich zerbrochen an ihrem Ruhm und Geltungsdrang. Es gab wenige Ausnahmen, die sich nicht von dem Sumpf der Macht und Gier mitreisen ließ. Er selbst war oft vor ähnlichen Entscheidungen gestanden und er konnte nicht sagen, dass die Versuchung nicht mehr als einmal groß gewesen wäre. Ob er immer die richtige Entscheidung getroffen hatte? Wer konnte das schon sagen? Zumindest hatte er immer versucht auf sein Gewissen zu hören. Vielleicht hatte es auch geholfen, dass er etwas zu verlieren gehabt hatte. Seine Frau, seine beiden Kinder…obwohl das andere auch nicht davon abgehalten hatte. Wie dem auch sei, aufgrund der vielen Geschäftsleute, die er hatte vor die Hunde gehen sehen müssen, weil ihre charakterliche Stärke nicht ausgereicht hatte, hatte er selbst einen gewissen Blick entwickelt. Mit der Zeit und der Erfahrung lernte man ein Gegenüber zügig einschätzen zu können. Und meistens lag er richtig damit. Er hatte im laufe der Jahre, die er bereits Vorstand der Yugan Industrie war, gelernt auf diesen angelernten Instinkt zu hören und sich darauf zu verlassen. Er hatte keine großen Ziele, er wollte nicht hoch hinaus und besaß deswegen dennoch immer noch Engagement, doch er war schlicht weg zufrieden mit dem was er hatte. Aber es hatte sich zu einem kleinen Hobby entwickelt den aufsteigenden Sternen der Geschäftswelt zuzusehen…und mit sich selbst zu wetten wie lange es dauern würde bis sie dann vom Himmel fallen würden. Oder, und solche Ausnahmen gab es auch, wie weit sie es nach oben schaffen würden und sich dort ihren Platz zu sichern vermochten. Seto Kaiba war so eine Ausnahme. Zu Beginn ihrer Bekanntschaft und späteren geschäftlichen Partnerschaft hatte er nicht gewusst wie er ihn einzuschätzen hatte, er hatte lange versucht sich ein Bild von dem an sich verschlossenen Mann zu machen, der sich trotz seiner Jugend bereits eine erstaunliche Ausstrahlung angeeignet hatte. Er wirkte erfahrener und durchsetzungsfähiger als die meisten Männer seines eigenen Alters. Doch es war so schwer ihn einzuschätzen, weil Seto Kaiba nicht wollte, dass man ihn einschätzte und es somit mit geschickten Mitteln verhindern konnte. Dieser Mann wusste wie er sich zu geben hatte um sein Gegenüber in die Irre führen zu können und nichts von sich selbst preis zu geben. Ein erstaunlicher junger Mann. Er hatte seinen Respekt. Doch nun hatte sein Hobby eine neue Bereicherung hinzugewonnen. Eine neue Person, die es im Auge zu behalten sich zu lohnen schien. Eine junge Frau, die selbstsicher ihren Job beherrschte obwohl sie noch so jung war und, das war allerdings das Erstaunlichste an ihr, eine starke junge Frau, die es geschafft zu haben schien Seto Kaiba im übertragenen Sinne zu zähmen. Und wenn nicht zu zähmen, dann jedoch sicherlich ihm näher zu kommen als es jedem andern Menschen bisher möglich gewesen war. Sarah Danzigten, ein Name den er sich merken würde. Und er war sich sicher, dass er noch einiges von ihr hören würde. Sowohl beruflich bezogen, denn sie hatte eindeutig das Potenzial es weit zu bringen, aber vermutlich auch in Bezug auf Seto Kaiba. Die beiden mochten geschickt versucht haben es vor ihnen anderen zu verbergen, aber wie schon erwähnt hatte er ihnen jahrelanger Übung voraus und war deswegen ein äußerst brillanter Beobachter. Seto Kaiba und Sarah Danzigten waren sicherlich nicht nur zwei Fremde, die sich hier zum ersten Mal begegnet waren, sie waren wesentlich mehr. Etwas, das er aus den zeitweise nicht ganz so verstohlenen Blicken hatte herauslesen können und dieses Etwas ging sicherlich über Freundschaft hinaus. Doch er würde sich hüten die beiden mit seinem Wissen bloßzustellen. Sicherlich mochten sie ihre Gründe für ihre Heimlichkeiten haben und außerdem war er ohnehin eher der Mensch für das stille Beobachten. Er hielt sich lieber schweigsam zurück und begutachtete das Geschehen. Das war sein Hobby. Dennoch, er wusste immer noch was sich als Vorstandsvorsitzender gehörte und er hatte seine Manieren keinesfalls vergessen. Darum näherte er sich der jungen Frau am Ende des Raumes mit einem freundlichen Lächeln und streckte ihr, für die geschäftliche Beziehungen in dieser Rangordnung eher unüblich, die Hand entgegen. Leicht überrascht ergriff sie seine ihr dargebotene Hand, vermutlich rein aus Reflex heraus. Er fühlte ihre schmale Hand, die seinen kurzen Druck erwiderte, ehe er sie wieder los ließ. Doch schnell hatte sie den Überraschungsmoment überwunden und ein Lächeln zeigte sich nun auf ihrem jungen Gesicht. „Vielen Dank Miss Danzigten, Ihre Präsentation war wirklich wunderbar und hat mir sehr gefallen.. Das musste ich Ihnen jetzt einfach noch persönlich sagen.“ „Das ist nett von Ihnen Mister Yoshiko. Das hören wir natürlich besonders gerne.“ Ihr Lächeln verstärkte sich und bewies damit die Ernsthaftigkeit ihrer Worte. „Gute Arbeit muss dementsprechend gelobt werden, das ist meine Einstellung. Und sie haben sehr gute Arbeit geleistet. Ich bin begeistert von dem neuen Werbekonzept.“ Sie nickte kurz. „Wir haben uns so gut wie möglich an ihre Vorgaben gehalten und ich denke wir sind alle mit dem zufrieden was am Ende herausgekommen ist.“ Ein Blick aus den Augenwinkeln verriet ihm, dass ihre Kollegen sich leicht vorgebeugt hatten und somit interessiert aber dennoch nicht aufdringlich ihrem Gespräch lauschten. „Ja das stimmt.“ Er nickte ihr zu und ließ dabei seinen Blick möglichst unauffällig über ihre Gestalt gleiten. Interessant welcher Typ Frau Seto Kaiba einzufangen vermocht hatte. Sie schien eher ruhig oder aber auch zurückhaltend, vielleicht sogar ein wenig unscheinbar, aber ihre Gesichtszüge waren fein geschnitten und ihr Lächeln ehrlich. Doch sicherlich war es mehr als ihr Äußeres dass Kaiba an ihr zu schätzen wusste. Sein Blick ruhte einen langen Augenblick an ihrem Anhänger, den sie um ihren Hals trug und welcher sich ein gutes Stück unter ihrem Brustbein befand. Ein leichtes Stirnrunzeln konnte er dabei nicht vermeiden. Er kannte diesen Anhänger oder besser gesagt, diese Aufmachung. Er hatte ihn noch vor gut einer Stunde während der Pause an Seto Kaiba selbst bewundern können. Einen Anhänger, welchen der junge Mann jedes Mal zu tragen pflegte, wenn sie einander begegneten. Erstaunlich das diese Frau den selben trug, in genau dem gleichen Design. War das nun heutzutage das neue übliche Symbol, um so etwas wie eine Verlobung zu demonstrieren? Zu seinen Zeiten hatte man noch Ringe am Finger getragen, später dann waren die jungen Paare dazu übergangen diese Tradition umzugestalten und die Ringe lieber an Ketten um den Hals zu tragen oder sich gleich ein Tattoo anstelle des Eherings machen zu lassen. War das also nun der neue Trend? Anhänger? Diese Jungend, was war nur aus den ganz normalen und bewährten Traditionen geworden? Sein schmaler Goldring an der rechten Hand genügte ihm zumindest vollkommen. Anderseits jedoch musste er zugeben, es war durchaus einfallsreich und mal etwas anders. Eine Duellmonsterkarte als Anhänger. Kurz musste er verhalten Schmunzeln. Nein, das passte wirklich ausgezeichnet zu Seto Kaiba und seiner Frau, Verlobten oder in welcher Beziehung sie nun auch immer zueinander stehen mochten. Duell-Monsters und Seto Kaiba, das gehörte wohl einfach zusammen. Sein Blick richtete sich wieder auf ihre Augen, und die kleinen Lachfältchen an deren Rand ließen sie erstaunlich leuchten. Vermutlich war das eines der Dinge, die der junge Vorstand der Kaiba Corporation an dieser Frau so fesselnd fand „Ich wollte mich nur schnell bei Ihnen bedanken Miss Danzigten und werde Sie jetzt lieber wieder Ihrer Arbeit überlassen. Auf jeden Fall hat mir die Präsentation gefallen und sie alle waren wirklich sehr gut…und freundlich.“ Er lächelte zu den anderen beiden Zuhörern hinüber die ihm daraufhin zunickten. „Und nun möchte ich mich verabschieden. Auf wiedersehen.“ „Auf Wiedersehen.“ Er lächelte ihnen nochmals zu ehe er sich umdrehte und den Raum durchquerte, immer in Richtung des Ausganges. Die meisten seiner Kollegen waren schon hinausgetreten oder zumindest gerade dabei den Konferenzraum zu verlassen, aber damit hatte er schon gerechnet. Und es verwunderte ihn auch nicht, dass Seto Kaiba noch nicht wie alle anderen gegangen war, sondern wie zufällig den Anschluss verpasst zu haben schien. Als wäre es nicht Absicht gewesen, dass er etwas zurückgefallen war und dennoch keine ernsthaften Anstalten machte den Raum zu verlassen. Er hatte nichts anderes von ihm erwartet. Ihm vorbeigehen nickte er dem hochgewachsenen brünetten Mann zu, der seinen Gruß knapp erwiderte, und ging dann durch die Tür des Konferenzraumes um sich seinen Kollegen anzuschließen. Er war sich mehr als nur sicher, dass Seto Kaiba nicht nachkommen würde um sich ihnen doch noch anzuschließen. Vermutlich hatte er noch einiges mit Miss Sarah Danzigten zu besprechen, denn wenn er bedachte wie ihr kurzzeitig die Gesichtszüge entglitten waren als Seto Kaiba verspätet die Präsentation betreten hatte, dann konnte er sich ungefähr ausmalen was geschehen sein mochte. Diese Überraschung konnte nicht gespielt gewesen sein und wenn es tatsächlich zutraf was er annahm, dann würde sich Kaiba vermutlich noch auf einiges gefasst machen können. Sich an Erinnerungen aus den anfänglichen Jahren seiner Ehe erinnernd, in denen leidenschaftlich geführte Diskussionen ihr junges Eheglück geprägt hatten, schloss er sich nostalgisch lächelnd den anderen Vorständen an, die vor dem Aufzug standen und auf die Fahrkabine warteten. Mister Yoshiko, der Vorstandsvorsitzende unserer aufraggebenden Firma hatte soeben als letzter der Vorstände den Raum verlassen und augenblicklich fror das Bild im Konferenzraum ein. Keiner von uns bewegte sich, keiner sprach. Selbst das Atmen schienen wir alle vier Anwesenden kurzzeitig vergessen zu haben. Die Stille legte sich über uns, in der vermutlich jeder angespannt lauschte. Mein Blick war unverwandt auf Seto gerichtet, und dessen auf mich. Es war tatsächlich so, als habe man uns alle auf Standbild gestellt. Wir warteten…bewegungslos. Und während ich wie angewurzelt dastand und mir die zäh vorbeifließenden Sekunden wie Ewigkeiten vorkamen, schossen unzählige Gedanken durch meinen Kopf. Und doch gelang es mir nicht Ordnung in das mentale Chaos zu bringen. Zumindest war es beruhigend, dass es den anderen genauso erstarrt waren und nicht anders erging wie mir. Takashi und Hiroko genauso wie Seto selbst. Erstaunlich, dass wir alle das Gleiche taten ohne uns abgesprochen zu haben. Wie einstudiert und aufeinander synchronisiert. Was würde geschehen wenn es soweit war? Es war wirklich gut, dass Seto nicht die Gelegenheit genutzt hatte um sich abzusetzen, denn ich hätte ihn kaum aufhalten können, wenn er sich den andern Vorständen angeschlossen hätte um ohne jede Erklärung an mich für sein ganzes Verhalten unsere Firma zu verlassen. Ob er ahnte was nun auf ihn zukam? Vermutlich. Aber war er auch bereit sich dem zu stellen? Die Stille drückte auf uns nieder. Bis zu dem ersehnten Moment, als eine Stimme vom Hauptbüro zu uns herüberhallte, das Zeichen auf das wir vier und genau genommen auch die ganze Belegschaft der Promotions-Mark gewartet hatte. „Okay Leute, sie sind weg.“ Hiro, unverkennbar, ich würde seine Stimme unter tausenden wiedererkennen. Noch dazu da sie kräftig genug gewesen war um wirklich in alle Räume unseres Büros zu dringen. Damit wollte er das Ende dieses Auftrages einläuten und das war ein Grund zum Feiern und ausgelassenem Jubel. Das Zeichen…und augenblicklich brach der Sturm los. Wo zuvor Standbild geherrscht hatte, war nun schneller Vorlauf gedrückt worden. Und alles stürzte auf Seto Kaiba ein, den Mann, der immer noch ungerührt am anderen Ende des Raumes stand und das Kommende zu erwarten schien. Mit eiligen Schritten stürme ich auf ihn zu und merkte nur am Rande meiner Wahrnehmung, dass meine beiden Freunde sich ebenfalls zügig auf ihn zugbewegten. „Was um alles in der Welt hast du dir dabei nur gedacht Seto? Was zum Teufel sollte das werden? Warum tauchst du hier einfach so auf ohne mir vorher auch nur irgendetwas davon zu sagen?“ Meine Stimme überschlug sich fast vor Emotionen und vermischte sich dabei mit den aufgeregten Worten meiner Freunde, die zeitgleich begonnen hatten Seto zu bestürmen. Auch wenn ich die einzige war, die es auch körperlich zu tun gedachte. „Was war das denn für eine Aktion Kaiba?“ Takashi. „Was sollte das denn werden? Einfach so hier aufzutauchen, noch dazu als sich plötzlich entpuppender stiller Teilhaber.“ Meine Freundin Hiroko, ohne jeden Zweifel. Ich kam schwer atmend dicht vor Seto zum Stehen, nicht aus körperlicher Anstrengung heraus, sondern aufgrund meiner nun aufkochenden Gefühle. Blaue Augen die mich von oben herab ansahen, mit einem zutiefst selbstsichereren Ausdruck. Als würden wir drei ihn momentan nicht beinahe schon anschreien, sondern hätten ihn nur höflich um eine Auskunft gebeten. Sein Blick geriet keinen Moment ins Wanken und beinahe glaubte ich so etwas wie Belustigung darin erkennen zu können. Ihn schien es tatsächlich zu amüsieren, dass wir und darüber derartig ereifern konnten, während er hingegen vollkommen gelassen blieb. Typisch Seto Kaiba. Doch dummerweise schien dies nun auch noch Wirkung bei mir zu zeigen. Denn den Kopf leicht in den Nacken gelegt um ihn ansehen zu können spürte ich, wie er mir mit seinem ruhigen Blick sämtliche Wut zu rauben schien. Stattdessen kehrte meine innere Ausgeglichenheit zurück und ließ mich meine nächsten Worte im wesentlich ruhigeren Tonfall aussprechen. Er schaffte es mühelos meine aufschäumende Entrüstung mit lediglich einen Blick niederzuschlagen und mich zu besänftigen. Es war ohne Frage ein Leichtes für ihn mich zu entwappnen, egal wie entschlossen und gut vorbereitet ich auch gewesen sein mochte. „Warum Seto, warum bist du einfach so hier aufgetaucht ohne auch nur ein Sterbenswörtchen vorher zu mir zu sagen?“ Mit großen Augen sah ich zu ihm hinauf und wartete sehnsüchtig auf eine Antwort. Antworten auf all die Fragen, die ich mir schon seit seinem Auftauchen hier immer und immer wieder im Kopf stellte. „Ganz einfach…“ Seine Stimme war tief und spiegelte die Gelassenheit wieder, mit der er mich ansah. Und nicht zuletzt die Selbstverständlichkeit die er mit seinen Worten ausdrückte, als wäre es das Normalste auf der Welt mich so zu überrumpeln. „Ich wollte dich einmal bei deiner Arbeit beobachten.“ „Aber…“ Er ließ mich nicht wirklich zu Wort kommen, denn er fuhr bereits fort mit seiner Erklärung. „Ich war neugierig, ich wollte einfach sehen wie du dich in deinem Job verhältst aber auch wie gut du darin bist. Hätte ich dir jedoch vorher gesagt, dass ich diesen Besuch beabsichtigte, dann hättest du erstens versucht ihn mir mit allen Mitteln auszureden und zweitens wärst du dann in der Lage gewesen dich darauf vorzubereiten. Wenn du gewusst hättest, dass ich komme, dann hätte ich dich nicht so sehen können wie du sonst während deiner Arbeit bist, da du dich zuvor auf meine Anwesenheit hättest einstellen können. Und beides sind Optionen die ich nicht bereit war zu akzeptieren. Ich wollte dich so sehen wie du dich üblicherweise gibst und keine verstellte Rolle…also blieb nur die Möglichkeit übrig dich überraschen zu müssen.“ Ich verzog meine Lippen zu einem wiederwilligen Schmollmund. So sehr ich versuchte wütend auf ihn zu sein und ihm seine Tat nachzutragen, ich konnte es einfach nicht. Zum einen weil mich sein Anblick immer wieder schwach werden ließ, aber zum anderen auch, weil seine Worte zu allem Überfluss auch noch so einleuchtend klangen. Es war wahr, wenn er mir vorher gesagt hätte was er vorhatte, dann hätte ich auf jeden Fall versucht ihn mit all meinen mir zur Verfügung stehenden Möglichkeiten davon abzubringen oder wenn dies wie ziemlich wahrscheinlich nicht geklappt hätte, dann hätte ich mich bei seiner Anwesenheit während er Präsentation anders verhalten als sonst. Ich hätte versucht mich anders zu geben und aus meinem Vortrag eine Art Schauspiel gemacht um besonders gut vor ihm zu glänzen. Er hätte mich tatsächlich nicht so erleben können wie er es heute getan hatte. Unvorbereitet und viel zu überrumpelt um überhaupt nur daran zu denken mich zu verstellen. Seto Kaiba, egal was er tat, er hatte es immer bis ins den letzte Detail durchdacht. Wie ärgerlich diese Eigenschaft doch zu Weilen war! Wie sollte ich ihm nun noch Vorwürfe machen können? Dennoch, ganz ohne Rüge würde ich ihn nicht davon kommen lassen und vermutlich wusste er das auch. Aber selbstverständlich würde diese Strafe milde ausfallen und vor allem würde ich sie ihm zu Hause zukommen lassen, fernab von den scharfen Augen meiner besten Freundin, die nahezu darauf zu brennen schien ihm einen weiteren Denkzettel zu verpassen. Doch er war und blieb eben der Mann den ich liebte, ich konnte ihm somit nicht lange böse sein. Es war schlicht weg unmöglich. Ich musste ja jetzt schon mit einem aufsteigenden Schmunzeln kämpfen und das nur, weil er sich in meiner Nähe befand und mich seine Anwesenheit auf diese verwunderlich einfache Art glücklich stimmte, ungeachtet was er auch 'angestellt' haben mochte. Ein leises Seufzen entkam meiner Kehle. Verdammt, er hatte es wieder einmal geschafft. „Ich bedauere, dass es auf diese Weise geschehen musste, aber ich denke du verstehst meine Motivation?