Magenta I von Maginisha (Willkommen in der World of Warcraft) ================================================================================ Kapitel 3: Die Reise nach Westfall ---------------------------------- „Non!“, peitschte eine Stimme durch den kleinen Raum der angesehensten Schneiderei von Stormwind. „Non, non, non! Mon Dieux, quelle catastrophe! J'y crois pas!“ Reflexartig duckte Magenta sich und betrachtete gleichzeitig die Ursache für die wüste Schimpftirade. Ok, die Naht war nicht so ganz gerade, aber soo schlimm war es ja nun auch wieder nicht. „Wer 'at diesem Mädchen erlaubt, die Seidenßtoff su benutsen?“, donnerte Schneidermeister Georgio Bolero und sein schwarzer Schnurrbart sträubte sich wild in alle Richtungen. Seine stilvolle Kleidung mit den weiten Hosen, dem seidenen Hemd und den hohen Schaftstiefeln hätten einen Beobachter leicht an den Gestiefelten Kater erinnern können … wenn dieses Märchen denn in Azeroth bekannt gewesen wäre. Jetzt allerdings schien dem Kater eine ganz gewaltige Maus über die Leber gelaufen zu sein. Mit funkensprühenden Augen riss er Magenta ihr Nähstück aus den Händen und wedelte damit wild in der Gegend herum. „Isch verlange ein' Erklärung!“, plusterte er sich auf. In diesem Moment hob eine der Schneiderinnen ihre Hand. Als sie sich entdeckt wähnte, knickste sie nervös. „Das ist meine Schuld, Monsieur Bolero“, gab sie zögernd zu. „Die junge Dame wollte sich in der Schneiderei ausbilden lassen und da dachte ich …“ Ja, das hatte Magenta eigentlich auch gedacht. Auf dem Weg zu ihrem Lehrmeister, Gakin Dunkelbinder, war sie an diesem Morgen an der Schneiderei vorbeigekommen. Kurzentschlossen hatte sie den Laden mit den herrlichen Auslagen betreten um nur mal eben schnell das Nähen zu lernen. Jetzt saß sie hier bereits seit geschlagenen zwei Stunden und selbst das vorgeschnittene Kleid sah irgendwie … nun nennen wir es mal merkwürdig aus. Da war ein Ärmel, wo keiner hingehörte und die aufgesäumte Zierborte zog den Stoff zu hässlichen Falten zusammen. Es war tatsächlich eine Katastrophe. „Was ´abe isch immer gesagt?“, stöhnte der Schneidermeister augenrollend und tupfte sich mit einem spitzenbesetzten Taschentuch die Stirn ab. „Ihr sollt die Anfänger von die Anfänger unterrichten lassen.“ Mit einem etwas gequälten Lächeln wandte er sich an Magenta. „Es tut mir wirklich leid, ma Chère, aber ich fürschte, Ihnen ist kein großer Gefallen getan worden mit diesem Kleid. Wenn Sie wirklich daran interessiert sind, Schneiderin su werden, dann müssen sie erst einmal mit einfachen Sachen anfangen. Aus Leinenstoff.“ Magenta fühlte, wie alle Augen auf ihr ruhten. Es war ihr höchst unangenehm, dass sie die Schneiderin in eine solche Lage gebracht hatte, aber schließlich hatte sie nie behauptet, nähen zu können. So zauberte sie das überzeugendste Lächeln, das sie in diesem Moment zustande brachte, auf ihr Gesicht und nickte ernsthaft. Eigentlich wollte sie auch noch etwas sagen, doch Schneidermeister Bolero hatte schon längst wieder das Interesse an ihr verloren. Stattdessen klatschte er in die Hände und winkte ungeduldig einem der Gesellen. „Vite, Lawrence!“, rief er. „Du wirst dieser jungen Dame nun seigen, wie man eine Leinenrobe macht.“ Dann neigte er sich nahe an das Ohr seines Gesellen und flüsterte eindringlich: „Und sieh zu, dass sie den Stoff auch beßahlt.“ Damit stolzierte der Gestiefelte Kater von dannen und ließ Magenta mit Lawrence allein. Der grinste, nahm Magenta ihr ruiniertes Kleid ab und zeigte ihr dann, wie man mit wenigen Stichen ein einfaches Leinenkleid schneidern konnte. Nach einigen Versuchen bekam Magenta den Dreh raus und das Ergebnis war dann sogar einigermaßen ansehnlich. Etwas zähneknirschend bezahlte sie Stoff und Faden und legte nach einigem Zögern noch ein paar Kupferstück in die immer noch ausgestreckte Hand des Gesellen. Es gab eben nichts umsonst, auch keinen Unterricht in Schneiderei. Um fast ihre gesamte Barschaft erleichtert, aber um zwei Kleider reicher machte sich Magenta dann endlich auf den Weg zu ihrem Meister. Im Keller des „Geschlachteten Lamms“ angekommen, warf Magenta im Vorbeigehen einen sehnsüchtigen Blick auf den Webstuhl der Schattenweber-Meisterin. Wenn sie fleißig übte, würde sie vielleicht auch einmal so etwas herstellen können. Oder sie wurde so reich, dass sie diese Sachen kaufen konnte. Beide Möglichkeiten schienen ihr durchaus attraktiv. Doch jetzt musste sie erst einmal die wieder beschaffte Halskette zurückgeben. Gakin Dunkelbinder war äußerst zufrieden mit Magentas Leistung. Er ließ die Kette mit den roten Steinen wieder und wieder durch die Finger gleiten, während er Magentas Schilderung von den Vorgängen an Brackwells Kürbisbeet lauschte. Als sie geendet hatte, brummte er nachdenklich: „Vielleicht hat euer Diener Recht.“ Pizkol, dem es gar nicht gefallen hatte, dass Magenta von seiner Niederlage erzählt hatte, spitzte die Ohren zwischen seinen Ziegenhörnern. Endlich jemand, der ihn verstand. Vielleicht würde er jetzt tatsächlich von dieser unfähigen Hexenmeisterin befreit werden. Doch offensichtlich sollte es nur noch schlimmer kommen. „Magenta, es wird an der Zeit, dass ihr einen weiteren Diener bekommt“, verkündete Gakin Dunkelbinder feierlich. „Folgt mir zum Beschwörungskreis!“ Unsicher folgte Magenta ihrem Lehrmeister in einen dunklen Gang, der sich wieder einmal schneckenförmig in die Tiefe wand. Er endete in einem weit verzweigten Netz von dunklen Katakomben, in dem Magenta schon nach etwa zwei Minuten vollkommen die Orientierung verloren hatte. So folgte sie ihrem Meister möglichst nah auf dem Fuß und versuchte nicht darüber nachzudenken, was für Knochen da wohl immer mal wieder im Schein der mitgebrachten Öllaterne aufleuchteten. Ratten huschten an ihren Füßen vorbei und man konnte das Wasser an den schimmeligen Wänden herunter fließen sehen. Da machten es die vielen Netze mit den handtellergroßen Spinnen doch fast heimelig. Endlich erreichten Magenta und ihr Lehrmeister einen von mehreren Fackeln schwach erleuchteten Raum. Auf seinem Boden war mit magentafarbender Kreide ein großes Pentagramm auf den Boden gemalt. Runen und andere magische Symbole vervollständigten den Beschwörungskreis, dessen Linien wie von einer inneren Energie zu pulsieren schienen. Auf ein Wort von Gakin Dunkelbinder fingen die Fackeln rundherum an, heller zu leuchten, sodass Magenta erkennen konnte, das sie in der Mitte einer Gruft standen. An den Wänden konnte man die Särge sehen, sorgsam aufgebahrt in den dafür vorgesehenen Nischen. Gakin Dunkelbinder trat an ein Stehpult, auf dem ein sehr altes, mit Lesezeichen versehenes Buch thronte. Er blätterte eine Weile darin herum, dann nickte er und winkte Magenta heran. „Hört gut zu, Magenta“, sagte er ernst. „Ich werde Euch nun einen Leerwandler in diese Welt beschwören. Wenn es Euch gelingt, ihn zu besiegen, wird er Euer Sklave sein. Wenn nicht … nun ja.