Yonin no johou von Jim (Die Legion der Andersartigen) ================================================================================ Kapitel 1: Enjoying the Silence ------------------------------- Yonin no johou by Jim Disclaimer: So... nachdem ich so lange an den Chroniken von AnF geschrieben habe, musste mal wieder etwas neues her - und hier ist mein nächstes Projekt: Yonin no johou. Worum es in dieser Story geht soll noch nicht verraten werden. Inspiriert dazu hat mich aber das Intro zur Serie "E's - Otherwise". Ich hoffe ich klaue nicht zuviel von den paar Episoden die ich ohnehin schon kenne *drop* *** = später woanders --- = zeitgleich woanders bzw. kurz vorher woanders Alle hier vorkommenden Charaktere sind von mir erfunden worden und unterliegen meinem Copyright. Das Benutzen dieser Charaktere ohne ein Einholen einer Erlaubnis ist nicht gestattet und strafbar. Bei dem Song den Sono auf seiner Gitarre spielt handelt es sich von "How you remind me" von Nickelback. Dieser Song wurde nicht von mir erschaffen und unterliegt auch nicht meinem Copyright. Ich habe ihn ohne zu fragen benutzt, verdiene damit aber kein Geld. Warnings: Death, Bloody, Sad, Shonen-Ai ~Man sagt alle Menschen seien gleich... doch einige sind anders... irgendwer... ist immer anders...~ Intro: Enjoying the silence Das Weltall. Kein Mensch, kein Lebewesen konnte mit absoluter Sicherheit sagen, wie weit es reichte. Wissenschaftler behaupteten, dass das Weltall jeden Tag um mehrere Kilometer wüchse - doch damit versuchten sie nur ihre Unwissenheit zu überdecken und wollten beweisen, dass sie auf alles eine Antwort kannten. Itai jedoch interessierte das alles nicht. Ihn kümmerte es nicht wie weit das Weltall war... er kam nur gerne hierher um die Stille zu genießen. Unter ihm drehte sich lautlos die Erde und sein Körper stand in einer hellblauen Aura. Wie eine milde Flamme loderte sie um ihn herum und bewahrte ihn vor dem sicheren Tod, welcher jedem normalen Menschen hier draußen drohte. Sein Mantel wehte leicht und starrte einfach auf die unendlich vielen Lichter, die ihn umgaben. Es war so ein schöner, so ein beruhigender Anblick. Lautlos kam etwas auf ihn zu geflogen. Ein Mädchen, ungefähr sein Alter. Ihr Körper war ebenfalls von einer blauen Aura umgeben und auch sie hatte keine Probleme hier zu atmen, was jedem anderen Lebewesen normalerweise verwehrt bliebe. Und kaum hatte sie sich zu dem Jungen gesellt, verschmolzen ihre Auren zu einer einzigen zusammen. Er legte den Arm um das weißhaarige Mädchen und sie schmiegte sich liebevoll an ihn an. "Du bist spät... Iwaku." "Tut mir leid.", entschuldigte sie sich, "Mein Training war noch nicht beendet." "Macht nichts." Er gab ihr einen Kuss auf die Stirn. "Hauptsache du bist hier." "Du weißt doch das ich immer komme... egal wo du bist." "Ja." Er lächelte. "Das stimmt." Ja... egal wo er war, sie fand ihn immer. Von Millionen von Menschen konnte sie bestimmen wo er war - auf den Quadratmeter genau. Und egal wie weit er von ihr weg wäre... sie würde ihn immer finden - immer! Und sie würde auch immer zu ihm zurückkehren, koste es was es wolle. Sie zog sich an seinem Kragen zu seinem Kopf hoch und gab ihm einen Kuss. Er legte seine Arme um ihren Nacken und drückte sie ein wenig an sich. Die Flamme begann etwas stärker zu lodern. Ja... sie genossen gerne die Stille die hier herrschte, aber genauso genossen die Zweisamkeit, die sie nur hier oben bekamen. Kapitel 2: A new danger ----------------------- Chapter 01: A new danger Mitten in der Stadt trat ein junger Mann aus einem Laden auf die Straße. Er sah sich kurz um, griff dann in die Tasche seines Mantels und holte eine Packung Zigaretten hervor. Er nahm eine Zigarette aus der recht zerdrückten Packung, steckte sie sich in den Mund und die Packung wieder weg. Mit einem Sturmfeuerzeug steckte er sich die Zigarette an und setzte schließlich seinen Weg fort. In seiner Hand hielt er eine weiße Plastiktüte und was sich auch immer darin befinden mochte, es war recht sperrig, sodass sich einige Ecken und Kanten deutlich abzeichneten. "Sono!" Er blieb stehen und sich ein wenig nach hinten. "Hey Sono!" Ein Junge kam auf ihn zugerannt. Vollkommen außer Puste blieb er vor ihm stehen, stützte sich auf die Knie und atmete erst mal so gut es ging durch. Schließlich sah er auf und Sono drehte sich vollends zu ihm um. "Du sollst doch mit dem Rauchen aufhören!", fuhr ihn der Junge an und langte nach der Zigarette, doch Sono zog seinen Kopf nach hinten hin weg und entging dem Griff so. "Und ich habe dir gesagt das du solche Aktionen unterlassen sollst.", brummte er. "Du bringst dich damit selbst um." "Ach Quatsch." Der Junge mit den kurzen braunen Haare stellte sich wieder normal hin und sah seinen Freund schmollend an. Sono seufzte ein wenig entnervt. Er nahm noch einen Zug von der Zigarette, dann warf er sie in einen Gullydeckel und sah sein Gegenüber fordernd an. Dieses strahlte ihn an und drückte ihm einen kleinen Kuss auf. Sono verschränkte die Arme vor der Brust. "Du weißt es gibt keinen richtigen Kuss, nachdem du geraucht hast!" "Ja..." Der Mann mit den tiefroten Haaren schnaufte durch die Nase, grinste dann aber unwillkürlich. "... ich weiß." Sono setzte seinen Weg fort und Ryuichi ging neben ihm her. Er hatte eine Hand in die Manteltasche von Sono gesteckt und ihre Hände hatten sie darin ineinander gefaltet. Wenn man sie gemeinsam sah konnte man meinen das sie eventuell Brüder wären... aber spätestens wenn sie sich einen Kuss gaben, konnte ein jeder sehen, dass sie ein Paar waren. Zwar war Ryuichi noch zwei Jahre jünger als Sono, und sah auch noch um einiges jünger aus als er es eigentlich war. Oftmals wurde er für dreizehn Jahre geschätzt, war aber in Wirklichkeit siebzehn. Doch nachdem er seine ID Karte vorzeigte, war klar wie alt er wirklich war. Und obgleich er sich hin und wieder wie ein kleiner Junge verhielt, konnte er genauso gut reif und erwachsen sein. Aber diese kindliche Seite war eine der Eigenschaften von Ryuchi, die ihn für Sono irgendwie noch liebenswerter machte. Es war eine Eigenschaft, die man heut zu Tage sehr selten fand. "Wo hast du eigentlich gesteckt? Ich habe eine Viertelstunde gewartet." Ryuchi kratzte sich grinsend an seinem Hinterkopf. "Ich habe einfach ein wenig die Zeit vergessen.", gab er zu, "Tut mir leid." Sono hielt an und blickte strafend auf Ryuchi herab. Dieser sah ihn fragend an. Dann legte der Ältere ihm eine Hand auf die Wange, lächelte warmherzig und drückte ihm einen Kuss auf die Lippen. Plötzlich jedoch schreckte Ryuchi zurück und spuckte auf den Gehweg. "Uäh!", schrie er auf, "Das war ekelhaft! Du schmeckst nach Zigaretten!" "Ich weiß... das war die Strafe fürs zu spät kommen.", antwortete Sono ohne eine Miene zu verziehen. "Du bist gemein!" "Das hast du dir selbst zuzuschreiben." *** Ein schriller Piepton riss Itai aus seinem sanften Traum. Routiniert fuhr seine herum und schlug auf die große Taste an dem Wecker, welcher den Ton sofort verstummen ließ. Zwischen den dünnen, dunkelblauen Lamellen, die vor dem Fenster hingen unter dem das Bett stand, erblickte er graue Wolken die das komplette Firmament bedeckten. "Und wieder mal ein großartiger Tag...", dachte er sich und seufzte leise. "Nun schau nicht so.", flüsterte eine Stimme leise neben ihm, "Immerhin regnet es nicht." Er drehte sich herum und blickte in das Gesicht von Iwaku. Sie legte ihm eine Hand auf die Wange und gab ihm einen Kuss. Er konnte nichts anderes tun als sie so anzulächeln, wie sie es mit ihm tat. Schließlich rückte er ein Stück näher und sie schmiegten sich aneinander. In diesem Moment wusste Itai wieder, wieso er sich seinen Wecker immer etwas früher stellte, als es eigentlich nötig war. So konnte er sich noch Zeit für ein paar ruhige Momente mit der Frau nehmen, die er mehr liebte als sein eigenes Leben. Er liebte es einfach ihre Wärme so nah bei sich zu spüren. "Wir müssen aufstehen...", wisperte sie und eröffnete seine Augen. "Ja... es muss wohl sein." Er setzte sich aufrecht hin und streckte sich, wobei einige seiner Wirbel deutlich hörbar knackten. Sie hingegen stand direkt auf und ging zum Kleiderschrank, wobei er ihr, mit großen Vergnügen, hinterher sah. Iwaku öffnete den Schrank nahm sich eine Unterhose heraus und als sie anzogen hatte, schickte auch Itai sich daran auf zu stehen und sich anzuziehen. Obwohl es die Organisation für die sie beide arbeiteten anfangs nicht gerne gesehen hatte, lebten die beiden 18 jährigen in einer Unterkunft. Ihr direkter Vorgesetzter hatte bei der Leitung ein gutes Wort für sie eingelegt, weil er der festen Überzeugung war, dass die Arbeit der Beiden sich dadurch verbessern würde - zumindest hatte er das seinen Vorgesetzten erzählt. Und wenn sie kein offizielles gemeinsames Zimmer bekommen hätten, dann hätten sie sich sowieso in das des anderen geschlichen. Der Nachteil an diesen Jugendlichen war, dass es um einiges schwerer war sie zu kontrollieren - ganz besonders, wenn es um so etwas ging. Itai und Iwaku hatten sich recht schnell angezogen. Sie trugen die weiße Uniform ihrer Organisation, bestehend aus einem weißen T-Shirt, eine weißen Stoffhose, weißen Turnschuhen und einem weißen Mantel, falls sie ausgingen. Natürlich hatten sie auch noch private Kleidung die sie tragen konnten, allerdings war die Uniform während ihrer "Arbeitszeit" Pflicht. Nachdem sie sich gewaschen hatten verließen sie das Zimmer und schritten durch die Gänge. Schweigend traten sie in den Lift und Iwaku drückte den Knopf. Nahezu unmerklich setzte sich der Fahrstuhl in Bewegung. Lediglich das rote Zahlendisplay zeigte an, dass sie immer weiter nach unten fuhren. Und genauso sanft wie er angefahren war, stoppte der Fahrstuhl auch. Mit einem Signalton öffnete sich die Tür und die Beiden stiegen nahezu synchron aus. Im Flur des Erdgeschosses stieg ihnen schon der sanfte Geruch des Frühstücks schon in die Nase. Mit leicht knurrendem Magen betrat Itai die Kantine, die von der Einrichtung her der einer Schule ziemlich ähnelte. Nur das man hier nicht bedient wurde. Es gab mehrere sehr große Tische auf denen alles stand was man für ein gutes Frühstück benötigte. Vom Brot bis zum frischen Orangensaft stand auf dem Tisch alles. Es befanden sich schon einige andere Personen im Raum und verzehrten ihr Frühstück. Einige waren in ihrem Alter, einige jünger. Itai und Iwaku nahmen sich je ein Tablett und die Sachen, die sie gerne frühstücken wollten, dann setzten sie sich an einen der Tische und begannen zu Essen. Nur wenigen Minuten nachdem sie sich gesetzt hatten, gesellte sich ein Junge zu ihnen. "Morgen!", begrüßte er die zwei überschwänglich fröhlich. "Guten Morgen!" "Tag." Es handelte sich um Sora Tashikawa, ein anderer Junge der hier arbeitete. Er war erst vierzehn Jahre alt, aber dennoch schon sehr begabt. Vielleicht war er sogar einer der begabtesten Mitarbeiter, die es hier gab. Doch Sora bildete sich nichts darauf ein. Er war einfach nur ein sonniges Gemüt, eine Frohnatur. Zwar konnte er auch ernst und konzentriert sein und war ein guter Mitarbeiter, aber meistens war er es, der für eine positive Stimmung im Raum sorgte. "Angeblich gibt es heute wieder ne Außenmission, Sucharbeit.", meinte Sora etwas über den Tisch gebeugt, da er Itai und Iwaku gegenübersaß. "Du hast schon wieder im Zentralrechner rumspioniert oder?" Itai nippte an seinem Kaffe. "Das kann zu Stress führen und das weißt du." "Ach, mach dir um mich mal keine Sorgen. Du weißt ich kann nicht aufgespürt werden." "Man kann dich vielleicht nicht anhand einer virtuellen Spur finden, aber du hinterlässt Spuren in der Realität - und das weißt DU." "Jaja, aber keine Sorge!" Er biss in sein Brötchen. "Du weischt dasch isch sorgfältig arbeite.", nuschelte er weiter. "Schluck erst mal runter... das ist abstoßend.", wies Iwaku ihn zurecht, auch wenn sie das nicht wirklich ernst meinte. "Wenn du schon die Daten von Usura geklaut hast...", begann Itai, "... dann klär uns doch gleich darüber auf was genau heute auf dem Plan steht." "Wie schon gesagt, eine Suchmission. Genaueres weiß ich auch nicht, ich habe nicht weiter nachgeschaut." "Ach komm..." Itai sah Sora mit einem "Ich dich doch"-Blick an, aber dieser grinste nur ein wenig verlegen. "Aber es stimmt! Ich wurde unterbrochen, eine Patrouille war auf dem Weg zum Rechenzentrum. Und von meinem Rechner aus käme ich nicht an die Daten ran." Zuerst zweifelte Itai an den Worten Soras, doch dann glaubte er ihm. Er hatte keinen Grund zu schwindeln und war zudem noch eine wirklich ehrliche Haut. Sora gehörte nicht zu den Leuten, die das Herz auf der Zunge trugen, aber er gehörte zu der Sorte Mensch, die ihre Freunde nicht beschwindelten - auch nicht, wenn es um Kleinigkeiten ging. Und das war der Punkt, weshalb Itai ihm vertraute. Zwar konnte Sora hin und wieder ein wenig naiv sein, aber er wusste worum es im Leben gehen konnte... nahezu jeder in dieser Organisation wusste das. "Dieses verdammte Inselsystem über das die Rechner laufen.", zischte Sora, "Wenn wir ein ganz normales Netzwerk hätten so wie jede andere Firma auch, dann könnte ich von meinem Zimmer aus an die Daten von ihnen ran kommen." "Aber wir sind nicht bei einer normalen Firma und wir haben auch kein normales Netzwerk." "Genau!" *** "Ich hoffe sie haben alle gut geschlafen..." Ein Mann mittleren Alters trat in den Raum, der wie ein Klassenzimmer eingerichtet war. Es gab mehrere Sitzbänke die immer aus drei Plätzen bestanden. In einer Reihe gab es zwölf Plätze, also vier dreier Bänke und insgesamt gab es drei Reihen. Die Reihen waren voll besetzt mit Jugendlichen die alle dieselbe Kleidung trugen wie Itai oder Iwaku. Es war eben eine Einheitsuniform. Einige der Jugendlichen hatten sich ihre Kleidung ein wenig modifiziert. So hatten einige zum Beispiel die Ärmel abgeschnitten oder den Ausschnitt verändert. Doch im Grunde hatten sie alles das Gleiche an. "... denn heute werden sie eine Außenmission bekommen die den ganzen Tag andauern kann." "Was habe ich gesagt?", flüsterte Sora zu Itai herüber. Auf eine Leinwand wurde eine Satellitenaufnahme der Stadt geworfen. Die Karte war mit einigen roten Punkten versehen. "Wie sie hier sehen können wurden von uns verdächtige Subjekte gesichtet." Verdächtige Subjekte war nichts anderes als ein Codewort für "Menschen wie sie es sind". Denn keiner der hier im Raum anwesenden, mit Ausnahme der Person vor den Tischen, war normal. Sie waren alle anders, sie hoben sich von der Masse in der Stadt ab. Nein, nicht von der Masse in der Stadt... von der Masse der gesamten Welt. All diese Jugendlichen in dem Raum waren anders. Sie konnten Dingen tun, die sonst niemand tun konnte. Einige konnten Dinge schweben lassen, andere wiederum konnten sich teleportieren, einige konnte körpereigene Energie manifestieren und daraus Geschosse formen und wieder andere, wie zum Beispiel auch Sora, vermochten mit Maschinen zu verschmelzen, wenn sie nur die richtige Zugangsmöglichkeit besaßen. Sie alle waren sogenannter "Espers", Menschen mit übernatürlichen Fähigkeiten. Und sie alle waren hier bei "Taigai", einer Organisation, die sich um solche Menschen kümmerte. Eine Organisation war deswegen von Nöten, weil die Fähigkeiten die einige Menschen entwickelten, unkontrolliert zu einer Gefahr wurden. Wenn jemand in der Lage war Energie zu Geschossen zu manifestieren, musste er lernen damit umzugehen - sonst konnten andere Menschen zu Schaden kommen. Einige der Personen in diesem Raum, hatten dies auf sehr schmerzhafte Weise lernen müssen. Denn die paranormalen Fähigkeiten konnten ungewollt benutzt werden. Zum Beispiel bei einem extremen Wutanfall oder anderen, sehr starken psychischen Instabilitäten. Und durch eben jene Instabilitäten, kamen Menschen zu Schaden. Es war die Aufgabe von Taigai dies zu verhindern. Taigai spürte Personen auf, die übernatürliche Kräfte besaßen und zeigten ihnen, damit richtig umzugehen. Man sah den sich überwiegend im Kindesalter befindenden Menschen jedoch nicht an, was sich hinter ihnen verbarg, man musste sie mühsam suchen. In der Regel gaben Esper ein Signal von sich ab. Es war sehr schwach, aber über spezielle Geräte der Organisation, konnte man es orten. Außerdem gab es auch Esper, die die Fähigkeit besaßen, diese Energie zu spüren, was die Suche natürlich erleichterte. "Sie werden in Trupps von zwei Personen aufgeteilt werden und sollen versuchen, diese Personen ausfindig zu machen. Wie immer stellen sie eine Gefahr für die Bevölkerung dar. Da ihre Kräfte bisher wahrscheinlich unentdeckt, untrainiert und unbekannt sind, ist höchste Vorsicht geboten. Ich möchte nicht soweit zu gehen zu behaupten das sie in Lebensgefahr schweben, aber sie können durchaus in eine solch gefährliche Situation kommen. Versuchen sie ihre Zielpersonen ruhig zu halten und Aufregung sowie auch Aufsehen zu vermeiden. Die Zivilbevölkerung soll in jedem Fall geschützt werden. Jedem Trupp wird eine Zivilperson zugewiesen. Wenn sie ihre Zielperson gefunden haben, kehren sie wieder zurück. Da jeder seinen Partner kennt brauche ich ja wohl nichts weiter tun als ihnen die Akten zu geben. Bitte kommen sie vor." *** Itai saß in einem kleinen Bus, welcher die Mitglieder in die Stadtteile brachte, wo sie zu suchen hatten. So modern ihre Zeit auch war, sie waren in einer solchen großen Stadt immer noch auf recht primitive Hilfsmittel angewiesen. Ein Helikopter oder etwas derartiges hätte zuviel Aufsehen erregt. Taigai war keine offiziell operierende Organisation, sie arbeiteten im Untergrund. Es gab nu sehr Wenige die von ihrer Existenz wussten - und die arbeiteten in der Regel für sie. Natürlich fand man im weltweiten Datennetz allerhand Gerüchte und Theorien, aber diese konnten einfach nicht bestätigt werden. Und solange man nicht beweisen konnte, dass Taigai da war, gab es auch nichts zu befürchten. In seinen Händen hielt er eine Mappe, die alles mögliche über die Zielperson enthielt. Ein Foto das von irgendeiner Sicherheitskamera gemacht worden war, die überall in der Stadt hingen. Auf einigen zusammengetackerten Blättern stand das, was die Organisation über ihn hatte herausfinden können - und das war nahezu alles. Manchmal bekam Itai Angst, wenn ihm so bewusst wurde, dass diese Organisation wirklich alles über jemanden herausfinden konnte, wenn sie es wollte. Aber diese Angst schon er in der Regel immer schnell beiseite. Es war nicht so das diese Daten für irgendetwas missbraucht wurden. Sie wurden dazu eingesetzt die Person zu finden und die Person sollte zu ihrem eigenen Schutz - und zum Schutz der Zivilbevölkerung - gefunden werden. Es war nicht so das an ihnen Versuche gemacht wurden oder sie wie Tiere in Käfigen gehalten werden sollten. "Ryuchi Resuke...", murmelte Itai. *** Ryuchi ging mit einer voll bepackten Einkaufstüte vor sich her. Er konnte zwar kaum etwas sehen, aber nichts desto trotz bahnte er sich seinen Weg durch die engen Gassen des Viertels. Immerhin war heute Markt und er war extra früh aufgestanden, um noch frische Lebensmittel zu bekommen. Auf dem Markt waren diese einfach am billigsten zu bekommen, da nur sehr wenige der Verkäufer dort großen Ketten unterstanden, die in den regulären Supermärkten die Vorherrschaft besaßen. Doch dann stieß er gegen etwas und fiel nach hinten weg, da er von seinem Hindernis zurückprallte. Im letzten Moment griff eine Hand nach ihm, packte ihn am Kragen und verhinderte den vermutlich schmerzhaften Aufschlag auf dem Boden. Ruckartig wurde er wieder in eine stabile Position gezogen. Ryuchi lugte an der Tüte vorbei. "Danke! Das war knapp!" Er konnte ein Mädchen sehen. Sie trug einen weißen Mantel der ungefähr bis zu den Knöcheln reichte. Hin und wieder hatte er Jugendliche in solchen Mänteln gesehen, aber er hatte sie noch in keinem Laden gefunden. Er hatte schon die Möglichkeit in Betracht gezogen, dass diese Mäntel von irgendwo anders herkamen, denn das würde auch erklären, warum man sie so selten sah. In dem Mantel steckte ein Mädchen, dass nicht viel älter sein konnte als er. Dennoch war sie gut einen Kopf größer. Ihre langen weißen Haare hatte sie zu einem Zopf geflochten und sie trug ein Headset. "Entschuldigung, ich habe nicht aufgepasst." Sie musterte ihn. "Bist du Ryuchi Resuke?" Misstrauisch blickte der Junge sie an. Es gab nur sehr wenige Personen die seinen Nachnamen kannten. Und da er dieses Mädchen nicht kannte, ging er lieber einen Schritt nach hinten. Misstrauisch sah er sich nach allen Seiten hin um. "Wozu willst du das wissen?" "Nun... ich habe dich gesucht. Ich möchte das du gerne mit mir kommst." Seine Augen weiteten sich. Schlagartig drehte er sich auf dem Absatz um, lies die Papiertüte mit den Lebensmitteln fallen und rannte was seine Beine nur hergaben. Da er um einiges schneller war als Iwaku gedacht hatte, und sie auch nicht mit dieser Reaktion gerechnet hatte, war er schon in eine Seitengasse geflüchtet, als sie die Verfolgung aufnahm. "Scheiße! Er läuft weg!", brüllte sie ins Headset. "Keine Angst, ich sehe ihn. Er rennt auf den Markt.", drang Itais Stimme aus dem Kopfhörer. Itai stand auf dem Dach das direkt an die Straße grenzte, auf der sich Iwaku befand, welche nun die Verfolgung des Jungen aufgenommen hatte. Er wechselte zur anderen Dachseite herüber und versuchte dem Jungen mit seinen Augen zu folgen. Er rannte über den Hauptweg im Markt in Richtung der anderen Seite. Itai sprintete los. Die Häuser hier um den Markt herum standen so dicht beieinander, dass man von Dach zu Dach springen konnte. "Lauf über die Mittelstraße.", schleuderte Itai in das Mikrofon, "Ich gehe über die Dächer außen rum!" "Okay!" Doch das war leichter gesagt als getan. Der Markt war wie immer sehr gut besucht. Für einen Jungen von Ryuchis Statur war es kein Problem, zwischen den Passanten hindurch zu kommen. Da Iwaku jedoch um einiges größer war und somit auch mehr Masse hatte, fiel es ihr nicht so leicht. Sie warf einen flüchtigen Blick zu den Häusern und entdeckte Itai wie er über die Dächer hastete und sprang. Eine solche Situation war immer sehr kompliziert. Wenn die Zielperson Angst vor ihnen entwickelte, hatten sie kaum eine Chance, sie mitnehmen zu können. Der Junge bog schließlich am Ende des Marktes, zwischen zwei Häusern, in eine weitere Seitengasse ein. "Itai! Er ist abgebogen!" "Ich hab's gesehen!" Iwaku bog eine Straße vorher ab. "Versuch ihn weiter von oben zu verfolgen, vielleicht können wir ihn so einkesseln." "Gut." Ryuchi's Beine begannen langsam zu schmerzen. Er war nicht besonders fit oder trainiert, aber es musste bis nach Hause reichen! Wer auch immer diese Person war, er wollte ihr nicht so ohne weiteres in die Hände fallen. Und es war nicht mehr weit bis nach Hause. Nur noch durch zwei Straßen, dann wäre er da. Bei diesem Gedanken sammelte er nochmals all seine Kraft und gab sie seinen Beinen. Den Weg kannte er auswendig, er musste nicht nachdenken - er musste nur eines: LAUFEN! Vollkommen außer Atem schlug er die Tür hinter sich zu. Sein Atem ging wie der eines Hundes, nachdem er viel gerannt war. Sono blickte ihn ein wenig verwirrt an. "Was ist los?", erkundigte er sich, "Und wo sind die Einkäufe!" "Das ist irgendwer...", keuchte Ryuchi und musste schlucken, während er von der Tür wegtrat, "... hinter mir... mir... her..." "Was?!" Sono sprang auf während Ryuchi ihm näher kam. Ein seltsames, surrendes Geräusch kam von der Tür und Sona nahm Ryuchi hinter sich, wobei er hinter sich auf den Tisch griff. Nach einigen Sekunden sprang die Tür auf und ein weißhaariges Mädchen in einem weißen Mantel, der so aussah als wäre er von einer Uniform, trat ein. Sono riss seine Hand vorne und ein Revolver, der eindeutig ein großes Kaliber war, zielte direkt auf ihren Kopf. "Komm einen Schritt näher und ich schieß dir ins Gesicht.", drohte er ihr. Aber die Drohung schien Wirkung zu zeigen, denn das Mädchen blieb tatsächlich stehen. Allerdings verzog sie keine Miene. "Wenn du das tust...", erklang eine Männerstimme rechts hinter Sono, "... werde ich dich und deinen kleinen Freund umbringen." Irgendwie war ein Junge in der Wohnung aufgetaucht, welcher seine Hand auf Sono gerichtet hatte. Er trug den gleichen Mantel wie das Mädchen, ganz offensichtlich waren sie ein Team. Sono blickte aus den Augenwinkeln zu ihm herüber. Vor seiner Handfläche schwebte eine tennisballgroße, grüne leuchtende Kugel. Er wusste zwar nicht was das war, aber irgendwie war es ihm unheimlich. "Was wollt ihr von Ryuchi?" "Das geht nur ihn etwas an.", beantwortete der Junge der Frage. "Ich denke es geht mich sehr wohl etwas an.", protestierte Sono, "Denn ich sehe nicht ein, warum ich ihn euch einfach so überlassen sollte." "Weil du keine Wahl hast." "Wenn ihr Sono anrührt...", keuchte Ryuchi immer noch etwas außer Atem, "... dann werde ICH euch töten." Sowohl Itai als auch Iwaku stieß es bei diesem Satz übel auf. Keiner wusste welche Fähigkeiten dieser Junge besaß, vermutlich noch nicht einmal er selbst, und wenn ihm so viel an diesem Jungen lag, dann konnten sie ihn nicht anrühren. Die Gefahr, dass sie selbst verletzt oder gar getötet wurden war einfach zu groß. Und das Risiko wollte keiner der beiden eingehen. Doch solange der Junge mit den roten Haaren seinen Revolver nicht runternahm, dachte Itai im Traum nicht daran die manifestierte Energie wieder zu lösen. Iwaku blickte ihrem Gegenüber direkt in die Augen. Sie ignorierte den Revolver so gut es