Suche nach Mokuba von Nightprincess (Wenn sich ein Scheich mit Kaiba anlegt!) ================================================================================ Kapitel 58: Fast perfekter Plan! -------------------------------- ~~~~~ 58. Fast perfekter Plan! ~~~~~ ~Joey´s Sicht~ Ein wenig resigniert lauf ich den halbdunklen Gang entlang, an meiner ehemaligen Gefängniszelle vorbei und immer geradeaus an anderen leer stehenden Zellen vorbei. Wie lang ist denn dieser verdammte Gang? Ich kann hier kaum irgendetwas erkennen, weil die Fackeln im hinteren Bereich gelöscht wurden. Bei der letzten erleuchteten Fackel bleibe ich abrupt stehen, dreh mich zur Seite und greife nach der Fackel, um sie dann mit einer schnellen Bewegung aus der Wandhalterung zu nehmen. Bringen wir doch Licht ins Dunkel dieses Ganges. Vorsichtig schleiche ich mit der Fackel in der Hand weiter geradeaus durch den nun fast völlig dunklen Gang. Das Licht der Fackel beleuchtet nur einen Teil des Ganges und wirft merkwürdige Schatten an die Wände. Ich hasse das, das erinnert mich immer an Geister, ich hasse Geister! Ganz plötzlich erscheint eine Tür im Licht der Fackel, ich schleiche zu dieser und lausche angespannt. Scheint alles ruhig zu sein. Ich versuche die Tür zu öffnen, doch es rührt sich nichts. Ein Schlüsselloch scheint es aber nicht zu geben, sieht also so aus, als wäre sie von innen verriegelt worden. Wie komm ich jetzt durch die Tür? Ob ich sie einfach einrenne? Ich leuchte mit der Fackel die Tür ab, sieht nicht wirklich sehr stabil aus, an einigen Stellen ist die Tür feucht und morsch, wäre also vielleicht nicht wirklich schwer für mich, sie aufzubekommen, wenn ich mich dagegen werfe. Ich schau mich nach einer leeren Fackelhalterung um und steck die brennende Fackel dort hinein, das Messer, das ich noch immer fest in der Hand halte, umschließe ich mit beiden Händen, um eventuell einen Angreifer, der sich hinter der Tür verstecken könnte, zu überwältigen. Ich atme tief ein und aus, nehme Anlauf und ramme mit der linken Schulter die Tür. Es gibt einen lauten Knall, als ich sie mit der Schulter treffe, ein leises Knacken, als ich meine Schulter ausrenke, ein zischendes Geräusch, als ich vor Schmerz die Luft einziehe und ein Krachen, als durch den Aufprall der Riegel auf der anderen Seite gesprengt wird. Die Tür ist auf, aber der Schmerz in der Schulter lässt mich Sterne sehen, so dass ich nichts erkennen kann. Instinktiv werf ich mich auf den Boden, darauf bedacht, nicht auf meiner linken Schulter zu landen, aber es greift mich niemand an. Auf den ersten Blick sieht dieser unmöblierte Raum verlassen aus, doch ein kurzer Blick nach links lässt mein Blut gefrieren und meinen Atem stocken. Jimmy hängt in der Mitte des Raumes an einem Eisengestell und bildet mit seinem Körper ein fast perfektes X. Wäre ich ein Künstler, würde ich diesen Anblick als faszinierend bezeichnen, doch ich fühle nichts weiter als Schmerz beim Anblick, den mir Jimmy bietet. Sein dunkler Rücken wird von zwei Fackeln beleuchtet, ich erkenne unendlich viele rote Striemen, aus denen frisches Blut fließt, das sich seinen Weg nach unten bahnt und das kurze, weiße Leinentuch, das um seine Hüfte geschlungen wurde, rot färbt. Blut fließt auch aus ein paar Wunden an Armen und Beinen und tropft auf den