Every Saga von Jim ================================================================================ Kapitel 4: The power within --------------------------- Keyhole 04: The power within "Ich... soll Magie beherrschen?" "Magie nicht unbedingt... aber du kannst mehr als ein normaler Mensch." Tsuchi saß an einen der Felsen gelehnt, die aus dem Wasser nach oben ragten. Der Kampf hatte ihn doch geschafft... vor allem der Elektroschock hatte ihm übel zugesetzt. Bisher dachte er, er hätte immer eine relativ gute Kondition gehabt - doch dieser Herzlose hatte ihn eines besseren belehrt. Natürlich könnte er noch kämpfen oder weiter wandern, wenn es wirklich notwendig wäre, aber im Moment konnten sie rasten und das galt es zu nutzen. Zumal Kairi nun auch ihre Kräfte entdecken konnte. "Du hast dich zwei Mal schon selbst gerettet...", Tsuchi erhob belehrend seinen Finger, "Beide Male mit Möglichkeiten, die über das normale Können eines Menschen hinaus gehen. Allerdings nur in Extremsituationen... du musst lernen deine Kraft zu kontrollieren. Dann kannst du zumindest ein wenig hilfreich im Kampf sein." "Aber... wie soll ich das machen?" Kairi verstand zwar was Tsuchi von ihr wollte, nicht aber was er wirklich meinte. Sie hatte gesehen wie er ein wenig Magie angewandt hatte, und sie hatte auch begriffen das sie es irgendwie geschafft hatte dem Tod von der Schippe zu springen - aber irgendwie glaubte sie immer noch das es irgendwo eine Fremdeinwirkung gab. Das Mädchen konnte sich einfach nicht vorstellen irgendwelche übernatürlichen Fähigkeiten zu besitzen. "Bisher standest du kurz vorm Tod, als sich deine Fähigkeiten gezeigt haben - aber ich kann dich nicht in eine solche Situation bringen, weil du wüsstest das ich dich nicht töten würde." "Aber egal bin ich dir... oder?", wollte sie wissen und erinnerte sich an die Worte, die Tsuchi auf dem Schiff zu Hook gesagt hatte. "Das ist eine andere Geschichte.", antwortete Tsuchi knapp, "An was hast du in diesen Situationen gedacht?" Sie wurde ein wenig rot und blickte zu Boden. "Daran das ich nicht sterben will... daran das ich Sora wieder sehen will... und Riku auch.", gab sie zu, "Aber... hauptsächlich habe ich an Sora gedacht." "Sora also...", stellte Tsuchi fest und nickte, "Wenn er der Auslöser dafür ist, dann solltest du dich auch auf ihn konzentrieren. Denk an Sora und versuch deine Kräfte dabei zu nutzen." Kairi schloss die Augen und fixierte ihre Gedanken auf Sora. Es war keine Aufgabe die ihr sonderlich schwer fiel, sie mochte Sora... sehr sogar - und immerhin war sie auf der Suche nach ihm. Diese ehrlichen Augen, die zerzauste Frisur und sein typisches Grinsen trieben ihr unweigerlich ein Schmunzeln auf die Lippen. "Lass deine Augen auf jeden Fall geschlossen.", orderte Tsuchi und fuhr sogleich fort, "Siehst du Sora nun?" "Ja." "Gut... Sein Körper ist mit Wunden übersäht. Blut strömt über weite Teile seines Gesichts und seine Augen sind starr in den Himmel gerichtet." Kairi kniff die Augen zusammen. Allein weil er es sagte musste sie es sich vorstellen, sie konnte nichts dagegen tun. Zu alledem fand sie das ganze mehr als seltsam, schaffte es aber auch wiederum nicht die Augen zu öffnen. Und ein seltsames Gefühl begann langsam in ihr zu aufzukochen. "Sein Körper liegt in einer Lache aus rotem Blut... sein Blut. Fassungslos blickst du auf ihn herab. Du bist zu spät. Du wirst nie wieder seine Hand halten können, nie