Wortlos von KarlaRabe (Joey + Kaiba) ================================================================================ Kapitel 12: Kopfstoß -------------------- Also, also. Ein neues Kapitel, zwei neue Monate. Wir nähern uns der tatsächlichen Ballzeit. Vielleicht schaff ich es ja sogar den Ball zu Weihnachten stattfinden und gleichzeitig das Kapitel zu Weihnachten veröffentlichen zu können. Das wäre eine herzige Sache. Es fehlt ja auch nicht mehr viel. Die Sache bei diesem Kapitel ist, dass es zwei Sachen gibt. 1. Es ist etwas arg aufgeteilt. In verschiedene kleine Szenenhappen. Aber ich wollte alles drin haben. Ich habe überlegt die Tristanszene herauszuschneiden und in einen Satz unterzubringen, aber habe es dann doch nicht über's Herz gebracht. Nun ist das Ganze halt etwas... länger geworden 2. Ich habe einen eigenen Charakter drin. Andrea. Keine Mary Sue und auch kein zukünftiger Hauptcharakter. Andrea bleibt solang Andrea bleiben muss und gut ist. Nun aber viel Spaß bei dem grauseligem Wetter draußen. Eure Herbst-Cesy ************-------------************-------------************------------- „Ich bin wieder da!“, rief ich gut gelaunt und schmiss meine Tasche unter den Jackenständer im Flur. Yugi war verhältnismäßig mobil gewesen und auch Tristan hatte zu seiner alten Form zurückgefunden, sodass ich etwas später als geplant nach Hause gekommen war. Hey, selbst die halbe Stunde Warten auf die Bahn, dank der etwas bescheidenen Anbindung, konnte mir den Tag nicht versauern. Durch den Geruch von Essen, der das Haus durchströmte, wusste ich, dass mein Vater da war. Auch hörte ich seine Stimme, die auf jemand oder etwas einredete. Das verwunderte mich etwas. War etwa jemand zu Besuch? Es war lang her, dass das letzte Mal jemand da war. Vielleicht ein Arbeitskollege? Neugierig schlich ich in Richtung Küche, wo die Stimme herkam und langsam lauter und deutlicher wurde. „Ja. Das verstehe ich vollkommen, ja… Nein, nein, ich glaube nicht, dass… Natürlich vermisse ich auch Serenity!“ Ich stockte. Der Anruf meiner Mutter! Und ich hatte Dad nicht darauf vorbereitet! Entsetzt sprintete ich die letzten Meter. Die Haltung meines Vaters war angespannt, er hielt den Telefonhörer fast krampfhaft in der einen Hand, während seine andere mit einem Topflappen spielte. Er hatte vorher an der Anrichte gelehnt, mit dem Kopf zur Tür gerichtet, doch als er mich sah, wandte er sich ab. Ich biss mir auf die Unterlippe. „Mhm. Ich freue mich für dich“, kurzes nervöses Lachen, „Nein, das war keine Floskel.“ Dann folgte eine Stille. Ich beobachtete meinen Vater wie er immer wieder nickte, eigentlich total sinnlos bei einem Telefonat. „Ich weiß, und es tut mir Leid.“ Oh, oh, das war kein gutes Zeichen, oder? Nervös kaute ich weiter auf meiner Unterlippe rum, als ich jede seiner Bewegungen verfolgte und dabei versuchte den Inhalt des Gesprächs herauszubekommen. Aber nichts verriet etwas. Er hatte sein Topflappenspiel unterbrochen und starrte nun einfach nur konzentriert auf die Wand vor ihm, während er den Worten meiner Mutter lauschte. Seine Stimme war leise als er wieder zum Reden ansetzte: „Ja, du auch…und Danke.“ Und dann legte er auf. Mit einem Klick setzte das Telefon auf der harten Ablagefläche auf, während es mein Vater noch immer fest umklammert hielt. Er stützte sich mit beiden Händen auf der Anrichte auf und hatte den Kopf nach vorne gesenkt, sodass ich nur seine geschlossenen Augen im Seitenprofil betrachten konnte. Er seufzte einmal laut. Nach ein paar Sekunden Ruhe, streckte er sich und schlurfte dann zur Aufladestelle, in die er das Telefon mit einem Biep hineinsetzte. „Das war also das…“, murmelte er ohne auch nur ein einziges Mal den Blick auf mich zu richten. „Und…?“, platze es aus mir heraus. Er lächelte mich vorsichtig an: „Wir haben viel Arbeit vor uns mein Junge, viel Arbeit.“ Er nickte in Richtung Pizzakartons, unser Abendessen: „Wenn Serenity da ist, können wir uns nicht nur von Fastfood ernähren.