Every Saga von Jim ================================================================================ Kapitel 5: Finding Sora ----------------------- Keyhole 05: Finding Sora Über ihnen wehte der Wind sanft durch ein paar Bäume. Sie lagen beide nebeneinander auf dem Waldboden und in der Ferne sangen einige Vögel. Allerdings dauerte es ein wenig bis sie auch nur ansatzweise begriffen das etwas geschehen war. Es war alles viel zu schnell geschehen als das sie begriffen hatten, was geschehen war. Schließlich setzte Tsuchi sich aufrecht hin. Er nahm einen tiefen Zug der gesunden, frischen Abendluft und atmete aus. Dann fuhren seine Hände über seinen Körper, nur um zu testen ob auch noch alles dran war. "Scheinbar leben wir noch...", bemerkte er leise. Als er keine Antwort bekam blickte er zur Seite rüber und bei dem Anblick erschauderte sogar er. Gewohnt war er einiges, aber wenn ein Mädchen mit glasigem Blick, offenem Mund und Speichelrinnsal aus dem rechten Mundwinkel neben ihm lag... da brauchte auch er erst einmal einen Augenblick um alles zu verarbeiten. "Verfluchte Scheiße...!" *** "Was ist passiert?" Erneut stand sie vor den Gitterstäben. Die Tür war nicht mehr da... sie war es schon nicht mehr gewesen, als sie nun zum zweiten Mal hier aufgetaucht war. "Du hast die Warnzeichen deines Körpers ignoriert und dich von deiner Wut leiten lassen.", knurrte die Stimme, "Dein Körper hat die Belastung nicht mehr mitgemacht und ist kollabiert." "Bin ich... tot?" "Nein - bist du nicht. Aber viel gefehlt hätte nicht mehr." "Sag mal... wer bist du eigentlich?" "Ich bin deine verborgene Kraft. Ich bin so etwas wie die Barriere die jeder in sich trägt... die körperliche Grenze. Wenn ich frei komme wird dein Körper vernichtet." "Darum wolltest du mir nicht deine gesamte Kraft geben...", stellte Kairi murmelnd fest und senkte ihren Blick auf den Boden. "Solange du lebst, lebe auch ich. Wenn du stirbst, außer ich werde befreit, sterbe auch ich. Es ist zwar kein schönes Dasein, aber ich friste es lieber hier als ausgelöscht zu werden. Aber wenn du nicht lernst mit deiner Kraft umzugehen dann ist es bald soweit." "Ich... ich werde vorsichtiger sein." *** Langsam schlug sie ihre Augen wieder auf und zuerst war vor Kairis Augen alles ein wenig verschwommen. Dann wurden die Linien schärfer, die Kontraste klarer und sie erblickte sattgrünes Blattwerk. Ihr Körper fühlte sich schwach an und ihr Kopf schmerzte höllisch. Sie spürte den Schmerz sogar in den Augen! "Na... hast du ne Pause eingelegt?" Tsuchi beugte sich über ihr Gesicht und musterte sie ein wenig. "Siehst aus wie nach einer schlimme Sauftour.", stellte er fest und blickte ihr dabei in die Augen, "Das Essen ist gleich fertig, ich hab was im hier im Wald gefangen." "Kopfweh...", brachte sie nur heraus. "Dagegen hab ich nichts mit - aber iss erst mal ein wenig was... hoffen wir einfach das es dich wieder fit macht." Er ging zu dem Stück Fleisch herüber, welches auf einem Holzstock über einer Flamme hing und riss ein Stückchen aus dem Fleischbrocken heraus. Neben Kairis Gesicht lies er sich ins Gras plumpsen und riss ein kleines Stück vom Fleisch ab, welches er Kairi in den Mund steckte. Das Fleisch schmeckte längst nicht so gut wie das, was sie kannte - aber es musste einfach reichen! Sie war sich bewusst das es im Moment nicht die große Auswahl gab und hoffte, dass ihr das Fleisch wirklich wieder zu