wieder seine Stimme hören..." Ihre Hände ballten sich zu Fäusten. Immer unangenehmer wurde es ihr, und auch immer heißer. Sie bekam langsam das Gefühl, als würde ein Feuer in ihrem Inneren lodern - aber anders, als wie wenn sie wütend auf etwas war. Dieses Feuer war... blau! Ja, blau beschrieb es am besten. Kalt, aber dennoch so heiß das man sich daran verbrennen konnte. "Und nun noch ein winziges Detail... ich trohne auf seinem Körper und mein Schwert ist in seinen Rücken gestochen." Das war zu viel... das war einfach zu viel! Das Feuer in ihr flammte auf als würde man Benzin hineingießen. "Nein!", verlieh sie ihrer Wut Ausdruck und schleuderte ihre Hand vor sich her. Tsuchi wurde der Schockwelle, welche von der Hand ausgeschickt wurde erfasst und ruckartig, als ob ihn eine riesige Faust schlagen würde, in den Stein hinter ihm gepresst. Auf seinen gesamten Körper wurde ein starker Druck ausgeübt und für einen Augenblick presste es ihm sämtliche Luft aus den Lungen. Doch genauso schnell wie es gekommen war, war es auch wieder gegangen. Wäre er jedoch nicht schon am Boden gewesen, so wäre er nun dort. Die Schockwelle war kurz und hart gewesen - hart genug um ihn von den Füßen zu reißen. Vollkommen verblüfft blickte Kairi in ihre Handfläche hinein. Sie hatte gemerkt was sie getan hatte... allein mit dem Willen, Sora wieder zu sehen. Anscheinend verbargen sich in ihrem Körper doch Kräfte von denen sie bisher nichts gewusst hatte, denn auf jeden Fall gab es da etwas, was sie noch nicht kannte - und von dem sie auch nie gedacht hätte, dass sie es besäße. "Wie ich es mir gedacht hatte.", grinste Tsuchi, obwohl er nun eigentlich noch ein Stück angeschlagener war als zu vor, "Du hast etwas, dass ein normaler Mensch nicht hat." "Magie?" "Nein... ich denke nicht das es sich hierbei um Magie handelt. Meine Magie, wie den Windzauber zum Beispiel, beherrsche ich wegen meinem Schlüsselschwert. Diese Waffe hat mir all meine besonderen Fähigkeiten gegeben - das einzige was ich mir antrainiert habe ist der Umgang mit der Waffe und den Zaubern. Du besitzt allerdings kein Schlüsselschwert, also müssen die Kräfte in dir sein. Das Dumme an der Sache ist, dass wir nicht wissen wie es Sora im Moment geht - also haben wir womöglich keine Zeit zu verlieren, weshalb du auch nicht trainieren kannst." Kairi senkte ihren Kopf. Es beschämte sie ein wenig, dass sie solche Kräfte besaß und zuvor rein gar nichts davon mitbekommen hatte. Vielleicht hätte sie, wenn sie ordentlich trainiert hätte, Sora schon längst gefunden. "Wir sollten ein wenig schlafen.", schlug Tsuchi vor, "Die Reise ist sicherlich noch lang." "Ja.", stimmte Kairi zu. *** "Wo... wo bin ich hier?" Kairi blickte sich verwirrt um. Sie befand sich in einem steinernen Gang, der ein wenig so aussah als wäre sie in einer Ritterburg. An beiden Seiten gab es mehrere Holztüren, welche den Eindruck einer Burg nur noch verstärkten. Was ihr jedoch ein wenig Angst bereitete war, dass sie das Ende des Ganges nicht sehen konnte. Weder hinter noch vor ihr - es war bloß Dunkelheit zu sehen. "Was soll ich hier?", fragte sie sich in Gedanken. Doch noch während sie sich das fragte, legte sich eine Hand an einen Türknauf. Zuerst zögerte sie, doch dann begriff sie das sie nichts anderes tun konnte als die Tür zu öffnen. Kaum hatte sie ein wenig Druck ausgeübt öffnete die Tür sich von alleine. Vor ihr war ein Zimmer von gut fünf Quadratmeter