“ Es dauerte eine Sekunde bis ich das Gehörte dann verstanden hatte und dann eine weitere um mit einem Satz bei meinem Dad zu sein. Ohne groß nachzudenken hatte ich ihn umklammert und murmelte: „Danke, danke, danke…“ vor mich hin. Er war überrumpelt von meiner Tat und klopfte mir etwas unbeholfen auf den Rücken. Aber das war egal, wir waren wieder eine Familie. ************-------------************-------------************------------- Serenity sollte am ersten Dezember, also nächsten Samstag, in gut einer Woche ankommen. Der Grund, warum sie jetzt doch kommen durfte, war „Andrea“ gewesen, wahrscheinlich eine Freundin, die auch nach Domino wegen beruflichen Gründen ziehen würde. Mir sollte das alles nur Recht sein. Ich war zwischen die ganze Woche irgendwo zwischen Himmel und Hölle, tanzte durch die Gegend und ging mit meinem Weinachtsgedudel allen auf den Keks. Tea drohte mir ernsthaft Schläge an, wenn ich es noch einmal wagen sollte „Rudolf, the red nose reindeer“ vor Heilig Abend oder überhaupt vor der Adventzeit anzustimmen. Tristan zeigte sich weniger kooperativ und schlug einfach zu. Er war etwas angefressen, dass ich ihm verboten hatte mit zum Flughafen zu kommen und beschimpfte mich seitdem nur noch als den Mann, der seiner Liebe im Weg stand. Nur Yugi musterte mich ruhig mit seinen großen Augen und lächelte. Er war auch derjenige, der am wenigsten mit mir zu tun hatte, schließlich war er immer noch zu Hause. Sein erster Schultag war erst am Ende der Woche und als er dann mit seinen Krücken durch die Schule humpelte waren plötzlichen alle ja so besorgt, was wiederum Tea reizte. Mit meinen Freunden war also nicht besonders viel los, aber mein Verhalten muss so hyperaktiv und unerträglich glücklich gewesen sein, dass selbst Kaiba mich manchmal komisch anschaute. Ja! Kaiba! Und es war nicht das normale „Wheeler-was-zur-hölle-hat-dir-erlaubt-auf-der-selben-Erde-wie-ich-allein-nur-zu-atmen“-Komisch, es war ein: „Wheeler-du-warst-ja-schon-immer-anders-aber-was-zur-hölle-ist-jetzt-passiert“-Komisch, was sich in durchdringenden Blicken äußerte, bei denen ich Gänsehaut bekam. Manchmal grinste ich ihn dann an, was dann dazu führte, dass sein Blick sich an schlechten Tagen verdunkelte und er an guten Tagen die altbekannte Augenbraue hoch wandern lies. Auch hielten sich unsere Zusammenstöße in Grenzen. Der einzige verbale Austausch war an dem Tag nach dem Büchereivorfall, als er vor Geschichte plötzlich vor mir stand und mir eine Visitenkarte über den Tisch zuschob, während er „Dritter Dezember, 16 Uhr“, murmelte. Ich guckte die Karte erst verwirrt an, bis ich „Tanzstudio“ las. „Okay“, sagte ich und wollte zu Kaiba hochblicken, aber er war schon wieder auf seinem Platz verschwunden. Tea und Tristan hatten einen anderen Kurs, weshalb mir Fragen, Gott sei Dank, erspart waren. Alles in allem, also eine ruhige Woche, abgesehen von meiner inneren Unruhe und so tänzelte ich auch weiterhin durch die Welt, bis Tea mir erneut die Partnerfrage stellte: „Wen nimmst du denn nun zum Ball mit?“, ihre Hände waren tief in ihren Jackentaschen vergraben. Aus irgendeinem Grund weigerte sie sich Handschuhe bis zum Dezember anzuziehen. „Es ist noch nicht Winter“, hatte sie geknurrt, als ich sie gefragt hatte, und gleichzeitig den Schal, der nicht besonders warm aussah, noch enger um sich gezogen. Ich blieb stehen und beobachtete in einem Schaufenster ein weihnachtsmannähnliches Gebilde, das nach links und rechts schaukelte, während es ein „Merry Christmas“-Fähnchen in der Hand hielt. Um uns herum waren schon die ersten Weihnachtsmarktbuden aufgebaut, deren Besitzer gerade mit dem Einräumen von Schnickschnack beschäftigt waren. Es war Ende November, ihr Geschäft des Jahres begann jetzt. „Hm?“, sie stieß mich an, als ich auf ihre Frage immer noch nicht geantwortet hatte. Was sollte ich auch sagen? Ich hatte mir so gut es ging keine Gedanken darüber gemacht, solange Tristan in der Nähe war, war es besser darüber kein Wort zu verlieren und auch wenn Tea hartnäckig wie ein Bohrer ist, so hielt auch sie sich an den Tristantabubereich und war deshalb nur halb so effektiv. „Mai hat heute Geburtstag“, sagte sie und zuckte mit den Schultern. „Wenn du…“, sie lies den Satz unbeendet und rief stattdessen erfreut: „Ein Teestand!“, auf den sie sofort zustürmte. Ich schmunzelte… Mai also. ************-------------************-------------************------------- Mai also nicht. Ich seufzte. Das Gespräch war mehr oder weniger holprig verlaufen. Ungefähre Wiedergabe: Stetiges Rauschen in der Leitung: „Hallo?