ging. Wenn er schießen würde, dann würde sie getroffen werden... vermutlich würde sie sogar sterben. An dieser Tatsache gab es nichts zu rütteln, also warum sollte sie sich unnötige Sorgen darum machen und vor Angst verrückt spielen? Das Taigai Mitglied durfte gerade nicht so reagieren, sondern musste die Beherrschung behalten. "Sieht schlecht aus...", ging sie die Situation in ihrem Kopf durch, "Der Kerl wird den Jungen nie hergeben, wir müssen uns etwas anderes einfallen lassen." "Komm.", meinte sie zu Itai, "Gehen wir. Das bringt nichts." Schweigend und missbilligend verschwand die Energiekugel vor seiner Hand wieder. Sono dachte jedoch nicht daran die Schusswaffe herunter zu nehmen. Aus den Augenwinkeln heraus warf Itai den beiden einen scharfen Blick zu, dann verließ er schweigend mit Iwaku die Wohnung und ließ die Tür hinter sich ins Schloss fallen. Ein wenig erleichtert seufzend nahm Sono die Pistole wieder runter. Er blickte zu Ryuchi herüber, welcher etwas verängstigt auf dem Boden kauerte. "Sag mal Ryuchi... wer waren die beiden?" "Ich... ich weiß es nicht." "Nun wer auch immer sie waren... sie wollten irgendetwas von dir." Sono blickte Ryuchi eindringlich an. "Hast du etwa geklaut?" "Nein!", antwortete Ryuchi empört. "Hmm... dieser Typ war besonders seltsam. Er ist aus dem Nichts aufgetaucht. Und dieser grüne, leuchtende Ball vor seiner Hand." Sono rief sich das Bild noch mal vor sein inneres Auge. "Irgendetwas stimmte an diesem Kerl nicht. Und das Mädchen war auch irgendwie unheimlich." Ryuchi nickte zustimmend. "Aber was auch immer diese Beiden wollten... du gehst ab jetzt nicht mehr alleine aus dem Haus. Ich will nicht das du denen noch einmal über den Weg läufst." Wieder nickte Ryuchi stumm und für eine Sekunden kehrte eine bedrückende, eine beunruhigende Stille ein. Schließlich konnte Ryuchi nicht weiter an sich halten und krallte sich an seinen Geliebten. Sono strich ihm sanft über den Kopf. "Ich weiß nicht wer das war...", dachte er, "... aber ich werde es definitiv herausfinden!" --- "Das könnte schwerer werden.", seufzte Iwaku. "Wir müssen den Jungen einfach mitnehmen, wenn er das nächste Mal das Haus verlässt. Immerhin haben wir ihn schon früh gefunden, dass ist ein Vorteil." "Ist es das?", fragte sie ihn, "Was hat es uns gebracht? Nichts..." "Komm einen Schritt näher und ich schieß dir ins Gesicht." Die Art wie dieser Junge das gesagt hatte und der Ausdruck in seinen Augen hatten Bände gesprochen. Er würde ihnen den Jungen nie so ohne weiteres mitgeben. Auf der anderen Seite durfte Taigai sich nicht zu erkennen geben. Im Moment befanden sie sich in einer Zwickmühle. Denn der andere Junge würde eher sterben als aufzugeben. Wenn sie ihm jedoch alles erklären würden - was sie allerdings nicht durften - dann bestände immerhin die Möglichkeit das er verstehen würde, um was es ging. Immerhin stand auch sein Leben auf dem Spiel. "Immerhin wissen wir jetzt schon mal wo er wohnt.", stellte Itai fest, "Wir brauchen eigentlich nur noch darauf warten, dass er alleine ist." "Itai... wenn ich von zwei fremden Personen verfolgt werden würde, die mich mitnehmen wollten und ich vorerst aus dieser Situation heraus gekommen bin, würdest du mich doch beschützen oder?" Er blieb stehen und sah sie fragend an, ihre Miene hingegen blieb bitterernst. "Was soll die dumme Frage? Natürlich würde ich das!" "Du würdest die ganze Zeit an meiner Seite bleiben und nicht davon weichen, komme was wolle - richtig?" "Ja! Selbstverständlich! Ich liebe dich!" "Und genau da liegt die Misere.", meinte sie, "Dieser Ryuchi wird ebenfalls geliebt." Jetzt verstand Itai, was Iwaku ihm damit hatte sagen wollen. Der Groschen war gefallen. Sein Blick senkte sich auf dem Boden. Wenn das wirklich stimmte, dann war die Situation so eben um einiges komplizierter geworden. Er wusste nur zu gut wie man jemanden beschützen möchte den man liebt. "Tja... dann müssen wir uns wohl etwas einfallen lassen." --- Auf den Dächern eines Hauses nahm eine Frau ihr Fernglas vor ihren Augen weg und verlor somit den Blick auf die zwei Jugendlichen, die sie bisher beobachtet hatte. In ihre zierlichen, in fingerfreien Handschuhen steckenden Händen drehte sie das Gerät und drückte unten auf einen Knopf. "Das könnte schwerer werden." "Gut...", murmelte sie und schaltete die Aufnahme wieder ab, "Das Gespräch ist drauf." Das Fernglas verschwand in einer roten Handtasche, die ihr locker über die rechte Schulter hing. Farblich war die Handtasche auf ihr Kostüm angeglichen, welches einen chinesischen Schnitt hatte. Sie mochte solche Kleidung. Nun holte sie aus der Tasche ein Handy hervor, klappte es auf und wählte eine kurze Nummer. Mit einer anderen Hand setzte sie sich eine Sonnenbrille auf. "Ich bin es.", meldete sie sich als sie hörte, dass am anderen Ende der Leitung abgehoben wurde, "Ja, sie haben ihn. Ich habe ihr Gespräch aufgezeichnet. Nein, sie haben ihn nicht. Gut... wir gehen weiterhin vor wie geplant." Ohne die Antwort der Person an der anderen Leitung abzuwarten - sie wusste allerdings eh was kommen würde - klappte sie das Handy wieder zusammen und ließ den Gegenstand in ihrer Tasche verschwinden. Ihr rechter Mundwinkel hob sich in die Höhe. "Hab dich...", flüsterte sie. Kapitel 3: Gang bang! --------------------- Chapter 02: Gang bang! Der direkte Vorgesetzte von Itai und Iwaku saß hinter seinem Schreibtisch. Neben seinem Laptop befand sich ein Aschenbecher, in dem sich gerade mal zwei ausgedrückte Glimmstängel befanden. Hinter ihm war eine Glasfront in das Haus gebaut worden, von wo aus man einen Großteil der Stadt überblicken konnte. Das lag vor allem auch daran, dass es in der Stadt nicht besonders viele Hochhäuser gab. Und die Hochhäuser die hier sonst noch errichtet worden waren, waren nicht Mal annährend so hoch wie das Gebäude von Taigai. Vor Shinji Usura lag auf seinem grauen Schreibtisch der Bericht der gestrigen Mission, von dem Team das aus Itai und Iwaku bestand. Besagte Taigai Mitglieder saßen vor dem Schreibtisch und warteten darauf, was ihnen ihr Chef zu sagen hatte. Das einzige was sie ein wenig beruhigte war die Tatsache, dass sie nicht das einzige Team waren, dass ohne Zielperson zurückgekehrt war. "Der Bericht ist ja sehr interessant...", murmelte Usura, "Wir werden versuchen diesen... Beschützer der Zielperson anhand der Beschreibung ausfindig zu machen. Das wird zwar schwer werden weil wir kaum über Daten verfügen, aber nichts desto trotz ist es ja immerhin einen Versuch wert. Und dank ihnen wissen wir ja nun auch die genaue Wohnadresse. Also... haben sie nun noch etwas zu dieser Mission zu sagen?" "Ich ja.", meldete sich Iwaku, "Ich denke das es bei dieser Sache zu extremen Komplikationen mit dem Unbekannten kommen könnte, darum sollte man an diese Sache behutsam herangehen. Die Person scheint gewaltbereit zu sein, wenn es um die Zielperson geht." "Zur Kenntnis genommen. Sonst noch etwas?" Keiner der beiden sagte etwas. "Gut. Bis auf weiteres sind sie vom Dienst frei gestellt. Wir werden Informationen sammeln und wenn wir dann etwas genaueres wissen, werden sie wieder damit beauftragt. Halten sie sich also bereit." Die zwei Mitglieder nickten knapp, standen auf und verließen das Büro. Für sie beide war die Mission alles andere als ein Erfolg gewesen. Es war zwar nicht so, dass sie tödlich sauer waren, aber ihr beider Ego hatte einen leichten Kratzer bekommen. Als sie im Lift standen brachen Itai das Schweigen. "Denkst du... sie werden ihn finden?" "Nein. Die Beschreibungen sind zu vage. Mir sind keine besonderen Dinge wie Narben aufgefallen, ich habe mir ja noch nicht einmal die Augenfarbe gemerkt! Mit solchen Details hätten sie ihn finden können, aber so... ist es nahezu unmöglich." "Wir werden noch einmal auf ihn treffen." Der Lift hielt und sie traten in den Flur, der an ihr Zimmer grenzte. "Und wenn das passiert, wird es vielleicht wirklich zum Kampf kommen." "Hoffe wir, dass wir es verhindern können." Die Tür würde über eine Kombination geöffnet, die man an einem Tastenfeld eingab. Lautlos schob die Tür sich auf, die beiden traten ein und genauso lautlos schloss sie sich hinter ihnen wieder. Achtlos streifte Itai seinen Mantel ab und warf sich auf das große, weiche Bett. Er schloss seine Augen und spürte, wie Iwaku sich neben ihn fallen ließ. Sie legte einen Arm über seine Brust, legte den Kopf an seine Schulter und sog seinen Geruch ein. Es war ein anstrengender Tag gewesen... *** Ryuchi wälzte sich herum. Sanfte Töne drangen an seine Ohren, aber er war noch zu verschlafen um gleich alles zu begreifen. Dann blinzelte er und sah Sono, wie er auf einem Stuhl saß und auf seiner Gitarre spielte. Ryuchi kannte das Lied. Von allen Liedern die Sono konnte, war ihm das am liebsten. Er konnte nicht genau begründen wieso, aber liebte dieses Lied einfach. Deswegen machte er sich auch nicht bemerkbar, sondern schloss die Augen wieder vollkommen und lauschte einfach der Musik und dem leisen Gesang Sonos. ~Never made it as a wise man, I couldn't cut it as a poor man stealin'. Tired of livin' like a blind man, I'm sick of sight without a sense of feeling and this how you remind me. This is how you remind me on what I really am, this is how you remind me on what I really am. It's not like you to say sorry, I was waitin' on a different story, this time I'm mistaken for handling you a heart worth breaking. And I've been wrong, I've been down, been to the bottom of evrey bottle. These five words in my head, scream "Are we havin' fun yet?!" Yet... Yet... Yet... no no... Yet... Yet... Yet... no no... It's not like you didn't know that, I said I love you and I swear I still do. And it must have been so bad, cause livin' with me must have damn near killed you, and this is how you remind me on what I really am, this is how you remind me on what I really am. It's not like you to say sorry, I was waitin' on a different story, this time I'm mistaken for handling you a heart worth breaking. And I've been wrong, I've been down, been to the bottom of evrey bottle. These five words in my head, scream "Are we havin' fun yet?!" Yet... Yet... Yet... no no... Yet... Yet... Yet... no no... Never made it as a wise man... I couldn't cut it as a poor man stealin and this how you remind me... this is how, you remind me. This is how you remind me on what I really am. This is how you remind me on what I really am. It's not like you to say sorry, I was waitin' on a different story, this time I'm mistaken for handling you a heart worth breaking. And I've been WRONG, I've been DOWN, been to the bottom of EVERY BOTTLE. These five words in my head, scream "Are we havin' fun yet?!" Yet... Yet... Yet... no no... Yet... Yet... Yet... no no...~ Langsam klangen auch die letzten Töne der Gitarre aus und schließlich streckte sich Ryuchi genüsslich. Sono stellte die Gitarre ab. "Hab ich dich geweckt?" "Mhhhhhhhhhh...", gab Ryuchi bloß von sich. "Tut mir leid." Er stand auf, setzte sich auf die Bettkante und fuhr Ryuchi über die Wange. Dann beugte er ich nach vorn herüber und drückte ihm einen Kuss auf die Stirn auf. "Das wollte ich nicht." "Macht nichts... du weißt doch wie ich dieses Lied mag. Ich finde es schön davon geweckt zu werden." Es klopfte an der Tür. Sono war mehr als neugierig wer das sein konnte, denn es war immerhin erst zehn Uhr Morgens. Auf dem Weg zur Tür zog er wieder seinen Revolver und löste die Sicherung. Sein Auge verharrte kurz vor dem Spion. Vor der Tür konnte er eine Frau sehen. Obwohl sie erwachsen zu sein schien, hatte sie ein recht junges Äußeres. Ihre Haut war gebräunt, ganz offensichtlich künstlich, und sie trug eine Sonnenbrille mit runden Gläsern ohne Rand. Um ihren Arm hing eine Tasche und sie trug ein blaues Oberteil mit dazu passendem, knielangen Rock. Ihre langen, hellbraunen Haare lagen glatt und offen auf ihrem Rücken. Zögerlich und vorsichtig öffnete Sono die Tür mit seiner linken Hand, während er mit der rechten durch die Tür auf die Frau zielte. Das Kaliber war groß genug um die Tür zu durchschlagen, wenn er den Abzug drückte. "Kann ich helfen?", fragte er durch den Türspalt. "Ja allerdings. Ryuchi Resuke wohnt doch hier oder?" Sono wollte die Tür wieder schließen, doch die Frau stellte ihren Fuß zwischen Tür und Rahmen. "Bitte... ich garantiere das ich nichts mit den Zweien von gestern zu tun habe - im Gegenteil." Sono stoppte den Versuch, die Tür zu schließen als er diesen Satz hörte. Wie konnte sie davon wissen? Sie sah wirklich nicht so aus, als gehöre zu den Zweien von gestern, aber darauf wollte er sich nicht verlassen. Das Äußere eines Menschen konnte bisweilen sehr trügerisch sein - vor allem wenn Menschen etwas haben wollten, was sie nicht auf Anhieb bekamen. "Bitte. Wenn es dir nicht gefällt was ich dir zu sagen habe, verschwinde ich wieder. Ich habe kein Interesse daran euch Schaden zuzufügen." Einen Moment zögerte Sono, dann gewährte er der Frau eintritt. Im Vorbeigehen bedankte sie sich und die Tür wurde wieder hinter ihr geschlossen. Nichts desto trotz hielt Sono sich bereit zu schießen und blieb bei der Tür stehen. Die Frau setzte sich an den hölzernen Tisch in der Mitte in des Raumes und blickte zu Ryuchi herüber, welcher immer noch nackt unter seiner Decke saß, und dessen Oberkörper entblößt war. Sie nahm die Sonnenbrille ab und musterte ihn noch einmal eindringlicher. "Das ist er also...", flüsterte sie zu sich selbst. "Nun - wer sind sie und was wollen sie hier?" "Mein Name ist Yukito.", stellte sie sich vor, "Nennt mich ruhig Yuki, dass tut ohnehin jeder. Und ich bin hier..." Ihr Blick fiel wieder auf Ryuchi. "... wegen ihm!" "Das waren gestern schon zwei Personen und sie haben ihn nicht gekriegt - wie kommen sie auf die Idee, dass sie ihn mitnehmen werden?" "Weil ich meinen Standpunkt vortragen werde, anders als die Zwei von gestern. Weil ich euch beiden genau erklären kann, warum sie deinen Freund haben wollen... und warum sie ihn nicht kriegen sollten." Sono sah zu Ryuchi herüber. Beide blickten sich für einige Augenblicke schweigend in die Augen, dann nickte der Jüngere. "Nur zu... wir hören." "Vor dreiundzwanzig Jahren gab es in einer Großstadt auf dem asiatischen Kontinent eine große Tragödie. Eine Gasleitung explodierte und riss mehrere Häuserblocks in den Untergang. Die Explosion war so groß das die Wolken über der Stadt weggedrängt worden waren und man die Hitze sowie auch die Druckwelle noch in Nachbarstädten spürte, die über zehn Kilometer weit entfernt waren." "Wer hat davon nicht gehört? Das Unglück von Chin Xiao." "Ganz Recht. Das ist das, was offiziell in den Nachrichten gesagt wurde und was in den Geschichtsbüchern steht. In Wirklichkeit aber war die Quelle der Explosion keine aufgebrochene Gasleitung, sondern ein Mensch. Ein 10 jähriger Junge dessen Vater vor seinen Augen in einer Bandenschießerei erschossen wurde." Sie bekam nur einen ratlosen Blick als Antwort geschenkt. "Dieser Junge war ein sogenannter Esper, ein Mensch mit übernatürlichen Fähigkeiten. Er hatte seine Fähigkeiten weder unter Kontrolle, noch wusste er davon. Aber aufgrund der Tatsache das er mit ansehen musste, wie sein Vater starb, wurde durch die gebündelte Wut seine Kraft vollkommen unkontrolliert freigesetzt - in Form einer Explosion. Natürlich sollte die Existenz der Esper geheim gehalten werden, deswegen wurde die Organisation Taigai gegründet. Taigai macht Esper auf der ganzen Welt ausfindig und nimmt sie mit. Ihre Fähigkeiten werden erforscht und sie werden ihnen kontrolliert beigebracht. Man will verhindern, dass es wieder zu so einem Ausbruch kommt, wie vor dreiundzwanzig Jahren." "Wenn es stimmt was du sagst, dann ist das doch eigentlich etwas gutes.", stellte Ryuchi fest, "Warum sollte man etwas gegen eine solche Organisation haben." "Weil diejenigen die Taigai einmal mitgenommen hat, nie wieder aus der Organisation herauskommen. Die Jugendlichen und Kinder die sie mitnehmen werden praktisch als Soldaten benutzt. Und mit 20 Jahren werden sie umgebracht." "Wieso?" "Weshalb die Esper Dinge können, die andere Menschen nicht können, ist immer noch ein Geheimnis. Fakt ist aber auf jeden Fall, dass die Kraft am dem zwanzigsten Lebensjahr einen rapiden Schub bekommt. Es weiß zwar auch niemand warum, aber ungefähr in diesem Lebensabschnitt verstärkt sich die Kraft eines Espers um ein Vielfaches. Und das stellt eine Gefahr für Taigai dar." "Die Geschichte ist ja ganz nett." Sono setzte sich wieder neben Ryuchi aufs Bett. "Aber Punkt eins: was hat das mit uns und den beiden von gestern zu tun? Und Punkt zwei: wer sagt uns das du nicht lügst?" "Der Junge und das Mädchen die euch gestern besucht haben waren Mitglieder von Taigai. Sie waren hinter dir her, oder?" Die Frage hatte sich an Ryuchi gerichtet und dieser nickte nur als Antwort. "Das heißt das du ein Esper sein musst." "Aber ich besitze keine übernatürlichen Fähigkeiten." "Vielleicht sind sie bei dir nur noch nicht ausgebrochen. Obwohl... es ist seltsam das sie dich erst jetzt aufgesucht haben. Du scheinst mir schon ein wenig alt zu sein. Normalerweise werden Kinder im Alter von ungefähr... 10 Jahren aufgesucht. Beweisen das ich die Wahrheit sage kann ich nicht auf der Stelle. Aber ich habe eigentlich keinen Grund dazu - ich bin quasi von der direkten Konkurrenz von Taigai." "Konkurrenz?" "Ich gehöre einer Untergrundorganisation an die gegen Taigai vorgeht, schon seit Jahren. Bisher hatten wir nur mäßigen Erfolg, aber wir konnten immerhin einige Esper aus den Fängen von Taigai befreien." "Und sie wollen verhindern das ich zu Taigai gehe, sondern zu ihnen.", führte Ryuchi die Rede zu Ende. "Ganz Recht." "Woher will überhaupt jemand wissen das Ryuchi ein Esper ist, wenn seine Fähigkeiten sich bisher in keinster Weise gezeigt haben?" "Jeder Esper strahl eine gewisse Energie aus. Diese Energie kann von bestimmten Sensoren eingefangen werden. Diese Energie ist wie ein genetischer Fingerabdruck absolut einmalig. Bei Espern die ihre Fähigkeiten noch nicht erforscht haben und bei denen auch noch nie ein Ausbruch statt gefunden hat, ist diese Energiesignatur noch recht schwach. Taigai hat solche Sensoren. Aber diese Sensoren sind nicht perfekt. Durch mit Blei verkleidete Räume kommen sie nicht hindurch und Stein bietet, wenn er dick genug ist, auch einigermaßen guten# darum ist unsere Zentrale im Untergrund. Die Signale unserer Esper können dort nicht geortet werden." Schweigen kehrte ein. Für beide, Sono und vor allem Ryuchi, waren das ziemlich viele Informationen gewesen - zu viele, als das sie sie alle hätten auf einen Schlag verarbeiten können. Aber Yukito wusste, dass die Zeit drängte. Sie hatte die Vorgehensweisen von Taigai in den letzten zehn Jahren mehr als einmal gesehen und kannte sie nun. Sie würden spätestens in zwei Tagen wieder hier sein, wobei Morgen wahrscheinlicher erschien. Und bis dahin sollten diese beiden untergetaucht sein, sonst könnte es eng werden. Aber wenn sie jetzt versuchte die zwei zu überreden, würde das einen falschen Eindruck machen. Zwar wollte sie wirklich nur das Beste für die beiden, aber ihr Misstrauen war durchaus verständlich. Denn keiner der beiden wusste, ob sie die Wahrheit gesagt hatte - zumal sie es nicht beweisen konnte. "Nehmen wir an wir gehen mit dir... was würde passieren?", wollte Sono wissen. "Wir würden in die Untergrundbasis gehen. Dort würde herausgefunden werden, was Ryuchis Fähigkeiten sind, und dann würde man sie versuchen zu trainieren." "Was... was ist, wenn ich das gar nicht will?" "Es tut mir leid, aber ich fürchte das muss beinahe sein. Es dient zu deinem Schutz... und zu dem Schutz der Menschen in deiner Umgebung. Bei Personen die ihre Kräfte kontrollieren ist ein Extremausbruch sehr selten, somit wird das Risiko für Unschuldige reduziert." Ryuchi blickte zu Boden. "Ich will euch nichts vormachen. Wenn Ryuchi wirklich solche Fähigkeiten hat, und davon gehe ich aus, ist er einfach eine Gefahr für uns alle. Zwar kommt es nur selten zu solch extremen Ausbrüchen wie damals, aber die Möglichkeit besteht." "Das kommt mir alles ein wenig plötzlich.", gab Ryuchi von sich, "Ich meine... bis gestern habe ich ein ganz normales Leben geführt... und jetzt?" "Das verstehe ich. So geht es beinahe jedem... weil jeder denkt, dass wir ihm etwas antun wollen. Es gibt nur wenige die nicht an ihr Leben gebunden sind und einfach mitkommen. Das du dazu nicht zu gehören scheinst ist gut." "Wieso?" "Die Menschen die etwas ans Leben bindet ins stärker. Sie haben etwas, für das sie bereit sind mit vollem Einsatz zu kämpfen. Das ist die Erfahrung die ich gemacht habe." Sie stand wieder auf. "Wie dem auch sei. Die Entscheidung sollte schnell kommen, denn Taigai ist ungeduldig. Ich würde sagen das sie Morgen wieder hier sein werden. Und damit..." Ihr Blick fiel auf den Revolver von Sono, "... habt ihr ihnen nicht gerade viel entgegen zu setzen." Yukito setzte sich ihre Sonnenbrille wieder auf. "Ich werde Morgen auf jeden Fall wieder hier sein... hoffentlich vor den Leuten von Taigai. Bis dahin solltet ihr euch entschieden haben." Ohne ein weiteres Wort zu verlieren wandte sie sich von Sono und Ryuchi ab und verlies die Wohnung auf dem Wege, auf dem sie auch hineingekommen war. Sono ließ sich seufzend nach hinten aufs Bett fallen und legte seine Schusswaffe dabei auf ein kleines Tischchen. "Was nun?", wollte Ryuchi wissen, "Wie soll es weiter gehen?" "Das ist eine gute Frage." Für einen Moment sagte Sono nichts. "Was möchtest du tun?" "Diese Yukito war mir auf jeden Fall sympathischer als die beiden von gestern." "Sie machte einen anderen Eindruck, ja. Aber sie trug auch normale Kleidung... und sah ganz anders aus. Außerdem ist sie nicht so grob vorgegangen." "Ich... ich glaube ihr Sono. Ich glaube das sie die Wahrheit gesagt hat... und wenn ich mich entscheiden müsste würde ich mit ihr mitgehen." "Aber sie konnte keinen Beweis aufbringen." "Welchen Grund hätte schon jemand MICH zu entführen?" "Hm... klingt auch wiederum logisch.", gab Sono zu, "Aber nichts desto trotz traue ich weder den Zweien von Gestern, von dieser Frau wirklich. Auch wenn ich zugeben muss, dass ihre Art vor zu gehen mir mehr entsprach. Aber... bei dieser Sache geht es hauptsächlich um dich - also liegt die Entscheidung ganz bei dir." "Aber..." "Ich folge dir wohin du auch immer gehst, dass weißt du Ryuchi. Doch diese Entscheidung musst du allein fällen. Wenn sei versuchen dir weh zu tun werde ich dich mit aller Kraft verteidigen, aber dieses Mal kann ich dir die Entscheidung nicht abnehmen." Schweigend nickte Ryuchi. Er hatte verstanden, was ihm sein Liebster damit hatte sagen wollen. "Vielleicht werde ich deine Wahl nicht verstehen, denn manche Entscheidungen kann man nur selbst nachvollziehen... aber ich werde dir folgen!" *** Iwaku blickte zum Sternenhimmel herauf. Das Abendessen war vorbei und nun befanden sie sich auf dem Dach des Taigai Gebäudes. Zwar war es im Weltall schöner, aber dort hin zu gelangen war doch recht mühsam. Obwohl dieser Frühling ziemlich regnerisch gewesen war, hatte es auch viele milde und warme Tage gegeben - so wie diesen. Und so war es auch kein Wunder das sie ohne eine Jacke oder Decke auf dem Dach sitzen konnte. Hinter ihr Ging die Tür zur Treppe. "Hier sitzt du also?", erklang Itakus Stimme hinter ihr. "Als hättest du es dir nicht denken können." "Da hast du auch wieder recht." Er ging an ihr vorbei und setzte sich auf den Rand des Daches. "Aber du weißt das ich eben ein wenig schwer von Begriff bin." Sie legte sich auf den Rücken und faltete die Finger hinter ihrem Kopf zusammen. Ihre Gedanken waren immer noch bei ihrer Zielsperson. Seit einem Tag kreisten ihre Gedanken nur um Ryuchi Resuka und die Person, die mit ihn verteidigt hatte. So etwas war ihr noch nie passiert. Bisher waren die Personen die sie mitnehmen sollten auch immer mitgekommen. Und in den wenigen Fällen in denen das nicht geschehen war, hatte sich Usura darum gekümmert. Irgendwer hatte die Esper ja über ihre Fähigkeiten und die daraus resultierenden Gefahren aufklären müssen und diesen Zweck erfüllte Usura. "Worüber denkst du nach?", fragte Itai. "Hm?" "Der Boden ist zu hart und zu unbequem um zu schlafen. Und wenn du nicht schläfst aber dennoch die Augen zu hast, denkst du über etwas nach." "Mir geht der Junge von gestern nicht aus dem Kopf." "Dieser Ryuchi." "Ja genau." Sie seufzte. "Ich habe schon beinahe so etwas wie Schuldgefühle. Wenn wir ihn in Taigai aufnehmen, kann sein Freund nicht mit. Aber haben wir überhaupt das Recht diese zwei voneinander zu trennen? Ich meine... wir haben uns über Taigai kennen gelernt, wir können zusammen bleiben... aber diese beiden können das nicht." Itai sah das nicht viel anders. Zwar war dieser Junge eine Gefahr, und zwar für seine gesamte Umwelt, aber nichts desto trotz war es ungerecht, ihn nur deswegen von der Person die er liebte weg zu reißen, weil er anders war. Wenn man ihn deshalb versucht hätte von Iwaku zu trennen, er wüsste nicht wie er reagiert hätte. Itai war sich aber einer Sache sicher: er hätte mit allen Mitteln gekämpft! Deshalb ging er einfach davon aus, dass auch der andere Junge mit allen Mitteln kämpfen würde... und das konnte gefährlich für sie werden. Er fuhr sich mit einer Hand durch seine kurzen, schwarzen Haare. Erneut ging die Tür und Sora kam auf das Dach. Er blickte zuerst Itai an, welcher immer noch auf dem Rande des Daches saß und