Größe. Es hatte helle Tapeten, ein Fenster durch das die Sonne hereinschien und viele Spielzeuge lagen wild auf dem Boden verstreut. In der Mitte saß ein kleines Mädchen mit dunkelroten Haaren. Nach einigen Moment ging Kairi ein Licht auf. Die Haarfarbe, die Kleidung... das war sie! Zögerlich trat sie in das Zimmer ein. Die Spielzeuge kamen ihr bekannt vor und dennoch konnte sie ihnen keine genaue Erinnerung zuordnen. Das kleine Mädchen drehte den Kopf über die Schulter nach hinten sodass es Kairi erblicken konnte. Fragend blickte sie die Ältere an und Kairi ging in die Hocke. "Hallo.", grüßte sie das Mädchen, von dem sie immer noch glaubte es wäre ihr jüngere Ich. "Hallo!" "Was tust du hier?" "Ich spiele." "Ganz allein?" "Ich bin nicht allein." Das kleine Mädchen deutete auf zwei Photos, welche in Holzrahmen gesteckt waren und auf dem Boden lagen. "Das sind meine Freunde - Sora und Riku! Das sind meine besten Freunde auf der ganzen Welt!" "Hm... ich verstehe dich.", lächelte Kairi, "Ich habe auch zwei beste Freunde." Plötzlich kam ein starker Wind auf. Der Wind wirkte unnatürlich. Kairi kam es so vor, als würde eine Hand aus Wind sie umfassen und aus dem Zimmer herausdrücken. Ihr fehlte ganz einfach die Kraft um sich zu widersetzen und so fand sie sich im steinernen Gang wieder. Die Tür durch die sie gerade getreten war, war wieder verschlossen. Das Mädchen erhob sich vom Boden und versuchte die Tür erneut zu öffnen, doch ihre konnte den Türknauf nicht umfassen. Es war nicht so das sie es nicht wollte oder das von dem Türknauf ein unnatürlicher Gegendruck ausgeübt wurde - sie konnte ihn einfach nicht umfassen, es ging nicht! Kairi seufzte und wandte sich dann einer anderen Tür zu. Kaum hatte sie deren Türknauf berührt zersprang die Tür lautlos in unzählige, rot leuchtende Kugeln. Die Kugeln flogen wild durch den Raum und dann einfach durch die Decke hindurch. Dieses Mal gab es jedoch kein Zimmer zu sehen, sondern bloße Dunkelheit. In den Türrahmen waren stabile Eisenstäbe eingearbeitet, sodass es unmöglich war in den Raum einzutreten. "Wer...", eine keuchende, dämonische Stimme drang zwischen den Gitterstäben hervor, "... warum... störst du meine Ruhe?" Kairi schluckte schwer und trat einen Schritt zurück. Ein unangenehmes Gefühl breitete sich in ihrer Magengegend aus. "Du... du bist diese Kraft in mir oder?" "Hmpf... kann man so sagen. Und du warst es, die meine Kraft versucht hat zu wecken." "Ja... ich brauche deine Kraft!" "Wozu...? Warum sollte ich die dir verborgenen Reserven öffnen?" "Ich suche meine Freunde! Damit ich sie finden kann brauche ich diese Kräfte!" Zwei längliche Augen, die aus blauen Flammen zu bestehen schienen erschienen in der Dunkelheit und Kairi machte noch einen Schritt nach hinten, sodass sie an die kalte Steinwand stieß. "Was habe ich mit deinen Freunden zu schaffen? Warum sollte ich dir meine Kraft geben?" Langsam begann Kairi zu verstehen. Wenn dies die Quelle ihrer mysteriösen Kräfte war, dann musste sie hier in ihrem Innersten sein - auf dem Grund ihrer Seele! Anders konnte es nicht sein. "Du existierst in meinem Inneren! Du bist es mir schuldig!", entgegnete sie etwas selbstsicherer. "Nichts bin ich dir schuldig!", bellte die Stimme, "Aber gut... wenn du unbedingt etwas von meiner Kraft willst, dann sollst du etwas davon kriegen!" Schwarze Schatten schossen zwischen den Gitterstäben hindurch und bevor Kairi