Dragon's Destiny -Sun- von Yunuyei ================================================================================ Kapitel 1: Kapitel 1: Auf der Flucht ------------------------------------ Strahlendschön war der Morgen des ersten Märztages und geschäftiges Treiben herrschte in der kleinen Stadt die normalerweise um diese Jahreszeit kaum belebt war. Koridor gehörte zum Königreich Wyn‘ran und lag am Fuße des weißen Gebirges und somit an der Grenze zu Chanar. In den warmen Monaten war die Stadt dicht besiedelt und ein Treffpunkt für Reisende und Händler, doch mit dem ersten Schnee, sobald der Gebirgspass, der Weg nach Chanar eingeschneit wurde, viel das Dorf in eine Art Winterschlaf. Normalerweise erwachte Koridor erst im April allmählich aus seiner Winterruhe, doch dieses Jahr platze es bereits jetzt schon aus allen Nähten, da viele Flüchtlinge über den Pass nach Chanar gelangen wollten. „Diese Feiglinge“, fluchte ein Mann lauthals, „nur weil der König gefallen ist und die Rebellen die Hauptstadt Eingenommen haben, fliehen sie jetzt alle wie die Karnickel!“ „Es sind aber auch unruhige Zeiten“, gab eine ältere Dame zu bedenken, „wir wissen nicht einmal was aus dem König und seiner Familie geworden ist“ „Na hoffentlich ist er bei der Rebellion umgekommen, er und sein Pack!“, erwiderte der Mann, „Einen grausamen Tod verdienen sie! In Saus und Braus haben sie gelebt während die Bevölkerung verhungert ist!“ „Lügen, alles dreckige Lügen!“, schrie ein Mädchen plötzlich, das schier aus dem Nichts aufgetaucht war. Doch bevor der überraschte Mann überhaupt reagieren konnte, lief sie schon in Tränen aufgelöst, davon und lies die beiden Gesprächspartner verwundert zurück. Arinn, so der Name des Mädchens, kam jedoch nicht weit. Wenige Minuten nach ihrem Gefühlsausbruch hatte sie sich bereits wieder gefasst und lies sich an einem Brunnen nieder. „Beruhig‘ dich, diese Leute wissen es nicht besser.“, sagte sie zu sich selbst. Arinn war die Prinzessin von Wyn’rar. Nach langen Hungersnöten und Verarmung der Bevölkerung brach vor drei Tagen eine Rebellion in der Hauptstadt aus, in der der angeblich tyrannische und verschwenderische König, Narins Vater, gestürzt wurde und die Rebellen die Herrschaft an sich rissen. Das der König keine Schuld an dem Unglück seines Volkes traf und das Reich einer Intrige zum Opfer gefallen war, war der einfache Bevölkerung nicht bewusst. „Es ist alles die Schuld dieses dummen Kaisers!“, dachte Arinn wütend. Der Kaiser, dessen Name unbekannt war, herrschte mehr als zwei Jahrzehnten über den westlichen Kontinent. Er war der Drahtzieher hinter der Rebellion. Seit Jahren versuchte er die Länder des östlichen Kontinents zu unterjochen und seine Herrschaft auszuweiten. Jahrelang hatte er versucht Wyn’rar zu zu unterwerfen und es bedroht. Dennoch wagte er keinen offenen Krieg, denn er wusste das dies auch zu einem Krieg mit den anderen Königreichen des östlichen Kontinents führen könnte, ein Krieg den er nicht riskieren konnte. Und so hatte er sich eben der Hinterlist bedient um seine Ziele zu erreichen: Er schleuste Spione in das wyn’rarische Parlament ein und unterbannt wichtige Rohstofflieferungen nach Wyn’rar. Und so geriet Wyn’rar das vom Handel lebte und über keine eigenen Ressourcen verfügte, in eine Krise. Hungersnöte brachen aus, Waren wurden