Iwaku, welche mit geschlossenen Augen da lag. "Habt ihr euch verkracht?", wollte er wissen. "Ähm... nein... wie kommst du darauf?" "Na weil du nicht auf ihr liegst!", grinste Sora, während er an Iwaku vorbeiging. "Arschloch...", gab Iwaku daraufhin zurück, wobei Sora wusste, dass es mehr freundschaftlich als bösartig gemeint war. "Was treibt dich eigentlich nach hier oben?", erkundigte sich Itai, "Sonst kommst du doch nur mit deinem Arsch aus dem Haus, wenn es du einen Auftrag hast." "Die bessere Verbindung.", antwortete Sora und zog ein Handy hervor, von dem unten ein Kabel raushing. Er nahm das Handy in seine rechte Hand und wickelte das Kabel um seinen Zeigefinger, sodass es sich nicht mehr so einfach von alleine lösen konnte. Dann schaltete er es sein. Schlagartig schrumpften seine Pupillen soweit, das man sie fast gar nicht mehr sehen konnte. "Ich hasse es wenn du das tust.", knurrte Itai und sah von ihm ab, "Das sieht einfach abstoßend und krank aus." "Was soll ich machen? Im Haus habe ich nun mal einen schlechteren Empfang." "Und warum verbindest du dich mit einem Mobiltelefon." "Ich habe herausgefunden das Taigai seine Daten einmal pro Woche auf einen Satelliten hochlädt, als Sicherung. Über mein Mobiltelefon dringe ich über das Funksignal in den Satelliten der Telefonfirma ein und verschicke mich von dort aus weiter an alle Frequenzen, sodass ich Kontakt mit dem Satelliten von Taigai aufnehmen kann. Heute Abend um acht Uhr war eine Sitzung, dass Protokoll wird mit Sicherheit schon fertig gewesen sein, als die Sicherung gemacht wurde. Und da es zu riskant ist, an den Zentralrechner zu gehen..." "Wenn die rausfinden wie du in ihren Daten rumschnüffelst werden sie dich erschießen.", meinte Itai. "Man muss mir erst mal was beweisen können. Ah... da hab ich ihn ja... ARGH!" Das Handy wurde von ein paar kleinen Blitzen umzogen. Sora warf den Kopf nach hinten und drückte sein Hohlkreuz durch. Er hielt mit aller Kraft einen Schmerzensschrei zurück. "Sora!" Mit einer schwingenden Bewegung löste er das Handy und das Kabel von seiner Hand. Das Gerät schlug auf dem Boden auf und zerschellte in seine Einzelteile. "Scheiße!", fluchte Sora und schüttelte seine wild hin und her, "Die haben einen Doppelschutz für ihren Satelliten! Au... verdammt!" "Und was heißt das?" "Das heißt das sie praktisch doppelt geschützt sind. Und da dieses Ding hier...", während seiner Erklärung kickte er Teil des Handys vor sich weg, "... bloß einfache Signale sendet, ist es unmöglich für mich damit auf den Satelliten und die Daten die sich darauf befinden zuzugreifen." "Du bräuchtest also etwas das mindestens zwei Signale sendet um da ran zu kommen?" "Genau." "Und was sendet mindestens zwei Signale?" "Hm... alles mögliche eigentlich. BlueTooth Handys, schnurlose Haustelefone, Wireless LAN Router für den Computer... all so was halt." Seufzend ließ er sich auf seinen Hintern fallen. "Ich hätte es mir ja eigentlich denken können." "Warum wolltest du eigentlich das Protokoll der heutigen Sitzung haben?" "Weil ich neugierig bin. Mich interessiert was aus eurer Zielperson wird... und den anderen paar die nicht gefunden wurden auch." "Ich sag's ja... irgendwann packen und erschießen sie dich Sora. Es wurden schon Leute für weniger umgebracht." "Ach iwo!" Er winkte grinsend ab. "Mich können sie nicht abservieren. Noch brauchen sie mich!" *** Es gibt Tage, da geht die Sonne hinter einem Schleier aus Wolken auf. Und es gibt Tage, da geht sie strahlend und lächelnd auf... so wie an diesem Tag. Die Sonne ging lachend auf und es war so, als wolle sie sagen "Macht einen guten, macht einen neuen Anfang". Doch für manche Menschen... ist es einfach nur der nächste Tag. Ryuchi saß am Tisch und sah den schlafenden Sono an. Er hatte die ganze Nacht kein Auge zu bekommen. Die ganze Nacht hatte er auf den Beinen verbracht und hatte nachgedacht. Er konnte sich nicht daran erinnern, dass ihm jemals eine Entscheidung so schwer gefallen war wie diese. Von dieser Entscheidung, von dieser einzelnen Wahl, hing seine gesamte Zukunft ab... und die von Sono. "Ich folge dir wohin auch immer du gehst..." Natürlich hatte Ryuchi das gewusst, es war absolut unnötig gewesen, dass Sono es ihm noch einmal gesagt hatte. Dennoch hatte dieser Satz ein unangenehmes Ziehen in seiner Magengegend bei ihm ausgelöst. Er selbst konnte sich nicht erklären wieso, eigentlich war es so paradox wie etwas nur sein konnte, aber das Ziehen war immer noch da... es wollte einfach nicht verschwinden. Es fühlte sich so an, als hätte man ihm einen langen, glühend heißen Dolch in den Magen gerammt - ein ihm unbekanntes Gefühl... und er mochte es nicht, er mochte es gar nicht. Ryuchi stand auf, wobei der Holzstuhl aus Versehen über den Boden rutschte und ein Geräusch machte. Sono schrak auf, riss seine Hand in Ryuchis Richtung und zielte mit seiner Waffe auf ihn. Seine Augen waren weit aufgerissen, sprachen vor Angst und Besorgnis. Doch als er erkannte, dass bloß Ryuchi im Zimmer stand, senkte er seine Waffe wieder. Erleichtert atmete er aus und ließ sich wieder ins Kissen sinken. "Ryuchi...", murmelte er verschlafen, "Leg dich wieder hin." "Ja." Sono murmelte noch irgendetwas unverständliches und befand sich kurz darauf wieder im Land der Träume. Er mochte vielleicht eine Schlafmütze sein, aber Sono besaß die erstaunliche Fähigkeit schlafend zu wachen. Ryuchi selbst vermochte das nicht. Wenn er schlief, dann schlief er richtig. Er war nicht in der Lage von einer Sekunde auf die nächste aufzuwachen und dann auch noch zielgenau, denn davon ging er bei Sono aus, auf eine Person schießen. Er hatte die Waffe zwar bisher kaum einsetzen müssen, und darüber war Ryuchi auch dankbar, aber in diesen wenigen Situationen hatte sie ihnen das Leben gerettet. "Was soll ich nur tun Sono... sag es mir...", flüsterte er in Gedanken. "... dieses Mal kann ich dir die Entscheidung nicht abnehmen." Ja... dieses Mal ging es nicht hauptsächlich um das "sie", sondern nur um Ryuchi. Zwar betraf die Entscheidung auch Sono und seine Zukunft, aber es war nicht seine Entscheidung, nicht seine Wahl. Er musste sie nicht treffen und er konnte sie Ryuchi auch nicht abnehmen. Der Schmerz in seinem Bauch wurde schlagartig stärker und wanderte in seinen Kopf hinauf. Ryuchi kniff die Augen zusammen. Was war bloß los mit ihm? Er strauchelte zum Fenster herüber, der Schmerz war zunehmend stärker geworden und hatte ihm teilweise die Kontrolle über seinen Körper geraubt, und riss das Fenster förmlich auf. Ein warmer Luftzug wehte herein und er nahm einen tiefen Atemzug durch die Nase. Die Luft roch frisch und unverbraucht, es musste in der Nacht geregnet haben. Der Schmerz begann langsam abzuklingen. Nach einigen Minuten am Fenster war er ganz verschwunden. Irgendetwas war an diesem Schmerz nicht normal gewesen... irgendwas... doch er konnte es sich nicht erklären. Ryuchi sank unter dem Fenster auf den Boden und schloss seine Augen. *** Als er sie das nächste Mal öffnete stieg ihm gleich der Duft von Spiegelei in die Nase. Er sah sich um. Sehr zu seiner Verwunderung lag er im Bett und saß nicht mehr unter dem Fenster, welches immer noch offen stand. Und immer noch wehte eine angenehm frische Brise hinein. Aus dem Küchenteil der Wohnung drang ein leises Pfeifen. Mit einem Mal saß Ryuchi kerzengerade im Bett und gleichzeitig kam Sono aus der Küche heraus und stellte zwei Teller auf dem Tisch ab. Er löste den Knoten seiner Schürze im Nacken und warf sie achtlos in die Küche zurück. "Du bist wieder wach?" Ryuchi nickte lediglich als Antwort, auch wenn das eigentlich überflüssig war - Sono sah ja, dass er wieder wach war. "Gut geschlafen." "Ja..." "Dann kommen und iss etwas." Ryuchi folgte der Aufforderung. Immer noch ein wenig verschlafen kroch er unter der Decke hervor und setzte sich an den Tisch. Auf dem Teller befand sich eine reichliche Portion Rührei und drei Scheiben Toast. Ryuchis Magen knurrte deutlich bei diesem Anblick und sofort begann er das Essen zu verschlingen. "Du... hast dich entschieden?", erkundigte sich Sono und mit einem Mal fiel Ryuchi das Schlucken ungemein schwer. "N... Nein.", gab er verlegen zurück, "Noch... nicht." "Hm... verstehe." "Ich habe die ganze Nacht darüber nachgedacht. Aber... ich bin zu keiner Lösung gekommen." "Ryuchi... mir ist es eigentlich egal welche Entscheidung du triffst. Die Hauptsache ist, dass du sie am Ende nicht bereust." Auch wenn Sono es nur gut gemeint hatte, so war dieser Satz keiner gewesen, der ihm sonderlich weiter half. Wenn er wüsste welche Entscheidung er treffen könnte ohne sie am Ende zu bereuen, dann hätte er jetzt ein Problem weniger. Aber gerade das war ja der springende Punkt. Er wusste nicht was das richtige war... zum ersten Mal in seinem Leben war er wirklich absolut ratlos. Und irgendwie fühlte er sich auch verloren. Verloren und allein. "Sono... wie würdest du dich entscheiden?", wollte Ryuchi wissen. "Das spielt doch keine Rolle oder?" Zwar klang diese Antwort unfreundlich und schroff, aber Ryuchi wusste, wie er diese Antwort gemeint hatte. Wenn er ihm jetzt gesagt hätte wie er sich entscheiden würde, dann würde Ryuchi dieselbe Entscheidung treffen. Doch Sono konnte ihm nicht nur nicht helfen, er wollte auch das Ryuchi seine eigene Wahl trifft. Das gehörte wohl zum Erwachsenwerden dazu. Ein lautes Pochen an die Tür riss sie aus ihrer Konversation und Ryuchi aus seinen Überlegungen. Sofort hatte sich Sonos Hand wieder um den Griff des Revolvers gelegt, welcher in der Mitte des Tisches lag. Fast gleichzeitig standen Sono und Ryuchi vom Tisch auf. "Ryuchi, geh zum Fenster.", zischte Sono, während er auf die Tür zuging, "Wenn nicht die Person vor der Tür steht für die du dich zu entscheiden gedenkst, dann nimmst du die Feuerleiter." "Und du?" "Tu was ich dir sage!" Mit äußerster Vorsicht ging Sono auf die Tür zu. Wieder legte er den Lauf an die Tür. Zwar wusste er nicht, ob das die Person auf der anderen Seite der Tür verletzen oder ihm vom Hals halten konnte, aber einen Versuch war es ja immerhin wert. Er schloss die Tür auf und öffnete die Tür. Davor standen die zwei Jugendlichen in ihren weißen Mänteln. "Wir sind gekommen um..." Sono schlug die Tür und drehte den Schlüssel. Schnellen Schrittes ging er auf das Fenster zu, in welchem Ryuchi schon zur Hälfte steckte und dabei war, aus zu steigen. Kaum war ihm dies gelungen, folgte Sono ihm. Die Feuerleiter war zwar recht klapprig und teilweise schon vom Rost durchfressen, aber zur Flucht reichte es noch. Kaum waren sie beide unten in der Gasse, traten ein paar Stiefel auf das Metallgitter, von welchem aus man die Feuerleiter erreichen konnte. Es war der Junge. Er blickte nach unten. In seinen Augen waren Ärger und Wut sichtlich zu erkennen. Sono riss seine Waffe nach oben, doch daraufhin lächelte er nur müde. Sein Körper wurde durchsichtig und wie ein Geist schwebte er durch das Gitter hindurch. Die Augen des Bewaffneten weiteten sich ungläubig und auch Ryuchi schien seinen Augen nicht zu glauben. Langsam, beinahe schon wie in Zeitlupe, schwebte der transparente Leib der Person direkt vor ihre Füße und bekam dort wieder die normale Farbe und Dichte. "Keine Bewegung!" Der kalte Stahl des Revolverlaufs kam direkt mit der Stirn des Jungen in Kontakt. "Wenn du dich rührst schieß ich dir ein Loch in den Kopf." "Ich denke du solltest spätestens jetzt wissen das ich dem ausweichen kann." "Wir werden sehen ob deine Reaktionen schneller sind als meine Kugel." Das Mädchen bog aus einer dem Jungen gegenüberliegenden Gasse in die Seitenstraße hinein und die Miene des Jungen hellte sich auf. Der Feind war umzingelt. Aber schon im nächsten Augenblick traf ihn ein harter Schlag ins Gesicht und Itai taumelte zur Seite. "Verdammt!", fluchte er, während Sono und Ryuchi an ihm vorbeirannten. "Nicht schlafen!", wies ihn Iwaku zurecht, während sie die Verfolgung aufnahm und an ihrem Freund vorbeilief. "Scheiße!" Itai nahm so gut es ging die Verfolgung auf, doch in seinem Ohr klingelte es leise. Er hatte mit nahezu allem gerechnet, nur nicht mit einem einfachen Faustschlag. Dennoch verlor er sein Ziel nicht aus den Augen und er schaffte es sogar, mit Iwaku wieder einigermaßen gleich zu ziehen. Sono und Ryuchi hatten jedoch einen Vorteil, da sie dieses Gebiet in- und auswendig kannten. "Sie holen auf.", bemerkte Sono in Gedanken, "Verflucht... warum mussten sie so früh schon auftauchen?!" Sie liefen in eine Seitengasse hinein, welche auf eine größere Straße führte. Ein blauer Sportwagen hielt mit quietschenden Reifen davor und die Beifahrertür sprang auf. "Kommt rein!", brüllte Yukito aus dem Wagen heraus. Sono fuhr auf dem Absatz herum, riss seine Waffe nach oben und drückte den Abzug nach hinten. Zwei Kugeln rissen Löcher in eine Ziegelsteinwand hinein und Itai sowie auch Iwaku wichen mit einem schnellen Schritt nach hinten hin aus. Dann setzte Sono seinen Weg fort und folgte Ryuchi, welcher bereits auf dem Beifahrersitz Platz genommen hatte. Kaum war Sonos Fuß nicht mehr mit dem Gehweg in Kontakt raste der Wagen los. Sono schlug die Tür zu. Iwaku war als erster auf dem Gehweg und blickte dem Wagen ohne Nummernschild hinterher. Itai stieß zu ihm und trat wütend gegen ein Straßenschild, welches auf das absolute Halteverbot hinwies. "Verflucht!", schrie er wütend. "Tut mir leid das ich nicht früher gekommen bin.", entschuldigte sich Yukito, während sie so schnell es ging über die Straßen fegte, "Aber bis ich hier in der Stadt bin dauert es ein wenig. Und unterwegs war noch..." "Wie konnten sie uns so genau finden?", unterbrach Sono sie und drehte sich um, um sich einen Blick nach hinten verschaffen zu können. "Es tut mir leid das ich ein wenig getrickst habe.", räumte sie ein, "Aber an Ryuchis Shirt hängt ein Peilsender." Sono passte das zwar ganz und gar nicht, aber anstatt sie dafür anzublaffen, schwieg er. Immerhin hatte sie sie so finden können und damit vielleicht das Leben gerettet. Sein Leben konnte ihm zwar so gesehen egal gewesen sein, aber an Ryuchis Leben lag ihm sehr viel. "Ich hoffe ihr habt nichts dagegen, aber wir fahren jetzt zur Untergrundbasis. Dort können sie uns nicht finden. Wenn ihr dann nachher weg wollt, könnt ihr von dort aus immer noch weg. Aber ich habe keine Lust von Taigai geschnappt zu werden...", erklärte Yukito. Kapitel 4: New but unknown device --------------------------------- Chapter 03: New but unknown device Yukito bog auf einen Landweg ein und Ryuchi sowie auch Sono sahen interessiert aus dem Fenster. Sie waren inzwischen schon seit zehn Minuten aus der Stadt heraus gefahren und fuhren nun irgendwo zwischen Feldern und Landwegen umher. Sono kannte diese Gegend... er war hier schon einmal gewesen und seit diesem Tag an, hatte er sich diese Gegend vollkommen eingeprägt. Und selbst wenn er es gewollt hätte, so wäre er nicht in der Lage gewesen, diese Gegend zu vergessen. Ryuchi hingegen sah das hier zum ersten Mal. Er hatte noch nie ein Feld aus der Nähe gesehen... was in der jetzigen Zeit aber auch kein Wunder war. Die Stadt und der Fortschritt waren seit Jahren nicht mehr aufzuhalten und so breiteten sich die Städte aus, wie einst die Wüsten wanderten. Die Wüstenwanderung hatte man inzwischen mit stabilen Wänden aufgehalten. Schließlich fuhr der Wagen in ein großes Abflussrohr hinein und schlagartig wurde es dunkel. Nur noch die Scheinwerfer des Wagens gaben ein wenig Licht ab, aber das sahen nur noch Ryuchi und Yukito. Sie nahm ihre Sonnenbrille ab und steckte sie in die Brusttasche ihres Kostüms. "Ich hoffe ich kann davon ausgehen, dass ihr den Weg an niemanden weitergebt... dafür wäre ich euch sehr verbunden." Nach gut zwei Minuten Fahrt kamen sie an einem Tor an. Vor dem Tor stand ein Apparat mit einem Tastenfeld. Yukito hielt, kurbelte das Fenster herunter und tippte lange Zahlenfolge ein. Seltsamerweise zog gar kein Gestank durch das Fenster hinein. Im Gegenteil... es roch nach frischer Luft, wie nach einem langen Regenfall. Das Tor öffnete sich und sie fuhren weiter. Einiger Meter später hielten sie wieder und nur Augenblicke später setzte sich eine Maschine in Bewegung. Der Wagen fuhr auf einer Art Lift nach unten wie es schien. Vollkommen fasziniert beobachtete Ryuchi den Vorgang. Als der Lift stoppte waren sie in einem weiteren Tunnel. Yukito fuhr weiter vor und sie kamen bei einem zweiten, massiv erscheinenden Metalltor. Erneut wurde dieses Tor über ein Tastenschloss geöffnet. Was sich dahinter verbarg, sprengte jede Vorstellung die sich Ryuchi und Sono gemacht hatten. Es kam ihnen so vor als würden sie sich in einem Film befinden: hinter diesem Tor hatte sich eine Art unterirdische Stadt verborgen. In der Mitte befand sich ein See dessen Wasser erstaunlicherweise sehr klar erschien. Um den See herum befanden sich mehrere Häuser. Diese waren zwar nicht das modernste was es gab, aber nichts desto trotz erschienen sie nicht schlechter als das Haus, in dem Ryuchi und Sono gemeinsam gewohnt hatten. Über den See führten einige Stege. Yukito parkte ihren Wagen und sie stiegen aus. "Willkommen in unserer Untergrundbasis!", verkündete sie stolz und Sono sowie auch Ryuchi sahen sich nun genauer um. An der Decke befanden sich ganz offensichtlich einige Strahler, denn hier unten war es taghell. Allerdings kam von der Decke zuviel Licht, als das sie dort oben hätten etwas erkennen können. Auf dem Parkplatz befanden sich gut ein Dutzend Wagen, aber Yukito schien den besten und neusten gehabt zu haben. Im See badeten einige Leute. "Wir haben hier unten eine eigene Stromversorgung. Diese Basis kann vollkommen autark existieren. Die Lampen an der Decke simulieren die Sonne und laufen in einem 24 Stunden Zyklus sodass Tag und Nacht simuliert werden. Es befinden sich auch kleine Lampen an der Decke die einen Sternenhimmel simulieren können. Die Häuser besitzen ebenfalls Strom und fließend Wasser. Hier unten passen bis zu achthundert Menschen hinein.", erklärte Yukito, während sie die beiden Neulinge umherführte. "Was ist das?" Ryuchi deutete auf einen Platz, der beinahe wie ein Feld aussah und auf dem Feld befanden sich Steine und teilweise auch Kreuze. "Das... ist unser Friedhof. Zwar versuchen wir Kämpfe zu vermeiden wo immer es nur möglich ist, aber auch wir müssen Verlust hinnehmen." Yukitos Stimme war um eine Nuance ernster geworden. Sono ging durch die Reihen und musterte die Daten auf den Grabsteinen genauestens. Nach einigen Reihen blieb er stehen und drehte sich um. "Hier sind ziemlich viele die nur 21 Jahre alt geworden sind... warum?" Yukitos Blick senkte sich und sie seufzte. "Wie schon erwähnt bekommen die Esper im ungefähren Alter von zwanzig Jahren einen enormen Kraftschub. Allerdings... allerdings sterben sie auch ein Jahr darauf." "Was?!" "Wir selbst wissen nicht wieso. Aber ziemlich genau im Alter von 21 Jahren sterben die Esper. Wir versuchen heraus zu finden warum... aber wir wissen es nicht. Das einzige was wir wissen ist, dass zu diesem Zeitpunkt nach und nach die Organe ihren Dienst versagen. Das Datum liegt bisher immer bei plus-minus zwei Wochen." "Heißt das... ich werde in ein paar Jahren mit Sicherheit sterben?", wollte Ryuchi wissen. Die junge Frau seufzte und schüttelte dabei ihren Kopf. "Ich hoffe nicht... aber nach unserem derzeitigen Stand ist das wohl wahrscheinlich. Wir wissen einfach nicht woran dieses multiple Versagen liegt. Natürlich ist es allgemein bekannt, dass die anderen Organe versagen, wenn eines voran geht. In den meisten Fällen ist es das Herz. Bisher scheiterte auch jeder Versuch einer Wiederbelebung und wir haben schon alles probiert. Und ich weiß das mitunter am besten, denn ich war bei sehr vielen Beerdigungen und Toden dabei. Das einzige Positive was ich aus diesem Punkt zu sagen habe, ist das hier ein Esper immerhin noch ein Jahr länger lebt, als bei Taigai." Sie blickte in Sonos Augen und verstand auf Anhieb was er dachte. "Das ist zwar nur ein kleiner Trost, aber es ist besser als nichts." "Gehen wir weiter...", forderte Sono. Ryuchi schwieg. Dieser Tag war ohnehin nicht sein Bester gewesen, aber nun auch noch zu erfahren, dass er keine fünf Jahre mehr zu leben hatte, verursachte ein sehr mulmiges Gefühl in seinem Magen. Er hatte dieses Gefühl noch nicht oft gehabt, und es war anders als das Stechen, dass er noch heute Morgen verspürt hatte, aber es war mindestens genauso angenehm. Sono ging schweigend neben Ryuchi her, folgte Yukitos Erzählung nur halbhörig, und sah seinen Freund aus den Augenwinkeln heraus an. Am liebsten hätte er jetzt etwas gesagt wie "Alles wird gut" oder "Ich werde nicht zulassen das du schon so früh stirbst", aber das konnte er einfach nicht. Er konnte es nicht deswegen, weil er die Worte nicht aussprechen konnte, sondern weil er Ryuchi keine Versprechungen machen wollte, die er womöglich nicht halten könnte. Er war eine Person die einfach gerne hielt was sie sagte. Ryuchi sackte zur Seite und stützte sich auf Sono. Ihm war heiß und kalt und seine Haut im Gesicht war total bleich geworden. Seine Beine fühlten sich an als wären sie aus Pudding und schließlich wurde es ihm schwarz vor Augen. "Ryuchi!" *** "Die Zielperson sowie auch der Unbekannte sind ihnen also entkommen?" "Ja." "Und sie bekamen Unterstützung von einer Unbekannten Person in einem blauen Sportwagen, dessen Modell sie nicht erkennen konnten und der zumindest hinten über kein Nummernschild verfügte." "Genau." "Mit anderen Worten ist diese Mission ein totaler Fehlschlag." Itai sowie auch Iwaku schweigen darauf nur. Sie hatten nicht oft eine Predigt von Usura bekommen, aber dieses Mal konnten sie es beiden verstehen. Vor allem Itai selbst ärgerte sich. Hätte er nur ein wenig mehr aufgepasst und schneller reagiert, dann hätten sie ihre Zielperson jetzt womöglich schon. Hauptsächlich gab er sich selbst die Schuld am Scheitern der Mission. "Nun ja... ihr beider Freund Sora sucht bereits über das Sicherheitsnetz der Stadt nach den beiden." Das bedeutete nicht anderes als das er sich über einen Computer in den Großrechner der Stadt eingeklinkt und somit die Sicherheitskameras angezapft hatte, die überall in der Stadt standen. "Doch bisher ohne Erfolg. Auch haben wir keinerlei Daten gefunden, die auf den Beschützer ihrer Zielperson weisen. Dasselbe ist es bei dem von ihnen beschrieben Fluchtwagen. Es gibt 25 Wagen die auf ihre Beschreibung passen, aber keiner der Halter kommt für die von ihnen beschriebene Aktion in Frage. Auch kein Diebstahl wurde gemeldet. Mit anderen Worten sind Aufenthaltsort ihrer Zielperson, der unbekannten Person und der Frau, die ihnen zur Flucht verholfen hat unbekannt." "Und was wird nun als nächster Schritt..." "Darüber muss ich mit den anderen Führungskräften diskutieren." Das bedeutete nichts anderes als "Ich habe keine Ahnung". "Mit Verlaub.", schaltete sich Iwaku ein, "Es ist nicht allein unsere Schuld das die Zielperson entkommen ist. Wäre diese Frau nicht aufgetaucht hätten wir sie jetzt und wüssten auch, wer der Unbekannte ist." "Davon bin ich überzeugt. Ich weiß es sogar. Aber es ist einfach Tatsache das diese Frau aufgetaucht ist." "Wenn selbst Sora nichts findet...", dachte sie Itai, "... muss dieser Kerl einiges auf dem Kasten haben. Er hat Zugriff auf nahezu jede Datei die auf einem Computer gespeichert ist, ferner dieser an einem Netzwerk hängt. Und selbst wenn nicht stellt das nur ein geringfügiges Hindernis für ihn dar." Seine Gedanken schweiften zum letzten Abend zurück, wo Sora versucht hatte, sich in den Satelliten von Taigai einzuhacken. "Er ist einfach ein Genie auf seinem Gebiet. Wenn er die beiden nicht findet sind sie verschwunden... dann findet sie niemand, bis sie wieder auftauchen." Usura seufzte. Der Aschenbecher auf seinem Schreibtisch war bereits am überquellen, so viele Zigaretten hatte er darin ausgedrückt. Daneben lag eine leere Zigarettenschachtel die so aussah, als wäre sie zerquetscht worden. "Also gut... das war's. Ich möchte das ihr beiden euch bereit haltet die Mission jederzeit wieder aufnehmen zu können. Bis dahin werdet ihr keinen neuen Auftrag erhalten." "Jawohl." *** Sono saß im hohen Gras eines Feldes und genoss die milde Nacht. In der Wolkendecke über ihm gab es einige Löcher, sodass hin und wieder volle Mond hindurch schien oder man ein paar einzelne Sterne sehen konnte. In seiner Rechten hielt er seinen Revolver. So wenig er sich auch an diesen Ort erinnern wollte, so wenig konnte er etwas dagegen tun, dass die Erinnerungen wieder kamen. Zu viel verband ihn mit diesem Ort, zu viel hatte sich in sein Gedächtnis eingebrannt was nicht einmal die Zeit zu löschen vermochte. "Du kennst dich hier aus?" Yukito stand hinter ihm. Immer noch trug sie das Kostüm vom Morgen, als sie Ryuchi und ihn gerettet hatte. "Ja... kann man so sagen. Ich war schon einmal hier." Sie nickte stumm darauf, obwohl Sono das nicht sehen konnte. "Wie geht es Ryuchi?" "Er schläft jetzt. Wir haben ihm ein Mittel gegeben sodass er vor dem Morgen nicht aufwachen wird. Aber seine Werte sind alle normal, er ist stabil." "Hört man gern." Er war gleich nach seinem Zusammenbruch ins Krankenhaus geschafft worden. Jetzt sollte er eigentlich in dem Bett liegen das in der Wohnung stand, in dem Sono und er nun leben würden - zumindest fürs erste. "Das mit dem sterben war vermutlich einfach nur ein großer Schock für ihn." "Kann ich verstehen. Ich weiß nicht wie ich reagiert hätte, wenn