“ Seine Augenbrauen hatten sich leicht angehoben, und symbolisierten somit seine Frage in Form von Mimik. Obwohl er versuchte seine Worte so klingen zu lassen, als wäre er felsenfest davon überzeugt, dass ich nun nicht anders konnte als Verständnis für ihn zu empfinden, so konnte ich dennoch anhand seiner Gesichtszüge erkennen, dass er fast unsicher wirkte. Also hatte er inzwischen doch dazugelernt und wollte mir nicht länger seinen Willen aufzwingen, weil er nicht daran gewohnt war auf die Gefühle und Wünsche anderer Rücksicht zu nehmen. Jetzt nicht mehr, denn er wusste sehr wohl, dass er nun etwas gut zu machen hatte weil er mich einfach übergangen hatte. Ich sah zu ihm auf, ihn seine unruhigen blauen Augen, wie ich sie nur zu sehen bekam, wenn seine Gefühle versuchten sich Ausdruck zu verschaffen. Es war unmöglich diesen flackernden Augen wiederstehen zu können. „Ja.“ Kam es gehaucht über meine Lippen. Ja, ich verstand in der Tat warum er es auf diese Weise getan hatte, aber dennoch verstand ich nicht warum er mich überhaupt hatte besuchen wollen. „Mir ist klar warum du mich überrascht hast, aber was ich nicht begreife ist…wieso? Wieso wolltest du mich unbedingt bei meiner Arbeit sehen?“ Diese eine Frage blieb ein Rätsel für mich auf das ich Antwort suchte…selbst wenn mir seine Erklärung durchaus schon den Wind aus den Segeln genommen und meinen Kampfgeist zum erliegen gebracht hatte. „Warum nicht?“ Meine Stirn warf sich in Falten, irrte ich mich oder versuchte er gerade auszuweichen? „Ist es so ungewöhnlich wenn man seinen Partner an seinem Arbeitsplatz besucht? Soweit ich gehört habe soll das etwas vollkommen normales sein unter Paaren.“ Doch eindeutig, seine Art meine Frage zu beantworten, oder vielmehr zu versuchen es nicht zu tun, weckte mein Misstrauen. Steckte am Ende mehr dahinter als tatsächlich lediglich der sehnsüchtige Wunsch mich wieder zu sehen oder etwas mehr als nur Neugier danach zu erfahren wie ich arbeitete? „Ja das schon, aber warum hast du…“ Mein Blick fiel einer Bewegung in den Augenwinkeln nachgehend zur geöffneten Konferenztür hinüber und somit wurde ich augenblicklich daran gehindert meine Frage zu beenden. Glück für Seto. Aber ich wurde zu sehr von dem abgelenkt, das ich dort zu sehen bekam. Ich erkannte Hiro, der mit neugierigem Blick im Türrahmen stand und so unauffällig wie möglich uns beobachtete. Allerdings nicht nur er, denn hinter ihm konnte ich noch einige meiner Kollegen mehr ausmachen, die neugierige Blicke in den Raum hineinwarfen. Kunststück, schließlich wusste wohl inzwischen jeder einzelne, dass der Seto Kaiba hier in unserer Firma war und wirklich jeder wusste obendrein auch noch, dass ich mit ihm eine Beziehung führte. Die Flüsterpost funktionierte also immer noch einwandfrei und noch dazu blitzschnell. Es war also in der Tat kein Wunder, dass sie versessen darauf waren einen Blick auf uns zu werfen…und vermutlich genauso daran interessiert waren herauszufinden was er hier zu suchen hatte und was sein Überraschungsbesuch zu bedeuten hatte. Wundervoll, jetzt musste ich mich auch noch der Wissensdurst meiner Kollegen und Freunde stellen, doch das Gleiche galt auch für Seto. Vermutlich warteten sie wie eine Gottesanbeterin auf ihre Gelegenheit um bei ihrem wehrlosen Opfer zuschlagen zu können, in unserem Fall auf die Gelegenheit uns mit Fragen nahezu zu durchlöchern. Ich wurde abermals abgelenkt als sich Hiroko an meine linke Seite trat, da sie sich bisher zusammen mit Takashi erstaunlich lange im Hintergrund gehalten hatte. Wahrscheinlich wohl aus Höflichkeit um mir die Chance zu geben erst einmal meinem Freund die Leviten zu lesen. Doch leider hatte Seto diesen fest gefassten Entschluss mit nur einem einzigen eindringlichen Blick seiner unruhigen Augen im Keim ersticken können. Er war und blieb eben einfach unwiderstehlich. „So…“ Hiroko stemmte ihre Hände in die Hüfte und warf einen musternden Blick auf Setos hochgewachsene Gestalt. Dieser wandte seine Aufmerksamkeit von mir ab und in dem Moment, indem er sie ansah verschwand der gefühlsintensive Blick mit dem er mich die ganze Zeit bedacht hatte und an dessen Stelle trat der übliche Ausdruck von geschäftlicher Distanz. So kannte ich ihn. Sie jedoch hielt seinem Blick mühelos stand. „Soweit ich weiß sind uns bisher noch nicht persönlich vorgestellt worden.“ Mit selbstsicherer Pose stand Seto mit vor der Brust verschränkten Armen vor meiner besten Freundin und sah zu ihr hinab. Und dennoch, gerade weil ich wusste, dass er dazu in der Lage war äußerst abweisend zu anderen, ihm unbekannten Menschen zu sein, musste ich erstaunt feststellen, dass seine Mimik überraschender Weise kaum überheblich war. Wusste er von welcher bedeutenden Tragweite dieses erste persönliche Treffen mit Hiroko war? War ihm bewusst, dass er einen möglichst guten Eindruck bei ihr hinterlassen sollte, denn schließlich war sie niemand geringeres als meine beste Freundin? Das erste Zusammentreffen von Freund und bester Freundin, ein Showdown erster Klasse. Wahrscheinlich war Seto klar, wie viel Einfluss Hiroko auf mich hatte. Er hatte schließlich selbst bei einigen Gelegenheiten mitbekommen wie intensiv meine Beziehung zu ihr war, dass ich ihren Rat suchte und sie sich um mich sorgte. Würde er es sich mit ihr verscherzen und würde sie eine schlechte Meinung von ihm nach diesem ersten Treffen beibehalten, dann würde er es wesentlich schwerer haben einen festen Stand in meinem Leben zu finden. Sowohl in der Arbeit als auch privat. Ich liebte ihn ohne Frage, aber wenn die beste Freundin der Meinung war man wäre mit einem Arschloch zusammen…nein, dann stand die Partnerschaft unter keinem guten Stern. Und genau das schien Seto zu wissen, oder aber auch zu ahnen. Zumindest reagierte er instinktiv richtig, anstatt auf Distanz zu gehen, wie er es sonst immer bei Fremden tat, versuchte er offen bis sogar sympathisch zu wirken. Ein kleines Lächeln glitt bei dieser Erkenntnis über meine Lippen. Er war wirklich erstaunlich und was er alles bereit war mir zuliebe zu tun und wie sehr er sich bemühte! „Das ist wahr, bisher habe ich von…dir…lediglich anhand von Sarahs Berichten und Erzählungen gehört.“ Er hatte einen Moment gezögert meine Freundin zu duzen, aber ich war mir fast sicher, dass er sich daran erinnert hatte, dass wir einen eher freundschaftlichen und lockeren Umgang in meiner Arbeit untereinander pflegten und hatte sich darauf eingestellt. Er hatte also tatsächlich den Schilderungen meinen Job betreffend zugehört, das musste man ihm auf jeden Fall gutschreiben. Gut für ihn, das brachte ihm sicherlich schon einmal einen Pluspunkt bei Hiroko ein. - Bitte Seto, gib dein Bestes. - Wie seltsam, ich drückte tatsächlich wie ein Cheerleader fest die Daumen, dass Seto ihren Test mit Bravour bestehen würde und er somit ein von ihr voll akzeptierter Partner für mich sein würde. Aber schließlich waren mir beide Seiten ein wichtiger Bestandteil meines Lebens, sowohl meine Freunde als auch Seto. „Gut, dann sollten wir es wohl offiziell machen.“ Hiroko ließ abermals ihren prüfenden Blick über Seto gleiten als wolle sie sicher gehen, dass er es auch wirklich verdient hatte ihre Freundschaft zu gewinnen. „Kaiba Seto.“ Vollkommen überraschend streckte er meiner Freundin nun die rechte Hand entgegen damit sie diese zum Handschlag ergreifen konnte. Und das obwohl er körperlichen Kontakt mit Außenstehenden doch immer mied wenn es sich umgehen ließ! Wirklich beeindruckend. Er versuchte wirklich sein Bestmöglichstes zu geben…meinetwegen. Kurz schien Hiroko überrascht zu sein doch dann ergriff sie zügig seine angebotene Hand. So langsam schien wohl auch sie nachvollziehen zu können, was ich damit meinte, dass er einen immer wieder zu überraschen vermochte. „Yamauchi Hiroko.“ Er nickte knapp ehe sich ihre Hände wieder von einander lösten. „Und das neben mir ist…“ „Yuji Takashi.“ Der Werbetexter übernahem es lieber selbst sich vorzustellen anstatt es Hiroko zu überlassen. Abermals folgte ein kurzes Nicken meines Freundes und ein weiterer kräftiger Händedruck. Einen Moment herrschte Stille ehe Hiroko einmal kurz in die Hände klatschte „Also, da wir uns nun alle vorgestellt haben…“ Ein leicht hämisches Grinsen breitete sich nun auf ihren vollen Lippen aus. „Wie sieht es aus Kaiba, du hast ja den Tee gar nicht getrunken. Und das obwohl sich Sarah so viel Mühe damit gegeben hat.“ Sie hob demonstrativ den rechten Zeigefinger in die Höhe. „Du musst wissen es ist gar nicht so einfach Kräutertee zu bekommen.“ Das etwas hinterhältige Grinsen zierte immer noch ihr Gesicht. Sie konnte es einfach nicht lassen, aber dennoch konnte ich mir ein Schmunzeln nicht verkneifen angesichts ihrer Worte. Es war aber auch einfach ein zu schöner Denkzettel gewesen als dass man ihn einfach so unter den Tisch hätte fallen lassen können. Setos Mine hingegen veränderte sich kaum sondern spiegelte weiterhin seine selbstsichere Ausgeglichenheit wieder, die nur ein ausgeprägtes Ego mit sich bringen konnte. „Ich musste leider dankend passen. So 'vorzüglich' der Tee auch gewesen sein mochte, so hat er dennoch nicht ganz meinen Geschmack getroffen.“ Seine Betonung lag auf dem Wort vorzüglich, wobei jeder von uns wusste, dass er genau das Gegenteil damit ausdrückte. Abscheulich, das war es was der Tee war und ich konnte es ihm nur zu gut nachfühlen. Selbst ich empfand den Geschmack von Kräutertee als äußerst unangenehm und das obwohl ich ansonsten gerne Tee trank. Doch Setos Art über unsere kleine Strafaktion zu sprechen entlockte uns drei 'Verschwörern' ein Lächeln. Voller Erfolg auf der ganzen Linie. Es sollte ein kleiner Streich sein und Seto hatte es als eben solchen aufgenommen und trug es uns nicht nach. Genau so wie es sein sollte. „Das ist bedauerlich. Dann müssen wir beim nächsten Mal eben etwas passenderes finden, das deinen Geschmack eher trifft.“ Takashi schmunzelte verhalten und ich tat es ihm gleich. „Dafür wäre ich sehr verbunden.“ Seto wahrte immer noch diese offene Haltung, obwohl es sicherlich kein leichtes Unterfangen für ihn war sich derartig gelöst vor meinen Freunden zu geben und auch zu scherzen. Aber er bewies guten Willen und das zählte. Und natürlich waren mir die Worte 'beim nächsten Mal' nicht entgangen. Wenn das nicht Gutes zu verheißen hatte? Anscheinend bemühte sich nicht nur Seto sondern auch meine Freunde darum eine gute Beziehung aufzubauen. Meinetwegen, damit ich nicht zwischen den Stühlen saß und mich entscheiden musste. Welch überwältigendes Gefühl von Freude und Zugehörigkeit! Ich spürte wie sich sein wie immer intensiver Blick von meinen Kollegen abwandte und auf mich richtete um mich mit seinen so unvergleichlich tiefblauen Augen anzusehen. Ich hob den Kopf und sah zu ihm auf. Dieses markant geschnittene Gesicht, diese dünnen Lippen die hin und wieder sogar ein seltenes Lächeln zeigten. Seto war wirklich gutaussehend, kein Wunder also, dass ich bei seinem Anblick meinen Ärger beinahe schon vergessen hatte. Er machte mich einfach schwach. „Sarah, zeig´ mir doch einmal deinen Arbeitsplatz.“ Eine irritierte Falte bildete sich zwischen meinen Augenbrauen. „Meinen Arbeitsplatz?“ Ich hatte gedacht wir würden das bereits schon die ganze Zeit über tun. „Meinst du etwa meinen Schreibtisch?“ Ein knappes eher nur angedeutetes Nicken war seine Antwort. „Nun gut…“ Ich zuckte leicht mit den Schultern. „…wenn du willst, aber er ist nicht sonderlich spektakulär, nur ein Schreibtisch eben.“ „Ich interessiere mich dennoch dafür.“ Abermals ein fast schon verständnislosen Zucken mit den Achseln meinerseits. „Okay.“ Warum auch immer er auf einmal ein derartiges Interesse für meinen Job entwickelt hatte, ich sah keinen Grund ihm nun nicht die Firma zu zeigen, jetzt wo er schon einmal da war. Ob ihm allerdings bewusst war, das wir dafür diesen bisher doch noch relativ geschützten Konferenzraum verlassen mussten und uns demnach der wissbegierigen Meute würden stellen müssen? Nämlich meine Arbeitskollegen, meine Freunde, die vor Neugier zu platzen drohten und immer wieder mit verrenkten Hälsen verstohlene Blicke zu uns hineinwarfen, wenn sie 'zufällig' an der offenen Tür vorbeigingen. Denn zum Glück handhabten es sonst keiner wie Hiro, der mit einem ausgeprägten Selbstbewusstsein einfach gleich im Türrahmen stehen geblieben war um auch wirklich nichts von unserer Unterhaltung zu verpassen, anstatt noch den Schein von höflicher Zurückhaltung zu wahren. Seto hatte dieses Gebaren bisher mehr oder weniger einfach ignoriert und vermutlich war das sogar die beste Art das zu handhaben. „Dann komm´ mit, ich zeige ihn dir.“ Mit einer einladenden Handbewegung forderte ich ihn auf ein mir zu folgen und schenkte ihm gleich noch ein Lächeln. Vergessen der Unmut und der Zorn über seine Überraschungsaktion, dafür wurde ich viel zu sehr von der Euphorie mitgerissen die seine offensichtliche Neugier an mir und an meiner Arbeit mit sich brachte. Er wollte alles sehen, jedes noch so langweilige Detail, es interessierte ihn! Selbstverständlich breitete sich da ein angenehm aufgeregtes Gefühl in mir auf, welches mich energiegeladen, vielleicht sogar schon überdreht werden ließ. Doch es brannte in mir ihm alles zu zeigen, ihn voller Stolz diesen Teil meines Lebens zu offenbaren…und die Zufriedenheit in seinem Gesicht zu erkennen, weil ihm es alles gefiel, weil es ihm zusagte und weil er sich abermals darin bestätigt sah, dass er mit mir wirklich die richtige Wahl getroffen hatte. Ich wollte, dass er mich auch als die Person mochte, die ich in der Arbeit war und nicht nur die Frau mit der er das Bett teilte. Er sollte alles an mir mögen. Und dazu musste er eben auch die Firma, einschließlich meines Schreibtisch sehen. Ich zwinkerte Hiroko kurz aber dennoch wortlos zu ehe ich mich von ihr abwandte und mit beschwingten Schritten den Raum durchquerte. Sie würde auch ohne eine wortreiche Erklärung verstehen welche Euphorie mich gerade durchströmte und ließ uns deswegen wohl auch unbehelligt ziehen. Ich fühlte Setos Anwesenheit dicht hinter mir wie er meinen Schritten folgte. Sein Mantel raschelte leise bei seinen Bewegungen, aber ich hörte auch seine dumpfen Fußtritte genauso wie ich seine Nähe einfach spürte ohne hinsehen zu müssen. An der Tür angekommen lächelte ich Hiro mit einem unverbindlichen Lächeln zu, ehe ich mich ohne weiter bei ihm aufzuhalten hindurchdrängte. Vermutlich hatte er sich erhofft, ich würde bei ihm anhalten und zusammen mit Seto eine kleine Unterhaltung mit ihm führen um seine Neugier zu befriedigen, doch rücksichtsvoll wie er nun einmal war machte er dennoch den Weg frei und ließ uns passieren. Aber ich hatte nun einmal momentan anderes vor als er und diese Pläne beinhalteten vorerst keine Verhöre meines Freundes durch meine Kollegen, Hiro eingeschlossen. Im Großraumbüro empfing uns im Gegensatz zum Konferenzraum eine nicht unerhebliche Geräuschkulisse. Doch dieses Mal weniger durch das ansonsten so geschäftliche Treiben verursacht, welches aus Telefonklingeln und Tippgeräuschen auf Tastatur bestand, sondern stattdessen von den vielen geführten Gesprächen meiner Arbeitskollegen untereinander die im Raum verteilt in Gruppen zusammenstanden. Es war normal, dass wir alle nach einem erfolgreichen Geschäftsabschluss aufgeregt waren und die Stimmung dementsprechend ausgelassen war, doch heute war es anders. Heute konnte man förmlich in der Luft spüren, dass sich unter die Freude über den gelungen Abschluss auch angespannte Neugier mischte. Noch dazu die nun nicht mehr ganz so verhohlenen Blicke zu Seto und mir hinüber wie wir den Raum durchquerten um zu meinem Schreibtisch zu gelangen. Nein, es war eindeutig was, oder genauer gesagt wer momentan das Gesprächthema Nummer eins war und über wen gerade wie wild spekuliert wurde. Vor meinem kleinen aber dafür eigenen Schreibtisch kam ich letztlich zum Stehen und drehte mich um meine eigene Achse. Seto hielt ebenfalls dicht neben mir an, doch dass all die vielen Blicke der anderen auf uns gerichtet waren und jede unserer Bewegungen beobachtet wurden schien ihn nicht zu stören. Aber vermutlich war er das einfach schon gewohnt, schließlich stand er oft im Rampenlicht der Öffentlichkeit. Mit einer ausladenden Geste deutete ich auf den hellen Holzschreibtisch hinter mir ohne meinen Blick von seinen Augen abzuwenden. Beinahe kam ich mir wie ein Showgirl vor, das ein Produkt mit übertriebenen Handbewegungen präsentierte und anzupreisen versuchte. Setos reagierte auf meine Andeutung indem er seine Aufmerksamkeit auf einen Punkt hinter meinen Rücken verlagerte und ließ dabei seinen Blick über die vielen kleinen Einzelheiten wandern, die er dort ausmachen konnte. Ich wusste was er nun sah ohne selbst hinblicken zu müssen. Eine fast ordentliche Arbeitsfläche, Schreibutensilien wie Stifte und Radiergummis in einem Behälter ungefähr in der Tischmitte, einen PC Bildschirm und ein nicht mehr ganz so modernes Telefon, aber auch die kleine grüne Topfpflanze, die sich wacker behauptete obwohl ich sie nur so selten goss und zuletzt noch einige wenige Papiere, Akten und Entwürfe, die ich zur weiteren Bearbeitung auf einem Stapel zusammensortiert hatte. Alles in allem ein ganz durchschnittlicher Anblick. „Also hier ist er, mein Schreibtisch. Und wie du sehen kannst tatsächlich vollkommen unspektakulär. Nichts besonders zu sehen.