knapp und der Widerstand, aufgewiegelt von Gerüchten, die die Agenten des Kaisers streuten, wuchs. Dies gipfelte in einem Volksaufstand, in der die Rebellen, unterstütz von Soldaten des Kaisers, die Hauptstadt an sich rissen. Vor Arinns Augen blitzten die Erinnerungen wieder auf: Wie ihr Vater sie und ihre Schwester panische aus dem Schlaf riss, wie die Stadt, ihr einst so friedliches zu Hause, in Flammen stand und wie ihr Leibwächter Keno und sie tagelang über steinige und beschwerlichste Wege, unerkannt, hier nach Koridor reisten. „Hoheit“, ertönte eine sanfte Stimme „ich habe euch schon überall gesucht!“ Arinn blickte auf und erblickte Keno, ihren Leibwächter. „Bist du des Wahnsinn“, zischte sie, „mich in der Öffentlichkeit so anzusprechen!“ „E-entschuldigt, ich vergaß“, stotterte Keno, „aber ich habe gute Nachrichten: Mir ist es gelungen, zwar teuer und nach langem verhandeln, einen Passierschein zu erstehen!“ „Du hast einen Passierschein bekommen?“, frohlockte Arinn, „ Das sind wirklich gute Nachrichten!“ Arinn und Keno wollten nach Norden, nach Chanar reisen. Um dorthin zugelangen musste man den Gebirgspass überqueren. Allerdings bedurfte es dafür einen Passierschein und diese waren begrenzt und begehrt, vor allem in einer Zeit, in der ein Ansturm von Flüchtlingen das Land zu verlassen versuchte. „Der Passierschein, die Kutschen hierher und die Vorräte haben uns ein kleines Vermögen gekostet.Wir müssen nun sparsam sein und unsere Route genau planen“, sagte Keno und zog eine Karte des östlichen Kontinents hervor. „Das heißt wohl heute wieder eine Übernachtung im Freiem“, seufzte Arinn und lehnte sich müde an Kenos Schulter, während dieser die Karte studierte. Keno war den ganzen Vormittag in ihre Reiseplanung vertieft, während Arinn neben ihm döste. Und so bermerkten die beiden nicht, wie der Platz um dem Brunnen sich allmählich leerte und die Menschen in ihre Häuser eilten. Es war schon fast Mittag als Keno endlich von seinen Karten aufblickte und bemerkte, dass der Platz menschenleer war. „Komisch, wo sind nur all die Leute hin“, fragte er Arinn „Vielleicht Mittagessen“, murmelte sie schlaftrunken. Keno sprang ruckartig auf, packte ihre Sachen und ergriff sein Kurzschwert. „Schnell, wir müssen hier weg, hier stimmt was nicht!“, brüllte er. Doch es war bereits zu spät: Von allen Seiten strömten plötzlich Soldaten, die sich im Schatten der Häuser und Gassen versteckt hatten, auf den Platz und umzingelten die beiden. Sie standen mindestens einem Dutzend Soldaten gegenüber und obwohl Keno sich schützend vor Arinnstellte, war ihm bewusst, dass er gegen eine solche Übermacht keine Chance hatte. „Wenn das mal nicht die Prinzessin und ihr Schoßhündchen sind“, tönte eine Stimme süffisant und eine Frau im trat aus der Mitte der Soldaten. Die Frau, ganz in weiß gekleidet trug eine weiße Maske in Form eines Drachenkopfes, die ihr Gesicht halb verdeckte und hatte grünlich schimmerndes schwarzes langes Haar. „Du…du…Schlange“, doch mehr brachte Arinn vor Zorn nicht hevor. Die Frau deren Gesicht stets von einer Drachenmaske war eine der sieben Generale des Kaisers. Sie nannte sich Saga und hatte sich als Abgeordnete in die Regierung von Wyn’rar eingeschlichen. Sie war es gewesen, die die Tore zum Schloss geöffnet und die Soldaten des Kaisers in die Stadt eingeschleust hatte um die Rebellen zu unterstützen und seit Narin und Kenos Flucht, verfolgte sie die beiden. „Wie habt ihr uns so schnell gefunden“, stammelte Keno. „Ein Blinder hätte euch bei eurer Dummheit aufgespürt“, erwiderte die Frau grinsend, „in Zeiten der Armut mit Geld um sich zu schmeißen ist keine gute Idee. Ihr habt den Händlern und Kutschern zu viel bezahlt und so die Aufmerksamkeit der Leute schnell auf euch gezogen.