Die verlorene Prophezeiung von hanni-chan (Kapitel 14 nach längerer Wartezeit fertig) ================================================================================ Prolog: Prolog -------------- Hier mein absolutes Herzstück, das ich euch mal präsentirren wollte. Kritik, Verbesserungsvorschläge, Tipps und Kommis sind natürlich immer erwünscht. Viel Spaß beim Lesen!!! Der Regen prasselte mit seinen schweren Tropfen auf die Dächer der Madison Street nieder. Alles war still und nur die Laternen erhellten die Dunkelheit der Straße. Hinter den Fenstern war es stockfinster und in den wenigen Häusern, wo noch künstliches Licht die Finsternis vertrieb, wurde jeglicher Schein verborgen. Der Boden war ziemlich durchgeweicht, denn der Niederschlag traf schon seit geraumer Zeit auf die Erde. Aber halt, nicht die komplette Straße war so spärlich erleuchtet vom Licht der Laternen. In einem, nur in einem einzigen Haus, genauer gesagt in einem Zimmer der ersten Etage, war es nicht dunkel. Es war das Zuhause der Familie Curson. Bei besagtem Raum handelte es sich um das Zimmer des 14-jährigen Henry. Um diese Zeit schlief er normalerweise, doch seit dem Tod seiner Eltern, vor etwas mehr als einem halben Jahr, war es keine Seltenheit, dass er mitten in der Nacht aufwachte und sich zur Ablenkung in die Welt der Buchstaben flüchtete, um sich wenigstens für geraume Zeit von dem Kummer zu lösen. Das Lesen war für ihn nicht einfach nur ein unwichtiges Hobby- es faszinierte ihn regelrecht. Wie schnell verlor er sich doch zwischen den Buchstaben, verarbeitete unbewusst dabei seine Erlebnisse und ließ einen kleinen Teil seiner geschundenen Seele von ihnen heilen. Oft kam es ihm so vor, als würde er sich direkt vor Ort befinden und alles unmittelbar zum gleichen Zeitpunkt erleben; fast so, als tauche er in eine neue Welt ein, die er nach Belieben betreten oder verlassen konnte. Seine Tante Marianne war seine einzige noch lebende Verwandte, die ihn wie ihr eigenes Kind liebte und bei sich zusammen mit ihrer kleinen Tochter aufzog. In ihrem Kummer spendete sich die kleine Familie gegenseitig Trost. Eigentlich wollte Marianne die Stadt verlassen, um Henry aus dem bedrückenden Umfeld seiner Trauer herauszuholen, doch dieser beharrte darauf, nicht weggehen zu wollen. Etwas hielt ihn hier fest verankert und machte es ihm unmöglich, zu gehen, er wollte nicht weg von dem Ort, an dem im Falle eines Umzugs so viele Erinnerungen zurückgelassen werden würden. Seine Tante bemühte sich wirklich sehr, ihm seine liebevollen Eltern zu ersetzen und niemals vor seinen Augen zusammenbrechen; für den Rest ihrer kleinen Familie wollte sie stark bleiben. Doch wenn sie alleine war, übermannte sie ebenfalls der Kummer, dem sie sich auch heimlich hingab. Ihre Schwester war ihr ein und alles gewesen, ihre Eltern befanden sich in einem Alterspflegeheim und erkannten ihre eigenen Töchter bzw. Enkel nicht wieder, der Vater ihres Kindes hatte sie vor dessen Geburt verlassen; ihre Schwester war die einzige Verwandte, die ihr nun auch genommen wurde. In ihren Augen überwand Henry den schweren Verlust ziemlich schnell, doch sie konnte ja nicht ahnen, dass er ebenfalls seine Gefühle nach außen hin verschloss und den heilen Jungen spielte und für sich ganz alleine weinte und um seine Eltern trauerte. Dennoch, die Trauer hielt die drei Personen zusammen und brachte sie in ihrem Kummer einander sehr Nahe. Lynn war im Alter von 4 Jahren vielleicht nicht in der Lage das gesamte Ausmaß das Verlustes zu begreifen, doch auch ihr war das Verschwinden ihrer Tante und ihres Onkels nicht entgangen und betrübte sie zutiefst. Am heftigsten traf es natürlich Henry, der sich immer weiter in sich zurück zog, und versuchte den Kummer in den hintersten Winkels seines Herzens zu verbannen. Doch oftmals quälten ihn nachts seltsame Träume, die er nicht wirklich einzuordnen wusste, ihm aber zusätzlich Kraft raubten. So war es auch dieses