“ Doch als ob er meine Worte gar nicht gehört hätte beugte er seinen Oberkörper weiter nach vorne und streifte dabei leicht meinen linken Arm mit seiner Schulter. Für ihn schien dieser Schreibtisch anscheinend im Gegensatz zu meiner Auffassung sehr wohl interessant zu sein, denn seiner Bewegung folgend und mich zu ihm herumdrehend, konnte ich nun beobachten wie er forschend seine rechte Hand ausstreckte. Was hatte denn nur seine Aufmerksamkeit geweckt wo es doch wirklich nichts Außergewöhnliches zu sehen gab? Mit leicht in Falten geworfener Stirn sah ich dabei zu wie er seine Finger suchend nach etwas greifen ließ und, als sie das kalte Material berührten, das Ganze behutsam zu sich hindrehte, so dass er einen besseren Blick darauf werfen konnte. Das hatte ich ja vollkommen vergessen, beziehungsweise ich hatte nicht gedacht, dass Seto sich dafür interessieren könnte. Denn er betrachtete gerade das Foto, welches in einem schmalen Rahmen an der rechten Ecke des Schreibtisches seinen Platz gefunden hatte. Ich begutachtete seine Mimik während er eindringlich das Bild betrachtete. Es war ein Schnappschuss, anders konnte es man es wohl nicht bezeichnen. Es zeigte uns, Hiroko, Takashi, Hiro und mich zusammen wie wir ausgelassen und vollkommen überdreht in die Kamera grinsten während wir alle wie ein Haufen aus Armen und Beinen ineinanderverflochten auf einer Treppe saßen. Dabei lag Hiro quer über den Schoß von uns allen andern und hatte die Arme waghalsig weit von sich gestreckt, als befände er sich im freien Fall. „Oh, das Foto. Es ist auf einer unserer Betriebsausflüge entstanden und ist wohl sicherlich schon an die zwei Jahre alt.“ Ich musterte weiterhin seine Mimik doch auch bei meinen Erklärungen dazu veränderte sie sich kaum. Immer noch schien er Gedankenversunken in das Bild vertieft. Lediglich ein abwesendes „hm“ kam als einzige Bestätigung über seine Lippen, dass er meine Worte gehört hatte. Er schien wirklich gefesselt von dem Foto. Nun ich konnte es nachvollziehen, denn ich selbst mochte dieses Bild sehr gerne, denn es zeigte am besten unsere Freundschaft und spiegelte die Ausgelassenheit wieder, die wir nicht nur an diesem speziellen Tag sondern stets im Umgang miteinander empfanden. Das war es also, was Seto so ins Auge gesprungen war. Sein Blick haftete lange auf dem eingerahmten Foto und er betrachtete es sehr genau. So viel Elan und Freude war darauf zu sehen und das schien ihn zu fesseln. Zumindest war das der Grund gewesen, warum ich es aufgestellt hatte. Es war zwar irgendwie kitschig vielleicht sogar auch klischeehaft so ein Bild auf dem Schreibtisch stehen zu haben, aber mich erinnerte es in Zeiten in denen ich mich ausgelaugt und lustlos bei meiner Arbeit fühlte, daran, dass ich zusammen mit meinen Freunden vor Energie strotzte und dass ich mich immer auf sie verlassen konnte. Sentimental, aber so war ich nun einmal. Nach langen Momenten zog Seto seine Hand dann wieder von dem Bilderrahmen zurück und löste nicht nur seine Augen davon, sondern drehte auch seinen Körper wieder in meine Richtung, so dass er nun nicht mehr frontal zum Schreibtisch stand und mich stattdessen wieder direkt ansehen konnte. Nun konnte ich mir wieder seiner ganzen Aufmerksamkeit bewusst sein und ich musterte seine Gesichtszüge. Was hatte er gedacht während er das Foto betrachtete hatte, welche Gedanken hatten ihn beschäftigt? Hatte es ihm gefallen? War es interessant für ihn gewesen mich einmal zu sehen wie ich vor rund zwei Jahren ausgesehen hatte? „Und? Ich habe dir doch gesagt, dass es nichts Außergewöhnliches ist.“ Rätselnd über seine Motive sah ich zu ihm auf und war leicht erstaunt die Andeutung eines kleines Schmunzeln erkennen zu können. „Es ist genau das, was ich erwartet habe.“ Abermals huschte sein Blick einen Moment zu meinem Schreibtisch hinüber wobei er fast in Gedanken versunken weitersprach. „Es sieht dir sehr ähnlich…und es passt zu dir.“ „Wie meinst du das?“ Er schaffte es sich von dem Anblick der Schreibfläche loszureisen und sah mir wieder in die Augen. „Was soll das heißen 'es passt zu mir'? Was willst du denn damit…“ „Sarah!“ Ich drehte mich überrascht um die eigene Achse, um nach der Person Ausschau zu halten, welche mich angesprochen hatte. Doch noch ehe ich lange suchen musste tauchten auch schon Mayumi und Katsumi neben mir auf, mit einem neugierigen Lächeln auf dem Gesicht. Ihre Spezialbereich war eigentlich das Layout aber natürlich waren die beiden genauso wie jeder andere hier in unserer Firma auch in den anderen Gebieten ausgebildet und bestens bewandert. Doch ging es eben um das Layout, so war man bei den jungen Frauen für Antworten auf seine Fragen an genau der richtigen Adresse. Nun allerdings schienen sie ganz anderes zu interessieren, als das Gestalten einer Webseite oder ähnliches. „Sag mal Sarah, warum steht ihr denn so weit abseits?“ Mayumi, mit langem schwarzen Haar und dunklen, mandelförmigen Augen, warf einen nicht eben unauffälligen Blick zu Seto hinüber um zu verdeutlichen worauf, oder besser gesagt auf wen sie hinaus wollte. „Wir feiern den Abschluss und ihr versteckt euch hier hinten in der Ecke.“ Man konnte es nicht wirklich als 'Ecke' bezeichnen, schließlich befanden wir uns in einem Großraumbüro ohne jegliche Trennwände zwischen den Schreibtischen, aber die Formulierung war wohl auch eher im übertragenen Sinne zu verstehen. Um es deutlich auszudrücken, die junge Frau Mitte zwanzig, die ich nun bereits seit über drei Jahren kannte, spielte darauf an warum ich meinen Freund nicht offiziell der gesamten Belegschaft vorgestellt hatte…wenn sie nun schon einmal alle anwesend waren. Doch stattdessen standen wir zu zweit vor meinen Schreibtisch und ließen all meine Arbeitskollegen vor Neugier schier platzen. Katsumi neigte ihren Kopf zur Seite und lächelte einnehmend, wobei sich ihre kurzen blonden Haare neckisch ins Gesicht schlichen. „Genau, bei uns ist es doch viel geselliger. Also benehmt euch nicht wie Einsiedler und mischt euch ein wenig unters Volk. Schließlich gibt es einen ordentlichen Grund zu feiern.“ Ich unterdrückte einen tiefen Seufzer und warf einen raschen Blick zu Seto hinüber, um in seiner Mimik zu lesen. Allerdings schien er von diesem Vorschlag nicht wirklich genervt aber genauso auch nicht besonders interessiert zu sein. Er war, wie so oft, unverbindlich. Als würde er die Entscheidung mir überlassen? War ihm klar was diese Einladung bedeutete? Es würde einem einzigen Verhör gleichkommen, wir umringt und als Mittelpunkt von meinen Arbeitskollegen die eine Frage nach der andern stellen würden ohne uns dabei wirklich zu Wort kommen zu lassen. Nein, so sehr ich meine Freunde und Kollegen auch mochte, es gab gewisse Dinge die ich dann doch lieber umgehen wollte. Und dieses Ausfragen gehörte unweigerlich dazu. „Ah…wisst ihr…“ Ich warf einen hilfesuchenden Blick über die Schultern der beiden jungen Frauen hinweg und versuchte verzweifelt eine passende Ausrede zu finden. Doch während meine Augen rastlos durch den Raum schweiften, musste ich mit plötzlich aufkeimender Unruhe jedoch die Entdeckung machen, dass sich nun auch noch einige meiner anderen Arbeitskollegen in unsere Richtung auf uns zugbewegten. Anscheinend waren sie durch das erste Ansprechen von uns beiden durch Mayumi und Katsumi ermutigt worden es ihnen gleich zu tun und endlich ihre Wissbegierde zu stillen. Das war nicht gut. Ganz und gar nicht gut. Auch wenn sie sich uns langsam näherten, nur keine hektischen Bewegungen um uns in letzter Sekunde doch noch zu verschrecken oder zu verscheuchen, so würde es dennoch nicht mehr lange dauern und es würde das eintreten, was ich gerade zu verhindern versuchte. Wir würden uns gar nicht den andern Grüppchen anschließen müssen, die hier im Büro verteilt waren, denn stattdessen würde sich die Gruppe um uns herum bilden…und uns mit Fragen löchern. Seit wann seit ihr zusammen? Woher kennt ihr euch nun eigentlich genau? Wie ist es dazu gekommen? Warum ist Seto Kaiba hier auf einmal ohne Vorankündigung aufgetaucht? Nun galt es also sich zu beeilen, denn ich wollte nicht nur mir sondern genauso auch Seto diese Befragerei ersparen. Ich mochte meine Arbeitskollegen, wirklich, aber es gab schlicht weg gewisse Grenzen. Es mochte zwar eine Ausnahme bei Hiroko und Takashi, ja auch bei Hiro sein, ihnen stand ich gerne Frage und Antwort, aber schließlich waren die drei auch meine besten Freunde. Ich richtete meinen festen Blickt auf die beiden jungen Layoutspezialistinnen. „Wisst ihr, es tut mir wirklich sehr Leid, aber wir haben gleich noch einen Termin und müssen eigentlich jetzt auch schon wieder los…sonst kommen wir noch zu spät.“ Ich sah kurz zu Seto hinüber, was würde er davon halten, von meiner Notlüge? Er, der doch alles unehrliche und verlogene hasste? Aber was blieb mir denn anderes übrig? Ich konnte sie doch schlecht vor den Kopf stoßen indem ich ihnen sagte, dass ich einfach keine Lust hatte ihrer Neugier Auskunft zu geben. Seto hätte das vermutlich so direkt ausgedrückt, er war in dieser Hinsicht doch recht unverblümt, doch ich konnte das einfach nicht. Ich wollte niemanden mit einer zu direkten Ausdrucksweise verletzen, das war einfach nicht meine Art. „Das ist zwar wirklich zu dumm, aber wir haben wirklich keine Zeit. Ich konnte nur noch gerade eben Seto meinen Schreibtisch zeigen, aber für mehr reicht es schon nicht mehr.“ Unauffällig aber dennoch bestimmend legte ich Seto meine linke Hand auf den Oberarm und drückte ihn leicht in die gewünschte Richtung, nämlich zum Ausgang hin. Es war mehr eine Andeutung, doch es sollte sowohl ihm als auch meinen Kolleginnen verdeutlichen, dass wir nun aufbrachen, also tatsächlich nur auf dem Sprung waren. „Oh, das ist aber schade.“ Ihr enttäuschter Gesichtsausdruck war aufrichtig, aber auch das konnte mich nicht an meinem Vorhaben hindern. Schnell griff ich noch nach meiner Handtasche, die auf meinem Schreibtischstuhl gelegen hatte und verpasste meinen Freund nochmals einen sanften Stoß um ihn voranzutreiben. Ich spürte, wie er mich einen langen Moment von oben her ansah, vermutlich um meine plötzlich ausgebrochene Hektik zu analysieren, doch kam schließlich schweigend meiner Aufforderung nach und setzte sich in Bewegung. „Ja tut mir Leid, aber wir müssen jetzt wirklich.“ Ich lächelte sie verzeihend an während ich unermüht dabei war mich einen kleinen Schritt nach dem anderen zum Ausgang vorzuarbeiten. „Seto, kommst du?“ Es war keine wirkliche Frage, und auch er schien diese nicht als solche verstanden zu haben, denn er folgte ohne ein Wort zu sagen meinen Schritten. „Tja, da kann man dann wohl nichts machen.“ Hörte ich noch Katsumi hinter uns sagen, doch ich antwortete ihr nicht mehr darauf. Stattdessen beugte ich mich nun im Gehen zu Seto hinüber und raunte ihm so leise zu, dass wirklich nur er es verstehen konnte. „Jetzt aber schnell zu den Aufzügen…bevor uns noch jemand aufhalten und ausfragen will.“ Er sagte weiterhin nichts, doch dafür glaubte ich immer noch ein gewisses, amüsiertes Schmunzeln auf seinem Gesicht erkennen zu können. Begleitet von Rufen aus allen Teilen des Raumes bahnten wir uns den Weg zügig zum Ausgang hinüber. „Sarah, gehst du etwa schon?“ Das kam irgendwo von Rechts. „Ja, wir müssen los. Leider.“ Ich sprach laut und allgemein, weil ich nicht ausmachen konnte wer die Frage gestellt hatte und wem ich antworten musste, doch genauso auch damit die anderen diese eindeutigen Worte nicht überhörten. „Ach bleibt doch noch ein bisschen.“ Irgendjemand Links von uns. „Wir können wirklich nicht…das nächste Mal.“ Noch ähnliche Fragen oder Aufforderungen zum Bleiben kamen von allen Seiten, doch indem ich sie alle freundlich aber dennoch entschieden abschmetterte erreichten wir endlich die Aufzüge ohne aufgehalten worden zu sein. Schnell drückte ich den Rufknopf und betete innerlich, dass der Fahrstuhl schnell kommen würde und meine Arbeitskollegen nicht doch noch die Gelegenheit finden würden uns anzusprechen, oder sollte ich besser sagen auszuquetschen? Zu schade nur, dass ich mich nicht mehr von Hiroko und Takashi hatte verabschieden können, denn sie hatten den ganzen Trubel anscheinend nicht mitbekommen. Vermutlich waren sie noch damit beschäftigt die Vorführungsgeräte im Konferenzraum abzubauen. Aber sie würden es sicherlich verstehen warum ich so schnell mit Seto geflüchtet war. Schließlich nannte ich sie nicht umsonst meine besten Freunde. Die Fahrstuhltüren schlossen sich vor unseren Augen und im gleichen Moment, indem das Metall die Geräusche der Außenwelt an sich abprallen ließ und die Kabine mit Stille fülle, entwich mir ein erleichtertes Aufseufzen. „Gott sei dank.“ Meine Schultern sackten erschöpft in sich zusammen. Ich schielte zu dem hochgewachsenen Mann an meiner Seite hinüber, der die ganzen letzen Minuten so unerwartet schweigsam gewesen war. Nahm er es mir übel, dass ich meine Kollegen angeschwindelt hatte? Dachte er womöglich ich würde mich für ihn schämen und ihn vor meinen Freunden verstecken wollen? Oder war ihm klar, dass ich das getan hatte um uns eine Menge Verhör zu ersparen? „Man könnte beinahe den Eindruck gewinnen, dass du vor deinen Kollegen geflohen bist.“ Immer noch umspielte dieser amüsierte Ausdruck seine Lippen. Ein Schmunzeln huschte über meinen Mund. Er verstand es also. „Nicht vor meinen Kollegen aber vor ihren Fragen. Glaub mir Seto, sie können verdammt hartnäckig sein und hätten uns nahezu ausgequetscht, auch wenn sie es nur nett meinen. Aber das wollte ich uns dann doch ersparen.“ „Indem du panisch die Flucht ergreifst?“ Er schien hart mich sich zu kämpfen nicht einem breit feixenden Grinsen zu erliegen, aber besser es amüsierte ihn, als dass er ungehalten deswegen war. Ich zuckte mit einem selbstüberzeugten Gesichtsaudruck die Schultern und lächelte. „Man tut was man kann.“ „Ah.“ War das letzte was er zu diesem Thema zu sagen hatte. Denn nun trat er den Schritt Abstand an mich heran, der bisher noch zwischen uns gestanden hatte. Seine Nähe! Verdammt, wieso vergaß ich jedes Mal wie mich seine Nähe verwirrte, noch dazu waren wir hier vollkommen allein im Aufzug. Niemand weit und breit der uns sehen oder hören konnte…vollkommen ungestört. Das durfte doch wohl nicht wahr sein! War ich nicht noch vor einer halben Stunde stinkwütend auf ihn gewesen, weil er mich derartig überrumpelt hatte? Und nun war ich kurz davor ihm an die Wäsche zu gehen, welche ihm nebenbei erwähnt stets äußerst gut stand. Aber diese schwarzen enganliegenden Boxershorts die er gewöhnlich trug, die seinen Körperkonturen erotisch zur Geltung brachten und… Zu nahe, eindeutig. Wie sollte man da noch wütend auf ihn sein können? „Eine Frage hätte ich allerdings noch Sarah.“ Seine Augen fixierten meine mit diesem gewissen Blick der meine Knie weich werden ließ, während sich seine rechte Hand meinem Gesicht näherte. Seine warme weiche Haut, gleich würde er mir über die Wange streicheln. „Woher hast du eigentlich….