Wortlos von KarlaRabe (Joey + Kaiba) ================================================================================ Kapitel 17: Willkommen in der Kaibahölle ---------------------------------------- Aloha. Jaha, ich lebe. Diese FF lebt. Wir alle leben und sind um ein Abitur reicher. Ich verstehe jetzt, was ältere Menschen meinen, wenn sie sagen, dass sie Renter sein unterschätzt hätten. Ich habe Abiturient sein unterschätzt. Die Zeit, des zu Hauseseins und am Computer sitzen, weil man eigentlich Hausaufgaben machen sollte, fehlt. Und um alles muss man sich kümmern, angefangen von Job oder Studium, bis Wohnung, bis wah, wah, wah. Und obwohl bei mir mittlerweile alles (bis auf die Wohnung) ziemlich sicher ist, sind da ja noch Freunde. Und die haben alle auch nichts zu tun. Oder zu viel. Wie auch immer. Alles pulsiert vor Leben, nur das hier ein bisschen weniger. Egal. Ins Schreiben muss man auch erstmal wieder reinkommen. Dafür hab ich ja den süßen Cliffhanger eingebaut. Thihi. *********------------**************------------------ Tea lachte immer noch. Wir warteten auf Tris und Yugi. Sie klammerte sich an ihrer heißen Teetasse fest, ihr Kopf war zurückgeworfen, ihre Zähne blitzten mir entgegen und sie lachte. „So lustig ist das jetzt nun auch wieder nicht“, murmelte ich, meine Arme verschränkt. „Oh doch…“, gluckste sie und hielt sich die Hand vor den Mund. Wenigstens waren da noch keine Lachtränen. „Du als Kaibas Assistent…“, Pause zum Atem holen, „mit einem Eis in der Hand!“, und dann gackerte sie weiter. Ich war wirklich nicht amüsiert. „Ich mag Eis einfach gern“, antwortete ich. Sie lachte nur noch lauter: „Im Dezember?“ „Sollte ich etwa bis zum Frühling warten? Das wär ja noch dümmer gewesen.“ Langsam wurde diese Reaktion wirklich alt. Tristan hatte mir am Telefon durch sein lautes Gejohle fast das Trommelfell zum Platzen gebracht, Serenity gekichert, Yugi einmal tief Luft geholt und dann ein: „… wirklich?“ in den Hörer gehaucht. Wenigstens Tea, dachte ich, besitzt eine anständige Portion Taktgefühl. Das war natürlich bevor sie ihren Kopf nach hinten geworfen und losgeprustet hatte. Im Ernst, die Leute schauten sich schon nach ihr um. „Kannst du dich jetzt bitte mal wieder beruhigen“, ein bisschen erschrak ich selbst darüber, wie genervt sich meine Stimme anhörte. „Und überhaupt, wenn etwas lustig war, dann ja wohl überhaupt nur Kaibas Reaktion.“ Die Eiswürfel in meinem Glas klirrten, während ich mit meinen Strohhalm trotzig darin rumstocherte. „Kaiba? Was hat der denn gemacht?“, sie hatte einmal tief Luft geholt und war jetzt wieder ganz neugierige Tea, nur mit einem Tick zu geröteter Wangen. „Ohhh, den hättest du sehen sollen.“ Ich war nun wieder ganz in meinem Element. Über Kaiba sprechen, das konnte ich. „Gestarrt hat der, als gäbe es kein Morgen mehr. Und dabei hatte ich nur ein bisschen rot um die Lippen. Ehrlich man, mein ganzes Gesicht war für den nur noch auf meinen Mund reduziert.“ „Kaiba hat auf deine Lippen gestarrt?“ Nachdenklich rührte sie mit dem Löffel in ihrem Tee herum. Man konnte förmlich sehen wie es in ihr ratterte. „Mhm.“ Ich nickte überschwänglich. „Lange?“, ihre Augen bohrten sich praktisch in meine. Mir wurde ein bisschen mulmig, ich antwortete langsam. „Also, ich hab’s bemerkt…“, „…und du bist was so was angeht nicht der Schnellste“, sie nickte zustimmend. Ich wusste nicht, ob ich jetzt beleidigt sein sollte, oder es als Wahrheit hinnehmen. Was meine Umwelt angeht, da war ich manchmal nämlich echt ein… Träumer. „Man, Joey, weißt du denn nicht was das bedeutet könnte?