“ (Laute Musik im Hintergrund) „Mai…?“ „Hallooo?“ (War das etwa „Blondie“?) „Maaaaaaaaai!“ „Ja?“ (Lautes Lachen) „Ich bin’s Joey!“ „Zoey?“ „JJJoey! Mit J wie Jeopardy!“ „Ach Joey! Wie geht’s dir? (Ich telefoniere gerade.)“ (letzter Satz gebrüllt) „Gut, gut. Herzlichen Glückwunsch.“ „Wofür?“ „Zum Geburtstag.“ „Ach das.“ (Kichern) („Ich komm gleich!“) „Ich wollte nur fragen…“ (Noch mehr Kichern im Hintergrund) „Echt süß, dass du anrufst, ich hab gehört bei Kaiba gibt’s ein Familientreff? Wir sehen uns ja dann, dann kannst du mir alles genau erzählen…“ „Mai, warte, ich…“ (Gejohle) „Mach’s gut, Kleiner (Hey, das ist meiner! Ich bin hier schließlich die…)“ (Immer leiser werdend) „Mai!“ „Tuuuuuuut“ Ja, Mai war immer jemand gewesen, der wusste wie man das Leben genießt. ************-------------************-------------************------------- „Hmmm…“, machte Tea nachdem ich ihr von meinem kleinen Telefonabenteuer erzählt hatte, während sie die Teetassen weiter einräumte. Kaum hatte sie diesen Teestand entdeckt war sie mit einem solchen Elan drauf zugesteuert, dass der Besitzer nur verblüfft gucken konnte und innerhalb von wenigen Minuten hatte sie ihn davon überzeugt noch eine Hilfskraft zu brauchen und dass genau sie die richtige Person dafür war. Nur sie brachte es zustande innerhalb von zwanzig Minuten einen Hilfsjob zu bekommen, der a) gut bezahlt war und b) ihr auch noch Spaß machte. Ich schaute sie etwas neidisch über den Tresen an, während sie mit ihren behandschuhten Händen darauf achten musste, dass auch ja keine Tasse ihr aus den Händen glitt. „Ich dachte du ziehst keine Handschuhe vor Dezemberbeginn an“, bemerkte ich mit einem koketten Grinsen. Tea schenkte mir so einen Blick, den man normalerweise nur Hunden mit drei Beinen oder Katzen zuwirft, die gerade ihren eigenen Schwanz jagen: „Ich arbeite auf einem Weihnachtsmarkt, wenn das nicht Winter ist, weiß ich auch nicht. Und außerdem ist es dunkel und morgen sowieso Dezember. Die paar Stunden…“ Ja, morgen war in der Tat Dezember und der Tag der Ankunft. „Wie wär’s denn mit Serenity?“ Ich blinkte sie etwas verwirrt an. „Wovon rede ich dauernd, wenn wir alleine sind? Als Begleitung natürlich“, sie beugte sich über den Tresen und musterte mich: „Wär’ doch ideal.“ „Tse. Sie ist doch viel zu jung dafür.“ Ich verschränkte die Arme vor der Brust. „Joey, sie ist Sechzehn“, seufzte Tea, „Erinnerst du dich noch daran, was wir mit Sechzehn gemacht haben?“ Natürlich erinnerte ich mich. Es war ja gerade Mal zwei Jahre her, Ägyptenreisen haben wir gemacht und unser Leben in irgendwelchen Schattenspielen riskiert. „Das war anders.“ „Natürlich. Das hier ist ein Ball. Uhhh…“, gespielt beeindruckt wedelte sie mit ihren Händen vor mir rum, „Komm schon, es wär’ doch ein schönes Willkommensgeschenk.“ Hmmm… wo Tea recht hatte, hatte sie recht… ************-------------************-------------************------------- Der nächste Tag verging am Anfang ziemlich langsam. Serenitys Flug sollte um 12 Uhr ankommen, um acht Uhr war ich absolut wach und konnte nicht mehr schlafen. Diese vier Stunden waren die längsten Stunden meines gesamten Lebens und auch mein Dad schien nervös zu sein, denn wir waren schon um halb elf am Flughafen. „Besser zu früh, als zu spät“, murmelte er und ich musste ihm Recht geben. So kam es also, dass wir uns zuerst in ein Cafe setzten, dann Zeitschriften kauften, nur um dann immer noch viel zu früh vor dem Gate zu stehen aus dem sie dann hoffentlich bald einmal herauskommen würde. Ich hasse warten und setzte mich praktisch hundertmal hin, nur um nach wenigen Sekunden wieder aufzuspringen, etwas herumzulaufen, um mich dann wieder hinzusetzten. Mein Vater beobachtete mich amüsiert, aber sein Fuß tappte auch unermüdlich auf dem Boden, zu einem Rhythmus, den nur er kannte. Als Serenity, dann endlich, endlich, endlich, herauskam, wahrscheinlich als Letzte, mit ihrem riesigen Rollkoffer hinter sich herziehend und ihrem rötlichen Haar zu einem Pferdeschwanz zusammengebunden, der im Takt ihrer Schritte hinter ihr her wippte, konnte