reagieren konnte fuhren die Schatten in ihren Körper hinein. An den Stellen, an denen die Schatten sich den Weg in ihren Körper bahnten fühlte es sich an, als würde man unzählige, glühend heiße Nadeln durch ihre Haut stechen. Sie schrie vor Schmerz laut auf. Ihre Beine wurden weich und sie fiel einfach auf den Steinboden. Die Kreatur hinter den Gitterstäben grinste, was Kairi jedoch nicht einmal hätte sehen können, wenn sie darauf geachtet hätte. *** "Kairi! Kairi!" Sie erschrak und riss ihre Augen auf. Tsuchi war über sie gebeugte. Sofort setzte sie sich auf und besah sich so gut es ging. Keine einzige Wunde oder etwas derartiges konnte sie ausfindig machen... und doch hatte sie das Gefühl, als könne sie den Schmerz der unzähligen, heißen Nadeln noch spüren. "Was ist los?" "Nichts...", hauchte sie und schüttelte den Kopf, "Nur ein Albtraum glaube ich." "Wir sollten weiter." Wenn sie keine Uhr um ihr rechtes Armgelenk tragen würde, dann wüsste sie nicht das sie gut acht Stunden geschlafen hatte. Die Umgebung sah immer noch so aus wie vorher und so hatte sie jedes Zeitgefühl verloren. Und obwohl sie mehr am Stück geschlafen hatte, als in den letzten Wochen, fühlte sie sich gar nicht ausgeruht. Es war so, als hätte sie bloß mit den Augen gezwinkert... als wäre der Schlaf vollkommen unnötig gewesen. "Was ist?", wollte Tsuchi wissen, als Kairi immer noch keine Anstalten machte aufzustehen. "Ach nichts...", gab Kairi zurück und stand schließlich auf, "Fühle mich nur ein wenig seltsam." Sie schritten wieder auf die weiße Wolke zu und eine beklemmende Stille kehrte ein. Keiner der beiden sagte etwas, aber es gab ja auch nichts zu sagen. Die Situation, dass sie sich miteinander anfreunden wollten, war nun einmal nicht gegeben. Sie hatten beide nur ein Ziel: Sora finden! Das war das einzige Band zwischen ihnen, dass war der einzige Grund warum sie gemeinsam unterwegs waren. Kairi fühlte sich jedoch immer noch nicht so richtig wohl in Tsuchis Nähe. Zu oft hallte in ihrem Kopf nach, was er auf dem Schiff gesagt hatte während sie in höchster Lebensgefahr schwebte. Aber welchen Grund hatte sie schon sich zu beschweren? Immerhin hatte sie gesagt, er müsse nicht auf sie aufpassen - getan hatte er es trotzdem. Und dann war da immer noch dieser Traum gewesen. Er hatte so seltsam real gewirkt... so echt. Erneut blickte sie ihre Handfläche an. Sollte etwa wirklich etwas verborgenes in ihr geweckt worden sein? Wenn dem so wäre, dann würde sie es im nächsten Kampf mit Sicherheit herausfinden. Auf der anderen Seite hoffte sie, auch wenn sie wusste das es nicht so kommen würde, dass es keinen nächsten Kampf geben würde. Ihr wäre es am liebsten, wenn sie jetzt die Augen noch einmal aufschlagen würde und sie würde auf ihrer Insel aufwachen - mit Sora zu ihrer Linken und Riku zu ihrer Rechten. Aber sie wusste das das nicht passieren würde. Schließlich waren sie vor der weißen Wolke angekommen. Aus der Nähe wirkte sie viel größer als von ihrem Ruheplatz aus. Kairi schluckte. Wie schon so oft auf ihrer Reise bekam sie ein seltsames Gefühl in der Magengegend - und dieses Gefühl gefiel ihr ganz und gar nicht. Es war so etwas wie eine kleine Stimme die ihr sagte, dass sie jeden Moment sterben könnte. Kurz blickte sie zu Tsuchi herüber, welcher ihr daraufhin auch seinen Blick zuwandte. Sie nickten einander und traten durch die Wolke hindurch. Die beiden Menschen fanden sich in einem