“ Seine Fingerkuppen strichen hauchähnlich über mein Gesicht, doch hielten nicht an, sondern glitten weiter meinen Kopf entlang. Sein warmer Atem berührte meine Haut. Gleich würde er mir etwas verführerisches ins Ohr hauchen, ganz sicher. „…diesen Haargummi?“ - Ja Seto, ich möchte mit dir…äh…was? - Mein Körper reagierte schneller als meine mit erotischen Fantasien beschäftigen Gedanken und blitzschnell war ich mit einem 'He!' einen kleinen Schritt von ihm zurückgetreten. Meine Hände hatten dabei meinen Pferdeschwanz mit festen Griff umschlossen. Gerde noch rechtzeitig wie ich nun mit meinem langsam wieder normal arbeitenden Verstand feststellen konnte, denn Seto hatte sich bereits an ihm zu schaffen gemacht und versucht den Haargummi zu lösen. Ohne Frage um ihn wie all meine anderen Haarutensilien zu beschlagnahmen. Entrüstet sah ich zu ihm auf und war dennoch eigentlich nicht wirklich überrascht ein amüsiertes Schmunzeln auf seinen dünnen Lippen zu erkennen. Das war einfach typisch für Seto. Außerdem, er sah irgendwie…schelmisch aus wenn er so lächelte, so jung und gar nicht mehr wie ein verkniffener Geschäftsmann. Langsam ließ er seine Hand wieder sinken, die versucht hatte mir meinen Haargummi abzunehmen. Er musste wohl einsehen, dass das Überraschungsmoment in diesem Fall nicht auf seiner Seite gewesen war. Ich hatte einfach zu schnell reagiert und er würde es nun nicht mehr schaffen mir das Haarband abzunehmen. Dafür hatte ich meine Hand zu fest darum geschlossen und konzentrierte mich zu sehr auf seine Bewegung. „Nun gut…“ Immer noch verlor das gewitzte Lächeln nicht an Intensivität. „…dann eben beim nächsten Mal.“ Sein Blick huschte einen langen Augenblick von meinen Augen zu dem Pferdeschwanz hinüber ehe er mich erneut direkt ansah. Er hatte es also tatsächlich noch nicht aufgeben und er hatte es sich wirklich in den Kopf gesetzt mir ausnahmslos alle meine Haargummis vorzuenthalten und duldete es nicht einmal bei meiner Arbeit, dass ich meine Haare zusammenband. Und trotz dieser dominierenden Erkenntnis konnte ich nicht anders reagieren als über seine Worte zu schmunzeln. Er war so süß wenn er sich auf diese Weise benahm. Besessen, aber dennoch auch scherzhaft und eigentlich wollte er mit derartigen Taten ja auch immer nur das Beste. Nun ja, eben das, was er für das Beste für mich hielt, denn in seinen Augen war ich am hübschesten mit offenen Haaren. „Ich werde allerdings auf der Hut sein.“ Langsam ließ ich nun auch meine Hand sinken, die meinen Haaren bisher Schutz vor seinem 'Angriff' geboten hatten. Vorerst war die drohende Gefahr abgewendet, Seto würde es jetzt nicht noch einmal versuchen, zumindest nicht so offensichtlich. Stattdessen würde er den Moment abpassen indem ich meine Aufmerksamkeit vernachlässigen und er die Chance erkennen würde mich zu überrumpeln, um mir letztendlich doch noch meine gesamten Haargummis wegnehmen zu können. Er wölbte die Augenbraue leicht nach oben, was seiner Mimik einen herausfordernden Ausdruck verlieh. „Dann werden wir sehen wer von uns beiden der Schnellere sein wird.“ Seine blauen Augen zeigten wiedereinmal dieses gewisse Glimmen, welches verriet, dass er intensive Gefühle durchlebte. Vorfreude womöglich? Sah er dem kommenden 'Duell' zwischen uns mit Spannung und Freude entgegen? Ich lächelte ihn mit einem kleinen, geschmeichelten Kopfschütteln an. Unwiderstehlich, das war wohl das treffendere Wort um ihn zu beschreiben wie ich ihn empfand, wenn er so war wie in diesen vertrauten und mit Humor erfüllten Momenten. „Anstatt hier große Pläne zu schmieden…drücke lieber den Knopf für das Erdgeschoss. Ansonsten kommen wir wohl nie unten an.“ Eine Art Ablenkungsversuch? Ich musste zugeben, dieser Blick ließ mich bereits wieder schwach werden und meine Augen interessiert über seinen Körper streifen, den ohne Stoff sehen zu können in dieser zweisamen Situation äußerst verlockend war. Darum war es also besser vom Thema abzulenken. Immer noch dieses amüsierte Schmunzeln auf den Lippen wandte Seto sich leicht von mir ab und drückte den Etagenknopf, woraufhin sich der Fahrstuhl augenblicklich in Bewegung setzte. „Wohin?“ Er sah mich fragend mit seinen meeresblauen Augen an. Es war eine äußerst knapp formulierte Frage gewesen, aber ich verstand dennoch nur zu gut worauf er hinaus wollte. Ihm war klar, dass ich etwas mit ihm vorhatte, warum sonst hätte ich ihn begleitet und bereits jetzt schon Feierabend gemacht anstatt mit meinen Arbeitskollegen das Ende des Auftrages zu feiern? Natürlich um den restlichen Tag mit ihm zu verbringen und das war wusste er. „Na was denkst du wohl?“ Mein Gesichtsausdruck spiegelte Selbstüberzeugung wieder, und ebenso auch die Gewissheit, dass er mir heute in Nichts wiedersprechen würde, was auch immer ich ihm vorschlagen würde. Das war seine Art 'Buße' für seine heutige Tat zu leisten. „Sicherlich nicht in die Kaiba Corporation, damit du dich am Ende wieder auf deine Arbeit stürzt und darüber alles andere vergisst, mich eingeschlossen. Nein, ganz bestimmt nicht, da kannst du dir sicher sein.“ Oh nein, ich hatte ganz anderes mit ihm vor…und Seto schien es zu ahnen. Doch das viel bedeutendere daran, er schien auch gewillt sich dem unterzuordnen. Denn mit lediglich einem kurzen Nicken stimmte er mir zu, ohne jegliche Wiederworte was eindeutig überaus ungewöhnlich für ihn war. Sonst gab er niemals so schnell und noch dazu widerspruchslos nach. Es war also offensichtlich. Er würde heute in der Tat alles tun was ich von ihm verlangen würde. Vermutlich erwartete er etwas ähnliches wie einen Restaurantbesuch oder einen langen, romantischen Spaziergang durch einen Park. Doch auch wenn diese Idee verlockend klang, ganz soweit war ich dann doch nicht, mich mit ihm derartig in der Öffentlichkeit zu zeigen. Doch irgendwann…sicherlich. Aber stattdessen hatte ich etwas anderes mit ihm vor, etwas ganz anderes. „Sag mal…“ Ich lehnte mich zurück und fühlte die kalte Metallwand des Fahrstuhles in meinem Rücken, während ich darum bemüht war einen möglichst lasziven Blick zustande zu bringen. Doch meine wohl unbeholfenen Versuche schien dennoch Wirkung zu zeigen, denn alleine meine sich verändernde Körperhaltung, deren Gesten ich Erotik einzuhauchen versuchte, weckte Setos Aufmerksamkeit und brachte mir einen abschätzenden Blick zusammen mit einer interessiert erhobenen Augenbraue ein. Er schien darüber nachzudenken, ob ich wohl etwas im Schilde führte. „Bist du eigentlich mit dem Auto da? Ich meine mit der Limousine oder bist du selber hier her gefahren?“ Setos Stirn warf sich einen Moment in Falten und immer noch schien er darüber nachzudenken was ich mit diesen Fragen wohl für ein Ziel verfolgte. Überlegt misstrauisch, so konnte man es am Besten beschreiben. Doch letztlich kam er doch zu dem Schluss, dass er mir vorerst vertrauen konnte und gab mir darum eine Antwort, deren Tonfall allerdings die Vorsicht nicht verbergen konnte. „Ich bin selbst gefahren.“ - Perfekt! - Ein siegreiches Grinsen huschte über mein Gesicht und bestärkte vermutlich Seto in seinem Argwohn, doch ich hatte meine Freude einfach nicht verbergen können. Es fügte sich alles einfach zu gut zusammen. „Wieder mit dem Porsche?“ Eine gewisse Aufregung machte sich bei mir mit Magenkribbeln bemerkbar, und dies rührte sicherlich nicht von den rhythmischen Ruckbewegungen der Fahrkabine, die sich stetig abwärts bewegte. „Wieder?“ Irritiert zeigte sich eine steile Falte zwischen seinen Augen, während er mich keine Sekunde aus seinem Blick entließ. Doch schon wenige Sekunden später verschwand das Zeichen des Nachdenkens von seiner Stirn und er schien sich wieder an damals erinnert zu haben. „Ach das meinst du.“ Er neigte den Kopf leicht zur rechten Seite und sah mich mit nachdenklichem Ausdruck an. Ja damals, vor so unendlich langer Zeit, als er mich von hier, von meiner Arbeit, zu der Gegenüberstellung bei der Polizei abgeholt hatte. Das schien wirklich schon Ewigkeiten zurückzulegen, als wären diese Erinnerungen Teil eines längst vergangenen Lebens, dass mit dem Jetzigen nichts mehr gemein hatte. Damals hatten Seto und ich uns kaum in einem Raum aufhalten können, ohne dass es zu einer Auseinandersetzung gekommen war. Und heute? Nun, heute war es nicht einmal sonderlich anders. Nur mit dem kleinen Unterschied, dass wir uns jetzt nicht gemeinsam in einem Raum Aufhalten konnten ohne übereinander herzufallen und die Kleider vom Leib zu reißen. Er schüttelte mit einer leichten Bewegung den Kopf und verneinte somit meine Frage. „Nein, nicht mit dem Porsche. Ich habe stattdessen den Maserati genommen.“ „Ah. Natürlich.“ Die leicht trockene Spitzfindigkeit in meiner Stimme war nicht wirklich zu überhören gewesen, doch Seto ignorierte sie dennoch. Ich lehnte den Kopf zurück, hatte ich denn tatsächlich etwas anderes von ihm erwartet? Selbstverständlich fuhr Seto keinen so gewöhnlichen Wagen wie einen Nissan oder Dajutsu, eine ganz normale japanische Marke eben, die ja auch für das gewöhnliche Volk zugänglich war. Nein, er fuhr natürlich nur ausländische Fahrzeuge, die für viel Geld importiert wurden. Und ich war mir sogar ziemlich sicher, dass auch dieser Wagen so manches Extra besaß oder besser gesagt eine Sonderanfertigung für den Seto Kaiba war. Einzigartig, exklusiv, so wie er es selbst war. „Aber ich bin sicher, der wird dir genauso gefallen wie der Porsche.“ Ein Lächeln breitete sich auf meinen Lippen aus. Seto war einfach unvergleichlich. „Ja, da bin ich mir auch sicher.“ Teuer und heillos übertrieben, aber nichts desto trotz musste ich gestehen, dass dieser Luxus selbstverständlich eine gewisse Wirkung auf mich hatte. Es war womöglich oberflächlich, aber ich fand langsam Gefallen daran derartig außergewöhnliche Dinge kennen zu lernen die Seto mir bot. Eine Welt die mir unter normalen Umständen ein Leben lang verschlossen geblieben wäre. War es also verwerflich, dass mir dieser ganze neue Reichtum gefiel, den ich zwar nicht besaß aber zumindest nutzen konnte? Doch vermutlich war das einfach nur menschlich, hoffte ich zumindest. „Warum fragst du? Hast du etwas Bestimmtes vor?“ Kluger Junge, aber diese Feststellung hatte ich ja bereits schon öfters machen können. Seto kannte mich gut, zu gut, und so war es ein leichtes für ihn mich zu durchschauen. Natürlich war ihm von Anfang an klar, begonnen mit meiner Körpersprache bis hin zu meinen Fragen, dass ich etwas im Schilde führte. Ich lächelte zu ihm auf, es war irgendwie beängstigend, dass er wie in einem offenen Buch in mir zu lesen vermochte und ich somit nichts vor ihm verbergen konnte, aber andererseits hatte ich das ohnehin nicht vor. Warum auch Geheimnisse voreinander haben, so etwas hatte in einer Beziehung wirklich nichts zu suchen. Blieb nur die Frage, ob es anderes herum genauso war, ob er für mich auch kein Rätsel war und es mir auch möglich war seine Gedanken ohne größere Mühe erraten zu können? „Das hast du gut erkannt.“ Meine Mimik nahm schelmische Züge an, es war so einfach mit ihm auf diese Weise zu sprechen, mit ihm zu scherzen und sich gegenseitig ein wenig zu necken. Aber natürlich musste ich die Change des heutigen Tages nutzen um Seto ein klein wenig herumzukommandieren, denn heute würde er mir schließlich kaum wiedersprechen. Etwas das selten genug passiert war und wohl auch nicht mehr so häufig vorkommen würde. „Also was hast du vor?“ Sein forschender Blick bedachte mich eindringlich. „Neugierig?“ Ich biss mir vergnügt auf die Unterlippe, denn es machte schlichtweg Spaß. „Ich interessiere mich lediglich dafür worauf ich mich einstellen kann.“ Nun ja, war es eben nicht genau das, was man im Allgemeinen eben als Neugier bezeichnete und versuchte er diese Tatsache gerade etwas zu verdecken? Aber Seto war eben der Typ Mann, der das nicht so einfach zugeben konnte, das konnte ich nachvollziehen und auch akzeptieren. Ich stieß mich von der Kabinenwand ab und trat wieder auf ihn zu, soweit bis uns nur noch ein Schritt voneinander trennte. „Keine Sorge, es ist nichts schlimmes. Aber ich denke, wir werden jetzt eine kleine Spritztour machen.“ „Wohin?“ Seine blauen Augen musterten mich eindringlich und fesselten meinen Blick, doch dieses Mal vermochten sie es nicht mir damit mein Geheimnis zu entreißen. „Betrachte es doch einfach als Überraschung.“ Sekunden verstrichen in denen er mir mit seinen berühmt berüchtigten Blick die Antwort zu entlocken versuchte. Er war doch bisher immer erfolgreich damit gewesen, fast jeder hatte sich seinem Blick gebeugt und nun wiederstand ich doch tatsächlich diesem gefürchteten Ausdruck? Ein verdrießliches 'hm' verließ seine Kehle und der Bann zwischen uns brach. Er hatte eingesehen, dass er damit dieses Mal nicht weiter kommen und seine Neugier vorerst nicht befriedigt werden würde, also gab er dementsprechend nach. Abermals lächelte ich ihn an, sanft um ihm zu zeigen, dass er es nicht bereuen musste nicht verbissen seinen Sieg durchzusetzen. Denn ich empfand keine Sieges- oder gar Schadenfreude darüber, dass Seto nachgegeben hatte. Ganz im Gegenteil, ich empfand es als großzügige Geste eines Mannes, den bisher so oft der Egoismus vorangetrieben hatte. Seto war tatsächlich dabei sich von Grund auf zu verändern. Ich überwand den letzten Schritt Distanz und lehnte meinen Kopf gegen seine Brust. Nur einen kurzen Moment wollte ich ihn fühlen, diesen wundervollen Mann. Ich spürte den weichen Stoff seines Mantels an meiner Wange und musste lächeln. Ich umarmte ihn nicht, ich ließ meine Arme stattdessen an mir herunterhängen um ihn nicht einzuengen. Nur einen kleinen Moment, nicht lange. Aber ich hatte einfach nicht wiederstehen können ihm zu zeigen, wie viel es mir bedeutete, dass er bereit war mir zuliebe so viel zu tun, das früher undenkbar für ihn gewesen wäre. Und alles ohne dass ich ihn darum gebeten oder es von ihm verlangt hätte. Er tat es freiwillig und von sich aus, und das war wohl das größte Geschenk, das er mir jemals machen konnte. Ein leiser 'Pling' kündigte an, dass wir das Erdgeschoss erreicht hatten und sich der Fahrstuhl jede Sekunde öffnen würde. Zügig trat ich wieder den gemachten Schritt von ihm zurück um den Moment der Innigkeit zu beenden, was mir leicht gelang, da auch Seto seine Arme nicht um mich gelegt hatte und mich somit hätte womöglich festhalten können. Vielleicht war ich zu schreckhaft und übervorsichtig, aber schließlich konnte niemand sagen, wer womöglich auf der anderen Seite der Metalltüren wartete und uns in derartig vertrauter Pose sehen könnte. Schließlich wollte ich unsere Beziehung fürs Erste noch geheim halten, da musste man uns nicht schmusend in der Öffentlichkeit sehen. Seto schien das zu verstehen denn kommentarlos und ohne einen missbilligenden Blick in meine Richtung trat er aus dem Fahrstuhl, vor dem allerdings niemand wartete um einzusteigen, und ging mir voran um mir den Weg zu zeigen. Nur zu logisch, denn immerhin wusste ich ja auch nicht wo er das Auto geparkt hatte. Der Maserati entpuppte sich als Sportwagen, im kräftigen blau gehalten. Und um ehrlich zu sein, ich erkannte außer an dem kleinen Schild mit dem Firmenlogo kaum einen Unterschied zu dem Porsche von damals. Für mich sah dieser Wagen hier dem anderen verflucht ähnlich, nur dass eben die Farbe anders war. Doch von Schnitt und Ausstattung glichen sich die beiden Fahrzeuge mehr als dass sie sich unterschieden, zumindest soweit ich mich erinnern konnte. Beide waren ein Zweisitzer, beide besaßen eine schnittige Form, waren tiefergelegt und hatten eine erstaunlich breite Motorhaube. Doch vermutlich konnte ich als Frau und uninteressierter Leihe einfach nichts mit derartigen Autofeinheiten anfangen. Was mir dann schon mehr lag war die üppige Innenausstattung, dich ich begutachten konnte, als ich mich in den weichen Lederpolster des Beifahrersitzes niederließ. So viele Knöpfe und Schalter, so edle Armaturen. Doch, daran konnte dann ein Mädchen durchaus Gefallen finden. Ich schnallte mich an und ließ dabei meine Hand bedächtig über das weiche Leder gleiten. Nur ein Nachteil hatte dieser Sportwagen, der Fußraum war doch erheblich eingeschränkt, wahrscheinlich da er tiefer gelegt war. Ich konnte sicherlich nicht von mir behaupten, dass ich besonders lange und wohlgeformte Beine besaß, aber hier bekam sogar ich Probleme. Umständlich versuchte ich meine Füße so auszurichten, dass sie genug Platz fanden. Dabei wurde mir erst jetzt bewusst, wie