“ Tea schien ziemlich aufgeregt zu sein. Ich war nur verwirrt. „Dass Kaiba ein Ordnungsfreak ist und nicht mit verkleckertem Eis umgehen kann? Ja, das ist mir auch schon durch den Kopf gegangen.“ Sie schüttelte heftig den Kopf. „Nein, nein, nein. Ich mein, mist, dahinten kommt Tristan…“ Ich wollte mich gerade zur Tür umdrehen, als meine linke Hand umklammert wurde.. „Joey…“, begann Teas mit einer eindringlichen Stimme zu flüstern. „Man, ich bin mir zwar nicht ganz sicher, aber für mich heißt das, dass Kaiba an dir interessiert ist.“ Ich verstand immer noch nicht worauf sie hinaus wollte. „Das ist doch wohl klar, sonst wäre dieser ganze Limoaufzug wohl ohne Sinn gewesen.“ Natürlich war er an mir interessiert. Ich sollte sein Assistent werden oder Fake-Assistent oder was auch immer. Wenn das kein Interesse war, dann wusste ich auch nicht… „Ach Joey“, meine Hand wurde fester gedrückt, ihre Stimme war mehr ein Zischen, „ich meine doch nur, dass Kaiba wirklich, wirklich an dir interessiert sein könnte.“ Und dann machte es Klick. „Tea…du… du…“, stotterte ich und hätte wohl noch lange für diesen Satz gebraucht, hätte Tristan mir nicht in diesem Moment einen guten Stoß gegen die Schulter verpasst. Ich liebte seine herzlichen Willkommensgrüße. „Naaa!“, grinste er: „Und biste jetzt Kaibas Bimbo?“ Ich hustete los. Und Tea lachte. Schon wieder. * Im Wörterbuch steht unter flirten: Einen Flirt veranstalten; ungezwungen und spontan durch Körpersprache oder Smalltalk versuchen, sich gegenseitig näher zu kommen. In meinem eigenen Joeywörterbuch steht unter flirten: Kein Eintrag vorhanden. Sagen wir einfach mal so. Sollte Tea Recht haben, und die Betonung lag auf sollte, dann hatte ich ein Problem und zwar ein großes, ein riesengroßes. Wenn Kaiba nämlich, mein Gott klang das dämlich, wirklich, wirklich Interesse an mir haben sollte und eben jenes besondere Interesse, dann konnte das hier jetzt nicht so weitergehen. Ehrlich nicht. Das wär so eine Kitschfilmausgangssituation. Mensch A mag Mensch B und andersherum und sie kommen sich einfach nicht näher, weil beide zu stolz sind und nach fünfzig Jahren treffen sie sich wieder im Krankenhaus, weil beide Krebs haben und durch einen verdammten Zufall kommt dann ans Licht, dass sie ja ihr Leben lang auf den anderen gewartet haben und überhaupt und sowieso und dann haben sie eine glückliche Woche, die sie dann zusammen im Altersheim verbringen bevor Mensch A dann wegstirbt als tragischer Höhepunkt. Und verdammt, ich hasste Kitschfilme. Ich wollte nicht eine Woche mit Kaiba zwischen Haferschleim und Bettpfannen verbringen, an einem Ort, wo Herzflattern eher besorgniserregend als aufregend war, und in einer Zeit, in der ich meinen Herzschrittmacher hochstellen musste, um ein bisschen Herzklopfen zu bekommen. Nein, nein, nein. Entschlossen stieg ich an der Haltestelle: „Hauptstr./Kaibahaus“ aus. Ich würde es nicht soweit kommen lassen. Ich würde etwas ändern. Heute war mein Tag. * Sagen wir es einfach so. Heute war doch nicht mein Tag. Irgendwie hatte ich mir mehr von Kaibas: „Komm morgen in mein Büro.“ erwartet. Angefangen hatte es schon mit Betreten der Kaiba Corp. Beinah umgerannt wurde ich, so viele Menschen drängelten sich an mir vorbei. Die Informationstante war auch nicht besser. Noch in ihre Jacke gepackt stand sie hinter ihrem Pult. Anscheinend war sie gerade aus der Mittagspause wiedergekommen. Ich hatte mir eigentlich so etwas wie ein kleines Empfangskomitee vorgestellt, Kaibas Limostunt hatte einen hohen Standard gesetzt, aber sie hielt mir nur einen Zettel hin. Ohne wirklich zu wissen, was genau ich tun sollte, schrieb ich einfach mal meinen Namen drauf, während das Telefon ununterbrochen klingelte. Mit einem gequälten Lächeln presste sie nur zwischen: „Ich stelle sie durch.