Kräften verhalf. Immerhin war es einigermaßen gut durch. "Guter... Jäger...", lobte sie ihn schwach. "Von einer Jagd kann keine Rede sein...", er wandte seinen Blick auf das Stück Fleisch, "Es wurde vom Blitz erschlagen." Kairi schluckte den Bissen herunter. Diese Antwort tropfte ja förmlich vor Sarkasmus, denn es war klar wer der Verursacher des Blitzschlages gewesen war, welcher das Tier getötet hatte. "Ich war vorhin mal in den Baumkronen und habe eine riesige Stadt gesehen.", berichtete Tsuchi, "Anscheinend sind wir in so einer Art feudalem China gelandet. Wenn du wieder fit bist sollten wir uns dort mal umsehen." "Mh...", Kairi nickte. Im Moment war sie noch zu geschwächt als das sie hätte einen richtigen Satz entgegenbringen können, aber sie war mit dem Vorschlag einverstanden. Wozu sollten sie im Wald herumstromern, wenn es doch eine große Stadt in unmittelbarer Nähe gab? Immerhin war es möglich, dass Sora hier gewesen sein könnte. "Bisher sind auch noch keine Herzlosen aufgetaucht.", Tsuchi schaute sich bei diesem Satz misstrauisch um, als würde er damit rechnen, jeden Moment von hinten attackiert zu werden, "Aber irgendwie traue ich der Stille nicht... ich fühle mich beobachtet." Kairi spürte im Moment nicht viel, außer diesem Schmerz, welcher sie immer noch auf dem Boden festhielt. Es gefiel ihr nicht sich so von Tsuchi bemuttern lassen zu müssen, und sie war sich sicher das dies auch keine Aufgabe war, die Tsuchi Freude bereitete. Sie schätze ihn als jemanden ein, der vollkommen gefühlskalt gegenüber Leute war, denen er nicht traute - aber wenn er erst einmal näheren Kontakt zu jemandem aufgenommen hatte, dann war er vollkommen anders. Riku war auch so... Zuerst war er sehr kalt und abweisend gewesen, doch als sie sich näher kennen lernten hatte sie entdeckt, das Riku eigentlich sehr nett war. Sora war dagegen das genaue Gegenstück. Er war offenherzig und von Anfang an freundlich zu jedem, bei dem er das Gefühl hatte, dass er nett war. *** Es waren gut anderthalb Tage vergangen, seit sie in dem Waldstück aufgewacht waren. Kairi hatte sich inzwischen wieder erholt. Und obwohl sie noch nicht wieder ganz auf dem Damm war, hatte sie darauf bestanden weiter zu gehen. Dass sie gut einen Tag nur hatte liegen können, hatte sie mehr als nur wütend gemacht - sie war immerhin auf der Suche nach Sora und hatte keine Zeit nur herum zu liegen! Im Moment gingen sie auf die Stadt zu die Tsuchi von den Baumwipfeln aus gesehen hatte. In alle anderen Richtungen hatte sich bloß der Wald bis zum Horizont erstreckt. Also war es das logischste gewesen in die Richtung der Stadt zu gehen. Während der kleinen Wanderung sprachen sie kein einziges Wort, denn es gab einfach nichts was sie sich zu sagen hatten. Schließlich übertraten sie die Grenze vom Wald zur Stadt und Kairi kam aus dem Staunen kaum noch heraus. Das was sie vor sich sah, kannte sie nur aus Filmen und Geschichtsbüchern. "... feudalem China..." Die Stadt sah wirklich aus wie das alte China. Sie hatten direkten Einblick in eine Straße, die einfach nur getretenes Erdreich war, über die Leute Wagen hinter sich her zogen, mit verschiedenen Tieren vorbeischritten oder einfach nur miteinander redend vorbeizogen. Auch die Kleidung der Leute, die sie erblicken konnte, wies darauf hin das sie sich irgendwo im Mittelalter zu befinden schienen. Zögernd schritten sie weiter auf die Straße hinaus. Tsuchi