unpraktisch doch so ein Rock sein konnte, egal wie gut er auch zu dem Businesskostüm passen mochte. Er schränkte meine Bewegungen ein und egal wie ich es auch drehte und wendete und egal in welcher Pose ich mich auch immer brachte, ich vermochte den Rock einfach nicht dazu zu bringen meine Schenkel ganz zu bedecken. Immer wieder rutschte er nach oben und da half auch kein Zurechtziehen mehr. Letztlich entschied ich mich dann dazu, meine Beine seitlich zu beugen, so dass sie aneinandergelehnt quer zum Sitz standen, eine an sich sehr damenhafte Haltung. Doch zumindest fand ich somit einen annehmbaren Kompromiss, der sowohl meine Beinfreiheit im eingeschränkten Maße ermöglichte und zugleich dafür sorgte, dass mir mein Rock nicht gleich bis zum Slip hinauf rutschte. Dennoch seltsam, auf einmal kam es mir doch tatsächlich so vor, als besäße ich Beine die gar nicht mehr zu Enden schienen. Ich sah zu Seto nach Rechts hinüber, der bereits hinter dem Steuer saß, den Motor allerdings noch nicht gestartet hatte. Worauf wartete er denn, und…wie zum Geier machte er das eigentlich mit seinen langen Beinen? Er musste doch noch viel weniger Spielraum haben als ich, oder war auf der Fahrerseite etwa mehr Platz? Ich suchte seine Augen. doch überrascht eine Augenbraue hebend musste ich feststellen, dass Setos Blick nicht wie erwartet auf die Straße oder etwa auf mein Gesicht gerichtet war. Stattdessen, mit einem durchaus als lüstern zu bezeichnenden Ausdruck, starrte er auf meine Knie. Ich verfolgte seine Augen, als deren Blick hinaufzuwandern begannen und die nackte Haut in sich aufzusaugen schienen. Wie er mich gerade betrachtete und wie das Verlangen in seinen Augen aufglimmte, es war unbeschreiblich. Das war also damit gemeint, wenn man sagte, dass Männer auch sehr gerne Frauenbeine betrachten und diese als anziehend empfanden. Genau das erkannte ich gerade ins Setos Augen. Er schien gefesselt davon zu sein meine Beine, meine Knie und meine Oberschenkel anzusehen und durchlebte dabei vermutlich erotische Gedanken. Ich neigte den Kopf leicht nach Links und war fasziniert von seinem Gesichtsausdruck. Ihm gefiel was er sah und ich konnte mir gut vorstellen, dass er in seiner Fantasie gerade dabei war seine Hände über meine Beine gleiten zu lassen und die Haut unter seinen Fingerspitzen fühlte. Ich konnte zwar nicht nachvollziehen warum, aber es war jedes Mal wieder deutlich, dass Seto mich als verführerisch empfand. In mir sah er eine schöne Frau, die Erotik ausstrahlte und deren Anblick ihn jedes mal erregte. Ich war doch ganz normal, von durchschnittlichem Aussehen und dennoch gab er mir immer wenn er mich auf diese Weise betrachtete zu verstehen, dass er so viel mehr in mir sah. Dass ich für ihn die schönste Frau auf Erden sein musste. Ich lächelte ihm zu, während er vollkommen abgelenkt in seinen Fantasien versank. Er war eben doch auch nur ein Mann, der sich von solchen Dingen fesseln ließ. Aber besser er sah mir auf den Hintern oder auf anderweitigere Stellen meines Körpers als irgend einer fremden Frau auf der Straße. Endlich schien er meinen Blick zu spüren der ihn beobachte, denn er hob den Kopf und sah mir direkt in die Augen. Das Glimmen verweilte noch einen langen Moment darin, dann schwand es aus seinem wunderschönen blau. Ein geschmeicheltes Lächeln war die einzige Antwort die ich ihm auf sein Verhalten geben konnte und er schien es zu verstehen. Denn kurz zuckten seine Mundwinkel und formten ein amüsiertes Schmunzeln, ehe er sich dann doch endgültig von meinem Anblick löste und sich der Straße zuwandte. Es blieb unsere süße und stumme Heimlichkeit was soeben geschehen war. Er drehte den Zündschlüssel herum, der Motor heulte kurz auf und dumpfes Vibrieren erfüllte den Wagen. „Also, wohin?“ „Fahr einfach los, ich sage dir den Weg.“ Noch sollte es ein Geheimnis bleiben, doch bald würde er erfahren was ich mit ihm vorhatte. Ob es ihm gefallen würde? Nun, zumindest würde es ihm einen noch tieferen Einblick in mein bisheriges Leben verschaffen. Und ich hatte den Eindruck gewonnen, so wie er das Foto auf meinem Schreibtisch betrachtet hatte, dass er sich sehr wohl dafür interessierte. Allein deswegen war ich überhaupt erst auf die Idee gekommen ihm das nun zu zeigen. Hoffentlich würde es ihm gefallen, oder aber ihm eben etwas mehr über mich und meine Vergangenheit und Persönlichkeit verraten, noch bevor wir uns überhaupt gekannt hatten. Seto fädelte ihn den Verkehr ein und im angemessenen Tempo fuhren wir durch die Straßen Dominos, wobei er meinen Weganweisungen folgte. Mal Rechts, mal Links und oft einfach nur geradeaus. Letztlich bogen wir in die Straße ein, die mir so vertraut war. Jahrelang war ich sie jeden Tag entlanggegangen, kannte jedes Haus, jede Besonderheit und viele der Anwohner waren mir ebenfalls persönlich bekannt. Es war ein seltsames Gefühl wieder hier zu sein, nach doch so langer Zeit. Wie lange war es her? Bestimmt einige Wochen. Wie schnell man doch seine Wurzeln vergaß, wenn einem etwas Neues, etwas Gutes im Leben geschah. Ich hielt Seto dazu an dort vorne, vor dem hochstöckigen weißen Haus einen Parkplatz zu suchen. Glücklicherweise fanden wir sogar beinahe direkt vor dem Eingang eine freie Parklücke, so dass Seto elegant, ohne großes Ranchieren den Sportwagen abstellen konnte. Er hatte es vorgezogen die letzten Minuten zu schweigen und einfach meinen Anweisungen zu folgen ohne sie zu hinterfragen, doch umso näher wir unserem Ziel gekommen waren, welches ihm eigentlich unbekannt sein sollte, desto intensiver jedoch war der wissende Ausdruck auf seinem Gesicht geworden. Ein kleines Schmunzeln hatte sich bei seinen Mundwinkeln bemerkbar gemacht und er schien sehr genau zu wissen wo wir uns befanden. Ich hatte vergessen neben wem ich saß, nämlich neben Seto Kaiba, dem Mann, den man im Grunde nicht überraschen konnte. Selbstverständlich wusste er vor welchem ganz bestimmten Haus wir gerade geparkt hatten, obwohl er selbst wohl noch nie hier gewesen war. Aber schließlich wusste Seto alles über mich was sich durch Aktennachforschung in Erfahrung hatte bringen lassen. Jede Information, die irgendwo als Daten über mich in irgendeinem zugänglichen Rechner gespeichert war, hatte er sich bereits verschafft und ebenso gelesen. Angefangen von der Seriennummer meines Personalausweisen, über die Noten meines Abschlusszeugnisses bis hin zu der Kontonummer bei meiner Bank. Seto wusste all diese Dinger über mich, da war es natürlich ein leichtes für ihn diese Adresse zu kennen, genau genommen sogar gerade diese. „Wollen wir aussteigen?“ Ich löste meinen Blick von dem Haus, dessen Ansicht mich gerade so vereinnahmt hatte. Es war wirklich zu lange her, dass ich das letzte Mal hier gewesen war. Erstaunlich dass dieser Vorschlag ausgerechnet von Seto kam anstatt von mir, aber wie schon bekannt, hatte er ein sehr überzeugendes Talent darin meine Pläne vollkommen zu durchschauen. Seine Mimik spiegelte interessierte Neugier wieder während er mich mit seinem typisch eindringlichen Blick bedachte. Ihm war wohl nicht entgangen, dass ich gerade dabei war in Nostalgie bei diesem Anblick zu verfallen. „Ja.“ Ich nickte ihm zu und stieg dann mit ihm zusammen aus dem schicken Zweisitzer aus. Groß erhob sich das Gebäude vor mir und wirkte trotz der Schatten die es warf vollkommend einladend auf mich. Aber schließlich hatte ich es nicht umsonst lange Zeit mein Zuhause genannt, selbstverständlich fühlte ich vertraute Sicherheit bei dessen Anblick. „Home sweet home.“ Kam es gehaucht über meine Lippen während ich den Kopf weit zurücklehnte, um das oberste Stockwerk ausfindig zu machen. Seto neben mir gab ein kurzes, aber dennoch auch erheitertes Lachen von sich. Er hatte den Kopf ebenfalls im Nacken liegen doch nun sah er mich wieder direkt an. „So kann man es vermutlich auch bezeichnen. Allerdings ein Zuhause, dass dir schon so manchen Ärger eingebracht hat, oder etwa nicht?“ Ich schürzte die Lippen. „Vielleicht kann man das sogar so sagen, aber andererseits…“ Erst jetzt löste ich meinen Blick von dem Gebäude und sah stattdessen zu meinem hochgewachsenen Freund auf. „…wäre es durch das Erdbeben nicht einige Zeit unbewohnbar geworden, dann hätten wir uns wohl nie kennen gelernt.“ Ein vielsagender Blick zu ihm hinüber. Kurz schien er nachzudenken ehe er antwortete. „Das stimmt allerdings.“ Ich musste einfach schmunzeln angesichts seiner bedächtigen Miene. „Siehst du, es hat also durchaus etwas Gutes. Und nun komm, lass uns rein gehen, ich möchte dir meine Wohnung zeigen.“ Ich umschloss sanft sein linkes Handgelenk und zog ihn mit mir zum Eingang hinüber, wobei Seto selbstverständlich keinerlei Wiederstand leistete, sondern mir stattdessen aus freien Stücken folgte. Es ging in den Aufzug und in den sechsten Stock, dann noch ein einige Meter zu meiner Wohnungstür hinüber. Der Gebäudekomplex wurde hauptsächlich von jüngeren Menschen bewohnt die noch nicht all zuviel Verdienst aufzuweisen hatten um sich Größeres leisten zu können. Darum hatten sich die Apartments auch überwiegend auf Einzimmerwohnungen spezialisiert. Aus diesem Grund waren die meisten Bewohner entweder Singels oder aber sie befanden sich in Ausbildung, wie zum Beispiel im Studium oder in einer Berufslehre. Ich für meinen Teil war bisher der ersten Gruppe zugehörig gewesen und hatte deswegen keine größere Wohnung angemietet, doch diese Zeiten waren nun ja glücklicherweise vorbei. Seto passte sich meinen Schritten an und mir entging nicht, dass er seinen Blick interessiert umherwandern ließ. Vermutlich war ihm diese doch recht unluxuriöse Umgebung relativ fremd. Für ihn musste es ein Ausflug in eine ganz andere Welt sein, in eine nicht besonders reiche. Aber kein missbilligender oder gar überheblicher Ausdruck schlich sich in seine Mimik. Obwohl er Milliarden besaß schien er dennoch nicht auf diese Umgebung hier herabzublicken, denn keine Spur von Überheblichkeit konnte man ihm anmerken. Vielleicht lag es daran, weil ich neben ihm durch dieses Gebäude schritt und selbst zu eben jenen Menschen zählte, die sich finanziell nicht mehr leisten konnten und er rücksichtvoll genug war, um kein Ton darüber zu verlieren. Oder aber er empfand tatsächlich so, dass ihm diese Personengruppe nicht unterlegen war, nur weil sie kein eigenes global erfolgreiches Unternehmen gegründet hatten. Im Grunde war es allerdings auch ohne Bedeutung, denn mir genügte allein zu wissen, dass Seto sich für das alles hier zu interessierte und sich nicht zu schade dafür war sich dazu in eine nicht so wohlhabende Wohngegend zu verirren. Aber er schien wirklich neugierig auf mein kleines Apartment zu sein und auch auf mein bisheriges Leben. Ein Umstand, der mein Herz freudig hüpfen ließ. Vor einer unscheinbar wirkenden Holztür, die sich kaum von all den anderen auf diesem Stockwerk unterschied, stoppte ich meine Schritte und drehte mich halb im Rahmen stehend zu Seto um, der nun ebenfalls angehalten hatte und mich ansah. Ein Lächeln glitt über meine Lippen. Das war eine so ganz ungewohnte Situation. Hier konnte ich ihm einmal etwas zeigen, etwas Unbekanntes und ihm eine Welt offenbaren in der ich mich auskannte er aber nicht. Im Grunde war es das genaue Gegenteil zu unseren bisherigen Beziehung, denn bislang hatte Seto mich in die Kreise der Wohlhabenden eingeführt und mir Luxus gewährt von dem ich nicht einmal zu träumen gewagt hatte. Und heute würde ich Seto Dinge zeigen, die er sich wahrscheinlich noch nie vorgestellt hatte. Hier war ich ausnahmsweise Herr der Lage, denn dieses Mal war ich der Gastgeber, nicht länger immer nur der Besucher. Mit einem suchenden Griff in meine Handtasche kramte ich nach meinem Schlüsselbund. Wie gut, dass ich nicht nur die Schlüssel für die Arbeit sondern auch meinen Haustürschlüssel daran befestigt hatte, ansonsten hätten wir uns wohl nur schwerlich zutritt zu der Wohnung verschaffen können. Obwohl Seto allerdings ja durchaus Potential aufzuweisen hatte, wenn es um einbrecherische Ambitionen ging. Doch so hatte es durchaus etwas Gutes, dass ich noch nicht ganz Abschied von diesem Teil meines Lebens genommen hatte und den Schlüssel noch nicht vom Bund abgenommen hatte um ihn in irgendeiner Schublade verschwinden zu lassen. Noch hing ich an diesem Abschnitt meines Weges, der mich letztlich zu Seto geführt hatte. In dem Moment, als ich das kalte Metall in meiner Hand fühlte und leises Klimpern zu vernehmen war änderte sich mein ganzes Benehmen schlagartig. Ich neigte den Kopf verführerisch fließend zur Seite und warf Seto einen zugleich unschuldigen und dennoch verruchten Blick zu, während ich meine Lippen leicht schürzte um ihnen mehr Volumen zu verleihen. Wäre jemand im Gang gewesen und hätte uns beobachten können, er hätte sofort einen eindeutigen Gedanken gehabt. Ein Spiel aus Verführung und Verlockung, welches sich gerade zwischen uns abspielte und mit einer ganz bestimmten Einladung enden würde. Ich versuchte meinen Gesten und Körperbewegungen ähnlich anschmiegsam wie eine Schlange zu gestalten, um ihn noch etwas mehr zu reizen. „Wie sieht es aus, möchtest du noch reinkommen?“ Ich ließ den Schlüsselbund klimpernd durch meine Finger gleiten. „Vielleicht…auf einen Kaffee?“ Ich sah mit glühenden Versprechen in den Augen zu ihm auf. Es sollte wie eine Situation wirken, die entstand wenn man von einem sehr angenehmen und erfreulichem Date nach Hause zurück kehrte und es darum ging noch etwas intimere Dinge zu teilen als nur einen Gutenachtkuss. Schon Tausendmal im Fernsehen gesehen, aber selbst noch nie erlebt. Mir fehlte irgendwie diese Phase der Annäherung, die ich mit Seto übersprungen hatte. Bei uns war es irgendwie sehr schnell gegangen und ehe wir uns versehen hatten, waren wir auch schon im Bett gelandet, beziehungsweise auf dem harten Betonboden eines Daches. Zwischen uns hatte es keine Zeit der Dates und langsamen Annäherung gegeben stattdessen waren wir unseren Gefühlen nachgebend übereinander hergefallen. Ich bereute keinen Falls, dass es so schnell mit uns gegangen war, aber dennoch fehlte mir dieser Teil in unserer Beziehung, denn das hatte sicherlich etwas für sich gehabt, das musste ich dann doch zugeben. Darum war es doch bedauerlich, denn ich hatte bisher nie Verabredungen gehabt, zumindest keine, die auch nur ansatzweise auf ähnliche Art geendet hatten, wie ich es gerade anstrebte. Leider. Aber dafür konnte ich das nun ja ein wenig mit Seto nachholen, zumindest teilweise. Seine wachsamen blauen Augen ließen mich keine Sekunde los und er verfolgte jede meiner noch so kleinen Bewegungen mit größter Genauigkeit. Genau so, wie ich es mir erhofft hatte. „Ich bezweifle, dass du überhaupt Kaffee Zuhause hast, wo du doch keinen trinkst.“ Ein leicht entnervtes Seufzen entkam meiner Kehle. Tat er das mit Absicht? Er stellte sich doch nicht etwa vorsätzlich unwissend um mich zu necken, oder kannte er solche Situationen etwa tatsächlich nicht? Wie war das denn mit all seinen one-night-stands gewesen, hatten die niemals durch die Blume hindurch, mit der schönen und doch so bekannten Umschreibung Kaffee, auszudrücken versucht was sie beabsichtigten? Waren sie etwa immer sofort zur Sache gekommen ohne lange um den heißen Brei herumzureden? Wie verwunderlich. „Na dann von mir aus eben Tee.“ Ich hob bedeutungsvoll meine Augenbrauen. Er musste doch wissen worauf ich anspielte, oder wollte er mich tatsächlich aufziehen? Er sah mich einen langem Moment intensiv an und musterte meine Züge, ehe er sich leicht zu mir nach vorne beugte. Sein Atem strich sacht über mein Gesicht und ich roch sein mildes Aftershave, dessen Geruch mir mittlerweile schon so vertraut war. „Den trinke ich zwar nicht wie du nur zu gut weißt, aber dennoch werde ich deiner Einladung gerne nachkommen.“ Seine Wange berührte beinahe die meinige und ich spürte die angenehme Wärme die von seiner Haut ausging. Ich lächelte zu Seto auf während er sich wieder von mir zurückzog und seine Schultern straffte. „Na wenn das so ist…“ Ich wandte ihm den Rücken zu und steckte den Schlüssel ins Schloss. „…dann komm´ rein.