man mir gesagt hätte, dass ich vor sechs Jahren hätte sterben sollen..." "Tja... so ist wohl das Leben was?" "Ich kann verstehen das du deswegen keine besonders gute Stimmung hast, aber wie schon gesagt: wie forschen so gut wir können. Zwar sind die Fortschritte ziemlich gering im Moment, aber vielleicht habe wir etwas herausgefunden bevor Ryuchi..." Rasch legte er ihr einen Finger auf den Mund und sie verstummte. "Sprich es nicht aus.", verlangte Sono mit Grabesstimme und für einen Moment schwiegen sie beide. "Tut mir leid.", entschuldigte sie sich, "Aber wie schon gesagt, ich kann dich durchaus verstehen. Auf diesem Friedhof liegen zwei Geliebte und eine ganze Menge Freunde von mir. Ich habe keinen Bedarf daran, noch mehr zu Grabe zu tragen. Glaub mir... du bist nicht der einzige der einen geliebten Menschen verliert. Und bei dir gibt es immer noch die Chance einer Rettung. Sei lieber froh darüber." Das waren zwar keine Worte die Sono wirklich aufheiterten, aber im Grunde hatte Yukito recht. Sie wusste vermutlich auch wie es ist einen geliebten Menschen zu verlieren. Aber das alles half Sono auch nicht weiter. Was nützte es ihm im Moment, wenn Yukito bereits um jemanden geweint hatte. "Ist es bekannt ob Taigai etwas darüber weiß?" "Mhmh...", machte Yukito und schüttelte den Kopf, "Es gibt nichts was darauf hinweisen würde, aber möglich ist es. Auch wenn ich es allein deswegen schon nicht glaube, weil kein Esper bei Taigai das 21te Lebensjahr erreicht." Yukito wand sich wieder von ihm ab. "Dein Ryuchi ist etwas besonderes... das merkt man an der Art, wie ihr euch zueinander verhaltet. Pass nur gut auf ihn auf... besondere Dinge verliert man sehr schnell." Er drehte sich nicht zu ihr um. Stattdessen hörte er nur die Luke, die sich leise quietschend hob und wieder schloss. Seit er das letzte Mal hier gewesen war... es hatte sich nichts verändert. Das Feld war immer noch ungepflegt, anschienend war der Besitzer schon seit längerer Zeit tot... oder es war inzwischen ein Neuer gekommen, welcher sich aber genauso wenig um sein Gut kümmerte wie der Erste. Aber eigentlich scherte das Sono wenig... er hatte lediglich gehofft, nie wieder hier her kommen zu müssen und nun konnte er sich von diesem Platz einfach nicht lösen. Er nahm einen tiefen Atemzug durch die Nase, sog den Geruch der Umgebung ein, und binnen weniger Nanosekunden hatte sein Gehirn sämtliche Erinnerungen die mit diesem Geruch zusammen hingen wieder abgerufen. Es roch sogar noch genau so wie damals. Der junge Mann hatte das Gefühl, als wäre hier seit Jahren nichts geschehen... als wäre die Zeit hier nicht vorbeigekommen und alles wäre noch so wie damals. Aber sein Verstand rief ihm immer wieder zu, dass alles woran er sich erinnerte, nur zehn Jahre alte Erinnerungen waren. Außer ihm war niemand mehr hier und es würde hier auch keine blutüberströmte Leiche herumliegen. "Komm schon!" Der kleine Junge hastete durch das Feld und folgte der Schneise, die die Person vor ihm geschlagen hatte. Das war die einzige Möglichkeit für ihm, dem Vordermann zu folgen, denn sehen konnte er ihn schon nicht mehr. Sein Atem ging schnell und kurz. Schließlich stoppte sein Vordermann, fuhr herum und riss den Jungen hinter sich. Gleichzeitig zog er seine rechte Hand nach oben, in der er einen großen, silbernen Revolver hielt. Das Mondlicht wurde von dem glänzenden Stahl reflektiert. "Schöne Grüße!", brüllte der Erwachsene und Schüsse lösten sich. Sono schüttelte seinen Kopf. So lange hatte er es vermieden daran zu denken... und nun? Nun kam alles wieder hoch. Doch vielleicht war es auch gut so, denn diese Erinnerungen ließen ihn den Schmerz wieder spüren, den er so lange nicht mehr gefühlt hatte. Vielleicht war es ja wirklich gut wieder daran erinnert zu werden, was einmal war... was einmal wichtig war. Der Mensch neigt eben dazu so etwas zu vergessen, wenn er daran nicht erinnert wird. "Hey..." Über die Wangen des Jungen kullerten leere Tränen. "Hey..." Sanft schüttelte er den Körper in dem einige Löcher deutlich zu erkennen waren. Aus den Löchern war Blut heraus geflossen und die hellblaue Uniform die die Person trug, war an vielen Stellen tiefrot gefärbt. Das Gesicht hatte eine starre, schmerzverzerrte Miene angenommen und blickte starr gen Himmel. Über die bleiche Haut war Blut gelaufen und inzwischen dort geronnen. "Hey!" Das Schütteln wurde stärker und aggressiver. Die Person am Boden sollte sich bewegen, sollte zeigen das sie noch da war, dass sie den Jungen nicht allein ließ. Er wollte nicht allein sein! "Er ist tot Junge." , informierte ihn eine Männerstimme. Er sah auf und blickte in das kalt grinsende Gesicht eines Mannes, welcher mit einer Pistole auf ihn zielte. "Genau wie du." Ein Schuss löste sich und die Augen des Jungen weiteten sich. Ein Loch wurde in sein T-Shirt auf Brusthöhe gerissen und schleuderte ihn nach hinten. Er verlor den Boden unter den Füßen, flog ein Stück weit nach hinten und verlor den am Boden liegenden Mann aus seinen Augen. Den Aufschlag auf dem Boden spürte er kaum. Sein Blick war glasig auf den Himmel gerichtet. Der Mann mit der Pistole, aus dessen Lauf etwas Rauch aufstieg trat über den Jungen. Zwei weitere Kugeln rissen Löcher in das T-Shirt des Jungen und die leeren Hülsen kamen nahezu lautlos auf dem Erdboden auf. Der Mann grinste auf das Kind herab, steckte seine Waffe weg und schritt davon, ohne das Kind oder die Leiche noch eines weiteren Blickes zu würdigen. Seine Arbeit war getan und er hatte hier nichts mehr verloren. Das Kind hatte jegliches Zeitgefühl verloren als es sich wieder aufrichtete. "Ich lebe...", schoss es ihm durch den Kopf, "... immer noch..." Die Brust des Jungen hob und senkte sich unter Schmerzen. Er streifte schnaubend das T-Shirt ab, ließ es achtlos ins Gras fallen und sah an sich herunter. Die kugelsichere Weste hatte ihm das Leben gerettet. Erneut blickte er den Leichnam an, welcher nur unweit von ihm entfernt lag. SEINE kugelsichere Weste... Müde und geschafft riss er die Klettverschlüsse an seinen Schultern auf und die Weste fiel von seinem Körper ab. Auf seiner Brust hatten sich drei blaue Flecken gebildet. Wenn er die Weste nicht gehabt hätte, hätten die Schüsse alles was hinter seiner Haut lag gnadenlos zerrissen. Kurz sammelte er den Speichel in seinem Mund, nur um ihn dann aus zu spucken. Der Geschmack von Blut klebte in seinem gesamten Rachenraum. Mit emotionsloser Miene erhob er sich vom Boden und trat näher an die Leiche heran. Mit zittriger Hand hob er den Revolver auf. Obwohl die Waffe eigentlich viel zu schwer für ihn war, ließ er die Patronenkammer mit einer lockeren Bewegung aus dem Handgelenk aufschnappen. Es befanden sich noch zwei Kugeln in der Kammer. Mit einer ähnlichen Bewegung wie zuvor ließ er die Patronenkammer wieder zuschnappen. "Tut mir leid...", wisperte er der Leiche zu, "Ich sollte da liegen... an deiner Stelle..." Immer noch zeichnete sich kein eindeutiges Gefühl in seinem Gesicht ab. "Aber ich werde versuchen deinen Wunsch wahr werden zu lassen... ich werde es versuchen... weiter zu leben." Schweigend schlurfte er durch das ausgetrocknete Maisfeld davon. Sono besah sich die Waffe in seiner Hand. In den Lauf war in einer kunstvollen Handschrift das Wort "Hope" eingraviert worden, zusammen mit einem genauso kunstvoll gemachten Flügel, der neben dem Wort eingearbeitet worden war. Genau dasselbe Motiv zierte seinen Oberarm an der Stelle, wo er zur Schulter überging. Ryuchi hatte sie sich auch eintätowieren lassen. Sono hatte dies zwar nicht gewollt, aber Ryuchi hatte es ihm gewollt. Die Tätowierung war ein Geschenk zum 16ten Geburtstag gewesen. Es hatte eine ganze Menge Geld gekostet, aber Sono war es das Wert gewesen - zumal Ryuchi sich die Tätowierung sonst selbst gekauft hätte. Er kannte Ryuchi nun seit gut vier Jahren. Damals war Ryuchi ein Straßenjunge gewesen und hatte gebettelt, während Sono hingegen ein einfacher Kleinkrimineller war. Er hat geklaut und hin und wieder Diebe beraubt. Dabei hatte er sich wenigstens nicht schlecht gefühlt, wie wenn er einen Passanten um sein Geld und seine Habe erleichtert hatte. Immerhin hatte es der Dieb selbst geraubt - so gesehen war es nichts anderes als ausgleichende Gerechtigkeit. Wieso er Ryuchi mit sich genommen hatte, als er ihn das erste Mal gesehen hatte, konnte er sich bis heute nicht erklären. Aber auf jeden Fall war es kein Fehler gewesen, soviel stand bereits fest. Es gab kaum eine Person die sein Leben so geprägt hatte wie Ryuchi. *** Ryuchi schlug die Augen wieder auf. Im ersten Moment hatte er das Gefühl, als hätte ihn jemand gerufen, doch als er sich im Zimmer umsah, war dort niemand. "Sono?", fragte er durch den Raum, doch er bekam keine Antwort. Er setzte sich auf die Bettkante. Das Zimmer war recht simpel eingerichtet, aber es enthielt alles, was auch ihre alte Wohnung enthalten hatte. Einen Tisch, ein paar Stühle, einen Küchenteil, ein Doppelbett, ein Nachttisch, einen Kleiderschrank und eine Tür, die vermutlich in ein Badezimmer führte. Das Zimmer roch noch ungewohnt neu... nach Plastik. Vermutlich lag das daran, dass dieses Zimmer mit Kunstboden ausgelegt war, der noch sehr neu aussah. Ryuchi stand auf und ging zum Kleiderschrank. Da er nichts anhatte wollte er sich erst mal anziehen, danach konnte er immer noch überlegen, was er als nächstes tat. Während er über den Boden schritt, welcher sich unter seinen nackten Füßen auch noch neu anfühlte, kehrten seine Erinnerungen wieder zu ihm zurück. Sie waren mit Yukito gegangen, sie waren herumgeführt worden und dann war er zusammengebrochen. Er öffnete den Kleiderschrank, konnte aber nicht seine eigene Kleidung entdecken. Satt dessen nahm er sich ein paar Kleidungsstücke heraus, von denen er annahm das sie ihm gefielen, und zog sie an. In einer grauen Stoffhose und einem schwarzen, ärmellosen Shirt ging er an das Fenster. Er wusste nicht genau wo er war, aber von seiner jetzigen Position aus konnte er die gesamte Untergrundbasis überblicken. Inzwischen war es offensichtlich Nacht geworden, denn an der Decke war der künstliche Mond aufgegangen. Es war nur noch wenig los, aber dennoch schwammen einige Personen im Wasser. Obwohl es hier unten garantiert nicht so luxuriös war wie in der Stadt, so hatte er schon lange kein so glückliches Bild mehr gesehen... zumindest nicht mit mehreren Menschen auf einmal. Es schien so, als würde es hier gar keine Probleme geben. Auf dem Steg saßen zwei Mädchen. Von der Art her wie sie zu der anderen saßen und wie sie sich ansahen, glaubte Ryuchi sich und Sono wieder zu erkennen. Das eine Mädchen tauchte seine Hände ins Wasser und zog sie wieder heraus. Als sie ihre Hände jedoch wieder aus dem Nass hervorholte, schwebte zwischen den Handflächen eine Kugel aus Wasser. "Ach ja... die Esper...", schoss es ihm wieder durch den Kopf. Für einen Moment hatte er diese Sache komplett vergessen. Er hatte vergessen was mit ihm war und warum er hier war... doch nun war alles binnen einer Sekunde wieder zu ihm zurück gekommen, auch wenn er darauf hätte verzichten können. Denn im Moment überwogen die schlechten Erinnerungen... und auch die Angst. Ja... er hatte seit langem wieder richtig Angst. Die Ungewissheit hatte sich wie ein Mantel auf ihn gelegt und hatte begonnen an ihm zu zehren. Im Moment wünschte er sich Sono wäre bei ihm. Aber wahrscheinlich war irgendwie mit Yukito und ließ sich etwas zeigen oder erklären... jedenfalls hoffte er das. Wenn ihm nun etwas zugestoßen wäre... er wüsste nicht was er tun würde. Ryuchi wandte sich vom Fenster ab und sah einen Zettel auf dem Tisch liegen. Mit schnellem Schritt ging er zu dem Holztisch und hob den Zettel auf. Er war mit einem Füller handschriftlich beschrieben worden. "Bin mal raus an die frische Luft. Essen ist im Kühlschrank, mach dir was immer du willst ~ Sono" Erleichtert atmete Ryuchi aus. Dieser Zettel beruhigte ihn und erlöste ihn rasch von den schlimmen Gedanken, die sich ihm irgendwie aufgedrängt hatten. Es waren nun mal leider solche Gedanken, die sich ihm als erstes aufdrängten. Er war eben viel zu leicht zu beunruhigen. Ryuchi schritt aus der Wohnung heraus, ein Treppenhaus hinunter und trat ins Freie - wenn man es so nennen wollte. Kaum war er draußen erblickte er Sono. "Sono!" Der junge Mann sah auf und seine Miene hellte sich schlagartig auf. Es freute ihn zu sehen das sein Freund wohlauf war. Ryuchi rannte auf Sono zu, fiel ihm um den Hals und riss ihn dadurch zu Boden. "Ist ja gut." Er klopfte ihm auf den Rücken und musste kurz lachen. "Ich bin ja da..." *** "Ich habe mit Yukito geredet. Da du offensichtlich ein Esper bist darfst du in nächster Zeit diese Basis hier nicht verlassen, da dich sonst Taigai orten könnte. Demnächst werden deine Fähigkeiten untersucht werden und wenn sie herausgefunden haben, was du kannst, wird deine Fähigkeit trainiert werden, damit du sie lernst zu kontrollieren." Ryuchi lauschte den Worten. Sie saßen beide am Ufer des Sees und Sono hatte erzählt, was Yukito ihm erzählt hatte. Ryuchi lauschte diesen Worten interessiert, immerhin ging es dabei um ihn und seine Zukunft, an welche auch das Schicksal von Sono geknüpft war. "Und wie wird es danach weiter gehen?" "Tja... das müssen wir dann sehen.", seufzte Sono. "... sterben sie auch ein Jahr darauf." Sono gefiel dieser Gedanken nicht, und er war sich sicher das auch Ryuchi damit nicht glücklich war, aber im Moment konnten sie nichts an dieser Tatsache ändern. Immerhin bestand eine kleine Hoffnung, dass Ryuchi nicht sterben musste - auch wenn dieser nicht wirklich daran dachte. Seine Gedanken kreisten um die Tests die ihm blühten, um seine Fähigkeiten zu entdecken. "Ryuchi?" Sie fuhren herum. Hinter ihnen stand ein Mann in einem weißen Mantel. Er hatte eine Glatze und trug eine Brille mit großen Gläsern. In einer Hand hielt er ein Brett auf dem einige Blätter festgeklemmt waren. "Ja?" "Ich bin Doktor Aszuse. Ich bin damit beauftragt deine Fähigkeiten zu entdecken." *** "Also ich bin wirklich ratlos.", seufzte der Doktor, "Ryuchi sprang bei keinem einzigen Test an." Sono, Aszuse, Yukito und natürlich Ryuchi saßen in einem Raum, der voller Gegenstände war. Unter anderem ein Fernseher, ein Radio oder Bauklötze. Er hatte nun drei Stunden lang versucht, etwas über Ryuchis Kraft heraus zu finden, aber ohne Erfolg. "Und dir sind auch nie irgendwelche... ungewöhnlichen Dinge aufgefallen?" Ryuchi schüttelte den Kopf und der Mann seufzte. "Dann weiß ich auch nicht weiter." "Könnte es sein das ich gar kein Esper bin?" In Ryuchis Stimme klang Hoffnung durch. "Das ist sehr sehr unwahrscheinlich. Bisher hatte Taigai bedauerlicherweise noch immer Recht gehabt.", antwortete Yukito, "Vielleicht hast du eine neue Kraft... eine die uns bisher nicht bekannt ist. Wir müssen sehen was sich rausfinden lässt, aber nicht mehr heute. Es kann aber auch sein, dass deine Kräfte nur so tief verborgen liegen." *** Ryuchi seufzte. Er hatte also eine Kraft die niemand kannte oder definieren konnte. Wach lag er in seinem Bett. Er konnte einfach nicht mehr schlafen... vielleicht lag es auch daran, dass künstliches Licht durch das Fenster hineinschien. Sono ging es nicht viel anders, allerdings beruhte seine Schlaflosigkeit auf anderen Gründen. "Sag mal Ryuchi... was... willst du tun, wenn du deine Fähigkeit entdeckt hast?" Normalerweise war er nicht die Person, die solche Fragen stellte, aber im Moment wusste er nicht, was er sonst hätte zu seinem Freund sagen sollen. Und ganz nebenbei bemerkt interessierte es ihn auch wirklich. "Ich weiß es nicht.", beantwortete er die Frage ehrlich, "Ehrlich gesagt weiß ich kaum was... seit diese Sache losgegangen ist. Alles geschieht so Schlag auf Schlag... ich weiß nicht was ich danach tun soll." Sono nickte stumm. Im Moment fühlte er sich schlechter als je zuvor. Er wusste nicht genau wieso, er konnte den Ursprung dieses Gefühls nicht in sich ausmachen. Eigentlich wünschte er sich jetzt nichts weiter, als Ryuchi in die Arme zu schließen und ihn erst wieder los zu lassen, wenn das alles vorüber war. Aber dummerweise zeigte sich hier etwas, das Sono schmerzhaft gelernt hatte: die Liebe konnte nur wenige Probleme lösen. Und wenn sie Problem löste, dann entstanden diese auch erst durch sie selbst. Im Grunde war die Liebe nichts anderes als ein Störfaktor in seinem Leben... aber dennoch konnte er ohne Ryuchi einfach nicht mehr leben. Wenn Ryuchi weg wäre, würde ihm etwas Großes in seinem Leben fehlen. Aus den Augenwinkeln beobachtete Ryuchi. Selbst wenn er vor sich hin starrte und nachdachte, sah er immer noch irgendwie süß aus und dieses Wort pflegte Sono nicht oft zu benutzen. Und doch machte ihm irgendetwas in seinem Kopf Vorwürfe, dass er an Ryuchis derzeitiger Situation Schuld war. "Unsinn!", schrie er sich selbst in Gedanken an, "Du kannst für nichts etwas! Red dir so etwas nicht ein!" Vor seinem Inneren Auge sah er sich zwei Mal. Einmal an eine Wand gedrückt, zurückgedrängt... und einmal vor dem Ich an der Wand stehend und schreiend. "Ohne dich würde es ihm jetzt besser gehen!" "Ohne mich wäre er jetzt vielleicht schon tot!" "Eben deshalb!" "Was?!" "Du hast nie darüber nachgedacht das es ihm ohne dich vielleicht viel besser ginge oder? Noch nie... du denkst immer nur an dich!" "Das stimmt nicht!" "Wieso hast du ihn damals mitgenommen?!" "Ich..." "Du wolltest nicht mehr allein sein! Das ist alles! Du hast ihn nicht mitgenommen um ihm zu helfen, oder weil du ihn gemocht hast, du wolltest nur deinen Egoismus befriedigen." "Nein!" "Du belügst dich selbst! Sieh der Wahrheit ins Gesicht!" "Sono!" "Du bist nichts weiter als Dreck! Du bist es gar nicht wert geliebt zu werden!" "Sono!" "Ohne dich wäre er besser dran... und das war schon immer so!" "Sono!" Der junge Mann mit den roten Haaren schrak auf und fand sich plötzlich in dem Zimmer wieder, welches Yukito ihm zugewiesen hatte. Konfus sah er sich um und sah in Ryuchis besorgtes Gesicht. "Was....?", brachte er bloß raus. "Du hattest die Augen zu und hast plötzlich angefangen zu zittern und zu schwitzen.... ich habe versucht dich zu wecken, aber du hast nicht gleich reagiert." Für ein paar Sekunden blickte er Sono an, welcher immer noch nicht so ganz begriffen hatte, was vorgefallen war. "Hey Sono, alles in Ordnung." "Ja... ja es geht schon." Er stand vom Bett auf. "Ich brauche nur mal einein Augenblick Frischluft, dann geht es schon wieder." Er zog sich seine Schuhe und eine Jacke an und ging schnellen Schrittes aus der Wohnung heraus. Kaum hatte er die Tür hinter sich geschlossen lehnte er sich daran und kniff die Augen zu. Wie eine heiße Nadel in seinem Kopf hallten die Worte nach, die er gerade eben gehört hatte. "... oder weil du ihn gemocht hast..." Sie hatte Recht... die Stimme hatte Recht. Er hatte Ryuchi damals nicht aufgenommen, weil er ihn mochte oder weil er Mitleid hatte. Im Moment konnte er noch nicht einmal genau sagen, warum er ihn überhaupt mitgenommen hatte. Mitgenommen... er dachte ja schon von Ryuchi wie von einem Hund, der im Tierheim darauf wartet, abgeholt zu werden. "Verflucht!", zischte er und ging davon. Kapitel 5: Awakening -------------------- Chapter 04: Awakening Draußen regnete es in der Stadt wie aus Eimern, doch Sono ging in seinem Mantel durch die Straßen, als wäre das nichts. Es störte ihn nicht das er inzwischen schon bis auf die Knochen durchnässt war. Da der Himmel mit dunklen Wolken verhangen war konnte man die Sonne nicht sehen und es war dunkler, als es normalerweise um diese Uhrzeit war. Er blieb vor einem Elektronikwarenhandel stehen. Im Schaufenster standen Fernseher und sie alle waren auf denselben Sender eingestellt. Sie zeigten eine glückliche Familie und Sono begriff in diesem Moment, dass alles was er sich mit Ryuchi erhofft hatte zerbrochen war. Nichts von dem was er irgendwann mal vorhatte war noch möglich, ihre Zukunft lag in Scherben... und er war Schuld! Hätte er Ryuchi damals nicht mit sich genommen wäre er weiterhin auf der Straße geblieben... wäre eventuell tot, und müsste deshalb nun nicht mehr Leiden. "Ich bin ein Idiot.", beschimpfte er sich kraftlos selbst leise, "Wie konnte ich nur so naiv sein?" Er ging weiter, schritt unter der Überdachung des Ladens hervor, und sofort schlugen die Regentropfen sich wieder auf ihm nieder. Er konnte jeden einzelnen förmlich spüren. Eine Gruppe Jugendlicher schritt an ihm vorbei, aber das bemerkte er kaum. "Hey!" Sono blieb stehen, sich nicht im ersten Moment sicher, ob dieser Ruf ihm gegolten hatte. Doch als er dann näher kommende, platschende Schritte zu hören waren, war er sich sicher das jemand nun direkt hinter ihm stand. "Was ist?" Er drehte sich und sogleich traf ihn ein unglaublich harter Schlag in den Magen. Sono riss seine Augen und seinen Mund auf, doch anstatt ein zu atmen konnte er nur die Luft aus seinem Körper heraus pressen. Mit einem röchelnden Geräusch löste sich sein Körper vom Boden ab und er schlug gegen eine Wand. Vor ihm wurde alles undeutlich, sein Kopf schmerzte schlagartig und es wurde ihm schwarz vor Augen. Itai stand da und seine Faust hatte eine bläuliche Aura angenommen. Mit kalten Augen blickte er den bewusstlosen Sono an und nach einigen Sekunden verschwand die Aura wieder im Nichts. Schmal grinste der Esper. "Hab ich dich...", hauchte er. *** "Yukito?" Die junge Frau sah von ihrem Laptop auf und rückte sich ihre Brille zurecht. Zwar brauchte sie die Sehhilfe nicht normalerweise, aber wenn sie länger am Computer arbeitete, konnte sie damit besser arbeiten. Nach einer Zeit begannen sonst die Buchstaben vor ihren Augen zu tanzen und zu verschwimmen. "Ryuchi! Was kann ich für dich tun?" "Hast du Sono gesehen?" "Nein... wieso?" Er trat näher und seufzte. "Vor ein paar Stunden ist er raus gegangen und seit dem nicht wieder gekommen. An sein Handy geht er nicht ran." "Hm... nein ich habe ihn nicht gesehen. Aber wir können ja mal schauen wo er ist." Sie begann auf ihrem Laptop zu tippen und das Bild wechselte. Ryuchi trat hinter den Schreibtisch von Yukito und sah ihr dabei über die Schulter. Das Bild sah aus wie das einer Überwachungskamera. Immer wenn sie auf eine Taste auf der Tastatur drückte, wechselte das Bild. Aber egal wie oft sie drückte, Sono geriet nie ins Bild. Erneut flogen ihre Finger über die Tastatur und eine Tabelle wurde auf dem Bildschirm angezeigt. "Hmm...", machte sie nachdenklich, "Die letzte Person die die Basis verlassen hat, ist vor gut fünf Stunden gegangen." "Das würde zeitlich mit Sono passen, er sagte er bräuchte ein wenig Frischluft." Ryuchi schwieg kurz. "Glaubst du ihm ist etwas passiert?" "Ich denke zwar nicht das Sono der Typ ist, dem einfach so etwas zustößt, aber... die Möglichkeit ist natürlich da. Immerhin beobachtet Taigai die Oberfläche und ihr zwei seid sicherlich derzeit unter den meistgesuchten Personen." "Denkst du sie haben ihn gefangen!?" Mit einem Mal war Ryuchi wesentlich lebhafter als zuvor. Yukito nahm ihre Brille ab, seufzte und sah Ryuchi an. In seinen Augen spiegelte sich Besorgnis wieder, aber auch noch viele andere Dinge. "Ich denke gar nichts.", antwortete sie, sich ihre Worte sehr genau überlegend, "Ich sage nur das die Möglichkeit besteht. Vielleicht ist er auch draußen einfach nur irgendwo eingeschlafen." "Das ist eine Lüge und du weißt es!", dachte sie, "Draußen gießt es in Strömen, kein Mensch kann DORT schlafen!" "Ich geh ihn suchen.", beschloss Ryuchi kurzer Hand und ging schnellen Schrittes wieder. Yukito sprang auf und folgte ihm. "Ryuchi! Bleib hier!" "Nein!" "Da draußen ist Taigai in der Lage dich auf zu spüren, du bist dort nicht sicher! Eventuell kriegen sie dich und dann kann keiner auf dich aufpassen oder dich beschützen!" "Mir egal." Sie waren inzwischen schon in der Wohnung von Ryuchi und Sono angekommen, wo Ryuchi sich zum rausgehen anzog. Yukito fing an langsam wütend zu werden. "Sei doch kein solch verdammter Idiot!" Ryuchi warf ihr einen Blick zu, der ihr eine Gänsehaut bescherte. "Yukito... hast du jemals jemanden geliebt?" Sie erstarrte. "Hast du jemals jemanden geliebt?", wiederholte er seine Frage energischer. "Vollkommen bedingungslos? Kennst du dieses Gefühl das sich in diesem Moment in meiner Brust befindet und das mit jedem Schlag meines Herzens stärker wird?! Kennst du die Energie und die Motivation die mich antreibt?! Weißt du wie es ist zu lieben und geliebt zu werden?!" Erneut sah sie ihm in die Augen. Die Besorgnis war fast vollkommen dem Willen gewichen - dem Willen das Ziel zu erreichen, koste es was es wolle. Sein eigenes Leben war ihm egal, dass anderer war ihm egal - er wollte nur das seines Freundes retten. "Ja...", wisperte Yukito und unterdrückte den Schmerz, "Ich weiß es." "Dann solltest du mich doch am besten verstehen können." Mit diesen Worten hastete Ryuchi an ihr vorbei aus der Wohnung heraus und Yukito hörte seine Schritte im Treppenhaus verhallen. Sie rannte zum Fenster. "Ryuchi!", rief sie, als dieser Haus dem Haus heraus trat. Er blieb stehen und drehte sich um. Sie griff in die Tasche ihrer Jeanshose und zog ihr Mobiltelefon hervor, dass sie ihm daraufhin zuwarf. Ryuchi fing es auf und blickte sie ein wenig ratlos an. "Wenn du ihn gefunden hast ruf mich an!" Er nickte und rannte los. Er rannte zu der Leiter, welche nach oben führte und kletterte sie blitzschnell herauf. Binnen einer Minute war er oben und ein harscher Wind blies ihm ins Gesicht. Der Himmel