ich nichts anderes als auf sie zustürmen und so fest umarmen, dass sie zwar gequält lachte, aber sich nicht beschwerte. Schließlich umarmte sie mich genauso stark. Mein alter Herr stand mit etwas Abstand daneben und schaute ein bisschen verloren der Szene zu. Sein Ausdruck wechselte erst, als Serenity sich von mir löste und ihn auch fest umarmte. Überrascht blinzelte er, als Tränen in seine Augen stiegen. Und ich konnte es ihm beim besten Willen nicht verübeln. (Auch wenn es unmännlich war. Sage schließlich ich, der eine ganze Packung Taschentücher verbraucht hat.) ************-------------************-------------************------------- Wie der Samstag gekommen war, so verging er auch und ehe ich mich’s versah, schlenderten Serenity und ich den Weihnachtsmarkt entlang, nun am ersten Advent, zum ersten Mal in seiner ganzen Pracht aufgebaut und entfaltet. Das Wetter war mies und überall saugten sich die Kleider durch die übermäßigen Matschberge voll, von denen es nur so wimmelte, doch das war mir alles egal. Serenity lief von Stand zu Stand und freute sich an solchen Kleinigkeiten, dass ich mich unweigerlich wieder als der Bruder fühlte, der die ersten Schritte seiner kleinen Schwester beobachtet. Und nebenbei jeden böse anstarrte, der es wagte sich ihr auf zwei Schritte zu nähern. Sie probierte gerade eine Pudelmütze an und strahlte mich dermaßen unverschämt an, dass ich ihr einfach den Kopf täscheln musste. Ihr Grinsen wurde nur noch breiter. Ich konnte gar nicht anders, als ihr die Mütze zu kaufen. Fast leerer Geldbeutel hin oder her. „Weißt du“, sagte ich, als ich das bunte Ding in ihrer Hand musterte, „das musst du unbedingt anziehen, wenn wir zum Ball gehen.“ „Zum Ball?“, sie blieb stehen und eine Falte zog sich ihr in die Stirn, als sie mich ruhig musterte. „Jaa“, strahlte ich: „Wie wär’s? Kaiba gibt dieses pompöse Superdings und das wäre doch einmal ein angemessener Rahmen, um unser Familienglück zu feiern.“ Ich breitete meine Arme schon einmal vorsorglich aus, um ihren Freudensprung gut auffangen zu können, in dieser rutschigen Pampe, in der wir uns befanden. Doch der erwartete Freudentaumel blieb aus, unsicher kaute sie sich auf ihrer Lippe rum, als sie mich fast schuldbewusst anschaute. „Joey… ich…“ Was denn? Noch nicht einmal ein ‚Großer Bruder’? „Ich muss dir was sagen…“ ************-------------************-------------************------------- „Du hast WAS?“, ich konnte mich beim besten Willen nicht zusammenreißen und so ganz unter uns, das wollte ich auch gar nicht. Empört plusterte ich meine Wangen auf. Serenity schaute mich leicht verlegen von unten an, ihr Fuß zog unermüdliche Kreise in den Matsch. „Duke! DUKE DEVLIN!“, rief ich in einer Lautstärke, dass sich nicht nur ein paar Leute nach uns umdrehten. Sie lachte nur verlegen und drehte unruhig die Mütze in ihrer Hand. „Ich dachte nur, ich wollte auch dabei sein und als Duke mich dann gefragt hat…“, ihre Stimme war sehr, sehr leise und zaghaft, was mich aber nicht davon abhielt, sie weiterhin entsetzt anzustarren. „Seit wann interessiert sich Duke denn bitte für diesen blöden Kaibaball, der will doch nur…“, murmelte ich düster. „Nein! Nein, ich bin nur unter der Bedingung mitgegangen, dass wir als Freunde hingehen“, in diesem Moment schnaubte ich, aber sagte nichts, „ich wusste ja nicht… hätte ich gewusst, dass du… also wenn du wirklich willst, könnte ich natürlich auch absagen, aber…“ In diesem Moment wollte ich nichts lieber sagen als: ‚tu’s doch, sag ihm ab’, aber meine Stimme versagte, als ich in ihre großen Hundeaugen blickte. Sie wollte nicht absagen. Aus irgendeinem Grund wollte sie nicht absagen. „Wie kam der Kerl überhaupt dazu dich zu fragen?“, knurrte ich also nur genervt. „Naja“, sagte sie, das letzte a besonders lang gezogen, „Er hat mir immer Briefe geschrieben und wir haben ein paar Mal telefoniert.