“ Mit routiniertem Handgriff ließ ich das Schloss klicken indem ich den Schlüssel herumdrehte und öffnete dann die Eingangstür zu meiner Wohnung. Ich trat ein und warf einen einladenden Blick über die Schulter hinweg zu Seto hinüber, der mir bereits folgte. Seine Augen richteten sich jedoch auf den Raum hinter mir, anstatt auf mich, aber das war nur zu verständlich. Und um ehrlich zu sein fand ich diese Neugier die Seto da derartig unverhohlen zeigte sogar äußerst anziehend. Es machte ihn so offen und…jugendlich. Denn nun war er sicherlich nicht mehr der Firmenvorsitzender der Kaiba Corporation und noch dazu einflussreicher, wenn auch stiller Teilhaber eines großen Unternehmens, wie er es erst vor einigen wenigen Stunden noch gewesen war, als er in dem bequemen Bürosessel in unserem Konferenzraum gesessen und meiner Präsentation gelauscht hatte. Jetzt war er einfach nur mein Freund, der sich für meine Wohnung interessierte und einen neugierigen Blick darauf werfen wollte. Und es tat gut etwas so normales zu erleben, etwas selbstverständliches. Denn wenn meine Beziehung zu Seto eines definitiv nicht war, dann war es durchschnittlich. Bei uns war einfach alles irgendwie…anders. Doch heute nicht, nicht dieses Mal. Seto ging an mir vorbei, schritt bis zur Mitte des Raumes und drehte sich dann langsam um die eigene Achse damit er sich erst einmal einen groben Überblick verschaffen konnte. Ich drückte die Tür leise ins Schloss und trat ebenfalls weiter in mein kleines Einzimmerapartment ein. 20 Quadratmeter bestehend aus Schlaf- beziehungsweise Wohnzimmer, Küche, Bad und Gang. Wenig Platz, aber nichts desto Trotz immer noch mein eigenes Reich. Meine eigenen vier Wände die ich mir von meinem anfänglichen Lehrlingsgehalt zusammengespart hatte und auch jetzt, nachdem ich das volle Angestelltengehalt bezog dennoch nicht hatte aufgeben können. Ich hing einfach an diesen wenigen Quadratmetern, die so lange mein Zuhause gewesen waren. Prüfend ließ ich meinen Blick über die Einrichtung gleiten. Alles schien noch beim Alten zu sein. Es gab zwar nicht besonders viele Möbel hier, dafür war einfach zu wenig Platz, doch dafür hatte es dann dennoch für ein paar wenige aber nötige Dinge gereicht, nämlich für ein Bett der Tür gegenüber und entlang an der Wand aufgestellt, einen kleinen Schreibtisch direkt Links neben der Eingangtür und einen Schrank an der rechten Wandseite stehend, wobei alles in hellem Buchenholz gehalten war. Wollte man sich allerdings setzten blieb nur das schmale, für eine Person gedachte Bett im Schlaf- und Wohnbereich oder aber die winzige Sitzgelegenheit in der Küche, bestehend aus einem ausklappbaren Tisch und zwei Stühlen. Man konnte es also durchaus als beengend bezeichnen, aber ich hatte mich hier schon vor langer Zeit eingelebt und es nur zu gerne als Daheim bezeichnet. Ich hatte gar nicht bemerkt, wie sehr mir das alles gefehlt hatte, diese Vertrautheit. Hier konnte ich mühelos nachts in vollkommener Dunkelheit ohne zu stolpern den Weg finden ohne mir dafür Licht machen zu müssen. Tief sog ich die Luft durch die Nase in die Lungen. - Ich war Zuhause. - Sofort auf diesen Gedanken verzog sich mein Gesicht, denn erst jetzt fiel mir auf wie stickig es hier war und wie abgestanden es doch roch. War ich tatsächlich so lange nicht mehr hier gewesen? Anscheinend. Wie rücksichtsvoll von Seto, dass er nichts dazu gesagt hatte. Schließlich wäre es wohl wenig schmeichelhaft wenn die erste Bewertung meiner eigenen vier Wände mit den Worten 'hier stinkt es' ausfallen würden. Doch Seto bewies abermals überraschend viel Taktgefühl. Er lernte diese Dinge wirklich erstaunlich schnell. Doch ich wollte uns nicht länger diese abgestandene Luft zumuten und so ging ich zügig zum Fenster hinüber und öffnete es, um erst einmal für Frischluft zu sorgen. Und schon strömte eine kühle Brise in das Zimmer und brachte frischen unverbrauchten Sauerstoff mit sich. Es war schon verwunderlich wie schnell so etwas gehen konnte, wenn man nicht mehr tagtäglich darin wohnte und regelmäßig zum lüften kam. Ich wandte mich wieder dem Raum zu und trat an Seto heran, der sich immer noch prüfend umsah. Er schien wirklich jedes noch so kleine Detail zu betrachten und genauestens zu prüfen. Jedes Bild und jedes Dekorationsstück, das ich zur Zierde aufgestellt hatte und genauso auch die Möbelstücke und deren Aufstellung im Raum. Ich neigte den Kopf zur Seite und betrachtete seine nachdenklichen Züge mit der so charakteristischen Falte zwischen seinen Augenbrauen. „Klein hier.“ Abermals warf er einen Rundumblick durch meine Wohnung und sah mir dann direkt in die Augen. „Tja, nicht jeder von uns kann sich eben eine Luxusvilla kaufen. Manche müssen sich dem japanischen Lebensstandard anpassen und sich Platztechnisch eben etwas einschränken. Ich besitze leider keine eigene Firma, so dass ich mir eine große Wohnung leisten könnte.“ Ich offenbarte ihm meine offenen Handflächen zu einer unterstreichenden Geste, als wollte ich ihm dadurch bestätigen, dass ich nicht nur mit leeren Händen sondern auch mit leerem Geldbeutel vor ihm stand. „Klein, aber es passt zu dir. Es gefällt mir.“ Als habe er meinen Kommentar einfach nicht gehört, verstand er sich fabelhaft darauf ihn einfach zu ignorieren. Aber seine Antwort war auch wirklich um einiges besser. Und schon wieder dieses 'es passt zu dir'. Was meinte er immer damit, was genau passte denn immer so gut zu mir? Und vor allem, was sah er in mir, dass er sagen konnte dass all dies meiner Persönlichkeit entsprach? Kannte er mich tatsächlich schon so gut, womöglich sogar besser als ich mich selbst? „Das hasst du vorhin in meinem Büro auch schon mal gesagt. Was genau meinst du damit wenn du sagst, dass es zu mir passt?“ „Nur dass ich es mir so vorgestellt habe.“ „Ja, das habe ich schon verstanden, aber was genau hast du dir denn vorgestellt? Was sagt dir diese Wohnung über mich und welche meiner Charaktereigenschaften kannst du daran ableiten wie ich meine Wohnung eingerichtet habe?“ Ich sah mit großen Augen zu ihm auf, wobei mein Herz einen angespannten Moment innehielt, ehe ich mich traute die Frage zu stellen, die mir die ganze Zeit durch den Kopf ging. „Was siehst du in mir Seto?“ Seto löste seinen Blick von meinen Augen und ließ ihn stattdessen abermals bedächtig über die Wohnungseinrichtung gleiten, wobei er jede Einzelheit mit angemessener Aufmerksamkeit bedachte. Und genauso klangen auch seine nächsten Worte, die er dabei sprach. Nachdenklich, aber dennoch vollkommen überzeugt. „Ich erkenne eine junge selbstständige Frau, die ihr Leben auf die eigenen Beine gestellt hat ohne dabei von anderen abhängig zu sein. Und die Art wie du die Wohnungsgegenstände zusammengestellt hast zeugt für mich von innerer Ausgeglichenheit. Es wirkt in sich harmonisch und durchaus angenehm. Vielleicht auch ein wenig unorganisiert, ein bisschen unordentlich aber dennoch sehr interessant. Genau so wie ich dich kennen gelernt habe, genau das spiegelt deine Wohnung für mich wieder.“ Starke Worte aus dem Mund eines Seto Kaibas. Und immer wieder verwunderte es mich aufs Neue, was für Dinge er in mir sah. Für ihn war ich eine vollkommen andere Frau, wie jene die ich jeden Morgen im Spiegel betrachtete. Aber schließlich konnte ich mich auch nicht mit seinen Augen sehen, in denen ich stark und selbstsicher war. War Setos Blick nun von Gefühlen für mich getrübt oder aber doch so scharfsinnig, dass er etwas tief Verborgenes in mir erkannte, das ich selbst einfach nicht zu sehen vermochte? Im Grunde jedoch war es unwichtig was nun tatsächlich zutraf. Entscheidend war nur, dass Seto mir diese Stärke nun einmal zugestand und sicher war, dass ich sie besaß. Er glaubte an mich. Einen langen schweigsamen Moment sah ich zu ihm auf, in diese blauen Augen, deren Blick überhaupt nicht abweisend oder kalt war. Im Gegenteil, ich las so viel Zuneigung darin, dass es beinahe etwas unheimlich war. Ausgerechnet Seto Kaiba, der Mann den man als eiskalten Geschäftsmann kannte sah mich mit derartig warmen Ausdruck an. Ich setzte zum Sprechen an doch musste feststellen, dass mir meine Stimme den Dienst versagte. Erst nach einem kurzen Räuspern war ich fähig ihm zu antworten. „Du kannst gut mit Worten umgehen.“ Und er wusste scheinbar immer genau das passendste in jeder Situation zu sagen, um eine Frau schwach werden zu lassen. Es fehlte nicht mehr viel und ich würde seufzend in seine Arme sinken. Aber war das überhaupt nicht erst der Grund gewesen warum ich ihn in meine Wohnung hereingebeten hatte? Hatte ich mir insgeheim nicht erhofft von ihm verführt zu werden? Seine Augen waren unverwandt auf mich gerichtet. „Nein, ich versuche dir nicht mit schmeichelnden Worten den Kopf zu verdrehen, ich sage lediglich die Wahrheit. Und genauso empfinde ich nun einmal.“ Natürlich, Seto war kein Schmeichler, der sich eine Frau mit schönen Floskeln willig machte. Das hatte er auch gar nicht nötig. Er war und blieb der rationale Mann, den ich kannte, der nichts von Lügen und Betrug hielt. Doch dadurch gewannen seinen Worte nur noch mehr an wert. „Ich finde es immer wieder faszinierend wie anders du mich siehst als ich mich selbst und was du mir alles zutraust.“ „Ich finde dich immer wieder faszinierend.“ Nun war ich aber wirklich kurz davor ihm willenlos in die Arme zu fallen, nur ein Wort mehr noch und er würde voll und ganz über mich verfügen können. Warum sagte er auch nur immer solche Dinge zu mir, von denen er wohl nur zu gut wusste, dass sie mich schwach werden ließen? Seine rechte Hand hob sich an mein Gesicht und behutsam strichen seine Finger über meine Wange. Eine so sanfte Berührung, die meine Knie weich werden und mich meine Augen zufrieden schließen ließ. War ich heute tatsächlich einmal böse auf ihn gewesen? Hatte ich ihn wirklich bestrafen wollen für sein unangemeldetes Auftauchen? Das alles schien auf einmal so unendlich lang zurückzuliegen. Doch ehe ich mein Gesicht an seine Handfläche schmiegen konnte war sie auch schon wieder verschwunden. Nur ein kurzes Streicheln, nicht mehr. „Jetzt möchte ich mir aber dennoch erst einmal deine Wohnung ansehen.“ Damit löste er sich von mir und trat einen Schritt zurück, wobei er seinen Blick noch einen Moment an meinen Augen heften ließ ehe er sich dann wieder dem Raum zuwandte. Tief saugte ich die Luft in meine Lunge und atmete erst einmal kräftig durch. In seiner Gegenwart wurde ich immer wieder benommen und das gerade in solchen Augenblicken wie jene eben gerade, die mit so viel Zuneigung und gleichzeitig auch Erotik getränkt waren. Ich riss mich von dem Bann los, den mir seine direkte Nähe aufgezwungen hatte und fand schließlich doch wieder zu meinem klaren Verstand zurück. Während Seto bedächtig durch die Wohnung schritt und alles etwas genauer unter die Lupe nahm ging ich zur Küche hinüber. Immerhin war ich immer noch Gastgeber und dieser ungewohnten Position musste ich doch gerecht werden. „Möchtest du etwas trinken? Wasser vielleicht?“ Er schüttelte abwesend den Kopf. „Nein…danke.“ Seto schien wirklich vertieft zu sein denn sein Blick löste sich gar nicht mehr von den Bilderrahmen die über meinem Schreibtisch an der Wand hingen. Alte Fotos meiner Jugend, doch für Seto war das alles immerhin neu und interessant. Mit einem Lächeln verschwand ich ihm Nebenraum, der Küche, und ging zielsicher zum Kühlschrank hinüber. Als ich ihn öffnete hob ich erstaunt die Augenbrauen. Setos Leute hatten wirklich erstklassige Arbeit geleistet. Eigentlich hatte ich erwartet hier ein kleines Biotop vorzufinden doch stattdessen empfing mich überraschende Leere. Alle verderblichen Lebensmitteln waren aus meinem Kühlschrank verschwunden, keine Spur von Schimmel oder verrottetem Obst und Gemüse. Ein weiterer Blick in den Mühleimer offenbarte mir, dass diese Männer wirklich an alles gedacht hatten. Sogar diese hatten sie ausgelehrt und somit meine Wohnung 'urlaubssicher' gemacht. Nur dass ich nicht eben für ein paar Wochen in Urlaub gefahren war sondern ein neues Zuhause bei den Kaibabrüdern gefunden hatte. So kehrte ich unverrichteter Dinge ins Wohnzimmer zurück, das gleichzeitig auch als Schlafzimmer fungierte, da mir Setos Leute meinen Absichten für Ordnung zu sorgen zuvor gekommen waren, und sah mich nach meinen Freund um. Ich fand ihn vor meinem Bett stehend wir er nachdenklich den Kopf nach Links geneigt mit vor der Brust verschränkten Armen dastand und es intensiv musterte. Was er wohl gerade überlegte? Ich trat leise an ihn heran und betrachte seine Miene aus nächster Nähe. So nachdenklich und so versunken in seinen Überlegungen. Was stellte er sich wohl vor während er mein Bett ansah? War er womöglich in Gedanken gerade dabei mich in eben diesem Bett zu verführen und dort leidenschaftlich mit mir zu schlafen? Stellte er sich vor, wie die Baumwolllaken sich auf unseren nackten Körpern anfühlte wenn wir uns darin der heißen Lust ergaben? Nun gut, wessen Wunschträume waren das nun eigentlich? Setos oder doch eher meine? Verfluchte Fantasie, die ging da wohl gerade schon wieder mit mir durch. Was hatte Seto nur mit mir angestellt, dass ich zu so einer verruchten Person geworden war, die sich so oft nach Sex mit ihm sehnte? „Mein Bett.“ Mein Blick ruhte einen langen Moment auf der zusammengelegten Bettdecke wobei ich spürte, dass sich Seto endlich meiner direkten Anwesenheit zu seiner Linken bewusst wurde und mich nun ansah. „Ich habe oft darin gelegen und auch mehrere Male von dir geträumt. Davon, wie wir beide sinnliche Dinge tun…nur um dann aufzuwachen und festzustellen, dass es gar nicht wirklich war…und es auch niemals sein würde.“ Da mischte sich etwas Trauer mit unter meine Stimme. Aber wenn ich an jene Zeit zurückdachte in der ich von Seto getrennt war und mir nichts als meine erotischen Träume über ihn geblieben waren um ihm nahe sein zu können, dann war der drückende Schmerz noch zu gegenwärtig. Es war eine harte Zeit voller Verlust und Sehnsucht gewesen die mir schwer zu schaffen gemacht hatte. Sich nach einem Mann zu verzehren von dem man wusste, dass man ihn niemals haben konnte weil er unerreichbar für einen war…ein fürchterliches Gefühl „Und dennoch ist nicht bei einem Traum geblieben sondern Realität geworden.“ Seine tiefe Stimme klang in meinen Ohren nach und ließ mich lächelnd zu ihm hinüberblicken. „Ja, das ist es.“ Und ich hatte wohl am allerwenigsten damit gerechnet, dass es so kommen würde, doch selbstverständlich war so unendlich glücklich darüber. Es war so ein langer und steiniger Weg bis hierher gewesen und ich war einfach nur froh endlich angekommen zu sein. Stille trat ein und bedeckte uns mit schweigsamen Schwingen. Warum war Seto immer noch so nachdenklich, warum zog er es vor zu schweigen und starrte immer noch abwesend auf mein Bett? Ich betrachtete sein Profil und suchte nach Antworten darin…doch meine Suche blieb erfolglos. „Ich habe auch oft von dir geträumt.“ Meine Augen weiteten sich überrascht. „Was? Wann denn?“ Was sollte das denn bedeuten, er habe auch von mir geträumt, noch dazu oft? In welchem Zusammenhang und vor allem was war der Inhalt seiner Träume gewesen? „Begonnen haben die Träume schon vor geraumer Zeit, damals direkt nach dem Überfall der Gang auf uns.“ Als ob ich jenen schwarzen Tag jemals vergessen könnte. Beinahe wäre an diesem Tag alles zugrunde gegangen. „Danach habe ich angefangen von dir zu träumen.“ Setos Stimme war zögerlich als fiele es ihm sehr schwer darüber zu sprechen und vermutlich war es auch so. Er war kein Mann, der gerne aus dem Nähkästchen plauderte sondern jedes seiner Worte mit bedacht wählte um nicht zu viel von sich selbst zu verraten. Keine Blöße geben, keine Angriffsfläche bieten. Und nun offenbarte er mir intime Dinge und öffnete sich mir damit abermals ein gewagtes Stück, kein Wunder dass es ihm schwer fiel so viel von sich zu erzählen. Und dennoch tat er es…weil er es wollte. „Es waren keine besonders angenehmen Dinge, von denen ich geträumt habe. Man könnte es wohl viel mehr als Alpträume bezeichnen. Um genau zu sein habe ich in diesen Träumen den Überfall immer und immer wieder durchlebt…allerdings mit dem entscheidenden Unterschied, dass Mokuba nicht eingegriffen hat und die Gang mit dir zusammen verschwunden ist.“ Er schloss einen langen Moment gequält die Augen als würde er Bilder von damals nochmals vor sich sehen. Ich war hin und hergerissen. Einerseits wollte ich ihm zum innehalten bewegen, sah ich doch wie es ihn peinigte darüber zu sprechen, doch andererseits war ich gefesselt von seinen Worten und wollte wissen was er zu sagen hatte. Gelähmt und unfähig einen Entschluss zu fassen ließ ich ihn also ungehindert fortfahren zu erzählen. „Du kannst dir wohl vorstellen was sie in diesen Träumen mit dir gemacht haben…und ich war stets der unsichtbare und körperlose Betrachter…unfähig einzugreifen und sie daran zu hindern all das mit dir zu tun. Es war erschreckend was meine Fantasie für grausame Bilder hervorbringen konnte und wie detailliert diese waren. Ich hätte nie gedacht, dass ich mir solche Brutalitäten ausdenken könnte…Ich bin oft schweißgebadet aus dem Schlaf geschreckt.