Labor wieder - jedenfalls sah es aus wie eins. In der Mitte des Raumes stand eine riesige Apparatur mit drei Kammern, in die ein ausgewachsener Mensch hineinpassen würde. Die Kammern waren mit Glasscheiben versehen sodass man sehen konnte, was sich darin befand. Auf dem Glas prangte das Zeichen der Herzlosen. Um die Maschine herum standen an den Wänden lauter kompliziert aussehende Computer und Apparaturen. Allerdings schien das alles vor kurzer Zeit noch benutzt worden zu sein, denn die Monitore waren eingeschaltet und es hatte sich nirgends auch nur ein Staubkorn abgesetzt. Tsuchi zog seine Keyblade und beugte sich über eine Konsole. "Ansem Daten Bericht Nummer 13.", las er vor und Kairi trat neugierig zu ihm. _Habe versucht die Herzlosen zu analysieren, jedoch wieder ein Fehlschlag. Nicht mal mit meiner Maschine gelang es mir heraus zu finden, woher diese unendliche Dunkelheit in ihnen kommt. Die Analyseprogramme verzweifeln sogar an einfachen Schattenlurchen - komplexere Herzlose habe ich ihm noch nicht zugemutet. Ich weiß nicht was ich noch probieren soll um heraus zu finden was das Geheimnis der Herzlosen ist! Angeblich wurde nun auch das geweihte Land von ihnen angegriffen und überrannt. Auch das Gerät zur Gedankenkontrolle ist von Fehlschlägen geprägt. Anscheinend besitzen die Herzlosen nur den einen Gedanken, den Auftrag ihres Meisters aus zu führen. Egal was ich versuche, auf kein Angebot wird reagiert. Morgen begebe ich mich wieder in eine Welt in die die Herzlosen eingefallen sind. Ich benötige dringend neue Schattenlurche für meine Versuche._ "Scheint so als wären hier die Herzlosen analysiert worden... oder so etwas in der Art.", vermutete Kairi. "Ansem... Aerith hatte ihn erwähnt.", erinnerte sich Tsuchi, "Er war der Anführer der Herzlosen gewesen, aber Sora hatte ihn doch angeblich besiegt." "Wer weiß wie alt diese Aufzeichnung ist. Sie kann vor seiner Niederlage geschrieben worden sein." "Aber die Geräte sehen alle ziemlich aktiv und benutzt aus.", Tsuchi erhob sich wieder von der Konsole, "Also muss irgendwer hier gewesen sein." "Vielleicht hatte er ja einen Sohn... oder einen Gehilfen." "Gut möglich. Und es ist genauso gut möglich das, wenn es so war, sein Gehilfe seine Arbeit fortführen will. Das würde auch das erneute Auftauchen der Herzlosen erklären." "Eine gute Schlussfolgerung." Sie fuhren herum. Eine Person stand im Türrahmen.... doch mehr kannte man nicht erkennen. Sie war komplett in eine dunkelblaue Kutte gehüllt und das Gesicht war mit Tüchern der gleichen Farbe so eingewickelt, dass bloß der Raum bei den Augen frei war. Doch anstatt von Augen sah man dahinter einfach nur Schwärze. "Ich werde euch nur keine Gelegenheit geben sie anderen Leuten mit zu teilen." Der Unbekannte änderte seine Position und es war für jeden zu erkennen, dass es sich dabei um die Grundstellung irgendeiner Kampfkunst handelte. Tsuchi bereitete sich auf einen Kampf vor. Kairi ballte ihre Faust und bekam schon wieder dieses seltsame Gefühl... sie spürte eine unbekannte Kraft in ihr erwachen. "War es etwa doch kein Traum?", wollte sie in Gedanken wissen, während sie den scheinbaren Gegner musterte. "Wenn ihr euch nicht wehrt dann werde ich es schnell und schmerzlos machen.", versprach der Vermummte. "Warum hörst du nicht auf zu reden und zeigst was du kannst?", forderte Tsuchi, "Dann wirst du sehen bei wem es schnell und schmerzlos wird." "Ich bitte