Mal. Wieder träumte der Junge von einer unbekannten Landschaft, von seltsamen Wesen und einer schemenhaften Gestalt, die seinen Namen rief. An dieser Stelle wachte er immer auf. Um seine Tante nicht zusätzlich zu seinem verschlossenen Verhalten zu beunruhigen, erzählte er ihr nichts von seinen Albträumen und zog sich an seinen Zufluchtsort, eine beinahe unberührte Waldlichtung zurück. Immer, wenn Henry alleine sein wollte, bzw. ungestört nachdenken musste, ging er in den Wald. Dieser war nur einen halben Kilometer von seinem Zuhause entfernt. Er liebte es, dort zwischen den alten Bäumen seinen Gedanken freien Lauf zu lassen. Die Stille und Einsamkeit beruhigten ihn seltsamerweise immer, wie zum Beispiel nach einer durchwachten Nacht. Vielleicht lag es daran, dass an dem Ort so viele Erinnerungen lagen. Er fühlte sich dort einfach wohl, da er sich an diesem Ort seinen Gefühlen hingeben konnte ohne jemandem etwas vorspielen zu müssen. Auch in dieser Nacht wachte er auf. Diesmal lag es aber eher am Regen, als an seinen ständig wiederkehrenden Albträumen vom Unfall seiner Eltern. Seit dem Unglück hatte er einen sehr leichten Schlaf und fühlte sich dabei durch viele Geräusche gestört, bei denen andere seelenruhig weiterschlafen konnten. So verhielt es sich in der Nacht mit dem Regen, der auf Grund seiner dicken, schweren Tropfen, die auf das Dach trafen, nicht ganz so leise Klänge erzeugte. Also knipste er das Licht an, ging leise zu seinem Bücherschrank, holte sich eines seiner Lieblingsbücher heraus und schlich sich wieder in sein Bett. Er hatte dieses Buch zu seinem 10.Geburtstag von seinem Vater geschenkt bekommen. Er las ohne Pause und verlor jegliches Zeitgefühl. Mitternacht kam und ging. Es fing kräftig an zu gewittern, während er sich wieder einmal in der Welt der Buchstaben verlor. Mit der Zeit jedoch, begann die Müdigkeit an ihm zu nagen. Deshalb hatte er das Buch auf seinen kleinen Nachttisch gelegt und das Licht wieder gelöscht. Es war bereits sehr spät und der Regen hatte sich noch verstärkt. Henry konnte deutlich die Tropfen hören, wie sie die Erde berührten und dabei zersprangen. Mit geschlossenen Augen lag er auf dem Rücken und dachte nach. Er liebte solch ein Wetter. Warum, das konnte er nicht genau sagen, aber er empfand es als sehr angenehm und beruhigend, den Geräuschen zu lauschen, die der starke Niederschlag verursachte. Noch immer prasselte der Regen auf die Dächer und begleitete diesmal den 14-jährigen Jungen zurück in den Schlaf. Am nächsten Morgen war der Himmel immer noch von großen grauen Regenwolken verhangen. Aus dem unteren Teil des Hauses waren bereits verschiedene Geräusche zu vernehmen, Marianne war schon auf; sie räumte in der Küche das Geschirr vom Vortag weg und setzte Wasser auf zum Teekochen. Henry schlief noch, gefangen in seinen Träumen, in seinem Zimmer, während Lynn ebenfalls wach war und ihrem Zimmer spielte. Draußen prasselte beständig der Regen auf die Dächer nieder und durchweichte weiterhin die Erde. Marianna saß am Küchentisch mit einer Tasse Tee in der Hand und schaute betrübt den Regentropfen zu, wie sie auf dem Boden aufprallten und sich nach und nach in einer Pfütze im Garten ansammelten. Seit Tagen regnete es nun schon, der starke Niederschlag wurde nur kurz unterbrochen und des Öfteren auch von Gewittern und Stürmen begleitet. Es war tiefster Sommer und normalerweise schien um die Zeit unablässig die Sonne, doch das Wetter spielte die letzte Zeit ziemlich verrückt. Eine gewisse Spannung lag in der Luft, als ob bald etwas Unvorhergesehenes geschehen würde. Nicht nur Marianne fiel diese Spannung auf. In den Nachrichten, die nebenbei im Fernsehen liefen, wurde immer wieder das seltsame Wetter aufgegriffen und Experten spekulierten über den Grund der Wetteranomalie, doch bisher kamen sie zu keinem vernünftigen Ergebnis. Natürlich musste in diesem Zusammenhang das Wort Weltuntergang fallen, doch diese Bemerkung