Kennst du die Liebe schon? von Artemensia (Eine Geschichte über die Liebe und Shonen-Ai) ================================================================================ Kapitel 2: Ein Mann wie kein anderer ------------------------------------ Ein Mann wie kein anderer In der Limousine war der Mon Sieur eigentlich sehr aufdringlich gewesen, aber nun, als sie im Wohnzimmer Tee tranken, war er anders... Er schenkte seinem Lavré sogar persönlich Tee ein und war auch sonnst sehr zuvorkommend. //Was ist nur in diesen Mann gefahren?// fragte sich Sebastián im Stillen. //Zuerst schlägt er mich fast zu Brei, und dann auch noch immer dann wenn man es gar nicht erwarten würde! Und jetzt? Ich trau ihm zu, dass er mich gleich wieder fast zu Brei schlägt.// Sebastián schaute den Mon Sieur verstohlen und missmutig an, während er seinen Tee trank. "Was hast du?" fragte der Mon Sieur plötzlich unvermittelt. Sebastián schrekte auf und antwortete: "Nichts, Mon Sieur! Mir gehts gut!" Jackqué nickte zufrieden, lächelte Sebastián an und sagte nichts weiter. Sie tranken zwei große Kannen Tee, aßen einen ganzen Kuchen und ein paar Kekse, aber bisher hatte niemand auch nur noch ein weiteres Wort gesagt. Ziemlich unvermittelt fragte der Mon Sieur: "Willst du baden und dich umziehn?" Sebastián nickte und Mon Sieur Chandall meinte nur: "Komm!" und ging aus dem Wohnzimmer. Sie folgten ein paar Gängen ehe Mon Sieur Chandall endlich in ein Zimmer ging. Das war kein Zimmer!? Das war das Bad! Fast doppelt so groß wie sein Zimmer im Bordell! - Und es war NUR das Bad!? Es war riesig! Es hatte sogar seinen eigenen, wunderschönen, schimmernden Kronleuchter, der durch die Glaskristalle in den verschiedensten Farben schimmerten - war das überhaupt Glas? Alles hier drin war mit Goldgelben Mustern und Tapeten verziert, sogar die Dusche und die Badewanne hatten einen eigenen Goldramen. Und das Waschbecken mit dem riesigen Spiegel drüber erst. Mit den filigransten Goldarbeiten verziert, selbst die Fliesen schimmerten golden. Die Wanne war riesig und machte fast ein viertel - oder etwas weniger- des Bades aus! Die Dusche hing in der Gegenüberliegenden Ecke, am Ende des Raumes ihr gegenüber die Toilette, nicht weniger hübsch als der Rest. In der vierten Ecke war sehr aufwendig das Waschbecken und der Spiegel angebracht worden. Das war ja irre, und hier sollte der kleine Lavré Sebastián baden? Wär ja auch zu schön gewesen! Der Mon Sieur gab nur eine halbe Flasche Schaumbad in die Wanne und ließ Wasser einlaufen. Danach ging er hinaus und Sebastián folgte. Mon Sieur Chandall ging wieder durch einige Gänge und steuerte nun die Küche an, man konnte das Scheppern der Töpfe und die Rufe der Köche schon hören. Er ging einfach hindurch und die beiden fanden sich in dem Aufenthaltsraum der Dienerschafft wieder. //Was der Mon Sieur wohl hier will? Oder will er mich hier einquariteren und mich hier duschen lassen?// Es gingen Sebastián viele Dinge durch den Kopf ehe sie in das kleine Bad der Dienerschafft kamen. Zumindest dachte Sebastián das es das war. Es gab eine Dusche, ein Klo und ein Waschbecken mit Spiegel, und da war auch noch dieses Schränkchen, wahrscheinlich für Seifen und Handtücher, dachte sich Sebastián, doch als der Mon Sieur das Schränkchen öffnete waren da drin unzählige kleine Fläschchen. Fast schon wie Proben eines Parfumés, es gab sie in allen Farben und Formen, einige waren länger oder breiter. Jackqué Chandall nahm ein kleines, schmales Fläschchen heraus öffnete es und roch daran. Danach das zweite. Das wiederholte sich ca. vier Mal, ehe er zufrieden war. Sebastián wusste zwar nicht was das sollte, aber er folgte dem Mon Sieur wie ihm gehießen. Als sie wieder im großen Bad waren schüttete der Mon Sieur den Inhalt des Fläschchens in die halbvolle Wanne und sagte zu Sebastián: "Du kannst hier drin stöbern, du kannst dann das benutzen, was dir zusagt." Er deutete auf den Rand der Wanne, auf der allerlei Flaschen standen und meinte: "Dort sind die Parfumés, Seifen und Shampoos, du kannst sie benutzen wenn du willst. Dort drüben" er deutete auf einen Schrank in der Nähe der Wanne "sind die Handtücher, ich werde dir gleich Anziehsachen bringen." Mit diesen Worten verschwand der Mon Sieur und ließ Sebastián allein in dem überwälltigenden Bad. Sebastián wartete einen Moment, doch dann roch er an jeder Flasche die am Wannenrand stand und beäugte auch die Handtücher. So flauschig. Als die Wanne voll war, zog er sich aus und stieg hinein. Schon nach kurzer Zeit, vielleicht 10 Minuten, kam Mon Sieur Chandall herein und legte die Sachen auf einen Schemel. Sebastián hatte langsam das Gefühl, dass der Mon Sieur ihn nicht mehr bedrängen wollte. Doch kaum hatte er ein wenig Vertrauen gefasst, fasste dieser Mann in die Wanne. Zuerst schlug er mehr Schaum auf, obwohl dort mehr als genug drin gewesen war, aber dann streichelte er mit dem Rücken seiner Finger die Lenden von Sebastián. Das kleine Fünkchen Vertrauen war erloschen. Die Augenfarbe von Sebastián war schon wieder fast helllila gewesen, doch nun verdunkelten sie sich wieder. //Was will dieser Mon Sieur eigentlich?