“ Schuldbewusst blickte Keno zu Boden. Er war wirklich unvorsichtig gewesen. Lebensmittel, Ausrüstung und Waffen waren knapp und aus der Not und Anbetracht der ihnen bevorstehenden langen Reise hatte Keno nicht lange gezögert die hohen Preise zu bezahlen um schnell voranzukommen. Im Nachhinein betrachtet, war es mehr als unbedacht in diesen Zeiten für jeden offensichtlich so viel Geld auszugeben und musste die Leute zu dem Schluss kommen lassen, dass sie sie Adlige auf der Flucht sein mussten. „Was hast du jetzt mit uns vor“, fragte Arinn ängstlich. „Ich werde euch zurück in die Hauptstadt bringen, mehr braucht ihr nicht zu wissen“, antwortet Saga knapp. „Dazu musste du uns erst einmal gefangen nehmen“, schrie Keno und machte sich angriffsbereit. Schon wollte Saga den Befehl zu ihrer Ergreifung geben und Keno sich auf Soldaten stürzen, als wie aus dem Nichts ein gleißend helles Flammenmeer zwischen die beiden Fronten schoss. Die Soldaten schreckten zurück, vom Licht des Feuers geblendet und kaum dass sie wieder klar sehen konnten, waren die Flammen auch schon wieder erloschen und die Prinzessin und ihr Beschützer wie vom Erdboden verschluckt. Die Soldaten hatten kaum Zeit zu begreifen was eigentlich geschehen war, als ihre Herrin auch schon zornig brüllte: „Worauf wartet ihr Idioten, geht und sucht die beiden bevor sie entwischen!“, und wütend von dannen schritt. Kapitel 2: Kapitel 2: Ryu ------------------------- Ryu Wie ein Blitz schoß eine Flammenwand zu ihren Füßen empor und ehe Arinn und Keno sich versahen, wurden sie von einer Gestalt mit silberweißem Haar an den Händen gepackt und fortgezogen. Ohne zu Wissen, wohin sie ihr Weg führte, folgten sie dem Fremden, der sie im rasendem Tempo durch die verwinkelsten und dunkelsten Gassen der Stadt führte. Sie rannten und rannte ohne Sinn und Verstand, allein getrieben von der Angst vor ihren Verfolgern. Doch auch wenn die Angst sie trieb waren sie bald am Rande ihrer Kräfte. Arinn brach als erste zusammen und Keno, sobald er innehielt um der um Luft ringenden Arinn wieder aufzuhelfen, wurde selbst schwarz vor Augen und er erlag ebenfalls der Erschöpfung. Keno wusste nicht wie viel Zeit vergangen war, als er allmählich wieder zu sich kam. Er setzte sich langsam auf und blickte sich um. Neben ihm lag Arinn, immer noch schwer atmend, und sie waren umgeben von Bäumen. Sie mussten auf einer Waldlichtung sein! Doch wie sie dort hingekommen waren, daran konnte sich Keno beim besten Willen nicht erinnern. Er tastete nach an seinem Gürtel nach seinem Schwert, und war beruhigt es an seinem gewohnten Platz zu finden. Auch sein Rucksack mit ihren Sachen lag neben ihm. Sie waren erst einmal in Sicherheit, doch wohin war der fremde Retter verschwunden? Ein Rascheln im Gestrüpp des Waldes lies ihn aufhorchen. Angespannt blickte er sich um, sein Schwert zum Einsatz bereit. „Hey ganz ruhig, ich bin ein Freund“, ertönte eine Stimme zu seiner Rechten und ein Mann trat aus den Schatten der Bäume. „Ein Drache?