war mit dunklen Wolken verhangen, so als hätte es vor kurzem stark geregnet. Zuerst sah Ryuchi sich in der Gegend um die Basis herum um. Doch in den Feldern die hier lagen konnte er Sono einfach nicht finden. Auch das Rufen nach ihm führte zu keinem Ergebnis und langsam wuchs seine Besorgnis. Sono wäre nie einfach weggegangen ohne ihm Bescheid zu sagen und so drängte sich unweigerlich der Gedanke auf, dass ihm etwas passiert sein musste. Er ging in Richtung Stadt. Auf seinem Weg klarte der Himmel sich ein wenig auf. Löcher rissen in die Wolkendecke und Sonnenlicht fiel in einzelnen, dicken Strahlen auf die Erde hinab. Auch der Wind wurde zunehmend schwächer. Es war beinahe so, als wolle das Wetter ihm Mut machen. Als wolle der Himmel und die Sonne ihm sagen, dass alles wieder gut werden würde. Er kam an der Grenze der Stadt an und sogleich er blickte er eine ihm bekannte Gegend. Das Eintagsgrau seines bisherigen Lebens ergriff wieder Besitz von ihm, doch irgendwie hatte er das Gefühl, Sono näher zu kommen. --- Sora saß auf seinem Bett und hatte ein Kabel, dass von seinem Computer wegführte, um seine linke Hand gewickelt. Sein Geist schwebte irgendwo durch das Netzwerk der Stadt, auf der Suche nach irgendetwas brauchbarem. Hunderte von Informationen rauschten gleichzeitig durch seinen Kopf, doch er schaffte es aufgrund seiner Fähigkeit das alles zu verarbeiten. Dann streifte sein Geist das Sicherheitssystem, welches mit den Kameras verbunden war, die überall in der Stadt angebracht waren. Sie standen öffentlich auf den Straßen, in nahezu unzerstörbaren Behältern. Er setzte sich kerzengerade hin und lies das Bild heranzoomen. Konnte es wahr sein was er da sah? "Das gibt's doch nicht..." --- Itai lag auf seinem Bett. Iwaku war in der Kantine und aß, aber er hatte im Moment einfach keinen Hunger. Seine Gedanken streiften bei dem Jungen, den er vor gut zwei Stunden gefunden hatte. Was hatte er nur in der Stadt verloren? Natürlich war er gleich Usura überführt worden und nun würde er verhört werden. Danach würde er wohl, da er immerhin eine potentielle Gefahr war, eingesperrt werden. Das war natürlich kein schönes Schicksal, aber Itai verstand den Standpunkt. Sein Handy klingelte. Er stand vom Bett auf und hob ab. "Ja?" "Itai! Schau dir dieses Kamerabild an!" Der Esper blickte auf das Display seines Mobiltelefons und seine Augen weiteten sich. Auf dem Bild war ganz eindeutig Ryuchi Resuke zu erkennen - seine Zielperson, die er nicht geschafft hatte zu fangen. "Wie alt ist dieses Bild und von wo?!", erkundigte er sich sofort. "Kamera am Südend der Stadt, vor einer guten Minute." Blitzschnell hatte Itai seinen Mantel angezogen und war aus dem Fenster gesprungen. Lautlos ignorierte sein Körper die Schwerkraft und er flog über die Stadt. "Sag mir genau wo!" "Du willst ihn holen?" "Ja!" "Aber das ist ein Risiko! Was wenn seine Kraft plötzlich ausbricht?!" "Sora! Es ist unsere Pflicht diese Leute vor sich selbst zu schützen - und die Menschen in ihrem Umfeld! Wenn sie ausbricht, wenn er mit mir Kontakt hat, kann ich eventuell damit umgehen! Ich will kein Drama wie vor dreiundzwanzig Jahren erleben, wenn ich es hätte verhindern können!" "Das sehe ich ja ein!", erwiderte Sora, "Aber wenn das passieren sollte bist du tot!" "Ich werde dafür sorgen das er es dann auch ist!" "Und Iwaku?" Itai knirschte mit den Zähnen. Er neigte dazu sie ihm Eifer des Gefechts zu vergessen und so war es nun auch wieder gewesen. "Sag ihr erst mal gar nichts. Mit etwas Glück bin ich vor ihr wieder im Zimmer! Ah... ich glaube ich habe ihn!" Vor Ryuchi landete eine Person auf der Straße und er erkannte sie sofort wieder. Es handelte sich um einen der beiden Jugendlichen, welche ihn hatten holen wollen. "Hallo Ryuchi.", begrüßte Itai ihn, "Wirst du nun mit mir kommen?" "Nein." Ryuchi schüttelte seinen Kopf. "Lass mich bitte einfach nur durch. Ich habe keine Lust zu kämpfen." "Und was, wenn ich dir sage, dass wir deinen Freund haben?" "Ihr... habt Sono?" "Ganz Recht. Derzeit wird er vermutlich schon verhört werden. Und wenn was das erledigt ist..." Innerlich grinste Itai. Er würde ihm nun einen Reiz geben, welchen ihn zum mitkommen bewegen würde. "... wird er exekutiert werden." Ryuchi lief es eiskalt den Rücken herunter. Sie würden Sono, seinen Sono, die Person an der sein Herz hing, töten? Nein... nein! Das konnte er nicht zulassen! Er konnte nicht zulassen das sie das taten! In Ryuchi kochte Wut und Aggression hoch! Seine erstaunte Miene wandelte sich zu einem entschlossenen Gesicht und er schritt selbstsicher auf Itai zu. Er würde zu Taigai gehen und würde Sono da rausholen! "Hey wohin so schnell?" Itai legte Ryuchi eine Hand auf die Schulter und stoppte ihn dadurch. Ryuchi drehte den Kopf leicht über die Schulter. "Ich sagte es doch bereits: ich suche nur meinen Freund. Da ihr ihn habt werde ich zu euch gehen, ihn holen, und wieder verschwinden - mit ihm. Also lass mich gehen!" "Wir werden gemeinsam gehen!", beschloss Itai, "Und wenn du Ärger machst habe ich die Befugnis dich mit Gewalt dazu zu zwingen oder zu töten." Ryuchi drehte sich vollends zu ihm um und Itai erschrak zum ersten Mal in seinem Leben, als er die Augen des Jüngeren erblickte. Sie sahen ähnlich aus wie die von Sora, wenn er sich mit einer Maschine in Verbindung gesetzt hatte, nur viel aggressiver. In diesen Augen spiegelte sich blanker Hass wieder! Etwas derartiges hatte selbst Itai noch nicht erlebt. "Warum versuchst du es dann nicht einfach?", zischte Ryuchi, "Ich habe kein Interesse daran mit dir zu kämpfen, aber wenn du mir keine Wahl lässt werde ich es tun!" "Was hättest du mir schon entgegen zu setzen? Ich kann deinen Freund auf Kommando töten lassen, wenn ich es will!" Das war natürlich gelogen, aber das wusste Ryuchi ja nicht. Ryuchi war das jedoch zuviel. Er selbst wusste gar nicht genau wie, aber irgendwie löste sich von seinem Körper eine Schockwelle. Diese schlug Itai meterweit von ihm weg, welcher vollkommen überrascht erfasst wurde, und warf einige Autos am Straßenrand um. Wie ein Wirbelsturm löste sie sich von ihm und fegte durch die Straßen. Der Taigai-Esper stoppte in der Luft und blieb dort stehen. "Verdammt!", zischte er. "Wenn ihr Sono auch nur ein Haar krümmt, werde ich euch alle eigenhändig umbringen!", brüllte Ryuchi. Fassungslos starrte Itai Ryuchi an, welcher sich wieder von ihm abwand und seinen Weg fortsetzte. Vermutlich wusste er genau wo das Hauptquartier von Taigai lag. Aber Itai konnte nicht zulassen das er es erreichte. Er holte mit einer Hand aus, kleine Blitze bildeten sich und Energie manifestierte sich in Form einer Kugel dort. "Stirb!", schrie in Gedanken, als er den Energieball in Ryuchis Richtung schleuderte. Doch anstatt das es sich in Ryuchis Körper einbrannte und ihn niederstreckte, prallte das Geschoss an einem runden Schutzschild hinter ihm ab. Itais Augen wurden groß. Hatte er etwa doch schon seine Kraft so unter Kontrolle? Über was für eine Kraft verfügte dieser Junge nur? Ryuchi blieb stehen. "Ich habe die gewarnt.", meinte er bedrohlich. Es war nur ein zischendes Geräusch zu hören und Ryuchi befand sich hinter Itai. Dieser bemerkte das sehr wohl, konnte sich aber nicht umdrehen. Nicht weil er zu beeindruckt oder geschockt von der Kraft seines Gegners war, sondern weil er es einfach nicht konnte. Er fühlte sich, als wäre sein Körper in einen eisernen Schraubstock gepresst. "Wie...", presste er mühsam heraus, aber Ryuchi unterbrach ihn. "DAS ist meine Fähigkeit.", antwortete er. Itai wurde plötzlich nach unten gezogen und schmetterte hart auf der Straße auf. Der Asphalt wies einige Risse nach dem Aufschlag an der Stelle auf, und Itai spie einen kleinen Schwall warmen Blutes aus. Er stützte sich auf alle Viere und Ryuchi landete vor ihm. "Und es gibt rein gar nichts was du dagegen tun kannst." Itai wurde von einer weiteren Schockwelle erfasst und in die Luft geworfen. Er hatte nach diesem Aufschlag nicht die Konzentration um seine Kräfte zu benutzen, weshalb er wie ein Blatt im Winde flog. Dann blieb er auf einmal stehen. Ryuchi sah ihn die ganze Zeit an. Er öffnete seine rechte Hand und dort manifestiere sich wie zuvor schon bei Itai Energie in Form eines kleinen Balles. Blitzschnell schoss dieser auf einmal nach oben und kam auf Itais Brust auf. --- "NEIN!", brüllte Sora, "ITAI!" --- Itais Körper wurde ein Stück weit nach oben gepresst, dann durchschlug die Kugel seinen Körper und trat, begleitet von Blut und Knochensplittern, wieder am Rücken aus. Das Geschoss setzte seinen Weg einfach fort und Itai fiel wieder gen Boden. Mit einem dumpfen Geräusch schlug er auf der Straße auf und Ryuchi ging gelassen zu ihm hin. Das Loch in seinem Körper war kreisrund und sein weißer Mantel begann sich zunehmend rot zu färben, da er das Blut aufsog, dass aus der Wunde austrat. Der Esper am Boden brachte nur noch stammelnde Laute heraus und Ryuchi blickte ihn mit ein wenig Mitleid in den Augen an. An einem der Behälter für die Sicherheitskameras öffnete sich ein Klappe. Ryuchi wusste was dahinter lag. Dort lag ein Maschinengewehr. Diese Dinger waren dazu da bestimmte Verbrecher, zum Beispiel Amokläufer, aus zu schalten bevor sie zu großes Unheil anrichteten. Die Waffe begann zu feuern doch die Kugeln prallten alle an einem Schild ab, das bloß an der Stelle kurz farblich sichtbar wurde, wenn eine Kugel darauf traf. "Gehörst du auch zu ihnen?", wollte Ryuchi wissen und blickte direkt in die Kamera hinein, "Wenn ja dann lass dir eines gesagt sein. Wer Wind säht wird Sturm ernten!" --- Usura saß an einem langen Tisch zusammen mit seinen Vorgesetzten. Es gab vieles zu diskutieren. Vor ihm an seinem Tisch hatte er sein Handy liegen, welches neben einem Aschenbecher stand. Dieser war zwar voll, aber es passten noch weitere Zigarettenstummel hinein. Das Handy klingelte. "Entschuldigen sie meine Herren." Er nahm das Mobiltelefon und hob ab. "Was ist?", fragte er scharf, "Ich bin in einer Besprechung!" "Das Bild!" Soras aufgeregte und schluchzende Stimme war zu hören. Usura nahm das Handy von seinem Ohr ab und sah sich das Bild an. Hinter seiner Sonnenbrille weiteten sich seine Augen, doch von seiner allgemeinen Miene her ließ er sich nichts anmerken, als er das Bild von Itai sah, welcher auf der Straße in seinem eigenen Blut lag. "Wer war das?" "Seine Zielper..." Sofort unterbrach der Leiter von Taigai die Leitung und wählte eine zweistellige Nummer. Die anderen Männer am Tisch sahen ihn interessiert an, doch er reagierte darauf nicht. Kaum war die Verbindung hergestellt hob jemand an der anderen Seite der Leitung ab. "Usura hier, wir haben einen Code 13." Sofort legte er wieder auf und immer noch sahen ihn die anderen Männer fragend an. Er räusperte sich kurz. "Meine Herren die Stadt wird unter militärische Sperrung gelegt weshalb sie leider die Stadt nicht mehr verlassen können. Ich werde sie darüber informieren, wenn sich dieser Zustand ändert." "Usura! Was soll das! Erklären sie sich!", verlangte einer der Männer und stand auf, wobei er sich auf den Tisch stützte. "Es ist eine Gefahr für Leib und Leben aufgetreten... und es ist meine Aufgabe diese abzuwehren." --- Sono kam wieder zu sich. Sein Kopf schmerzte und als erstes stellte er fest, dass er nicht wusste wo er war. Das Zweite was er bemerkte war, dass er sich nicht bemerken konnte. Er sah an sich herunter. Seine Hände waren auf seinem Rücken zusammen gebunden. Zwar hatte er die Füße frei, aber das nützte ihm auch nichts. Er schien sich in irgendeinem Büro zu befinden, denn nur einige Meter von ihm entfernt stand ein Schreibtisch aus massivem Holz. Er konnte keine Tür sehen, weshalb er annahm, dass diese hinter ihm lag. Auf dem Schreibtisch lag sein Revolver zusammen mit den vier Schnellladern, welche er bei sich getragen hatte. "Na los!" Durch hüpfende Bewegungen begann er sich fort zu bewegen und kam dem Schreibtisch immer näher. Doch als er bei dem Schreibtisch angekommen war, ging eine Tür hinter ihm auf und schloss sich wieder. "Verdammt!", schoss es ihm durch den Kopf. Es handelte sich um ein Mädchen in einer weißen Uniform - er kannte sie! Sie war mit dem Jungen gekommen und hatte Ryuchi holen wollen. "Was soll das werden?", wollte sie wissen. Sono schaute auf die Fensterfront die hinter dem Schreibtisch lag und streckte seinen Hals ein wenig. "Wollte die Aussicht genießen.", log er. Bei den unzähligen Malen in denen er von der Polizei beim Diebstahl gepackt worden war, hatte er gelernt wie man sich am besten bei einem Verhör verhielt. Zwar wusste er nicht genau, was er schon hätte verraten können, aber wer konnte schon sagen was in den Köpfen anderer Leute vor sich ging? Aber eigentlich wollte Sono es auch nicht wissen. Sein Interesse lag viel mehr daran hier wieder heraus zu kommen. Die Fesseln waren das kleinere Problem, da er seine Schultern für eine Art Trick trainiert hatte. Das größere Problem war das Mädchen vor ihm und wie er dann wieder aus dem Gebäude herauskam, da er bezweifelte das sie ihn einfach gehen lassen würden. "Harter Bursche, hm?" Sei seufzte. "Dabei wollen wir doch gar nichts von dir sondern nur von deinem kleinen Freund." "Nun... vielleicht habe ich aber etwas dagegen? Was würdest du sagen, wenn ich dir deinen Freund wegnehmen wollte?" "Wir tun das zu ihrem Schutz!" "Ach ja, sagt mal... habt ihr irgendwelche Mitglieder die älter sind als neunzehn?" Sie sah ihn schräg an, doch auf Sonos Lippen breitete sich ein seichtes Grinsen aus. Auf diesen Moment hatte er gewartet. Er riss seinen Fuß hoch und trat das Mädchen von sich weg. Diese wurde unvorbereitet getroffen und taumelte nach hinten. Mit einem deutlich hörbaren Knacken drehte Sono seine Arme nach oben wobei die Schultern ausgerenkt wurden und mit genau dem selben Geräusch renkten sie sich wieder ein. "Wa...?!" Er zielte mit seinem Revolver direkt auf ihre Brust und sie hielt inne. Es hatte sich wieder einmal bezahlt gemacht, dass er das konnte. Schon oft hatte er sich damit der Polizei entwunden. --- "Ich möchte das umgehend unsere Einheiten losgeschickt werden!" Usura hatte sein Handy am Ohr und schritt durch die Gänge des Gebäudes. "Das ist mir egal! Wir haben einen Esper mit einem Kraftausbruch der vermutlich auf dem direkten Weg hierher ist, wir haben keine Zeit über so etwas zu verhandeln! Schicken sie alle Einheiten los! Und verhängen sie den Ausnahmezustand über die Stadt, sofortige Notevakuierung über die unteren Tunnel einleiten! Ich will jeden Feindkontakt mit der Zivilbevölkerung vermeiden!" Er steckte sein Handy wieder weg. Wenn Shinji Usura eine positive Eigenschaft an sich finden konnte, dann war es wohl die, dass er auch in Krisenzeiten einen kühlen Kopf behalten konnte. Außerdem wusste er, dass wenn er jetzt in Panik verfallen, die gesamte Stadt ZERfallen würde. --- Ohne das Ryuchi es mitbekam verteilte sich eine armeeartige Einheit in der gesamten Stadt. Zwei Kampfhubschrauber, ein Dutzend Panzer und einige Kampfwagen schwärmten durch die Stadt, während die Bewohner über Nottunnel evakuiert wurden. Ein wenig neugierig blickte Ryuchi sich um, als eine Alarmsirene aufheulte. Doch nach einigen Sekunden der Verwunderung setzte er seinen Weg fort. Er wusste wo Taigai seinen Sitz hatte, dort würde er hingehen. Er würde sich Sono wiederholen, würde ihn befreien, und dann wieder gehen. Im Grunde wollte er nichts anderes als seinen Freund wieder holen. Der Weg war nicht mehr weit, ungefähr die Hälfte hatte er schon zurück gelegt. Da fiel ihm ein was Yukito ihm gegeben hatte. Er zog das Mobiltelefon aus seiner Hosentasche hervor, klappte es aus und wählte die Nummer, welche Yukito ihm gegeben hatte. Es gab eine Nummer die immer zu ihr durchwählte. --- "Ja?" "Ich bin es, Ryuchi." "Ryuchi!" Ihre Stimmung hob sich, sie war bereits vom schlimmsten ausgegangen. "Was ist los? Hast du Sono gefunden?" "Noch nicht, Taigai hat ihn." "Was?" "Ich bin gerade auf dem Weg dort hin und werde ihn wieder holen." "Wa... Ryuchi! Das kann nicht dein Ernst sein! Sie werden dich töten." "Im Moment steht es eins zu null." Yukito stockte. Hatte sie ihn da richtig verstanden? War es ihm tatsächlich gelungen einen Esper zu töten? Aber selbst wenn, Taigai war wie ein Wespennest! Er konnte nicht gewinnen. "Ryuchi! Warte! Du darfst dort nicht so einfach hingehen! Du wirst sterben!" "Ich werde Sono holen und dann wieder gehen. Bis nachher." "Wag es nicht aufzu...!" Doch er hatte bereits aufgelegt und Yukito zweifelte stark daran, dass er zurück kommen würde. Jedenfalls nicht ohne Sono. Aber er konnte doch nicht einfach in das Zentrum des Feindes rennen, so naiv und dumm das er glaubte das zu überleben konnte er nicht sein! Auf der anderen Seite konnte und wollte sie ihn nicht so einfach sterben lassen... "Hast du jemals jemanden geliebt?" "Dann solltest du mich doch am besten verstehen können." Sie verstand ihn natürlich, vielleicht sogar besser als irgendwer sonst, aber das war noch lange kein Grund so eine dumme Tat zu begehen. "Aber wie hättest du gehandelt, wenn...?", fragte sie eine kleine Stimme in ihrem Hinterkopf. "Mist!", zischte sie und stand auf. Es gab nur eine Möglichkeit wie sie Ryuchi am Leben halten konnte. Schnellen Schrittes steuerte sie das Arpartment von Mizuo an, welche sich um die Sicherheitssystem und alles was damit zusammenhing kümmerte. "Mizuo, versammel die Esper!", befahl Yukito, "Wir werden Taigai angreifen!" Kapitel 6: Something beyond reality - 4th Dimension --------------------------------------------------- Chapter 05: Something beyond reality - 4th Dimension "Woher willst du wissen das diese Waffe geladen ist?" "Erstens spüre ich es an ihrem Gewicht.", antwortete Sono, welcher immer noch mit seiner Schusswaffe auf das Mädchen zielte, "Und zweitens, wenn die Trommel leer wäre, welchen Grund hättest du mich nicht anzugreifen?" Sie knirschte mit den Zähnen. Er war ein Stück weit gerissener als sie gedacht hatte und sie war immer noch recht beeindruckt von seiner Befreiungsaktion, nicht jeder Mensch konnte so etwas. Langsam bewegte sich Sono, nachdem er seine Fesseln an den Händen losgeworden war und er die Schnelllader eingesammelt hatte, auf die Tür zu. "Ach ja... die Frage vorhin sollte nicht nur als Ablenkungsmanöver dienen.", erklärte er, "Ich wollte auch noch etwas rausfinden... und scheinbar wurde ich nicht belogen." Mit einer blitzschnellen Bewegung glitt er durch die selbstständig öffnende Tür, auf der Iwakus Blick verweilte, bis ihr Handy sie aus ihren Gedanken riss. "Was ist?", wollte sie immer noch ein wenig verwirrt wissen. Bevor die Person am anderen Ende der Leitung noch etwas sagen konnte heulte die Alarmsirene auf. Eine rote Leuchte begann sich zu drehen und auf einen Notfall hin zu weisen, welcher oberste Priorität hatte. "Iwaku!" Soras Stimme zitterte so wie Iwaku es noch nie zuvor gehört hatte. "Eure Zielperson ist auf dem hier her... Itai... Itai hat versucht ihn... aufzuhalten..." "Was ist mit Itai?" Sora antwortete nicht. "SORA! Was-ist-mit-Itai?!" "Er ist... er hat es nicht geschafft." Bei diesen Worten drehte sich Iwakus Magen um. Sie fühlte förmlich die Farbe aus ihrem Gesicht und die Kraft aus ihrem Körper weichen. In ihr erhob sich eine leichte Übelkeit, welche jedoch sogleich wieder herunter geschluckt wurde. "Usura hat den Notstand ausgerufen. Ich habe alles versucht aber konnte ihm nicht helfen..." Iwaku konnte hören das er weinte. "Bitte Iwaku, du musst mir glauben! Ich habe wirklich alles..." "Ich glaube dir.", unterbrach sie ihn, "Und es ist nicht deine Schuld." Sie musste sich fassen. Ihre Augen schlossen sich und sie atmete so tief durch, wie sie nur konnte, aber unweigerlich drängten sich Hunderte von Bildern auf, wie Itai gestorben sein konnte. "Wo?", wollte sie wissen, "Wo ist es geschehen?" "In der Südstadt, am Ausgang zum Highway." Vollkommen taub öffnete Iwaku das Fenster und stieß sich ab. Lautlos schwebte ihr Körper über die Stadt hinweg. Unter ihr positionierten sich Panzer vor dem Gebäude - die Verteidigungslinie. Sie kannte die Szenarien die da unten ausgeführt wurden, sie kannte die Prozederen die anstanden. Aber das alles ignorierte sie. Ihr Körper war taub, ihre Seele war taub - alles von ihr war einfach nur taub. Sie fühlte nichts. Sie fühlte nicht den Wind auf ihrem Gesicht oder die Tränen auf ihrer Haut. Es waren leere Tränen. Im Moment konnte sie einfach nichts fühlen. So sehr sie sich auch Vorwürfe machte, dass sie nicht um Itai trauern konnte... es ging einfach nicht. Binnen einer halben Minute hatte sie die Südstadt erreicht und wie ein leuchtender Dorn stach ihr die auf der Straße liegende Person entgegen. Sie landete und erkannte schon gleich, dass es sich dabei um Itai handelte... um ihren Itai. Mit feuchten Schritten trat sie in die Pfütze aus Blut ein. Es musste noch frisch sein, sie konnte es noch riechen. Ihre Haut wurde noch bleicher, ja fast weiß. Iwakus Körper begann zu zittern - nur leicht, aber dennoch unkontrolliert. Sie sank auf die Knie, fiel mit ihrer weißen Hose in das Blut ihres Geliebten, und nahm seinen Körper in die Hände. Ganz vorsichtig, als wäre er aus Glas, hob sie den Oberkörper hoch. Er war kalt, aber dennoch hatte sie das Gefühl, als würde ihm ein Funke Leben innewohnen. Vielleicht lag das daran, dass sein Körper noch nicht ganz erkaltet war. In seiner Brust war ein Loch zu sehen, aber das ignorierte Iwaku. Zärtlich drückte sie den Körper an den ihren. Sie kniff ihre Augen zu, einige schluchzende Geräusche verließen ihren geschlossenen Mund und nun flossen auch mit Gefühlen gefüllte Tränen über ihre Wangen. Schon lange hatte sie nicht mehr so geweint, schon sehr lange. Es kam Iwaku so vor, als wäre eine Flamme in ihre entfacht worden. Aber keine Flamme die Wärme spendete, sondern eine die begann sie auszubrennen... sie von innen heraus zu verzehren. Jedes positive Gefühl und alles was ihr Freude bereitet hatte wurde unbarmherzig von der Flamme aus ihrem Körper, aus ihrer Seele, heraus gebrannt... und es gab nichts was sie dagegen tun konnte. Stattdessen klammerte sie sich noch fester an Itais Körper. Ob Sora sie so über die Kamera sah oder nicht war ihr egal, ihr war im Moment alles egal. Es war so als würde ihre Seele von einem schwarzen Loch aus ihrem Körper gezogen und verschlungen werden. Ihr Blick fiel auf eine Stelle im Asphalt, die mit Rissen versehen war. Ihr Blick wurde scharf und wie durch eine Explosion erhoben sich Stücke aus dem Grund, sodass eine Grube entstand. Iwaku erhob sich wieder aus der Blutlache und bettete Itais regungslosen Körper darin ein. Als sie ihn ein letztes Mal ansah, mit dem runden Loch in der Brust, ballte sie ihre Fäuste. Langsam, so als hätte sie alle Ruhe der Welt, ging sie in die Hocke und fuhr mit zwei Fingern über Augen, wodurch sie die Lider nach unten zwang. Noch während sie ihn ansah setzte sich die Straße wieder zusammen und schloss sich. "Ich komme wieder...", flüsterte sie mit tränenerstickter Stimme, "Und dann kriegst du ein richtiges Grab. Das verspreche ich dir." "I... waku?" "Was ist Sora?" "Er ist auf dem Weg zum Taigai Gebäude. Ich weiß das wird dir schwer fallen, aber lass das andere erledigen. Du hast diesen Jungen nicht kämpfen sehen und du und Ich wissen, dass Itai kein Anfänger war. Er..." "Sora halt den Mund.", befahl sie mit Grabesstimme. "Aber Iwaku...!" Sie warf das Handy auf den Boden, woran es zerschellte. Sora konnte ihr nichts sagen, was sie nicht schon wusste. Zwar hatte er diesen Jungen kämpfen sehen, aber das verschafft ihm auch nicht unbedingt einen Vorteil ihr Gegenüber. Und selbst wenn: sie würde diesen Jungen aufhalten! Natürlich konnte sie seine Motive verstehen - aber, auch wenn ihr das von Grund auf egal war, mit ein wenig Überlegung würde er auch ihre Motive verstehen. --- "Argh!" Sora trennte die Verbindung als aus den Kopfhörern bloß noch ein kreischendes Quietschen zu hören war. "Scheiße!", brüllte er. Für einen Augenblick überlegte er. Was konnte er tun? Er besaß keine übernatürlichen Fähigkeiten wie Itai oder Iwaku. Weder konnte er körpereigene Energie manifestieren, noch konnte er Telekinese oder ähnliches einsetzen. Seine Fähigkeit beschränkte sich auf Computer, aber wie konnte er Iwaku damit nun von nutzen sein? Es hatte ihm gereicht einen Freund sterben zu sehen, auf ein zweites Erlebnis das dem gleich kam konnte er verzichten. "Das ist es!" Er sprang von seinem Bett auf, wobei sich das Kabel schon beinahe wie von alleine von seinem Finger löste, und rannte los. Ihn führte sein Sprint durch die Gänge, so schnell wie noch nie zuvor. Schließlich kam er vor einer Sperrtür an. Aus seiner Tasche zog er eine Karte hervor und zog sie durch das Schloss, welches sich daraufhin piepend öffnete. Wieder einmal machte es sich bezahlt, dass er sich Usuras Zugangskarte heimlich kopiert hatte. Kaum war die Tür einen Spalt weit offen rannte er weiter. Sora rannte so schnell ihn seine Füße nur trugen und da er seinen Weg kannte, lief er zielsicher durch die unendlich lang erscheinenden Gänge des Taigai Komplexes. Und schließlich kam er nach gut einer Minute vollkommen außer Atem in dem Raum mit dem Taigai Großrechner an. Schnellen Schrittes, aber ohne zu rennen, ging er durch die Reihen von Computern und schließlich blieb er in der vorletzten Reihe stehen. Dort setzte er sich auf den Boden. Er war schon öfters hier gewesen. Normalerweise patrouillierten hier Wachmänner die ihn von