“, meine Hand ballte sich unmerklich zu einer Faust, was Serenity allerdings gesehen haben musste, denn sie fügte schnell hinzu: „Er ist wirklich nett, hat sich wirklich gut um mich gekümmert“, meine Augenbraue zuckte, „Er hat zum Beispiel Mum diesen Job in Amerika besorgt, was sie aber nicht wissen darf. Also ist es wirklich ihm zu verdanken, dass ich überhaupt hier sein kann und er wollte nichts Weiteres als mich als Begleitung und da kann ich doch nicht absagen…“, wieder der Hundeblick an mich gerichtet. Ich stöhnte. Wer bitte hatte diesem Kerl die Erlaubnis gegeben sich in mein Familienleben einzumischen, geschweige denn in das von Serenity? Dieser Mistkerl. Jetzt schuldete ich ihm noch etwas. Wütend massierte ich mir die Schläfen. Und dann tat ich das, wofür ich meinen Kopf am Liebsten gegen die nächste Wand gehauen hätte. Ich murmelte ein: „Also gut…“ und lies das Thema fallen. Es war ja nicht so, dass ich Duke nicht noch auf dem Ball zu Brei schlagen konnte. ************-------------************-------------************------------- „Sie hat WAS?“, ein Stuhl wurde umgeworfen und knallte mit donnerndem Lärm auf dem Fußboden. Ein Wunder, dass der nicht in tausend Stücke zersprungen war. „Was bist du nur für ein Bruder? Joey, wie konntest du...? Duke! DUKE DEVLIN!“, ich spürte wie ich am Kragen gepackt und durchgeschüttelt wurde. Tea und Yugi hatten mich gerade über Serenity ausgequetscht (Tea mehr, Yugi weniger), als Tris durch die Tür kam… und nunja, er hat die Dinge gehört, die er am wenigsten hätte hören sollen. Trotzdem hielt sich mein Mitleid in Grenzen. Schließlich wurde ich als schlechter Bruder bezeichnet. „Denkst du mir gefällt das?“, bellte ich. Auch mein Griff verfestigte sich um Tristans Kragen. Das war schließlich meine Schwester, um die hier gebalzt wurde. Meine unschuldige Schwester. „Warum nicht? Vielleicht war das ja der Grund warum du mich nicht am Flughafen haben wolltest.“ Ich spürte wie der Druck um meinen Hals zunahm. Tristans Augen blitzten nur so vor Wut. Noch konnte ich ohne Probleme atmen, aber das war nur eine Frage der Zeit. Tristan war nicht der Schwächste, wenn er wütend wurde, dann gute Nacht. Andererseits war mir das im Moment so was von egal, schließlich war auch ich kein Schmusekätzchen. „Pass auf was du sagst“, spuckte ich ihm praktisch ins Gesicht, das nicht weit von meinem entfernt war. Er war gerade dabei zu einer Antwort anzusetzen, als wir beide eine Hand auf unserer Schulter spürten. Ich schenkte dem Störling einen vernichtenden Blick, der sich als eine nervös lächelnde Tea entpuppte.. „Jungs“, sie versuchte betont ruhig zu wirken, „sie gehen doch nur als Freunde zum Ball.“ Tristan und ich funkelten sie nur wütend an. Aber scheinbar half es etwas, denn ich spürte wie der Griff an meinem T-shirt sich lockerte und sich auch meiner löste. Tris ging ein paar Schritte auf Abstand und kreuzte seine Arme vor der Brust. „Ball, Ball, Ball…“, schnaubte er verächtlich, „Überall wohin ich gehe höre ich nur Ball.“ Ich verdrehte die Augen: „Der große Ball, uhhh. Und Klein-Aschenputtel ist nicht eingeladen. Natürlich ein guter Grund, seit ungefähr drei Wochen zu schmollen. Grandiose Idee, Selbstmitleid ist ja so eine produktive Sache.“ Er sah so aus, als wollte er mich gleich wieder anspringen, aber Yugi und Tea hatten sich aus weiser Voraussicht zwischen uns gestellt, so blieb ihm nur der verbale Weg: .„Musst du ja wissen. Was Selbstmitleid angeht, bist du schließlich der Experte. Also weiser Mann, gib mir einen Rat, was soll ich denn deiner Meinung nach machen?“, seine Stimme toff nur so vor Sarkasmus. „Ich könnte Kaiba fragen, ob er dir nicht auch noch eine Karte…“, schlug Yugi vor oder wollte Yugi zumindest vorschlagen, denn Tristan lies ihn nicht aussprechen: „Aber sicher, frag ihn doch auch gleich, ob ich mir nicht einmal seinen weißen Drachen ausleihen kann und da wär dann noch eine Europatour nach dem Abschluß zu der ich gern Mokuba mitnehmen würde.“ „Sei doch nicht so negativ, Yugi versucht doch nur zu helfen“, erwiderte Tea gereizt. Wieder ganz Mutter-Hennen-Modus. Wenn’s um Yugi geht versteht sie keinen Spaß. Tristan verdrehte nur die Augen. „Natürlich will Yugi das. Aber man, hier geht es um was ganz anderes. Ich hab auch meinen Stolz.“ Ich musste verächtlich geschnaubt haben, denn ich spürte wie sich Tris’ Blick praktisch in mich hineinbohrte. „Ich hab wirklich ein bisschen Stolz“, fügte er nicht besonders eindrucksvoll hinzu. „Klar hast du den. Dein Motorrad ist dein ganzer Stolz… Au, Tea..