“, rief Keno und starrte den Mann verwundert an. Der Mann der vor ihn stand war von durchschnittlicher Größe und schien kaum älter als Keno. Dennoch hatte silberweißes Haar und bernsteinfarbende Augen. Ein eindeutiges Merkmal des Drachenvolkes. Dennoch schien er irgendwie menschlich zu sein. Keno konnte es unter dem weiten Umhang des Fremden nicht genau erkennen, aber er schien nicht die schuppigen Gliedmaßen noch die kräftige muskulöse Statur eines Drachens zu haben. Ob Drache oder nicht, er musste die Prinzessin beschützen. Keno stellte sich vor Arinn und hob drohend sein Schwert: „K-keinen Schritt weiter!“, stotterte er. Der Fremde lachte:„Hey, geht man so mit seinem Retter um? Und wie willst du euch verteidigen, wenn du so erschöpft bist, dass du nicht mal dein Schwert gerade halten kannst.“, Keno blickte zu seinem Schwert .Der Fremde hatte recht! Seine Hand zitterte heftig und so auch die Klinge seines Schwertes. Ohne Keno und seine Waffe zu beachten ging der Weißhaarige an ihm vorbei und setzte sich neben Arinn. Er hatte einen Schlauch mit Flüssigkeit in seiner Hand und hob sanft Arinas Kopf um ihr diese einzuträufeln. „Was tust du da!“, schrie Keno. „Ganz ruhig, ist bloß Wasser.“, erwiderte der Fremde und warf Keno ebenfalls einen Schlauch mit Wasser zu, „Ruh dich noch ein bisschen aus, wir haben noch einen langen beschwerlichen Marsch vor uns und ihr solltet schnell wieder fit sein. Ich werde solange Wache halten.“ Keno war zu müde und zu erschöpft um irgendwelche Fragen zu stellen, geschweige sich darüber Gedanken zu machen was die Absichten dieses Mannes waren. Das einzige was ihn momentan interessierte war, dass sie vorerst in Sicherheit waren. Und so schlief er, im sanften Gras des Waldes liegend, schnell ein. Der Mond war bereits aufgegangen und strahlte hell als Keno langsam wieder erwachte. Das Knister eine Feuers war zu hören und Keno öffnete langsam seine Augen. Zu seiner Überraschung war Arinn bereits wieder auf den Beinen und saß neben dem Fremden, sich angeregt mit ihm unterhaltend. Keno starrte die beiden verwirrt an und als Arinn seinen Blick bemerkte sprang sie freudig auf: „Keno du bist endlich wieder wach!“,rief sie und umarmte ihn. „Was heißt hier endlich“, erwiderte der errötende Keno und löste sich aus ihrer Umarmung, „ich habe bestimmt nicht viel länger als Ihr geschlafen.“ „Ganz im Gegenteil, ich bin schon seit Stunden wach, dabei bist du doch mein Leibwächter“, tadelte sie Keno. Keno blickte beschämt zu Boden. Ja, er war ihr Leibwächter, es war seine Aufgabe sie zu beschützen und dennoch war er hier seelenruhig gelegen und hatte stundenlang geschlafen. „Na, na, na…sei nicht zu streng mit ihm Ari. Immerhin hat er tagelang eure Sachen getragen und Wache gehalten, da ist es kein Wunder wenn er erschöpfter ist als du es bist“, verteidigt ihn der Weißhaarige, „lass ihn erst mal wach werden.“ Keno gefiel es gar nicht von diesem allzu merkwürdigen Kerl verteidigt zu werden, doch er war noch zu müde um etwas zu erwidern. Eine gute halbe Stunde später saß er mit den beiden am Feuer und nachdem sie das Kaninchen verzehrt hatten, bedrängte Keno ihren Retter mit Fragen: „So und jetzt raus mit der Sprache, wer oder was bist du? Du scheinst mehr als gut über uns Bescheid zu wissen und das du zu unserer Rettung geeilt bist war bestimmt auch kein Zufall“, löcherte er ihn. „Mein Name ist Ryu, ich bin ein Freund und ja eure Rettung war kein Zufall, Aris Vater schickt mich!