hier fortscheuchen und diesen Vorfall Usura melden würden, aber im Moment herrschte Ausnahmezustand. Die Wacheinheiten waren auf ein absolutes Minimum reduziert, da sie hauptsächlich um das Gebäude herum für Sicherheit zu sorgen hatten. Immer wenn er sich in den Rechner eingeloggt hatte, hatte er diese Stelle genommen, da sie der einzige tote Winkel von den Sicherheitskameras hier im Raum war, denn normalerweise durfte er ja gar nicht hier sein. Aber nun würde seine Fähigkeit Iwaku helfen. Von hier aus würde er Kontakt zum Satelliten von Taigai aufnehmen. Dieser verfügte über eine Laserwaffe. Diese war zwar noch nie eingesetzt worden - vor allem weil es bisher keinen Grund gab - aber Sora blieb nichts anderes übrig als auf dieses Mittel zu hoffen. Natürlich gab es hier genug Esper im Haus die den Jungen bekämpfen würden, und gegen alle konnte er einfach nicht gewinnen, aber solange diese nicht Iwaku unterstützten oder zumindest retteten, bestand in seinen Augen nur eine geringe Chance auf ihren Sieg. Und in einem Notfall waren die Esper dahingehend befohlen, das Gebäude nicht zu verlassen. Rasch nahm er eine Klappe an dem Großrechner ab. Das Kabel welches er immer benutzt hatte lag immer noch lose auf dem Boden. Es fiel deswegen nicht auf das diese Verbindung abgeschnitten worden war, weil sie im Grunde nutzlos war. Sie war eine vierte Transferleitung die sicher stellen sollte, dass die Daten auch korrekt an den Satelliten weitergegeben wurden. Doch wenn der Satellit zwei gleiche Signale erhielt, führte er den ihm erteilten Befehl aus. Somit hatte Sora dieses Kabel trennen können ohne das es irgendwer bemerkt hatte. Mit flinken und geschickten Fingern nahm er es wie schon oft zuvor und wickelte es sich um seine Hand. Seine Augen veränderten sich und er bekam Zugriff auf das Netzwerk. "Wenn ich den Satelliten nicht einsetze stirbt auch noch Iwaku...", ging es ihm durch den Kopf, "Das kann ich nicht zulassen!" In so kurzen Augenblicken die kein normaler Mensch hätte auch nur wahrnehmen, geschweige denn verarbeiten können, suchte Sora nach der Verbindung zum Satelliten. Über die Kameras der Stadt konnte er sehen dass Iwaku dem Jungen schon nahe war, er musste sich beeilen - er wollte nicht beide treffen. --- Ryuchi ging durch die Straßen weiterhin auf das größte Gebäude der Stadt zu. Er wusste ja wohin er musste und er sah es als nur noch eine Frage der Zeit an, bis er dorthin gelangen würde. Mit quietschenden Reifen bog hinter ihm ein Wagen in die Straße ein. Es schien sich um einen militärischen Jeep zu handeln, dann am Heck befand sich ein Geschütz. Der Soldat am Geschütz zielte kurz und drückte den Abzug. Mit einem lauten Knattern schoss eine Salve von Kugeln in der Straße ein und verfehlte Ryuchi, während der Wagen an ihm vorbei rauschte. "Lasst das!", brüllte er. Die Straße vor dem Jeep schien zu explodieren und der Wagen wurde nach hinten weggeworfen. Unkontrolliert flog er durch die Luft, überschlug sich einige Male, und kam dann auf der Seite zum Erliegen. Dem Fahrer und Beifahrer war das Leben durch ihre Gurte in Verbindung mit dem Überrollbügel gerettet worden. Jedoch hatte der Soldat, welcher hinten am Geschütz tätig gewesen war, weniger Glück gehabt. Irgendwie schien er so über den Boden geschrammt zu sein, dass aus seinen Oberschenkeln ein großes Stück herausgerissen worden war. Schreiend lag dieser nun auf dem Boden, während sich seine zwei Kollegen aus ihrem Wagen befreiten. "Stirb!", keifte einer der beiden und legte sein Gewehr an. "Was habe ich euch getan?!" Kaum hatte er diese Frage ausgesprochen zerplatzten die beiden Soldaten wie Wasserballons in die man eine Nadel stach, sogar das Geräusch war ähnlich. Mit einem feuchten Klatschen schlug das Innere der zwei Menschen auf der Straße auf. Ryuchis Atem ging schwer, er fühlte sich seltsam. So als hätte sich eine kalte Hand um das Innere seiner Brust geschlossen und würde nun mit aller Kraft zudrücken. Und das man ihn angriff trug nicht dazu bei, dass es besser wurde. Er wollte doch lediglich seinen Freund wieder zurückholen! Ryuchi wandte seinen Blick von den Blutlachen mit den Innereien, oder das was davon noch übrig war, wieder ab und ging weiter. --- Sora versuchte krampfhaft Zugriff auf den Satelliten zu erlangen, aber es klappte einfach nicht. Der Junge versuchte es mit allen möglichen Passwörtern, aber keines war richtig. Die Sicherung des Satelliten war vermutlich die Beste der Welt, da er sich sicher, aber bisher hatte er noch jede Barriere geknackt. Es musst doch irgendwie klappen! "Dann eben aggressiv!", zischte er, doch gleich darauf wandelte sich dieses Zischen in einen Schrei. Blitze umzuckten seinen gesamten Körper und er wurde von dem Rechner weggeschleudert. Sein Körper prallte gegen eine Wand und rutschte daran herunter. Schmerz flammte kurz in ihm auf, erlosch dann aber genauso schnell wieder. Ein Hustenreiz überkam ihn, er krümmte sich und spie ein wenig Blut aus. Dann, als er das Blut sah, bemerkte er etwas... und diese Tatsache ließ ihn in völliger Apathie lächeln. "Mein Herz...", stammelte er und packte sich an eine Stelle seiner Brust, nur um sicher zu gehen. Sein Lächeln wurde breiter. "Es... es schlägt nicht mehr..." Am ganzen Körper zitternd stand er auf und tapste auf die Luke zu. "Nein... So nicht..." Er griff in den Rechner und riss die Kabel daran heraus. "So nicht!" Er wickelte sich die Kabel um beiden Arme, legte sich eine Schlaufe um den Hals, griff so viele wie er nur konnte mit seinen zittrigen Fingern und biss sogar auf ein ganzes Bündel. Seine Augen wurden wieder anders. "Ich kann nicht zulassen das noch einer meiner Freunde stirbt!" Erneut begannen Blitze seinen Körper zu umtanzen, als wäre es nur ein Spiel. Vor Sora verschwamm alles, zog sich zu einer kleinen Kugel zusammen und wurde dann von der Dunkelheit verschlungen. Doch dann erschien vor ihm ein Licht in Form eines Punktes, dass zunehmend größer wurde und ihn schließlich einhüllte - er befand sich in einer Art Tunnel. Doch diese Struktur, die Muster an den Innenseiten des weißen Tunnels - er erkannte es, er befand sich IM Rechner. "Jetzt oder nie!" Vor ihm erschien aus dem Nichts eine Tastatur. Mit einer Geschwindigkeit die ein normaler Mensch gar nicht hätte wahrnehmen können flogen sine Finger über die Tastatur. Der Tunnel riss ab und erneut war bloß Dunkelheit um ihn herum, bevor er einen Satelliten vor sich erblickte. "Das Sicherheitssystem!" Der Satellit kam beständig näher und nun konnte Sora auch die Dornen erkennen, mit denen er gespickt war. Mit einem Kampfschrei flog er darauf zu, raste förmlich, und durchschlug die Hülle mitsamt den Dornen einfach. Dabei wurde seine Kleidung, welche sein eigenes Sicherheitssystem dargestellt hatte, einfach von seinem Körper gerissen, aber im Endeffekt hatte es sich für ihn gelohnt, denn nun war er dort angekommen, wo er die ganze Zeit hingewollt hatte. Das Innere des Satelliten glich einer futuristischen Raumschiffbrücke. Überall gab es Monitore die irgendetwas anzeigten und Konsolen, die alles andere als normal aussahen. Jemand der nicht wusste was was war wäre hier hoffnungslos überfordert, aber Sora wusste es - und das war sein Vorteil! "Ich werde ihn auslöschen!" --- Ryuchi kam auf der Straße an, die zum Taigai Gebäude führte. Von der Ferne konnte er einige Panzer erkennen die davor standen, ließ sich davon aber nicht beirren. Ohne irgendwelche Anstalten eines Angriffs zu machen ging er seelenruhig und gelassen auf den Wolkenkratzer zu. "Was?", fragte einer der Soldaten in einem der Panzer, "DAS ist unser Ziel! Dieser Bengel ist ja noch ein Kind!" "Egal! Befehl ist befehl!" Die Panzer richteten ihre Läufe auf Ryuchi, doch dieser stoppte immer noch nicht. Mit einem lauten Knall flogen die Geschosse aus den Läufen und rasten direkt Ryuchi zu. Der Raum vor ihm verschwand und wie von Zauberhand wurden die Geschosse umgeleitet. Vier von sechs wurden gen Himmel geschleudert, die anderen zwei flogen je nach links und rechts weg und schlugen in einem Gebäude ein. Beim Kontakt mit der Wand explodierten sie beide und die oberen Stockwerke der Familienhäuser wurden einfach von den Flammen aufgefressen. Einige Brocken der Häuser flogen auf die Straße. Aber jene die Ryuchi getroffen hätten prallten von einem Schild ab. Der junge mit den braunen Haaren machte jedoch gar nichts - es sah so aus als würde er beschützt werden! In den Panzern luden die Soldaten, immer noch nicht so recht begreifend was da gerade geschehen war, ihre Geschütze nach. Immer noch waren die Läufe auf den Jungen gerichtet und erneut schossen die Projektile auf ihn zu. Aber wie zuvor wurden sie einfach umgeleitet und die Gebäude in Mitleidenschaft gezogen. "Was habe ich euch nur getan?", fragte Ryuchi und schloss die Augen, während die Soldaten zum dritten Mal ihre Geschütze luden, "Ich will nichts von euch, ich habe euch noch nie zuvor gesehen. Ich will einzig und allein die Person zurück zu mir holen, die ich über alles liebe." Der Schnee fiel lautlos auf die Stadt herab und überall herrschte ein weihnachtliche Stimmung. Zumindest in dem Teil der Stadt, in dem die wohlhabenden Leute lebten. In den Vierteln in denen es die Menschen nicht ganz so gut hatten, war das Leben IMMER ein Kampf ums Überleben. Ryuchi saß auf der Straße. Die Kälte hatte beinahe seinen ganzen Körper betäubt, aber das war auch kein Wunder, denn immerhin trug er bloß ein T-Shirt und eine dünne Hose. Die Jacke die er sich vor zwei Wochen aus einem Mülleimer gefischt hatte war ihm gestohlen worden und er verfluchte sich selbst dafür, nicht besser darauf acht gegeben zu haben. Aber wenn er den Dieb versucht hätte aufzuhalten wäre er vermutlich tot oder zumindest zusammengeschlagen worden. Eine Person blieb vor ihm stehen und er sah auf. Es handelte sich um einen Jungen der nur wenig älter schien als er selbst war. Er hatte kurze, dunkelrote Haare und trug einen Mantel. Außerdem hatte er sich einen grauen Schal umgewickelt, mit dem er auch sein Gesicht teilweise eingewickelt hatte, sodass man nur die Augen sah. Mit eiskaltem Blick sah er auf den Jungen herab. "Was für ein armseliges Kind...", spottete der Ältere. Ryuchi biss die Zähne zusammen. Er war Spott und Hohn gewohnt, aber es gab etwas, was er sich nicht nachsagen lassen konnte - das er ein armseliges Geschöpf war! Man konnte ihn sogar anspucken und er lachte darüber, aber diese Sache brachte ihn einfach nur zur Weißglut. Und so verlor er, wie einige Male zuvor bereits, seine Beherrschung und sprang auf. Zwei Schläge gingen auf den Jungen nieder und dieser schaffte es gerade mit Mühe und Not die Angriffe abzuwehren. Sein eiskalter Blick weitete sich erstaunt. Das ein Straßenjungen SO kämpfen konnte... Mit einem schnellen Tritt brachte er den Jungen dazu, nach hinten auszuweichen. Dieser setzte danach jedoch gleich wieder auf ihn zu, musste aber abrupt abstoppen als der Lauf einer Schusswaffe auf seine Stirn drückte. Mit einer Hand hatte er bereits zum Schlag ausgeholt, doch er konnte seine Attacke nicht zu Ende führen. Sono war mehr als erstaunt. Mit einer solchen Kraft hatte er nicht gerechnet und hinter den gezielten Bewegungen war eindeutig Fähigkeit zu sehen gewesen. Dieser Junge war anders als die anderen, die er bisher in seinem Leben getroffen hatte. "Junge... willst du dein Leben für immer auf der Straße verbringen?" "Was?" Ryuchi senkte seine zum Schlag gehobene Faust wieder und sein Gegenüber ließ die Hand mit dem Revolver wieder in der Manteltasche verschwinden. Die dritte Salve wurde auf Ryuchi abgeschossen, während er mit geschlossenen Augen nach vorne Schritt. Dieses Mal wurden alle sechs Geschosse nach oben geleitet. Sie flogen in einem Bogen wieder zurück und landeten, wie von einer göttlichen Hand gelenkt, alle exakt auf den Panzern. Zeitgleich und lautstark explodierten die militärischen Fahrzeuge. "Ihr hättet mich doch einfach nur vorbeilassen müssen.", sprach er, während er weiter auf die brennenden Trümmer zuging, die von den Panzern übrig geblieben waren. Kaum hatte er die Worte gesprochen fiel ein seltsames Licht auf ihn herab. Er blieb stehen und sah noch oben. Was konnte das sein? Kleine Steinchen die in dem Lichtkegel lagen wurden angehoben und schwebten gen Himmel. Einige Sekunden später folgen Autos und auch Ryuchi. Er verlor ohne sein zutun den Boden unter den Füßen und hob ab. "Was zum...?" Mitten in dem Lichtstrahl schoss ein dünnerer Strahl aus gleißend hellem Licht auf die Erde herab. Er riss ein noch größeres Loch in die Wolken, als es der erste Strahl getan hatte, und kaum hatte Ryuchi den Strahl erblickt wurde sein Körper von Flammen umhüllt. Seine Arme wurden schützend vor den Kopf gehoben und er kniff die Augen zu. Doch es geschah ihm nichts und nach einigen Sekunden öffnete er die Augen wieder. Erneut hatte sich um ihn herum ein ballförmiges Schutzschild gebildet und zum ersten Mal nahm er es bewusst wahr. Ohne das er irgendetwas tat, wurde er vor den Flammen beschützt. --- Nach gut einer halben Minute verschwanden die Flammen wieder und Sora blickte mit müden Augen durch die Kamera. Dieser Schlag musste ihn erledigt haben. Vielleicht konnten Panzer und Maschinengewehre nichts gegen ihn ausrichten, aber das musste ihn einfach ausradiert haben! Ein hoffnungsvolles Lächeln bildete sich auf Soras Lippen, allerdings erblasste es wieder schnell. Ein rundes Schild flackerte um den Körper des Jungen herum noch kurz auf, dann verschwand es. Im Boden war ein großes Loch mit einem Durchmesser von mindestens 300 Metern. Der Krater reichte bis kurz vor das Taigai Gebäude und der Laser hatte wirklich ein kreisrundes Loch geschlagen. Häuser waren teilweise oder vollkommen einfach verschwunden - aber der Junge schwebte in der Luft, als wäre nichts gewesen. "Nein..." Er merkte gar nicht das er diese Worte nur dachte, anstatt sie auszusprechen. Sein Körper sank nach hinten und stoppte an einer weiteren Reihe des Großrechners. Schwächlich gab er hustende Laute von sich und erneut lief etwas Blut aus seinem Mund, welches sein weißes T-Shirt besudelte. "Iwaku... es tut mir leid..." Mit diesen Gedanken hauchte er sein Leben aus. Und der letzte Gedanke den Sora hatte, war bei seiner engen Freundin - bei Iwaku Shisui. --- Sono saß etwas außer Puste in einer Art Abstellkammer. Das ganze Gebäude war in Alarmbereitschaft und er hatte rege Probleme damit gehabt, nicht entdeckt zu werden. Nun hatte er endlich eine Kammer gefunden in der keine Kameras gab und wo er sich einen Moment ausruhen konnte. Diese Art der Flucht war psychisch definitiv anstrengender und stressiger als physisch. Sono ließ sich auf einem Karton nieder und atmete deutlich hörbar aus. Er konnte sich nicht einmal ordentlich konzentrieren, weil seine Gedanken die ganze Zeit über bei Ryuchi waren. Wahrscheinlich war er schon halb tot vor Sorge und Sono hoffte inständig, dass er nichts dummes tat um ihn zu finden. "Überleg von wem du hier redest...", trällerte ihm eine leise Stimme ins Ohr und zwang Sono zum seufzen. Natürlich würde Ryuchi irgendetwas dummes tun um ihn zu finden. Er war zwar ein cleveres Kerlchen, konnte aber manchmal sehr impulsiv sein. Das hatte er schon bei ihrer ersten Begegnung gemerkt. Dieser Junge hatte das Herz am rechten Fleck, nur manchmal schaltete dieses das Hirn von ihm aus. Dennoch war seine Liebe zu ihm über jeden Zweifel erhaben. Er liebte ihn mehr als sein eigenes Leben und wenn sie ihn fangen würden, würde er sofort wieder zurück in dieses Gebäude gehen und ihn rausholen! "Ich hoffe nur Yukito hält seinen Arsch dort wo er zu sein hat!" --- Yukito überblickte die Division so gut es ging. Alle Esper waren versammelt worden. Sie hatte ihnen die Lage erklärt wie sie war: sie hatte gesagt einer von ihnen war losgezogen... und sie würden ihm folgen! Nun waren sie an der Stadtgrenze angekommen. Die Esper hatten die unterschiedlichsten Fähigkeiten. "Also gut!", rief Yukito so laut, dass es hoffentlich jeder hörte, "Von nun an gehen wir vor wie geplant. Wenn die Möglichkeit besteht ist Funkstille zu halten. ... ... LOS!" Wie die Kakerlaken zerteilten sich die Gruppe von Jugendlichen und begann, sich in alle Richtungen zu verstreuen. Es wurden immer Teams von zehn Leuten gebildet. Jetzt blieb nur noch das Beste z hoffen. Sie würden Taigai von allen Seiten auf einmal attackieren und Yukito war mehr als gespannt, wie dieser Angriff enden würde. Dies würde eine Schlacht sein, die nie wieder vergessen werden würde... --- Iwaku starrte ungläubig auf den Krater, welcher nun mitten in der Stadt klaffte. Hatte das etwa auch dieser Junge getan? Verfügte er über eine solche Kraft? Wenn ja, dann war es kein Wunder das Itai... sie schüttelte ihren Kopf. Sie durfte sich nie wieder dieses Bild in den Kopf rufen, denn jetzt musste er klar sein. Sie durfte sich jetzt nicht ablenken lassen. Wenn sie abgelenkt war, konnte sie nicht ordentlich kämpfen. "HEY!", schrie sie über die gesamte Straße hinweg zu dem Jungen herüber, welcher auf den Eingang des Taigai Gebäudes zuschwebte. Ryuchi drehte sich um. Durch einen Sprung zur Seite wich er einen kleinen Salve grün leuchtender Geschosse aus, welche nur knapp ihr Ziel verfehlten. Wie durch ein Fernglas zoomte sein Blick und er erkannte das Mädchen, das ihn einst hatte mitnehmen wollen. "Lass mich in Ruhe.", hörte Iwaku Ryuchis Stimme in ihrem Kopf, "Ich will nur meinen Freund wieder holen und ich..." "Halt den Mund!", entgegnete das Mädchen lautstark, eine helle, grüne Aura flammte um sie herum auf und sie jagte auf Ryuchi zu, "DEINEN Freund?! Was hast du mit meinem getan?!" Ihre Faust schlug auf den Boden auf. Wie bei einem Erdbeben gab es ein tiefes Grollen und ein Riss zog sich durch die Erde. Ryuchi hatte sich wieder mit einem schnellen Sprung in Sicherheit gebracht. Iwaku fuhr herum. Er war schnell... schneller als sie es gedacht oder vermutet hätte. Zwar wusste sie nicht woher diese Junge auf einmal seine Fähigkeiten besaß, aber es interessierte sich auch gar nicht. "Ich werde dich umbringen!" "Dein Freund hat versucht mich aufzuhalten. Hätte er mich nicht angegriffen, wäre er jetzt noch am Leben.", antwortete Ryuchi emotionslos, "Es war seine Schuld, nicht meine." "Halt deinen Mund!" Mit einem einzigen, zischenden Laut war sie vor Ryuchi auftaucht und ihre Faust prallte auf die seine. Dabei entstand eine kleine Schockwelle die rauschend durch die Luft schnitt. Iwaku drückte mit all ihrer Kraft zu, um ihre Faust herum bildete sich eine eigene Aura und es gelang ihr, Ryuchi ein wenig nach hinten zu drücken. Dieser tauchte jedoch plötzlich nach unten hin weg und Iwaku verlor den Widerstand nach vorne, wodurch ihr Körper automatisch nach vorne schoss. Ryuchi nutzte dies um ihren Arm zu packen und sie daran über seine Schulter nach unten zu schleudern. Iwaku versuchte zu bremsen, doch ihr Körper hatte zu viel Schub und so schlug sie in das nahezu ausgebrannte Wrack eines Panzers ein. "Ahhhhh... verfluchter Mist..." Sie schüttelte ihren Kopf und als sie ihre Augen wieder öffnete, blickte sie in das vollkommen verkohlte Skelett von einem der Soldaten, welche in den Panzern gesessen hatten. Sowohl das Fleisch, als auch die Innereien und die Haare waren weggebrannt worden. Es war nur noch eine schwarze Hülle die Iwaku leer anstarrte. Panik keimte in ihr auf und sie kroch hektisch wieder aus dem Wrack heraus. Draußen taumelte sie auf den Asphalt und fiel gleich auf alle Viere. Ihr Herz raste so, wie sie es noch nie zuvor erlebt hatte - aber warum? Erneut tauchte Ryuchi aus dem nichts vor ihr auf, packte die total perplexe Iwaku am Kragen und riss sie daran hoch. Seine Augen waren eiskalt, er schien rein gar nichts zu empfinden, obgleich er so viele Menschen auf dem Gewissen hatte - und sie hatte das Gefühl, dass es noch mehr werden würden. "Wies... wieso bist du so stark? Was gibt dir diese Kraft?" Ein gespenstisches Grinsen breitete sich auf dem Gesicht des Jüngeren aus, während er seine Gegnerin am Kragen so hoch hielt, dass sie bereits keinen Boden mehr unter den Füßen hatte. "Liebe...", antwortete er. Er warf ihren Körper ein kleines Stück weit hoch und als sie wieder gen Boden fiel schlug er sie mit der flachen Hand. Es ging nur ein kleiner Ruck durch ihren Körper, aber am Rücken trat etwas aus. Es war praktisch ein Abbild von Iwaku, jedoch blau-transparent. Wenn man diesen Schemen so sah wie er sich offensichtlich unter Qualen vom Körper zu trennen schien, konnte man schon beinahe meinen, es wäre Iwakus Geist der ihren Leib verließ. Aber dann ging der blaue Geist wieder schlagartig zurück in ihren Körper und sie fiel zu Boden. Ryuchi blickte auf sie herab. "Dein Geist ist stark... bindet dich dein Hass gegen mich so an dein Leben?", murmelte Ryuchi, während Iwaku nur mit weit aufgerissenen Augen am Boden lag, "Aber wie dem auch, du kannst mich nicht töten... also versuch es lieber kein zweites Mal." Mit diesem Satz wandte sich Ryuchi von dem weiblichen Esper ab und setzte den ersten Fuß auf die Marmortreppe, die zum Eingang des Taigai Gebäudes führte. Wie ein elektrischer Schlag durchfuhr ihn etwas... die Anwesenheit einer Person - Sono! Er war in diesem Gebäude, darin sah Ryuchi keinen Zweifel. Er konnte einfach spüren das sein Geliebter sich in diesem Haus befand. Blieb nur noch zu hoffen, dass er nicht zu spät kommen würde. Während er die Treppe hinaufschritt wurde ein anderes Gefühl in ihm wach. Er konnte die Anwesenheit der anderen Esper spüren. Irgendetwas tief in ihm drin sagte ihm, wo sich die Esper befanden. Es sagte ihm wo sie standen, wie viele es waren... er wusste es einfach! "Was kommt als nächstes?", dachte er sarkastisch, "Aus Teeblättern lesen?" Er trat durch die Drehtür in eine Art Lobby ein und sogleich richteten sich gut fünfzig Augenpaare auf ihn. Jeder Körper dazu steckte in einer weißen Uniform und langsam, nach und nach erhoben sich diejenigen, die sich hingesetzt hatten. Ryuchi sah in die recht edel eingerichtete Lobby und machte keinerlei Anstalten irgendetwas zu tun. "Bevor ihr mich angreift...", begann Ryuchi, "... möchte ich sagen das ich keinerlei Intention habe gegen euch zu kämpfen. Ich lege keinen Wert darauf euch zu töten. Ich möchte euch nur sagen, dass jeder der mich angreift sterben, und jeder der mich nicht angreift überleben wird." "Und du solltest wissen...", erhob ein Mädchen ihre Stimme, wobei sie ihre Hand auf Ryuchi richtete, "... das du es hier nicht mit einer kleinen Schlägertruppe zu tun hast!" Mit einem zischenden Geräusch wurden grüne Fäden in Ryuchis Richtung sichtbar und schlagartig wurden seine Arme an den Oberleib und seine Beine zusammengedrückt. Die grünen Fäden waren nun um seinen gesamten Körper herum zu sehen. Vollkommen ungerührt blickte Ryuchi an sich herunter. "Wir sind Esper!" "Schön - ich auch!" An den grünen "Fäden" schossen Blitze von Ryuchi aus zu dem Mädchen. Kaum erreichten diese ihren Körper wurde sie nach hinten geschleudert, gegen eine Säule und Ryuchi kam wieder frei. "Sakura!" Ein Junge blickte das bewusstlose Mädchen an und rannt sogleich schreiend auf Ryuchi zu. "Ich bring dich um!" Ein Energieball bildete sich in der Hand mit der der Junge ausgeholt hatte, doch Ryuchi wich dem Schlag geschickt zur Seite hin aus. Mit der flachen Hand schlug er gegen die Brust des Jungen und dieser flog ein Stück weit nach hinten. Auch bei ihm trat hinten am Körper ein blau schimmerndes Abbild seiner Selbst aus, welches sich aber noch vor seinem Aufschlag auf dem roten Teppichboden verflüchtigte. Mit leerem Blick lag der Junge da, atmete noch, rührte sich aber kein Stück. Die ganzen Jugendlichen blickten erstaunt ihren Kameraden an. Sein Geist, seine Seele, hatte seinen Körper verlassen und sie würde nie wieder kommen. Der Junge war nicht tot, aber der Tod wäre im Vergleich zu diesem Schicksal etwas Gutes gewesen. Sein Körper lebte weiter, würde langsam zu Grunde gehen, während sein Geist bis zu diesem Zeitpunkt an diesen Ort gefesselt bleiben würde. Solange würde er leiden müssen... bis sein Körper starb. "Lasst es lieber...", warnte Ryuchi sie, "Ihr seid chancenlos." --- Eine Kugelsalve peitschte nur knapp vor Yukitos Gesicht entlang und zwang sie in die Deckung. Leise fluchend wandte sie sich dem Mann neben ihr zu, welcher sich einen Laptop umgehangen hatte. "Status?", erkundigte sie sich, während sie ihr Gewehr nachlud. "Wir haben überall Feindkontakte. Einige Verletzte, aber bisher ist noch niemand tot." "Beinahe schon ein Wunder.", zischte sie. Erneut kam sie aus ihrer Deckung hervor, zielte nur flüchtig, und drückte ab. Die Soldaten an ihrer Barrikade fielen zu Boden und Yukito atmete erleichtert aus. Sie war zwar kein Esper, aber schießen konnte sie wenigstens einigermaßen. Das einzige was sie tun konnte war zu hoffen, dass sie ihr Glück nicht verließ. Denn Glück war das einzige was sie derzeit noch am Leben hielt - Glück und Munition. Aber immerhin kamen sie vorwärts. Die Militäreinheiten leisteten heftigen Widerstand, aber sie waren nicht auf eine solche Masse an Espern vorbereitet. Und die Gruppen kamen dem Tagai Gebäude mit jeder Minute näher und näher... --- Ryuchi lies seine Hände nach vorne schnellen und schlug einem weiteren Gegner die Seele aus dem Körper. Zwei Energiebälle kamen von hinten angeflogen, doch er verschwand einfach, schien sich in Luft auf zu lösen. Noch im nahezu selben Moment tauchte er hinter dem Schützen auf und schlug ihm