blickte sich neugierig um, verbarg diese Neugierde jedoch im Vergleich zu Kairi, welchen keinen Hehl daraus machte, dass sie total fasziniert war. Vor allem die Baukunst der Häuser hatte ihr schon immer gefallen. Und auch das viele Häuser goldene, kunstvolle Verzierungen hatte, beeindruckte sie sehr. Scheinbar waren sie durch die Seitenstraße, die in den Wald hineinführte, auf die Hauptstraße der Stadt gelangt - denn sie war merklich breiter und belebter, als es von ihrem ersten Standpunkt aus zu sehen war. Und kaum hatten sie die Straße betreten blieb scheinbar alles um sie herum stehen. Als wäre sie zwei Geister starrten die Leute sie an. Eilig schritten zwei Männer auf sie zu. Sie trugen Rüstungen, hielten beide in einer Hand eine Hellebarde und trugen auch beide je ein Schwert an der Hüfte. "Wer seid ihr und wo kommt ihr her?", wollte einer der Männer mit grobem Ton wissen. "Wir suchen einen Jungen Namens Sora.", antwortete Tsuchi. "F... Freunde von Sora?", der Mann wirkte erstaunt, "Ihr seid Freunde von Sora?" "Sozusagen. Könnt ihr mir sagen wo er ist?" "Sora! Sora!" Die zweite Wache lief so rasch wie sie gekommen war wieder davon und direkt in ein Restaurant herein. Nach kurzer Zeit kam er wieder heraus... mit einem Hund der auf den Hinterbeinen ging, einer Ente die auch den aufrechten Gang beherrschte und einem Jungen im Schlepptau. "Das sind die zwei Menschen die euch sehen wollten." Die Wache verneigte sich knapp vor Sora. "Kairi...?" Kairis Miene hellte sich schlagartig auf und sie rannte laut Soras Namen schreiend auf ihn zu und fiel ihm um den Hals. Der Junge wurde beinahe zu Boden gerissen, doch er schaffte es noch im letzten Moment sein Gleichgewicht zu finden. Kairi weinte vor Freude. Es war ihr nicht peinlich, dass sie alle anstarrten - sie war einfach nur glücklich. Sie war so glücklich Sora endlich gefunden zu haben. Schluchzend zog sie seinen Duft durch die Nase so tief ein, wie es nur ging. Sora strich ihr lächelnd über den Kopf. "Shhhhht...", machte er und drückte sie ein wenig an sich, "Ist ja gut." Die Ente und der Hund schienen die Situation zu begreifen, obwohl sie Kairi offenbar nicht kannten - jedenfalls verhielten sie sich so. Tsuchi stand ein wenig Abseits von alldem. Er war nicht voller Freude auf seinen Bruder zugerannt, den er schon so lange gesucht hatte. Nein... es war eher so, dass er mit Habichtsaugen die Situation beobachtete und dann kurz missbilligend schnaufte. "Tsuchi... bist du es wirklich?" "Allerdings." "Donald, Goofy - das ist Tsuchi, mein Bruder.", stellte er ihn der Ente und dem Hund vor, "Wie geht es dir? Wie geht es Mum und Dad?" "Nun... das ist der Grund warum ich hier bin.", begann Tsuchi, "Sie sind gestorben Sora!" Von einer Sekunde auf die Nächste weiteten sich Soras Augen und er wurde ein ganzes Stück bleicher. Man konnte an seinem Gesicht sehen das er es nicht zu glauben schien. Leicht zitternd löste er sich von Kairi und trat einen Schritt auf Tsuchi zu. "Was hast du gesagt?" "Sie sind tot - unsere Eltern sind tot!", wiederholte der blonde Junge seine Aussage und die Keyblade erschien in seiner Hand, "Und ich mache dich dafür verantwortlich!", er richtete die Waffe auf seinen Bruder. "Was?!" "Herzlose griffen an und ich konnte sie alleine nicht alle zurückhalten. Sie haben unsere Eltern genommen und die Dunkelheit hat sie verschlungen. Wärst du da gewesen hätte das verhindert werden