“ „Aris Vater?“, fragte Keno ungläubig, mit der Betonung auf Ari. ES missfiel ihm das der Fremde die Prinzessin schon beim Spitznamen rief. „Ja, ich kenne Ari aus Kindertagen und als ich hörte das es zur Rebellion kommen sollte, bin ich so schnell wie möglich nach Wyn’rar geeilt, leider zu spät. In der Nacht der Rebellion erreichte ich die Hauptstadt und durch Zufall traf Aris Vater, den König. Er erzählte mir von eurer Mission und bat mich euch zu folgen und euch zu helfen!“, erzählte Ryu. „Du hast den König getroffen und sollst uns helfen?“, fragte Keno stutzig. Er konnte dies kaum glauben. Sollte dieser komische Kauz wirklich durch „Zufall“ den König getroffen haben und sollte dieser ihn tatsächlich um Unterstützung gebeten haben? Keno wusste zwar das er aus der Not heraus als Aris einziger Beschützer erwählt worden war, dennoch hätte er sich, wenn diese Geschichte wirklich der Wahrheit entsprech sollte, mehr Zutrauen vom König erwartet. Einen dahergelaufen Fremden zum Schutz seiner Tochter nachzusenden, dies schien ihn doch allzu seltsam und nicht gerade ein Vertrauensbeweis an Kenos Fähigkeiten. Aber vielleicht log der Fremde, jedoch schien er über den „Auftrag“ bescheid zu wissen. Kenos Grübelei wurde von Ryu unterbrochen: „Du scheinst mir nicht zu glauben, das ist verständlich, aber ich kann beweisen, dass ich ein Gesandter des Königs bin “, er deutet auf eine große Tasche aus der ein langer weißer Stab herausragte, „ den hat er mich für Ari mitgegeben!“ „Der Stab des Windes!“, keuchte Keno. Einst gab es viele Magier, die mächtigsten gehörten den Königsfamilien an. Jedoch versiegte im Laufe der Jahrhunderte die Magie allmählich und es gab nur noch wenige magiebegabte Menschen. Der Stab des Windes war ein Erbstück der wyn’rarischen Königsfamilie und durfte nur von seinen Mitgliedern benutzt werden. „Das beweist gar nichts, du könntest genauso ein Dieb sein, der im Auftrag des Kaisers versucht uns zu täuschen!“, schnauzte Keno, doch er wurde umgehend von Arinn unterbrochen: „Jetzt hör aber auf Keno, ich kenne Ryu, er ist ein Freund!“ „Hm..ist schon gut, dann werde ich das einfach mal glauben. Erzähl uns lieber wie du uns gefunden und gerettet hast!“, gab Keno schmollend zurück. Es passte ihm gar das die Prinzessin sich so gut mit dem Fremden verstand. Den ganzen Abend saß sie schon neben ihn und schien ihn scheinbar mehr zu vertrauen als ihm, ihrem Leibwächter, der sie schon jahrelang begleitete. „Euch zu folgen“, erklärte Ryu, „ war eine Leichtigkeit! Ich habe mich an die Fersen der Generalin gehängt, die kurz nachdem euer Verschwinden bekannt wurde, euch verfolgte. Ihr habt ja eindeutige Spuren hinterlassen und dass ihr nach Koridor kommen würdet, war klar, es ist schließlich der einzige Marschweg nach Chanar.