gegen den Rücken. Der Körper fiel nach vorne auf den Boden und verlor seine Seele im Sturz. Er erhob sich wieder aus der Position und sah sich um. Um ihn herum lagen lauter leblose Körper. Nur ein Mädchen war am Leben. Sie kniete weinend und schluchzend über dem Körper eines Mädchens. Ryuchi wusste nicht das es sich dabei um die Schwester des Mädchen handelte. "Du hast dich weise entschieden mich nicht anzugreifen.", flüsterte er und lies das Mädchen mit seinem Schmerz und seinem Leid allein. Er trat in ein marmornes Flursystem ein, doch gleich neben der Tür hing eine Karte zusammen mit einer Beschreibung, was sich alles in dem Gebäude befand. Das Haus war zu groß als das er hätte alles absuchen können. Ryuchi vermutete das ihm einfach nicht genug Zeit blieb, dass gesamte Haus nach Ryuchi abzusuchen. Und wenn er Stock für Stock suchen würde, würde er nur weiter auf Feinde stoßen und wie zuvor verspürte er einfach keinen Drang dazu, Menschen das Leben zu nehmen. Für einen Moment schloss er seine Augen und lies die Erinnerungen an alles vergangene Besitz von ihm ergreifen. All das was er mit Sono erlebt hatte, zog in einer einzigen Sekunde an seinem inneren Auge vorbei. Die Sonne begann langsam über der Stadt unter zu gehen. Einen Teil des Himmels hatte sie schon rot gefärbt. Doch über Ryuchi und Sono war alles noch blau. Sono nahm immerzu irgendwelche Dosen die herum lagen, warf sie hoch und schlug sie wie beim Baseball mit einem Ast weg. Jede der Dosen flog einen, mal mehr mal weniger hohen, Bogen und landete schließlich im Fluss, wo sie langsam davon trieben. "Richtig zu treffen ist eigentlich ganz einfach.", meinte er und warf eine weitere Dose in die Höhe, "Es ist alles nur eine Sache des Timings. Wenn man das richtige Timing hat funktioniert es ohne Probleme. Du musst nur im richtigen Augenblick starten..." Er schlug und das Holz erfasste die Dose, welche in hohem Bogen im Fluss landete. "... und schon fliegt der Ball wie von allein." Sono saß auf dem Rasen und schrieb etwas in sein Buch, woraufhin Ryuchi seine Erklärung zum richtigen Schlagen stoppte und ihm über die Schulter sah. "Was tust du da?" "Ein Lied schreiben." "Warum?" "Weil es mir Spaß macht. Dir macht es doch auch Spaß Dosen in den Fluss zu schlagen." Ryuchi holte mit dem Ast bis hinter den Kopf aus und lies ihn vor sich auf den Boden schlagen. Sono hatte sich zur Seite hin weggerollt, sonst hätte ihn der Ast womöglich noch erschlagen. Mit weit aufgerissenen Augen blickte er Ryuchi an. Dieser lies das Stück Holz los und ging einige Schritte nach vorne. "Wieso tust du so etwas?", wollte Sono wissen, da Ryuchi schon einige "solcher" Anfälle gehabt hatte. Der Jüngere seufzte, den Blick auf das Wasser gerichtet, welches sanft und schweigend vor ihm her zog. Es war so friedlich und ausgeglichen, ganz anders als die Leute, die es tranken oder drum herum existierten. "Ich weiß nicht...", gab Ryuchi zurück ohne seinen Blick abzuwenden. Sono seufzte und klopfte sich den Dreck aus der Kleidung. Dann stand er auf, steckte sein kleines Buch in die Jackentasche und ging an Ryuchi vorbei. Er stand nun beinahe so weit am Ufer des Flusses, wie man gehen konnte. Nach einigen Sekunden umarmte Ryuchi ihn von hinten und drückte sich an ihn. "Wieso Ryuchi...?", flüsterte Sono, welcher den Jungen nun ein halbes Jahr kannte. "Vielleicht... weil sonst... weil ich sonst überlaufe, weil dann etwas passiert." "Und was soll passieren?" Für einen Moment schwieg der Jüngere, seufzte dann aber in die hellblaue Jacke des Älteren hinein. "Ich weiß es nicht... womöglich etwas besonderes, etwas einzigartiges." Er ließ sich nach hinten fallen und zog Sono mit sich. Sanft plumpsten sie ins Gras hinein und Sono starrte gen Himmel, während Ryuchi sich in dem Stoff der Jacke vergrub. "Nein.", dachte Sono, "Uns passiert nie etwas besonderes. Jedem anderen auf diesem Planeten wiederfährt etwas, was niemand anderem passiert - was auch immer das sei. Nur wir zwei... du und Ich, wir sind anders. Wir leben nur normal... wir haben nichts besonderes." Sono schrak auf und sah sich um. Panisch sah er sich um und stellte erleichtert fest, dass es sich immer noch in der Abstellkammer befand, in der er beschlossen hatte ein kleines Nickerchen zu machen. Es war zwar riskant gewesen, aber er hätte sich nicht auf den Beinen halten können, hätte er die Pause nicht eingelegt. Und er war auch nur jetzt aufgewacht, weil er sich sicher war, Ryuchis Ruf nach ihm gehört zu haben. Doch er konnte auf den ersten Blick sehen, dass er allein hier war. War es nur ein Traum gewesen oder hatte er inzwischen schon Halluzinationen? "Was soll's?", brummte Sono leise und rappelte sich wieder auf aus seinem Versteck, dass er notdürftig aus ein paar Kartons gebastelt hatte, "Ich sollte zusehen das ich hier raus komme." Doch wie weit würde er kommen? Draußen konnten ihn immer noch Einheiten von Taigai abfangen und gegen einen Esper hatte Sono ohne seinen Revolver nur sehr geringe Chancen. Und die Munition reichte im besten Falle für 40 Gegner und die Wahrscheinlichkeit das er einen wirklich tödlichen Treffer landete war, obgleich er ein hervorragender Schütze war, recht gering in Anbetracht seiner Gegner. Er lugte aus der Tür heraus. Der Gang war gespenstisch war leer. Zwar schwenkten Kameras leise surrend hin und her, aber es war keine einzige Wache zu hören oder zu sehen. Sono schlich aus dem Raum heraus unter dem toten Winkel der Kamera her. Kaum war er an der Ecke angekommen hätte er beinahe vor Schreck aufgeschrieen. Ein Jugendlicher in weißer Uniform kreuzte seinen Weg und ehe er es sich versehen hatte, hatte er seine Waffe nach oben gerissen und abgedrückt. Begleitet vom Knall der Schusswaffe warf der Unbekannte den Kopf nach hinten, Blut schoss aus dem hinteren Teil seines Schädels heraus, und er auf dem Flurboden auf. Sono warf in der Hektik einen Blick auf die Schuhe. Er trug Stiefel mit Gummisohlen mit denen es kein Problem war, lautlos zu gehen. Eine Alarmsirene heulte auf und hektisch sah der Flüchtling sich um. Eine der Kameras hatte ganz offensichtlich den toten Jungen entdeckt. "Scheiße!" Sono rannte los, wie er zuvor nur selten in seinem Leben gerannt war. --- Ryuchi öffnete seine Augen wieder. Zwar vermochte er durch seine Fähigkeiten so vieles zu tun, und er spürte wie seine Kraft mit jedem Schritt mehr und mehr wurde. Er konnte spüren wie neue Fähigkeiten in ihm erwachten und aufkeimten, wie sie wuchsen und mit seinem Körper eins wurden. Und nun konnte er auch Sono spüren. "Nicht mehr lang..." Um seinen Körper herum bildete sich eine grüne Aura, er sah noch oben und wie eine Pistolenkugel schoss er nach oben, wobei er die Decken durchbrach als wäre sie aus Papier. --- Vor Iwakus Augen herrschte undurchdringliche Dunkelheit. Und obgleich dieser Zustand nur für wenige Minuten vorhielt, kam es ihr vor, als würde sie Tage darin verbringen. Dann wich die Dunkelheit langsam einem Himmel. Einem Himmel, der mit ein paar grauen Wolken verhangen war und der erste Atemzug den sie darauf tat, löste bei ihr einen schmerzhaften Hustenreiz aus. Sie krümmte sich wie ein Fötus zusammen, während der Husten immer stärker wurde. Inzwischen liefen ihr schon Tränen aus den Augen und sie hatte das Gefühl zu ersticken. Dann war es so, als würde eine Barriere in ihr brechen. Mit einem weiteren Husten spie sie einen kleinen Schwall Blut aus... und entspannte sich wieder. Zwar hatte sie keine Ahnung was da nun geschehen war und warum, aber sie war froh das es vorbei war. Langsam kam wieder Entspannung in ihren Körper und sie streckte ihre Beine wieder aus. Nun kamen aber auch die Erinnerungen wieder zurück zu ihr und ihr Körper wurde von einem leichten Zitteranfall überfallen. Jedoch ballte sie sofort ihre Hände zu Fäusten und unterdrückte das Zittern, verscheuchte es in seinen Ursprung. Jetzt durfte sie sich keine Schwäche leisten. Ihr war das wertvollste genommen, sie wollte diesen Jungen dasselbe spüren lassen! Während sie sich wieder auf die Beine brachte stellte sie erstaunt fest, dass sie auf einmal die Energien anderer Esper wahrnehmen konnte. "Eine neue Kraft?", stellte sie schmunzelnd fest, während sie ihren Mantel abstreifte und achtlos auf den Boden fallen ließ, "Soll mir nur recht sein!" Sie hastete die Treppe hinauf und trat in die Lobby ein. Ungläubig blieb sie stehen und sah sich um. Auf dem Boden lagen lauter regungslose Körper. Nur bei wenigen waren äußerliche Wunden aus zu machen. Auch der Raum selbst hatte einige deutliche Blessuren davon getragen. Es sah so aus als wären in die Decke, Boden und Wände einige Energiebälle eingeschlagen. Ein leises Wimmern dran an ihr Ohr und sie machte die Quelle dieses Geräuschs ausfindig - es war Chisato Mitsuyo, ein Mädchen das sie nur flüchtig kannte. Langsam und ohne ein Geräusch zu erzeugen trat sie über die Leichen hinweg und blieb hinter dem weinenden Mädchen stehen. Sie war noch recht jung, gerade mal elf Jahre alt. Und dann erkannte Iwaku auch worüber sie sich gekniet hatte: es war der regungslose Körper ihrer Schwester. Ein seltsames Schaudern überkam sie, als ihr Blick die Augen des Mädchens streifte, welche ungefähr ihr Alter gehabt hatte. Iwaku hatte das Gefühl, als würde der Geist dieses Mädchens noch irgendwo hier im Raum sein... als wäre sie nicht richtig tot. Und dann fiel ihr auf, dass sich der Brustkorb der jungen Frau hob... und wieder senkte. Zuerst dachte sie, ihre Augen hätten ihr einen Streich gespielt und sie sah sich um, doch sie hatte richtig gesehen - die ganzen Jugendlichen im Raum um sie herum atmeten noch! "Was ist hi...?" Weiter konnte sie nicht fragen, denn die Jüngere schrie nur verängstigt auf. Verwirrt und ein wenig hilflos sah Iwaku auf sie herab. Das Weinen war nur noch stärker geworden und in absoluter Panik gefangen, krallte sie sich in die Kleidung ihrer Schwester hinein. "Ihre Seele...", brachte sie schluchzend heraus, "Er hat sie... genommen...!" Iwaku versuchte aus diesen Worten einen Zusammenhang zu bilden. Wenn es stimmte was sie sagte, dann waren diese Menschen alle gar nicht tot - ihre Seelen hatten einfach nur ihre Körper verlassen, ein Schicksal das wohl schlimmer war als der Tod. Und das erklärte auch dieses seltsame Gefühl das sie verspürt hatte - es waren die Seelen die hier noch im Raum kreisten. Sie fragte jüngere Mädchen gar nicht erst wohin der Feind gegangen sein mochte, denn es gab nur eine Tür die weiter führte. Schnellen Schrittes bewegte sie sich in diese Richtung, in der Hoffnung ihr Ziel noch rechtzeitig zu erreichen. Doch kaum hatte sie die Tür passiert stoppte sie erneut abrupt ab. In der Decke über ihr klaffte ein recht großes Loch, und nicht nur in dieser Decke. Sie konnte einige Stockwerke weit hinauf sehen. "Da lang also!" --- Ryuchi schoss durch die Stockwerke, völlig ignorierend, ob er dabei auf irgendetwas traf. Die Aura um ihn herum zerfraß einfach alles ohne Gnade. Nichts konnte ihr stand halten. Zwar zehrte dies an seiner Energie, aber konnte spüren wie er Sono mit jedem Lidschlag näher und näher kam. Und dann stoppte er schlagartig. Unmittelbar vor ihm lag ein Junge mit einem Loch im Schädel, welcher schon beinahe in seinem eigenen Blut ersoff. Er hatte großkaliberige Kugel direkt in den Schädel bekommen. "Sono!", brüllte er durch die gesamten Gänge. Sono blieb stehen und drehte sich auf dem Absatz um. Dieses Mal war es kein Traum, keine Illusion gewesen, dass er Ryuchis Stimme gehört hatte! Dieses Mal war sie wirklich da gewesen! Auf dem Absatz machte er kehrte und sprintete zurück, um eine Ecke herum, um noch eine - es war ihm egal ob die Kameras ihn sahen! Und dann sah er ihn tatsächlich! "Ryu... chi?" Auf dem Gesicht des Jüngeren breitete sich ein erleichtertes Lächeln aus und er fiel seinem Liebsten sofort um den Hals. Freudentränen schoss aus den zugekniffenen Augen heraus und er wollte sich nie wieder von dem warmen Körper seines Freundes lösen. "Ich bin so froh das du lebst!", schluchzte er voller Freude. "Ryuchi!" Er strich ihm über den Hinterkopf, "Was zur Hölle tust du hier? Warum bist du hergekommen?" "Dich zu finden." "Du bist so dumm...", seufzte Sono, war aber gleichzeitig mehr als erleichtert zu wissen, dass es Ryuchi gut ging. Doch dann schrak Ryuchi auf. Etwas... jemand näherte sich! "Wir müssen weg!" So gut er nur konnte zerrte er den ahnungslosen Sono mit sich. Sono wusste gar nicht wie ihm geschah. Es kam ihm seltsam vor mit was für einer Kraft Ryuchi ihn am Arm vom Fleck durch eine Tür ziehen konnte. Hinter der Tür lag ein leeres Büro das dem, welchem Sono entkommen war, sehr ähnlich sah. Auch dieses hatte eine verglaste Seite von der aus man einen Teil der Stadt überblicken konnte. Sie schienen recht weit oben zu sein. "Erinnerst du dich noch das Mädchen und den Jungen die mich holen wollten?", wollte Ryuchi wissen, während sie etwas weiter ins Zimmer hineinschritten. "Ja, was ist mit ihr?" "Ich habe den Jungen getötet und sie beinahe... jetzt ist sie hinter mir her." "Du hast ihn..." Sono stockte. Er hätte nie gedacht, dass Ryuchi einen Menschen einfach so umbringen könnte. Vor allem schien ihn das auch gar nicht zu betreffen. Es wirkte so auf Sono, als wäre das etwas ganz normales für Ryuchi. Aber die gesamte Situation war im Moment recht verquer und es sollte nun ihre geringste Sorge sein, ob Ryuchi töten konnte oder nicht. Sono trat an die verglaste Seite und lehnte sich daran. Wie sollten sie nur wieder aus dieser Sache herauskommen. Von hier aus sah er einige Truppen die auf ihn wirkten, als wären es militärische Einheiten... und diese schienen zu kämpfen. Mit wem auch immer, Sono konnte es nicht genau erkennen, aber im Moment war es ihm auch egal. Die Tür öffnete sich und instinktiv drehte Sono sich um hob gleichzeitig seine Waffe. Und tatsächlich zielte er auf das Mädchen, dass ihm schon drei Mal zuvor begegnet war. Sie wirkte erstaunt als sie Sono sah, doch kaum hatte sie Ryuchi erblickt bildete sich in ihrer Hand eine elektrisch zischende Kugel und sie raste auf Ryuchi zu. Und dann geschah es. Sono wollte abdrücken, konnte es aber nicht. So krampfhaft er auch versuchte seinen Zeigefinger zu bewegen, es ging einfach nicht. Doch zu seinem Erstaunen musste er feststellen, dass das Mädchen sich ebenfalls kein Stück weit rührte. Sie stand nicht, es war viel mehr so als sei sie eingefroren... als stände die Zeit still. Ryuchi drehte sich seufzend um. "Ryuchi!", dachte er, da er auch seinen Mund kein Stück bewegen oder einen Laut von sich hätte geben können. Ryuchi sah seinem Freund mit leicht traurigem Blick in die Augen und lächelte dann. Es war ein warmes Lächeln, wie er es nur selten geschenkt bekommen hatte. Aber jedes dieser lächelnden Gesichter hatte Sono tief in seinem Herzen verankert. Langsam schritt er zu Sono herüber und fuhr ihm mit einer Hand über die Wange, obgleich er nur zu gut wusste das Sono dies nicht spüren konnte. "Danke Sono. Danke für alles was du je für mich getan hast." "Ryuchi!" "Wenn ich dich nicht getroffen hätte, wäre ich vielleicht tot... oder zumindest im Gefängnis. Du hast meinem Leben einen Wert gegeben... du hast mich zu dem gemacht was ich jetzt bin. Es tut mir leid, wenn ich dir dein Leben teilweise unnötig schwer gemacht habe, dass habe ich nie gewollt oder mit Absicht getan." "Ryuchi!!" "Aber es ist vielleicht der Zeitpunkt gekommen um Abschied zu nehmen. Womöglich werden wir uns nie wieder sehen. Und darum wollte ich dir nur sagen... ich liebe dich." Er schloss den eingefrorenen vor ihm in die Arme. Und, obwohl es hätte nicht sein dürfen, war Sono sich sicher, dass er die Wärme seines Gegenübers deutlich spüren konnte. Ryuchi löste sich wieder von ihm. Zeige- und Mittelfinger seiner rechten Hand drückte er kurz auf die Lippen, dann auf Sonos Stirn. Dann packte er den Körper und schmiss ihn einfach durch die Glasscheibe hinter ihm hindurch. Kapitel 7: True strength ------------------------ Chapter 06: True strength Mit einem klirrenden Geräusch brach Sonos Körper durch die Glasfront des Büros. Iwaku schoss ein Stück nach vorne, bremste dann aber sofort ab. "Was? Du bringst ihn um?" "RYUCHI!!!", brüllte Sono. "Keine Angst...", grinste Ryuchi, "Engel können fliegen." Er trat an das Loch heran, während Sono dem Boden immer näher kam. "Du und ein Engel? Du bist ein Monster!", warf sie ihm vor. "Dämonen können es auch!" Wie ein Stein lies er seinen Körper nach hinten fallen und schloss seine Augen. Iwaku hastete zum Fenster und stellte sich in die Lücke hinein. Ryuchi wusste was passieren würde, Sono jedoch nicht. In Angst und Panik umklammerte er seine Waffe und schloss die Augen, jeden Moment mit dem Aufschlag und einem schnellen Tod rechnend, doch dann ging ein sanfter Ruck durch seinen Körper und er spürte, wie der Zugwind schwächer wurde. Er konnte es zwar nicht richtig sehen als er seine Augen öffnete, doch an seinem Rücken waren zwei riesige, weiße Schwingen zum Vorschein gekommen, welche seinen Sturz einfach abbremsten. Es waren keine normalen Federschwingen, sie schienen aus... Licht zu bestehen. Aus einem sanften, milchigen Licht. Ryuchi erging es nicht anders als Sono. Sono konnte sein Glück kaum fassen als er Begriff, was Ryuchi getan hatte, als er ihm die zwei Finger aufgedrückt hatte. Natürlich. Es hatte alles einen Sinn! Iwaku stand oben im Fenster und knirschte mit den Zähnen. So einfach wollte sie den Mörder ihres Freundes nicht davonkommen lassen - so einfach KONNTE sie es ihm einfach nicht gestatten zu gehen. Und so sprang sie ihm einfach hinterher. Ihr Körper nahm an Geschwindigkeit zu mit jeder Sekunde die sie fiel. Ryuchi riss seine Augen auf. Die Schwingen waren schön und gut, aber er konnte sich mit ihnen nicht frei bewegen. Schlagartig lösten sie sich auf und sein Fall bremste sich von allein, doch es war zu spät. Iwaku erfasste seinen Körper mit voller Wucht und riss ihn mit sich. Wie eine Pistolenkugel schossen die Beiden an Sono vorbei und schlugen in der Straße auf. Als wäre dort eine Bombe eingeschlagen löste sich eine kleine Druckwelle und Staub und Dreck wurden aufgewirbelt. "Ryuchi!" Sono versucht durch wildes Herumgehfuchtel seinen Fall zu beschleunigen um seinem Freund schneller zu Hilfe eilen zu können, doch es nützte nichts. Sein Fall wollte sich einfach nicht beschleunigen. --- Usura konnte nicht glauben was die Fernsehbildschirme ihm da zeigten. Überall in der Stadt griffen Esper die Truppen an und schlugen sie vernichtend. Und jetzt auch noch dieser Vorfall mit dem Jungen, den Iwaku und Itai hatten holen sollen. Die gesamte Lobby war übersät mit regungslosen Jugendlichen... wer... WAS war dieser Junge, dass er über eine solche Kraft verfügte? Jeder andere wäre unter dieser Belastung zusammengebrochen und gestorben. Er hob sein Telefon ab. "Das Labor.", verlangte er. "Ja?", meldete sich eine Männerstimme am anderen Ende der Leitung. "Machen sie eine Schusswaffe mit AE Munition fertig." "Aber die Munition ist..." "Ich weiß das sie noch nicht fertig gestellt ist, aber wir haben keine Wahl!" --- Sono landete auf dem Dach eines Hauses. Immer noch total fassungslos und mit einem sehr mulmigen Gefühl in der Magengegend starrte er die Stelle an, die aufgrund von aufgewirbeltem Dreck immer noch nicht klar zu sehen war. Dann bildete sich eine Silhouette, der Dreck legte sich wieder und Sono atmete etwas erleichtert aus. Um Ryuchi und das Mädchen herum hatte sich ein runder Schild gebildet und so hatten die beiden auch im Boden nur eine kugelförmige Ausbuchtung hinterlassen. Von Ryuchi ging ein kurzer Lichtblitz aus und Iwaku wurde weggeschleudert. Mit wütendem Blick rappelte er sich wieder auf und verließ das Loch, dass sein Körper geschlagen hatte. Iwaku brachte sich wieder auf die Beine und fuhr sich mit dem Handrücken über die Oberlippe. Blut lief aus ihren Naselöchern. Dieser Junge besaß eine schier unglaubliche Kraft, woher kam sie nur? Zwar war sie selbst nicht schwach und sie glaubte zu fühlen, dass ihre Kraft auch gewachsen war, aber nichts desto trotz war sie über die Energie ihres Gegners erstaunt. Aber egal wie groß die Kraft ihres Gegners war - sie würde ihn töten oder bei dem Versuch sterben! "Iwaku.", erklang eine tiefe Männerstimme hinter, "Tritt beiseite." Ein bestimmt zwei Meter großer Jugendlicher war aus dem Gebäude getreten. Er trug auch eine Taigai Uniform. "Yakun." Schweigend ging er an ihr vorbei und blieb einen guten Meter vor ihr stehen. Seine kalten Augen verengte er zu Schlitzen und musterte Ryuchi genauestens. Dieser reagierte darauf in keiner besonderen Art und Weise. "Das ist er? Das ist der Junge, der für all das verantwortlich ist?" "Ja.", bestätigte Iwaku, "Aber Yakun, er gehört mir! "Du kannst ihm gerne das Leben nehmen. Aber ich werde ihn mir vorher auch noch vorknöpfen. Es müssen nicht noch weitere Leute in unseren Reihen sterben." Das Mädchen schluckte bei diesem Satz. Yakun war immer ein recht introvertierter Typ Mensch gewesen. Er hatte mit anderen nie viel zu tun gehabt, aber es war allgemein bekannt das er der beste waffenlose Kämpfer war, den es bei Taigai gab. Manche nannten ihn auch einen zweiten Bruce Lee. Nicht zuletzt lag seine beeindruckende Erscheinung auch an seiner Größe. Man traf nicht oft einen neunzehnjährigen der nur knapp unter zwei Meter groß war. "Du hast gute Fähigkeiten Iwaku, aber deine Kraft wird hier nicht ausreichen." Ohne ein weiteres Wort oder eine weitere Sekunde zu verschwenden schoss der junge Hüne nach vorne. Seine Füße schienen selbst über dem Boden des Kraters auf Widerstand zu treffen und so rannte er in einer schon beinahe übermenschlichen Geschwindigkeit auf Ryuchi zu. Dieser war so überrascht von der plötzlichen Attacke, dass ihn ein eisenharter Schlag mitten ins Gesicht traf. "Ryuchi!" Vor seinen Augen verschwamm alles, die gesamte Umgebung wurde undeutlich. Dann drückte ihn etwas von seinem Standpunkt weg und wie eine Pistolenkugel schoss sein Körper in ein Gebäude hinein. Mit einem lauten Krachen zeriss der Körper des Jungen einen der Stützpfeiler des Hauses und es begann zusammen zu fallen. Sono wusste nicht was ihn fassungsloser machte. Die Kraft dieses neuen Gegners oder die Tatsache, dass Ryuchi von einer grünen Aura umgeben aus den Trümmern geschossen kam. Er klopfte sich den Staub aus der Kleidung so als wäre nichts gewesen und nahm sich dann die Zeit, seinen neuen Feind zu mustern. Seine Wange war gerötet und schmerzte, doch der Schmerz flachte bereits wieder ab. "Kein schlechter Schlag.", murrte er. Wortlos ging Yakun in die Hocke und sprang auf Ryuchi zu. Scheinbar mühelos überwand der die Schwerkraft für gute dreißig Meter. Seine Faust fuhr erneut in Ryuchis Richtung, dieses Mal wich er jedoch aus. Seine Fäuste trommelten auf die linke Seite von Yakun ein, doch diesen schien das gar nicht zu stören. Nach gut zwei Dutzend Schlägen stoppte Ryuchi. "Was zum...?" Yakun packte Ryuchi an seinem braunen Schopf, drehte sich zwei Mal im Kreis und schleuderte den Körper dann gen Boden, in welchen er auch mit einem zweiten Krachen einschlug. Iwaku war überwältigt von der Stärke des Taigai Mitglieds. Zwar hatte sie gewusst das Yakun stark war und über ein recht großes Repertoire an Kampfsporttechniken verfügte, aber sie hatte ihn noch nie in solche Aktion gesehen. Das einzige was sie bisher von ihm gesehen hatte war, was er im Training gezeigt hatte und das reichte um Klassen nicht an das heran, was er mit diesem Jungen tat. Allein seine Geschwindigkeit lag Klassen darüber. Ryuchi klopfte sich den Staub aus der Kleidung. Er war praktisch in einen Hohlraum unter einigen Trümmern gelandet, was man wohl als Glücksfall bezeichnen konnte. So hatte er zum einen weniger Schaden genommen, zum anderen konnte er sich, wenn er schnell war, überlegen wie es nun weitergehen sollte. Immerhin war der Gegner von der reinen Körperkraft her um Klassen stärker als er selbst und seine Schläge schienen rein gar keine Auswirkung auf ihn zu haben, was schon seltsam genug war. Sein Blick fiel auf seine Hand. Hatte er etwas seine neu gewonnene Fähigkeit bereits wieder verloren? Nein... das konnte er sich nicht vorstellen. Er spürte das er die Kraft noch in sich hatte, er spürte wie sie noch in seinem Inneren lebte. Aber wieso wirkte sie dann bei dem Jungen nicht? Bei allen anderen, von dem Mädchen mal abgesehen, hatte ein Schlag gereicht um die Seele vom Körper zu trennen und den Gegner unschädlich zu machen - aber diese beiden schienen irgendwie anders zu sein als der Rest. Bei dem Mädchen hatte war es irgendwo logisch, dass ihre Liebe zu ihrem Freund - oder besser gesagt Ex-Freund - sie hier an diese Erde so band. Aber wie war es mit dem Jungen? War es bei ihm genau so? "Egal! Konzentrier dich auf den Kampf!" Ein Schuss drang durch die Trümmer. "Sono!" Aus Sonos Rauch stieg etwas Rauch auf und seine Hand zitterte leicht. Er war so aufgeregt wie noch nur selten zuvor in seinem Leben. Wer waren diese Menschen, falls es denn Menschen waren, dass sie über eine solche Kraft verfügten? Yakun blickte nur abfällig auf Sono herab und schenkte seiner Schulter einen flüchtigen Blick. Ein Loch zeichnete sich deutlich von der hellen Haut ab, besonders weil tiefrotes Blut aus ihm hinaus lief. Die Kugel hatte einen glatten Durchschuss geschafft, was bei dem Kaliber aber auch kein Wunder war. Es wäre viel mehr ein Wunder gewesen, wenn die Kugel den Körper nicht durchschlagen hätte. Ryuchi schoss