“ Über das „wenn nicht“ wollte Magenta sich lieber keine Gedanken machen. Etwas ängstlich blickte sie Pizkol an. Der zuckte nur mit den Schultern, verschränkte die Arme vor der Brust und sah gelangweilt zur Decke. Schöne Hilfe, dachte Magenta wütend. Es wird wirklich Zeit für einen neuen Diener. Gakin Dunkelbinder hatte inzwischen begonnen, Beschwörungsformeln vor sich hin zu murmeln. Seine Augen waren geschlossen, doch hinter den Liedern konnte man die Augäpfel hin und her rollen sehen. Dabei umklammerte er die wieder beschaffte Blutsteinkette so fest, dass seine Fingerknöchel weiß hervortraten. Der Beschwörungskreis begann heller zu glühen, kleine Energieblitze lösten sich von ihm und ließen Magentas Haare in alle Richtungen abstehen. Dann begann sich im Zentrum des Pentagramms etwas zu manifestieren. Erst war es ziemlich klein, doch dann riss die Grenze zwischen den Welten mit einem Mal auf und spuckte einen Dämon in die Realität. Mit einem schmatzenden Laut schloss sich der Riss wieder. Der Leerwandler sah eigenartig aus. Am ehesten konnte man ihn noch mit einer enormen, blauen Wolke vergleichen, denn der ganze Körper schien irgendwie aus gefärbter Luft zu bestehen. In einem rudimentär ausgebildeten Gesicht glühten unheimliche Augen, prächtige juwelenbesetzte Armschienen schlangen sich um muskulös wirkende Arme, die in krallenbewehrten Händen endeten. Trotzdem schien all das auf einem wirbelnden Schleier aus Dunkelheit zu schweben. Es war wirklich unheimlich. Auf einen Wink ihres Meisters hin näherte sich Magenta vorsichtig dem dämonischen Geist. Als ihre Füße die Linien des Beschwörungskreises berührten, kam plötzlich Leben in den Leerwandler und er stürzte sich auf Magenta. Ein heftiger Schmerz durchzuckte ihre Arm, als der Dämon mit seinen mächtigen Klauen danach schlug. Entsetzt taumelte Magenta rückwärts und warf, in Erwartung einer riesigen Fleischwunde, einen Blick auf ihren Arm. Zu ihrem Erstaunen war ihr Arm bis auf einem kleinen Kratzer unverletzt, der Schmerz jedoch war grenzenlos. Erneut griff der Leerwandler an und diesmal traf seine Hieb Magentas ungeschützte, linke Seite. Wieder flammte ein heftiger Schmerz in Magenta auf, doch wie schon das Mal zuvor, war ihr Körper augenscheinlich unverletzt. Blind vor Tränen taumelte sie ungeschickt unter einem erneuten Angriff hindurch und inkantierte nun selbst einen Zauber, der ihren Gegner schwächen sollte. Gleichzeitig begann sie, innerlich gegen den Schmerz, der offensichtlich nur in ihrem Kopf stattfand, anzuatmen. Sie würde sich doch nicht von einer blauen Wolke besiegen lassen. Es war ein harter, langer Kampf, der Magenta bis an die Grenzen ihrer magischen Kräfte brachte, doch schließlich warf der Leerwandler in einem letzten Aufbäumen die Arme in die Luft. Einen Augenblick später sanken nur noch die leeren Armschienen zu Boden; der Dämon war besiegt. Müde, verschwitzt, aber überglücklich nahm Magenta wenig später kurze Zeit später die beiden Armschienen in Empfang. Mit ihnen, so erklärte ihr Gakin Dunkelbinder, könne sie nun jeder Zeit wieder den Leerwandler in ihre Dienste rufen. Sie solle allerdings vorsichtig sein, denn eine Beschwörung eines solchen Dieners sei immer mit einer Anstrengung verbunden, die ihr im falschen Moment vielleicht wichtige, magische Reserven entziehen könne. Magenta hörte nur noch mit halbem Ohr zu. Endlich hatte sie einen Diener, mit dem sie etwas anfangen konnte und der vor allem nicht sprechen konnte. Nach einem sehr bescheidenen Mittagessen in der Gaststube des Geschlachteten Lamms beschwor sie noch einmal den „dicken Blauen“, wie sie ihn liebevoll getauft hatte. Da kam mit einem Mal Leben in den sonst so lethargisch wirkenden Wirt. „Ja seid Ihr denn von allen guten Geistern verlassen?“, wetterte er lautstark und wies mit missbilligendem Gesichtsausdruck auf den Leerwandler. „Dummes Ding! Ihr könnt doch nicht einfach mitten vor allen Leute einen Dämon beschwören. Wenn die Stadtwachen das mitbekommen, werden sie Euch sofort verhaften und irgendwo wegsperren, bis Ihr alt und grau seid. Sagt nicht, ich hätte Euch nicht gewarnt!“ Enttäuscht zog Magenta eine Schnute. Da hatte sie schon einmal so einen … na ja, dicken Blauen und dann… Sein Name ist übrigens Jhazdok, meldete sich da eine Magenta nur zu bekannte Stimme in ihrem Kopf. „Pizkol?“ Magenta und sah sich suchend um. „Wo bist du?“ Na, in der Zwischendimension, kam die wenig begeisterte Antwort zurück. Wusstest du denn nicht, dass du nur jeweils einen Dämon befehligen kannst? Solange du diesen dämlichen, hohlen Luftsack mit dir herumschleppst, bin ich dazu verdonnert, Löcher ins Nichts zu glotzen. Magenta wusste nicht, ob sie lachen oder weinen sollte. Jetzt hatte sie schon gedacht, sie wäre mehr oder weniger von dieser quengelnden Landplage befreit, stattdessen hatte sie jetzt seine Kommentare direkt in ihrem Kopf. Das konnte ja heiter werden. Mit einem letzten, bedauernden Blick auf Jhazdok murmelte sie die Formel, die Pizkol wieder in ihre Welt beschwor. Augenblicklich löste sich der Leerwandler auf und an seiner Stelle stand nun wieder der ziegengehörnte und ziemlich sauer aussehende Wichtel. „Und was machen wir jetzt?“, nölte er. „Vielleicht noch ein wenig Einkaufen? Oder noch eine Häkelstunde?“ „Nein“, antwortete Magenta düster. „Ich hab kein Geld mehr.“ „Na fein“, ächzte Pizkol. „Wir übernachten also im Wald oder wie?