können!", seine Stimme wurde zunehmend lauter, "DU allein bist Schuld am Tod unserer Eltern! DU allein bist Schuld daran, dass sie zu Herzlosen wurden! Und dafür werde ich dich töten!" Kaum hatte er diese Aussage getan zogen viele der Männer Schwert die sie an ihren Hüften trugen und kamen einen oder zwei Schritte auf Tsuchi zu, dieser reagierte daraufhin jedoch kein Stück. "Dieser Junge hat mit seinem Mut meine gesamte Familie vor dem Tod gerettet - ich werde es nur über meine Leiche zulassen, dass du ihn anrührst.", machte einer seinen Standpunkt klar. "Bei mir war es genauso!" "Bei mir auch!" "Und bei mir ebenfalls!" Weitere Männer bestätigten diese Geschichte mit ihrer eigenen Familie. Doch Tsuchi war dies egal. Es interessierte ihn ganz offensichtlich nicht im geringsten was die Männer zu sagen hatten. "Das kann doch nicht dein Ernst sein!", meine Kairi verheult, "Dafür hast du ihn gesucht?! Du hast die ganze Reise auf dich genommen um ihn für den Tod deiner Eltern verantwortlich zu machen?! Das war dein Motiv?!" Tsuchi rammte die Keyblade in den Boden und streifte seinen schwarzen Mantel ab. Er trug darunter ein schwarzes, ärmelloses Shirt. Seine relativ bleiche Haut stand in einem ziemlich krassen Kontrast dazu, aber irgendwie passte es zu ihm. Er nahm das Schlüsselschwert wieder in die Hand und zog es aus dem Boden. "Nein Kairi... mein Motiv war es, ihn dafür zu töten!", antwortete er, "Und wenn es auch nur ein einziger von euch wagt sich mir in den Weg zu stellen wird es mir eine Freude sein ihn vom Nabel bis zum Scheitel aufzuschlitzen!", drohte er. Kairi schluckte. Sie hatte bei Tsuchi mit vielem gerechnet, aber DAMIT nicht! Vor allem Begriff sie es immer noch nicht ganz; er hatte die ganze Zeit so nach Sora gesucht und sie hatte gespürt, dass er ihn wirklich hatte finden wollen... und das alles nur um ihn zu töten? Nein! Irgendetwas konnte daran nicht richtig sein! Kein normaler Mensch würde das auf sich nehmen. "Aber vielleicht ist er gar nicht so normal wie du dachtest...", fuhr es ihr durch den Kopf, als sie in Tsuchis Augen blickte, während er seine Drohung aussprach. Er wirkte so... wahnsinnig - es war auf jeden Fall ein Ausdruck in den Augen zu sehen, wie ihn Kairi bei noch keiner Person gesehen hatte. Die Augen schienen förmlich nach Sora zu schreien... oder besser gesagt nach seinem Blut! Ja - sie wollten sein Blut sehen, um jeden Preis! "Warum Tsuchi...?" Sora schien die gesamte Situation nicht zu verstehen. "Warum?!" "Weil du unsere Eltern im Stich gelassen hast!", antwortete er kaltblütig, "Du hast eine Keyblade, ich weiß es. Zieh sie... oder du wirst schneller sterben als du es dir je erträumt hast." Sora zitterte immer noch leicht, ballte dann aber seine Faust und wie von Zauberhand war seine Keyblade darin erschienen. "Sora!", Donald stellte sich neben ihn, "Wir werden dir helfen!" "Nein. Das ist mein Kampf... es geht hier nur um mich - ihr werdet nichts tun." "Aber..." "Keine Widerworte!", zischte er scharf. Donald schritt wieder zurück zu Goofy und Kairi. Er war nun schon sehr lange mit Sora auf der Reise, und noch nie hatte er ihn SO erlebt. Nur zu gut wusste er um Soras Können mit dem Schlüsselschwert, und auch den Einsatz von Magie beherrschte er sehr gut - er würde nicht verlieren! "Wie konntest du nur zu den Herzlosen übergehen?", Sora schüttelte den Kopf. "Ein Herzloser?!", wiederholte Tsuchi laut und