“, ohne Vorwarnung hatte ich von ihr einen Klaps auf den Kopf bekommen. Tristan grinste schadenfroh: „Der war selbst für deine Verhältnisse schlecht.“ Ich zuckte mit den Schultern. „Man tut was man kann, ne?“, was mir einen kleinen Schupps, diesmal von Tristan, einfing. “Hey, wofür war das jetzt wieder?“ „Idiot“, murmelte er, aber mit einem Lächeln auf den Lippen. Ich streckte ihm die Zunge raus. Tea schüttelte den Kopf und Yugi lachte. Also alles wieder beim Alten. In dem Moment fiel mein Blick auf die Tür, durch die gerade Kaiba kam. Er schenkte mir sein überhebliches Grinsen, ich drehte meinen Kopf demonstrativ weg. Mein Herzklopfen blieb. Japp, wirklich alles wie immer. ************-------------************-------------************------------- Nervös beäugte ich die Fassade vor mir. Das war es also. Das war das. Es war ein älteres Gebäude, eines dieser Altbauten wie man sie nur in den Kernen der modernen Städte noch sieht. In den Fußgängerzonen mit Kopfsteinpflaster oder zumindest Einbahnstraßen. Natürlich war es eine bessere Gegend, weniger hatte ich auch von Kaiba nicht erwartet. Und natürlich konnte es sich kein normaler Mensch leisten, hier zu wohnen. Die Klingelschilder zeigten, dass hier nur eine Zahnarztpraxis, ein Rechtanwalt und dann eben noch ein Tanzstudio untergebracht waren. Bizarre Mischung, wenn man mich fragte. Es mussten fünf Minuten mindestens vergangen sein, in denen ich das Klingelschild nur aus einer gebührenden Entfernung beobachtete. Von der anderen Straßenseite aus. Noch war es nicht zu spät. Noch konnte ich umkehren. Aber wozu? Um vor Kaiba als Feigling und Mann ohne Ehrenwort dazustehen? Bei meinem Glück würde er mich noch wegen Bruch eines mündlichen Vertrags vor Gericht zerren, bei ihm war alles möglich. Ich gab mir also einen Ruck und schlenderte auf die andere Straßenseite. Dann mal rein ins Vergnügen. Ich seufzte. Es machte keinen Sinn das Ding weiter rauszuschieben. Und klingelte. … und nichts geschah. Ich wartete. Immer noch nichts. Ich klingelte noch mal. Wieder nichts. Hatte ich mich in der Uhrzeit vertan? Ich blickte auf meine Uhr. 16:10. Hm. Und was nun? Eigentlich war das doch gut. Eigentlich könnte es nicht besser sein. Ich könnte umkehren und mit ruhigen Gewissen Kaiba morgen zur Schnecke machen. Etwas von ihm geplantes hatte nicht hingehauen. Könnte er mir eine bessere Vorlage geben? Alles wunderbar, wäre da nicht… Ich mein, hallo? Ich bin hier in diese Gegend gefahren, in der ich so praktisch nie bin, ich bin extra pünktlich gewesen. Jedenfalls so pünktlich wie man es von mir erwarten kann und soll jetzt hier vor einer verschlossenen Tür stehen? Wer war ich denn bitte? So nicht. Entschlossen drückte ich die Zahnarztklingel. Ein Surren erklang und die Tür öffnete sich. Na bitte, wer sagt’s denn? Hürde eins hinter mir. Triumphierend stieg ich die Treppen des kleinen Flurs hoch. Die Stufen knarrten etwas unter meinen Tritten und nur wenig Licht kam durch die winzigen Fenster. So viel also zu besserer Gegend. Da hatte ich mehr Luxus in meiner alten Wohnung gehabt, da gab’s wenigstens noch einen Fahrstuhl. Im zweiten Stock blieb ich stehen. Ein farbenfrohes Plastikschild gab mir zu erkennen, dass ich nun nach rechts zu gehen hatte. Ich probierte die Tür und zu meinem Erstaunen lies sie sich auch durch leichtes Drücken öffnen. Das nenn ich mal vertrauensselig. Andererseits wer würde auch etwas in einer Tanzschule klauen, vor allem was? Spiegel? Amüsiert von meinen eigenen Gedanken trat ich ein und befand mich vor etwas wie einem Rezeptionsschalter. Nur war er leer. Neugierig blickte ich mich um. Alles in sehr modischen Farben. Das sah schon mehr nach Geld aus. An den Wänden hingen Urkunden und Bilder von verschiedenen Gruppen in verschiedenen Kostümen. Die Mädchen meist mit grellem Lippenstift geschminkt. Naja, wem’s gefällt. Von irgendwo erklang Musik. Ich folgte dem Klang. Hinter einer Schiebetür blieb ich stehen. Eine Männerstimme ertönte: „Du machst dich, sehr gut. Wenn du so weiter machst, kannst du bald wirklich auf Turnieren tanzen.“ Ein Mädchenlachen antwortete ihm. Neugierig schob ich die Tür einen Spalt auf, nur um sie dann ganz aufzureißen und reinzustolpern. „Serenity?