“ „Vielleicht würde Abumoaham mir was leihen“, überlegte Magenta, während sie langsam in Richtung des Gasthauses wanderte, in dem sie und der Magier die Nacht verbracht hatten. „Klar“, stimmt Pizkol ausnahmsweise mal zu. „So ein Kräuterpflücker hat eigentlich immer Geld. Und außerdem habe ich gehört, dass ein Magier auch Essen herbeizaubern kann. Nicht, dass dir eine kleine Diät nicht gut tun würde, aber du wirst immer so unausstehlich, wenn du hungrig bist.“ Magenta warf Pizkol einen bitterbösen Blick zu und machte sich dann sich auf die Suche nach Abumoaham. Sie fand ihn schließlich vor der Kathedrale des Lichts im Sonnenschein auf einer Bank sitzen. In der einen Hand hatte er einen kleinen Kuchen, von dem noch ein ganzer Stapel neben ihm auf der Bank lag, in der anderen hielt er einen Fetzen Pergament, den er aufmerksam studierte. Als Magenta näher trat sah er auf und ein breites Lächeln trat auf sein Gesicht. „Ah, Magenta“, begrüßte er sie freudig. Schnell räumte er seine Habseligkeiten beiseite, unter denen Magentas neidischer Blick auch einen neuen Kampfstab entdeckte. Sie war sich ziemlich sicher, dass er den heute Morgen noch nicht getragen hatte, denn schließlich hätte er ihn wohl kaum in seinem Rucksack verstauen können. „Was habt Ihr da?“, fragte Magenta neugierig und biss herzhaft in einen der kleinen Kuchen, die Abumoaham ihr angeboten hatte. Er schmeckte nicht schlecht, wenngleich sie doch den Eindruck hatte, dass irgendetwas damit nicht so ganz stimmte. Vielleicht lag es daran, dass er tatsächlich herbeigezaubert war. „Ich nicht so genau wissen“, erklärte Abumoaham mit einem weiteren kritischen Blick auf das Pergament. „Ich gefunden in der Nähe von großem Spiegelsee. Mein Meister mich geschickt um Wasser zu holen, damit er kann prüfen auf magische Rückstände. Ich dort gesehen viele von dieser Defias-Bande.“ „Lasst mich mal sehen.“ Magenta nahm Abumoaham das Schriftstück aus der Hand. Es standen nur Zahlen darauf, die in scheinbar willkürlicher Reihenfolge aufeinander folgten. Aber was bedeuteten sie? Magenta wurde und wurde das Gefühl nicht los, dass sie sich an irgendetwas erinnern sollte, als Pizkol neben ihr aufstöhnte: „Wie lange wird es wohl in etwas noch dauern, bis dir einfällt, dass Surena Caledon von einer Liste über ihre Goldraubzüge gesprochen hat?“ Ja richtig, die andere Hexenmeisterin hatte so etwas erwähnt. Und womöglich war das genau die Liste, die sie so eben in Händen hält. Abumoaham hingegen betrachtete im Moment mit großem Interesse Pizkol, der versuchte, möglichst unschuldig auszusehen. „Woher Ihr noch mal gesagt, kommt diese sprechende Affe?“, sagte er mit gerunzelter Stirn. „Ich vielleicht mir besorgen sollte auch ein Haustier. Es scheint zu sein ziemlich nützlich.“ „Affe?“, zischte Pizkol Magenta zu und seine Flamenaura glühte grünlich auf. „Na ja“, flüsterte sie zurück. „Irgendeine Erklärung musste ich ihm doch schließlich geben.“ Allerdings konnte sie ein Grinsen dabei nicht wirklich unterdrücken. „Darüber reden wir noch“, giftete Pizkol zurück Abumoaham schlug vor, zunächst mit dieser Liste bei der Stadtwache von Stormwind vorstellig zu werden. Beim Anblick der riesigen Wachkaserne wurde Magenta etwas mulmig zu Mute und sie war sich sicher, dass das keine gute Idee war. Und tatsächlich verwies man sie sehr zu ihrem Ärger bereits vor dem Tor an Marschall Dughan in Goldshire. Er wäre dafür zuständig und jetzt sollten sie lieber die Straße räumen. Zähneknirschend machten sich die drei also wieder auf den Weg nach Goldshire. Sie fanden Marschall Dughan über einigen Landkarten in seiner Wachstube sitzend. Er grüßte nur knapp und versank dann wieder in brütendes Schweigen. So nahm Magenta kurzerhand die erbeutete Liste und schob sie ihm direkt vor die Nase. Erst jetzt schien er richtig zu bemerken, wer da vor ihm stand. „Sieh an“, meinte er lächelnd. „Die junge Gnoll-Töterin. Was verschafft mir die Ehre?“ Magenta, die sich irgendwie nicht ganz ernst genommen fühlte, wies auf das Pergament. „Wir haben das da gefunden und haben Grund zu der Annahme, dass sich dabei um einen Plan zur Ausraubung der königlichen Goldminen handelt.“ Der Marschall stutzte und besah sich dann das Fundstück genauer. Dann kramte er ein dickes Buch aus einer Schublade hervor und begann die Zahlen auf dem Pergament mit denen aus dem Buch zu vergleichen. Dabei wurden seine Bewegungen immer fahriger und sein Gesicht begann sich zu röten. „Ihr habt Recht“, stieß er schließlich aufgeregt hervor. „Darüber muss ich sofort Gryan Stoutmantle informieren. Er ist der Kopf der Volksmiliz, die es sich zur Aufgabe gemacht hat, das Ackerland von Westfall zu beschützen. Niemand kennt die Minen im Westen besser als er. Ich werde sofort eine Botschaft verfassen.“ Er zog ein etwas ausgefranstes Stück Pergament hervor, schrieb mit fliegenden Fingern einige Zeilen darauf und versiegelte den Brief mit einem dicken Klecks roten Siegelwachses. „Magenta“, sagte er fast feierlich, „ich weiß, dass Ihr eine mutige, junge Frau seid und Euer Begleiter erscheint mir nicht weniger tapfer. Das Königreich braucht treue Untertanen wie Euch. Würdet Ihr diesen Brief zu Gryan Stoutmantle in Westfall bringen? Ich bin mir sicher, er kann die Hilfe von zwei solch außerordentlichen Kämpfern gut gebrauchen.“ Geschmeichelt nahm Magenta den Brief entgegen, deutet einen Knicks an und schwebte mit stolz geschwellter Brust nach draußen. Abumoaham folgte ihr, sichtlich beeindruckt von der langen Rede des Marschalls. „Na, da habt ihr euch ja einen schönen Bären aufbinden lassen“, schimpfte Pizkol, der draußen vor der Tür in einem Busch auf sie gewartet hatte. „Wieso?“, fragte Magenta verdattert. „Erst einmal wirst du ja wohl nicht auf diese hochtrabende Geschwafel von wegen Königstreue hereingefallen sein“, meckerte Pizkol weiter und Magenta wurde bei jedem Wort ein bisschen kleiner. „Und zweitens hat er sich durch euch gerade praktischerweise einen bezahlten Boten gespart. Wirklich clever. So sieht der gar nicht aus.“ „Euer Affe sein ein bisschen frech“, lachte Abumoaham da und beendete so den herannahenden Streit. „Aber ich ihn trotzdem mögen, irgendwie. Kommt Ihr dann?