“ und „Nein, da müssen sie sich direkt an ihren Laden wenden.“ ein: „Da warten“ raus, während sie mit dem Finger auf ein Schild zeigte, das zur Lobby führen sollte. Die „Lobby“ war, naja... voll gestellt. Überall standen Kartons. Die ersten fünf Minuten lehnte ich hilflos im Türrahmen und schielte in Richtung Empfang. Ich würde doch sicher bald abgeholt werden. Ganz bestimmt. Nach zehn Minuten hatte ich alle Wirtschaftszeitungen durchgeblättert. Und was anderes gab es hier nicht. Nach der ersten viertel Stunde quetschte ich mich dann zwischen eine Yuka-Palme und einen Karton auf einen diese ungemütlichen Festschraubstühle und wartete weiter. Man konnte mich nicht vergessen haben. Oder? Zwei Männer schräg vor mir waren anscheinend genauso planlos wie ich, sie rauchten und fragten ausgerechnet mich, ob ich wüsste, wo die Cafeteria denn sei, denn da sollte dieser Packen von Umzugkartons anscheinend hin. Ich musste sie ziemlich perplex angestarrt haben, denn der eine stupste den anderen nur freundschaftlich mit der Schulter an und murmelte ein: „Is gut Dirk, wir werden ja pro Stunde bezahlt“, der andere schüttelte nur den Kopf und zündete sich die nächste Zigarette an. Nach einer halben Stunde bin ich dann doch noch mal zurück zum Informationsschalter gegangen. Mittlerweile hatte die Frau es geschafft sich zumindest halbwegs aus ihrer Jacke zu schälen. Der Arm, der das Telefon hielt, steckte noch mittendrin, aber zumindest der Rest war frei. Auf Englisch faselte sie irgendwas in den Telefonhörer. Ich baute mich vor ihr auf. Ihr Blick war fest auf den Computer gerichtet, auf dessen Tastatur sie mit der anderen Hand wild einhämmerte. Sie legte auf, ich räusperte mich, das Telefon klingelte erneut. Diesmal war es eine andere Sprache. Ihr Blick huschte rüber zu mir. Ein neuer Zettel wurde in meine Richtung geschoben. Ich schrieb meinen Namen erneut drauf, erneut zeigte ihr Finger zum altbekannten Schild. Ich schüttelte meinen Kopf. Sie schüttelte ihren Kopf. Ich griff mir einen neuen Zettel: „Ich hab einen Termin bei Kaiba.“ stand dort in großen leserlichen Buchstaben. Im Ernst, alle meine Lehrer wären stolz auf mich gewesen, so deutlich hatte ich noch nie geschrieben. Die Frau konnte es wohl trotzdem nicht lesen, sie runzelte nur die Stirn. „Einen Moment, bitte“, säuselte sie ins Telefon und deckte den Hörer dann mit einer Hand zu. „Ihr Name, bitte?“, ich war so kurz davor meinen Kopf einfach auf die wunderbare Marmorplatte vor mir zu hämmern. „Joseph Jay Wheeler“, presste ich zwischen zusammengebissenen Zähnen heraus. Sie schaute noch einmal zweifelnd in meine Richtung bevor sie auf ihrer Tastatur rumzutippen begann. „Joseph Mit ph?“ Ich nickte. Sie tippte weiter. Ihr Gesicht bekam einen angestrengten Ausdruck. Einmal huschte ihr Blick zur Uhr. „Ah, da hab ich Sie ja. Ihr Termin war vor einer halben Stunde.“ Ich starrte die Frau nur an. „Und das soll mir sagen…?“ „Herr Kaiba hat einen sehr strengen Terminplan, ich weiß nicht, ob sie…“, mein Gesicht muss ziemlich komisch ausgesehen haben, denn sie brach an dieser Stelle ab und fügte ein hastiges: „Ich kann ja mal sehen, was ich machen kann. Wenn sie bis dahin in der Lobby…“ „NEIN!“ Es dauerte nicht mal 10 Minuten und ich saß an meinem alten Platz. Yuka-Palme, Pappkarton. Mordgedanken wegen Kaiba? Unzählige. * „Joseph Wheeler? Herr Kaiba erwartet Sie nun.