“, keuchte ich. Trotz der lauten Musik musste sie mich gehört haben, denn sie blickte bei ihrer nächsten Drehung zur Tür und blieb dann unvermittelt stehen. „Großer Bruder, was machst du denn hier?“, fragte sie überrascht. Ich blickte wie gebannt auf die Hand des Mannes, die sich bis eben noch schamlos um ihre Taille gekrallt hatte, jedenfalls bis sie stehen geblieben war. Nun hatte er seinen Arm „nur noch“ locker um sie gelegt und drehte sich auch um. Er war ein Berg von einem Mann. Ich stand praktisch Rocky höchstpersönlich gegenüber. Groß mit einem Kreuz, das einem Boxer Konkurrenz gemacht hätte und auch die passenden Arme fehlten nicht. Das da war ein Mensch, der mindestens aus neunzig Prozent Muskeln bestand. Nicht, dass mir das in diesem Moment aufgefallen wäre. Wär’ das der Fall gewesen, so hätte ich meine kommende Handlung noch mal überlegt. Vielleicht. Denn so sah ich nur einen grässlichen, großen Mann, der meine arme, kleine Schwester in einer Umklammerung hielt. Also tat ich das, was jeder großer Bruder mit Beschützerinstinkt machen würde. Ich schnaubte: „Du Dreckskerl!“ und stürmte auf ihn zu. ************-------------************-------------************------------- „Alles in Ordnung?“, fragte der Dreckskerl, während ich stöhnend meinen Kopf hielt, „Serenity holt eben etwas zum Kühlen.“ Wie gesagt meine etwas unüberlegte Aktion war… nunja… unüberlegt gewesen. Ich weiß nicht genau was mich getroffen hat, aber etwas muss es gewesen sein, denn im ersten Moment rannte ich noch auf ihn zu und im zweiten machte mein Kopf eine unschöne Begegnung mit der Wand. Bitte nicht nachmachen, es ist echt nicht empfehlenswert. „Geht schon“, murmelte ich: „bin ja nicht aus Zucker.“ Allerdings fühlte ich mich so. Mir war übel und ein bisschen schwindelig. Trotzdem versuchte ich aufzustehen. Schließlich blutete ich nicht. „Nichts da.“ Ich spürte wie eine große Hand mich wieder runterdrückte: „Wenn du jetzt aufstehst, fällst du gleich wieder.“ „Ist doch mein Pech“, grummelte ich. In dem Moment betrat Serenity den Raum, ein Kühlpad in der Hand. Sie kniete sich neben mich und tupfte mir damit vorsichtig über die Stirn. Es tat trotzdem weh. Ich grummelte erneut. Sie tauschte ein paar scheue Blicke mit dem Typen aus. Er nickte ihr zu. Sie seufzte. „Oh Joey, was machst du nur?“ Tse. Was ICH machte? „Was machst du, ist ja wohl eher die Frage!“, fauchte ich. Serenity schaute mich leicht seltsam an. „Ich habe Tanzstunden“, antwortete sie dann doch. „Und der da?“, ich wollte in seine Richtung nicken, der Schmerz lies mich stattdessen zusammenzucken. „Oh. Das ist Andrea. Ich hab dir doch von ihm erzählt. Joey-Andrea, Andrea-Joey.“ Ich schaute sie etwas dämlich an. „Mein Tanzlehrer“, fügte sie hinzu. „Aber…“, ich stammelte etwas, „Das ist doch ein Frauenname.“ „Oh. Ich komme aus Italien“, sagte er dann mit einem Grinsen. „Oder viel mehr meine Familie. Eigentlich habe ich nur das Aussehen. Und den Namen. Aber den Meisten sage ich, dass ich Italiener bin, das macht mich interessanter.“ Ich blickte ihn leicht skeptisch an. Serenity aber kicherte. Das tat sie sehr oft in seiner Umgebung. Sehr, sehr seltsam, dieser Andrea. Ich wusste praktisch nichts über ihn. Was, zugegebener Maßen, auch ein Teil meine Schuld war. Ich hatte mich nie für Andrea interessiert. Jedenfalls nicht, als ich noch dachte, dass Andrea weiblich und kein Hüne von einem Mann war. „Und warum genau erzählst du es dann mir?“, fragte ich dann nach einiger Zeit. „Ich dachte es wär ein passendes Thema für einen Kerl, der einfach so in mein Tanzstudio reinplatzt“, er zuckte mit den Schultern und warf mir ein unverschämtes Grinsen zu. Serenity lächelte schief. „Ich bin hier nicht reingeplatzt. Ich hab geklingelt“, antwortete ich leicht verschämt. Außerdem war ich ja wohl nicht der Übeltäter hier, er hatte sich ja wohl an meine Schwester rangemacht. „Dann bist du der Kerl, den Herr Kaiba mir geschickt hat!“, sein Gesichtsausdruck veränderte sich schlagartig. Nun musterte er mich mit unverholter Neugier. „Sojemand hatte ich nicht erwartet.“ Ich funkelte ihn wütend an. Sojemand? Was sollte das denn bitteschön heißen? Aber bevor ich auch nur etwas sagen konnte, hatte er sich schon erhoben. „Wenn das so ist, dann sollten wir besser ins Krankenhaus fahren. Ich habe keine Lust verklagt zu werden.