“ Damit schulterte Abumoaham sein Gepäck und wies auf einen Wegweiser. „Westfall“ stand darauf, die angegebene Entfernung war allerdings schon dem Wetter zum Opfer gefallen. Stumm musterten Magenta und Pizkol sich. Dann zuckte der Dämon mit den Schultern und folgte dem Magier, der schon wieder fröhlich singend voran zog. Leicht verstimmt folgte Magenta den beiden und schwor sich, bei nächster Gelegenheit wieder ihren Leerwandler Jhazdok zu beschwören. Und wenn es nur war, um Pizkol zu ärgern. „Abbefaaaria!“, gellte eine ungeduldig klingende Stimme zwischen den Häusern der nachtelfischen Hauptstadt Darnassus hindurch. Ein Eichhörnchen keckerte vorwurfsvoll und eines der violetten Blätter der alles überschattenden Bäume sank langsam neben Navala zu Boden. Das allerdings war auch alles was sich regte. Von ihrem großen Bruder, den sie bereist seit über einer Stunde überall suchte, war nirgends auch nur eine Ohrspitze zu sehen. Aufgebracht trat Navala nach dem Blatt und lief dann zwischen den baumähnlichen Gebäuden der Händler-Terrasse hindurch. Oben auf der steinernen Empore, wo sonst die Krieger ausgebildet wurden, holte sie tief Luft, um noch einmal zu rufen, als sie plötzlich Stimmen und Gelächter von einem der nahe gelegenen Teiche vernahm. Wenn sie nicht alles täuschte, gehörte eine davon Abbefaria. Sie murmelte eine Formel und stürzte dann auf vier pelzigen Pfoten in Richtung des Lärms. „Fang!“, rief der größte der fünf Nachtelfen und warf den schweren Lederball mit solcher Wucht nach seinem Kameraden, dass der kreischend in Deckung ging und der Ball mit voller Wucht ins Wasser prallte. Eine riesige Fontäne spritzte empor und traf denjenigen, der sich bis dahin faul auf einer Balustrade in der Sonne geaalt hatte, mitten ins Gesicht. „Seid ihr bescheuert?“, brüllte er wütend und wollte schon nach dem auf dem Wasser treibenden Ball greifen, als ihn plötzlich ein Bär ansprang. Dadurch nun völlig aus dem Gleichgewicht gebracht kippte der Nachtelf über die Kante und platschte ebenfalls ins Wasser. Als er hustend und spuckend wieder auftauchte, lachten die anderen vier bereits aus vollem Halse und der kleine Bär ließ höchst schuldbewusst die langen, spitzen Ohren hängen. Er brummte leise. „Das war wirklich eine Glanzleistung, Abbe“, prustete der erste Nachtelf wieder und klopfte dem kleinen Bären auf den Rücken. „Hast du fein gemacht, Navala.“ Der kleine Bär brummte erneut und plötzlich stand wie aus dem Boden gewachsen wieder eine junge Nachtelfe mit kurzen, grünen Haaren auf der kleinen Brücke. Auch ihr hingen die Ohren bis zu den Schultern herab. „Tut mir wirklich leid“, murmelte sie und reichte ihrem triefenden Bruder die Hand, damit er wieder aus dem Wasser kommen konnte. „Was sollte denn das?“, herrschte er sie an und strich sich das Wasser aus den kurzen, blauen Haaren. „Hast du jetzt völlig den Verstand verloren?“ „Abbe, jetzt beruhig dich mal wieder!“, mischte sich nun ein weiterer Elf - es war der, der sich vorhin geduckt hatte - in die Unterhaltung ein. Ein weißer Pferdeschwanz fiel ihm fast bis zur Hälfte des Rückens hinab und im Gegensatz zu den anderen war er lediglich in Stoffkleidung gehüllt. „Ich glaube nicht, dass Navala das mit Absicht gemacht hat.“ Der jungen Nachtelfe standen inzwischen schon fast die Tränen in den Augen und sie nickte nur noch stumm. Abbefaria war sein Ausbruch inzwischen schon fast unangenehm. Er murmelte etwas Unverständliches in seinen Bart, das notfalls als Entschuldigung durchgehen konnte, und stupste seine kleine Schwester in die Seite. „Nun sag schon, was du wolltest?“, meinte er versöhnlich. „Na, die Bärenform“, sagte sie vorwurfsvoll. „Ich habe jetzt endlich gelernt, wie man sich in einen Bären verwandelt.“ „Das musst du Abbe nicht erzählen, der hat's nicht so mit seiner Bärenform“, grinste nun der erste Nachtelf wieder und lümmelte sich zwischen die beiden restlichen Teilnehmer der Szene. Als einer der beiden nicht schnell genug Platz machte, kam ein tiefes Grollen aus seiner Kehle, woraufhin der „Angesprochene“ stumm beiseite rückte. „Er verschwendet seine magische Kraft lieber darauf, andere Leute zu heilen.“ „Ach, halt´s Maul“, fauchte Abbefaria und setzte sich vorsichtshalber ein Stück weiter weg von dem Trio. Ihrem Anführer, der sich selbst irgendwann in „Easygoing“ umgetauft hatte, und seinen zwei Brüdern war so einiges zuzutrauen. Besonders da der jüngste der Drei, den alle nur „Deadlyone“ nannten, angefangen hatte, sich demonstrativ mit einem seiner Dolche die Fingernägel zu säubern. Er grinste Abbefaria herausfordernd an, aber der ging nicht darauf ein. Ihm war jetzt nicht nach einem Duell, selbst wenn es in Darnassus noch so langweilig war. Hier passierte selten etwas. Es gab Eichhörnchen und Gras und Blätter und noch mehr Gras. „Hey, wollt ihr mal mein neuestes Lied hören?“, fragte da Ceredrian, der Nachtelf mit den weißen Haaren. Seine rechte Hand langte nach seiner ständig präsenten Laute. „Nein, du Kaninchenkopf“, knurrte Easygoing. „Tu mir einen Gefallen und verschone mich mit deinem Gejaule.“ „Sei vorsichtig, was du sagst, Cousin“, lächelte Ceredrian mit eisiger Miene. „Sonst könnte es sein, dass du dich irgendwann einmal nackt tanzend mitten im Tempel des Mondes wieder findest.“ „Das würdest du als Priester nicht wagen“, winkte Easygoing ab. „Außerdem hätten die Priesterinnen dann wenigstens mal was zu gucken. Und bis du dieses Gedanken-Kontroll-Dings wirklich beherrscht, mache ich mir sowieso keine Sorgen darüber.“ Jetzt war es an Abbefaria zu grinsen. Es war recht angenehm, wenn nicht immer nur er derjenige war, der den Spott der Gruppe abbekam. „Also ich würde das auch gerne mal sehen“, rief Navala jetzt dazwischen und fing sich dafür einen Katzenkopf von ihrem großen Bruder ein. „Du machst jetzt mal lieber, dass du schön weiter lernen gehst“, schimpfte er. „Na los, ab mit dir!“ Schmollend verzog sich die junge Nachtelfe wieder in Richtung des großen Baumes, in dem die Druiden ihr Heiligtum erbaut hatten. Sie erwiderte noch zaghaft Ceredrians Abschiedswinken, dann verwandelte sie sich wieder in einen Bären und tollte übermütig davon. „Nun ermutige sie nicht noch!