musste unweigerlich in schallendes Gelächter ausbrechen, "Ich bin alles andere als ein Herzloser! Wenn dem so wäre, dann hätte ich Kairi nicht zu dir geführt sondern sie in Traverse Town gelassen. Aber zwei reine Herzen finden ihr Ziel schneller, wenn sie gemeinsam sind. Auch wenn sich unsere Herzen in ihrer Reinheit... ein wenig unterscheiden. Aber das ist egal." Er rannte auf Sora zu, doch dieser parierte den Schlag gekonnt. So oft hatte Sora bereits mit der Keyblade gekämpft, da waren die Angriffe die mit dem Schwert kamen für ihn kein Problem. Der braunhaarige Junge beherrschte seine Waffe ohne jeden Tadel und es erklang immer ein metallisches Geräusch, wenn die Klingen aufeinander trafen. "Besinn dich wieder Tsuchi!", bat Sora, während beide ihre Schwerter gegeneinander drückten und jeder versuchte, die Oberhand zu gewinnen, "Was hätte ich tun können?! Wie hätte ich sie retten sollen?!" "Wärst du nur da geblieben... das hätte gereicht. Weißt du nach wem sie auf der Suche waren Sora... nach DIR! Sie wollten gar nicht mich oder deine Eltern, sie wussten bis dahin ja nicht mal das ich eine Keyblade besitze... nein, sie waren auf der Suche nach dir!" Die beiden Jungen schauten in das Gesicht des jeweils anderen und Sora biss sich ein wenig verzweifelt auf die Unterlippe. Er hatte seinen Bruder immer so geliebt, wie man einen Bruder nur lieben konnte - und nun war er in einer Situation, in der es um sein Leben ging! Kämpfen war das letzte was er wollte... er war des Kämpfens müde - er wollte nicht mehr! Seit er in diese Welt gekommen war, war das einzige was er hatte tun können kämpfen! Und dazu hatte er nun einfach keine Lust mehr... und dennoch blieb ihm, dem Retter unzähliger Welten, keine andere Wahl. Doch dann gingen einige Rucke durch Tsuchis Körper und er fiel beinahe nach vorne. Sora schritt zur Seite hin und Tsuchi taumelte nach hinten. In seinem Rücken steckte ein gutes Dutzend an Schwertern. "Stirb du Hund!", brüllte einer der Männer und wollte noch einen nachsetzen. Doch Tsuchi war schnell wie ein Blitz herumgeschossen. Mit einem Tritt in die Magengrube stoppte er den Angreifer rasch. Dann benutzte er seine Schulter als Trittleiter nach oben, drehte sich in der Luft mit der Frontseite seines Körpers dem Erdboden entgegen und landete im Fall einen harten Tritt auf dem Schlüsselbein seines Angreifers. Schließlich landete er auf den Füßen und Händen und richtete sich wieder auf, während der Mann winselnd am Boden lag - kein Wunder bei der Kraft, die er in seine Attacken gelegt hatte. Sein das Shirt begann an seinem Rücken einen feuchten Glanz anzunehmen, vor allem an den Punkten, wo die Schwerter in seinem Körper steckten. Sora blickte seinen Bruder entgeistert an. Gegen das Kämpfen war er inzwischen ziemlich abgestumpft, aber wenn er so etwas bei einem Menschen sehen musste erschauderte er immer wieder aufs Neue - vielleicht konnte man sich an solche Anblicke nie gewöhnen. Tsuchi sah das Gesicht seines Bruders und grinste lediglich. "Wenn du glaubst das mir das Schmerzen bereiten sollte, dann irrst du dich gewaltig Bruder.", er riss sich das Shirt, dass offensichtlich nur aus dünnem Stoff bestand, mit einer Hand vom Körper und entblößte damit eine riesige Narbe, welche schräg über seine Brust verlief, "Das ist von dem Herzlosen der unsere Eltern auf dem Gewissen hat... seit diesem Schlag spüre ich keinen Schmerz mehr." Kairi ballte