“ Ein Ton des tiefen Bedauerns verließ meine Brust während ich nach seiner linken Hand griff und sie mit meiner eigene umschloss, und er ließ es widerstandslos geschehen. Er hatte all diese Dinge geträumt? Er hatte derartig darunter gelitten? Mitgefühl und gleichzeitig ein aufrichtiges Gefühl von intensiver Zuneigung durchströmte mich. „Oh, das tut mir Leid.“ Ich hatte immer gewusst, dass Seto ein aufrichtiger und guter Mensch war, selbst wenn manche Medien ihn als arrogant, egoistisch und gefühlskalt bezeichneten. Er war in Wirklichkeit ein äußerst feinfühliger Mann, der nur von klein auf darauf getrimmt worden war seine Gefühle nicht öffentlich zeigen zu dürfen damit er in der Geschäftswelt erfolgreich werden könne. Aber das hieß dann doch noch lange nicht, dass er keine Gefühle besaß nur weil er sie nicht offen zeigte. Doch nie hätte ich gedacht, dass er sich wegen dem damaligen Vorfalls meinetwegen Schuldgefühle gemacht hatte. Aber genau so klang die Beschreibung seiner Träume, nämlich dass er sich Vorwürfe machte, weil er mir nicht hatte helfen können und beinahe ziemlich schlimme Dinge mit mir geschehen wären. Dass er wegen Mokuba Gewissenbisse hatte, das war mir klar gewesen und davon hatte er mir selbst ja auch schon erzählt, aber niemals hätte ich geglaubt er würde mir gegenüber die selbe Fürsorge wie für seinen kleinen Bruder verspüren oder den Drang mich zu beschützen, zumindest nicht zum damaligen Zeitpunkt unserem Verhältnis entsprechend. Heute sah das natürlich anders aus, das spürte ich nur zu deutlich, aber es kam einfach unerwartet, dass Seto damals schon genauso empfunden hatte. Mit einem kurzen Kopfschütteln schien er die Erinnerungen an diese vergangen Träume verscheuchen zu wollen. „Später dann, besonders nach deinem Auszug, haben meine Träume eine doch eher…erotischere Richtung eingeschlagen.“ Kurz wurde sein Blick abwesend als würde er erneut Bilder vor seinem inneren Auge sehen, doch dieses Mal schienen sie ihm keineswegs Unbehagen zu bereiten, ganz im Gegenteil, spiegelte sich da etwa Begierde in seinem Gesichtsaudruck wieder? So schnell wie mich Mitgefühl für ihn durchströmt hatte so mischte sich nun Schalk mit dazu. Ich musste schmunzeln und drückte unsere ineinander verflochtenen Hände ein wenig fester um seine Aufmerksamkeit zurückzugewinnen und von den Bildern seiner Erinnerungen abzulenken. „So, dann hast du mich also in deinen Träumen verführt?“ Ich lächelte ihn erwartungsvoll an, ob er mir womöglich genaueres darüber erzählen würde? Das wäre sicherlich äußerst interessant. „Nicht nur einmal.“ Ich lachte kurz auf, ja das und seine Antwort passte zu Seto. Aber es hatte etwas Schmeichelndes, dass Seto von mir in dieser Art und Weise geträumt hatte, und dass er sich in meiner Abwesenheit genauso nach mir gesehnt hatte wie ich mich nach ihm. Nicht nur ich hatte mich danach verzehrt nach Domino zurück zu kehren und in seinen Armen Stillung meines Verlangen zu finden, denn er hatte genauso oft wie ich davon geträumt mich zu berühren, mich zu küssen und mit mir zu schlafen. Ein wirklich besonders zufriedenstellendes Gefühl, gepaart mit ein wenig Genugtuung. Er hatte unsere Trennung also auch nicht ohne weiteres verwunden. Seine Mundwinkel zuckten leicht und man sah ihm an, dass er nicht nur etwas mit mir scherzte sondern auch zufrieden war. Diese Zeit der Alpträume und Einsamkeit lag hinter uns und stattdessen befand sich eine viel schönere Zukunft vor uns. „Na dann hoffe ich, dass du nicht all zu unanständige Dinge mit mir angestellt hast.“ Ich hob mahnend den Zeigefinger und mit einem Lächeln auf den Lippen tippte ich ihm zwei mal kurz auf die Brust. „Was heißt hier ich mit dir? Wohl eher du mit mir, schließlich warst du doch immer diese verruchte Frau, die sich in meinen Träume in mein Bett geschlichen hat. Und was du für wirklich ungehörigen Dinge du mit mir gemacht hast...“ Abermals musste ich lachen, aber seine Mimik zusammen mit seinem beinahe schon unschuldigen Tonfall. Seto mochte vieles sein, aber unschuldig sicherlich niemals. Genauer gesagt hatte er es sogar faust dick hinter den Ohren. „Ja, schieb es nur wieder auf die Frau, die arglistige Verführerin, deren Charme der arme Mann hilflos ausgeliefert ist.“ Sein Blick huschte kurz über meinen Körper. „Ich habe mich nicht darüber beschwert, im Gegenteil sogar, ich fand es sehr…anregend was du alles so getan hast.“ Nun musste ich doch darum kämpfen nicht verlegen zu werden, aber dieser Ausdruck in seinen Augen, dieses lüsterne Lodern. Wenn Seto mich so ansah, dann konnte ich beinahe glauben diese Dinge tatsächlich mit ihm getan zu haben. Etwas, das durchaus Anlass zur Verlegenheit geben könnte, denn ich konnte mir gut vorstellen, dass Setos erotischen Fantasien nicht unbedingt Grenzen gesetzt waren. „Du musst mir bei Gelegenheit genauer erzählen was wir da so getan haben.“ Seine rechte Augenbraue hob sich leicht an. „Und jetzt wäre nicht so eine Gelegenheit?“ Ich schmunzelte ihn an. „Nein, jetzt will ich eigentlich wissen wie du meine Wohnung findest…ich meine abgesehen davon, dass sie zu mir passt.“ Er drehte seinen Körper vom Bett weg um die eigene Achse und richtete seinen Blick wieder auf den ganzen Raum. dabei lösten sich unsere Hände voneinander. Prüfend ließ Seto seine Augen über das Zimmer gleiten als wolle er nochmals alles genauestens betrachten um zu einem Abschlussurteil zu kommen. Er zögerte noch einige Momente ehe er antwortete, aber vermutlich überlegte er nur genau welche Worte er benutzen sollte, so wie er eigentlich fast immer tat. „Ich gebe zu, dass mir deine Wohnung für meine Verhältnisse ziemlich klein erscheint, aber ich finde bemerkenswert was du daraus gemacht hast. Du hast einen guten Geschmack und ja, sie gefällt mir.“ Zufrieden sah ich ihn von der Seite an. Womöglich könnte man seine Antwort als ein wenig zu unverbindlich bezeichnen, aber mir war sie genug um mich zum lächeln zu bringen. Seto gefiel meine Wohnung, das allein war wichtig. „Und?“ Fragend wölbte ich meine Augenbrauen. „Hast du etwas mehr über mich erfahren?“ Ich sah wie sich sein Blick abermals auf die Fotos über meinem Schreibtisch richtete, anscheinend hatten diese es ihm besonders angetan. „Ja, das habe ich durchaus.“ Zufriedenheit breitete sich in mir aus. Erfolg auf der ganzen Linie, denn nicht anderes hatte ich mir von diesem kleinen Ausflug hier erhofft. Und irgendwie war ich mir ziemlich sicher, dass Seto das auch wusste. „Tja dann…können wir eigentlich wieder gehen. Ich wollte dir nur schnell meine Wohnung zeigen und das habe ich ja nun getan. Fahren wir nach Hause, ich denke Mokuba wird schon aus der Schule zurück sein.“ „Wolltest du nicht noch vielleicht etwas mitnehmen, Dinge, die du eventuell im Apartment benötigen könntest?“ Ich hob meine Hände zu einer deutenden Geste in den Raum. „Und was? Deine Männer haben ja alles mitgenommen was nicht angeschraubt war. Alles was wichtig ist haben sie schon zu dir verfrachtet. Hier gibt es nichts mehr, dass ich unbedingt holen wollte.“ Mal abgesehen von den Handtüchern, etwas Bettwäsche und den wenigen Fotos an der Wand war wirklich nichts mehr in dieser Wohnung und das war nicht unbedingt etwas, dass ich mitzunehmen gedachte. Bettwäsche und Handtücher hatten wir im Apartment genügend, und zwar von wesentlich feinerer Qualität. Und Fotos, nun das hier waren Schnappschüsse von früher, doch es würde Neue geben, und zwar von meinem neuen Leben mit dem Kaibabrüdern und dann würde ich mir viel lieber diese gerahmt an die Wand hängen als alte Urlaubsfotos von damals. „Wen das so ist, dann können wir wirklich gehen.“ Ich nickte ihm zu, schloss nur noch schnell das Fenster, welches ich kurzzeitig zum Lüften geöffnet hatte und ging ihm dann voran zur Eingangstür. Kurz warf ich einen fast wehmütigen Blick zurück und betrachtete nochmals die Einrichtung meiner kleinen Wohnung. So lange mein Zuhause und jetzt? Aber die Wohnung war ja nicht verloren, noch hatte ich sie nicht gekündigt, es stand mir also offen jederzeit wieder hierher zu kommen sollte sich die Sehnsucht danach bei mir rühren. Mit einem abschließenden Blick und der Gewissheit, dass sich nun ein neuer Lebensabschnitt für mich eröffnet hatte schloss ich die Tür hinter uns und drehte den Schlüssel im Schloss um abzuschließen ehe ich ihn wieder in meiner Tasche verschwinden ließ. Sarah hatte ihm noch einen Moment den Rücken zugewandt während sie die Wohnungstür wieder verschloss. Wie seltsam ungewohnt diese altmodische Art des Schlüssels doch für ihn geworden war, und durchaus auch unpraktisch. Da lobte er sich das ID-Card-Systhem mit dem er seine Schlösser auszustatten pflegte, das war modern und wesentlich unkomplizierter als so ein klobiger Schlüsselbund. Allerdings war ihm dennoch klar, dass sich nur die wenigstens so etwas auch leisten konnten und unter normalen Umständen hätte Sarah wohl ebenfalls zu diesen Personen gehört. Aber zum Glück gab es da diesen kleinen aber nicht unbedeutenden Unterschied der sie von diesen Leuten unterschied. Nämlich die Tatsache, dass sie zu seiner Lebensgefährtin geworden war und somit zu all diesen kostspieligen Dingen Zugang besaß, die er ihr bieten konnte und auch wollte. Mit einem typischen Klimpern von aneinanderstoßendes Metall ließ sie die Schlüssen in ihre Tasche gleiten und drehte sich mit einem Lächeln auf den Lippen zu ihm um. Sie sah zufrieden aus, wenn nicht sogar mehr noch, nämlich glücklich. War sie das mit ihm, an ihrer Seite? Glücklich? Es war immer noch ein befremdliches Gefühl für ihn sich derartige Gedanken um einen anderen Menschen als Mokuba zu machen. Vor einem halben Jahr noch hatte er nichts anderes Bedeutendes in seinem Leben gekannt als seinen kleinen Bruder und seine Firma, alles andere hatte kaum eine erwähnenswerte Rolle gespielt. Und nun, in nur so kurzer Zeit hatte sich alles verändert, und das nur weil eine derartig außergewöhnliche Frau in sein Leben getreten war und ihm dabei solch ungewohnte Dinge hatte fühlen lassen, die er nicht für möglich gehalten hatte. Nun allerdings war er mehr als froh, dass Sarah zu ihm gekommen war um in ihm diese Empfindungen zu entfesseln, die vermutlich zwar schon immer da gewesen waren, nur bisher von keiner Frau hatten geweckt werden können. Dafür hatte es schon einer außerordentlichen Persönlichkeit wie Sarah bedurft. Also ja, er war überaus froh darüber Sarah in seinem nun durch sie so aufregenden Alltag zu wissen. Sie trat näher an ihn heran und kehrte somit der Haustür den Rücken zu. Dieser Blick aus ihren faszinierend ehrlichen Augen, als sie erwartungsvoll und vertrauensselig zu ihm aufsah. Sie vermochte es immer wieder ihn sich auf diese Weise stark fühlen zu lassen, beschützend, als der Mann der über sie wachte. Aber nun war es an der Zeit aufzubrechen und nach Hause zu fahren, in ihr anderes Zuhause, in dem Sarah von ihnen aufgenommen worden und nicht mehr daraus wegzudenken war, weil sie das Leben von ihnen beiden Brüdern vervollständigte. „Miss Danzigten!“ Beide drehten sich auf diese Anrede um, er ebenso automatisch wie sie, als habe man seinen eigenen Namen gerufen um seine Aufmerksamkeit zu erlangen. Erstaunlich dass er sich bereits derartig an den Klang ihres Namens gewöhnt hatte und ihn wie selbstverständlich reagieren ließ. Er drehte sich um die eigene Achse, da diese Stimme von hinten gekommen war. Und tatsächlich, kaum dass er sich zu deren Quelle umgewandt hatte, konnte er einen älteren Mann mit graumelierten Haaren mitten im Gang stehend ausfindig machen. Er mochte wohl ungefähr in seinen Fünfzigern sein. Ein seltsam verklärtes Lächeln lag auf den schmalen Lippen dieses Mannes, welches er Sarah zugedachte. Die Augen allerdings huschen aufmerksam zwischen ihnen beiden hin und her und schienen die Situation genau beobachten zu wollen, damit ihm auch wirklich nichts entging. Auf den ersten Blick konnte er den Charakter dieses Mannes deuten, denn seine Körpersprache war eindeutig genug dafür und er selbst war, Dank langjähriger Erfahrung des Einschätzen seiner Mitmenschen aufgrund ihrer Gesten und Bewegungen, ein Meister darin geworden diesen Code mühelos entziffern zu können. Und dieser alte Mann versprühte ohne Frage Neugier, eine vermutlich zwar unbedarfte Wissbegierde, die er allerdings dennoch gerne zu befriedigen versuchte. Außerdem war zu vermuten, dass er die dadurch gewonnen Informationen nicht unbedingt für sich behalten, sondern nur zu gerne mit anderen Mitbürgern der Sozialkommunikation wegen teilen würde. Vielleicht wirklich nur um etwas zwischenmenschlichen Kontakt zu pflegen, womöglich allerdings auch einfach um den neuesten Gerüchte in die Welt zu entlassen. Es galt hier also vorsichtshalber die Worte mit bedacht zu wählen und genau abzuwägen wie viel man diesem Mann sagen konnte oder aber durfte. Vermutlich kam Sarah zu seiner Rechten zu einer ähnlichen Auffassung wie er, denn ihre Körpersprache änderte sich merklich, aber für das ungeübte Auge vermutlich unsichtbar. Ihr Körperhaltung wurde in sich gekehrter, die Hände wanderten schützend vor ihre Brust um somit soziale Distanz zwischen sich und ihrem Gegenüber zu schaffen. Außerdem war aus ihren Gesten unverkennbar das Unbehagen zu lesen, welches diese fahriger und hektischer werden ließ. Es schien ihr ganz und gar nicht zu gefallen diesem Mann zu diesem Zeitpunkt über den Weg zu laufen. „Mister Kadono.“ Ein mühevoll erzwungenes Lächeln bildete sich auf ihrem so fein geschnittenem Gesicht. Auch ihre Stimme klang mehr gequält als natürlich. „Schön sie zu sehen.“ Er verstand immer noch nicht diese allgemein als üblich anerkannte aber aufgesetzte Höflichkeit. War es im Grunde nicht ein glatte Lüge seinem Gegenüber einen schönen Tag zu wünschen oder ihm zu versichern, dass man sich freute ihn zu treffen, wenn es in Wirklichkeit gar nicht der Fall war? Was war falsch daran das zu sagen, was man tatsächlich empfand, selbst wenn es nicht unbedingt das war, was das Gegenüber sich womöglich als Antwort erhoffte? War es also wirklich absurd, wenn man in so einem Augenblick direkt und ohne schmeichelnder Worte sagte, dass dieses Zusammentreffen momentan nicht passend war und dass man einfach nicht in der Stimmung war sich zu unterhalten? War dies nicht wahrhaftig aufrichtig und würde für klare Verhältnisse sorgen, anstatt den Gesprächspartner in die Irre zu führen über die eigene Gemütslage? War es darüber hinaus nicht sogar vollkommen unsinnig, seine Zeit mit derartigen Floskeln und Smalltalk zu verschwenden, wenn man nichts von dem Gesagten wirklich empfand? Doch wenn er dieser Devise folgte und das aussprach was er dachte, dann wurde er als arrogant und taktlos verurteilt. Vielleicht aber war die Gesellschaft auch nur noch nicht bereit sich seiner unbeschönigten Ehrlichkeit zu stellen. War die Welt doch immer noch ein zu verlogener Platz um sich der Realität der Wahrheit stellen zu können. Dies traf zwar nicht auf Sarah zu, da sie die Ehrlichkeit genauso schätzte wie er, allerdings wusste er, dass er in so einer Situation dennoch mit dieser aufgesetzte Höflichkeit rechnen musste, allerdings aus anderen Motiven als Falschheit. Sie war zu weich und höflich um einer anderen Person derartig direkt die Meinung zu sagen und diesen womöglich aufgrund fehlendem Verständnis vor den Kopf zu stoßen, sie war schlicht zu gut für ein derartiges Verhalten…und auch in vielerlei anderer Hinsicht. „Miss Danzigten, das ist ja eine Freude Sie hier zu treffen. Ich habe Sie schon länger nicht mehr gesehen und habe schon anfangen mich zu fragen wo Sie wohl stecken.“ Ein schalkhafter Zug legte sich um seine Augen. „Und ich muss zugeben, ich habe mir auch schon etwas Sorgen gemacht, ob Ihnen womöglich etwas zugestoßen sein könnte, weil Sie sich gar nicht mehr zu Hause blicken lassen.