“, fauchte Abbefaria den weißhaarigen Elfen an, der inzwischen allen Protesten zum Trotz begonnen hatte, an den Saiten seines Instruments zu zupfen. „Du weißt eben nicht, wie man mit Frauen umgehen muss“, konterte Ceredrian feixend, woraufhin die ganze Gruppe wieder in wieherndes Gelächter ausbrach. „Ach rutscht mir doch alle mal den Buckel runter“, bellte Abbefaria, sprang auf und rauschte nun ebenfalls in Richtung des Druidenbaumes davon. Allerdings wollte er nicht wirklich die heiligen Hallen des Zirkels des Cenarius betreten. Sein Lehrer würde ihn nur wieder fragen, ob er inzwischen die Aufgabe erledigt hatte, die er ihm gestellt hatte. Den ersten Teil davon hatte er in Moonglade, der heiligen Stadt, die nur von Druiden betreten werden durfte, mit Leichtigkeit bestanden. Wochenlang hatte er vorher mit Easygoing zusammen geübt, bis die beiden wirklich mehrere Minuten unter Wasser bleiben konnte, ohne auftauchen zu müssen. Gemeinsam waren sie durch den riesigen See Elune'ara getaucht, um schließlich nass und erschöpft wieder vor ihrem Druidenlehrer zu stehen. Mathrengyl Bearwalker hatte sie beide gelobt und dann mit höchst eigentümlichen Anweisungen wieder weggeschickt. Erst, wenn sie sein Rätsel gelöst und ihm ein Zeichen gebracht hatten, das bewies, dass sie die wahre Bedeutung der Anpassung an das Wasser verstanden hatten, würde er ihnen eine weitere Verwandlung beibringen. Easygoing hatte die Raterei nach einer Weile aufgegeben und gemeint, er würde auch so ganz gut schwimmen. Abbefaria hingegen wollte diese Aufgabe unbedingt erledigen; nur hatte er leider keinerlei Idee wie. Frustriert verwandelte er sich in seine liebste Tierform und schlich auf samtenen Raubkatzenpfoten in Richtung des großen Transport-Kristalls. Nur auf diesem Weg konnte man die Stadt der Nachtelfen betreten oder verlassen. Zwischen den knorrigen Wurzeln eines riesigen Baumes, die so hoch über den Erdboden aufragten, dass sie eine Art Baldachin bildeten, erfüllte ein sanftes, amethystfarbendes Licht die Luft. Es kam von einem mächtigen Kristall, der von unten in den Baum eingelassen worden war. In silbern schimmernde Rüstungen gekleidete Schildwachen patrouillierten ständig auf beiden Seiten des magischen Tores, sodass es eigentlich unmöglich war unbemerkt hindurch zu kommen. Und auch diesmal sollte es Abbefaria nicht gelingen. „Halt, wer da?“, rief eine der Wachen mit heller Stimme und verstellte Abbefaria den Weg. Der gab seufzend seine Tarnung auf und wechselte wieder in seine Nachtelfengestalt. „Ich bin es doch nur“, maulte er. „Und ich will zum Hafen.“ „Nichts da“, ranzte ihn die Wache an. „Du und deine Freunde, ihr habt Ausgehverbot. Ich kann euch nicht durchlassen.“ „Euch?“, stutzte Abbefaria noch, da legte sich schon ein Arm freundschaftlich um seine Schultern. „Ach kommt schon, seid doch nicht so“, lächelte Ceredrian die Wache an. „Wir versprechen auch ganz brav zu sein und keinen Unsinn zu machen.“ „Genau“, erklang Easygoings Stimme von Abbefarias andere Seite und auch der um gut einen halben Kopf größere Druide sah mit einem Mal aus wie ein sprichwörtliche Lämmchen. Die Wache musterte die jungen Nachtelfen kritisch. Sie kannte die drei Unruhestifter genau. Und sie wusste, dass ihr ihre Wachleitende die Hölle heiß machen würde, wenn etwas passierte und man erfuhr, dass ausgerechnet sie diesen Ausgang zu verantworten hatte. Blumenduft umschmeichelte mit einem Mal ihre Nase und sie blickte direkt in ein Paar leuchtender Augen. „Wir sind auch vor Sonnenuntergang wieder zurück“, versprach Ceredrian eindringlich und hielt der Wach-Elfe die so eben gepflückte Blume auffordernd entgegen. „Es liegt uns fern, eine so schöne Frau in Schwierigkeiten zu bringen.“ „Na dann raus mit euch“, lächelte die Wache geschmeichelt. „Und seid pünktlich.“ „Sind wir doch immer“, antwortete Easygoing mit krampfhaft unterdrücktem Lachen. Eilig und vor allem bevor die Wache es sich anders überlegen konnte, stürmten die Drei auf das Kristalltor zu. Als sie es erreichten, schien mit einem Mal der Baum unter ihren Füßen zu verschwinden. Alles in ihrem Kopf dreht sich und war erfüllt von dem hellen Licht. Instinktiv schloss Abbefaria die Augen und öffnete sie erst wieder, als er wieder festen Boden unter sich spürte und der Geruch von Salzwasser ihm in die Nase stach. Sie waren in Ruth'eran, dem einzigen Hafen der abgelegenen Insel, die die Nachtelfen zu ihrer Heimat gewählt hatten. „Ah, süße Freiheit“, grinste Easygoing und streckte sich ausgiebig. „Los, wer zuletzt am Schiff ist, muss die erste Runde bezahlen.“ „Was soll das heißen?“, fragte Ceredrian misstrauisch. „Du willst doch wohl nicht etwa nach Auberdine übersetzen?“ „Doch“, grinste Easygoing noch breiter. „Genau das.“ „Aber ich habe gerade mein Wort gegeben, dass wir pünktlich zurück sind“, protestierte Ceredrian empört und warf die Hände in die Luft. „Man, können wir einfach gehen, ohne dass ihr dieses Spiel dauernd abziehen müsst?“, schaltete Abbefaria sich ein. Normalerweise konnte er sich ja über die Geplänkel der beiden amüsieren, aber heute ging ihm das einfach nur gewaltig auf die Nerven. „Wie der Herr befiehlt“, antwortete Ceredrian und machte eine affektierte Verbeugung vor seinem Freund. „Also: Schiff oder Greif?“ „Schiff!“, antwortete Easygoing sofort. „Ich mag diese blöden Federviecher nicht. Und außerdem ist das Schiff viel unauffälliger.“ „Will heißen, ich muss mich wieder alleine rausreden“, seufzte Ceredrian und machte sich auf den Weg zum Anlegesteg. Der Fährmann war nicht weiter misstrauisch, als ein einzelner, vertrauenswürdig aussehender Nachtelf eine Fahrkarte löste und lichtete bald darauf den Anker. Es beunruhigte ihn zwar etwas, dass sein Fahrgast offensichtlich dazu neigte, Selbstgespräche zu führen, aber im Grunde genommen ging ihn das ja nichts an. Er tat hier nur seine Arbeit und die bestand nun mal darin, Waren und Fahrgäste zwischen der Insel, die die Stadt Darnassus und das umliegende Teldrassil beherbergte, und der Dunkelküste mit ihrem Hafen Auberdine hin und her zu befördern. Besonders viele Fahrgäste hatte er allerdings nie, denn die Nachtelfen zogen es im Allgemeinen vor, unter sich zu bleiben und Gäste waren in Darnassus selten. „Das ist aber das letzte Mal, dass ich das mache.“, zischte Ceredrian den beiden Druiden zu, die getarnt in eine Raubkatze verwandelt neben ihm auf dem Schiff saßen. Die eine Katze gähnte hingebungsvoll. „Ja, ich weiß, dass ich das immer sage, Easy, aber diesmal ist es mein Ernst.