// fragte sich Sebastián, als wenn er die Antwort nicht schon wüsste... Er war ein Lavré, damit fast verpflichtet vergewaltigt zu werden. Mon Sieur sah die Abneigung die wieder in Sebastiáns Augen aufstiegen und ließ ihn wütend allein. Nach dem Baden zog Sebastián sich an und ging ins Wohnzimmer zu seinem Besitzer. Der hatte sich keines Wegs beruhigt, sondern war eher noch wütender geworden und als er jetzt auch noch das gleichgültige Gesicht von Sebastián sah, sprang seine Sicherung durch. Er würgte Sebastián und schrie ihn an: "Kannst du nicht einmal wenigstens glücklich sein? Wenn du dich schon nicht glücklich machen lässt, dann mach andere wenigstens glücklich!" In den Augen von Jackqué stiegen Tränen empor und sie tropften auf das immernoch versteinerte Gesicht von Sebastián. Die Tränen vielen gerade so als würde Sebastián selbst weinen, und erst jetzt bemerkte Jackqué, dass die Augen von Sebastián ihn flehend ansahen. Er ließ ab von ihm und ließ sich in einen Sessel fallen, der in der Nähe stand. Sebastián richtete sich langsam auf und erkannte jetzt endlich, dass der Mon Sieur gar kein so schlechter Mensch war, er war einfach nur ein wenig Jähzornig und er bekam scheinbar immer das was er wollte und da Sebastián zwar tat was er wollte, ihn aber nicht mochte, flippte er aus. Es tat ihm ja leid, aber er mochte ihn trotzdem nicht. "Sebastián?" "Ja, Mon Sieur?" "Es tut mir leid!" Es tat dem Mon Sieur leid? Was denn? Tränen stiegen schon wieder in den Augen des Mon Siuers auf, doch Sebastián schien das nicht zu kümmern. "Was tut euch leid, Mon Sieur?" fragte er stattdessen nur und verbeugte sich. "Was mir leid tut? Du fragst was mir leid tut? Ich hab dich fast umgebracht! Und du fragst was mir leid tut?" Der Mon Sieur war entrüstet. Sebastiáns Art mit dem Mon Sieur zu sprechen hatte sich allerdings nicht geändert, er meinte nur: "Danke, Mon Sieur! Aber ihr müsst euch nicht entschuldigen, wenn ihr euer Eigentum beschädigt!" //Mein Eigentum? Er ist ein Mensch keine Sache! Achja er ist ja ein Lavré.// Der Mon Sieur lehnte sich in seinem Sessel zurück und überlegte, Sebastián stand die ganze Zeit, halb verbeugt, neben ihm. Sebastián merkte, dass der Mon Sieur ihm nichts Böses wollte, aber er mochte ihn trotzdem nicht. Aber wie man ja bekanntlich weiß: Hass und Liebe trennt nur ein hauchdünner Grad. Es zog sich noch eine ganze Woche hin: Der Mon Sieur wollte ihm entweder an die Wäsche oder er war freundlich und zuvorkommend oder er hatte einen seiner Wutanfälle. Das schlimmste war, dass Sebastián ihn nicht einschätzen konnte. Wenn er zum Beispiel in einem Moment freundlich war, dann konnte es passieren, dass er von der einen zur anderen Minute einen Wutausbruch bekam. //Ist das bei dem eigentlich normal? Wahrscheinlich hat er deshalb keine Frau! So Jähzornig wie der ist!// dachte sich Sebastián eines Abends. //Man weiß nie was er in der nächsten Sekunde macht!// Am nächsten Morgen schien alles anders zu sein: Sebastián kam gerade ins Wohnzimmer, da saß der Mon Sieur und schien auf ihn zu warten. Als Sebastián das Wohnzimmer betrat stand er auf und nahm ihn in den Arm. Warum nahm der Mon Sieur Sebastián plötzlich so in den Arm? Das hat er ja noch nie getan! Er hat ihn wenn dann aufdringlich in den Arm genommen, aber dieses Mal hatte Sebastián das Gefühl er durfte und konnte ihn einfach wegschupsen, was er natürlich nicht tat! Er war schließlich nur ein Lavré der zu tun hatte was sein "Meister" wollte. Plötzlich merkte Sebastián, dass Wassertropfen in seinen Nacken liefen. Weinte der Mon Sieur? Ja, er weinte, sogar sehr! "Verzeih mir Sebastián! Verzeih!" meinte er nur immer wieder. Sebastián wusste nicht genau was er zu tun hatte oder wie ihm geschieht. Was sollte er nur verzeihen? Rein intuitiv nahm er den Mon Sieur in den Arm und meinte mit einer noch nie dagewesenen beruhigenden Stimme: "Was auch immer ich euch verzeihen soll, ich habe nichts zu verzeihen! Ihr habt nichts frevelhaftes getan!" (Nichts frevelhaftes? Der Typ spinnt doch: Seine Stimmungsschwankungen, einmal wollte er ihn sogar fast umbringen!!) Jackqués Tränen versiegten langsam und am Ende saßen beide nur noch stumm auf der Couch. //Er hat zum ersten Mal richtige Gefühle gezeigt!// Was sowohl Jackqué als auch Sebastián dachten. War das möglich, dass zwei aus so verschiedenen Welten sich doch langsam finden konnten? Liebe und Hass sind nur einen hauchdünnen Grad von einander entfernt! Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)