wurde von den anderen Experten mit eher spöttischen Mienen abgewiesen. Marianne erhob sich und schaltete seufzend den Fernseher aus, die Diskussion konnte sie sich nicht länger anhören. Ihre Schwester und ihr Schwager fielen einer ebenso seltsamen Wetteranomalie zum Opfer, ein vom Wind umgerissener Baum fiel auf das Auto der beiden, sie waren auf der Stelle tot. Eine Weile hing Marianne ihren Erinnerungen an das so harmonische Paar nach, wurde jedoch durch ihre Tochter aus ihrer kleinen Traumwelt gerissen. Erschrocken fuhr sie zusammen und verschüttete dabei fast etwas von ihrem mittlerweile abgekühlten Tee. „Mama, mir ist langweilig! Den ganzen Tag regnet es nur, ich will endlich wieder draußen mit meinen Freunden spielen, hier drinnen ist es so langweilig. Ich hab keine Lust mehr auf dieselben Spiele und Henry schläft noch und kann nicht mit mir spielen! Bitte, bitte spiel was mit mir. Bitte“, bettelte die Kleine ihre Mutter an. Diesem flehenden Blick der Rehaugen ihrer Tochter konnte sie nicht standhalten und erhob sich ergeben seufzend. „Na gut, was wollen wir denn spielen Schätzchen?“, fragte sie mit sanfter Stimme, stellte ihre Tasse auf dem Tisch ab und strich ihr behutsam über den Kopf. „Ich will verstecken spielen und du musst mich suchen!!“ Mit diesen Worten war der Wirbelwind auch schon die Treppe nach oben gerannt und suchte nach einem passenden Versteck. Ihre Mutter sah ihr kopfschüttelnd nach und zählte leise bis 20. Das Spiel ging eine ganze Weile so, doch bald darauf, wurde es Lynn zu langweilig und sie brachen es ab. Inzwischen war es nach 9 Uhr und ihr Neffe schlief immer noch, deshalb frühstückte sie nur mit ihrer Tochter. „Guck mal Mama, es hat aufgehört zu regnen!“, rief die Kleine plötzlich begeistert aus, sprang von ihrem Stuhl und war schon im Begriff nach draußen zu stürmen, als ihre Mutter sie noch kurz vor der Haustür zu fassen bekam. „Schätzchen, du kannst nicht einfach hinausrennen!“, tadelte sie das stürmische Verhalten Lynns und schob sie wieder in die Küche zurück. Da Marianne ihn nicht wecken wollte, aber unbedingt noch einkaufen musste, schrieb sie ihm einen Zettel, klebte diesen an die Tür von seinem Zimmer und verließ dann das Haus. Lynn hatte sie zu Hause gelassen. Das soll aber nicht heißen, dass sie eine schlechte Mutter war, doch sie konnte Lynn bei dem Wetter unmöglich zum Einkaufen mitnehmen, denn es hatte schon wieder angefangen zu regnen. Außerdem wurde das kleine Mädchen immer sehr leicht krank und das konnte Marianne nun gar nicht gebrauchen. Ihr Chef sah es nicht gerne, dass sie wegen ihres kranken Kindes zu Hause bleiben musste. Also ging sie alleine. Lynn spielte in ihrem Zimmer und Henry schlief immer noch. Gegen zehn Uhr kam Marianne ein wenig nass und voll bepackt mit den Einkaufstüten nach Hause. Inzwischen war der Sohn ihrer Schwester aufgestanden und gerade am Frühstücken. “Ah Henry, du bist doch schon mal aufgestanden. Hier ist ein Brief für dich angekommen, er scheint aus einem fremden Land zu kommen, oder hast du hier schon mal solche Papierverziehrungen gesehen? Wirklich merkwürdig. Na ja, ist ja nicht mein Brief. Äh, wo willst du hin?”, unterbrach sie ihren Redefluss und sah ihn fragend an. “Ich möchte nach oben gehen und mich zum Joggen anziehen. Oder hast du etwas dagegen?”, fragte der Angesprochene. “Nein, nein, ist schon in Ordnung. Im Moment regnet es ja nicht. Geh ruhig.” “Danke, ich bin in spätestens zwei Stunden wieder zurück. Versprochen!” Mit diesen Worten ging Henry auf sein Zimmer und tauschte seine Jeans gegen eine Jogginghose in dunkelblau und seinen Pullover gegen einen schwarzen Sportpullover aus. Anschließend war er wieder die Treppe herunter gegangen, um sich seine Laufschuhe anzuziehen. “Tschüss, bis nachher.”, rief Henry noch, bevor er das Haus verließ. Er konnte ja nicht ahnen, dass es ein Abschied für immer sein würde. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)