“ Die Katze kratzte sich hinter dem Ohr. „Oh, na wie du meinst“, maulte Ceredrian weiter. „Aber das wird dich was kosten, Cousin.“ Die andere Katze verdrehte die Augen und legte dann ihre Pfoten über den Rand der Reling. Ihr Blick heftete sich sehnsuchtsvoll an den Horizont. Abbefaria wäre gerne einmal weiter als bis in das Gebiet der Dunklen Küste gereist. Wie oft schon hatte er am Pier gesessen, an dem das Schiff an- und ablegte, das zwischen den beiden Kontinenten verkehrte. Unbemerkt hatte er die Passagiere aus den östlichen Königreichen beobachtet. Da waren finstere Zwerge ausgestiegen, von oben bis unten - was wohlgemerkt aus Abbefarias Sicht nicht sehr weit war - mit Waffen gespickt und in schwere Rüstungen und Pelze gehüllt. Er hatte Gnome gesehen mit ihren noch kürzeren Beinen und den kieksigen Stimmen und im Besitz von Dingen, die sich vollkommen seinem Verständnis entzogen. Und schließlich waren dort die Menschen gewesen. Abbefaria gab es zwar nicht gerne zu, doch Menschen faszinierten ihn. Sie waren so vielfältig in ihrer Gestalt und ihrer Gesinnung, wie Blätter an einem Baum hingen. Von allen Besuchern, die er in Auberdine je gesehen hatte, waren stets die Menschen diejenigen gewesen, die er am wenigsten einzuschätzen wusste. Diese Wesen, deren Lebensspanne so viel kürzer war als die der Nachtelfen, schienen besessen davon, der Welt ihren Stempel aufzudrücken; ganz so, als könnten die angehäuften Reichtümer und in Stein gehauenen Bauwerke ihnen zu Ewigem Leben verhelfen. Und es gab noch etwas, dass ihn an dem Menschen faszinierte… „Abbe, kommst du jetzt endlich?“ Verblüfft sah der junge Druide auf. Ohne dass er es bemerkt hatte, waren sie in Auberdine angekommen. Ceredrian und Easygoing standen bereits auf dem breiten Steg und Easygoings Schwanz zuckte nervös hin und her. Abbefaria beeilte sich, das Schiff zu verlassen und als sie außer Sichtweite des Fährmanns waren, verwandelte er und Easygoing sich zurück. Sein Blick wanderte kurz zu dem gegenüberliegenden Steg, an dem gerade eines der großen Überseeschiffe anlegte. Neugierig taxierte er die aussteigenden Fahrgäste. „Na, was für dich dabei?“, schmunzelte Ceredrian und stieß Abbefaria spielerisch in die Seite „Na los, schnapp sie dir Tiger.“ “Ach, Schnauze“, brummte der nur. Ihm war heute wirklich nicht nach Scherzen zumute. „Was denn?“, meinte Easygoing grinsend. “Seit wann bist du schüchtern?“ „Es reicht, ok?“, grollte Abbefaria. „Wisst ihr noch die Paladina vor zwei Wochen?“, stichelte Easygoing weiter. „Die mit der üppigen Auslage? Ich hab gedacht, wir müssten Abbe einen Lappen unters Kinn binden, sonst wäre ihm der Sabber noch auf die Brust getropft. War wirklich …“ „Ich hab gesagt es istgenug“, herrschte Abbefaria seinen Freund an. Seine Hände zuckten danach, dem anderen Druiden an die Kehle zu gehen, aber er beherrschte sich. „Wenn ihr noch weiter Witze auf meine Kosten machen wollt, bitte sehr. Aber rechnet dann nicht mehr mit meiner Gesellschaft.“ „Vielleicht wechseln wir einfach mal das Thema“, versuchte Ceredrian den aufkommenden Streit zu schlichten. „Zum Beispiel: Was machen wir denn nun heute? Ich würde vorschlagen, wir gehen erst mal ins Gasthaus. Ich hab einen Bärenhunger.“ Abbefaria zögerte. „Ich sag auch nichts mehr“, ließ sich Easygoing nach einem auffordernden Blick von Ceredrian vernehmen. „Abbe ist aber auch empfindlich, was das Thema betrifft.“ „So wie du, was das Fliegen angeht, Easylein“, flötete Ceredrian und brachte sich dann schnell vor einem Fausthieb seines Cousins in Sicherheit. „Also was ist, kommt ihr nun?“ Die zwei anderen Nachtelfen sahen Abbefaria fragend an. Der verzog das Gesicht zu einer gequälten Grimasse, hob die Schultern und nickt schließlich. So kehrten die drei in dem kleinen, aber sauberen Gasthaus von Auberdine ein, wo sie sich mit Schreitergulasch und Melonensaft in eine Ecke verzogen, um so etwas von den fremdländischen Gästen getrennt zu sitzen. Man gab sich gastfreundlich in Auberdine, das immerhin einen der wichtigsten Häfen von Kalimdor darstellte, doch das hieß nicht, dass einem die Besucher auch willkommen waren. Aber letztendlich waren die durch den Schankraum schwirrenden Gespräche immer wieder eine gern genutzte Quelle für die neuesten Informationen aus den anderen Teilen Azeroths, denn nicht selten traf man hier Reisende, deren Zunge nach der langen Überfahrt nur allzu leicht durch einige Schlucke elfischen Weins gelockert wurden. Über seinen Kelch gelehnt lauschte Abbefaria gerade den poltrigen Erzählungen eines Zwergenpärchens, das sich auf der Durchreise ins Steinkrallengebirge befand, als Easygoing ihn anstieß. „Sag mal, willst du eigentlich immer noch diese Prüfung für die Wasserform machen?“ „Ja, sicher“, gab Abbefaria zur Antwort und nahm einen weiter Schluck aus seinem Kelch. Easygoing grinste. „Zufällig hat mir nämlich ein Vögelchen gezwitschert, dass wir dafür einen Anhänger finden müssen, der wie ein Seelöwe aussieht. Den müssen wir nach Darnassus bringen, dann rückt der alte Bearwalker auch mit der Wasserform raus.“ „Und woher weißt du das alles auf einmal?“, fragte Abbefaria ungläubig nach. „Kennen wir die Antwort auf diese Frage nicht schon“, seufzte Ceredrian und rührte in den Resten seines Gulaschs herum. „Er wird wieder einmal Deadlyone losgeschickt haben, um ihm Informationen zu besorgen, die überhaupt nicht für seine Ohren bestimmt waren.“ „Nein, du irrst, werter Ceredrian“, verteidigte sich Easygoing feixend. „Es war Shadowhunter.“ „Egal welchen deiner zweifelhaften Brüder du zum Spionieren losgeschickte hast, es ist einfach nicht richtig“, tadelte Ceredrian. „Aber immerhin weiß ich jetzt, was wir machen müssen“, winkte Easygoing ab und wandte sich wieder an Abbefaria. „Also was ist, willst du nun Einzelheiten oder nicht?