“ Mit einem Ruck sprang ich auf und hätte mit Sicherheit den Stuhl umgeworfen, wäre dieser nicht im Arbeitsamtsstil festgeschraubt gewesen. Ungelegt folgte ich der Frau, die kaum älter als ich sein konnte. Und trotzdem schien sie so viel erwachsener. Elegant schlängelte sie sich zwischen den Kartons durch, dort wo ich nur ungeschickt anstieß. Zielsicher lenkte sie uns zwischen den Menschenmassen der Eingangshalle durch. Im Ernst, was wollten die alle hier. Es war zwischen den Feiertagen. Niemand ging zwischen den Feiertagen arbeiten. Oder wenigstens nicht so viele. Papa sagte, seine Firma wäre ziemlich ausgestorben. Was zur Hölle war hier los? „Herr Wheeler?“, die sanfte Stimme von Fr. Sommer ließ mich aufschrecken. Ein Schild, das an ihren enormgroßen Brüsten hing, hatte mir ihren Namen verraten. Ich stolperte ihr in einen Fahrstuhl hinterher, der überraschend leer war. Nur wir beide und… „Roland?“, stotterte ich. „Sir“, nickte mir der große Mann entgegen. Ich war so froh ein bekanntes, eigentlich durch die Sonnenbrille unbekanntes, Gesicht zu sehen, dass ich ihn umarmen wollte. Ich entschied mich stattdessen für ein: „Was zur Hölle ist hier los?“ „Ich versteh nicht ganz“, erwiderte er mit seiner üblichen Höflichkeit. Roland war bekannt dafür immer höflich zu sein. Ich denke er wurde dafür eingestellt. Roland war der Einzige, der es immer schaffte, Kaiba mit einer zufrieden stellenden Antwort zu dienen. Wie er das schaffte war ein Rätsel. Entweder absolute Dummheit oder Roland war das eigentliche Genie im Hause Kaiba. Und wenn er einen mit seinen unsichtbaren Augen fixierte, entschied man sich schnell für Zweites. „Da sind...“ Ich zeigte auf die sich schließende Fahrstuhltür und holte Luft. Frau Sommers Lächeln war zuckersüß als sie mir aufmunternd zunickte. „… Menschen“, beendete ich den Satz eher schwach. Ihr Lächeln blieb. Auch Rolands Miene veränderte sich nicht. Eine kurze Stille herrschte trotzdem. Dann hörte man das Pling, der geschlossenen Tür. „Es tut mir Leid, Sir. Aber ich sehe da nur Stahl“, sagte er dann endlich. Ich merkte wie mein Gesicht brannte, rot wurde. „Äh. Nein. Im Gebäude…“, irgendwie hatte ich das Gefühl, ich machte es nur noch schlimmer. Denn ihr Gesichtsausdruck veränderte sich immer noch nicht. Frau Sommer lächelte und Roland… guckte. „Das hier ist eine Firma“, erklärte diesmal die Frau, die auch nach Sommer roch. Eine Mischung aus Chlor und Sonnencreme. Ich wollte, dass sich ein Loch aufmachte und mich in die Tiefe riss. Und zum ersten Mal schien mir dieser Wunsch erfüllt zu werden. Nicht das Loch, aber zumindest die Tiefe. Mit einem Ruck setzte sich der Fahrstuhl in Bewegung und riss mich um. „Jessas“, entfuhr es mir, während ich zurückstolperte und mit der Wand hinter mir krachte. Wir sausten praktisch abwärts. Maskengleich lächelte diese Sommer. Rolands Miene zuckte ebenfalls nicht. Ich beobachtete sie mit weit aufgerissenen Augen. Eigentlich hätte mich das beruhigen sollen. Sie hatten keine Angst, also war dieser praktisch freie Fall normal. Aber wenn du dich mit einem Fahrstuhl in atemberaubender (und das mein ich buchstäblich) Geschwindigkeit dem Erdmittelpunkt näherst und dir nur zwei starre Gesichter nicht einmal entgegenblinzeln. Dann kriegt man es schon mit der Angst zu tun. Mit einem neuen Ruck war es genauso schnell vorbei, wie es begonnen hatte. Ich stolperte nach vorn. Direkt auf die Tür zu. Es machte „Pling“. Das nächste, was ich weiß, ist dass ich mit dem Gesicht nach unten auf einen harten Boden traf. Verdammt. Hatte sich so Alice im Wunderland gefühlt? „Hallo Köter“, hörte ich es dicht über mir. Vergiss Alice. Willkommen in der Hölle. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)