dich. Ich bin kein Herzloser - meinen Verstand besitze ich noch, und meinen freien Willen auch. Du hattest schon mit dem Stelzenknüppler Probleme... da wirst du gegen mich keine Chance haben." "Hör auf zu quatschen!" Tsuchi schoss nach vorne auf den Unbekannten zu und stach einen schnellen Hieb nach vorne. Der Unbekannte wich durch einen Schritt zur Seite aus, seine Fäuste prallten beide in rascher Abfolge auf den Brustkorb von Tsuchi und seine rechte Hand schlängelte sich zwischen Tsuchis Armen hindurch bis zu seiner linken Schulter hin und umgriff dort seinen Hals. "Messe dich nicht mit mir du Balg!" Er trat Tsuchi von hinten in die Fersen und übte Druck auf seinen Hals aus. Dadurch wurde er mit einem viel höheren Druck auf den Boden geschleudert. Die Keyblade wurde aus seiner Hand geschleudert und der Druck auf Tsuchis Hals wurde zunehmend stärker. Kairi brauchte gut drei Sekunden bis sie begriffen hatte, was da eigentlich passiert war. Die Keyblade lag nur unweit von ihr und so entschied sie, sich die Waffe zu holen und Tsuchi schnellstmöglich wieder zu geben. Doch kaum berührte ihre Hand den Griff der Waffe, lies sie ihn wieder los. Das Schwer hatte ihr einen elektrischen Schlag versetzt! Langsam stieg Panik in ihr auf. Tsuchis Gesicht war schon rot und seine Hände versuchten beide, den eisernen Griff um seinen Hals zu lösen. Kairi schluckte, ballte ihre Hand zu einer Faust, öffnete sie und richtete dann die Handfläche auf den Unbekannten. "Sora..." Mit einem lauten Krachen löste sich etwas von Kairis Hand und riss den Unbekannte von Tsuchi herunter. Sein Körper wurde innerhalb eines Lidschlags einfach von Tsuchi heruntergerissen und in eine der vielen Konsolen gefeuert. Blitzschnell rollte Tsuchi sich herum und landete auf den Beinen - die Keyblade wieder in der seiner Hand. "Wo ist er?!", wollte Kairi wissen und trat einen Schritt vor, während der Unbekannte sich wieder aus dem Schrott erhob, welcher mal ein Computer gewesen war, "Wo ist Sora?!" "Ah... ihr sucht den Jungen mit dem Schwert. Er hat Ansem getötet." Der Unbekannte klopfte sich den Staub aus der Kleidung. "Das habe ich nicht gefragt! Wo ist er?!" "Warum sollte ich es dir sagen?" "Weil ich sonst wütend werde...", drohte Kairi und in ihren Augen machte sich ein bedrohliches Funkeln breit. Die Einzelteile die beim Aufprall des Unbekannten aus der Maschine gerissen wurden lösten sich vom Boden oder von den einzelnen Kabeln an denen sie hingen und begannen zu schweben bis sie unter der Decke ankamen und nicht weiter nach oben konnten. "... und du willst nicht das ich wütend werde!", zischte sie. "Ein Mädchen will mir drohen?" Auf Kairis Gesicht breitete sich ein Grinsen aus, bei dem es Tsuchi kalt den Rücken runterlief. War das wirklich Kairi? Was war mit ihr geschehen während er geschlafen hatte? Was auch immer es war... es gab ihm ein Gefühl, welches er schon lange nicht mehr gespürt hatte - Angst! "Willst du wissen was dir das Mädchen antun kann?" "Was schon?", höhnte ihr Gegner, "Du hast mich gerade unvorbereitet getroffen... ich war unachtsam, darum gelang dir ein Treffer. Unter anderen Umständen hättest du den Tod deines Freundes nie verhindern können." "So? Wieso traust dich dann nicht mich anzugreifen?" Der Fremde klopfte sich den Dreck aus der Kleidung und trat einen Schritt vor. "Falls du damit versuchst mein Ego zu attackieren muss ich dich enttäusch und bitten dir etwas besseres