“ „Ich muss nicht ins Krankenhaus“, erwiderte ich wie aus der Pistole geschossenen. Im Ernst, das war ein bisschen viel für so einen kleinen Stoß. Ich mein, es tat schon weh, aber meine Güte, ich hatte schon Schlimmeres erlebt. Und ich wollte auf keinen Fall vor diesem Kerl wie der letzte Schwächling rüberkommen. „Joey“, schaltete sich aber meine Schwester zu meinem Unglück ein, „Du könntest eine Gehirnerschütterung haben. Mit Gehirnerschütterungen ist nicht zu Spaßen. Hör doch auf Andrea. Er weiß wovon er spricht.“ „Aber ich…“, würde das nicht machen. Auf keinen Fall. Man konnte mich schließlich nicht zwingen… „Bitte“, sie blickte mich flehend mit großen Augen an. Anscheinend konnte man das sehr wohl. Ich seufzte. „Meinetwegen“, grummelte ich. „Sehr gut, ich hol den Wagen.“ Er gab mir noch einen Klaps auf die Schulter, dann stand er auf. ************-------------************-------------************------------- Die Fahrt zum Krankenhaus war eine der schlimmsten, in meinem gesamten Leben und ich habe schon viele erlebt. Es war keine Lüge, als ich sagte, dass ich schon öfters das Krankenhaus von Innen gesehen habe und nicht nur um Yugi zu besuchen. Nur hatte die Typen mit denen ich mich sonst geprügelt hatte, meist neben mir gelegen und mich nicht hingefahren, ohne einen Kratzer auch noch. Mir war schlecht und ich war müde und ich konnte es nicht lassen Andrea böse von der Seite anzufunkeln. Gnädigerweise, war mir der Beifahrersitz angeboten worden, weswegen ich Serenity, in diesem Moment jedenfalls, in Sicherheit wusste. Gutgelaunt summte er eine Melodie vor sich hin, während er uns durch den Straßenverkehr manövrierte. Ich hätte ihm den Hals umdrehen können. Im Ernst, welcher Mensch trug im Dezember nichts weiter als ein Muskelhemd?! Oder sollte ich besser Unterhemd sagen? Ihm schien es jedenfalls nichts auszumachen. Und auch Serenity hatte nichts gesagt. Sie schien sein Verhalten gewohnt zu sein, was ja auch nicht allzu verwunderlich war. Er war ja auch schließlich der Grund gewesen, weshalb Serenity schlussendlich doch zu mir kommen durfte. Ich musterte ihn scharf aus den Augenwinkeln, jedenfalls so scharf wie es meine Kopfschmerzen zuließen. Seine braune Haut wurde durch das Weiß seines Shirts nur noch mehr betont. Es sah gut aus und ich war mir sicher, dass ihm das nur zu bewusst war. So ein… Schürzenjäger und ihm vertraute meine Mutter mehr als mir? Irgendetwas war hier doch faul. Ich mein er konnte doch nicht…? Der Kerl war über Zwanzig. Und Serenity Sechzehn. SECHZEHN! Und außerdem... Duke? Ich verstand die Welt nicht mehr. Und ich glaube sie legte auch keinen großen Wert darauf verstanden zu werden, denn als ich drei Stunden später den kleinen Weg zu unserem Haus zusammen mit Serenity durchstapfte, wurde alles nur noch wirrer. Andrea hatte sich gerade verabschiedet, er hatte uns auch noch nach Hause gefahren. Ich wollte das eigentlich nicht. So kindisch es auch klang, der Typ sollte nicht wissen, wo wir, wo Serenity wohnte. Aber als er seine Hand auf meine Schulter gelegt hatte und mit einer tiefen, ruhigen Stimme: „Mit einer leichten Gehirnerschütterung ist nicht zu Spaßen.“ sagte, da ist es mir irgendwie schwer gefallen nein zu sagen. Überhaupt wurde es immer schwieriger ihn nicht zu mögen. So brummte ich also, während ich meine Schlüssel suchte ein: „Andrea also.“ Serenity blickte mich überrascht an. „Wie bitte?“ „Dann ist also Andrea dein Freund“, sagte ich betont ruhig und suchte weiter. Keine Zeichen von Beschützterinstinkt. Ich war sehr stolz auf mich. Triumphierend zog ich den Schlüssel aus meiner Jackentasche. Sie blinzelte ein-, zweimal und begann dann zu stottern: „Ich dachte… nein… ich mein… hast du es denn nicht bemerkt?“ Gerade wollte ich ihn ins Türschloss stecken, als ich dann aber doch innehielt, und sie etwas irritiert anschaute. „Was bemerkt?“ „Naja. Andrea ist schon mein Freund, aber doch nur ein Freund, denn er… ich hätte schwören können, dass… nunja, er ist doch schwul.“ Der Schlüssel fiel lautlos in den Matsch. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)