“ „Oh…nun ja…“ Die Verlegenheit in Sarahs Stimme und auch in ihren Bewegungen war überdeutlich. Ihr Blick wich den Augen ihres Gegenübers aus, so wie er es bei Zeiten selbst erlebt hatte, nur dass er dabei selbst an Kadonos Stelle gestanden hatte und sie versucht hatte seinen Blick zu meiden. Er mochte dieses Verhalten an ihr nicht, sie wirkte dadurch eingeschüchtert und schwach, obwohl sie keines von beiden sein sollte. Er spürte wie dieses eigenartige Gefühl in ihm aufloderte, welches er in jenen Momenten, bei dem Anblick ihrer scheuen Körpersprache, empfand. Ein Drang sich schützend vor sie zu stellen, seine Arme fest um ihre zierliche Gestalt zu schließen und so sicher zu stellen, dass er als unüberwindbare Mauer zwischen ihr und der grausamen Welt stand, die versuchte ihr in irgendeiner Form Gewalt anzutun. Sarah konnte sich gegen diese Erbarmungslosigkeiten der gnadenlosen Gesellschaft nicht wehren, also war es an ihm es für sie zu tun. Damit sie im Gegenzug ihr sanftes Wesen beibehalten konnte und sich nicht, wie er selbst sich genötigt gesehen hatte zu tun, ein versteinertes und kaltes Seelenleben aneignen musste um überleben zu können. Für ihn hatte es keine Alternative gegeben um sich in der Geschäftswelt seinen Platz zu erkämpfen, aber er würde alles in seiner Macht stehende tun um Sarah davor zu bewahren das gleiche Schicksal zu erleiden. Ihre Stärke war ihre Sanftheit und er bewunderte sowohl diese Fähigkeit, aber genoss es ebenso daran teilhaben zu können. Ihre Art sich um ihn zu bemühen, ihre hilfsbereiten Gesten, ihre einfühlsame Ader…das waren alles Dinge die er zum ersten Mal erlebte und deutlich spürte wie gut sie ihm taten. Er würde mit allen Mitteln verhindern, dass sie dies verlor, auch wenn dies bedeute zu kämpfen, sei es nun für sie oder aber um sie. Er würde diese bemerkenswerte Eigenschaft ohne auch nur einen Moment zu Zögern verteidigen, um ihrer Selbst willen, aber auch nicht zuletzt seinetwegen, da er von diesem Sanftmut in nicht ganz uneigennütziger Weise profitierte. Doch aus genau diesem Grund machte es ihn beinahe rasend mit ansehen zu müssen wie Sarah verlegen und unsicher neben ihm stand, der Situation hilflos ausgeliefert wie es schien und dabei war ihr warmherziges Gemüt zu verlieren, angesichts der überhand nehmenden Unsicherheit. Er würde eingreifen müssen. „Nun, also…wissen Sie Mister Kadono…“ Sie strich sich mit einer fahrigen Bewegung die Haare glatt, die allerdings immer noch fest in dem Pferdeschwanz gebannt waren. Abermals ein Zeichen ihrer Unsicherheit. Er war schon kurz davor einen Schritt auf sie zu oder genauer gesagt vor sie zu machen, um sie abzuschirmen, als er bemerkte wie sie einen flüchtigen Blick zu ihm hinüber warf, mehr einem Schielen ähnlich als einem wirklichen Blick, aber dennoch hatte er es gesehen. Und zeitgleich realisierte er nun endlich was genau der Grund für ihre Verlegenheit war. Es war nicht allein wegen des Nachbarn, der sie auf ihr langes Fortbleiben ansprach, es war wegen ihm. Augenblicklich stoppte er seinen Körper, der schon dabei gewesen war sich auf sie zuzubewegen. Erst jetzt verstand er was hier gerade geschah. Und schon hallten ihm Sarahs Worte durch den Kopf, die sie vor geraumer Zeit zu ihm gesagt hatte, damals in seinem Büro. Ihre Beziehung sollte vorerst geheim bleiben, das hieß sie war nicht für die Öffentlichkeit gedacht und sollte im Privaten, nur zwischen ihnen, ausgelebt werden. Wie misslich also nun diese Begegnung mit diesem Mann war, der sie beide zusammen 'erwischt' hatte. Erschwerend kam hinzu, dass dies das erste Mal, dass sie außerhalb vertrauter Wände gesehen wurden, seit sie ein Paar waren zumindest. Nur zu verständlich, dass Sarah unsicher war in so einer Lage, in der sie aus Mangel an Erfahrung mit ähnlichen Momenten einfach nicht wusste wie sie am Besten reagieren sollte. Ein Balanceakt…nicht zu viel von sich preis zu geben, aber gleichzeitig sich aber auch nicht zu geheimnisvoll darzustellen, um Platz für Spekulationen zu schaffen. Und wie ungelegen diese Erkenntnis seinen Plan durchkreuzte, sich für Sarah einzusetzen und ihr diese unangenehme Situation zu ersparen. Doch wie hätte er das nun auch noch tun können, ohne dem Mann dadurch Nahrung für Gerüchte zu geben? So gerne er auch Sarah aus ihrer Verlegenheit 'erretten' wollte, dennoch respektierte er ihren Wunsch ihre Beziehung vorerst geheim zu halten. Und dieser Wunsch überwog hier wohl eindeutig mehr als ihr Unbehagen darüber, ihrem ehemaligen Nachbarn Frage und Antwort stehen zu müssen. So blieb ihm also nichts anderes übrig, als sich als stiller Beteiligter am Rand der Szenerie zurückzuhalten und sich nicht einzumischen. Ein stummer Beobachter aber nicht mehr...und auch nicht zum ersten Mal am heutigen Tage wie er mit einem unzufriedenen Gefühl über seine erzwungene Tatenlosigkeit feststellen müsste. „Also sehen Sie Mister Kadono, es ist so…“ Ihr Kopf hob sich an und endlich schien Sarah ihre Selbstsicherheit zurückgewonnen zu haben, denn ihr Blick richtete sich direkt ohne jedes weitere Ausweichen auf die Augen ihres Nachbarn. Vermutlich war es nur das Überraschungsmoment gewesen, welches ihr das Selbstbewusstsein genommen und ihr kurz die Sprache verschlagen hatte. Sie hatte anscheinend lediglich einen Moment benötigt um sich auf die neue Situation einzustellen und sich eine passende Antwort zurechtzulegen. „…ich bin umgezogen, fürs Erste. Und ich habe eben in der Wohnung nach dem Rechten gesehen, ob auch noch alles in Ordnung ist.“ Abermals huschte ihr Blick für den Bruchteil einer Sekunde prüfend zu ihm hinüber. Aber er verstand diese Geste, egal wie kurz sie auch gewesen sein mochte. Sarah schien zu fürchten, er wäre aufgrund die von ihr gewählten Formulieren gekränkt. Doch ihm war klar warum sie die Worte 'fürs Erste' gebraucht hatte um ihren Auszug zu beschreiben und es war ebenso nachvollziehbar für ihn, warum sie ihn nicht ihrem Nachbarn weder als ihren Freund noch als ihren Bekannten vorstellte, obwohl das wohl das Protokoll der Höflichkeit in so einer Lage verlangte. Er hatte mit nichts anderem gerechnet und war keinen Falls verärgert darüber. Er respektierte ihren Wunsch nach Privatsphäre und hatte von dem Moment an gewusst was ihn erwarten würde, als er eingewilligt hatte die Beziehung geheim zu halten. Doch Sarahs Sorge um seine womöglich verletzten Gefühle bewegten ihn. Es war angenehm zu fühlen, dass Sarah sich derartig viele Gedanken um ihn und seine Gemütslage machte, etwas, das bisher kaum einen anderen Menschen außer Mokuba jemals wirklich interessiert hatte. „Umgezogen? Tatsächlich?“ Abermals wechselten die kleinen Augen des Mannes zwischen Sarah und ihm selbst hin und her und er schien dabei zu versuchen die bisher noch undurchsichtigen Zusammenhänge herzustellen und welche Rolle er selbst, als fremder Mann an Sarahs Seite, dabei wohl spielen mochte. Sarah nickte mit einer ruhigen Geste als Antwort. Doch sowohl er als auch Sarah ignorierten schlicht weg diese nicht unbedingt unverhohlenen Blicke der Neugier Kadonos die dazu aufzufordern schienen eine Erklärung abzugeben. Sarah hingegen sah das Ganze wohl mit ziemlich anderen Augen als ihr Nachbar, denn sie dachte trotz der dezenten Hinweise immer nicht daran ihren unbekannten Begleiter vorzustellen. Nachdem er bemerkte, dass er auf diese subtile Art nicht an Antworten kam, ging Kadono dazu über lieber etwas direkter nachzufragen. „Ausgezogen…das ist ja sehr bedauerlich. Aber warum denn das?“ Wieder ein Seitenblick zu ihm hinüber. „Gab es denn einen bestimmten Grund? Hat Ihnen womöglich die Wohnung nicht mehr gefallen, obwohl sie doch gerade eben neu renoviert wurden nach dem Erdbeben und dem Wasserschaden?“ Ein mildes Lächeln zeigte sich auf Sarahs Gesicht, eines welches bedeutete, dass sie lieber ein Lachen als Antwort gab anstatt Worte zu benutzen. Meistens tat sie dies, wenn sie schlicht weg nichts zu einem Thema sagen wollte. Er empfand diese Art sich in Schweigen zu hüllen als äußerst raffiniert, selbst, wenn sie es bei ihm selbst auch schon einige Male eingesetzt hatte um sich so um die Antwort drücken zu können.. Aber es entsprach ihrer Persönlichkeit sich auf diese Weise aus der Affäre zu ziehen, sanft und dezent. „Nein Mister Kadono, es kamen eigentlich mehrere Gründe zusammen.“ Ein wenig zufriedenes Nicken folgte, doch dem Nachbarn schien klar zu sein, dass sie nicht mehr dazu sagen würde. „Ah, dann werden wir Sie wohl nicht mehr hier sehen, oder? Das ist wirklich zu schade, Sie waren immer so eine nette Nachbarin. Ich hoffe nur, dass der Nachmieter ebenso angenehm sein wird wie Sie.“ Einen langen Moment zögerte Sarah, während sie mit sich zu hadern schien, was sie darauf antworten sollte. Den Mund war halb geöffnet und zum Sprechen angesetzt, ehe sie sich dann zum Antworten durchringen konnte. Angesichts der Situation konnte er dieses Zögern durchaus verstehen. „Ja, das hoffe ich auch.“ War letztlich ihre knappe und unverbindliche Antwort, die ihn nicht im mindesten verwunderte. Es hätte auch einfach zu vieler Erklärungen bedurft, wenn sie ihm gesagt hätte, dass sie die Wohnung noch nicht einmal gekündigt hatte und es auch in nächster Zeit nicht beabsichtigte. Das war eine weitere ihrer Abmachungen untereinander, die niemanden sonst etwas anging. Die Wohnung würde nebenbei weiterlaufen…solange bis Sarah sich endgültig davon und ihrem alten Leben gelöst haben würde und sich voll und ganz ihnen anschließen würde, zu Mokuba und ihm, als Familie. „Also, es war sehr schön Sie wiederzusehen Mister Kadono, wir werden dann wohl langsam wieder aufbrechen. Grüßen Sie ihrer Frau von mir.“ Sarahs abschließenden Worte gaben dem Nachbarn nicht mehr die Gelegenheit noch weitere Fragen zu stellen um seine Wissbegierde stillen zu können und so ergab er sich gezwungener Maßen und verabschiedete sich ebenfalls. „Ja, mich hat es auch sehr gefreut Sie wiederzusehen. Dann wünsche ich Ihnen noch alles Gute.“ „Danke, ich Ihnen auch.“ Wieder dieses bestimmte Lächeln, dass die Worte ersetzte und mit einem letzten Nicken als Abschied bedeutete sie ihm selbst mit einem kurzen Kopfzeig, dass es nun an der Zeit war zu gehen. Nur zu gern folgte er ihr als sie voran ging und er die schweigsame Rolle endlich hinter sich lassen konnte. Mit zwei Schritten hatte er zu ihr aufgeschlossen und Seite an Seite verließen sie den Gang und damit auch Mister Kadono, der ihnen beiden vermutlich einen langen Blick hinterher warf, solange bis sie aus seinem Sichtfeld verschwunden sein würden. Kaum um die Ecke gebogen entwich Sarah ein erleichtertes Aufseufzen ehe sie gehend zu ihm aufsah. „Na anscheinend musste das heute auch noch unbedingt sein. Ausgerechnet dem müssen wir über den Weg laufen!“ Ein amüsiertes Schmunzeln schlich sich auf seine Lippen angesichts ihrer Art sich zu ereifern. „Vermutlich, aber du hast die Situation ja durchaus zu bewältigen gewusst.“ Erneut ein leicht verlegenes Zurückstreichen ihrer Haare. „Ja in gewisser Weise…“ Ihr Blick wanderte kurz dem Boden zu. „Seto was ich zu ihm gesagt habe, also ich wollte nicht…“ Mit einer raschen Handbewegung winkte er ab. „Kein Grund für Erklärungen oder gar Entschuldigen Sarah. Ich habe mich damit einverstanden erklärt unsere Beziehung vorerst nicht öffentlich zu machen und ich bin mir der Konsequenzen dieses Entschlusses von Anfang an bewusst gewesen.“ Ein erleichterter Ausdruck huschte über ihre schönen Gesichtszüge. Und wieder war da dieses angenehme Gefühl angesichts der Sorgen, die sie sich um sein Seelenlebens machte. „Dann bin ich froh.“ Ein zaghaftes, aber erleichtertes Lächeln welches sie ihm schenkte. Sie hatten die Fahrstühle erreicht und blieben davor stehen. „Wollen wir jetzt nach Hause?“ Seine Augenbrauen hoben sich fragend während er sie ansah. Mit einem zufriedenen Schmunzeln auf den geschwungenen Lippen nickte sie. „Ja, unbedingt. Mal sehen was Mokuba wohl die ganze Zeit macht, wenn wir außer Haus sind und uns nicht so früh zurückerwartet.“ Sie musste diese Aussage scherzhaft gemeint haben, denn inzwischen musste sie seinen kleinen Bruder doch wohl gut genug kennen um dessen vernünftige Ader einschätzen zu können. Mokuba war kein Junge, der wilde Partys schmiss wenn er allein zu Hause war. Vermutlich saß er sogar jetzt in diesem Moment über seinen Hausaufgaben, verantwortungsbewusst wie er nun einmal veranlagt war. Und das wusste Sarah genauso gut wie er selbst. Also musste es folglich eine neckische Bemerkung von ihr gewesen sein und demnach war es wohl an ihm darauf zu antworten. „Einverstanden, sehen wir nach was er in unsere Abwesenheit alles treibt.“ Ein freudiges Lächeln zu ihm hinauf ehe sie sich leicht vorbeugte, dabei kurz seinen Arm mit ihrer Hand streifte, und den Rufknopf für den Fahrstuhl drückte. Also nun nach Hause…nach diesem äußerst ereignisreichen und aufschlussreichen Tag. Also wie ich schon letztens erwähnt habe, war diese ganze Sache mit dem Besuch in Sarahs Wohnung eigentlich gar nicht an dieser Stelle geplant gewesen. Aber ich muss zugeben, dass ich diese Szene schon länger im Kopf hatte, sie aber im Grunde seit Sarahs Einzug in Kapitel 28 immer wieder vor mich hergeschoben habe und keine so recht passende Stelle finden konnte um sie einzufügen. Tja und dann kam bei diesem Kapitel die Erleuchtung, bzw. als ich merkte, dass ich beim Schreiben langsam in die Richtung gegangen bin, dass Seto sich für ihre Persönlichkeit und Leben vor ihm zu interessieren beginnt (jaa, da hatte ich irgendwie keinen Einfluss darauf, da hat die Geschichte ein wirkliches Eigenleben entwickelt) dann kam eben der Geistesblitz, dass so ein Besuch in ihrer früheren Wohnung genau zu dem Thema passt und ich es deswegen an dieser Stelle schreiben konnte. Ihr habt ja selbst bemerkt, dass dieses Mal Setos Gefühle und Beweggründe im Vordergrund stehen und er auch mit Sarahs Vergangenheit eine Verbindung aufbauen möchte, da diese ja genauso ein Teil von ihr ist wie alles andere…und er eben einfach alles an ihr mag und kennen lernen will ^.^ Gut, dann seine Erklärung warum er Sarah in der Arbeit überfallen hat…ich fand sie einleuchtend, und das gemeine daran, wirklich so gut gewählt, dass man kaum etwas dagegen sagen kann. Er nimmt Sarah mit seiner Antwort quasi sämtliche Argumente mit denen sie ihn hätte maßregeln können. Sprich, obwohl Seto sie „reingelegt“ hat, ist er am Ende doch wieder als Gewinner in ihrer Auseinandersetzung hervorgegangen. Aber er hat seinen Besuch ja nicht böse gemeint, denn zum einen verfolgt er eine ganz bestimmte Absicht (die allerdings weder Sarah noch ihr als Leser kennt…hoffe ich zumindest) und zum anderen hat ihn eben die sehnsuchtsvolle Neugier zu ihr in die Firma getrieben. Verzeihen wir ihm also diesen Überfall, denn schließlich ist er bereit dafür Buße zu tun. Ja, das hat schon was, wenn Seto einem den ganzen Tag nicht widersprechen wird und man so gut wie alles mit ihm machen kann, was man will! *evil grins* Ahh und das erste Zusammentreffen Sarahs Freunden und Seto. Nun, es ist vielleicht etwas kürzer ausgefallen als gedacht, aber dafür ist es inhaltlich sehr bedeutend. Wie Sarah es schon gesagt hat, es ist eben wichtig, dass der eigene Freundeskreis den Lebenspartner akzeptiert und mag ansonsten könnte es durchaus zu Problemen kommen. Am Ende würden sonst die Freunde dann noch versuchen die beiden auseinanderzubekommen, weil sie der Meinung sind er passt nicht zu ihr und er tut ihr nicht gut. Doch glücklicherweise haben sich alle Anwesenden vorsichtig aneinander angenähert und nichts Falsches gesagt. Und das gilt sogar für Seto, und wenn er sich zurückhält mit spitzen Kommentaren, dann heißt das wohl wirklich etwas. Aber ihm ist eben durchaus bewusst was Sarahs Freunde für sie und auch für seine Beziehung mir ihr bedeuten. Gut, Sarah hat sich ja dann doch ziemlich schnell mit Seto abgesetzt um einen Verhör ihrer Freunde und Kollegen zu entkommen. Sie mag ihre Leute zwar wirklich gerne aber so ausgequetscht zu werden ist nicht jedermanns Sache. Und, das sollte man wohl auch erwähnen, sie will nicht nur Seto vor solchen Fragen bewahren sondern auch sich selbst. Sie weiß eben genauso wenig wie Seto wie sie in der Öffentlichkeit mit ihrer Beziehung umgehen soll, auch wenn es sich dabei um Freunde handelt. Sie ist eben noch etwas unsicher. Das wird auch bei dem Zusammentreffen mit dem Nachbarn deutlich, dass sie nicht weiß wie sie am Besten reagieren soll, dann aber zum Glück doch noch einen Weg findet. Ja und Setos Beschützerinstinkt bei dieser Szene. Tja, er mag eben Sarahs Sanftheit weil ihn seit Jahren keiner mehr so zärtlich und liebevoll behandelt hat und er merkt wie gerne er auf diese Weise umsorgt wird. Er will auf keinen Fall darauf verzichten UND er will Sarah eben auch davor bewahren so abgeklärt zu werden zu müssen, wie er es damals nach der Adoption gezwungen war. Seto ist und bleibt eben der starke Beschützer, der die Menschen die ihm etwas bedeuten mit allen Mitteln vereidigt, koste es was es wolle ^.^ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)