“ Abbefaria überlegte kurz, dann nickte er sehr zum Ärger von Ceredrian, der aufstand und sich an der Theke noch ein Getränk bestellte. Er blieb gleich, um sich noch ein wenig mit der Bedienung zu unterhalten, die von dieser Entwicklung höchst angetan war. Man konnte ihr perlendenes Lachen durch die gesamte Gaststube hören. Easygoing räusperte sich und begann dann zu erzählen: „Bearwalker hat sich wohl mit dem obersten Erzdruiden unterhalten. Wir beide sind seit langem mal wieder ernsthafte Anwärter auf das Erlangen der Wasserform. Er verlangt dafür allerdings, dass wir diesen Anhänger des Seelöwen wieder finden; ein uraltes Relikt, das aus zwei verschiedenen Teilen besteht. Die eine Hälfte repräsentiert dabei die Kraft des Seelöwen, die andere seine Beweglichkeit und Wendigkeit unter Wasser. Erst wenn wir beide Teile anschleppen, wird er uns den neuen Zauber beibringen.“ „Fein“, meinte Abbefaria sarkastisch. „Und dein Bruder hat nicht zufälligerweise auch noch mitbekommen, wo wir diesen Anhänger herbekommen?“ „Na ja“, gab Easygoing zu. „Nicht direkt. Aber sie müssen beide unter Wasser zu finden sein, denn der Erzdruide meinte noch, dass wir ohne unser Training vorher nicht in der Lage sein würden, die Teile zu finden. Ich glaube, sie wissen selbst nicht genau, wo sie sind.“ „Prima“, stöhnte Abbefaria. „Das heißt also, wir dürfen sämtliche Küsten von ganz Azeroth abtauchen, damit wir diese Anhänger finden? Ich glaub´s ja nicht.“ „Ich auch nicht“, ließ sich da Ceredrian vernehmen. Er kam mit drei frisch gefüllten Bechern an den Tisch zurück und seine Augen blitzten schelmisch. „Zufällig habe ich nämlich gerade erfahren, dass eine Expedition von Gnomen vor nicht ganz zwei Wochen einen sensationellen Fund gemacht hat. Es handelte sich dabei um den Teil eines alten Amuletts … und sollen wir mal raten, wie das wohl aussah?“ „Und wo ist der Anhänger jetzt?“, wollte Abbefaria wissen. Ihm schwante bereits nichts Gutes. „Außer Landes gebracht, noch bevor irgendein Elf einen ernsthaften Anspruch darauf anmelden konnte“, erklärte Ceredrian weiter. „Wahrscheinlich wird es jetzt irgendwo in Ironforge ausgestellt.“ „Aber du sagtest, sie hatten nur einen Teil des Amuletts“, hakte Easygoing nach. „Ja“, lächelte Ceredrian. „Genau so ist es. „Und wo ist der andere Teil?“, fragte Abbefaria ungeduldig nach. Warum ließ sich Ceredrian auch nur alles so aus der Nase ziehen? „Ach, ich weiß ja nicht, ob euch nicht schon zu viel geholfen wurde“, murmelte Ceredrian in seinen Becher hinein. „Wenn du nicht willst, dass du morgen alle deine Knochen einzeln nummeriert auf dem Tisch eines Gnoms wieder finden willst, solltest du meine Geduld nicht weiter strapazieren“, knurrte Easygoing und zeigte seine spitzen Eckzähne. „Ist ja schon gut, ich verrate es euch ja“, gab Ceredrian nach. „Die Bedienung hat gesagt, dass die Expedition in der Nähe des Cliffspring-Wasserfalls ihr Lager aufgeschlagen hat. Vielleicht wäre es klug, ihnen einen Besuch abzustatten, bevor sie sich auch noch den zweiten Teil des Amuletts unter den Nagel reißen.“ „Ja, du sagst es, einenBesuch“, grinste Easygoing und ließ seine Fingerknöchel knacken. „Ich wollte schon immer mal einen Gnom verhauen. Widerliche, kleine Teppichratten.“ „Wir reden erst mal mit ihnen, verstanden?“, wies Ceredrian seinen Cousin zurecht. „Vielleicht haben sie den Anhänger ja auch noch gar nicht gefunden.“ Die Schatten der vielen Bäume, die entlang der Dunkelküste ihr karges Dasein fristeten, begannen schon längere Schatten zu werfen, als sich die drei Nachtelfen schließlich in Richtung Norden in Bewegung setzten. Vor ihnen lagen etliche Meilen einsamer, nasser Sandstrand, an dem nicht einmal die Riesen-Krabben sonderlich interessant waren. Nur eines war an dieser Stelle der Geschichte schon sicher: Sie würden nicht pünktlich vor Sonnenuntergang zurückkehren. „Sind wir bald da~aa?“ Entnervt wischte Magenta sich über die Stirn. Schweiß und Staub bildeten eine unangenehm juckende Schicht auf ihrem ganzen Körper und sie hätte eine Menge dafür gegeben, jetzt baden zu können. Oder zumindest stehen bleiben. Und dann erst dieser Wichtel. „Ich weiß nicht, ob wir bald da sind. Frag Abu“, fauchte sie ärgerlich. Der Magier, der sich gerade über eine Pflanze gebeugt hatte, um sie zu ernten, blickt erstaunt auf. „Was sein mit Abu?“, wollte er wissen. „Ach nichts, ich rede mit Pizkol“, murmelte Magenta. Sie konnte dem Wichtel sein Genörgel eigentlich nicht einmal verübeln. Ihr war selbst danach, sich einfach irgendwo in den Schatten zu setzen, doch genau so etwas gab es in Westfall offensichtlich nicht. Riesige, teilweise schon abgeerntete, braun-gelbe Felder erstreckten sich rechts und links des Wegs, so weit das Auge reichte. Auch hier gab es jede Menge Wölfe, die zwar ein graubraunes Fell hatten und laut Abumoaham Kojoten hießen, aber genauso angriffslustig waren, wie ihre Vettern im Wald von Elwynn. Zusammen mit der Sonne, der eintönigen Landschaft und dem ständigen Gezirpe einer ganzen Horde von Grillen ließen sie Westfall alles andere als attraktiv erscheinen. Manchmal waren sie auch an riesigen, mechanischen Erntegolems vorbeigekommen, die verlassen und trügerisch ruhig zwischen den Stoppeln herumstanden. Näherte sich man ihnen jedoch zu weit, so kam mit einem Mal beängstigendes Leben in diese Kolosse. Offensichtlich wild entschlossen, als nächstes Menschenköpfe zu ernten, waren sie Abumoaham und Magenta nachgerannt und hatten dabei die gigantischen, sensenbesetzten Hände wie Windmühlenflügel durch die Luft sausen lassen. Nur mit Mühe waren die drei Abenteurer diesen Maschinenwesen entkommen, wobei Magenta mit Erschrecken hatte feststellen müssen, dass einer der Zauber, den ihr ihr Meister Gakin Dunkelbinder noch mit auf den Weg gegeben hatte, schwieriger zu sein schien, als sie zunächst angenommen hatte. Angeblich sollte der Bezauberte nämlich in panischem Schrecken vor dem Hexenmeister flüchten, aber die Golems hatte das nicht die Bohne interessiert. Einzig Abumoahams Eiszauber hatte wieder einmal Schlimmeres verhindert. Frustriert vor sich hin brütend stapfte Magenta nun also dem immer noch fröhlich singenden Magier hinterher und ließ sich von Pizkol die Ohren volljammern. Ein toller Tag. Nein wirklich. „Und du bist dir ganz sicher, dass wir da vorhin rechts abbiegen mussten?“, fragte Magenta Abumoaham nun sicherlich schon zum ungefähr hundertsten Mal „Abu sich ganz sicher sein. Er Gespür dafür, wo sein der richtige Weg“, versicherte der Magier und reckte zur Bestätigung den rechten Daumen in die Luft. „Dein Wort in Blizzards Gehörgang“, murrte Magenta. „Wie wär´s denn, wenn wir hier mal rechts gehen? Da unten scheint es einen Strand zu geben. Dann könnte man wenigstens mit den Füßen im Wasser laufen.