Boden. Jimmys Kopf liegt leblos in seinem Nacken, ein weißes Leinentuch wurde um seine Augen gebunden. So sehr ich auch daran zweifeln will, Jimmy sieht so furchtbar leblos aus. Ist er tatsächlich schon tot? Bin ich zu spät? Ich schüttle den Kopf. Nein! Es ist doch noch gar nicht Mitternacht! Jimmy ist nicht tot! Das darf einfach nicht sein! Zitternd und schwer atmend erhebe ich mich vom Boden und greife nach meiner Schulter. Mein linker Arm hängt schlapp nach unten, das Messer liegt irgendwo auf dem Boden, ich kümmere mich nicht weiter darum, zu sehr steckt der Schock in meinen Knochen. Ich muss mich fast mit Gewalt von Jimmys Anblick losreißen. Zuerst muss ich meine Schulter wieder einrenken, denn in diesem Zustand bin ich keine große Hilfe. Glücklicherweise ist es nicht das erste Mal, dass ich mir selbst die Schulter einrenken muss. Ich bücke mich nach dem Messer und klemm es mir zwischen die Zähne, damit ich den Schmerzschrei unterdrücken kann. Mit einem geübten Griff greife ich meinen linken Arm, ziehe ruckartig daran und renke mir selbst die Schulter wieder ein. Der Schmerz lässt meine Beine einknicken, so dass ich einfach zusammensacke. Meine Atmung beruhigt sich nur sehr langsam und ich kämpfe verzweifelt gegen die drohende Ohnmacht an. Ich darf jetzt nicht ohnmächtig werden! Ich muss mich um Jimmy kümmern! Mühsam kämpf ich mich wieder auf die Beine, greife erneut nach dem Messer, dass ich beim Zusammensacken verloren habe und mache mich auf den Weg zu Jimmy. Seine Füße und Hände wurden mit Seilen an dem Eisengestell fixiert, wenn ich die Seile durchschneide, wird er sich sicher nicht auf den Beinen halten können, also muss ich zuerst die Fesseln an seinen Füßen lösen, damit ich ihn tragen kann, wenn ich seine Handfesseln löse. Ich entferne das weiße Leinentuch, das seine Augen verdeckt, sie sind geschlossen, aber ich stelle beruhigt fest, dass sich seine Augenlider leicht bewegen, er lebt also noch. Ich fühle seinen Puls nur sehr schwach an seiner Halsschlagader, lange wird er diese Qualen nicht mehr ertragen. Die Wunden müssen gereinigt werden, aber zuerst müssen wir hier raus. „Jimmy? Can you hear me? (Jimmy? Kannst Du mich hören?)“, frage ich leise, seine Augenlider zucken kurz. „Jimmy, wake up, please. (Jimmy, wach auf, bitte.)“, flüstere ich, aus Angst, dass eine lautere Stimme ihm Angst machen könnte. Für einen kurzen Moment denke ich darüber nach, ihn zu ohrfeigen, allerdings öffnet er genau in dem Moment die Augen, als ich die Hand zum Schlag erhebe. „Oh, Gott sei Dank! You are alive! (Du bist am Leben!)“, hauche ich überwältigt und spüre doch tatsächlich zwei kleine Tränen in meinen Augenwinkeln. „Jo...you...why...? (Jo…Du…wieso…?)“, flüstert Jimmy und der Klang seiner Stimme versetzt mir einen erneuten Schock. Noch nie habe ich so eine gebrochene Stimme gehört, fast so, als würde jemand sterben. Ich habe noch nie einen Menschen sterben sehen und ich habe Angst davor, dass ich Jimmy nicht retten kann. „Don’t speak, please. We have to disappear. I will help you. (Sprich nicht, bitte. Wir müssen verschwinden. Ich werde Dir helfen.)