ihre Fäuste. Langsam aber sicher bekam sich Mitleid mit Tsuchi. Was muss er doch für ein schweres Leben gelebt haben, was für einen Hass auf seinen Bruder musste er entwickelt haben? Das rechtfertigte natürlich nicht den Mord an Sora, und wenn sie könnte hätte sie ihm geholfen, doch allein das stehen und zuschauen strengte sie an. Sie konnte ihrem Freund, nach dem sie so lange gesucht hatte, nun nicht helfen... er musste es aus eigener Kraft schaffen. "Aber selbst, wenn es schmerzen würde...", ein grüner Glanz legte sich über seinen Körper und die Schwerter fielen der Reihe nach aus seinem Körper heraus, "... so würde die Magie alle Wunden heilen." Ein Pfeil bohrte sich vor Tsuchi in den Boden und sein Blick wanderte nach oben. Auf einem Dach stand eine vollkommen schwarze Person, mit zwei gelben Augen, in einer Samurairüstung und zielte mit einem Bogen ohne Pfeil auf Tsuchi. "Ein Herzloser?!" Schlagartig erschienen überall kleine schwarze Wolken aus denen sich binnen weniger Sekunden weitere Schützen gebildet hatten. Sie alle zielten praktisch nur auf Tsuchi und Sora. Die Zivilisten, welche sie verwirrt und perplex ansahen, schienen sie gänzlich zu ignorieren. "Herzlose!", brüllte einer der Männer, "Zu den Waffe...!" Seine Stimmte brach abrupt ab, als ihn eine Hand an der Kehle packte und ihm die Luft abschnürte. Tsuchis Augen weiteten sich. Es war schon wieder die verhüllte Person, gegen die er bereits einmal angetreten war. "Das kann ich leider nicht dulden.", meinte die Person und drückte fester zu, sodass der Kopf mit einem lauten Knacken nach hinten knickte. Und mit völliger Belanglosigkeit lies die Person den Mann fallen und schritt etwas auf Sora zu. "Sora... es ist so lange her das ich dich richtig gesehen habe." "Wer bist du?" "Du kennst mich nicht... na ja... eigentlich hatten wir auch nie direkt miteinander zutun. Allerdings hatte ich sehr viel mit einem Mann namens Ansem zu tun... vielleicht erinnerst du dich noch an ihn?" Wie hätte er ihn vergessen können? Ansem - der Anführer der Herzlosen und derjenige, der an Rikus Tod verantwortlich war! Wie sehr hasste er diesen Namen doch. Aber immerhin war es ihm gelungen Ansem ein für alle Mal auszulöschen. Das war zwar nur ein schwacher Trost im Vergleich zum Verlust von Riku, aber es war nun einmal geschehen - das Leben war grausam, und das hatte Sora inzwischen begriffen. Es erklang ein zischendes Geräusch und einer der Herzlosen löste sich auf. Das Geräusch wiederholte sich mehrere Male und mit jedem Mal verschwand ein Herzloser. Und noch bevor er es richtig begriff, legte sich eine Hand um Tsuchis Keyblade und löste ihn mit einem brutalen Tritt von seiner Waffe. Im Flug nahm er den Unbekannten mit und sie rutschten beide über den Boden. All dies war in gut drei Sekunden geschehen. Sora sah die Person mit Tsuchis Keyblade in der Hand verwirrt an. Eine schwarze Kapuze verhüllte ihr Gesicht. Dann breiteten sich schlagartig zwei schwarze Federschwingen am Rücken der Person aus und von ihnen lösten sich unzählige Federn, die vom Wind getragen durch die Stadt und darüber hinaus flogen. Und schließlich zog die Person ihre Kapuze vom Kopf. "Meine Schuld ist beglichen." "Ri... ku?" Langsam wurde Sora das alles zuviel. Zuerst tauchte Kairi wieder auf, dann sein Bruder ihn umbringen wollte und nun auch noch Riku... dabei hatte er selbst noch geholfen die Tür zur Welt der Herzlosen von