“ Abumoaham blickte zweifelnd in Richtung Wasser. „Ich nicht sicher. Wasser immer haben auch Krokodile. Oder Haifische. Oder Nagas. Es besser, wenn wir bleiben auf den Hügeln.“ „Mir reicht´s langsam mit deinen Hügeln“, schimpfte Magenta. „Ich hab ständig die Hälfte davon in meinen Schuhen, es ist heiß, mir tun die Füße weh und überhaupt ist hier kein einziger Mensch in dieser ganzen, gottverlassenen Gegend. Weißt du was, ich geh jetzt hier rechts und zwar zum Wasser.“ Magenta raffte den Rock und stapfte schnellen Schrittes in Richtung Strand. Sie hörte zwar noch, wie Abumoaham lautstark protestierte und ihr prophezeite, dass sie das noch bereuen würde, doch das war ihr im Moment schnuppe. Etwa fünfzehn Minuten später stellte sie fest, dass der Magier nicht nur Recht, sondern verdammt Recht gehabt hatte mit seiner Weissagung. Ein äußerst scharfer Speer drückte sich mit Nachdruck an ihre Kehle und der Mundgeruch ihres Wächters schlug eine zwei Tage tote Ratte um Längen. Hilflos musste Magenta mit ansehen, wie diese … Dinger ihr Gepäck plünderten, ihre Vorräte fraßen und mit ihrer Unterwäsche auf dem Kopf spazieren gingen. Es war einfach nur zum Heulen. „Hey, du hässlicher Fisch!“ Magentas Worte schrumpften zu einem erstickten Keuchen, als das geschuppte Fischwesen seinen Speer nur noch tiefer in ihren Hals bohrte. Seine riesigen Glubschaugen sahen Magenta heimtückisch an und aus dem mit kleinen, spitzen Zähnen besetzten Maul drang ein bedrohliches Gurgeln. Die gelben Stacheln auf seinem Rücken raschelten, als es einige Laute an seine fischigen Mitwesen richtete und mit einer flossenartigen Hand auf Magenta wies. Die anderen Wesen antworteten ähnlich artikuliert und der Speer wurde von Magentas Hals entfernt. Doch noch bevor sie sich darüber freuen konnte, bohrte er sich schmerzhaft in ihr Hinterteil. Anscheinend wollte man sie irgendwo anders hinbringen. Da Magenta nicht viel anderes übrig blieb, lief sie nun also in der Mitte diese stinkenden Haufens grün und gelb geschuppter Amphibien und fragte sich, was denn wohl noch alles passieren sollte. Nun, wahrscheinlich wirst du als ihr Abendbrot enden, gab Pizkol freundlich zur Auskunft. Der Wichtel war schneller als er einen Feuerball hatte zaubern können, von zwei Speeren durchbohrt worden und hockte nun wieder miesepetrig wie üblich in der Zwischenwelt. Irgendwelche Vorschläge, wollte Magenta wissen. Wie wäre es, wenn du jetzt endlich mal den blauen Windbeutel rauslässt, spottete Pizkol. Du warst doch so scharf auf den. Magenta verzog ärgerlich das Gesicht. Ja, sie hätte Jhazdok jetzt gebraucht, doch die zu seiner Beschwörung nötigen Armschienen klapperten im Moment lustig um die Flossen ihres Wächters. Außerdem hätte sie Zeit gebraucht, um den Leerwandler zu beschwören. Zeit, die ihr diese Viecher bestimmt nicht geben würden. Gerade als am Horizont so etwas wie ein kleines Dorf aus Schilfhütten auftauchte, zerriss ein ohrenbetäubender Schrei die Luft. Etwas … jemand kam die Böschung hinunter gestürmt, begleitet von einem gewaltigen Klappern und dem wiederholten Aufblitzen von Waffen in seinen Händen. „Sterbt, Murlocs!“, hört man den Mann rufen. „Die holde Jungfrau ist mein. Ihr werdet sie nicht bekommen.“ Im nächsten Augenblick war er heran. Mit einem einzigen Streich seiner Axt streckte der Krieger Magentas nächsten Bewacher nieder, woraufhin die Fischwesen in heller Aufregung durcheinander liefen und kopflos in verschiedene Richtungen stützten. Als sie sich allerdings bewusst wurden, dass es sich bei dem Angreifer nur um einen einzelnen Kämpfer handelte, wendete sich das Blatt blitzschnell. Mit einem Mal sah sich der Mann einem guten Dutzend scharfer Speere gegenüber, was seinen Enthusiasmus jedoch nicht im Geringsten dämpfte. Grimmig packte er seine beiden Äxte fester und machte sich bereit für den Kampf. In einem einzelnen Gefecht wäre es dem Mann bestimmt auch gelungen, sie zu schlagen. Dummerweise griffen die Murlocs alle zusammen an, so dass bald nur noch ein wilder Haufen an Armen und Beinen, zu sehen war, von denen immer wieder welche abgetrennt durch die Gegend flogen. Es konnte nur noch eine Frage der Zeit sein, bis einige von ihnen keine Flossen mehr hatten. Steh nicht so herum und halte Maulaffen feil. Tu endlich was Nützliches und beschwör deinen Leerwandler, schimpfte Pizkol in Magentas Kopf herum und holte sie so aus ihrer Starre. Eilig klaubte sie die Armschienen von den Armen des toten Murlocs und murmelte die Formel. Wenige Augenblicke später stand Jhazdok in seiner ganzen, blauen Herrlichkeit vor ihr. „Los, tu was“, herrschte Magenta ihn nun ihrerseits an. „Verbreite Qual und Leiden oder so.“ Gehorsam machte der Leerwandler sich an die Arbeit. Einige der Murlocs, die immer noch fleißig versuchten, den Krieger auseinander zu nehmen, wandte sich nun dem neuen Feind zu. Sie stießen mit ihren Speeren nach dem blauen Dämon, doch wie erwartet hieben sie damit nur durch leere Luft. Einzig wenn sie die Armschienen des Leerwandlers trafen, erschauerte dessen Gestalt etwas. Er wird sich nicht ewig halten können, erinnerte Pizkol Magenta. Wenn die Armschienen zu stark beschädigt werden, wird er sich auflösen. Vielleicht solltest du doch noch einmal diesen neuen Zauber ausprobieren. Magenta sammelte sich. Ihre magische Kraft war durch die Beschwörung schon etwas angeschlagen, aber für ein paar einfache Zauber würde es schon noch reichen. Sie konzentrierte sich und sprach dann erneut den Furchtzauber. Wie von allen Höllenhunden gepeinigt schrie einer der Murlocs plötzlich auf, warf seinen Speer zur Seite und lief in heller Panik davon. Magenta wiederholte den Zauber und erneut packte einen ihrer Angreifer das blanke Entsetzen, so dass er fluchtartig das Weite sucht. Magenta schwankte schon leicht, denn diese Bezauberungen waren anstrengender, als sie gedacht hatte. Da fror mit einem Mal eines der Fischwesen genau vor ihrer Nase ein. „Abu“, seufzte Magenta glücklich, bevor sie taumelnd am Strand zusammenbrach. Das Letzte, was sie hörte war der schreckliche, gurgelnde Kampfschrei der Murlocs. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)