“; antworte ich und mach mich auch schon an meinem Verband zu schaffen. Ich weiß nicht, ob es eine so gute Idee ist, meinen alten Verband für Jimmys Wunden zu verwenden, aber etwas anderes habe ich jetzt nicht. Mein Verband ist noch relativ frisch und auch die Kräuter von Schandir dürften ihre Wirkung noch nicht verloren haben. Meine Wunden haben seit langer Zeit nicht mehr geblutet, Jimmy braucht den Wundverband nötiger als ich. Vorsichtig verbinde ich seine Wunden, es ist ziemlich leicht für mich, da er noch immer an dieses Eisengestell gebunden ist. Mit dem weißen Leinentuch, das um Jimmys Augen gebunden wurde, wische ich die Wunden an Armen und Beinen sauber, sie bluten nicht mehr sehr stark, dennoch reiße ich meine Hosenbeine in Streifen und verbinde Jimmys Wunden an Armen und Beinen damit. Jimmy sieht beinahe wie eine lebende Mumie aus. Ich schüttle den Kopf, um den Gedanken zu vertreiben und schneide die Fesseln an Jimmys Beinen los. Vorsichtig setze ich seine Füße auf den Boden ab, auch wenn ich nicht davon ausgehe, dass er sich selbst auf den Beinen halten kann, sobald ich seine Hände von den Fesseln befreie. Ich schiebe mich zwischen ihn und das Eisengitter, so dass er mit seinem verbundenen Oberkörper auf meinem Rücken liegt und schneide die Seile an Jimmys Händen durch. Sofort sackt er auf meinem Rücken zusammen, so dass ich sein ganzes Gewicht auf mir spüre. Ich steck mir das Messer in den Bund meiner nun kurzen Hose und greife mit beiden Händen nach Jimmys Beinen, um ihn hochziehen zu können. Er ist nicht wirklich schwer, trotz seiner Größe, und es ist zum Glück nicht das erste Mal, dass ich jemanden Huckepack auf dem Rücken tragen muss. Mit Tristan hab ich öfters solche Sachen gemacht und der ist weitaus schwerer als Jimmy. „Don’t die now, Jimmy, understood? (Stirb jetzt nicht, Jimmy, verstanden?)“, keuche ich leise und schau mich nach einer zweiten Tür um, die ich auf der rechten Seite des fast quadratischen Raumes finde. „Yeah, I understand. (Ja, ich verstehe.)“, haucht Jimmy leise. Ich spüre seinen schwachen Atem in meinem Nacken. Sein Körper glüht vor Fieber, seine Wunden scheinen sich entzündet zu haben. Das sieht gar nicht gut für ihn aus. Mit einiger Anstrengung kämpfe ich mich in Richtung Tür und bete, dass sie nicht verschlossen ist. Ich hab Glück, denn die Tür ist tatsächlich nicht verschlossen, als ich die Türklinke hinunterdrücke, öffnet sie sich sofort und ich sehe eine Treppe, die mich sehr an die Treppe erinnert, die auf der anderen Seite vom Gang in den alten Lagerraum führt. Wohin wird diese Treppe führen? In die Freiheit? In eine Falle? Ich habe keine Zeit, um mir darüber Gedanken zu machen, wenn ich noch länger zögere, wird Jimmy sterben. Wenn es eine Falle ist, sterben wir wenigstens aufrecht im Kampf und mit erhobenem Kopf! Kaiba würde genauso denken. Und Atemu ebenfalls. Ich atme tief durch und marschiere mit Jimmy auf dem Rücken die Treppe hinauf. Mein Plan ist es, ihn hier rauszuschaffen und zwar lebend, wie ich das anstellen soll, weiß ich leider nicht. Aber wer entscheidet darüber, ob ein Plan nun perfekt sein muss? Ist es nicht genug, dass ich weiß, was ich zu tun habe und was mein Ziel ist? Gibt es nicht viele Wege, die zum Ziel führen, wozu brauch ich einen perfekten Plan, der sowieso ständig schief geht? Ich bin nun mal kein Genie wie Kaiba, ich nehm die Dinge, wie sie kommen und versuche zu überleben und Menschenleben zu retten, denn so habe ich stets mein Ziel erreicht, warum sollte es