aus dem Trümmerhaufen hervor, stoppte über den Köpfen der anderen Personen und überblickte die Personen. Die Kugel schlug leise auf dem Boden auf, nur unweit von Iwaku, sodass sie das mit Blut benetzte Geschoss sehen konnte. Yakun schoss plötzlich pfeilschnell nach unten, auf Sono zu, und holte zum Schlag aus. Vor Sono's Augen blieb alles für einen Moment stehen. Er sah den Jungen vor sich, hatte seinen Revolver immer noch auf ihn gerichtet, doch er konnte sich nicht rühren. Stattdessen bereitete er sich innerlich darauf vor, von der eisernen Faust einfach in Stücke geschlagen zu werden - falls man sich überhaupt darauf vorbereiten konnte. Die Faust schoss nach vorne und traf auf zwei übereinander gelegte Handflächen. Erstaunt zog sich Yakun's rechte Augenbraue in die Höhe. "Du bist schnell Junge.", gab er zu, "Aber dir mangelt es an Kraft um mich zu besiegen." Fünf Kugeln schossen aus Sono's Waffe heraus und mit jeder Hand zitterte leicht, aus dem Lauf seiner Pistole stieg Rauch auf und in Yakun's Brust befanden sich fünf blutende Löcher. Starr blickte er an sich herunter. So stark er auch sein mochte, er war auch nicht viel mehr als ein verletzlicher Mensch. "Wa... was gibt... dir solche... Kraft?", stammelte Yakun und löste seine Faust von den Händen Ryuchis, "Normalerweise... hätte der Schlag deine Hände... zerschmettern müssen." Der Jüngere senkte seinen Blick sodass seine braunen Haare vor den Augen hingen und sein Blick nicht zu sehen war, genauso wenig wie sein Grinsen. "Solange wie ich noch etwas zu beschützen habe...", antwortete er und sammelte seine Energie in den Handflächen, "Solange, bleibe ich die stärkste Person auf diesem Planeten... und niemand wird es je mit mir aufnehmen können, egal wie stark mein Gegner ist." Er lies der Energie freien Lauf und in Form eines gleißenden Strahls manifestierte sie sich. Yakuns Körper wurde von dem Licht verschlungen und als der Strahl wieder abriss, stand nur noch ein verkohltes Skelett an Yakuns Stelle. Dann fiel es nach einigen Sekunden zusammen. Iwakus Blick war glasig und leer. Wie hatte er Yakun einfach so...? "Solange ich noch etwas zu beschützen habe..." Sie biss die Zähne voller Wut zusammen und knirschte damit unabsichtlich. Ihre Hände ballten sich zu Fäusten und ein unbändiger Schrei löste sich aus ihrem Rachen. Der Boden begann leicht zu beben und alles was klein und lose war erhob sich vom Boden um langsam gen Himmel zu schweben. "Was ist mit ihr?!", wollte Sono starr vor Erstaunen wissen. "Die ist wie ich...", murrte Ryuchi abfällig, "Nur andersrum... und schlimmer." Ryuchi streckte seine Hand nach hinten aus und es bildete sich eine Treppe, die aus Licht zu bestehen schien. "Geh.", verlangte Ryuchi, "Lauf so schnell du kannst, flieh!" "Aber ich..." "Flieh so schnell und weit wie du kannst!", herrschte Ryuchi ihn brutal an, "Lauf einfach nur! Ich komme nach, ich werde dich finden und dann bei dir sein! Aber jetzt musst du laufen! Sonst sehen wir uns erst auf der anderen Seite wieder!" Sono schluckte. So kannte er Ryuchi gar nicht. Er schien so erwachsen, so reif... es war ein vollkommener Unterschied zu dem Ryuchi, welchen er kennen gelernt hatte. Nun schien Ryuchi ihm viel ähnlicher zu sein, als Sono es sich je hätte vorstellen können. Das war auch der Grund, weshalb er schweigend nickte und lief. Er lief so schnell ihn seine Beine nur tragen konnten und er drehte sich nicht ein einziges Mal nach hinten hin um. "Nein!", brüllte das Mädchen, "Du darfst nicht gehen!" Ein Energieball schoss in Sono's Richtung, doch ein weiterer kollidierte mit ihm und brachte ihn zur Explosion. "Lass ihn in Ruhe!", befahl Ryuchi und sprang auf die Straße, "Dein Kampf geht gegen mich, nicht gegen ihn!" "Du sollst so leiden wie ich leide!" "Sie ist total von ihrem Hass gegen mich zerfressen.", dachte Ryuchi, "Sie ist wirklich wie ich... nur in umgekehrter Form. Das wird hart werden... Sono... ich hoffe ich kann mein Versprechen halten." Iwaku verschwand zischend und taucht hinter Ryuchi auf. Ihr Blick war auf den Boden gerichtet und selbst Ryuchi war von dieser Geschwindigkeit überrascht. "Du WIRST so leiden wie ich..." Sie rammte ihm ihren Ellbogen in den Rücken und Ryuchi fühlte sich, als würde sein Körper von einem Schuss erfasst werden, bei dem die Kugel so groß war wie sein Schädel. Sein Körper fegte durch die Luft und das nächste was er begriff war, dass sein Körper, beschützt von einem runden Schild, durch ein Haus schlug. Er bremste seinen Körper ab und schoss nach oben, heraus aus den Trümmern eines Hauses. Iwaku hatte ihren Blick auf ihn gerichtet und ihre Augen sprachen nur von Hass. Ryuchi selbst hatte zwar noch nie einen solchen Blick gesehen, aber er konnte ihre Gefühle nach vollziehen. Er selbst würde wahrscheinlich nicht anders handeln, aber dennoch ging es hier nun mal auch um seine Haut und sein Leben hatte eine höhere Priorität, als das von diesem Mädchen - aus welchen Motiven sie auch immer handeln mochte. "Ich habe es dir doch bereits gesagt. Er ist selbst Schuld an seinem Tod!", wiederholte Ryuchi und schoss auf Iwaku zu. "Und mir ist es egal was du sagst!" Iwaku's Fuß schoss nach oben und Ryuchi schaffte es, obgleich seiner kampfkünstlerischen Fähigkeiten, nur knapp den Tritt abzuwehren. Durch den Druck des Beines gelenkt brachte er sich hinter Iwaku und packte von hinten ihren Hals. Daran warf er sie über die Schulter und ihr Körper schlug auf dem Grund auf. Nun war es Ryuchi welcher seinen Fuß hob und vor sich auf den Boden aufstampfte, doch er traf ins Leere. Iwaku war gut fünfzig Meter über ihm. Sie hob ihre Hand in die Höhe und machte eine Geste, als schleudere sie etwas in seine Richtung, doch von ihrer Hand löste sich bloß ein Energiestrahl. Ryuchi reagierte schnell und tat es ihr gleich. Als die zwei Strahlen aufeinander trafen fegte eine Druckwelle vom Treffpunkt aus weg und es bildete sich eine Kugel in der Mitte. Nun würde sich zeigen wer der Stärkere war... *** Sono hastete durch die Straßen. Auf der einen Seite schmerzte es ihn, dass er Ryuchi zurück gelassen hatte. Innerlich schrie ihn eine Stimme an, dass er seiner Aufforderung Folge geleistet hatte. "Lauf einfach nur! Ich komme nach, ich werde dich finden und dann bei dir sein! Aber jetzt musst du laufen!" Auf der anderen Seite war Ryuchi vollkommen anders, als Sono ihn kannte. Er hatte schon viele Facetten an seinem Geliebten kennen gelernt, und er dachte es wären alle gewesen, aber scheinbar war dem nicht so. Und bei der Kraft die Ryuchi jetzt besaß, würde er nur stören. Nun war er der Stärkere... und Sono kamen Zweifel daran, ob es nicht schon immer so gewesen war. Zwar war er mit seiner Schusswaffe ein Meister, aber Ryuchi konnte sich auch ohne Waffen verteidigen. Eine Salve von Kugeln schoss vor ihm in die Straße ein und er blieb ruckartig stehen. Vor ihm auf der Straße war eine brennende Barrikade, die so aussah als wäre sie von der Armee errichtet worden. Erst jetzt fiel ihm auf, dass man überall Kampfgeräusche hörte. Bisher war er so in seine Gedanken vertieft gewesen, dass es ihm gar nicht aufgefallen war. "Keinen Schritt weiter!", schrie eine Frauenstimme und Sono stutzte. "Yukito?!" Die junge Frau kam hinter einem ausgebrannten Panzer hervor und musterte Sono, bevor sie sichtlich froh über seinen Anblick auf ihn zurannte. "Sono!" In ihrer Hand hielt sie ein Maschinengewehr. "Was ist los? Wo warst du? Was ist mit Ryuchi?" "Ryuchi..." Er drehte sich halb nach hinten um, "Ryuchi kämpft noch. Er mit gesagt ich soll fliehen." "Was?" "Ich weiß ja nicht was genau vorgefallen ist, aber was machst DU hier?" "Nun ja... als Ryuchi mir gesagt hat was er vorhat, konnte ich ihn nicht sterben lassen. Ich habe immer davon geträumt Taigai das Handwerk zu legen... jetzt sah ich meine Chance und einen Grund gekommen." "Was soll das heißen?" "Alle Esper sind hier in der Stadt und arbeiten sich durch. Da der Ausnahmezustand verhängt wurde sind die Häuser evakuiert und Taigai's Einheiten hier in der Stadt, aber wir kommen vorwärts." "Wozu das ganze?" Yukito schmunzelte leicht und lies kurz ihre Erinnerungen schweifen. "Es mag abgedroschen klingen.", begann sie schließlich, als sie nach einigen Sekunden wieder in der Realität angekommen war, "Aber es ist etwas persönliches." Sie wandte sich von Sono ab. "Einheit C7, wir gehen weiter!" Eine kleine Einheit von Jugendlichen kamen wie ein Schwarm Insekten hinter der brennenden Barrikade hervor und musterten die Straße genauestens auf Heckenschützen oder andere feindliche Einheiten. "Von hier aus ist es nicht weit zum Taigai Gebäude.", meinte Yukito, "Bald werden wir an unserem Ziel angekommen sein." "Ihr solltet dort nicht hingehen, ihr riskiert euer Leben nur sinnlos.", warnte Sono, hielt aber weiterhin mit Yukito schritt. "Dem sind wir uns alle bewusst, aber wenn wir den Schlag jetzt nicht zu Ende führen, wird es uns nie gelingen Taigai zu Fall zu bringen." Sono lies sich die Worte durch den Kopf gehen. So wie Ryuchi etwas daran lag ihn zu beschützen, so lag Yukito etwas daran diese Sache zu beenden - und er konnte kein einziges Leben beschützen, indem er redete. "Dann scheint es so als hätte ich keine Wahl....", ging es ihm durch den Kopf und seine Hand schloss sich fester um den Griff der Schusswaffe, "... als zu versuchen diese Leute zu unterstützen." Schnellen Schrittes setzten sie ihren Weg fort, einem gemeinsamen Ziel entgegen. --- Immer noch prallten die beiden Strahlen an seiner Stellen aufeinander. Aber dieser Zustand hatte sowohl an Ryuchi's, als auch an Iwaku's Kräften gezehrt. Keiner der beiden war in der Lage, seine Energie noch lange so zu benutzen. Dann fiel ein Schuss. Ryuchi spürte etwas wie einen Biss in seiner Hand und nur eine Sekunde später wurde er einfach zur Seite gerissen. Sein Körper wirbelte durch die Luft und sein Energiestrahl riss ab. Automatisch gewann Iwaku so die Überhand und ihr Energiestrahl riss ein Loch in den Boden, dort wo Ryuchi noch vor wenigen Sekunden gestanden hatte. Trotz des unerwarteten Verlusts seiner Körperbeherrschung, schaffte es Ryuchi mit Hilfe seiner übernatürlichen Kräfte seinen Körper in der Luft zu fixieren. Sofort wanderte sein Blick zu seiner linken Hand. Mitten darin klaffte ein kreisrundes Loch. Usura, welcher noch unbemerkt mit einem Scharfschützengewehr vor dem Eingang des Taigai Gebäudes stand, grinste. Er hatte das schießen nicht verlernt. Was der Junge nicht wusste war, dass er sich gerade ein Gift eingefangen hatte, welches in der AE-Munition steckte - in der Anti-Esper Munition. Diese Munition hatte Usura selbst mitentwickelt. Es war eine Munition die speziell dafür entwickelt worden war, Esper aus zu schalten, wenn es nötig war. Wenn eine Person angeschossen wurde, wurde sie automatisch mit einem extrem hoch entwickelten und gezüchtetem Virus infiziert. Dieser begann die Zellen der Esper in Windeseile zu zersetzen. Für einen normalen Menschen war der Virus ungefährlich, da er nur bei den Zellen der Esper wirkte, welche eine andere Struktur hatten als die normaler Menschen. Ryuchis linke Hand begann zu zittern und das Zittern ging auf den gesamten Arm über. Starr und ein wenig verängstigt sah er zu, wie sich der Bereich um die Wunde begann grau zu färben. Langsam, aber dennoch wie in einem Zeitraffer, begann sich die graue Farbe auf der Haut aus zu weiten und aus den Teilen die grau wurden, erlosch jegliches Gefühl. "Scheiße!" Ryuchi reagierte instinktiv, als er seine Hand ausstreckte und eine großes Scherbe aus einem Schaufenster in seine Hand geflogen kam. Diese rammte er sich ohne zu zögern durch die Beuge im Ellbogenbereich und er konnte selbst hören, wie das Glas durch den Knochen schlug. Leblos fiel der Unterarm zu Boden, aber er veränderte sich weiterhin, bis er komplett grau war. Der Arm sah so aus, als wäre er... tot, abgestorben. Und die Tatsache das das Blut am Ende ungewöhnlich schnell gerann und schwarz wurde, verstärkte diesen Eindruck nur noch. Usura zog den kleinen Kolben an der Seite des Gewehrs durch und die Hülse der AE-Patrone sprang heraus. Immer noch aufgrund der großen Hitze rauchend schlug sie auf den Boden auf und durch das Geräusch wurde Iwaku auf ihn aufmerksam. Ryuchi war zu sehr mit dem Schmerz beschäftigt, welcher ihm der Armstummel bereitete. Er ließ die Scherbe fallen und biss die Zähne zusammen. Normalerweise hätte ihn der Schmerz wohl sofort in die Knie gezwungen, aber er versuchte bei Bewusstsein zu bleiben und nicht die Beherrschung zu verlieren. Iwaku flog zu Usura hinunter, welcher gespannt Ryuchi beobachtete. Dieser Junge war etwas besonderes, ganz eindeutig. Man konnte sogar sagen, dass er der stärkste Esper war, den es je gab - oder zumindest den der Leiter von Taigai je gesehen hatte. "Usura... was soll das?" "Das ist AE-Munition. Durch einen Treffer davon beginnt der Körper eines Espers durch einen Virus innerhalb weniger Minuten abzusterben." "Dieser Junge ist MEIN Gegner... mischen sie sich nicht ein." "Was redest du da?" "Er hat Itai auf dem Gewissen... ich will Rache an ihm nehmen." "Es tut mir sehr leid, aber ich denke daraus wird nichts." "Was wollen sie damit sagen?" Ein Schuss löste sich und Iwaku riss ihre Augen reflexartig auf. Rauch stieg ihr in die Nase und sie senkte ihren Kopf. Usura hatte sein Gewehr auf die Magengrube seines Gegenübers gerichtet und abgedrückt, wo sich nun ein glatter Durchschuss befand. Er grinste hämisch. Dieser Esper war etwas so besonderes... er wollte ihn für sich haben! Seine Fähigkeiten war von unschätzbarem Wert und er konnte nicht zulassen, dass dieser Junge starb! Iwaku legte eine Hand an das Gewehr und die andere Usura auf die Brust. Dann löste sich ein Energieball, die letzte Energie die sie in dieser Form noch manifestieren konnte, welcher den Leiter von Taigai wie eine Figur aus Papier wegdrückte. Mit einem erstickenden Schrei wurde er durch die Glastür hinter sich gedrückt wobei sich einige Scherben in seinen Rücken bohrten, bevor der Energieball von vorn seine Brust durchschlug. Das Mädchen mit den langen, weißen Haaren nahm das Gewehr richtig und tappte auf Ryuchi zu, welcher auf die Knie gesunken war - der Schmerz hatte ihn einfach übermannt, aber immerhin war er noch bei Bewusstsein. "Ryuchi!" Iwaku sah auf. Der Freund des Jungen und ein paar fremde Personen mit ihm, waren an einer Straße aufgetaucht. "Bleibt weg!", keifte Ryuchi, "Haut ab! Es ist gefährlich!" "Dort ist er lang!" Nacht lag über der Stadt. Zwei Gestalt in weißen Mänteln jagten durch die Seitengassen der Stadt. Sie verfolgten eine Zielperson, einen Esper der am Vormittag einen kleinen Ausbruch seiner Kraft gehabt hatte. Es war niemand dabei verletzt oder getötet worden, aber ab jetzt stellte er eine noch größere Gefahrenquelle dar. Der Junge rannte in eine kleine Hütte hinein. Itai und Iwaku pressten sich links und rechtes von der klapprigen Holztür gegen die Wand, dann sahen sie einander an. Zeitgleich nickten sie und Itai verschaffte sich Zutritt, indem er die Tür eintrat. Das Stück Holz flog in den Raum dahinter, der jedoch vollkommen verdunkelt war sodass man nichts erkennen konnte. Dann wurde er kurz vom Mündungsfeuer einer Waffe erhellt. Itai hatte keine Chance zu reagieren und wurde nach hinten geworfen. Iwaku hingegen gelang es zu reagieren, und sie reagierte indem sie einen Energieball in die Hütte hineinfeuerte. Selbst wenn sie ihr Ziel nicht treffen sollte, so würde die Explosion alles innerhalb der Hütte verbrennen. Doch der Energieball traf und setzte den jungen Schützen augenblicklich komplett in Flammen. Schreiend fiel der Junge nach hinten. Iwaku ignorierte den Jungen gänzlich, sondern kniete sich sofort neben Itai, welcher auf dem Boden lag. Einige Kugeln hatten die rechte Seite seiner Brust getroffen und den Mantel rot gefärbt. "Itai!" Der Junge lächelte schmerzverzerrt. Zwar war er erst dreizehn Jahre alt, aber er versuchte sich tapfer zu halten. Er wollte Iwaku nicht unnötige Sorgen machen. "Halb so wild." Iwaku zog blitzschnell ein Funkgerät aus der Manteltasche heraus. "Iwaku hier, brauche sofort einen Notarzt! Mein Partner wurde angeschossen, mehrere Kugeln haben getroffen!" "Lage wurde angepeilt, Notarzt ist unterwegs!", kam eine Frauenstimme aus dem Funkgerät. Auch wenn Iwaku versuchte ihr Weinen zurück zu halten, so konnte sie sich ein paar Tränen einfach nicht verkneifen. Itai wischte sie mit einer Hand weg. "Ich sagte doch das es halb so wild ist..." Er lächelte warm und Iwaku konnte förmlich spüren, wie sich dieses warme Lächeln um ihr Herz legte und sie ein wenig beruhigte, sodass sie unweigerlicher selbst lächeln musste. *** Als Itai die Augen aufschlug fand er sich in einem Krankenhaus wieder. Iwaku saß neben seinem Bett - aber irgendwie hatte er schon damit gerechnet. Bei so was war sie immer da... immer. Er wollte sich aufrecht hinsetzen, doch ein stechender Schmerz in seiner rechten Seite lies ihn wieder nach hinten sinken. "Bleib liegen. Du bist zwar über das Gröbste hinweg, aber du hattest Glück. Keine Kugel hat die Lunge durchschlagen... die Ärzte meinten das wäre ein Wunder gewesen." "Ich glaube nicht an Wunder.", seufzte Itai und schloss die Augen. Iwaku legte sich sanft auf seine linke Seite und schloss ebenfalls die Augen. "Du Idiot...", flüsterte sie. Iwaku nahm vor ihren Augen nur noch alles verschwommen war, als sie bei Ryuchi angelangt war. Dieser blickte sie verbittert an. "Schieß nur...", forderte er sie auf. Mit weit geöffneten Augen sah Iwaku auf ihn herab, dann fiel sie nach hinten herüber zu Boden. Sie hatte einfach die Kontrolle über ihren Körper, oder zumindest über die Beine, verloren. Was man nicht sehen konnte war, dass ein großer Teil ihrer Haut sich bereits unter ihrer Kleidung grau gefärbt hatte. Unsanft schlug sie auf dem Boden auf, der Gewehrlauf zeigte gen Himmel. Zuerst wusste Ryuchi nicht, ob sie das nur spielte oder ob es wirklich ernst um sie stand, doch als sie begann zu husten und ein wenig Blut zu spucken, glaubte er das es wohl nicht gerade gut um sie stand. Sein Arm hatte inzwischen noch einige tiefe Falten bekommen und sah so aus, als gehöre er schon halb verwesten Leiche. Der Vergleich konnte er wagen, weil er in seiner Gossenzeit bereits die ein oder andere Leiche gesehen hatte. Der Junge mit den braunen Haaren stand wieder auf. Der Kampf war vorbei... es war aus, zumindest hoffte er das. Mit nur einem Arm und unter extremen Schmerzen, konnte man nicht sonderlich gut gegen einen gleichwertigen Gegner kämpfen. "Ich bin froh, dass es so endet...", krächzte Iwaku und Ryuchi hob fragend eine Augenbraue, "... denn nun kann ich dich den gleichen Schmerz spüren lassen, wie ich gespürt habe." Sie lies die Waffe zur Seite knicken und betätigte den Abzug. Die Kugel schoss mit einem Knall aus dem Lauf und ehe er sich versehen hatte, hatte Sono eine Kugel in die Brust nieder geworfen. "NEIN!", brüllte Ryuchi und sprang auf Sono zu, während das letzte Leben grinsend aus Iwaku entschwand. Sono ging, ohne zu Wissen was ihn eigentlich da nieder geworfen hatte, zu Boden. Noch ehe Ryuchi seinen Geliebten erreicht hatte, hatte sich sein Hemd um den Einschuss rot gefärbt. Der Jüngere fiel neben ihm auf die Knie, während alle anderen um ihn herum nur fassungslos zusehen konnten. "Sono! Verfluchte Scheiße! Nein!" Er zwang sich ein Lächeln auf die Lippen. "Hey... nur die Ruhe, dass wird schon wieder.", hauchte er, "Ist... halb so..." Die Worte erstarben mitten im Satz, so wie es Sono tat. Und Ryuchi sank weinend über dem Körper zusammen. Kapitel 8: Report ----------------- Epilog: Report [Report von: Yukito Okita Rang: Leiterin des Taigai Widerstandes Betreff: Abschlussbericht Nachdem die Zerschlagung von Taigai erfolgreich abgeschlossen ist, können wir uns sicher sein das Taigai eine wesentlich größere Organisation ist, als bisher angenommen. Das Gebäude hier war nur eine kleine Zelle eines großen Ganzen. Wir können noch nicht genau sagen wie groß die Organisation allgemein ist, aber es wird daran gearbeitet die Daten auf den Festplatten des Taigai Großrechners auszuwerten. Zwar sind einige davon beschädigt, ein Großteil ist aber noch in soweit funktionsfähig, dass man die Daten von ihnen abrufen kann. Den Hauptteil der Zerschlagung von Taigai haben wir dem Esper Ryuchi Resuke zu verdanken. Er hat einen Großteil der Esper der Taigai Zelle unschädlich gemacht. Außerdem vermuten wir, dass er auch den Leiter der Zelle - Shinji Usura - getötet hat. Diese Tatsache wurde jedoch nicht bewiesen. Ryuchi Resuke verlor im Kampf seinen linken Arm, vermutlich durch den Einsatz der von Taigai entwickelten Anti-Esper Munition, auch AE-Munition genannt. Nachdem sein Geliebter - Sono Hasuke - auch verstorben war, verfiel er in eine Phase, die wechselnd total apathisch und unkontrollierbar wütend war. Aufgrund dieser Tatsache wurde eine psychologisch-medizinische Untersuchung an ihm vorgenommen, nachdem er wieder einen normalen Zustand angenommen hatte. Diese ergab das er eine multiple Persönlichkeit besitzt. Zwar konnte nicht ergründet werden über wie viele Persönlichkeiten er verfügt, jedoch gehen wir davon aus das es drei oder vier Stück sind. Zwar hat ein "normaler" Charakter die meiste Zeit die Oberhand, aber es sind auch andere Seiten deutlich hervorgetreten. Nach dem Kampf gegen Taigai und dem Tod seines Geliebten schwanden die Kräfte wieder auf ein absolutes Minimum herunter. Nur sehr selten kamen sie danach noch zum Ausbruch. Wie bei den anderen Espern zuvor, verstarb Ryuchi Resuke vor drei Wochen. In einem Monat wäre er zwanzig Jahre alt geworden. Ursache war versagen lebenswichtiger Organe. Die Arbeiten zum Wiederaufbau der Stadt, welche einen erheblichen Schaden davongetragen hat, sind größtenteils beendet. Der Zivilbevölkerung wurde - wie schon bei solch pikanten Vorfällen zuvor - eine Lügengeschichte erzählt. Wir arbeiten jedoch daran die Wahrheit zu verbreiten. Die Existenz der Esper sollte kein Geheimnis sein. Sie sind Menschen wie andere auch. Sie haben ein Recht auf eine normale Gesellschaft wie jeder andere auch. Es ist erst soweit gekommen, weil es Menschen gab die diese Ansicht nicht vertraten. Ich werde jedoch mit aller Macht dafür sorgen, dass es bekannt wird! Es sollte bekannt sein, dass es Menschen gibt die über solche Fähigkeiten verfügen. Sie sollte Mitglieder der Gesellschaft werden, so wie es jedem anderen auch gegönnt ist. Nur weil sie Dinge können, die andere nicht können, sind sie nicht anders! Ich werde einen ausführlichen Bericht über die Esper und ihre Fähigkeiten verfassen. Diesen werde ich der Regierung vorlegen. Sollte ich kein Gehör finden, werde ich mich persönlich dort vorstellen müssen. Falls auch das keine Möglichkeit bietet, die Esper in die Gesellschaft einzugliedern, werden wohl oder übel radikalere Methoden von Nöten sein. Es bleibt nur zu hoffen das diese keinen weiteren Hass schüren oder einen Kampf verursachen. Zu viele sind schon gestorben. Die Untergrundbasis außerhalb der Stadt wurde nun versiegelt und ist nur noch über unterirdische Tunnel zu betreten. Wir haben unsere Zentrale nun inmitten der Stadt, unter dem alten Taigai Gebäude errichtet. Da in dieser Stadt nun eine offensichtliche Gefahr durch Taigai ausgeschlossen ist, sind die Esper in der Lage sich hier frei zu bewegen. Zwar können sie ihre Fähigkeiten nicht anwenden, aber es ist ein Schritt in die richtige Richtung. Das einzige was wir nun noch zu befürchten haben, ist der Rest der von Taigai übrig ist. Es ist noch unbekannt wie viele Feinde wir durch diesen Kampf genau gemacht haben, aber Schätzungen zufolge sind es mindestens 100.000 andere Esper, die Taigai unterstehen. Da unser Widerstand nur über gerade mal 527 Einheiten verfügt, hätten wir einem Großschlag von Seiten Taigai's aus nicht viel entgegen zu setzen. Aber bereits jetzt arbeiten wir im Internet daran, günstig Grundstücke auf der gesamten Welt zu kaufen. Dort werden wir dann ebenfalls Einrichtungen schaffen und ähnlich wie Taigai beginnen, Esper zu finden. Jedoch werden wir ihnen ein freies Leben ermöglichen. Freiheit für die Esper ist das Ziel unserer Organisation - Kibou.] Ende [Anmerkung: So... und wieder eine Geschichte vollendet. Ich habe knapp 5 Wochen dafür gebraucht. Merkt man das? Na ja, wie dem auch sei - es ist ja einiges im Dunkeln geblieben. Am wenigsten gesagt wurde wohl über Shinji Usura, den Leiter der Taigai Zelle. Aber über ihn gibt es auch nicht viel zu sagen. Er war ein Mann, ein wenig verrückt und esperbezogen, aber sonst nur ein einfacher Mann. Auch habe ich nicht viel über Ryuchis oder Sono's Vergangenheit erzählt, und von Yukito noch weniger. Ich lasse meine Leser gerne ein wenig... rätseln sage ich mal. Ich kann mir gut vorstellen das in dem Rückblick in dem erklärt wird, wie Sono zu seiner Waffe gekommen ist, einige gedacht haben das der Mann der ihn erschießen wollte Usura ist - die Beschreibung hätte ja gut gepasst. Ich habe sogar tatsächlich mit dem Gedanken gespielt, es so kommen zu lassen. Allerdings wäre mir das ein wenig zu... klischeehaft gewesen, hab es deswegen anders kommen lassen als bisher eigentlich geplant. Nun über die Vergangenheit der Charaktere will ich eigentlich nichts weiter sagen. Jeder Leser kann sich seine Gedanken dazu machen und vielleicht stimmt ja sogar etwas damit überein, was ich in meinem Kopf ausgebrütet habe - Jim] Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)