einfallen zu lassen - denn auf solch eine Fährte falle ich nicht rein." "Nun gut... dann werde ich dich eben erledigen ohne dein Ego vollkommen zu brechen indem ich deinen Angriff vereitele." Kairi richtete ihre Handfläche auf den Fremden und hob diese ein wenig. Synchron zu ihrer Bewegung wurde der Vermummte angehoben und begann zu schweben, so wie die kleinen Teilchen aus der Computerkonsole. "Ich frage dich ein letztes Mal... wo ist Sora? Wenn du es mir sagst, kommst du mit deinem Leben davon." "Nur weil du mich schweben lassen kannst heißt das nicht, dass mich das beeindruckt." "Wer sagt das dich das schweben lassen beeindrucken soll?" Sie krümmte ihre Fingern und am Stoff, den der Unbekannte trug zeichneten sich Eindrücke ab. "Wenn du mir nicht sagst was ich wissen will zerquetsche ich dich bei lebendigem Leib." "Ich werde dir nichts sagen." "Dann..." Sie ballte ihre Hand zu einer Faust. Tsuchi konnte immer noch nicht so recht begreifen was da passierte. Nie im Leben hätte er Kairi eine solche Art zu Handeln zugetraut. Und was für einen Blick sie auf einmal hatte... er bekam das Gefühl, dass neben ihm nicht das Mädchen stand, mit welchem er in dieser Welt gelandet war. Die Person wurde zerdrückt wie eine leere Dose und die Kleidung fiel wie ein nasser Sack zu Boden. Allerdings konnte man jedoch erkennen, dass in der Kleidung niemand steckte - sie war leer. Irgendwie musste sich der Unbekannte befreit haben bevor Kairi ihre Hand zu einer Faust geballt hatte... aber wie? Es war absolut unmöglich! "Ich habe euch unterschätzt...", klang die Stimme des Fremden durch den Raum, doch er war nirgends auszumachen, "Das wird mir kein zweites Mal passieren." Aus dem Nichts, so kam es ihnen zumindest beiden vor, erschien etwas und traf sie direkt in die Magengrube. Synchron flogen sie nach oben und ihre Körper schlugen gegen die Decke. "Und ihr könnt nichts aufhalten, was ihr nicht sehen könnt.", führte die Stimme fort, während Tsuchi und Kairi zu Boden fielen. Tsuchi traf in der Luft etwas in den Rücken, wodurch sein Fall beschleunigt und sein Körper gegen den Boden gepresst wurde. Für einen Moment wurde es ihm Schwarz vor Augen. Wer war diese Person nur, dass sie so überlegen war? Wie ging das?! Das einzige was er wahrnehmen konnte war, dass irgendetwas Luft vor sich herpresste - doch dann war es schon zu spät. Erneut vernahm er das Geräusch, doch dann wurden vor ihm kleine Blitze sichtbar. Nur einen Herzschlag lang waren die hellen Blitze zu sehen, dann wurde etwas in eine weitere Konsole geschleudert. Der Junge blickte zur Seite. Kairi kniete auf allen vieren neben ihm und hatte ihren Blick nach vorn gerichtet. Ihr Atem ging schwer und aus den Nasenlöchern liefen tiefrote Blutrinnsale. Ihr Blick jedoch strotzte nur so vor Wut und Stärke. "Willst du wissen was dir das Mädchen antun kann?" "Ein Schutzschild..." Der Unbekannte war erneut nicht zu sehen. "Nicht schlecht - ihr beeindruckt mich doch..." "Komm raus! Ich bin noch nicht fertig mit dir!" Tsuchi konnte bildlich sehen wie die Person nun höhnisch und spöttisch grinste, wo auch immer sie war. "Ich werde euch eurem Ziel ein Stück weiter bringen. Vielleicht schafft ihr es ihn zu finden bevor es für ihn vollkommen zu spät ist..." Die beiden Jugendlichen sahen nur noch etwas Schwarzes auf sie zukommen und spürten, wie sie hart auf dem Boden aufschlugen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)