innen zu schließen - er war gestorben! "Es tut mir leid das wir uns so wieder sehen Sora...", er steckte die Keyblade in den Boden, "... aber ich habe keine Zeit mehr. Ich kann dir nicht weiter helfen... verzeih mir bitte." "Was soll das heißen?" "Nun... die erwarten mich da unten schon.", der silberhaarige Junge blickte zu Boden, "Ich hätte mein Herz nie der Dunkelheit offenbaren sollen - es war mein Fehler und nun zahle ich dafür." Vor ihm öffnete sich ein Schlund aus dem eine Wärmewelle, begleitet von einigen Flammen, schlug. Eine Hand die aus glühendem Metall zu bestehen schien kam daraus hervor und umgriff Riku. Dieser stand einfach nur regungslos dort und wehrte sich nicht - denn er wusste das es sinnlos wäre. Er hatte einen Pakt mit der Dunkelheit geschlossen, verloren und zahlte und den Preis dafür - es war mehr als gerecht, dass wusste er. Und er war froh, dass er wenigstens noch seine Schuld bei Sora hatte begleichen können, welcher ihn immerhin am Ende von der Dunkelheit hatte befreien können. "Vielleicht sehen wir uns ja im nächsten Leben wieder..." "Riku!" Kairi und Sora streckten beinahe synchron ihre Hände aus um nach ihm zu greifen, doch die glühende Hand war bereits wieder in der Erde verschwunden und der Schlund schloss sich binnen weniger Sekunden. Tsuchi und der Unbekannte hatten sich inzwischen wieder voneinander gelöst. Sora nahm die zweite Keyblade in die linke Hand und überdachte seine Optionen noch einmal. Es gab vieles was man tun konnte, aber nur wenig was davon auch wirklich durchführbar war. "Wer bist du?", wollte Sora schließlich von dem Unbekannten wissen. "Ich bin sozusagen der Lehrling von Ansem - den du umgebracht hast!", langsam wickelte er die Kopfbedeckung an, "Mein Name ist Mensa... und ich habe Ansems Arbeit zu Ende geführt." Sora blickte in ein Gesicht, welches dem von Ansem sehr glich. Dunkle Haut und schmale Augen. Mensa war von etwas größerem Wuchs als Sora selbst, doch er war schon mit Herzlosen von ganz anderer Größe fertig geworden. Aber er hatte dieselben Augen wie sein Mentor - ganz eindeutig. "Allerdings war mich nicht bekannt das du nicht hier aufhältst... und wieder verhinderst, dass die Herzlosen sich diese Welten hier nehmen können." "Wirklich zu schade...", gab Sora voller Ironie zurück. "Allerdings. Aber nicht nur das du mir dazwischen gekommen bist - dein lieber Bruder hier hat ebenfalls meine getreuen Diener erledigt, wo sie ihm nur über den Weg liefen! Aber da ist mir etwas aufgefallen... und zwar sein Herz.", Mensa blickte zu Tsuchi herüber, "Es ist rein... und zwar der reine Hass! Aber obwohl das so ist, zeigt er nicht ein einziges Anzeichen dafür, dass er zu einem Herzlosen werden kann." Tsuchi grinste hämisch und ballte seine Fäuste. "Natürlich.", gab er ruhig zurück, "Denkst du etwa ich lasse mir meinen freien Willen nehmen und ordne mich jemandem unter? Ich bin keiner deiner Lakaien... und werde auch nie dazu gehören." Er rannte auf Mensa und schlug nach ihm. Die Faust wurde jedoch in der rechten Handfläche abgefangen. Dann umschlossen die Finger Tsuchis Faust und warfen ihn daran zu Boden. Sein Fuß schoss nach oben und versenkte sich in der Magengrube des Jungen, welcher daraufhin scharf die Luft einzog und sich krümmte. "Das ist auch nicht nötig..." Mensa verschwand mit einem zischenden Geräusch, erschien hinter Kairi, packte sie am Kragen und sprang auf eines der