also diesmal anders sein? Die Hitze, die von Jimmys Körper ausgeht, treibt mir die Schweißperlen auf die Stirn. Ich bin erschöpft und dennoch kämpfe ich mich weiter die Stufen hinauf. Meine linke Schulter brennt und mein Rücken juckt. Die Treppe scheint kein Ende nehmen zu wollen, bis ich ganz plötzlich einen kühlen Windhauch spüre und ein schwaches Licht durch eine Eisengittertür erkennen kann. Im ersten Moment glaube ich, dass ich träume, aber als ich kurz die Augen schließe und wieder öffne, ist es noch immer dasselbe Bild. Sterne. Ich sehe tatsächlich helle Sterne. Diese Treppe führt hinaus ins Freie, aber ist es auch gleichzeitig der Weg in die Freiheit? Mit doppelter Anstrengung marschiere ich die Treppe hinauf und öffne die Gittertür. Sie quietscht laut in der Stille der Nacht und meine Hoffnung sinkt auf den Nullpunkt. Die Treppe führte tatsächlich nach draußen, aber nun sitzen wir in einer Falle. Hohe Mauern umgeben diesen Ort, das scheint eine Art Innenhof zu sein, aus dem es nur noch einen weiteren Ausgang gibt, ein großes Tor auf der anderen Seite. Doch das ist nicht das eigentliche Problem, das viel größere Problem steht mitten unter freiem Himmel in dieser sternenklaren Nacht, so elegant, wie es nur ein wahrer Scheich sein kann. Scheich Abur Abdul Kashi sitzt majestätisch auf seinem weißen Pferd in der Mitte seiner Männer, die ihre Maschinengewehre auf mich und Jimmy richten. Meine Kraft verschwindet ruckartig und meine Knie geben unter Jimmys Gewicht nach, so dass ich auf die Knie sinke und nur ganz knapp verhindern kann, dass Jimmy auf dem Boden landet. Jetzt gibt es keinen Ausweg mehr. „Ich muss zugeben, ich bin beeindruckt, lieber Joey. Ich hätte nicht erwartet, dass Du es bis hierher schaffst und dass Du auch noch versuchst, das Leben eines Dir völlig Fremden zu retten, der eigentlich Dein Vergewaltiger werden sollte.“, höre ich Kashis Stimme durch die Nacht hallen. Ich starre ihn an, mit einem Blick, der selbst Kaibas Gefrierblick Konkurrenz machen könnte. „Fahren Sie zur Hölle, widerlicher Mistkerl!“, zische ich eisig und höre ein leises Husten von Jimmy, als er versucht, sich aufzurichten. „Don’t, Jimmy, don’t move. (Nicht, Jimmy, nicht bewegen.)“, flüstere ich leise. „It’s too late now, I’m ready to die, don’t try to save me, it’s okay, you don’t have to die for me. (Es ist zu spät jetzt, ich bin bereit zu sterben, versuch nicht, mich zu retten, es ist okay, Du musst nicht für mich sterben.)“, flüstert Jimmy mir leise ins Ohr und ich spüre, wie er seine Füße auf den Boden absetzt und mich an den Schultern packt. Was zum Teufel hat der Kerl vor? „But you are my friend, I have to save you! (Aber Du bist mein Freund, ich muss Dich retten!)“, keuche ich und spüre Jimmys Griff plötzlich in meinem Nacken. „Yes, I’m your friend, so I’m sorry for hurting you, and now sleep. (Ja, ich bin Dein Freund, also, tut mir Leid, dass ich Dir wehtue, und nun schlaf.)“, meint Jimmy und bevor ich die Worte in meinem Gehirn verarbeiten kann, spüre ich einen schmerzhaften Druck im Nacken, so dass ich einfach zusammensacke. Zur selben Zeit höre ich die dröhnende Stimme von Scheich Kashi und das Donnern der Maschinengewehre, bevor ich das Bewusstsein verliere. Ist das mein Ende? ~~~~~ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)