“ Keno ärgerte sich über Ryus Worte, der ihn schon wieder seiner Fehler bewusst werden ließ. „Als ihr schließlich in Koridor aufgehalten habt, und die Generalin in der Stadt verkünden ließ, dass ihr gesuchte Landesverräter seid und gestellt werden solltet, zogen die Bewohner sich in ihre Häuser zurück. So habe ich aber zum Glück von ihrem Angriff rechtzeitig erfahren und konnte Vorkehrungen treffen. Ich habe meine Sachen hier gelagert und eine Fluchtrute geplant. Zusätzlich habe ich einige Stadtbewohner bestochen zu behaupten, dass sie uns in Richtung Westen laufend sehen haben. Dann bin ich zum Platz gegangen und habe auf eine günstige Gelegenheit gewartet euch aus der Patsche zu helfen.“ „Du hättest uns aber auch von vornherein warnen können“, brummte Keno, „ hätten wir von den Angriff gewusst, wäre wir gleich geflohen und hätten uns nicht umzingeln…“ „Ihr wurdet zu gut beobachtet“, unterbrach ihn Ryu, „ich konnte unbemerkt keine Nachricht schicken und außerdem hätten wir die Soldaten weiterhin an unseren Fersen gehabt. So haben wir ein wenig Zeit gewonnen.“ Keno lies Ryus Worte auf sich wirken. Er hatte alles gut geplant und schien ihm einiges voraus zu haben: „Gut was schlägst du jetzt vor! Wann sollen wir den Pass überqueren, einen Passierschein haben wir schon.“ Ryu lächelte: „ Wie naiv bist du denn? Da ihr nach Koridor gegangen seid und die Generalin über den Erwerb des Passierscheins Bescheid weiß, ist es offensichtlich, dass ihr nach Chanar wollt. Sie wird den Pass überwachen lassen und versuchen euch dort zu stellen!“ Keno ärgerte sich über Ryus Arroganz, der anscheinend alles besser wusste. „Das ist aber der einzige Weg nach Chanar. Ein Schiff können wir der Zeit nicht nehmen.“ „Es ist ein Weg, nicht der Einzige!“ Keno und Arinn erstarrten. „Bist du des Wahnsinns, das kann nicht dein Ernst sein!“, stammelte Keno. Ryu nickte, „Doch, wir werden den Waldweg nehmen. Das ist die einfachste und sicherste Lösung!“ Der Waldweg, der eine Art Umgehungsstraße war, führte durch die tieferen Teile des Gebirges. Selten war dieser Weg von Schnee befallen und obwohl er wesentlich länger war, war er nicht halb so beschwerlich wie die Straße über den Pass. Dennoch mieden seit einigen Jahren die meisten Leute diesen Weg, zu gefährlich war er geworden. Immer wieder waren Menschen, sogar ganze Kolonnen, dort spurlos verschwunden. Es war das zu Hause von Monstern und finsteren Wesen, so munkelte man, und es hieß, dass dieser Weg verflucht war. „Es mag der einfachste aber nicht der Sicherste weg sein“, protestierte Keno, „ man muss schon lebensmüde sein um diesen einzuschlagen! Du kennst doch die Gerüchte! “ „ Ich kenne die Gerüchte und es sind nicht mehr als Gerüchte, ich kenne den Weg gut. Er ist nicht halb so gefährlich wie man sagt. Die einzige Gefahr ist, dass die Straße auf Grund der wenigen Reisenden, verwildert ist und die Monster sich hier gut vermehrt haben. Aber die Monster sind viel weniger gefährlich als unsere Verfolger!“, ermahnte ihn Ryu. „Ich bin dennoch dagegen!“, protestierte Keno, doch Arinn unterbrach ihn: „Ryu ist viel gereist, er weiß was er tut, wenn er sagt, dass es der sicherste Weg ist, werden wir diesen nehmen!“ Keno schwieg zornig. Er war überstimmt, aber noch mehr als das ärgerte ihn wie viel Vertrauen die Prinzessin diesem Kerl entgegen brachte. Was verband diesen beiden bloß? „Gut, dann ist ja alles geklärt, bei Tagesanbruch brechen wir auf! Ruht euch noch ein bisschen aus, morgen wird ein anstrengender Tag“, schlug Ryu vor und da beide immer noch erschöpft waren folgten sie seinem Rat. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)