Dächer. Gleichzeitig als seine Füße die Dachpfannen berührten erschienen erneut Herzlosen-Bogenschützen und zielten auf Kairis Kopf. "Führt euren Kampf fort.", verlangte Mensa, "Wenn du gewinnst Sora, dann gebe ich sie frei... und kämpfe mit dir. Vielleicht kannst du vor deinem Ende noch kurz die Liebe genießen.", Mensa grinste hämisch und anhand von Soras Blick erkannte er, dass er mit seiner Anspielung auf die Gefühle des Jungen recht gehabt hatte. "Und was, wenn wir uns weigern?", ächzte Tsuchi. Die Bogenschützen zogen ihre Pfeile soweit nach hinten, dass die Sehnen der Bögen knarrten und die Frage war beantwortet. "Mir ist das Mädchen egal... das sagte ich schon einmal - warum sollte ich um ihr Leben kämpfen?" "Wolltest du deinen Bruder nicht sowieso töten? Du hast nicht mehr zu verlieren als vorher." "Aber ich lasse mich nicht von einem Möchtegernherrscher wie dir manipulieren!", gab der Junge Kontra, "Ich mag vielleicht ein Herz aus reinem Hass haben... aber ich bin nicht dumm! Ich will ihn aus meinen eigenen Motiven töten, nicht um dir zu helfen!" Kairi schluckte. Schweißperlen der Angst liefen ihre Stirn hinab und es wurde ihr zunehmend heißer. Sie war immer noch zu schwach um ihre Kräfte einzusetzen, sonst wäre sie schon lange freigekommen. Aber, wenn sie sie jetzt einsetzen würde, könnte sie sterben - und das war das letzte was sie nun wollte! Endlich hatte sie Sora gefunden, sie durfte jetzt nicht sterben! "Du willst vielleicht nicht... aber was sagt wohl dein Bruder dazu?" Alle Augenpaare richteten sich auf Sora. Er hatte seinen Blick auf den Boden gerichtet und ein paar braune Haarsträhnen verdeckten sein Gesicht. Seine Hand schloss sich fester um den Griff seiner Keyblade. Und schließlich nahm er die im Boden steckende Waffe mit seiner Linken. "Tsuchi... es tut mir sehr leid, dass unsere Eltern wegen mir sterben mussten...", entschuldigte er sich, "Vielleicht wäre es besser gewesen, wenn ich für immer zu Hause geblieben wäre... wenn ich nicht hätte die Welt entdecken wollen, aber es ist nun einmal geschehen. Ich werde mit dir kämpfen, wenn du es wirklich willst...", er warf seinem Bruder das Schlüsselschwert zu, "... aber nicht jetzt. Ich bin so weit gegangen... bin mit meinen Freunden so weit gekommen...", sein Blick wanderte zu dem Dach auf dem Kairi verängstigt hockte und wurde bitterernst, aggressiv und finster, "... und ich werde nicht zulassen das mir dafür jetzt alles genommen wird!" Mit einer wahren Explosion stieß sich Sora vom Boden ab und bevor es Mensa so recht begriffen hatte, war er durch zwei der Bogenschützen hindurchgeschossen, hatte sich Kairi gepackt und war auf ein Haus gegenüber gesprungen. "Wa... schießt!" Die Herzlosen zielten auf Kairi und Sora und schossen ihre Pfeile, welche jedoch einfach durch Soras Keyblade zerstört wurden. Mit einem weiteren Sprung landete er wieder unten bei Donald und Goofy. "Passt auf sie auf!", bellte er und sprang wieder auf Mensa zu. Eine Flamme, von der er glaubte sie sei schon lange erloschen, war wieder in ihm entflammt - der Wille zu kämpfen und zu überleben! Sie war die ganze Zeit da gewesen... aber nun spürte er sie seit langem auch wieder! Er würde kämpfen und er würde siegen. Riku hatte er bereits verloren, und seinen Bruder auch... er würde nicht auch noch das Mädchen aufgeben, für das er bereit war sein Leben zu lassen! Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)